21. April 2021 – Kartierungsexkursion am Mittwoch
Mittwochsexkursion an der Wohlenberger Wiek
Auch für interessierte Gäste
Es ging in das MTB 2033/2 – Hohen Wieschendorfer Huk
Der zweite Quadrant des Messtischblattes 2033 = Boltenhagen, besteht fast nur aus Ostseewasser. Da marine Pilze nicht zu meinem Spezialgebiet gehören, müssen wir mit den zwei Landzipfeln vorlieb nehmen, die von diesem Quadranten angeschnitten werden. Das heißt, eigentlich ist es nur einer, denn die bewaldete Halbinsel Tarnewitzer Huk ist größtenteils Sperrgebiet und steht außerdem unter Naturschutz. Naturschutzgebiet ist sie seit dem 21. Mai 1993 und insbesondere wegen ihrer Vorgeschichte auch weiterhin für die Öffentlichkeit unzugänglich. Sie wurde lange Zeit militärisch genutzt. Zunächst von der Wehrmacht und zu DDR – Zeiten war sie ein wichtiger Beobachtungsposten der Grenzbrigade Küste der Nationalen Volksarmee. Des Nachts wurden von hier aus große Abschnitte der Mecklenburger Bucht mit Scheinwerfern abgeleuchtet, um mögliche Fluchtversuche von DDR – Bürgern zu vereiteln. Möglicherweise sind hier auch noch militärische Altlasten vorhanden, die ein Sperrgebiet bis heute rechtfertigen. Die Halbinsel, die künstlich entstanden ist, zählt zum FFH – Gebiet und ist zudem als Vogelschutzrevier ausgewiesen. Inzwischen hat sich hier eine weitgehend natürliche Waldgesellschaft entwickelt, die sicher auch für uns einiges zu bieten gehabt hätte. So blieb nur das kleine Dreieck der Hohen Wieschdorfer Huk, wobei hier auch nur der Westteil in den zu bearbeitenden Quadranten hinein gehört. Trotzdem starteten wir am Anleger bei Hohen Wieschendorf und kartierten somit auch den Ostteil dieser Halbinsel, wobei entsprechende Daten hier keine Berücksichtigung erlangen.

Wilde Ostseeküste an der Nordspitze der Hohen Wieschendorfer Huk. Genau hier begann der heute zu bearbeitende Quadrant.
Uns blieb also nur ein kleiner Küstenabschnitt in der Nähe von Hohen Wieschendorf, in Höhe der Weihnachtsbaumplantage des Erdbeerhofes Glantz. Diese ist natürlich eingezäunt und darf nicht betreten werden. Wäre zumindest im Herbst sicherlich auch einen Besuch wert, aber wir müssen uns mit dem Küstenschutzstreifen begnügen. Immerhin durchaus eine gute Adresse für Frühlingspilze von Morchel bis Maipilz. Heute war von ihnen allerdings nichts zu sehen. Die Vegetationsentwicklung hinkt hier wegen der dauerkalten Aprilwitterung hinterher.

In einem küstennahen Birkenwäldchen mit reichlich Totholz gab es eine Reihe verschiedener, gern an Birkenholz wachsender Porlinge. Hier ist es ein Rotrandiger Baumschwamm (Fomitopsis pinicola).

Ein überdimensionales Verkehrsschild zeigt in Richtung Ostsee. Eine Hinweistafel gab uns zu verstehen, dass das Umfeld des Turmes bei Gewitter unbedingt zu meiden ist.

Es handelt sich um den im April besonders häufigen Bovistähnlichen Schleimpilz (Reticularia lycoperdon).

Ein an Prunus spinosa (Schlehe) häufig zu beobachtender Porling, ist der Pflaumen – Feuerschwamm (Phellinus tuberculosus).

Dieser vom Sturm geworfene Baum (Pappel oder Weide) hat sich seiner veränderten Position angepasst und neue Triebe (Bäume) gebildet.

Flechten stellen das Bindeglied zwischen dem Pilz- und Pflanzenreich dar und werden in der Regel von Pilzen dominiert. Die Gewöhnliche Gelbflechte (Xanthoria parietina) bildet richtige Becherlings – Apothezien aus.

Zum Anbaden oder gar Sonnenbaden war das Wetter heute nicht gerade geeignet. Dunkle Wolken markieren den Aufzug einer Kaltfront. Es blieb aber trocken.

Hier fand sich auch der Top – Fund der heutigen Exkursion, der Kastanienbraune Moschuskrautrost (Puccinia adoxae). Foto und Bestimmung: Christopher Engelhardt.

In den sandig – lehmigen Küstenabbrüchen nisten im Sommer zahlreiche Uferschwalben und jagen Insekten.
Hier die kleine Artenliste vom MTB 2033/2 = Hohen Wieschendorfer Huk: Echter Zunderschwamm, Orangefarbiges Brennnesselbecherchen, Zugespitzter Kugelpilz, Birken – Zungenporling, Rotrandiger Baumschwamm, Schmetterlings – Tramete, Bovistähnlicher Schleimpilz, Samtiger Schichtpilz, Holunder – Rindenschichtpilz, Pflaumen – Feuerschwamm, Parasitierende Gelbflechte, Schwefelporling, Frühlings – Mürbling, Gemeiner Trompetenschnitzling, Kastanienbrauner Moschuskraut – Rost und Judasohr.
Wann startet die nächste Mittwochsexkursion? – Siehe unter Termine!