Zum Gedenken an unseren Pilzfreund Josef Gast
Wir Trauern um einen lieben Menschen
Geboren wurde Josef Gast am 03. März 1924 in den damals deutschsprachigen Gebieten der heutigen Slowakei. Die Wirren des Krieges und seine weitreichenden Folgen verschlugen ihn nach Mecklenburg. Zunächst in ein Sammellager in Losten, bei Wismar, und anschließend in die mecklenburgische Kleinstadt Neubukow. Hier heiratete er und gründete eine Familie. Beruflich war Josef Gast zunächst Dekorateur und Plakatmaler. Seine Naturverbundenheit, die er schon als Kind in den Donau – Auen erworben hat, ließ ihn auch in der neuen Heimat nicht mehr los. Angeln an der Ostsee und Pilze sammeln im Hellbachtal sowie die Fotografie beschäftigten ihn in der Freizeit.

Aus jener Zeit stammt dieses schwarz/weiß Foto von Josef Gast. Es zeigt die Feldsteinbrücke über den Hellbach, von der heute nur noch sperrliche Reste zu Erkennen sind. Der kleine Junge rechts im Bild ist Sohn Wolfgang im zarten Alter von 5 Jahren.
Mit seiner Familie (inzwischen erblickten zwei Kinder das Licht der Welt), zog er bald nach Wismar und arbeitete hier viele Jahre als Gravuer. Als er Rentner wurde, hatte er nun endlich auch Zeit sich verstärkt den Pilzen zu widmen. Er nahm zunächst nur an einzelnen Pilzwanderungen teil, da er noch einen Kleingarten zu Bewirtschaften hatte. Als er diesen später abgab, wurden die Pilze sein Lebensinhalt. Er unternahm mit seinem Fahrrad große Touren durch die heimischen Wälder, immer auf der Suche nach interessanten Pilzen. Bewaffnet mit seinem Fotoapparat, gelang ihm so manch toller Schnappschuss. Lagen alte Dorfkirchen auf seinem Weg, so waren sie ebenfalls beliebte Fotomotive.
Ich war damals noch bei der Hansestadt Wismar angestellt und leitete die städtische Pilzberatungsstelle, die es schon seit den 1950er Jahren in Wismar gab. Regelmäßig besuchte Josef Gast mich hier, ließ kaum eine Pilzwanderung aus und wir unternahmen Privatexkursionen in die verschiedensten Wälder. Er legte sich eine umfangreiche Bibliothek von Pilzbüchern zu und erweiterte sein mykologisches Wissen derart, dass er selbst für einen angehenden Pilzberater schon fast überqualifiziert war. Als die städtische Pilzberatungsstelle im Jahre 2002, angeblich aus Kostengründen, geschlossen wurde, bedauerte er diesen Umstand zutiefst.

Pause in einer Wanderhütte an einem warmen Sommertag während einer Pilzwanderung von Warin nach Blankenberg. 31. Juli 1999.

Voller Freude kam er am 17. November 2000 zu mir in die Pilzberatung und präsentierte mir diesen Klapperschwamm, den er im Staatsforst Jamel fand.

Besuch aus Finnland in der Pilzberatungsstelle. Von links: Frau Karsten – Stenius (Finnland), Josef Gast und Pilzfreundin Siglinde Wundrak im Jahre 2001.

In der Wismarer Fischgaststätte „Seehase“, die es heute leider nicht mehr gibt. Von links: Hermann Wundrak, Siglinde Wundrak, Frau Karsten-Stenius (aus der Verwandtschaft des bekannten Mykologen Karsten), Reinhold Krakow und Josef Gast im Jahre 2001.

Pilzwanderung im Hellbachtal am 14. April 2001. Von rechts: Josef Gast, Herr Stenius aus Finnland und Reinhold Krakow.

Pause auf einer Privattour durch den Haushalt Forst bei Zickhusen am 30. Mai 2001. Von links: Reinhold Krakow, Josef Gast und Siglinde Wundrak.

In kleiner Runde zu meinem Geburtstag am 11. Februar 2002 in der alten Pilzberatungsstelle. Von links: Siglinde Wundrak, Josef Gast und meine Mutter.
Als ich im Sommer 2003 die Idee hatte, die Pilzberatungsstelle aus privater Initiative, mit einem erweiterten Konzept, unter dem Namen „Steinpilz – Wismar“, wieder neu entstehen zu lassen und zeitgleich die Gruppe der Pilzfreunde innerhalb der Gemeinnützigen Gesellschaft Wismar e.V. gegründet wurde, um diese Idee zu Unterstützen, zögerte Josef Gast keinen Moment und trat sofort den Pilzfreunden des Vereins bei. Bereits vorher hatte er auch seinen Sohn Wolfgang für die Pilze begeistern können und er holte ihn mit in´s Boot. Josef Gast gab sein Wissen von den Pilzen auch auf unseren Vereinsabenden durch Gespräche und Fachvortäge an andere Pilzfreunde weiter. Er gestaltete für uns Kalender, Schautaffeln und Pilzkärtchen mit seinen Fotos, vor allem aber mit seinem zeichnerischen Talent. Eine schwere Krankheit zwang ihn in den letzten Lebensjahren seine Aktivitäten deutlich einzuschränken. Fahrrad – Touren und größere Wanderungen waren nicht mehr möglich. Trotzdem setzte er sich immer noch in den Zug und fuhr in den Moidentiner Forst, oft in Begleitung von Siglinde Wundrak oder Sohn Wolfgang, um eine kleine „Pilzrunde“ zu drehen oder er begab sich in die städtischen Parkanlagen, die so manch interesante Pilzart beherbergten.
Liebevoll umsorgt wurde er bis zuletzt von seinen Kindern Marianne und Wolfgang. Besonders Marianne Gast, die sich mit ihm die gemeinsame Wohnung teilte, kümmerte sich in einer Art und Weise um ihren Vater, wie es heut zu Tage keinesfalls selbstverständlich ist.

Am 25. Juli 2008 gab er seinen Ausstand bei den Pilzfreunden, ohne aber dem Verein und den Pilzen ganz den Rücken zu kehren. Die angeschlagene Gesundheit zwang ihn zu diesem Schritt.

Hier beim traditionellen Vereinstreffen der Rehnaer und Wismarer Pilzfreunde am Roten See bei Brüel am 31. August 2008. Von links: Reinhold Krakow, Irena Dombrowa, ein sehr pilzinteressierter Urlauberjunge aus Bayern, Torsten Richter vom Pilzverein Rehna und Josef Gast.

Und er ließ es sich auch nicht nehmen zu unserer großen Pilzausstellung am 26. September 2008 vorbei zu schauen. Ein gern gesehener Gast! Von links: Marianne Gast, Inge Schellbach, mein kleiner Sohn Jonas und wie immer mit Fotoausrüstung, Josef Gast.
Einige Fotos und Zeichnungen von Josef Gast

Einfallsreichtum und Geschmack bewies er immer wieder bei den Arrangements seiner Fotos, so wie hier mit Teuerlingen.

Was machen, wenn man nur ein Exemplar für`s Foto hat. Ein Spiegel kann helfen und schon sind Ober-und Unterseite dieses Grünlings fotographisch festgehalten.

2007 fand Irena Dombrowa diesen wunderbaren Riesen – Erdstern (Geastrum melanocephalum) beim Waldhotel bei Neukloster. Josef Gast fotografierte ihn für uns.

Auch diese seltenen Fingerhut – Verpel (Verpa conica) fand Irena im Mai 2005 auf der Ostseeinsel Poel. Foto: Josef Gast.

Durch den Eiertunnel in Bad Kleinen sind wir immer zu unseren Pilzwanderungen am Schweriner See gegangen. Gezeichnet von Josef Gast.

Die eingangs gezeigte Feldsteinbrücke über den Hellbach bei Buschmühlen gezeichnet nach der alten Fotografie aus dem Jahre 1955.
Kurz nach seinem 86. Geburtstag, am 03. März 2010, verschlechterte sich sein Gesundheitszustand plötzlich rapide und nach einem kurzen Krankenhausaufenthalt schloss er am 15. März für immer die Augen. Seine lebenslustige und liebenswerte Art wird uns sehr fehlen. Er bereicherte durch sein redseliges und humorvolles Wesen unsere Zusammenkünfte und Wanderungen sehr. Es ist schwer zu Begreifen, dass ein Mensch mit so viel Klugheit, Lebensfreude, Herzlichkeit und Bescheidenheit nicht mehr unter uns weilt.

Er wurde am 30. März 2010 im Ruhewald Wiligrad beigesetzt. Wenige Meter unterhalb der Hangterrassen zum Schweriner See wachsen die Pilze, die er seit seiner Jugend so sehr liebte, die Morcheln. Zu unserer Vereinsexkursion besuchten wir ihn an seinem Ruhebaum am Schweriner See. 25. April 2010.
Lieber Josef, wie vermissen dich! – Im Stillen Gedenken –
die Pilzfreunde der Gemeinnützigen Gesellschaft Wismar e.V.