Wetter und Pilze im Raum Nordwestmecklenburg

Tagebuch zu Wetter und Pilze Mai 2021

Maipilz, Mai – Ritterling, Mai – Schönkopf (Calocybe gambosa). 01. Mai 2021 in Nisbill.

Solch mysteriöse Kreise auf Rasenflächen sollte man sich in den nächsten Wochen näher anschauen. In ihnen könnten sich Maipilze verbergen, so wie das obige Exemplar, welches von diesem Standort in einer Parkanlage stammt.

Sonnabend, 01. Mai (Maifeiertag) – „Alles neu macht der Mai“ –  „Mai feucht und kühl, füllt dem Bauer Scheune und Fass“ – „Der Mai ist gekommen, die Bäume schlagen aus“ lauten einige Sprüche zu diesem Frühlingsmonat. Nun, alles neu, trifft sicherlich immer zu. Feucht und kühl verläuft zumindest die erste Woche des Wonnemonats und auch die Bäume werden kräftig ausschlagen, denn der April hat zumindest bei uns im unterkühlten Norden diesbezüglich kaum Vorleistungen erbracht. Die Natur wird sich über die nächsten Tage sehr freuen, es wird einiges an Regen geben und es bleibt nach wie vor kühl, nein, ausgesprochen kalt und auch die Bodenfrostgefahr ist noch nicht ganz gebannt. Allerdings wird der starke Wind, der die ganze Woche über besonders in Verbindung mit Schauern und Gewittern teils Sturmstärke erreichen kann, Väterchen Bodenfrost das Leben schwer machen. Auf jeden Fall saugen die im Wochenverlauf durchziehenden Tiefdruckgebiete immer wieder hochreichend kalte Polarluft an. Dabei kann es besonders am Dienstag und Mittwoch sehr ungemütlich werden. Also mit Wonnemonat hat das dann für uns Menschen kaum etwas zu tun. Verbinden wir diesen Begriff doch eher mit sonnigem, warmen Frühlingswetter, in ergrünender und erblühender Natur. Aber der Regen ist sehr wichtig, nicht zuletzt auch für uns Pilzfreunde. Lässt er doch hoffen, dass wir endlich mal wieder einen pilzreichen Mai erleben könnten.

Vom Regen wieder aufgequollen, der Goldgelbe Zitterling (Tremella mesenterica). Wir kennen ihn aus dem Winter. 01.05.2021 in der Mordkuhle.

Heute blieb es in Mecklenburg bis auf vereinzelte Schauer weitgehend trocken, aber schon morgen kann sich das ändern. Über Mecklenburg wird eine Konvergenzzone aktiviert. Zum einen erzeugt das 5 b – artige Tief, dass über dem Südosten Deutschland nach Polen zieht eine Ostströmung über unseren Köpfen, zum anderen verstärkt sich eine westliche Windströmung, ausgelöst vom sich allmählich bildenden Dienstags/Mittwochssturm, so dass der bei uns lagernden feuchten Luft nichts weiter übrigbleibt, als in die Höhe aufzusteigen. Kräftige Konvektion ist die Folge, die sich dann in teils kräftigen Schauern und Gewittern manifestiert. Strichweise besteht dabei die Möglichkeit von stundenlangem Dauerregen bis hin zum Unwetterkriterium. Morcheln werden sich freuen und ab Mitte des Monats können wir dann auch auf gute Erträge an der Maipilzfront hoffen.

An einer meiner Zeigerstellen für Mai – Ritterlinge, in einer kleinen Parkanlage, die in der Regel Anfang Mai mit zahlreichen Fruchtkörpern des Maipilzes besetzt ist, zeigte sich heute erst sehr zaghaft eine kleine Vorhut von zwei Pilzchen.

Hier die möglichen, akkumulierten Regenmengen für Wismar bis zum 16. Mai – 2.00 Uhr: Im Mittel können bis dahin 47,4 Liter vom Himmel fallen, minimal 17,4 l/qm und bestenfalls dürfen wir uns auf 113,0 Liter freuen.

Besucht man die Mordkuhle, südöstlich von Crivitz, fühlt man sich ein wenig ins Mittelgebirge versetzt. Kein Wunder, gibt es hier doch den Blocksberg und den Teufelsbach. Der Harz lässt grüßen.

Übrigens gab es auf der heutigen Pilzwanderung durch die Mordkuhle keine dieser beliebten Frühlingsarten. Frischpilze waren die absolute Mangelerscheinung. Dafür erlebten die drei Teilnehmer einen schönen Spaziergang durch ein ganz wunderbares, abwechslungsreiches und hügeliges Privatwaldrevier. Hexen und Teufel begegneten uns nicht und auch die Mordbuben hielten sich zurück b. z. w. haben längst das Zeitliche gesegnet. Immerhin hat im nahen Severin am 19.12.1931 der spätere Reichspropagandaminister Josef Goebels seine Frau Magda in der Dorfkirche im Beisein Adolf Hitlers und weiterer Nazi – Größen geehelicht. Zuvor hatte sie sich vom Mecklenburger Besitzer des Gutes Severin, Günther Quand, scheiden lassen.  Mecklenburg war zur damaligen Zeit die Nazi – Hochburg ganz Deutschlands, bis hin zum NSDAP – Mitglied Großherzog Friedrich Franz zu Mecklenburg.

Mordkuhle oder Schweinesuhle?

Blick auf den Mustiner See. Dunkle Wolken sorgen für eine mystische Stimmung.

Sonntag, 02. Mai – Heute Nachmittag habe ich mit Irena eine Rundfahrt zwischen Sternberg und Güstrow unternommen. In die Umgebung von Rothen, Mustin und Bolz. Hier ist sie aufgewachsen und zur Schule gegangen. Obwohl nicht weit vom jetzigen zu hause entfernt, ist sie in einigen Ecken schon seit Jahrzehnten nicht mehr gewesen. So besuchten wir das Adelsrevier in Mustin. Ein waldnahes Parkgelände zwischen dem Mustiner See und dem Höltensee. Eine Landzunge, wie eine Halbinsel zwischen beiden Gewässern. Mitten drin stand hier das ehemalige Herrenhaus, das zu DDR – Zeiten als Schulgebäude diente. Da kommen natürlich Erinnerungen hoch und man ist verwundert, wie sehr sich vieles, wenn auch nicht alles, verändert hat. Die Natur hat Besitzt ergriffen vom ehemaligen Schulstandort und an einer Schautafel kann man sich über den geschichtsträchtigen Ort und seinem Werdegang informieren. Dort, wo das Schloss stand, hat sich ein Jungeschenwald etabliert. Das Gelände sieht auf den ersten Blick wie ein Morchel – Paradies aus. Auch der umringende und ufernahe Altbaumbestand enthält viele Eschen. Morcheln konnte wir leider keine entdecken, was aber nichts weiter besagen dürfte. Es wird hier sicher irgendwo welche geben.

Dafür hatte Vereinsmitglied und Pilzfreund Andreas Herchenbach am 01. Mai 2021 das Glück am Schweriner See, auf eine Morchel – Oase zu stoßen. Da kommt Freude auf! Foto: Andreas Herchenbach.

Auch am Holzdorfer See drehten wir eine kleine Runde. An einem stark vermorschtem Birkenstubben ein kleines Büschel Stockschwämmchen (Kuehneromyces mutabilis) mit Sonnenbrand.

Wir entdeckten weitere, tolle Ecken, so im Mildenitzgebiet und am Rothener See. Schließlich drehten wir noch eine Runde am Sternberger See, wo es gesichert ist, dass es hier Morcheln gibt, konnten aber auch hier nicht fündig werden, obwohl wir einen Standort bis auf wenige Quadratmeter eingrenzen konnten. Es gehört also immer auch eine gehörige Portion Glück dazu! Schließlich mussten wir uns sputen, ins trockene Auto zu gelangen, denn es fing wie aus Kübeln an zu schütten. Die Konvektion eines Kaltlufttroges und der bereits erwähnten Konvergenz kam nun immer mehr in Fahrt und brachte wie erwartet, weit verbreitete Schauer und Gewitter. Wie üblich, bei derartigen, konvektiven Niederschlagsereignissen, waren die Regenmengen sehr unterschiedlich.

An einem Bächlein am Erlenbruch bei Mustin ein Büschel Grünblättriger Schwefelköpfe (Hypholoma fasciculare). Giftig!

In Wismar waren 2 Liter im Messbecher. In Goldberg sollen es 6 Liter gewesen sein und Spitzenreiter war das Vorpommersche Feldberg mit 22 Liter auf den Quadratmeter. 

Über dem Sternberger See braut sich etwas zusammen. Wenige Minuten später öffnete der Himmel seine Schleusen. 02. Mai 2021.

Montag, 03. Mai – An dieser Stelle wollen wir uns kurz dem Thema Jahreszeiten zuwenden. Nicht den kalendarischen und auch nicht den meteorologischen. Von denen gibt es bekanntlich jeweils vier. Die vier Jahreszeiten kennen wir ja auch musikalisch. Antonio Vivaldi vertonte sie seinerzeit. Aber damit geben wir Pilzfreunde uns nicht zufrieden. Bei uns gibt es 8 Jahreszeiten! Hanns Kreisel hatte sich diesem Thema zu Lebzeiten angenommen und nachzulesen sind sie im Handbuch für Pilzfreunde, Bd.1. Wer das Buch nicht zur Hand hat, an dieser Stelle sei noch einmal kurz darauf eingegangen. 

Eine kleine Reise durch das Pilzjahr, wobei die Jahreszeiten als Aspekt – Abfolge abgehandelt werden. Natürlich sind diese Aspekte miteinander verzahnt b. z. w. gehen ineinander über. Sie können sich je nach Witterungsablauf auch um Wochen, sowohl nach vorne, wie auch nach hinter verschieben. Wir nehmen hier mal ein ganz normales Pilzjahr an. 

Österreichischer Kelchbecherling (Sarcoscypha austriaca).

  • Schneeschmelze (Januar bis April). Typisch sind hier: Kätzchen – Becherling, Österreichischer/Scharlachroter Kelchbecherling, Winter – Stielporling, Fichten – Zapfenrübling und die Teufelsurne. Natürlich gibt es weiterhin Pilze des Winters, so wie Austern- Seitling, Samtfuß – Winterpilz und Judasohren. In milden Zeiten auch die drei häufigen Schwefelkopf – Arten, Stockschwämmchen oder Rehbraune Dachpilze.

Speise – Morchel (Morchella esculenta).

  • Vorfrühling (Ende März bis Anfang Mai). Typisch sind Diskomyceten und einige Blätterpilze: Lärchen – Trichterling, Frühlings – Rötling, Scheibenlorchel, Frühjahslorchel, Riesenlorchel, Graublättriger Schwefelkopf, alle Morchel – Arten, Frühlingsmürbling, Anemonen – Becherling, Nagelschwämme und Fingerhut – Verpel. Des weiteren können auftreten: Frühlings- und Kurzstieliger Weichritterling, Schmutziger Rötel – Ritterling, Stockschwämmchen und an Röhrlingen ganz vereinzelt Butterpilze und Birkenpilze.

Maipilz (Calocybe gambosa).

  • Frühling (Anfang Mai bis Mitte Juni). Typische Vertreter sind: Frühlings – Ackerling, Maipilz, Schild und Blasser Pflaumen – Rötling, Gefalteter Nabeling und Violetter Kronenbecherling. Nicht selten Stockschwämmchen, Breitblätter, Waldfreund – Rübling, Grünblättrige Schwefelköpfe, Schuppige Porlinge, Mai – Stielporling und Schwefelporling, einige Champignons. Röhrlinge sind vertreten durch erste Flocken- und Netzstielige Hexenpilze, Körnchen – Röhrlinge, Fahler Röhrling, Sommersteinpilz und Rotkappen.

Mairißpilz (Inocybe patouilardii). Sehr giftig! Doppelgänger des Maipilzes.

  • Frühsommer (Mitte bis Ende Juni). Typisch für den Übergang zum Sommer sind: erste Täublinge, Wulstlinge und Stinkmorcheln. Des weiteren dominieren oft Waldfreund – Rüblinge, Mairißpilz, Schuppiger Sägeblättling, Breitblatt, Zähe Faden – Helmlinge, Wurzelrüblinge, Buchenwald – Wasserfüße, Schild – Borstlinge, Sumpf – Ackerling, Sumpf – Häubling, Sumpf – Graublatt. 

Sommer – Steinpilz (Boletus reticulatus).

  • Sommer (Juli bis Mitte August). Typisch für den Hochsommer sind: Anis – Champignons, Gift – Champignons, Scheidenstreiflinge, Grüne Knollenblätterpilze, Sommer – Steinpilze, Hexen – Röhrlinge, Pfifferlinge, Kohlen – Trichterlinge, Riesenporling, Kahler Krempling, Stinkmorcheln, Frauen – Täubling, Grüngefelderter Täubling, Camenbert – Täubling und viele weitere Vertreter dieser Sprödblättler. Milchlinge werden häufiger und von den Röhrlingen Rotfüßchen, Schmerling, Gold – Röhrling, Sommersteinpilze und auch erste Fichtensteinpilze und vor allem Gallen – Röhrlinge. 

Grüner Knollenblätterpilz (Amanita phalloides). Gefährlichster Giftpilz.

  • Herbst (Mitte August bis Mitte Oktober). Jetzt fruktifizieren zahlreiche Arten aus fast allen Gattungen. So fast alle Röhrlinge, Täublinge, Milchlinge, Schirmlinge, Schüpplinge, Schmierlinge, Champignons, Wulstlinge, Stäublinge, Keulen – und Korallenpilze. Das Pilzjahr erreicht seinen Höhepunkt. Rote Fliegenpilze erfreuen den Naturfreund. Wiesen – Champignons können in Massen auftreten. Hallimasch startet durch. Unter Kiefern leckere Edel – Reizker und Krause Glucken, Maronen – Röhrlinge und Steinpilze können die Körbe füllen, Herbsttrompeten, Semmel – Stoppelpilze und die beliebten Zigeuner. Die Reihe könnte weiter fortgesetzt werden.

Frost – Schneckling (Hygrophorus hypothejus).

  • Spätherbst (Mitte Oktober bis Mitte November). Es ist die große Zeit der Streubewohner und der Stubbenpilze. Röhrlinge, Wulstlinge und viele Täublinge werden seltener. Milchlinge sind noch reichlich vertreten. Hohe Erträge können Stockschwämmchen und Hallimasch liefern. Rötel – Ritterlinge, Trichterlinge, Fälblinge, Schnecklinge und Saftlinge sind häufig. Helmlinge erleben ihre beste Zeit. Neben genannten Arten sind auch folgende typisch: Schmutzbecherling, Staubfüßige Trichterlinge, Frost – Schneckling, Graukappe, Violette Rötel – Ritterlinge, Safran – Schirmpilze, Überhäutete Helmlinge, Buchen – Schleimrüblinge, Kaffeebraune Scheintrichterlinge, Grünlinge und Schnee – Ritterlinge, Pappel – Ritterling und Erdritterlinge. Graublättrige Schwefelköpfe liefern sehr schmackhafte Gerichte. 

Austern – Seitling (Pleurotus ostreatus).

  • Winter (Mitte November bis Januar). Das ist natürlich die große Zeit des Austern – Seitlings und der sehr schmackhaften Samtfuß – Winterpilze. Judasohren und Goldgelber Zitterling haben Hochsaison. Es wachsen Winter – Helmlinge, Winter – Stielporlinge, Winter – Trompetenschnitzlinge und einiges mehr. Ist der Winter mild, kann es noch einiges aus dem Spätherbst geben. Graublättrige Schwefelköpfe als vorzügliche Speisepilze und auch Stockschwämmchen können gefunden werden.

Dienstag, 04. Mai – Die Morchelsaison scheint nun auch bei uns auf Touren gekommen zu sein. Nach dem Erfolg von Andreas Herchenbach am 01. Mai, meldete sich heute unsere Hageböker Pilzfreundin Angelika Boniakowski bei mir. Mit ihrer heutigen Morchel – Ernte wäre sie voll und ganz zufrieden. In ihrem Revier, ein besonders geschütztes und klimatisch begünstigtes Bachtal, sind diese beliebten Delikatessen ihrer Meinung nach über den Berg, haben ihren Zenit überschritten. Nun, dass wird sicherlich nicht überall der Fall sein. Der nun gefallene Regen und ein kurzer Wärmeeinschub am Wochenende, wird noch so manches bewirken können. Es scheint immerhin in vielen, insbesondere in den südlicheren Regionen Deutschlands, eines der besseren Morcheljahre zu sein. Dort wurde schon vor Wochen von guten Erträgen berichtet und es scheint einfach kein Ende nehmen zu wollen. Obwohl es klimatisch dort wärmer als bei uns ist, zieht es sich trotzdem hin. Das ist der Vorteil eines zu kalten Frühjahrs. Die Natur entwickelt sich zaghaft und zurückhaltend. Dadurch wird auch der Vorfrühlings- und Frühlingsaspekt verlängert, läuft sozusagen in Zeitlupe ab. Wir dürfen ganz sicher bis mindestens Mitte des Monats noch mit Zuwachs an der Morchelfront rechnen. Auch die Maipilze werden nun allmählich Fahrt aufnehmen.

Ein glücklicher Mensch! Anreas Herchenbach am 01. Mai am Schweriner See. Endlich hat es mal mit Morcheln geklappt!

Kräuter- und Pflanzenkunde ist nicht unbedingt meines, aber zu diesem Korbblütler hat selbst die in Kräuterkunde bewanderte Irena keine Idee gehabt. Sie wuchs im Adelspark Mustin. Zum Glück fand sich das Gewächs auf der zugehörigen Schautafel wieder. Es handelt sich um einen Neophyt in Deutschland. Die Große Telekie (Telekia speciosa).

Zur Wetterlage: Heute sorgte Sturm Eugen in vielen Regionen der BRD für turbulentes Wetter. Besonders in Verbindung mit den teils kräftigen Schauern und Gewittern kam es teils zu schweren Sturmböen, mit entsprechenden Schäden. Ganz so wild ging es in Mecklenburg nicht zu, obwohl es stellenweise heftig schüttete. Aber während der Wind in den südlicheren Regionen allmählich wieder nachlässt, dürfte er bei uns ab morgen erst so richtig loslegen. Wir bleiben in der Nähe des Sturms, der nur sehr langsam nach Südschweden und zur Ostsee zieht. Dabei geraten wir morgen an seine wetteraktive Südseite und es können besonders in Küstennähe schauerartige Regenfälle niedergehen. Weiter landeinwärts gibt es in der bis zu minus 35 Grad kalten Höhenluft verbreitet Schauer und Kaltluftgewitter. Bis Sonnabend bleibt es bei uns im Nordosten für Mai ausgesprochen kalt. Wobei der Tiefpunkt am Freitag und Sonnabend sein soll. Bei Aufklaren und abschwächendem Wind kann es des Nachts wieder stark auskühlen und zumindest am Erdboden droht Frost. Selbst Schneeflocken sind an den genannten Tagen in starken Schauern noch möglich.

Grünblättriger Schwefelkopf (Hypholoma fasciculare) in einem Erlenbruch bei Mustin. 02.05.2021.

Nach spätwinterlichen Impressionen soll am Sonntag der Wind auf Süd umspringen und warme Sommerluft bis an die Küsten wehen. Von nächtlichen 0 Grad geht es hinauf auf 25 Grad im Schatten. In Süddeutschland kann die 30 Grad Marke fallen. Aber das kurze Sommer – Intermezzo dürfte so schnell, wie es gekommen ist, schon wieder vorbei sein. Spätestens am Montag oder Dienstag greift von Westen her die nächste Kaltfront über und vertreibt mit kräftigen Schauern und Gewittern den Sommer in Richtung Polen. Dann stehen für uns die Eisheiligen auf dem Programm und die Serie der Bodenfrost – Nächte könnte in die Verlängerung gehen.

Die Schafe haben Nachwuchs bekommen. Etwas verspätete Osterlämmer auf den Weideflächen am Warnow- Durchbruchstal bei Sternberger Burg (Schirmpilz/Champignon – Wiese).

Hier die möglichen, akkumulierten Regenmengen für Wismar bis zum 19. Mai – 2.00 Uhr: Im Mittel können wir mit 37,1 l/qm rechnen. Im Minimum mit 11,2 l/qm und maximal können es 83,8 Liter auf den Quadratmeter werden. Im Regenmesser waren heute Abend gegen 19.40 Uhr 5 Liter enthalten.

Fingerhut – Verpel (Verpa conica). 05. Mai 2021 – Küstensaum an der Wohlenberger Wiek. Essbar, aber schonenswert.

Mittwoch, 5. Mai – Das war heute schon etwas für hartgesottene, Norddeutsche Küstenbewohner. Von wegen Wonnemonat! Sturm, Regen und Temperaturen, die eher an den Herbst, nein, an den Winter erinnerten. Sturm Eugen zeigte was in ihm steckt. Für die Jahreszeit eine beachtliche Sturmlage! Besonders zu spüren direkt an der Küste. Dort führte nämlich die heutige Mittwochsexkursion hin. Genauer gesagt, an die Wohlenberger Wiek. Der letzte Quadrant von MTB Boltenhagen (2033/4) stand auf dem Programm. Dazu traf ich mich mit unserem Vereinsmitglied und Pilzfreund Phillip Müller gegen 14.30 Uhr am Campingplatz Beckerwitz. Er ließ sein Auto dort stehen und wir fuhren mit meinem Zweirad zum Ausgangspunkt der heutigen Tour, zur Campinganlage „Liebeslaube“. Wir wanderten also von A nach B, immer am Ostseestrand der Wohlenberger Wiek entlang. Natürlich oberhalb des selben, durch den bewaldeten Küstensaum. An Frischpilze waren Grünblättrige Schwefelköpfe, Judasohren, Bittere Zapfenrüblinge, Blasige Becherlinge und Maipilze vertreten. Als besonderes Bonbon entdeckte Phillip eher zufällig im schon üppigen Krautwuchs ein Prachtexemplar eines Fingerhut – Verpel. Der Fund des Tages! Ansonsten die üblichen, verdächtigen Holzbewohner. Waren wir zunächst im Windschatten unterwegs, bekamen wir zum Schluss seine volle Breitseite zu spüren. Er drehte zum ausgewachsenen Sturm auf. Es war schon recht riskant, aber die Küstenbäume sind einiges gewohnt, und darauf vertrauten wir. Eine öffentliche Wanderung wäre jedoch unter diesen Umständen nicht zu verantworten gewesen.

Blasige Becherlinge (Peziza vesiculosa) gab es heute punktuell sogar als Massenpilze. Essbar, aber minderwertig!

Aber Eugen sollte ab morgen seinen Zenit überschritten haben und der Wind dürfte allmählich abflauen, zumindest jedoch keine Sturmstärke mehr erreichen. Er zieht dann über die Ostsee weiter in Richtung Finnland und saugt dabei noch kältere Luft an. In der Nacht zu Freitag simulieren die Wettermodelle sogar Schneefälle in Teilen Norddeutschlands. Am Tage kommt dann die besonders in hören Luftschichten angelangte Extremkälte in Konflikt mit der schon sehr starken Einstrahlung. Erhebliche, konvektive Umlagerungen kommen in Verbindung mit dem Tagesgang zum Tragen. Das äußerst sich dann durch zahlreiche Schauer und Kaltluftgewitter!

Eugen zeigte uns heute, was in ihm steckt.

Sonnabend wird es einen Brückentag geben und am Sonntag finden wir uns dann im Frühsommer wieder. Bis Montag wird uns der Sommer also einen kleinen Vorgeschmack geben, bevor es wieder abkühlt. Der Luftmassenwechsel könnte dann mit starken Schauern und Gewittern einhergehen. Für weitere Niederschläge dürfte also gesorgt sein und keine Sorge, ein stabiles Schönwetterhoch ist zum Glück bis in die Mittelfrist nicht zu sehen. Es geht also sehr wahrscheinlich in den nächsten 14 Tagen wechselhaft weiter. Auf einem etwas höheren Temperaturniveau zwar, aber große Sommerwärme ist nicht auszumachen. Immerhin dürften wir wohl endlich aus dem Kälteloch heraus kommen und die Temperaturen sich auf die für Mai typischen Werte einpegeln. Es wird also zwischendurch immer mal regnen.

Maipilz (Calocybe gambosa). Nur eine kleine Stelle längst des Küsten – Wanderweges. 05.05.2021 an der Wohlenberger Wiek.

Hier die akkumulierten Regenmengen für Wismar bis zum 20. Mai – 2.00 Uhr. Im Mittel können wir mit 42,6 l/qm rechnen. Minimal 11,2 l/qm und bestenfalls können 92,2 Liter auf den Quadratmeter zusammen kommen.

Auf http://www.kachelmannwetter.de waren am Vormittag Farbgrafiken einiger Mittelfristmodelle mit den akkumulierten Regenmengen für Deutschland bis zum 15. Mai zu sehen. Das deutsche ECMWF – Model rechnet für Mecklenburg bis dahin mit 60 – 80 l/qm. Das Schweizer Modell mit 40 – 60 Liter und das US – Modell hat noch wesentlich großzügigere Mengen auf der Agenda: 60 – 120 Liter auf den Quadratmeter! Verdorrte Rasenflächen werden wir bis auf weiteres nicht zu Gesicht bekommen.

Blasige Becherlinge (Peziza vesiculosa) dicht an dicht! 05.05.2021 Wohlenberger Wiek.

In meinem Regenmesser waren um 19.45 Uhr 3 Liter enthalten.

Dieses Foto sandten mir unsere Berliner Pilzfreunde Beatrice und Christian Petzka zu. Wir sehen einen Mai – Stielporling, den sie am 17.04.2021 im Landkreis Märkisch Oderland gefunden haben.

Donnerstag, 06. Mai – Es zeichnet sich trotz des außergewöhnlich kalten Frühjahrs 2021 eine gute Morchel – Saison ab. Auch bei uns im besonders kalten Nordosten. So informierte mich heute ein Rostocker Pilzfreund, der vor kurzem auch Mitglied der Gemeinnützigen Gesellschaft Wismar e. V.  geworden ist, über seine Erfolge in den letzten Tagen an der Morchelfront. Er ist eigentlich auf der Jagd, mit gehobener Fotoausrüstung, nach hochwertigen Bildern für ein geplantes Pilzposter. Er besuchte mich im April und ich kann nur sagen, alle Achtung! Er hat wirklich tolle Fotos und auch schon eine mehr als ansehnliche Sammlung im Kasten und auch die Entwürfe für sein Poster sahen vielversprechend aus. Nun galt es noch Lorcheln und Morcheln im Bild festzuhalten und ich gab ihm Tipps, wo er diesbezüglich Erfolg haben könnte. Beispielsweise auf Nadelholz – Rindenmulch in Anlagen oder an Seeufern, Bachtälern oder Streuobstwiesen. Am Schweriner See konnte er ein imposantes Vorkommen von Speisemorcheln entdecken, so dass er sogar welche zum Verkosten mitnehmen konnte. Aber wirklich nur zum Verkosten, der Rest blieb stehen. Im Rostocker Stadtgebiet wurde er schließlich auch in punkto Spitzmorcheln auf Rindenmulch fündig. Ein gewaltiges Vorkommen, so dass er nun doch noch Pilze zum trocknen sammeln möchte. 

Alte Riesenboviste am 17.04.2021 in Märkisch – Oderland. Foto: Petzka.

Junge Fingerhut – Verpel (Verpa conica) im Größenvergleich. Es standen noch weitere am Standort in Märkisch Oderland am 17. April 2021.

Und das Wetter sollte mitspielen, denn ab Sonntag soll der Sommer vom Zaun brechen! Zuvor gibt es nochmal ein Hauch von Winter. Heute und auch in der Nacht zum Sonnabend dürfte es recht verbreitet für Bodenfrost reichen. Morgen tagsüber erreicht uns nochmals ein Schwall extrem kalter Luft mit minus 35 Grad in 5,5 Km Höhe. Zusammen mit dem Tagesgang beste Voraussetzungen für die Ausbildung zahlreicher Schauer und Gewitter. Es wird ein turbulenter Freitag. Ich hoffe (Höchstwerte morgen kaum über 8 Grad), dass ist dann der letzte Gruß des Spätwinters und wir dürfen derartig unterkühlte Verhältnisse erst wieder im Oktober oder November erwarten. Es wird also noch einmal lausig. In der Nacht zum Sonntag zieht mit etwas Regen eine Warmfront durch und am Sonntag selbst befinden wir uns dann im Sommer. Wir springen wettertechnisch einfach vom Spätwinter in den Sommer! Aber nur für 2 Tage, dann droht die nächste Abkühlung. Allerdings werden sich die Eisheiligen, entgegen der Prognosen vor einigen Tagen, eher nicht einstellen. Die Temperaturen pendeln sich wohl auf die für diese Jahreszeit üblichen Werte ein.

„Lorchel am Kanal in Märkisch – Oderland“ schreiben Beatrice und Christian zu diesem Foto. Sie haben sich also nicht eindeutig festgelegt. Ich halte den Pilz für eine sehr seltene Riesen – Lorchel (Gyromitra gigas). Herzlichen Glückwunsch. Ein toller Fund!

Dieses Foto betitelten Beatrice und Christian mit „Junge Friedhofsmorchel“. Meiner Meinung nach handelt es sich um die Köstliche Morchel (Morchella vulgaris).

Allerdings birgt dieses Szenario nicht unerheblichen Sprengstoff. Viel zu unterschiedlich sind die Luftmassen, die nun über Mitteleuropa um die Vorherrschaft ringen. Die extreme Höhenkaltluft wird sich nicht so schnell geschlagen geben und über Europa weiterhin herumwabern und die Luftmassen labilisieren. Insbesondere der Luftmassenwechsel am Sonntag/Montag könnte es in sich haben. Der deutsche Wetterdienst in Offenbach spricht von einer klassischen Konstellation, die zumindest potenziell eine erhebliche Unwettergefahr in sich birgt. Eine solche Wetterlage gab es im gesamten Sommer 2020 nicht! Der Klassiker – Kaltfront im Westen mit vorlaufender Konvergenz. Die Frage ist nur, da die Kaltfront zunächst durch eine Randtiefbildung zurück gehalten wird, wie schnell sie schließlich aktiviert wird und ihren Weg nach Osten antritt. Es ist zumindest eine verheißungsvolle Wetterlage für Fans von Schwergewittern mit allem Pi, Pa, Po, so wörtlich! Was bedeutet das für M-V. Aus heutiger Sicht liegt die Konvergenz am Montag direkt über uns. An ihr, also vor der Kaltfront, treten die heftigsten Gewitter auf! Sie liegt dann von der Ostsee ausgehend bis runter zu den Alpen. Wo genau die größte Unwettergefahr besteht, wird sich aber erst kurzfristig heraus kristallisieren. Einige Wettermodelle lassen es bereits am Sonntag Abend in Nordwestmecklenburg krachen. Aber das ist eher eine Außenseiter – Lösung. Wahrscheinlicher sind teils verclusterte Gewitter ab Montag Mittag, Abends bis in die Nacht zu Dienstag. Schwerpunkt aus heutiger Sicht durchaus Mecklenburg – Vorpommern.

Und noch ein Bildergruß aus Berlin. „Reife Auwaldmorchel“ schrieben Beatrice und Christian zu diesem Foto. Es zeigt natürlich eine ganz normale Speise- oder Rundmorchel (Morchella esculenta). Herzlichen Dank nach Berlin und schöne Grüße von der Ostsee in die Bundeshauptstadt.

Hier die möglichen, akkumulierten Regenmengen bis zum 21. Mai für HWI: Mittelwert: 33,9 l/qm, Minimalwert: 10,5 l/qm, Maximal 84,7 Liter pro Quadratmeter.

In meinem Regenmesser waren um 18.45 Uhr 0,5 Liter enthalten.

Hier noch ein Import aus Berlin/Brandenburg. Pilz- und Naturfreundin Johanna Davids sandte dieses Foto zu. Es zeigt Hochgerippte Becherlorcheln (Helvella acetabulum). Nochmals ein Dankeschön nach Berlin!

Ein schönes Tintlings – Stimmungsfoto aus dem Ziegeleipark in Wismar. Um welche Art es sich genau handelt, konnte ich leider nicht ausfindig machen, also Coprinus spec. 07.05.2021.

Freitag, 7. Mai – Die Höhenkaltluft sorgte heute für Schauerwetter. Wie bei solchen Wetterlagen üblich, mit differenzierten Erträgen. So landeten in meinem Regenmesser bis heute Abend, um 18.15 Uhr, nur 0,8 mm. Besonders im Süden Mecklenburgs entluden sich auch einzelne Gewitter. Hier könnte es durchaus etwas mehr gewesen sein. Wie dem auch sei, Trockenheit ist bis auf weiteres kein Thema. Es bleibt unbeständig mit wiederholten Regenfällen. Morgen sitzen wir noch zwischen den Stühlen und am Sonntag und Montag gibt der Sommer ein erstes Gastspiel. Nach jetzigem Stand wird die von Westen her nahende Kaltfront etwas aufgehalten, so dass erste Schauer und Gewitter wohl erst am Montag Abend auf der Agenda stehen. Wie stark sie ausfallen, steht noch nicht fest. Sie entwickeln sich hauptsächlich an der vorlaufenden Konvergenz. Die liegt am Sonntag Abend etwa über den BENELUX – Staaten bis zur Nordsee und Dänemark hinauf. Hier simulieren die Konvektion erlaubenden Wettermodelle verclusterte Gewitter und auch Schwergewittersignale sind darin enthalten. Warten wir ab und lassen es auf uns zu kommen.

Hier dürfte jedoch alles klar sein. Glimmer – Tintling (Coprinus micaceus). Übrigens hat kürzlich eines unserer Vereinsmitglieder eine Verkostung mit diesen zarten Pilzen vorgenommen. Vorzüglich und sehr empfehlenswert. Natürlich nur jung und bitte keinen Zwitschern!

Die neue Woche wird wahrscheinlich sehr wechselhaft weitergehen. Die Höhenkaltluft und die dann eingeflossene Subtropenluft werden sich anhand mehrerer Höhentiefs bemerkbar machen. Eines soll sich über Bayern und Tschechien bilden und nach Nord/Nordwest ausscheren. Das würde bedeuten, dass die energiereiche Warmluft eher wieder in den Osten und Nordosten Deutschlands rückgeholt werden würde. Das hätte gebietsweise starke und von Gewittern durchsetze Regenfälle zur Folge und der Osten, und mit etwas Glück auch der Nordosten, würden die Woche über der Wärmepol Deutschlands werden. Sehr wahrscheinlich aber die odernahen Gebiete.

Hier die akkumulierten Regenmengen für Wismar bis zum 22. Mai – 2.00 Uhr. Mittelwert: 38,6 l/qm, minimal 8,7 l/qm und maximal 76,5 Liter pro Quadratmeter.

Ententeich im Ziegeleipark in Wismar.

Käppchen – Morchel (Morchella gigas) vom Feinsten. Aller erste Qualität und noch kurz vor ihrer Streckung. Danke an Phillip Müller für das schöne Milieu – Foto!

 

Und nun noch zu den Pilzen. Heute Vormittag habe ich eine kleine Stadtexkursion im Ziegeleipark unternommen. Parkartig gepflegtes Gelände wechselt mit naturnahen Waldstandorten ab. Im Zentrum ein kleiner Enten- und Angelteich, tangiert von der Köppernitz, ein Bachlauf, der auch ein recht ordentliches Bachtal, das Köppernitztal, zu verantworten hat. Bis in dieses bin ich heute nicht vorgedrungen. Auch im Ziegeleipark gibt es klassische Morchel – Ecken. Speisemorcheln sind bereits seit Jahrzehnten hier bekannt, da meine frühere Pilzberater – Kollegin Sigrid Steinbrecher hier ein angrenzendes Grundstück bewohnte, dass auch bis zur Köppernitz heran reichte. Des öffteren konnte sie hier schöne Speisemorcheln sicherstellen. Für diese hat es heute zwar nicht gereicht, aber immerhin gab es Käppchen – Morcheln und auch noch dies und jenes an Frischpilzen.

Morchel – Biotop mitten in der Hansestadt Wismar. 07. Mai 2021.

Im obigen Bild zu sehen ist der Standort dieser Käppchen – Morchel (Morchella gigas). 07.05.2021.

Übrigens sind Morcheln durchaus mit etwas Vorsicht zu genießen. Sie können das sogenannte Morchella – Syndrom auslösen. Eine neurologische Pilzvergiftung! Schwindel, Zittern, Gleichgewichtsstörungen,  ja, man fühlt sich mitunter, wie wenn man einen Gezwitschert hätte. Auch Brechreiz und Lähmungserscheinungen sollen beobachtet worden sein. Das gilt offensichtlich für alle Morchel – Arten, nicht nur für die berüchtigte und monströse Dickfuß – Variante der Speisemorchel!

Dieses Szenario kann ich durchaus bestätigen. Als ich mit meiner Pilzberatungsstelle in den 1990er Jahren dem Städtischen Umweltamt angegliedert war, musste ich zeitweise mit einer promovierten Kollegin zu Kartierungen ausschwärmen. Nicht nur Pilze standen damals im Mittelpunkt, vor allem ging es darum, schützenswerte Tier- und Pflanzenarten festzustellen. Während einer dieser Exkursionen stießen wir auf eine Stelle mit wunderbar frischen Speisemorcheln. Jung und allerbeste Qualität! Genug für eine ausgiebige Mahlzeit. Ich nahm mir einige Exemplare für meine damalige Schaufensterausstellung mit und Frau Dr. für ihren Kochtopf. Das Resultat war, sie konnte zwei Tage kein Auto fahren. Permanenter Schwindel, wie Betrunken, sagte sie damals zu mir. Von Morcheln war sie geheilt! So viel ich weiß, soll diese Problematik nur bei frisch zubereiteten Morcheln auftreten, wenn auch nur recht selten. Trockenmorcheln sollen hingegen unbedenklich sein.

Und gestern Abend konnte Christian Ehmke im letzten Sonnenlicht dieses Stimmungsbild einfangen. Natürlich wieder eine Käppchen – Morchel (Morchella gigas). Wir haben auf den Bildern nun alle Entwicklungsstadien dieses Schlauchpilzes dargestellt. Phillip lichtete die Pilze vor ihrer Streckung ab. Mein Exemplar ist auf dem Höhepunkt seiner Entwicklung, kurz vor dem Vergehen und hier gezeigte Morchel befindet sich im Optimal – Zustand, kurz nach ihrer Stielstreckung.

Sonnabend, 08. Mai (Tag der Befreiung) – Befreit war auch ich heute von offiziellen Terminen, bis auf die Sprechzeit im Info – Zentrum (16.00 – 18.00 Uhr). Es hatte aber niemand das Bedürfnis, mit mir zu Sprechen, sich Beraten zu lassen. Hoffen wir, dass die Menschen in den nächsten Wochen und Monaten aus ihrer Corona – Starre erwachen und das zumindest halbwegs normale Leben wieder Einzug hält. So zog ich heute Vormittag aus, um einige Erkundungen an der Pilzfront einzuholen. Zunächst besuchte ich ein Maipilzgebiet in den Stadtnahen Rohlstorfer Tannen. Ein an sich durchaus ergiebiges Plätzchen mit mehreren Hexenringen und Halbkreisen. Es war eine Null – Nummer!

Der Top – Fund meiner heutigen Erkundungstour waren diese  Muschelförmigen Feuerschwämme (Phellinus conchatus). Ein für mich recht seltener Feuerschwamm an alten Weiden. Vielleicht liegt es aber auch daran, dass ich nicht gezielt nach ihm suche. 08.05.2021 am Farpener Stausee.

Ich fuhr weiter zum Farpener Stausee. Hier gab es in einem Jungkieferngebiet auf Kiesboden jede Menge Schwarzweiße Becherlorcheln. In allen Größen und Entwicklungsstadien und quasi als Bodendecker. Das erinnerte mich an einen ähnlichen, aber viel umfangreicheren Standort bei Jesendorf, der noch vor 10 – 15 Jahren zu dieser Jahreszeit eine Überproduktion dieser Lorcheln hinlegte, so dass einige Mykophagen nicht an sich halten konnten und die Pilze zu speisezwecken sammelten. Zu vielen Tausenden bedeckten sie Hektarweise damals den Waldboden. Der heutige Anblick erinnerte mich daran und weil genug von ihnen in sehr guter Qualität und in großen Exemplaren vorhanden waren, nahm ich so viele mit, dass es zum Verkosten ausreichen sollte. Ich hoffe, ich schaffe es und werde Berichten. Übrigens waren die allermeisten Pilze nach einsetzten der feuchteren Witterungsphase in den letzten Tagen frisch gekommen. Sie starteten nun richtig durch.

Massenhaft und in imposanten Größen gab es heute am Farpener Stausee die Schwarzweiße Becherlorchel (Helvella leucomelaena). Eine Verkostung steht an!

Weiter ging es nach Steinhausen – Neuburg. Ein frisches, teils nasses Laubwaldgebiet und die Heimat der monströsen Dickfuß – Morchel und natürlich auch der Käppchen Morchel. Ich war schon einige Jahre nicht mehr hier und leider wurde mir recht schnell bewusst, dass es in punkto Morcheln schwierig werden würde. Nahezu alle Eschen wurden abgeholzt oder sind vom Wind geworfen worden. So war nix mit Morcheln, aber dafür entschädigte ein Stubben mit Stockschwämmchen. Die richtig fleischigen Frühlings – Stockschwämmchen, fast wie Hallimasch. Die mussten schließlich auch mit und werden einer weiteren Verkostung zum Opfer fallen. Aber eigentlich weiß ich ja, dass es kaum etwas leckeres in punkto frische Waldpilz – Pfanne gibt, wie frische Stockschwämmchen.

Kräftige Frühlings – Stockschwämmchen (Kuehneromyces mutabilis) heute an einem altem Eschen – Stubben. Das gibt eine leckere Pilzpfanne! 08.Mai 2021 Steinhausen – Neuburg.

Schließlich suchte ich eine weitere Stelle in Neuburg, am Ortsrand zum Wald auf. Hier wachsen in der Regel  Morchelbecherlinge und die ganz normalen Speisemorcheln. Oder besser gesagt, sie sollten hier eigentlich wachsen. Alles was ich ausfindig machen konnte, war der Stiel einer Morchel. Der Hut war verschwunden, anscheinend abgeschnitten. Es war schon jemand vor mir hier!

Frische Schwarzrote Stielporlinge (Polyporus badius) an Totholz im Wald zwischen Steinhausen und Neuburg. Wegen ihrer lederartigen Konsistenz ungenießbar.

Schließlich fuhr ich in ein Gebiet, das ich bisher kaum beachtet habe, ich weiß aber, dass Bekannte, die im Ort (Neuburg) wohnen, im Spätsommer und Herbst dort reiche Ernte von Butterpilzen, Birkenpilzen und auch mal die eine oder andere Rotkappe haben. Alle genannten Arten können im Mai fruktifizieren. Birkenpilze mitunter sogar schon im April, aber in wärmeren Jahren, denn die Birken müssen schon ihr grünes Blätterkleid angelegt haben. Spätestens Ende Mai folgen dann die Rotkappen. Mit beiden habe ich heute natürlich nicht gerechnet, allerdings stehen hier lichte und sonnige Kieferngruppen und da sollte ab der letzten April und ersten Mai – Dekade doch schon mal der eine oder andere Butterpilz das Licht der Welt erblicken. Und so war es auch! Die Röhrlings – Saison 2021 ist eröffnet! Des weiteren gab es auch hier Schwarzweiße Becherlorcheln.

Während alle anderen derzeit noch den Morcheln auf der Spur sind und auf das Durchstarten von Maipilz und Co. warten, habe ich heute kurzerhand schon mal die Röhrlings – Saison 2021 eröffnet. Butterpilz (Suillus luteus). Standortfoto am 08. Mai 2021 am Mühlenberg.

Zum Wetter. Jetzt am Abend trübt es sich durch Warmluftadvektion zunehmend ein. Die Warmfront eines kräftigen, atlantischen Sturmwirbels, zieht auf und nachts kann es daran auch etwas Regen geben. Morgen befinden wir uns nach deren Abzug in einer komplett anderen Luftmasse. Volle Sommerdröhnung bis an die Strände der Ostsee! Ob uns morgen Abend erste Gewitter streifen können, ist unsicher. Auf jeden Fall müssen wir spätestens ab Montag Abend damit rechnen, nach dem es am Montag sogar noch wärmer werden kann. Ob und wie heftig mögliche Gewitter ausfallen, ist aber weiterhin nicht sicher zu sagen, denn die Luftmasse ist gut gedeckelt. Es braucht also einen ordentlichen, auslösenden Impuls, damit die Konvektion diesen Deckel zu durchbrechen vermag. Gelingt es, kann es heftig zur Sache gehen. Sicher scheint zumindest zu sein, dass sich ab der Nacht auf Dienstag die Kaltfront als Luftmassengrenze über uns legt. Direkt über Mecklenburg, zumindest nach derzeitigem Stand. An ihr laufen dann bis Mittwoch immer wieder Störungsimpulse nach Norden, auf Mecklenburg zu. Dabei besteht durchaus Unwettergefahr durch heftigen Starkregen, der mitunter stundenlang anhalten kann. So können bis Donnerstag durchaus 20 – 40 Liter auf dem Quadratmeter zusammen kommen! 

Der Mühlenberg, zwischen Neuburg und Tillyberg, am 08. Mai 2021.

Hier die akkumulierten und möglichen Regenmengen bis zum 23. Mai für Wismar: Im Mittel können es 48,7 l/qm werden. Minimal 15,8 l/qm und im Maximum können 106,8 Liter vom Himmel prasseln. 

Auf dem Mühlenberg wurde 1901 eine Mühle erbaut, die bis 1962 in Betrieb war. Danach wurde sie 2 mal vom Blitz getroffen und beschädigt.1970 wurde sie schließlich abgerissen. Die große Eiche soll 1901 gepflanzt worden sein. Sie hat inzwischen Nachwuchs bekommen.

Speisemorchel (Morchella esculenta) am 09. Mai 2021 im Prosekener Grund.

Sonntag, 09. Mai (Muttertag) – Das war doch königliches Wetter heute für alle Mütter! Die Sonne lachte und der Sommer gab ein erstes Gastspiel. Ich nutzte den Vormittag für eine nostalgische Exkursion in einen Bereich des Prosekener Grundes, in dem ich als Kind meine ersten Maipilze und Morcheln fand. Nach dem ich damals fast am Verzweifeln war, dass es mir im Frühjahr bis dato nie gelungen war, mal eine Morchel oder einem Maipilz in natura zu entdecken. Ich machte damals, Dank meiner Unkenntnis den Fehler, immer dort zu schauen, wo im Sommer und Herbst die schönsten Pfifferlinge und Steinpilze stehen. Das dieses aber leider nicht die richtige Adresse für benannte Frühlings – Köstlichkeiten war, hatte ich nicht auf dem Sender. Obwohl, es kann natürlich auch mal an solchen Stellen einige Maipilze und selbst mal eine Morchel geben, sei es „nur“ die Spitzmorchel. Aber ich hatte damals ja eine gute Lehrmeisterin, die stadtbekannte „Pilzfrau“ Annalotte Heinrich, bei der ich fast zu jeder Tageszeit und Nachtzeit kommen durfte. Schließlich faste sie sich ein Herz und verriet mir ihre besten Plätze für meine Begehrlichkeiten. Nicht weit weg, im Prosekener Grund, fast noch Stadtgebiet!

Der Prosekener Grund am Muttertag 2021.

Die Käppchen – Morchel wird auch Halbfreie Morchel (Morchella gigas) genannt. 09.05.2021 im Prosekener Grund.

Und sie beschrieb mir sehr genau wo die Hexenringe der Maipilze zu finden sind und wo die Morcheln stehen. Insbesondere der Maipilz hatte es mir angetan. Er war in den alten Pilzbüchern so wunderbar gezeichnet, mit seinen habituellen Eigenheiten und dazu ein fleischiger, schöner Pilz, in einer noch pilzarmen Jahreszeit. Mir ging es dabei keineswegs um die kulinarischen Eigenschaften, sondern einzig darum, sie mal zu entdecken und ihre Anatomie zu studieren. Das war mir bei allen Speisepilzen wichtig, die ich damals sammelte. Zu hause in Ruhe jeden einzelnen Fruchtkörper zu betrachten, ihn zu säubern, zu zerschneiden, Konsistenz und Gerüche in sich aufnehmen. Gerne habe ich die Pilze dann auch selbst geschmorrt, aber meistens für andere, wie beispielsweise meine Mutter oder auch Freunde und Schulkameraden, bei denen, wie bei fast allen Menschen, eher das Essen im Mittelpunkt stand und steht.

Es morchelt derzeit an allen Orten. Dieses Foto entstand am Schweriner See. Der Fotograf: Christian Ehmke. Käppchen – Morchel (Morchella gigas).

Auch diese Speisemorchel wurde am Schweriner See von Michael Junge gefunden.

Ich kann mich noch sehr genau an jenen Tag erinnern, es war bereits späterer Nachmittag, als ich in den Prosekener Grund aufbrach und feststellen konnte, dass die Beschreibungen der Standorte exakt waren. Ich war hin und weg, als ich den ersten Hexenring von Maipilzen erblickte. Ein großartiger Moment! Und schließlich stimmte auch der Standort mit den Morcheln. An dieser Stelle standen damals die monströsen Dickfuß – Morcheln. Leider waren sie schon von Spaziergängern heraus gerissen, aber die dicken Stiele und Kopfteile lagen in der Umgebung verstreut. Es war auch schon recht spät im Mai. Die Pilze waren schon überständig, aber immerhin. Ich wusste, wo sie wuchsen und jedes Jahr im Frühling war der Prosekener Grund für mich ein kleiner Wallfahrtsort.

Und diese junge Speisemorchel (Morchella esculenta) haben wir nochmals Ostseepilz Christian Ehmke zu verdanken. Er fand sie neben 80 Käppchen – Morcheln vorgestern am Schweriner See.

Im laufe der Jahre kamen von besagten Arten immer mehr Standorte hinzu und ich besuchte meine alten Stellen immer seltener. Die aktiven Mycelien von damals sind größtenteils erloschen, da sich die Standorte im laufe der Zeit verändert haben. So war ich heute froh, dass ich zumindest an einer, meiner damaligen Stellen, eine wunderschöne Speisemorchel und auch eine Käppchen – Morchel finden konnte. Übrigens in unmittelbarer Nähe einer Esche. Leider hat das Eschen – Triebsterben auch hier bereits seinen Tribut gefordert.    

Und diese Morchel – Mahlzeit hat Andreas Herchenbach am Ziegelsee eingefahren. 

Zur Wetterentwicklung: In der Nacht zog die Warmfront mit etwas Regen durch. In meinem Messbecher befand sich 1 Liter. Die Kaltfront liegt derzeit mit einigen Gewittern noch über Frankreich und an der vorlaufenden Konvergenz zogen heute auch schon einzelne Gewitter über den Nordwesten Deutschlands, bis nach Schleswig – Holstein. Morgen liegt die Konvergenzzone über Mecklenburg und kann am Nachmittag und Abend ebenfalls örtliche Gewitter auslösen. In der Nacht zum Dienstag soll sie sich mit Annäherung der Kaltfront intensivieren und von Süden ziehen zunehmend schauerartige und teils sehr starke Regenfälle auf. Hohe Regenmengen sind strichweise möglich. An den Folgetagen bleiben wir nach derzeitigen Stand im Grenzbereich der warmen Luft im Osten und der von Westen hereinrückenden, kühleren Luft. Die Kaltfront wird zur Luftmassengrenze und kann verwellt werden. Wie es aussieht, kann sie dann bis Donnerstag immer wieder starke Regenfälle und Gewitter auslösen. Das Schweizer Wettermodel rechnet besonders am Donnerstag über M-V zahlreiche Gewitter im Starkniederschlägen. Sieht man sich die verschiedenen Modelläufe an, so rechnet jedes die Starkregengebiete etwas anders. Mal mehr in Richtung – Schleswig – Holstein, mal mehr in M-V. Fest steht jedoch, dass es in den nächsten Tagen sehr viel Regen geben wird, mit regional größeren Unterschieden.

Dieses schöne Landschaftsgemälde habe ich heute Abend am See bei Tarzow aufgenommen. Ein Bild, wie von alten Meistern, wie ich finde. Im Hintergrund sehen wir bereits Wolkenbänke, die mit der gewittrig – labilen Konvergenzzone zusammen hängen. 09. Mai 2021.

Hier die akkumulierten Regenmengen für Wismar bis zum 24. Mai – 2.00 Uhr. Im Mittel dürfen wir mit 58,4 l/qm rechnen. Minimal 15,9 l/qm und bestenfalls können wir mit 105,0 Litern rechnen. Ich denke, diese Werte lassen auf reichlich Wasser hoffen!

Stockschwämmchen mit französischem Pfannengemüse.

Montag, 10. Mai – Gestern und auch heute standen Verköstigungen von Wildpilzen bei mir auf dem Programm. Allmählich scheine ich mich vom Hobby – Mykologen zum Mykophagen (Pilzfresser) zu entwickeln. Habe ich mir doch noch nie etwas aus Speisepilzen als Nahrungs- oder Genussmittel gemacht, so möchte ich mir im Rahmen meiner Pilzverköstigungen doch mal ein eigenes Bild über den Speise- und Genusswert einzelner Pilzarten verschaffen. Oft schreibe ich von guten, ausgezeichneten Speisepilzen, obwohl ich sie selber noch gar nicht probiert habe. Wobei natürlich mein Urteil keine allgemeine Gültigkeit besitzt, denn die Geschmäcker sind bekanntlich vielfältig und oft kommt es auch auf die Art und Weise der Zubereitung an. Gestern Mittag gab es Stockschwämmchen mit Französischem Pfannengemüse. Beides separat in der Pfanne geschmorrt. Ich war etwas enttäuscht, hatte ich Stockschwämmchen doch etwas herzhafter in Erinnerung. Heute standen Schwarzweiße Becherlorcheln auf dem mittäglichen Prüfstand. Geschmort mit Zwiebelringen und Paprikaschoten sowie eine herzhafte, braune Bratensoße untergezogen. Dazu Pellkartoffeln. Eine Köstlichkeit! Näheres dazu unter „Wildpilze im Geschmackstest“.

Schwarzweiße Becherlorcheln mit Paprikaschoten, in herzhafter Bratensoße mit Pellkartoffeln. Einfach himmlisch!

Dieses Bild von Becherlingen der Gattung Peziza sandte mir heute Johanna Davids aus Berlin zu. Sie fand die Pilze in Südbrandenburg in größerer Zahl in einem Lorchel- und Morchelgebiet.

Die Morchelzeit dürfte nun ihren Zenit überschritten haben. Letzte Spätzünder sollte die Sommerwärme aus der Reserve gelockt haben. Die Maipilze scheinen hingegen einige Startschwierigkeiten zu haben. Es gibt zwar welche, aber so richtig überzeugend war ihr Auftritt bis jetzt eher nicht. Schaut man sich Wiesen mit dunkleren Gräser – Zonen an, welche von Pilzmyzelien hervor gerufen werden, kann man dafür bereits die ersten Nelkenschwindlinge entdecken. Den Maipilzen war die Dauerkälte wohl doch nicht so zuträglich. Eher hätte ich mit weniger Morcheln gerechnet. Es hieß immer, die brauchen ein warmes, zumindest mildes Frühjahr. Trotz der Kälte haben sie schließlich doch ganz gute Erträge geliefert. Nun hat es geregnet und weiterer Regen ist zu erwarten. Wir dürfen gespannt sein, ob Maipilz und Co. noch einen zünftigen Spätstart hinlegen.

Käppchen – Morcheln auf dem Trockner. Ein Foto von Andreas Herchenbach.

Noch ein Bild von Johanna Davids. Wir sehen eine Rippenstielige Becherlorchel (Helvella solitaria) in Südbrandenburg.

Zum Wetter: Heute lag die Konvergenzzone direkt über Westmecklenburg. Sie äußerte sich durch zweitweise stärkere Bewölkung mit einigen Regentropen. Gegen Mittag lösten sich die Wolken schließlich auf und die Sonne konnte die Temperaturen auf sommerliche Werte treiben. Schnell bildete sich aber wieder Konvektion, die jedoch zu schwach war, um die Deckelung zu durchbrechen. Hier bedarf es Auslösefaktoren, damit es zünden kann. Die nachfolgende Kaltfront hat kaum Schubkraft. Berge sind praktisch nicht vorhanden und die Temperatur konnte nicht bis zum Auslösepunkt hochgeheizt werden. Wir gelangten schließlich sogar auf die Rückseite der Konvergenz, welches sich am Windsprung von Süd auf nördliche Richtungen am Nachmittag manifestierte. Nun wird die noch knapp westlich liegende Kaltfront im laufe der Nacht in Form einer Luftmassengrenze von Süden her aktiviert und es kommen schauerartige Regenfälle auf. Vor allen in einem schmalen Streifen von Ostholstein bis Westmecklenburg kann es ergiebig regnen und auch einzelne Gewitter können sich im laufe der Nacht daran noch entwickeln.

Dieses Foto habe ich am 08. Mai am Farpener Stausee an einer alten Weide aufgenommen. Es zeigt den Gemeinen Feuerschwamm (Phellinus igniarius). Die Art liebt Standorte in Gewässernähe.

Inzwischen entsteht bis morgen über Bayern ein kleines Tief, welches dafür sorgt, dass die Kaltfront bei uns im Nordosten wieder rückläufig wird. Mit ihr auch die vorderseitige Konvergenz. Durch diese Entwicklung werden nun die Karten neu gemischt und wesentlich günstigere Zutaten für hochreichende Konvektion zur Verfügung gestellt. So sollte es ab morgen Nachmittag in Ostdeutschland doch recht verbreitet zur Auslöse kommen. Heftige Entwicklungen werden angedeutet. Von den östlichen Mittelgebirgen ausgehend, dürfte gezündelt werden. Die Gewitterzellen können verclustern und sich in Richtung Norden, über Sachsen, Sachsen – Anhalt, Brandenburg und schließlich in Richtung Ostsee in Bewegung setzen. Die Rezeptur ist derart günstig, dass sich auch langlebige Superzellen (Schwergewitter) bilden können. Nach dem Schweizer Wettermodel für signifikantes Wetter könnte in der Nacht zu Mittwoch ein solches Monster auf M-V zuziehen. Betroffen werden nach aktuellem Stand die Seenplatte bis hinauf zwischen Wismar und Stralsund. Schwergewitter mit allen Schikanen sind also möglich. Superzellen sind die gefährlichsten Gewittersysteme der Erde. Sie sind auch für die ständigen Tornados in den USA verantwortlich, die besonders im Frühjahr dort immer wieder große Schäden hinterlassen und auch Opfer fordern. Bis Mittwoch hat das Schweizer Modell noch zwei weitere, sehr saftige „Spiegeleier“ auf der Agenda, die über M-V mit heftigen Niederschlägen hinweg eiern sollen!

Obwohl in diesem Jahr bisher Corona – Bedingt so gut wie kein Besucherverkehr im Info – Zentrum zu verzeichnen ist, halte ich meine kleine Dauerausstellung am Leben. 10. Mai 2021.

Hier noch die akkumulierten Regenmengen für Wismar bis zum 25. Mai – 2.00 Uhr. Im Mittel dürfen wir bis dahin 54,4 l/qm erwarten. Minimal 25,3 l/qm und im Maximum können es 94,9 Liter pro Quadratmeter werden.

Auf http://www.kachelmannwetter.de wurden heute Vormittag Karten von den akkumulierten Regenmengen der nächsten 10 Tage für Deutschland veröffentlicht. Mecklenburg darf auf der Fläche 60 – 70 l/qm erwarten!

Einen Frühlings – Mürbling mit so einem weiß gezähneltem Hutrand hatte ich bisher noch nicht gefunden. 11.05.2021 im Dreveswäldchen in Wismar.

Dienstag, 11. Mai – Heute Vormittag war ich im Wismarer Stadtgebiet auf Tour. Schließlich brauchte ich aktuelle Fotos für dieses Tagebuch. Dreveswäldchen und angrenzende Parkanlagen. Das Dreveswäldchen ist ein feuchter Laubwald mitten im Stadtgebiet. Hier gibt es Morcheln und auch Maipilze. Zumindest gab es in früheren Zeiten hier welche. Heute konnte ich an Frischpilzen dort nur mehrere Pulk` s  einer großen Peziza – Art entdecken. Ich denke dabei an Blasige Becherlinge. Dann waren da noch wenige Exemplare aus der Gattung Psathyrella. Zunächst glaubte ich an Frühlings – Mürblinge, aber ein auffälliger, weiß gesäumter Hutrand, ließen Zweifel aufkommen. Ich schaute im Ludwig nach und konnte dort etwas ähnliches entdecken. Erhardt Ludwig hat die Art unmittelbar zu den Frühlings – Mürblingen gestellt und wie üblich hervorragend abgebildet. Genau bestimmen konnte auch er seine Kollektion leider nicht. Ludwig verweist auf entsprechende Schlüssel, bei denen man durchgeschlüsselt bei Psathyrella casca landet. Die erwähnten Schlüssel sind nicht in meinem Besitz, so dass ich mich damit zufrieden geben muss, das selbst Ehrhardt Ludwig dieses Taxon nur mit einem spec. versieht.

In Erhardt Ludwigs Pilzkompendium, Bd. 2, findet sich im Bildband, Seite 190, Nr. 98.35 , direkt neben Psathyrella spadiceogrisea, anscheinend auch mein Fund wieder. Auch er konnte die Art nicht näher bestimmen. Ludwig verweist aber auf spezielle Bestimmungsschlüssel, bei denen man bei Psathyrella casca landen soll.

Maipilze (Calocybe gambosa) starten jetzt richtig durch. 11.05.2021 in der Hansestadt Wismar.

Außerhalb des Waldes konzentrierte ich mich auf dunkelgrün verfärbte, üppiger wachsende Gräser auf Rasenflächen. Meistens Halbkreise oder auch geschlossene Ringe, so genannte Hexenringe. Sie verraten bereits von weitem die Anwesenheit von Pilzen. Auch wenn gerade kein Fruchtkörperbesatz vorhanden sein sollte, um einen Pilzstandort handelt es sich definitiv. Zu dieser Jahreszeit sind dort oft Maipilze zu finden, im Hochsommer Nelkenschwindlinge. Beides hervorragende Speisepilze. Allerdings überschneiden sich die Fruktifikationsphasen beider Arten, so dass auch jetzt bereits Nelkenschwindlinge darin stecken können. Heute waren es „nur“ Maipilze. Insgesamt hatte ich an fünf solcher Stellen Erfolg. Teils nur wenige Exemplare, aber besonders in einem, gar nicht so großen Ring von etwa 1,5 m Durchmesser, war ich eine geschlagene halbe Stunde damit beschäftigt, den dicht besetzten Hexenring abzuernten. Zum Glück hatte ich ein größeres Gefäß mit, dass schließlich randvoll wurde. Gut 2 Kilo auf einem recht kleinen Hexenring!

Innerhalb des ergiebigen Hexenringes wuchsen sie teils in dichten Büscheln.

Mehr geht nicht! Der Behälter ist randvoll und Deckel rüber. Aber es war noch längst nicht Schluss! Ich hatte zum Glück noch ein zweites Behältnis mit. Ich denke, damit sind Austern – Seitling und Winterpilz würdig und entschuldigend abgegolten.

Das war schon eine Leistung und ich wollte heute eigentlich keine größere Sammelaktion starten. Aber mir viel ein, das ich jemanden im letzten Winter vergessen habe, dem ich Frischpilze versprochen hatte. Anfang Januar war ich mit einem Drehteam des NDR – Fernsehens im Prosekener Grund unterwegs, um einen Beitrag zum Thema Speisepilze im Winter aufzunehmen. Natürlich wurden wir auch durch vorherige Auskundschaftung der Pilzgründe bezüglich leckerer Samtfuß – Winterpilze und Austern – Seitlinge fündig. Diese versprach ich eigentlich für einen mir bekannten Kochtopf – Mykologen mitzubringen. Aber wie das so ist. Ich bin auch nicht mehr der Jüngste und habe einfach nicht mehr an mein Versprechen gedacht und gab die winterliche Pilzernte dem Kameramann mit nach hause. Nun stand ich in seiner Schuld und das sollte heute  abgegolten werden. Gerade eben rief seine Frau an, wie sie die reichhaltige Ernte am besten Zubereiten könne.

Maipilze (Calocybe gambosa) können durchaus richtig fleischig und massig daher kommen. Ein ergiebiger Frühlingspilz in einer noch recht pilzarmen Jahreszeit. 11.05.2021 in Wismar.

Fazit der heutige Exkursion: die Maipilze starten nun richtig durch! Der Regen der letzten Zeit trägt Früchte und dazu noch der jüngste Wärmeinschub. Und Pilzwetter vom feinsten ist zunächst ohne Ende angesagt. Es war aber bei dem ergiebigen Hexenring zu sehen, dass er eigentlich schon Ende April durchstarten wollte. Die größten Fruchtkörper waren bereits von vormaliger, trockener Luft, Wind und möglicherweise auch von den Bodenfrösten gezeichnet. Aber nun startet die nächste Generation, der Hauptschub durch und findet ideale Wachstumsbedingungen vor. 

Diese Ascomyceten wuchsen heute dicht gedrängt auf organischen Abfällen im Dreveswäldchen in Wismar. Es dürfte sich um Blasenförmige Becherlinge (Peziza vesiculosa) handeln.

Hier noch einmal die wunderschöne Fingerhut – Verpel (Verpa conica), die Phillipp Müller auf der letzten Mittwochsexkursion fand, in der Weiterentwicklung.

Zum Wetter: Heute Nacht zogen die angekündigten schauerartigen, teils gewittrigen Regenfälle durch. In meinem Messbecher in der Innenstadt gelangten 8 Liter. Tagsüber blieb es trocken, aber seit 17.00 Uhr bis morgen früh 5.00 Uhr laufen für Mecklenburg Vorwarnungen vor Gewittern der Stufe rot = kräftige Gewitter mit Starkregen und Hagel! Siehe http://www.unwetterzentrale.de Pünktlich gegen 17.00 Uhr zündeten die ersten Gewitter, wie vorher gesagt, an den östlichen Mittelgebirgen. Schnell bildeten sich Cluster die nun relativ zügig nach Norden, direkt auf Mecklenburg, zuziehen. Allerdings sind die Wettermodelle zwecks der Zutaten für schwere Gewitter heute etwas zurück gerudert. So werden die Gewitter wohl meist moderater Natur sein. Schnell zeigte sich im Regenradar auch die Tendenz zum breitlaufen, so dass bei uns eventuell nur schauerartiger Regen ankommt. Morgen sind wir schlauer.

Schließlich noch ein sehr schönes Foto von unserem Ostseepilz Christian Ehmke. Es zeigt die Hochgerippte Becherlorchel (Helvella acetabulum).

Hier noch die für Wismar akkumulierten und möglichen Niederschläge in Form von Regenwasser bis zum 26. Mai – 2.00 Uhr. Im Mittel können wir 59,6 l/qm erwarten. Minimal 30,9 l/qm und bestenfalls werden wir mit 132,6 Litern bedacht!

Junge Schopf – Tintlinge (Coprinus comatus) schieben sich aus der feuchten Erde. 12.05.2021 Rethmoor/Insel Poel.

Mittwoch, 12. Mai – Zur heutigen Mittwochsexkursion war ich mit einem neuen Vereinsmitglied und Pilzfotograf aus Rostock, am Parkhaus Alter Hafen in Wismar um 09.00 Uhr verabredet. Er ist weiterhin auf der Suche nach Motiven für eine Pilz – Schautafel/Poster und mit professioneller Fotoausrüstung ausgestattet. Tätig ist er naturwissenschaftlich an der Universität Rostock. Wir starteten sogleich auf die Insel Poel. Das MTB: 1934 ist an der Reihe. Wir begannen mit dem dritten Quadranten, da die ersten beiden aus Ostseewasser bestehen. Auch in diesem Quadranten ist nur ein kleiner Zipfel Festland zu finden. Zwischen Schwarzer Busch und Timmendorf. Hier ist natürlich nur der schmale Küstenwald für eine Pilzkartierung vielversprechend und im Frühling ganz besonders.

Junge Behangene Faserlinge oder Lilablättrige Mürblinge (Psathyrella candolleana) gehen an den Start. Sie sollen zu den schmackhaftesten Speisepilzen gehören. Wird sicher noch ausgetestet.

Diese Tintlinge fanden wir immer wieder in allen Alterstadien, teils büschellig. Nach Ehrhardt Ludwig dürfte es sich um Rauhsportintlinge (Coprinus silvaticus) handeln. 

Das Wetter ist derzeit ausgesprochen Frischpilzfreundlich und so erlebten wir eine für die Jahreszeit fast schon ungewöhnlich pilzreiche Exkursion. Wer es nur auf Speisepilze abgesehen hätte, wäre voll auf seine Kosten gekommen, aber auch der Fotograf und der Hobby – Mykologe konnte wirklich nicht meckern. Wir versuchten alle diese Interessen unter unsere nicht getragenen Hüte zu bringen. In weiser Voraussicht hatte ich heute, neben meinen obligatorischen Gefäßen, das erste mal in diesem Jahr einen großen Weidenkorb mit dabei. Der füllte sich zwar nur bis zur Hälfte mit Maipilzen, obwohl er randvoll hätte werden können. Wir hatten mit so vielen anderen Pilzen zu tun, die auch entsprechend in Szene gesetzt werden mussten. So zog sich die heutige Exkursion bis zum späten Nachmittag hin, so dass weitere, dicht mit Maipilzen besetzte Hexenringe, vorerst noch ihrer natürlichen Bestimmung nachkommen dürfen. Ein ausführlicherer Bericht folgt in Kürze.

Auf Rindenmulch am Rethmoor immer wieder teils große Mengen des essbaren Voreilenden- oder Frühlings – Ackerlings (Agrocybe praecox).

Maipilze (Calocybe gambosa) waren erfahrungsgemäß sehr zahlreich vertreten. 12.05.2021 Insel Poel.

Zum Wetter: Die Gewitter erreichten am gestrigen Abend wie vorhergesagt auch noch M-V und zogen über die Ostsee ab. Auch die voraus berechnete Zugbahn wurde von ihnen peinlich genau eingehalten, zwischen Wismar und Stralsund. Im Zentrum des Clusters lag die Hansestadt Rostock und genau dort hat es auch am intensivsten geregnet und gewittert. Mein Begleiter aus Rostock war begeistert von dem Gewitter, denn es krachte doch recht zünftig. Die Wetterstation Rostock/Warnemünde verzeichnete 18 Liter im Regenmesser. In Wismar waren leider nur 1,5 Liter Niedergegangen. Aber so ist es bei konvektiven Niederschlägen. Große Unterschiede auf vergleichsweise geringen Entfernungen. Aber es geht ja wechselhaft weiter und eine Trockenperiode ist weit und breit nicht in Sicht.

Die ersten, sehr schmackhaften Schild – Rötlinge (Entoloma clypeatum), gehen an den Start. 12.05.21 Küstenwald der Insel Poel unter Rosengewächsen.

Hier die möglichen, akkumulierten Regenmengen für Wismar bis zum 27. Mai – 14.00 Uhr. Im Mittel dürfen wir mit 52,1 l/qm, minimal mit 21,5 und maximal mit 100,1 Liter auf den Quadratmeter rechnen.

Bemerkenswert gut erhaltene Halskrausen – Erdsterne (Geastrum triplex) aus dem letzten Jahr. Küstenstreifen auf der Insel Poel am 12. Mai 2021.

Frühlings – Ackerlinge von gestern standen heute zur Verkostung an. Siehe unter „Wildpilze im Geschmackstest“.

Donnerstag, 13. Mai (Christi Himmelfahrt) – Neblig – trübe und regnerisch präsentierte sich der heutige Vater- oder Herrentag. Behörden und Politik werden sich die Hände reiben, weil bei diesem Wetter wirklich kaum jemand Lust gehabt haben sollte, mit Bollerwagen und Kasten Bier feiernd durch die Landschaft zu ziehen. Das war auch gut so, denn wir wollen hoffen, die Inzidenz – Werte sinken weiter, so dass es in den nächsten Wochen wieder aufwärts gehen kann und sich das Zusammenleben allmählich normalisiert. Aktuell gelten ja weiterhin die strengen Kontakt – Beschränkungen, so dass ich am Sonnabend, zur nächsten und öffentlichen Lehrwanderung, nur einen weiteren Pilzfreund mitnehmen darf. Und der steht bereits fest. Im letzten Jahr konnten wir Mitte Juni das erste mal ohne große Kontaktbeschränkungen wandern und das hoffe ich auch für dieses Jahr (spätestens).

Glimmer – Tintlinge (Coprinus micaceus) hat vor wenigen Wochen bereits ein junges, experimentierfreudiges Vereinsmitglied getestet. Ergebnis: Vorzüglich! Aber ohne Alkohol! Standortfoto am 13. Mai 2021 im Küstenwald der Insel Poel. 

Das feuchte Wetter ruft natürlich auch die Schnecken auf den Plan. Die Rehbraune Huthaut der Dachpilze (Pluteus atricapillus) scheint ihnen besonders zu munden. Standortfoto am 13.05.2021 auf der Insel Poel.

Ich nutzte den Feiertag für einen Nachtrag von gestern. Wir hatten bei unserer Mittwochsexkursion ganz schön getrödelt, aber uns nicht vertrödelt. So habe ich noch einiges an Maipilzen stehen gelassen, weil die Zeit schon über dem vorgesehenen Limit lag. Auch heute  herrschte bei dem November – Wetter tote Hose auf der Insel. Nur wenige Spaziergänger waren an den Ostseestränden unterwegs. Überhaupt herrscht in den Urlauberorten immer noch gespenstische Stille. Wie dem auch sei, es war zwar ziemlich ungemütlich, aber ich habe besagte Maipilze noch sicherstellen können. Normalerweise werden sie eingefroren für unsere Imbisstage. Diese durften nun schon lange nicht mehr stattfinden und so ist mein Gefrierschrank noch voller Tiefkühlware. Die Georgs – Ritterlinge werden daher getrocknet. Nicht luftgetrocknet, was bei dem Wetter ohnehin kaum möglich ist. Nein, auf Dörrgeräten natürlich.

Diesen Rehbraunen Dachpilz (Pluteus atricapillus) haben die gefräßigen Schleimspurkriecher noch nicht entdeckt. 13.05.2021 Küstenwald auf der Insel Poel.

Maipilze (Calocybe gambosa) standen heute im Mittelpunkt meines Interesses. 13.05.2021 Insel Poel.

Zum Wetter: Klassisches Novemberwetter erlebten wir heute mitten im Wonnemonat. Gebiets- und zeitweise regnete es auch kräftiger, in Wismar hielten sich die Mengen jedoch sehr in Grenzen. Im Messbecher waren heute um 19.00 Uhr 1,5 Liter enthalten. Aber es geht ja unbeständig weiter und die Mittelfrist – Modelle belassen es auch bis gegen Endes des Monats entsprechend. Hochdruckgebiete mit Sonne und Wärme haben wohl kaum eine Chance. Immer wieder bilden sich Tiefdruckgebiete und lösen verbreitet Niederschläge aus. Meist werden diese Konvektiver Natur sein. Unzählige Schauer und Gewitter werden sich über Mitteleuropa in der nächsten Zeit tummeln. Aprilwetter mitten im Mai. Überall dürfte es mal mehr, mal weniger regnen. Dort, wo die Gewitter besonders kräftig ausfallen und vielleicht sogar mehrfach auftreten, können weiterhin hohe Regensummen zusammen kommen. Pilztechnisch brauchen wir uns bis auf weiteres keine Sorgen machen. Nur dass die Freunde des ersten, möglichen Röhrlings – Schubes, in der Regel Mitte bis Ende Mai, wohl nicht besonders auf ihre Kosten kommen dürften. Es handelt sich ja meist um wärmeliebende Arten und große Wärme ist weit und breit nicht in Sicht. Vielleicht möge die unterkühlte Witterung einige Raufüße anregen, etwas üppiger zu fruktifizieren. Alles reine Spekulation – lassen wir uns überraschen.

Maipilze (Calocybe gambosa) wie sie im Buche stehen. Oder nicht? Natürlich sind sie meist weiß gefärbt. Aber es gibt verschiedene Farbvarianten. Von fast schneeweiß, sahneweißlich, chromegelblich bis, so wie hier, eher beige. Standortfoto 13.05.2021 Insel Poel.

Hier noch die möglichen Regenmengen für Wismar bis zum 28. Mai – 2.00 Uhr. Im Mittel dürfen wir 53,5 l/qm erwarten. Minimal 20,9 l/qm und maximal 118,1 Liter auf den Quadratmeter.

Freitag, 14. Mai – Mamertus, Pankratius, Servatius, Bonifatius von Tarsus und Sophia von Rom sind Herrschaften und eine Frauschaft, die heilig gesprochen wurden. Sie gelten als die Gestrengen und wir gedenken ihnen vom 11. – 15. Mai eines jeden Jahres. Heute also Bonifatius von Tarsus. Ich weiß nicht, ob ihr Leben auch so unterkühlt, so eisheilig ablief, wie es ihnen die Wetteregeln auferlegen. In diesem Jahr kommen sie jedenfalls relativ moderat daher. Jedenfalls brauchen wir keine Fröste befürchten, obwohl es gerne wärmer sein könnte.

Maipilze für den Dörr – Automaten.

Christian Ehmke lichtete diesen schmucken Kerl für uns ab. Er hört auf die wenig schmeichelhafte Bezeichnung Gold – Mistpilz (Bolbitius titubans).

Etwas wärmer soll es morgen in M-V tatsächlich werden. Mit 17/18 Grad sind wir morgen sogar die Wärmehochburg Deutschlands. Das heißt, nicht nur M-V, sondern der gesamte Nordosten, grob gesagt, nordöstlich der Elbe. Das bisher Wetterbestimmende Höhentief östlich von uns schwächelt inzwischen und wir geraten unter den Einfluss von Lothar. Hört sich ziemlich gefährlich an. War das nicht einst mal der Name eines der verheerendsten Orkane der Neuzeit über Europa? Sicher, der neue Lothar ist aber weitaus gemütlicher unterwegs. Sehr langsam bewegt er sich vom östlichen Atlantik in Richtung Mitteleuropa, um zum Pfingstwochenende nach Norden abzudrehen. Dazu scheint sich bei Island Hochdruck aufzubauen und dann dürfte der Weg wieder für eisige Luftmassen aus dem hohen Norden frei werden (verspätete Eisheilige). Die Mittelfrist – Modelle sind sich zwar noch nicht einig, denn es ist auch eine wärmere Feiertagsvariante im Spiel. Nach den neuesten Berechnungen scheint aber die Kühlschrank – Version die Oberhand zu gewinnen. Also Vorsicht, wer meint die kalendarischen Eisheiligen seien vorbei und somit sind auch Bodenfröste vom Tisch. Es könnte ein böses Erwachen geben! Kommt es so, wird extreme Kälte in der Höhe herrschen und sollten die Zutaten dazu stimmen, dürfen wir mit typischen Aprilwetter rechnen. Anders formuliert, dass am kommenden Wochenende einsetzende und in der neuen Woche anhaltende Schauerwetter geht in eine immer kühler werdende Verlängerung.

Der Büschellige Rauhspor – Tintling (Coprinus silvaticus), eigentlich Wald – Tintling, ist in M-V bisher nur wenige male nachgewiesen. Standortfoto am 12. Mai 2021 Küstenstreifen am Rethmoor/Insel Poel.

Auch diese Art scheint in M-V und im gesamten Bundesgebiet recht selten zu sein. Purpurbrauner Faserling (Psathyrella bipellis). Nur um Berlin herum etwas häufiger. Wahrscheinlich durch die Aktivitäten von Erhardt Ludwig und nach seinem Pilzkompendium wurde die Art auch bestimmt. Standortfoto am Rethmoor auf der Insel Poel.

So dürfen wir morgen den Beginn eines sehr wechselhaften Witterungsabschnittes begrüßen, der geprägt wird von höhenkalter Luft und der intensiven Maisonne. Das ganze auch noch unter Tiefdruck, da erwartet uns typisches Tagesgang Wetter. Soll heißen, zumindest Vormittags kann es teilweise noch trocken bleiben, aber mit zunehmender Sonneneinstrahlung bildet sich mächtige Konvektion, die es immer wieder Schauern und Gewittern lassen wird. Insbesondere ab morgen Nachmittag und am Abend kann es bei uns mächtig zur Sache gehen. Eine ausgewachsene Gewitterlage bahnt sich an! Teils ist ergiebiger Starkregen und sogar Hagel möglich. Und so ähnlich geht es dann auch an den Folgetagen weiter. Diese Entwicklung kann nur Musik in unseren Ohren sein. Für Feuchtenachschub wird also gesorgt sein und die Frühlingspilze können aus dem vollen Schöpfen. Die Natur braucht gerade jetzt den Regen. Die Landwirtschaft wird begeistert sein und auch der Wald kann Durchatmen.

Unser Vereinsmitglied und Pilzfreund Phillip Müller war dieser Tage sehr erfolgreich in einem mecklenburgischen Auwald unterwegs. Dort entdeckte er u. a. diese reichliche Kollektion hervorragender Morchel – Becherlinge (Disciotes venosa). Da läuft einem doch gleich das Wasser auf der Feinschmecker – Zunge zusammen!

Heute war es ähnlich wie gestern, bedeckt und gelegentlich regnete es ein wenig. In meinem Messbecher fanden sich 2 Liter ein. Hier die akkumulierten, möglichen Regensummen bis zum 29.05. – 2.00 Uhr. Im Mittel können es 54,1 l/qm werden. Im Minimum 27,6 und im Maximum 97,5 Liter. Außerdem sind die Cape – Werte (zur Verfügung stehende Energie für Gewitter) bis Mittwoch deutlich erhöht.

Ist das nicht ein Traum? Stockschwämmchen, Käppchen – Morcheln, Morchel – Becherlinge und einige Maipilze. Menschen, die nur im Herbst in die Pilze gehen, wissen gar nicht, was ihnen im Frühling entgeht. Bei Phillip gab es ein Festessen!

Samthäubchen (Conocybe spec:) am 15. Mai 2021 im Wald bei Moltow.

Sonnabend, 15. Mai – Auf dem Plan stand heute wieder eine öffentliche Lehrwanderung. Da nach wie vor strenge Kontaktbeschränkungen im Zuge der Corona – Krise zu befolgen sind, traf ich mich heute morgen nur mit einem jungen Pilzfreund und Vereinsmitglied vor der Markt – und Eventhalle am alten Hafen in Wismar. Mit dem Auto fuhren wir zum Zielgebiet, die Wälder zwischen den Ortschaften Moltow, Schimm und Jesendorf, unweit der Hansestadt Wismar.

Waldumbau: neben Douglasien werden sogar junge Fichten in den lichten Alt – Kiefernwald gesetzt.

Gallertpilze sind durch das feuchtkühle Wetter wieder richtig zum Leben erwacht. Wir sehen Judasohren (Hirneola auricula – judae) und das schwarze Gewaber im Hintergrund wird vom Warzigen Drüsling (Exidia plana) gebildet.

Ein Buchenwald – Wasserfuß (Hydropus subalpinus) hat das Licht der Welt erblickt, am 15. Mai 2021 im Wald bei Moltow.

Das Wetter war bestens und der Wald hatte sein frisches Grün angelegt und dazwischen unzählige Frühblüher. Die Vögel sangen ausgelassen ihre Arien und  ein Waldbächlein lud mit seinem Plätschern zum Meditieren ein. Wunderbar bis zu dem Moment, als wir von zwei riesigen Jagdhunden als vermeintliche Beute gestellt wurden. Sein Besitzer näherte sich recht zögerlich und stellte uns schließlich noch zur Rede, was wir wohl im Privatwald zu suchen hätten und dazu noch die Wege verlassen haben. Inzwischen rückten uns aber seine Hunde immer aggressiver auf die Pelle. Es zeigte sich, das er seine Vierbeiner nicht einmal richtig unter Kontrolle hatte. Die waren mit wahrer Begeisterung dabei, uns fast zur Strecke zu bringen. Da nutzte auch das zu sich rufen seiner Hunde nichts. Erst als ich ihn endlich aufforderte, seine Hunde an die Leine zu nehmen, bewegte er sich diesbezüglich. Wir bekamen zu hören, dass dieser Wald dem Bauern (Schimm?) gehöre und der sei auf Waldbesucher ohnehin nicht gut zu sprechen. Hier ein Blick in das Waldgesetzt Mecklenburg – Vorpommerns: Betreten des Waldes mit Hund in M-V

Es war eine sehr unschöne, durchaus gefährliche Situation, besonders auch für meine Begleitung, der ähnliches bereits in seiner Kindheit erlebt hat und dadurch ein gewisses Trauma in sich trug. Es gilt im Wald Leinenzwang! Zuvor hetzten die Hunde bereits hinter mindestens zwei Rehen her. Außerdem darf jeder Waldbesucher sich auch abseits der Wege auf eigene Gefahr bewegen (Ausnahmen siehe im obigen Anhang). Wer sich hier unrechtmäßig verhalten hat, liegt ganz klar auf der Hand! Liebe Pilz- und Naturfreunde, lasst euch nicht von Waldbesitzern, Jägern oder anderen, selbst ernannten Herrschaften und Klugscheißern aus dem Wald vertreiben. Das Recht ist auf eurer Seite! Frischpilze waren heute allerdings Mangelware. Trotzdem war es eine interessante und schöne Tour, bis auf den geschilderten Vorfall. 

In selten gesehener Üppigkeit begeisterte uns heute die Großporige Datronie (Datronia mollis) im Wald bei Moltow.

Bei Andreas Herchenbach gibt es Maipilze. Er war mit über 2 Kilo erfolgreich, in 1A – Qualität!

Am Nachmittag zog dann die vorhergesagte Gewitter – Zone von Süden über Mecklenburg – Vorpommern auf die Ostsee hinaus. Wie bei Gewitterlagen üblich, traf es nicht jeden und die Regenmengen waren nur örtlich bedeutender. Insbesondere hart östlich der Hansestadt hat es ganz ordentlich gerummelt und geschüttet, bis hinauf auf die Insel Poel. Wismar ist trocken geblieben. Im Regenmesser befand sich 1 Liter aus der vergangenen Nacht. Das schaurige Donnerwetter geht in den nächsten Tagen weiter. Insbesondere an den Nachmittagen bis zum Abend schießt die Konvektion in die Höhe und produziert kräftige Regengüsse, nicht selten mit Blitz und Donner. Die Cape Werte der für Gewitter verfügbaren Energie steigen an den nächsten Tagen gegenüber von heute noch deutlich an. Lagen sie heute in Wismar bei knapp 60 J/Kg, können es morgen schon bis zu 700 J/Kg sein!

Hier die möglichen, akkumulierten Regensummen bis zum 30. Mai 2021 – 2.00 Uhr. Im Mittel dürfen wir bis dahin mit 47,7 l/qm rechnen. Minimal können es 28,2 l/qm werden und Maximal wären wir mit 77,9 Litern bedient.

Springschwänze fühlen sich wohl auf der feuchtkühlen Unterseite dieses Rotrandigen Baumschwamms (Fomitopsis pinicola). 15. Mai 2021 im Wald bei Moltow.

Der Mond! Noch ist er nicht voll, aber auf dem Weg dorthin.

Sonntag, 16. Mai – Die meisten Mondtheoretiker werden wohl noch schlafen. Für sie beginnt die Saison meist erst zum Spätsommer und Herbst hin. Die Mond – Theorie bezieht sich wohl in erster Linie auf das Wachstum von Steinpilz und Co. Die Eingeweihten wissen aber, dass es mit den begehrten Röhrlingen durchaus schon im Frühling los gehen kann. Der Mond nimmt zu und so sollten sich allmählich die ersten Sommer – Steinpilze, Hexenröhrlinge und Rauhfüße auf den Weg machen. Ich hatte ja kürzlich bereits die Röhrlings – Saison mit Butterpilzen eingeleitet. Sie sind traditionell die ersten im Jahr (April/Mai) und verabschieden sich dann meist bis zum Herbstbeginn und übergeben die Fahnenstange an die wärmeliebenden Körnchen – Röhrlinge. Das sind Mykorrhiza – Partner der immergrünen Kiefern. Die anderen, nun zu erwartenden Röhrlinge, kommen mehrheitlich unter Laubbäumen vor. Die müssen allerdings voll im Laub stehen und dann können die ersten Fruchtkörper von ihnen durchstarten. Dieses Jahr sind wir diesbezüglich spät dran, so dass es wohl schwierig für den Mond werden dürfte, die ersten ihrer Sorte aus dem Boden zu kitzeln. Auch ist es mit der dafür vorteilhaften Wärme schlecht bestellt. Wir steuern auf eines der kältesten Frühjahre seit Beginn der Wetteraufzeichnungen zu. Wir werden sehen! Zur Zeit haben wir ja zumindest beste Bedingungen für Maipilz und Co. Darauf sollte weiterhin der Fokus liegen.

Huf – Ritterlinge (Calocybe gambosa) heute an der Wohlenberger Wiek. Es ist die schöne, gelbe Form des Maipilzes. 16.05.2021.

Ein kleiner Gewitter – Cluster braut sich gegenüber der Wismar – Bucht zusammen. Die vordere Konvektion hat das Reifestadium erreicht und der typische Gewitterschirm beginnt sich zu bilden.

Heute Vormittag bestückte ich nochmals einen Trockner von der Himmelfahrts – Ernte und am Nachmittag wurde Nachschub organisiert. Ich war an der Wohlenberger Wiek unterwegs. Der Ertrag belief sich auf gut 3 Kilo. Unterdessen konnte Irena in Brüel zwei große Körbe füllen. Sie hatte aus Zufall gleich mehrere, ansehnliche Hexenringe entdeckt. Die Trockner haben also weiterhin zu tun. Die Qualität ist in diesem Jahr hervorragend. Nur die erste Vorhut, die noch zu ungünstigen Zeiten, in trocken – kalter Luft, mit Bodenfrösten, das Licht der Welt erblickte, war von Trockenschäden und Madenbefall gezeichnet. Jetzt schieben die Huf – Ritterlinge bei besten Wachstumsbedingen in der oben erwähnten Qualität.

Diese Schauerzone befindet sich am frühen Abend auf dem Festland gegenüber der Wohlenberger Wiek.

Bevor es aber heute an die Pilzfront ging, stand eine weitere Verkostung auf dem Programm. Wie soll es anders sein, Maipilze waren an der Reihe. Geschmort zusammen mit französischem Pfannengemüse und ohne die Pilze zu blanchieren, wie ich selbst es oft empfohlen habe. Nicht nötig! Kein aufdringliches Aroma. Ganz im Gegenteil. Für meinen Geschmack hätten sie durchaus deftiger schmecken können. Aber eine gute Konsistenz. Näheres in Kürze in der entsprechenden Rubrik.

Mein Mittag heute: leckere Maipilz – Pfanne mit Zwiebelringen und französischem Pfannengemüse.

Das Wetter war heute im großen und ganzen nicht unfreundlich und es fühlte sich sogar recht angenehm temperiert an. Natürlich wurden die oft freundlichen Phasen zeitweise von Schauern und vereinzelten Gewittern unterbrochen. Ich überlegte bei dem Wetter durchaus, ob ich zu meiner Exkursion aufbrechen sollte. Aber ich hatte Glück! Die Schauer zogen an mir vorbei. Sicher auch dem stabilisierenden Effekt der Ostsee zu verdanken. Morgen soll es ähnlich weiter gehen. Die Gewittergefahr dürfte wohl wieder etwas größer sein. Die Cape – Werte liegen bis Mittwoch recht hoch. In der Spitze bis zu 1000 J/Kg!

Der obige Gewitterturm etwa 10 Minuten später aus der Perspektive der Wismarer Innenstadt betrachtet. Schön ist der Amboss, der Eisschirm des Gewitters zu erkennen. Ein isoliertes, einzelliges Gewitter, hat die Form eines Pilzes!

Folgende, akkumulierte Regenmengen werden für Wismar bis zum 31. Mai – 2.00 Uhr berechnet. Im Mittel 43,7 l/qm, minimal 16,9 und maximal 77,4 Liter pro Quadratmeter.

In meinem Messbecher waren bis 21.00 Uhr 3 Liter enthalten.

Montag, 17. Mai – Die Morchel – Saison nähert sich nun dem Ende. Informiert man sich im Pilz – Ticker, so scheint der allgemeine Tenor vorzuherrschen, dass das Jahr 2021 als sehr gutes Morcheljahr in die Geschichte eingehen wird. Und das trotz des Rekord – Kalten Frühlings! Es hat ihnen nichts ausgemacht! Sie dürfen auch nicht besonders wählerisch sein, haben sie doch nur diesen kurzen Zeitraum im Frühling, um ihre sporenproduzierenden Fruchtkörper sprießen zu lassen. Zwar waren die Bedingungen im April durch windige, trockene Kaltluft mit Bodenfrösten  zumindest zeitweise mehr als ungünstig, so hat es im Mai dann doch überall noch geklappt. Inzwischen ist die Witterung für unsere restlichen Frühlingspilze mehr als optimal. Ausgezeichnet, möchte ich sogar behaupten. Man merkt es nun auch bei den Maipilzen. Nach anfänglichen Startschwierigkeiten sind sie nun richtig in die Spur gekommen.

Käppchen – Morcheln heute Abend in der Pilzberatung. Die Pilze sind grenzwertig. Nur die Stiele sollten noch Verwendung finden!

Beim Wetter geht es auch ähnlich weiter. Viele Schauer und Gewitterwolken werden sich besonders tagsüber am Himmel tummeln und mal hier, mal dort, ihre feuchte Last abladen. Auch in M-V war es heute wieder so. Allerdings wird die konvektive Aktivität bei uns in Mecklenburg – Vorpommern an den nächsten Tagen abnehmen. Ab morgen soll es nur noch vereinzelt Schauern. Erst mit dem neuen Tief ab der 2. Wochenhälfte kann die Niederschlagsaktivität auch wieder stärker aufleben. Zumindest scheint es am Pfingstwochenende wohl doch nicht so kalt zu werden, wie vor einigen Tagen noch möglich erschien. Die große Wärme ist allerdings auch nicht in Sicht. Dazu müsste sich die Großwetterlage komplett umbauen und das ist derzeit nicht absehbar. Eingespielte Großwetterlagen haben oft ein großes Erhaltungspotenzial. Wir kennen es aus den Vorjahren. Trockenheit und immer wieder Sonne, Wärme bis hin zu fast unerträglicher Hitze, aber meist viel zu wenig Regen. So wie es derzeit läuft, dürfte es für uns doch fast optimal sein. Zumindest was die Frühlings –  Pilzflora anbelangt.

Diese Dickfuß – Morcheln wurden mir ebenfalls vorgelegt. Ihr Erhaltungszustand ist noch etwas besser. Allerdings sollte man gerade bei dieser Riesenform der Speisemorchel Vorsicht walten lassen. Morcheln können durch Überständigkeit zu Komplikationen führen, aber auch grundsätzlich zu leichten Vergiftungserscheinungen (Schwindel). Derartiges wird besonders auch der Dickfuß – Morchel angekreidet. Die intakten Teile (besonders die Stiele) trocknen!

Hier die möglichen, akkumulierten Regenmengen bis zum 01. Juni – 2.00 Uhr aus ca. 50 weltweiten Wettermodellen extrahiert. Im Mittel dürfen wir 40,4 l/qm erwarten. Im Minimum können es 16,4 Liter werden und maximal 92,2 Liter pro Quadratmeter.

Seit Jahren wachsen an einem alten Holzkloben (Erle), den ich auf dem Hof zwischen einer Blumenrabatte stehen habe, immer wieder diese Gallertfleischigen Stummelfüßchen (Crepidotus molles) heraus. Das feuchte Pilzwetter der letzten Tage hat sie nun wieder hervorgelockt. Standortfoto am 17. Mai 2021.

In meinem Messbecher waren heute Abend um 20.30 Uhr 2,5 Liter enthalten.

Dienstag, 18. Mai – Heute Abend bin ich auf Anregung von Torsten Richter aus Rehna zur Kräuterfee Kristin Brandt nach Börzow, bei Grevesmühlen, gefahren. Kristin Brandt betreibt dort einen Wildkräutergarten, bietet Führungen und Seminare an. http://www.brandtgruen.de Das Grundstück hat sie vor Jahren von der Kirchgemeinde erwerben können. Es war der ehemalige Pfarrgarten. Sie gestaltete es ihren Vorstellungen nach zu einem naturnahen Kräuterparadies um und legte auch eine Streuostwiese an. Zuvor mussten natürlich entsprechende Obstbäume gepflanzt werden, die inzwischen prächtig gedeihen. Es ist ein beachtliches Areal, dass sie zu bewirtschaften hat. Klar, dass sich bei so viel Natürlichkeit auch Pilze wohl fühlen und zunehmend Fuß fassen. Zu vor hatte Torsten bereits das Pilzparadies begutachtet und dabei auf meine Wenigkeit verwiesen, zwecks eines Pilzmonsters, dass es sich unter einem Obstbaum der Streuobstwiese gemütlich gemacht hatte.

Das Monster, namens Gyromitra gigas. Der Hutteil war bereits weitgehend verschwunden. Ich habe Schnecken im Verdacht.

Torsten nahm sich etwas Material des Riesenpilzes mit, um es zu Mikroskopieren. Konnte aber keine Sporen finden. Um was es sich handelt, dürfte ihm natürlich auch ohne Mikromerkmale klar gewesen sein, behielt sein Geheimnis aber für sich. Schließlich gibt es da ja noch die offizielle Pilzberatung in Wismar. So wurde ich also heute ganz offiziell in meiner Eigenschaft als Pilzsachverständiger tätig und kam beim Anblick dieses Methusalem zum Entschluss, das ominöse Objekt unter der wissenschaftlichen Bezeichnung Gyromitra gigas in meiner Pilzkartei zu verbuchen. Wem die wissenschaftliche Bezeichnung gerade nicht geläufig ist, nenne ich das Teil gerne auch Riesenlorchel. Und hier war wirklich der Name Programm. Schade, dass sie schon so sehr gelitten hatte, denn die Lorchelzeit ist inzwischen im wesentlichen abgeklungen. Es muss eine Pracht gewesen sein, als das Teil auf der Blütezeit seines kurzen Daseins angelangt war. Allein die Mächtigkeit der noch weitgehenden intakten Stielkonstruktion wäre mit beiden Händen kaum zu umfassen gewesen. Vom Gewicht her schätze ich die Lorchel auf mindestens 500/600g, wenn nicht mehr. Eine größere Bratpfanne hätte eventuell ausreichendes Fassungsvermögen gehabt. Der seltene Pilz blieb aber stehen und darf gemächlich seinem Ende entgegen gehen.

Riesenlorchel (Gyromitra gigas) oder was noch von ihr übrig ist. Das Torsten keine Sporen mehr finden konnte, mag daran liegen, dass sie ihre Fruchtbarkeit längst an die Umgebung abgefeuert hat. Schlauchpilze neigen zu wahren Eruptionsausbrüchen und schleudern in Bruchteilen von Sekunden Millionen ihrer Sporen ab, welches in dampfenden Wolken wahrnehmbar ist und oft durch mechanische Reize von außen ausgelöst wird (Körperwärme, Sonneneinstrahlung).

Ähnlich der Frühjahrslorchel sollte man auch bezüglich der Riesenlorchel kein Risiko eingehen. Von essbar bis giftig gehen hier die Meinungen auseinander. Sehr wahrscheinlich enthält sie das Lorchel – Gift Gyromitrin. Man nimmt allerdings an, in nicht so hoher Dosierung, wie es in der Gift – Lorchel mitunter der Fall sein kann. Die Lorchel war zwar der Knaller an diesem Standort, aber in ihrer unmittelbaren Umgebung wimmelte es praktisch von weiteren, ansehnlichen Frühlingspilzen, nämlich Schild – Rötlingen, sehr leckere Speisepilze! So nehme ich es jedenfalls an. Ich nahm welche mit und werde es im Rahmen meiner Pilzverkostungen austesten. Des weiteren wuchsen etwas weiter entfernt ebenfalls essbare Ansehnliche Scheidlinge.

Schild – Rötlinge (Entoloma clypeatum). Sie leben mit den Obstbäumen in Symbiose. Roh giftig, gut erhitzt sollen sie wohlschmeckende Speisepilze sein. Standortfoto am 18.05.2021 in Börzow.

Zum Wetter: Wie erwartet hielten sich die Schauer heute bei uns in Grenzen, obwohl sie gegen Abend doch nicht ganz dicht halten konnten und stellenweise eine kleinere Dusche brachten. Ausgerechnet, als ich mit meinem Roller unterwegs war. Viel ist aber im allgemeinen nicht aus den Wolken gefallen. In meinem Regenmesser waren etwa 0,1 Liter.

Die möglichen Regensummen können sich akkumuliert bis zum 01. Juni – 2.00 Uhr für Wismar auf folgende Mengen belaufen: Im Mittel 40,0 l/qm, im Minimum: 18,6 l/qm und im Maximum 64,7 Liter auf den Quadratmeter.

Diese Ansehnlichen Scheidlinge (Volvariella speciosa) wuchsen bereits im Herbst im Kräutergarten und sind nun wieder erschienen. Auch sie sind essbar. Standortfoto 18.05.2021 in Börzow.

Aus Zufall habe ich heute auf einer Wetterseite im Internet einen 42 – tägigen Langfristtrend entdeckt und ihn mir etwas näher angeschaut. Demnach soll es bis Anfang Juni in Norddeutschland ähnlich wechselhaft und unterkühlt weitergegen, mit den entsprechenden Niederschlägen, siehe oben. Das dürfte noch weitgehend seriös sein und entspricht in etwa den Berechnungen der gängigen Wettermodelle. Wobei der letzte Lauf der Isobaren – Karten bei Wetter – Online bereits zum Ende Mai hin eine Stabilisierung der Großwetterlage rechnet. Im 42 – tätigen Trend steht der Juni dann für uns unter keinem guten Stern. Hochdruck und zunehmende Trockenheit sollen einkehren, bei moderaten Sommer – Temperaturen. Erst Ende Juni soll es wieder kippen hin zu feuchterem Wetter. Besser kam bei dieser Grafik Süddeutschland davon. Hier kann es immer mal regnen. Wir werden sehen! 

Das Strohkirchener Holz im Abendlicht des 18. Mai 2021. Die Buchenwälder stehen nun im Laub und bald sollten ihre ersten Symbiose – Partner unter den Großpilzen mit ihrer Fruchtkörperproduktion beginnen.

Nach wenigen Schritten begrüßten uns in einer Rasenfläche die ersten Frischpilze. Heu – Düngerlinge (Panaeolus foenisecii). 19.05.2021 Schwarzer Busch/Insel Poel.

Mittwoch, 19. Mai – Erst am Nachmittag startete die heutige Mittwochsexkursion. Schon war der 4. und damit letzte Quadrant des Messtischblattes 1934 = Kaltenhof, auf der Insel Poel, an der Reihe. Weite Bereiche bestehen aus Ostsee und marine Pilze sind nicht meine Zielrichtung und davon habe ich auch keine Ahnung. Außerdem müsste ich mir dann wohl auch eine Taucherausrüstung zulegen. Da bleiben wir doch lieber an Land. Wir, das waren außer meiner Wenigkeit Chris und Phillipp von den Pilzfreunden der Gemeinnützigen Gesellschaft Wismar e.V. Da Phillipp berufstätig ist und zuvor unsere Landschaft vermessen hat, trafen wir uns erst gegen 14.30 Uhr in Gollwitz. Wir setzten von hier aus, mit gleichzeitiger Anfahrt zum Exkursionsstart, ein zweites Auto nach Schwarzen Busch um. Wir exkursierten also von A nach B durch den Küstenschutzwald. Dabei nahmen wir zunächst den Eichenpark in Schwarzen Busch in Augenschein. Die Eichen stehen noch nicht in voller Belaubung, geben sich aber Mühe, es in Kürze zu erreichen. Ist es soweit, beginnt hier auch ein reichhaltiges Leben von eichenbegleitenden Mykorrhiza Pilzen. Täublinge, Wulstlinge, Rißpilze, aber auch verschiedene Dickröhrlinge beleben in den Sommermonaten diesen großzügigen Park. Auch Champignons und vieles mehr sind hier zu beobachten. Heute war von ihnen noch nichts zu sehen, aber zaghaft geht es schon los. Und zwar mit einer Großpilzgattung, die wir im Frühling noch nicht erwartet hätten. Haarschleierlinge sorgten bei uns für Kopfzerbrechen. Es wurde also gleich anspruchsvoll.

Es wurde kriminell. Cortinarien im Frühling unter Eichen? Es dürfte sich wohl um Wasserköpfe (Cortinarius spec.) handeln.

Hochgerippte Becherlorchel (Helvella acetabulum) am 19.05.2021 im Eichenpark Schwarzer Busch.

Anspruchsvoll wurde es auch im Küstenwald, der ausschließlich von Laubbäumen bestanden ist. Vornehmlich von Bergahorn. Die Krautschicht war bereits üppig entwickelt und so küstenexponiert dürfte auch klar sein, dass einiges an Bruchholz einen gemütlichen Waldspaziergang nur auf dem Wanderweg ermöglicht. Die Artenvielfalt hätte höher ausfallen können. Das habe ich zu dieser Jahreszeit hier schon vielseitiger erlebt. Es liegt in diesem Jahr nicht an der Trockenheit, sondern an dem viel zu kalten Frühjahr. Das soll natürlich nicht bedeuten, dass es trostlos war, ganz im Gegenteil. Wenn Chris mit dabei ist, gibt es schließlich immer etwas zu entdecken. Kräuter mit ihren Phytoparasiten, Käfer, Schnecken, Ahornwickler, Vögel und vieles mehr. Er ist einfach ein wandelndes Lexikon. Aber wir haben natürlich trotzdem in punkto Pilzkartierung unser Soll erfüllt und schließlich artete die Aktion noch in einen Maipilz – Sammelrausch aus. Ich war schon einige Jahre nicht mehr bei dem riesigen Hexenring, den Irena hier vor etwa 15 Jahren entdeckt hatte. Das Revier hat sich seitdem etwas verändert. Aber schließlich stießen wir im Unterwuchs und zwischen reichlich Totholz auf diesen Kreis, der damals schon gigantisch war und nun natürlich noch um einiges umfangreicher wurde. Da die Pilze hier besonders geschützt stehen, waren sie hier schon frühzeitig durchgestartet und ein Großteil der teils riesigen Maipilze war bereits grenzwertig oder überständig. So suchten wir nur die besseren heraus, aber es sind dabei doch noch einige Kilo in unseren Körben gelandet. 

Becherlinge an morschem Laubholz. Möglich wäre der Riesenbecherling (Peziza varia). 19.05.2021 Küstenschutzwald der Insel Poel.

Das Wetter war sehr angenehm und für eine Exkursion gerade richtig. Zeitweise lachte die Sonne und es war am Strand fast windstill. Einfach wunderschön. Erst gegen Ende zog dann am westlichen Horizont noch eine Schauerlinie auf. Die brachte in meinen Messbecher in Wismar 1,5 Liter ein.

Ein schöner Farbaspekt: Violetter Knorpelschichtpilz (Chondrostereum purpureum) an Pappel im Küstenstreifen zwischen Schwarzer Busch und Gollwitz.

Hier noch die möglichen, akkumulierten Regenmengen bis zum 03. Juni – 2.00 Uhr für Wismar: Im Mittel können es 39,1 l/qm werden. Minimal 18,4 l/qm und maximal 82,7 Liter.

Und schließlich gab es noch Maipilze satt. 19. Mai 2021.

Haus – Tintling (Coprinus domesticus). Wie es sich gehört, aus dem braunen Myzelfilz, namens Ozonium, heraus. 19.05.2021 Insel Poel.

Donnerstag, 20. Mai – Es geht langsam, aber sicher, in Richtung Ende des Wonnemonats Mai. Eine Wonne war er wohl meist nur für die Natur. Zumindest für die Pflanzenwelt und natürlich an der Pilzfront. Auch wenn die unterkühlte Witterung einiges zurückhält, für die Frühlingsklassiker war es doch bisher ganz ordentlich. Aber die Dauerkälte hat auch viele Nachteile. Wir sagen, es war und ist gut für die Natur. Sicher für das Wachstum der Feldfrüchte und auch für unsere Wälder. Obwohl der Regen höchstens die Oberböden anfeuchtet. Die tieferen Bodenschichten sind nach wie vor viel zu trocken. Sogar dem Raps soll es noch zu trocken sein, da er tief wurzelt. Das kalte Wetter macht beispielsweise den Insekten zu schaffen. So berichtete mir Chris gestern, dass es in diesem Jahr wohl nur wenige Libellen geben wird. Ihre Larven konnten sich im kalten Wasser kaum entwickeln. Auch die Bienen sind während der Maximalblüte in der Natur, in den letzten 2/3 Wochen, oft nicht ausgeflogen. Somit wird es wohl weniger Honig in diesem Jahr geben, da die Bienen nur für ihre notwendige Ernährung ausschwärmen. Heute ist übrigens der Welttag der Bienen!

Junge Rehbraune Dachpilze (Pluteus atricapillus). Trotz der Grauanteile im Hut kein P. salicinus! 19.05.2021 Küstenwald der Insel Poel.

Etwas kleiner und zierlicher kommt der Graubraune Dachpilz (Pluteus cinereofuscus) daher. 19. Mai 2021 Insel Poel – Küstenschutzwald.

Wie dem auch sei, an der Wetterschraube können wir zum Glück nicht drehen. Das müssen wir nehmen, wie die Natur es für richtig hält. Ich weiß nicht, was sie sich dabei denkt, uns in diesem Jahr so unterkühlt zu lassen. Und sie macht auch keine Anstalten diesen Zustand zu ändern. Für den Rest des Monats bleiben die Temperaturen bei uns im Keller. Wer es warm, ja heiß haben möchte, der sollte sich schon in die Polarregionen Russlands begeben. In den hohen Norden. Dort herrscht brütende Hitze. Heute waren es 30 Grad! Wir liegen in Mitteleuropa immer wieder in einer sich regenerierenden Troglage, die uns fortwährend mit frischer Polarluft versorgt. Ist ja auch ganz klar! Wenn dort oben die Hitzewelle tobt, muss die Kaltluft ja irgendwo bleiben.

Der Gemeine Trompetenschnitzling (Tubaria furfuracea) gehört zu den stark hygrophanen Arten. Hier wuchsen sie zahlreich oberhalb der Steilküste auf Holzhäcksel und waren durch Sonne und Wind völlig abgetrocknet und daher fast weißlich gefärbt. Ich opferte ein Schlückchen meines Mineralwasser und augenblicklich schlug die Farbe zum charakteristischen braun um. 19.05.2021 Insel Poel.

Pilzfreund Phillipp Müller hat heute den ersten Sprödblättler der Saison entdeckt. Immer unter Birken, der Verblassende Täubling (Russula pulchella).

So wird nun schon das nächste Tief bereit gemacht, ein Sturm! Nach letzten höhenkalten Schauern am Nachmittag, setzt jetzt am Abend bereits Warmluftadvektion in der Höhe ein. Die Strömung dreht zurück auf Südwest. So wird sich die kühle Luft morgen wieder etwas wärmer anfühlen, um schnell von den nächsten Kurzwellentrögen, angereichert mit höhenkalter Luft, vertrieben zu werden. Schon im morgigen Tagesverlauf wird sie uns wieder erreichen und sich in neuerlichen Schauern und Gewittern bemerkbar machen. Und so soll es dann auch bis weit in die nächste Woche weitergehen. Aprilwetter für den Rest des Wonnemonats. Die Modelläufe für Profis auf Wetter – Online deuten in den letzten Läufen immer wieder mal an, dass sich in Richtung Monatsende der Hochdruckeinfluss über Europa verstärken b. z. w. durchsetzen könnte. Das würde zunehmend trockeneres, sonnigeres, aber nur wenig wärmeres Wetter bedeuten. Natürlich ist es bei Sonnenschein und schwachen Windverhältnissen auch in der kühlen Luft mehr als angenehm. Es wäre sogar das reinste Wohlfühlwetter. Aber die Luft würde trocken sein und bei klaren, windstillen Nächten, kann die Bodenfrostgefahr wieder zunehmen. Richtige, subtropische Sommerluft, scheint bis auf weiteres nicht in Sicht.

Judasohren (Hirneola aurucula – judae) sind im Küstenwald der Insel Poel oft in sehr großen Mengen anzutreffen. Kein Wunder, die Luftfeuchtigkeit ist hier deutlich erhöht. 19.05.2021.

In meinem Regenmesser landeten heute bis gegen 19.30 Uhr 2 Liter.

Hier noch die möglichen, akkumulierten Regenmengen für Wismar bis zum 04. Juni – 2.00 Uhr. Im Mittel 39,8 l/qm, minimal 18,5 l/qm und maximal 139,2 Liter.

Riesenlorchel (Gyromitra gigas) am 18. Mai 2021 in Börzow.

Freitag, 21. Mai – Noch ein Nachtrag zu der Riesenlorchel vom 18. dieses Tagebuchs aus Börzow. Torsten Richter hat sich diesbezüglich nochmal bei mir gemeldet, in der Hoffnung, dass der Pilz noch am Standort weilen möge. Ich hoffe es auch, denn wir haben ihn nach der Begutachtung und dem Fototermin in Ruhe gelassen. Torsten würde gerne nochmals Material für eine Sporenprobe entnehmen und dieses gegebenenfalls an einen spezialisierten Fachmann weiter reichen. Vielleicht auch Sequenzieren lassen. Nicht das die Bestimmung einer Riesenlorchel grundsätzlich in Frage steht, aber so einfach ist es heut zu Tage dann doch nicht mehr. Nach dem sich in der Naturwissenschaft durch die  Sequenzierung ungeahnte Möglichkeiten ergeben haben, bleibt fast nichts mehr beim Alten. Selbst die mikroskopische Bestimmungsmethode ist inzwischen eine Methode aus grauer Vorzeit. Um wie viel mehr sind es unsere feldmykologischen Untersuchungen. Wer heute ernsthafte Pilzbestimmung betreiben möchte, sollte sich schon mit Sequenzierungsgerätschaften ausstatten. Was wir also auf unseren Kartierungsexkursionen bestimmen und aufschreiben, ist eigentlich nur noch Pillepalle und dürfte von professionellen Mykologen nur belächelt werden. Für Lorcheln und Morcheln gibt es inzwischen neuartige und hoch aufgelöste Bestimmungsschlüssel. So gibt es Die Riesenlorchel oder Die Speisemorchel in unseren Tagen schon längst nicht mehr. Selbst für Morcheln soll inzwischen ein eigenes Bestimmungswerk heraus gekommen sein. 

Alle Achtung! Obwohl so zart und gebrechlich, entfalten diese Glimmer – Tintlinge (Coprinus micaceus) doch ungeahnte Kräfte, brechen die Rinde dieser toten Pappel und schieben sie noch beiseite. Standortfoto am 19.05.2021 Insel Poel.

Maipilze gesäubert und geschnitten im Wasserbad.

Heute habe ich die Maipilze (aufgrund ihrer augenscheinlichen Veränderlichkeit bald wohl eine eigenständige Gattung) von Mittwoch verarbeitet. Gelagert natürlich im Kühlschrank. Maipilze sind gut lagerfähig und würden sich daher auch als Marktpilz bestens eignen. Ich habe mich entschlossen, die Pilze zu blanchieren, ohne Fortschütten des Kochwassers und mit selbigem einzufrieren. Es waren gut und gerne 5 – 6 Kilo. Getrocknet habe ich schon eine ganze Menge und dabei sollte man unbedingt darauf achten, sie in absolut luftdichte Behälter oder Dosen zu füllen, da sie sehr leicht  Feuchtigkeit ziehen. Es waren teils schon sehr große Fruchtkörper, aber keinesfalls alt, ganz im Gegenteil. Bei diesem Wetter und an dem geschützten Standort, auf fetten Böden, konnten sie sich optimal entwickeln. Manche groß und fleischig wie Steinpilze. Es war eine hervorragende Qualität und auch jetzt, beim Schreiben dieser Zeilen, liegt mir der Duft der noch fast dampfenden Pilze in einem großen Topf in der Nase. Sind sie abgekühlt, kommen sie portionsweise in Gefrierbeutel und dann in den Eisschrank.

Nun hatte ich schon den größten, mir zur Verfügung stehenden Topf genommen, und bekam die Maipilze für` s erste doch nicht alle hinein. In den Topf etwas Speiseöl und die Pilze hinein, Heizplatte anstellen. Es dauert nicht lange, und das Ganze sackt in sich zusammen, so dass auch die restlichen Mai – Ritterlinge hinein können. Ein halbes Stündchen im eigenen Saft köcheln lassen. Abkühlen und samt Flüssigkeit einfrieren.

Hier einen Phytoparasiten aus der Fundliste unserer letzten Mittwochsexkursion auf der Insel Poel. Wir sehen den Gras – Schaftpilz (Epichloe typhina). Foto und Bestimmungsarbeit: Christopher Engelhardt.

Zum Wetter: heute zogen zwischen freundlichen und sonnigen Phasen einige Gewitterschauer durch. Mancherorts, wie in Wismar oder Rostock, gewitterte es gleich mehrfach. So wurden die Oberböden wieder gut angefeuchtet. Alles in allem, kein unfreundlicher Tag. Morgen könnte es etwas ungemütlicher werden, denn wir geraten näher an das dafür verantwortliche Sturmtief. Es wird also ein ruppiger Wind wehen und Schauer können auch wieder dabei sein. Dieses Aprilwetter wird wohl noch bis in Richtung nächstes Wochenende so weiter gehen. Immer wieder ziehen Schauer und Gewitter durch. Danach wird die Wetterentwicklung unsicher. Tendenziell deutet sich zunehmend Hochdruckeinfluss an und damit allmählich trockeneres Wetter. Der Abendlauf der Isobaren – Karte lässt den höheren Luftdruck aber immer wieder schwächeln. Zumindest schwache Tiefs (Kaltlufttropfen) könnten sich immer wieder ein mogeln. Das kann daran liegen, dass in der nächsten Woche sogar zunehmend wieder sehr kalte Polarluft nach Mitteleuropa geführt wird. Das labilisiert natürlich die Atmosphäre. Ganz besonders auch bei dem hohen Sonnenstand um diese Jahreszeit. So sind immer wieder die Zutaten für Schauer und Gewitter gegeben.

Hier noch ein winziger Ausschnitt des gigantischen Hexenrings, dem die oben verarbeiteten Maipilze (Calocybe gambosa) angehörig waren. Alle Pilze entstammen diesem Ring mit geschätztem Durchmesser von 15 – 20 Metern. Und viele Pilze haben wir noch stehen gelassen, uns nur die schönsten ausgesucht. Es handelt sich um die gelbe Form des Maipilzes.

Bei Wetter – Online war heute etwas zu Lesen von einem US – Klimavorhersage – System für Mitteleuropa. Demnach soll der Juni feuchter und der Juli trockener als im langjährigen Klimamittel ausfallen.

Trotz der Gewitterschauer landeten heute bis 19.15 Uhr nur 3,5 Liter in meinem Messbecher.

Die akkumulierten Regenmengen für Wismar werden heute bis zum 5. Juni – 2.00 Uhr wie folgt berechnet: Im Mittel 39,9 l/qm. Minimal 18,6 l/qm und maximal 90,6 Liter pro Quadratmeter. 

Und hier noch etwas phytoparasitisches. Der Giersch – Rost (Puccinia aegopodii). Bild und Bestimmung: Chris Engelhardt. 19. Mai 2021 Insel Poel.

Direkt am, mit Rindenmulch ausgestatteten Randbereich des Aldi – Parkplatzes, erwartete mich bereits der erste Frischpilz. Rotbrauner Riesen – Träuschling (Stropharia rugosoannulata).

Sonnabend, 22. Mai – Ein offizieller Termin stand heute nicht auf dem Programm. Für eine private Exkursion fehlte mir jedoch die Zeit, da im Laden noch reichlich Arbeit auf mich wartete. Dafür stand Einkaufen auf dem Programm. Meist fahre ich bei Marken – Netto ran. Dort hatte ich gestern bereits das Wichtigste eingekauft, aber einiges galt es noch zu besorgen. Ich überlegte ein Weilchen bis ich mich für den Wendorfer Aldi entschied. Der wurde vor nicht all zu langer Zeit vergrößert und neu eröffnet. Dabei ist auch das Außengelände neu gestaltet worden. Mit Rindenmulch – Umrandungen für die sich entwickelnden Bodendecker. Schließlich wäre es nicht verkehrt, für dieses Tagebuch einige tagesaktuelle Bilder einzufangen. Also 2 Fliegen mit einer Klappe schlagen, wie es so schön heißt. Schon gleich, als ich meinen Roller abstellte, lachten mich die ersten Frischpilze an. Es war Rindenmulch von Laubhölzern. Morcheln dürften hier kaum in Erscheinung treten. Dafür gab es Riesen – Träuschlinge und Frühlings – Ackerlinge. Ich war zufrieden!

Der attraktive, aber nur mittelmäßige Speisepilz (Stropharia rugosoannulata), wurde vom VEB – Champignonzucht Dieskau zu DDR – Zeiten zum Kulturpilz entwickelt und ist in Garten – Katalogen unter der Bezeichnung „Braunkappe“ zum selber anbauen erhältlich.

Nach dem Einkauf ging es zum Info – Zentrum, dass ich nun auch ganz offiziell wieder öffnen darf. Corona scheint sich allmählich auf dem Rückzug zu befinden. So mache ich jetzt auch wieder für meine Dauerausstellung Sichtwerbung und tatsächlich, die ersten Besucher trauten sich in den Steinpilz – Wismar.

Auch für den Voreilenden oder Frühlings – Ackerling (Agrocybe praecox) sind Rindenmulch – Beete ein gefundenes Fressen. 22.05.2021 Wismar – Wendorf.

Die rotbraunen Hüte des Riesenträuschlings blassen bei Sonnenbestrahlung sehr schnell aus. Trockene Luft und Wind machen sie zusätzlich rissig.

Zum Wetter: Kühl und leicht verregnet präsentierte sich das Sonnabend – Wetter. Aber das sind wir ja gewohnt. Große Sommerwärme ist für uns auch nach wie vor nicht in Sicht, auch wenn es besonders am Pfingstmontag im Osten Deutschlands angenehm warm werden soll. Das ist aber nicht von langer Dauer. Schnell folgen die nächsten Regenwolken und in der neuen Woche geht es wie gewohnt mit April – Wetter weiter. In hochreichend kalter Luft entwickeln sich immer wieder Schauer und Gewitter. Der Mittelfristtrend deutet zwar auch heute zunehmenden Hochdruckeinfluss an, aber sicher darf man sich dieser Entwicklung noch nicht sein. Die höhenkalte Luft wird auch unter Hochdruckeinfluss zweitweise Schauer und Gewitter auf den Plan rufen. Manche Modellläufe lassen auch ziemlich schnell wieder reguläre Tiefs auf uns zuziehen und damit würde gesichert sein, dass unser Frischpilzwachstum nicht trockenheitsbedingt zum Erliegen kommt.

Riesenträuschlinge (Stropharia rugosoannulata) werden leicht mit Champignons verwechselt. Die hätten in diesem Stadium schokoladenbraune Lamellen. Die der Träuschlinge sind hingegen graublau gefärbt. 22.05.2021.

Hier die möglichen, akkumulierten Regenmengen für Wismar bis zum 06. Juni – 2.00 Uhr: im Mittel dürfen wir mit 37,1 l/qm rechnen, minimal können es 15,0 l/qm werden und bestenfalls 78,4 Liter.

Unser Ostseepilz Christian Ehmke hat gestern noch eine Stelle mit hunderten Käppchenmorcheln und ca. 25 Fingerhut – Verpeln (Verpa conica) am Küstensaum der Wismar – Bucht entdeckt. Die meisten Fruchtkörper waren bereits überständig, aber dieses Exemplar ist doch noch eine Pracht! Foto: C. Ehmke. Siehe auch unter: http://www.ostseepilze.de

In meinem Messbecher, in der historischen Altstadt von Wismar, befanden sich bis 19.50 Uhr 1,5 Liter. 

Es gab sowohl die weiße, wie auch die hübsche gelbe Variante des Mai – Schönkopfes (Calocybe gambosa).

Sonntag, 23. Mai (Pfingsten) – Ein großer Topf mit Maipilzen ist aktuell wieder am Köcheln. Nochmals habe ich 5 Kg ernten können. Noch einmal steuerte ich die Insel Poel an. Heute waren zur Inspektion Ringe an der Reihe, denen ich schon einige Jahre keinen Besuch mehr abgestattet habe. Grund war die geringe Motivation ob der trockenen Frühjahre. Nun haben wir in diesem Mai geradezu ideale Bedingungen und da war von Interesse, ob die Stellen noch so aktiv sind, wie vormals. Keine Frage, das waren sie! Es standen Massen und etwa 80 % waren bereits mehr oder weniger überständig. So konnten die Pilze genügend für ihre Nachkommen sorgen und Sporen dem Wind anvertrauen. Ich habe es in diesem Jahr durchaus schleifen lassen, da der nördliche Bereich der Insel Poel zu den Mittwochsexkursionen an der Reihe war. Daher war mir klar, dass ich vieles stehen lassen werde. Aber wie das bei Maipilzen so ist. Sie entwickeln sich selbst im selben Hexenring oft etwas zeitversetzt, so dass sowohl überständige, wie auch noch relativ junge Exemplare vorhanden waren. Mein großer Weidenkorb war schließlich dreiviertelvoll. Zudem schaute ich mich noch etwas nach weiteren Fotomotiven für dieses Tagebuch um und konnte auch diesbezüglich fündig werden. Mitunter gibt es hier, an den krautigen Wegen, auch einige Käppchen – Morcheln. Allerdings wurde kurz vor Pfingsten gemäht, so dass diesbezüglich nichts zu holen war.

Einer der gelbhütigen Hexenringe bildete, wie gewohnt, besonders mastige, fette Mai – Ritterlinge (Calocybe gambosa) aus.

Eigentlich wollte ich keine Wildpilze mehr einfrieren, da noch reichlich auf Lager sind, aber geringe Reserven hat der neue Gefrierschrank noch und die werden nun aufgefüllt. Immerhin soll am 05. Juni in der ABC Straße wieder die traditionelle Stuhlparade stattfinden. Daher haben auch wir einen Imbisstag im Programm, der, so wie es derzeit aussieht, auch stattfinden kann. Einige Pilzfreunde der Gemeinnützigen Gesellschaft Wismar e.V. werden dabei den Steinpilz – Wismar unterstützen und es wird seit langem mal wieder unsere beliebte Waldpilzsuppe und vielleicht auch Wildpilzpfanne geben.  

Dieses Myzel bildet eher dünner stieligere, stumpf gebuckelte und zum Rand hin recht dünnfleischige Maipilze (Calocybe gambosa) aus.

An diesem windschiefen Baum haben es sich zwei Hochthronende Schüpplinge (Pholiota aurivella) gemütlich gemacht. 23.05.2021 Küstenwald der Insel Poel.

Zum Wetter: Heute blieb es weitgehend trocken. Es war recht windig und kühl. Morgen kann es etwas angenehmer temperiert werden, bevor ab Dienstag wieder frösteln angesagt sein wird. Typisches Aprilwetter läßt es dazu wieder schauern und gewittern. So wird es bis mindestens Donnerstag weiter gehen. Danach verfestigt sich der Trend hin zu allmählich zunehmenden Hochdruckeinfluss. Daher werden Niederschläge im Verlauf wohl seltener. Auch wenn es wohl immer noch mal einen Schauer geben kann. Zum Juni hin könnte es sogar Schritt für Schritt etwas wärmer werden. Immerhin ist am 01. Juni meteorologischer Sommerbeginn. Wir dürfen gespannt sein, ob er seinem Namen alle Ehre machen wird. Warm, meinetwegen auch heiß, darf er durchaus werden. Wir haben nicht nur gefühlt ein großes Wärmedefizit. Aber bitteschön, kein knochentrockener Hitzesommer! Dann schon lieber weiter wie bisher, mit ausgeglichener Niederschlagsbilanz. Das garantiert ein ebenso ausgeglichenes Frischpilzwachstum, allerdings ohne die beliebten, markanten Wachstumsschübe, die zwischenzeitliche Trocken- und Hitzephasen zur Folge hätten. Zum Glück können wir nicht daran drehen und nehmen es wie es kommt.

Goldfell – Schüppling (Pholiota aurivella) lautet ein weiterer, deutscher Name, dieses ungenießbaren Holzbewohners.

Hier die möglichen, akkumulierten Regenmengen bis zum 07. Juni – 2.00 Uhr. Im Mittel können es bis dahin 35,8 l/qm werden. Minimal 13,2 l/qm und maximal 81,0 Liter.

Das mit Abstand schönste Foto – Motiv boten heute diese Gesäten Tintlinge (Coprinus disseminatus). Nur von kurzer Dauer ist diese Pracht. Sie Symbolisieren im Zeitraffer die Vergänglichkeit alles irdischen Lebens. Von jugendlicher Schönheit innerhalb von Stunden zu grauer Vergänglichkeit. 23.Mai 2021 Insel Poel.

In meinem Regenmesser befanden sich bis 19.00 Uhr 0,8 Liter.

Bittere Zapfenrüblinge (Strobilurus tenacellus) gab es heute unter den Kiefern praktisch als Bodendecker. Kiefernforst bei Perniek.

Montag, 24. Mai (Pfingsten) – Wenn das heute kein Feiertagswetter war?! Zumindest bei uns im Osten. In Westdeutschland machte sich jedoch schon das neue Tief bemerkbar, welches uns im weiteren Wochenverlauf beschäftigen wird. Schon heute Nacht zieht es sich auch bei uns zu und es fängt im Verlauf schauerartig an zu regnen. Bis Freitag wird es dann wieder aprilhaft mit vielen Schauern und Gewittern. Teils kann es sogar länger regnen. Dazu wird es für Ende Mai sehr kühl und zeitweise auch recht windig.

Schwarzweiße Becherlorcheln (Helvella leucomelaena) gab es heute in großen Mengen. Standortfoto Kiefernforst bei Perniek.

Das interessanteste Fundstück meiner heutigen Exkursion war dieser völlig verpilzte Kiefernzapfen. Ich bin mir nicht sicher, ob wir hier eine Form des Geweihförmigen Schleimpilzes sehen. Und dann schauen ganz unten noch weißliche Becherlinge heraus, ein Fall für Torsten Richter aus Rehna.

Wie schon in den letzten Tagen angedeutet, scheint sich ab dem Wochenende Hochdruckeinfluss durchzusetzen. Ein Spielverderber für Schönwetter – Fans ist aber ein Höhentief oder Kaltlufttropfen. Dieser eiert entweder direkt über Deutschland herum oder zumindest in unmittelbarer Nähe. Einige Modelle lassen es dadurch in Süddeutschland wechselhaft mit Regenfällen weitergehen. Bei uns im Norden könnte sich nach einem Szenario möglicherweise trockenkalte Luft aus Finnland durchsetzen. Bei dem hohen Sonnenstand ist dann Wohlfühlwetter angesagt. Nachts würde es empfindlich kalt werden, kein Pilzwetter! Andere Modelle sehen die Unbeständigkeit, trotz Hochdruck, auch weiter im Norden, also auch bei uns. Dabei simuliert das Schweizer Modell ab heute Nacht bis einschließlich dem kommenden Wochenende immer wieder kräftige Regenfälle und Gewitter auch bei uns im Nordosten.

Ja, dass waren heute wirklich Schönköpfe! Maipilze gehören der Gattung der Schönköpfe = Calocybe an. Calocybe gambosa, so der wissenschaftliche Name. Die Art ist recht farbvariabel und vielgestaltig. So schön wie heute, fand ich sie bisher nur selten. Insbesodere stehen die tief gelben Hüte im starken Kontrast zu den weißen Stielen und Lamellen. 25.05.2021 Kiefernforst bei Perniek.

Es gibt sogar Lösungen, die Anfang Juni den Sommerdurchbruch rechnen und den Weg frei machen für sehr warme bis heiße Luftmassen direkt aus dem Süden (Mittelmeer/Afrika). Insgesamt scheint sich jedoch heraus zu kristallisieren, Stand heute, das sich zunächst kein stabiles Dauerhoch über Europa einnisten kann. Nach einigen trockneren Tagen folgen schnell wieder Schauer und Gewitter. Vorsicht sollte dennoch am Platze sein, da die Modelle derzeit zu sehr schwanken und sich nicht auf eine einheitliche Linie einigen können. 

Einfach schöne und stramme Burschen, die Maipilze im Kiefernforst Perniek. 24.05.2021.

Hier die möglichen, akkumulierten Regenmengen für Wismar bis zum 08. Juni – 2.00 Uhr. Im Mittel können wir mit 43,5 l/qm rechnen. Im Minimum können es 17,6 l/qm werden und bestenfalls dürfen es gerne 95,0 Liter sein.

Die drei Körnchen – Röhrlinge (Suillus granulatus) scheinen sich gegenseitig den Platz streitig machen so wollen. 24.05.2021 Kiefernforst Perniek.

Körnchen – Röhrlinge (Suillus granulatus) sind nah mit dem Butterpilz verwandt. Der Stiel ist jedoch unberingt, dafür sondern junge Pilze milchige Tröpfchen unter dem Hut ab. 24.05.2021 Kiefernfort Perniek.

Das schöne, recht warme, wenn auch ziemlich windige Wetter, nutzte ich heute zu einer kleineren Exkursion in eines unserer Sonderstandorte. Nämlich zu den tagebaunahen Kiesstandorten bei Neukloster/Perniek. Ich wollte in dieser Umgebung eigentlich mehrere Plätze aufsuchen, die mir auch zu dieser frühen Jahreszeit recht vielversprechend erschienen. Ich habe nur eine Lokalität geschafft, da es schon wieder zu einer Sammelexkursion ausartete. Zunächst massenhaft Schwarzweiße Becherlorcheln, viele nun schon überständig, einige frische Schieben aber immer noch nach. Mir lief schon wieder das Wasser im Munde zusammen, denke ich zurück an meine Paprika/Schwarzweiße Lorchel – Pfanne. Aber heute blieben sie stehen. Nur einige, wenige, für die Ausstellung. Bittere Zapfenrüblinge gab es sozusagen als Bodendecker. Stellenweiße Graue Faltentintlinge, vereinzelt mal einen Helmling oder Rißpilz. Aber dann, der erste Hexenring mit Maipilzen! Ich hatte gestern doch eigentlich die Maipilz – Saison in diesem Jahr für mich abgeschlossen. Es waren aber so schöne Exemplare, dass ich es nicht übers Herz brachte, sie stehen zu lassen. Es dauerte nicht lange und der nächste Ring kam in Sichtweite. Kurz darauf noch ein dritter und ich war schon wieder so befüllt wie auf meiner gestrigen Insel – Tour. Wunderbare Exemplare und anders als gestern, nicht ein einziger, der überständig war! Eigentlich wollte ich meinen großen Weidenkorb heute gar nicht erst mitnehmen, dachte mir jedoch, sicher ist sicher.

Zunächst ist beim Butterpilz (Suillus luteus) ein weißes Häutchen zwischen Hutrand und Stiel gespannt, das bei der Aufschirmung der Pilze reißt und meist als Ringzone am Stiel zurück bleibt. Die Zone färbt sich durch den Sporenabwurf schnell dunkel. 24.05.2021 Kiefernforst Perniek.

Zu guterletzt musste ich dann doch noch mal an den Mond denken, trotz des strahlenden Sonnenscheins. Am Mittwoch ist er voll und ab Mai kommt ihm ja die Aufgabe zu, den ersten Röhrlings Schub aus der Reserve zu locken. Und ich muss sagen, Aufgabe erfüllt! Zumindest was Körnchen – Röhrlinge und Butterpilze betrifft. Zwar nicht flächendeckend, aber an besonders lichten Stellen, die sich gut erwärmen können, also am Rande des Kiefernforstes oder außerhalb des dichten Bestandes, dort wo nur lockere Kieferngruppen stehen. Nun hatte ich ja schon wieder reichlich Maipilze, daher verspürte ich keine Lust mir noch mit diesen Schmierröhrlingen die Hände schmutzig zu machen. Ich nahm Ausstellungstücke mit und schoss Beweisfotos für dieses Tagebuch. 

Allerdings kann auch beim Butterpilz (Suillus luteus) die Stielberingung fehlen, so wie bei dem Exemplar oben rechts. 24.Mai 2021 Kiefernforst Perniek.

Rettich – Helmling (Mycena pura). 24.05.2021 Kiefernforst bei Perniek.

Dienstag, 25. Mai – Seit meiner Jugend steht dieses Datum als Stichtag für die ersten Röhrlinge des Jahres. Damals hatte ich irgendwann an einem 25. Mai die ersten, frühen Flockenstieligen Hexen – Röhrlinge entdeckt und seit dem ist es für mich der Stichtag dieser Dickröhrlingsart. Heute habe ich es leider nicht geschafft, einer, meiner dafür prädestinierten Zeigerstellen einen Besuch abzustatten. Aber dem Pilzticker konnte ich entnehmen, dass sie schon gesichtet wurden. Inzwischen sind meine Erkenntnisse natürlich ganz andere. Die Röhrlings – Saison wird in der Regel mit Butterpilzen eingeläutet. Ab Ende April bis Mitte Mai, wenn es die Witterung, vor allem das Feuchtigkeitsangebot, zulässt. In besonders günstigen Jahren kann sich im April auch schon mal ein vereinzelter Birkenpilz zeigen. Wenn es  wärmer wird, verabschieden sich die Butterpilze und werden von den ähnlichen Körnchen – Röhrlingen abgelöst. Da es in diesem Frühling nun besonders kalt ist, bleiben die Butterpilze bei der Stange und dort, wo die Sonne an lichten Stellen, meist an Rändern oder nur locker stehenden Kiefern, den Boden trotz der kühlen Luft, ausreichend erwärmen kann, trauen sich die wärmeliebenden Schmerlinge an die Frühlingsluft. Im  Verlauf des Mai folgen in der Regel weitere Röhrlinge. Vor allem Flocken- und Netzstielige Hexen – Röhrlinge, Fahle Röhrlinge und Rauhfuß – Röhrlinge wie Espen- und Birken – Rotkappen. Die ersten Sommersteinpilze machen sich auf den Weg und mit ganz viel Glück auch schon mal ein Kiefern – Steinpilz. Auch die ersten Rotfüßchen können im Mai auftauchen und sogar Maronen – Röhrlinge habe ich gegen Ende des Wonnemonats bereits finden können. In diesem Jahr läuft es allerdings zurückhaltender. Gestern war ich bei Neukloster/Perniek unterwegs und schaute mich auch an einer Stelle um, wo schon mal ein Birkenpilz oder auch eine Espen – Rotkappe auftauchen könnte. Zu meinem Erschrecken stellte ich fest, dass die Zitterpappeln noch nicht einmal voll belaubt waren. Ihre Knospen schienen sich gerade erst geöffnet zu haben. Die Bäume sollten zumindest schon vollständig begrünt sein, bevor man die ersten Fruchtkörper erwarten darf.

Schwarzweiße Becherlorchel (Helvella leucomelaena). 24. Mai 2021 – Kiefernforst bei Perniek.

Zum Wetter: wechselhaft war es heute. Wieder hat es abgekühlt und Schauer, sowie einzelne Gewitter zogen über` s Land. So soll es auch noch bis Freitag weitergehen. Danach steigt der Luftdruck und die Tage werden sonniger und auch zumindest etwas wärmer. Es geht in Richtung Wohlfühlwetter. Wie warm es ab dem Wochenende und in der nächsten Woche wirklich werden kann, daran scheiden sie die Geister. Fest steht nur soviel. Es wird wärmer und auch trockener.

Frühlings – Rißpilz (Inocybe nitidiuscula).Giftig! 24. Mai 2021 Kiefernforst bei Perniek.

Selten taten sich die 50 Wettermodelle so schwer wie in diesen Tagen, eine halbwegs verlässliche Mittelfristprognose hinzubekommen. Der Hochdruck für einige Tage ab dem Wochenende scheint jedoch eingetütet zu sein. Beim neuesten Trend von heute Abend sind die Modelle immer noch sehr unterschiedlich. Das Europäische rechnet bei uns im Norden ab dem Wochenende mit einer deutlichen Erwärmung, auch die nächste Woche hindurch. Dabei wären wir mit Tagestemperaturen zwischen 23 und 28 Grad schon richtig sommerlich. Bei Seewind bleibt es entsprechend kühler. Andere Modelle rechnen mit Temperaturen um die 20 Grad und das US – Modell hat höchstens am übernächsten Wochenende mal einen richtig warmen Tag auf der Agenda. Ansonsten immer nur zwischen 15 und 20 Grad.

Nicht überall auf den Wiesen, wo die Gräser halbkreis- oder kreisförmig üppiger wachsen und grüner gefärbt sind, verbergen sich in ihnen Maipilze. Auch Nelkenschwindlinge können die Ursache sein. Einer der besten, einheimischen Speisepilze. Foto: Christian Ehmke.

Ab Mitte der kommenden Woche könnte der Hochdruck aber schon wieder in die Zange genommen werden. Das Islandtief könnte sich mächtig aufplustern und sich dem Kontinent annähern. Der Weg wäre frei für schwülwarme, gewitteranfällige Luft. Ein anderes Szenario lässt ein Höhentief, das mit hochreichend kalter Luft angereichert ist, aus Osteuropa in unsere Richtung ziehen. Deutlich gedämpfte Temperaturen wehren die Folge, aber auch hier stünden wieder Schauer und Gewitter auf der Agenda. Alles in allem, es wird zumindest wärmer und zunächst auch trockener, aber eine längere Trockenperiode scheint sich, Stand heute, nicht abzuzeichnen. Und das ist für uns auch das Wichtigste.  

Bisher hielten sich Champignons in diesem Frühling zurück, aber jetzt werden auch sie immer häufiger. Hier sehen wir den Weißen Anis – Champignon (Agaricus arvensis). Die Egerlinge haben mir Pilzfreunde aus Rostock in die Beratung gebracht und ich habe sie auf dem Hinterhof fotografiert.

Hier noch die möglichen, akkumulierten Regenmengen für Wismar bis zum 09. Juni – 2.00 Uhr. Im Mittel können es 40,1 Liter werden. Minimal 11,2 l/qm und maximal 76,0 Liter pro Quadratmeter.

In meinem Regenmesser befanden sich bis 19.00 Uhr 1 Liter!

Hier noch ein Panorama – Blick auf die Tagebaulandschaft zwischen Neukloster und Perniek. 24. Mai 2021.

Mittwoch, 26. Mai – Ein neues Messtischblatt stand ab heute im Zusammenhang mit den Mittwochsexkursionen auf dem Programm: 2439 = Karow. Nicht das erste mal geht es in diese Topographische Karte im Maßstab 1 : 25 000. Bereits im Oktober des Jahres 2019 führten meine Mittwochsexkursionen in dieses Gebiet. Damals zur besten Pilzzeit und genau während der damaligen Maronen – Schwämme. So kam es, dass besonders bei den mich damals begleitenden Pilzfreunden, das große Sammeln ausbrach. Von derartigen Aktivitäten sind wie in diesen sandigen Revieren, die zur Nossentiner/Schwinzer Heide gehören, derzeit weit entfernt. Und so war das Frischpilzaufkommen im heutigen 1. Quadranten auch nicht der Rede Wert. Es gab außer Grünblättrigen Schwefelköpfen und Frühlings – Ackerlingen  diesbezüglich nichts weiter, was mir unter die Augen kam.

Junge Frühlings – Ackerlinge (Agrocybe praecox) am 26. Mai 2021 in der Wooster Heide bei Sandhof.

Heute war die Wooster Heide bei Sandhof an der Reihe. Ein wirklich tolles Pilzrevier mit Schwerpunkt in den Herbst – Monaten und maximal in einem feuchten, verregneten Sommer. Hier können dann vor allen Fans von Pfifferlingen schon vor der Maronen – Zeit auf ihre Kosten kommen. Aber auch Blaubeer – Pflücker können hier im Sommer alle Hände voll zu tun haben.

Welch ein Glück, dass sie bitter schmecken. Ein großer Vorzug für einen Giftpilz. Grünblättrige Schwefelkopfe (Hypholoma fasciculare). 26.05.2021 Nossentiner/Schwinzer Heide bei Sandhof.

Da es am Vormittag regnerisch war, startete ich erst am Nachmittag in mein Zielgebiet. Musste mich zwischenzeitlich aber trotzdem unterstellen, da einige, stellenweise durchaus kräftige Schauer und Gewitter unterwegs waren. Die Wooster Heide wurde davon allerdings, bis auf einen kurzen, unergiebigen Schauer während meiner Exkursion, weitgehend verschont. Überhaupt war es hier schon wieder recht trocken. Trockenheit könnte bald auch wieder auf der Agenda stehen. Allmählich scheinen sich die Wettermodelle auf eine Blocking – Wetterlage einzupegeln. Hochdruck soll für längere Zeit alle Versuche der Tiefs, auf Mitteleuropa überzugreifen, abbblocken. Die Fans von Sonne, Sommer und Strandwetter dürfen endlich hoffen. Natürlich spielen die Höhentiefs und Kaltlufttropfen auch weiterhin eine Rolle. Sie können abgekoppelt von den Regulären Boden – Tiefdruckgebieten noch als Spielverderber gelten und zwischenzeitlich doch mal die eine oder andere Dusche in Form von Schauern und Gewittern liefern. Insbesondere in der Osthälfte Deutschlands.

Diese Striegelige Tramete (Tametes hirsuta) hat sich eine grüne Algenbekleidung zugelegt. 26.05.2021 in der Wooster Heide.

Der mögliche, trockenere Trend, zeichnet sich nun allmählich auch für die möglichen, akkumulierten Regenmengen für Wismar bis zum 10.06.2021 – 14.00 ab: Im Mittel dürfen wir mit 19,4 l/qm rechnen. Minimal mit 7,1 l/qm, aber ein Rest – Optimismus verbleibt bei den maximal möglichen Niederschlägen von 92,5 Liter auf den Quadratmeter.

Bei dem nun immer trockener werdenden Witterungsverlauf wird in punkto Frischpilze in der Wooster Heide in den nächsten Wochen nicht viel zu holen sein. Dafür dürfte es reichlich Heidelbeeren geben. 26. Mai 2021.

In meinem Messbecher waren heute Abend um 21.45 – 3 Liter enthalten. 

Büschelweise auf Rindenmulch wuchsen diese Mistpilze der Gattung Bolbitius. 26.05.2021 Nossentiner/Schwinzer Heide.

Donnerstag, 27. Mai – Nach dem ich die reguläre Mittwochsexkursion in der Wooster Heide gestern beendet hatte, habe ich noch kurz, wie gewohnt, wenn ich in der Nossentiner/Schwinzer Heide unterwegs bin, einen Stopp zwischen Jellen und Alt Schwinz gemacht. Mal schauen, ob hier vielleicht schon ein erster Sommersteinpilz das Licht der Welt erblickt hat. Ich hatte diesbezüglich jedoch wenig Hoffnung und diese wurde auch bestätigt. Es ist einfach viel zu kalt für diese wärmeliebende Art und auch für viele andere Pilzarten, die Ende Mai bereits wachsen sollten. So habe ich bisher noch keine Waldfreund – Rüblinge oder Breitblätter gesehen. Sie gehören um diese Zeit in der Regel bereits zum Standard in unseren Wäldern, neben ersten Täublingen und Wulstlingen. Dafür waren einige Maipilze, Mistpilze, Trompetenschnitzlinge und Teuerlinge vertreten. Immerhin auf kleiner Strecke und für nur wenige Minuten mehr Frischpilze, als auf meiner dreistündigen Tour durch die Wooster Heide. Auch hatte es hier recht ordentlich geregnet. Der Wald war durchnässt. Allerdings hatte ich einige Moospolster mitgenommen, um allmählich meine Ausstellungserweiterung vorzubereiten. Unter den dicken Moospolstern war von Feuchtigkeit nicht viel zu spüren. Daher sollte man sich ob des feuchten Wetters der letzten Wochen nicht täuschen lassen. Das regnerische Schauerwetter hat nicht wirklich einen soliden Grundstock für ein mögliches, frühsommerliches Pilzwachstum gelegt.

Angesichts der überwiegend weißlichen Hüte dachte ich zunächst an den Weißen Mistpilz.

Aber es schoben ja auch junge Exemplare aus dem Rindenmulch. Trotz der teils durch Sonne ausgeblasten Hüte handelt es sich um Gold – Mistpilze (Bolbitius titubans). Standortfoto am 26. Mai 2021 in der Schwinzer Heide.

Die Frühlingspilze hatten gute Wachstumsbedingungen und waren mit den unterkühlten Temperaturen durchaus zu frieden. Jetzt geht es dem Sommer entgegen und der Juni ist sozusagen das Bindeglied zwischen dem Frühlings- und Sommeraspekt. Die Wetteraussichten für die nächste Zeit kann man mit gemischten Gefühlen betrachten. Es wird zwar endlich wärmer, dafür aber auch trockener. Der Sommer pirscht sich an mit Wohlfühlwetter. Also keine große Hitze, dafür angenehm warm, mit trockener Luft und nordöstlichen Winden. Die oberflächliche Feuchtigkeit wird schnell verdampft sein und es wird zunehmend pilzfeindlich. Wir gehen also einer Verschnaufpause entgegen. Positiv zu bewerten ist das endlich wärmere Wetter.

Erdwarzenpilze (Thelephora terrestris). 26.05.2021 in der Wooster Heide.

Anstatt des ersten Sommersteinpilzes, stand bei Alt Schwinz, so wie bereits im letzten Jahr um diese Zeit, der Maipilz (Calocybe gambosa) vom Dienst. Immer nur ein Exemplar! 26.05.2021 in der Schwinzer Heide. An einer anderen Stelle waren es immerhin 6 Fruchtkörper.

Es baut sich eine Omega – Wetterlage auf. Ein Hochdruckgebiet, dass dem Buchstaben Omega ähnelt. Diese Wetterlage kann sehr stabil sein und jegliche Wetterfronten von uns fern halten. Sommer, Sonne, Wärme und Trockenheit ohne Ende. Das Hoch wird von einem Tiefkomplex über dem Atlantik und einen Höhentief über Osteuropa eingekeilt. Beide Tiefs wollen dem Hoch an der Kragen. Die Frage ist nur, kann es diesen aufdringlichen Gesellen für längere Zeit stand halten. Sollte jedoch eines der erwähnten Störenfriede richtig aufdrehen, schiebt es den Hochdruck beiseite und dann können wir auch wieder mit Niederschläge rechnen. Ein solches Szenario zeigen die Modellläufe heute Abend durchaus. Es sind immer wieder Niederschlagssignale enthalten. Damit ist eine längere Trockenperiode noch nicht in trockenen Tüchern, aber derzeit wohl die wahrscheinlichste Variante.

Immer wieder schön anzusehen und eine Freude ist es dem Nördlichen Zinnoberschwamm (Pycnoporus cinnabarinus) zu begegnen. Der nicht sonderlich häufige Porling wuchs an totem Birkenholz am 26.Mai 2021 in der Wooster Heide.

Hier die möglichen, akkumulierten Regenmengen bis zum 11. Juni – 2.00 Uhr. Im Mittel können wir 22,5 Liter erwarten. Im Minimum 5,2 Liter und im Maximum 55,5 Liter auf den Quadratmeter.

In meinen Regenmesser befanden sich um 19.00 Uhr 1 Liter.

Hier sehen wir einen Vertreter der umfangreichen Gattung der Rötlinge. Es könnte sich um den Scherbengelben Rötling (Entoloma cetratum) handeln. 28.05.2021 Kiefernforst bei Perniek.

Freitag, 28. Mai – Das ich am Pfingstmontag mein angedachtes Pensum im Raum Neukloster/Perniek nicht geschafft habe, weil ich einfach genug im zuerst angesteuerten Bereich zu tun hatte, ärgerte mich ein wenig und ließ mir keine Ruhe. So habe ich heute den schon am Montag angedachten 2. Bereich des Geländes am Kiestagebau Perniek angesteuert. Im Hinterkopf war auch noch ein 3. Gebiet, aber das habe ich heute auch wieder nicht  geschafft, da ich gegen 15.00 Uhr regulär mein Info – Zentrum öffnen musste.

Unter den Kiefern eine größere Gruppe von Rißpilzen. Ich tendiere zum Frühlings – Rißpilz (Inocybe nitidiuscula)? Mir fehlt aber der oft rosaliche Ton am Fruchtkörper. Ansonsten stimmen Jahreszeit, Standort und auch alle anderen, makroskopischen Merkmale. 28.05.2021 Kiefernforst Perniek. Giftig!

Hier sehen wir den Gelbblättrigen Rübling (Collybia ocior). 28.05.21. Perniek, unter Kiefer und Birke. Essbar.

Zu viel gab es auch heute zu entdecken, zu fotografieren und somit zu dokumentieren. Dabei interessierten mich Banalitäten wir Körnchen – Röhrlinge, die immer wieder herumstanden, kaum. Nein, ich wollte wissen, was dieser Sonderstandort bei endlich mal recht günstigen Wachstumsbedingungen, zumindest im Hinblick auf die Bodenfeuchtigkeit, zu bieten hatte. Das war zwar nicht übermäßig viel, aber trotzdem nicht schlecht. Ich dachte mir, möglichst viele Motive einfangen, bevor die Dürre einsetzt.

Eine Wunschart von mir, die ich heute finden wollte, war der nicht sonderlich häufige Kohlentrichterling (Clitocybe sinopica). Er ist typisch für derartige Kiefernstandorte und kann auch auf Brandstellen vorkommen. Der leicht kenntliche Trichterling ist essbar und erinnert vom Geruch her stark an den Maipilz. 28.05.2021 – Kiefernforst bei Perniek.

Über diesen schönen, genabelten Vertreter bin ich mit noch nicht ganz schlüßig. Nabeling oder Trichterling? Er wuchs am Rande des Kieferforstes auf einer angrenzenden Trockenwiese. 28.05.2021.

Heute war ich in den klassischen Bereichen unterwegs, wo besonders im Herbst viele Mykophagen den Forst wegen Butterpilze oder Edelreizker unsicher machen. Ich kenne das Revier ja schon seit vielen Jahren und wenn man sich hier inzwischen Umschaut, wird einem mitunter recht traurig zumute. Vor einigen Jahren bekam ein Tornado hier kurz Bodenkontakt und hatte damals auf ca. einem Hektar komplett alles an Jungwald verwüstet. Dann die große Trockenheit 2018/19. Ein Teil der Kiefern hat das nicht überlebt und sind nun schaurige Baum – Ruinen. Aber es gibt natürlich auch noch intakte und teils ganz wunderbare Bereiche. Wie schon geschrieben, an lichten Stellen immer wieder Gruppen von Körnchen – Röhrlingen. Keine Massen, aber ich hätte einen mittelgroßen Korb ohne weiteres füllen können. Mich interessierten aber viel mehr die anderen Frischpilze, die hier immer wieder für Abwechslung sorgten. Rötlinge, Zapfenrüblinge, Rißpilze, Ackerlinge, Rüblinge, Nabelinge, Trichterlinge, Maipilze, Schwindlinge und verschiedene Lorcheln.

Lorcheln gab es heute in verschiedenen Ausführungen. Hier sehen wir die schon etwas windgeschädigten Hochgerippten Becherlorcheln (Helvella acetabulum). 28.05.2021 Kiefernforst Perniek unter Birke und Zitterpappel.

Am häufigsten und stellenweise in großen Mengen wuchs die Schwarzweiße Becherlorchel (Helvella leucomelaena). 28.05.2021 unter Kiefern bei Perniek.

Zum Wetter: Heute blieb es in Wismar trocken. Nichts im Regenmesser! Aber nicht überall hielt der Himmel dicht. Insbesondere der äußerste Westen wurde von einer Gewitterzone beehrt, die sich von Schleswig – Holstein ausgehend nach Süden verlagerte. Stellenweise hat es in ihrem Bereich heftig geschüttet. Auch im zentralen Mecklenburg entluden sich einige Schauer. Das war`s zunächst erst einmal mit dem wertvollen Nass. Zumindest mit dem Stand von gestern.

Aber dann wurde es kriminell. Bereits von oben kamen diese Schlauchpilze mir spanisch vor. Auch wenn auf dem Bild Kiefernnadeln zu sehen sind, sie standen am Rande einer Fichtengruppe. Alles klar! Kriminalfall gleich vor Ort gelöst. Es handelt sich um die Kurzgerippte Lorchel (Helvella confusa). Sehr selten! In M-V bisher erst ein Nachweis gemeldet. In Norddeutschland nur noch einige Fundpunkte im Harz. Der Topp Fund des Tages! 28.05.2021 bei Perniek.

Na, ich will mal nicht so sein. Die Mykophagen wollen so etwas sehen. Körnchen – Röhrling oder Schmerling (Suillus granulatus). 28.05.2021 Kiefernforst Perniek.

Ein erstes Sommerhoch soll nun die Regie übernehmen. Aber so stabil, wie noch gestern angenommen, wird es wohl nicht sein. So wie es Stand heute aussieht, werden die beiden Störenfriede, die das Hoch links und rechts flankieren, doch ziemlich frech und lassen den Hochdruck schwächeln. Zunächst kommt wohl der Kaltlufttropfen in` s Spiel. Und nicht wie gestern angedeutet, im Osten und Südosten Deutschlands, sondern genau bei uns, im Nordosten. Besonders auch über M-V kann er Dienstag und Mittwoch für Schauer und Gewitter sorgen. Aber Vorsicht! Bis morgen kann er sich das schon wieder anders überlegt haben. Im weiteren Verlauf sieht es dann so aus, als würde der linke Gegenspieler des Hochs, eine Tiefdruckzone über dem östlichen Atlantik und Westeuropa, aufdringlicher. Im Zusammenspiel mit immer wärmerer Luft wird dann Feuchtigkeit vom Mittelmeer mit einbezogen. Wieder stehen Gewitter auf der Agenda! Einige, Konvektion erlaubende Wettermodelle, lassen es in der nächsten Zeit gebietsweise heftig krachen, inklusive Schwergewittersignale. Auch über unseren Köpfen! Es scheint sich also doch keine ungestörte, durchgehend trockene Schönwetterperiode einzustellen. Das kommt uns sehr entgegen. Es wird wärmer und regnen kann es zwischendurch auch immer wieder mal. Aber Vorsicht ist trotzdem geboten. So wie die Wettermodelle in der letzten Zeit schwanken, kann es schon morgen wieder heißen: Sommer, Sonne, Wärme ohne Ende und kein Regen in Sicht!

Sehr gefreut habe ich mich auch über meine ersten Täublinge in diesem Jahr. Der Geriefte Weichtäubling (Russula nauseosa) ist eine Fichten begleitende Art. Essbar, aber geringwertig. Sehr brüchig und nicht viel dran. 28.05.2021. Unter Fichten bei Perniek.

Hier die möglichen, akkumulierten Regenmengen für Wismar bis zum 12. Juni – 2.00 Uhr. Im Mittel kann es 20,6 Liter auf den Quadratmeter geben. Minimal 0,5 l/qm und maximal 88,7 l/qm. Auch in diesen Werten lassen sich die momentanen Unsicherheiten recht gut erkennen. 

„In`s Land eini Schaun“ würde der Österreicher sagen. Blick auf die Trockenhänge am Kiestagebau Perniek. 28. Mai 2021.

Diesen Dunkelsporer brachte heute morgen Phillipp Müller zur Pilzwanderung mit. Vermutet wurde der Krönchen – Träuschling. Mir waren die Pilze aber dafür etwas zu groß, zu hell und überhaupt passten sie nicht in dieses Schema. Erst später dämmerte es mir. Ja, klar, den hatte ich doch vor Jahren schon mal bestimmt. Es handelt sich um den Schwarzblättrigen Träuschling (Stropharia melasperma). Eine recht seltene Art und im Verbreitungsatlas der DGfM gibt es den Pilz in Deutschland gar nicht!

Sonnabend, 29. Mai – Die Corona – Beschränkungen werden jetzt doch recht sportlich zurückgenommen. Die Inzidenz – Werte sinken rapide und Mecklenburg – Vorpommern ist Stand heute wieder dort angelangt, wo wir im vergangenen Jahr lange Zeit waren. Wir sind wieder das Bundesland mit der niedrigsten Inzidenz. Es gibt zwar immer noch vereinzelt regionale Hot – Spots, aber insgesamt hat sich die Lage doch deutlich entspannt. So werden auch die nächsten Veranstaltungen des Steinpilz – Wismar wieder ganz normal stattfinden. Heute waren wir zwar noch im kleineren Kreis zu unserer öffentlichen Lehrwanderung unterwegs, aber ab sofort werde ich unsere Pilzwanderungen wieder stärker bewerben, soll heißen, die Termine auch an die regionale Presse weiterreichen. Auch der geplante Imbiss zur Stuhlparade am nächsten Sonnabend wird stattfinden. Waldpilzsuppe und vielleicht auch unsere Pilzpfanne wird es seit langer Zeit wieder geben.

Leckere Stockschwämmchen (Kuehneromyces mutabilis) für den Mykophagen. 29.05.2021 im Everstorfer Forst.

Meist recht einzelgängerisch und an Laubholz unterwegs ist der Krumstielige Schüppling (Pholita tuberculosa). 29.05.2021 im Evertorfer Forst.

Die heutige Wanderung führte uns durch den Everstorfer Forst, zwischen Wismar und Grevesmühlen. Dazu hatten sich 6 Pilzfreunde getroffen. Die gut dreistündige Tour führte uns durch alte Buchenwälder, etwas Fichtenforst, aber auch Jungwaldbereiche. Wir finden hier recht gute Böden vor und der Wald war auch hinreichend durchfeuchtet, ja regelrecht nass. Ein ganz anderes Bild als am Mittwoch in der Wooster Heide. Hier liegt ein Grundstock für die nächsten Wochen vor. Die optimalen Feuchtigkeitsverhältnisse bescherten uns eine Wanderung der filigranen Kleinarten und Schleimpilze. Es war eine schöne Tour mit sehr wissbegierigen Pilzfreunden, die auch gerne mal mit Begeisterung über den Tellerrand blicken. Aber auch der Küchenmykologe wurde nicht ganz vergessen. Zumindest hatte eine junge Pilzfreundin aus Schwerin am Ende eine kleine Mahlzeit in ihrem doch etwas überdimensionalen Korb. Bestehend hautsächlich aus Stockschwämmchen und wenigen Maipilzen.

Die phantastische Wunderwelt der Schleimpilze (Myxomyceten) war heute recht vielfältig vertreten. Von den allermeisten Menschen kaum war genommen und oft auch recht unscheinbar offenbart sich einem ihre Schönheit erst beim näher hinsehen. Hier ist es der häufige Geweihförmige Schleimpilz (Ceratiomyxa fructiculosa).

Ein besonderes Highlight war heute auch dieser wunderschöne Netzaderige Mistpilz (Bolbitius aleuriatus). Er wächst nicht auf Mist und Stroh, sondern auf Laubholz.

Zum Wetter: Im Kurzfrist – Zeitraum sind sich die verschiedenen Wettermodelle inzwischen recht einig geworden. Es wird sommerlicher, sprich wärmer und zunächst geht es auch trocken bis zum Beginn der neuen Woche weiter. Ziemlich sicher scheint nun auch der Kaltlufttropfen am Dienstag und Mittwoch bei uns im Nordosten. Es kann einige Schauer und Gewitter geben. Da nach jetzigem Stand aber ein Tief über Südwesteuropa stärker wird und allmählich nach Nordosten drängt, wird der Kaltlufttropfen nicht wie ursprünglich geplant nach Südosteuropa abtropfen, sondern nach Norden geschoben. In diesem Zusammenhang gelangt zunächst zwar recht warme, aber wieder trockenere Kontinentalluft aus Osten nach M-V. Und dann wird es spannend.

Ja, die Schleimpilze! Hier sehen wir einen Vertreter aus der Gattung Stemonitis = Fadenstäubchen. 29.05.2021 Everstorfer Forst.

Hoppla, den kennen wir doch aus dem Herbst! Ganz genau, der Specht – Tintling (Coprinus picaceus) hat sich in der Jahreszeit geirrt. 29.Mai 2021 im Everstorfer Forst.

Kann das über Skandinavien lagernde Blockade – Hoch das Ansinnen des südwesteuropäischen Tiefs, Deutschland von Südwest nach Nordost zu überqueren, abwehren oder werden auch wir, nordöstlich der Elbe, von der nun immer wärmer und schwüler werdenden Gewitterluft überrollt. Oft ist bei diesem Gerangel das Hoch Sieger gewesen und die Gewitter blieben in Höhe des Elbverlaufs stecken. Und das Hoch hat bei diesem Gerangel noch einen ernst zu nehmenden Partner. Die Ostsee, mit ihrem immer noch recht kalten Wasser. Sonnenanbeter würde es freuen, wir Pilz- und Naturfreunde wünschen uns sowohl Sonne, wie auch weitere Regenfälle. So wie es anhand der aktuellen Modelläufe der wichtigsten Anbieter aussieht, können die schwülwarmen Luftmassen uns ab dem Wochenende möglicherweise erreichen. Ganz einig sind sich die einzelnen Modelle aber noch nicht. Das EU Modell lässt es zum kommenden Wochenende auch über Mecklenburg heftig krachen, das deutsche Modell belässt die Gewitter in Westdeutschland und nach dem US – Modell beginnt die Gewitterperiode bei uns im Norden ab Mittwoch bis in die übernächste Woche hinein.

Diesem Ampferblatt geht es mächtig an den Kragen. Nicht nur der Ampferblatt – Rost (Ramularia rubella) setzt ihm mächtig zu, nein, auch der Ampfer – Blattkäfer (Gastrophysa viridula) lässt es sich schmecken. Und das er einen großen Hunger hat, ist unschwer zu erkennen.

Hier die möglichen, akkumulierten Regenmengen bis zum 13.06.2021 – 2.00 Uhr für Wismar: im Mittel können es 20,7 l/qm werden. Minimal 0,7 l/qm und maximal 68,5 Liter auf den Quadratmeter.

Eine Augenweide ist der Rotköpfige Schleimpilz (Trichia decipiens). 29. Mai 2021 im Everstorfer Forst.

Sonntag, 30. Mai (Weltuntergang) – „Am 30. Mai ist der Weltuntergang, wir Leben nicht mehr lang“, heißt es in einem alten Stimmungsschlager. Die Frage ist nur, im welchem Jahr? Nun, wir warten weiter, in diesem hat es ja wieder nicht geklappt! So dürfen wir uns auf die nächsten 12 Monate freuen. Aber Nonsens bei Seite und zu unseren Pilzen. Am Vormittag war ich kurz an einem Brachland – Sonderstandort an der A 20 bei Tarzow, Randlage Kieswerk Jesendorf. Lockere Kiefern und Weidengebüsche, teils mit Ginster. Grober Sandboden. Es war recht pilzarm, bis auf Rißpilze und einige Gruben – Lorcheln.

Ein toller Fund für mich, da ich glaube, diesen Rißpilz auch makroskopisch ganz gut ansprechen zu können. Weiden – Rißpilz (Inocybe salicis). Ödland an der A 20 bei Tarzow/Jesendorf. Eine in Deutschland nur selten nachgewiesene Art. Am häufigsten noch in Mecklenburg. Ich glaube, dass es dieser anspruchsvollen Gattung geschuldet ist. Beachtet man den Standort unter Weiden und die gelben Tönungen der kleinen Pilze, sollte das Taxon nicht schwer zu bestimmen sein. Auch makroskopisch! 30.05.2021.

Auch darüber habe ich mich sehr gefreut. Jonas hat die Winzlinge im Moos der Parkanlage am Schweriner Schlossgarten entdeckt. Violettstieliger Heftel – Nabeling (Rickenella swartzii). 30.05.2021.

Weiter ging es nach Keez und am Nachmittag fuhren Irena, Jonas und meine Wenigkeit nach Schwerin. Jonas war also mit dabei und so kamen wir nicht darum herum Mac Donalds einen Besuch abzustatten. Es sollte anschließend in den Kletterpark am Schweriner Zoo gehen, aber hier war alles überfüllt und kein Parkplatz mehr zu bekommen. Die Menschen genießen die Corona – Lockerungen und das Wetter war nahezu perfekt. So ging es schließlich in den Schweriner Schlossgarten. Klar, das meine Augen hier Ausschau nach Pilzen hielten. Auch Jonas wusste das und unterstützte mich diesbezüglich. Viel war hier für Ende Mai nicht los, zählt doch dieser Park als sehr interessante und vielseitige Fundgrube. An sich stehen hier Ende Mai auch bereits Hexen – Röhrlinge und Sommersteinpilze, aber in diesem Jahr Fehlanzeige. Dennoch kam ich auf meine Kosten. Unter Birken wenige Verblassende Täublinge. Im Rasen Nelkenschwindlinge und einige Maipilze. Unter Eichen fast büschellig wachsende Haarschleierlinge zum Kopf zerbrechen. Immer mal Hochgerippte Becherlorcheln und das Beste für mich waren die winzigen Violettstieligen Heftel – Nabelinge. 

Wer Cortinarien kann, darf einen Antrag auf einen mykologischen Adelstitel bei der DGfM stellen. Aber noch gibt es diesen meines Wissens noch nicht. Wie dem auch sei, die Haarschleierlinge sind die Königsklasse der Großpilze. Daran darf man sich gerne die Zähne ausbeißen. Ich hatte noch keine Zeit, mich näher mit dieser Kollektion zu beschäftigen. Die Pilze wuchsen teils büschellig unter Eiche im Schweriner Park am Schlossgarten. 30.05.2020. Eine gewisse Ähnlichkeit besteht zum Erdigriechenden Wasserkopf (Cortinarius hinnuleus).

Am Abend fuhren Irena und ich noch zu einem unglaublich verpilzten Sonderstandort bei Sternberg. Lehmiger Kiesboden mit Kiefern, Weiden, Pappeln, Ahorn und Rosengewächsen. Unter letzteren wuchsen natürlich essbare Schild – Rötlinge, unter Kiefern einige, teils sehr schöne Butterpilze und weniger schöne Körnchen – Röhrlinge. Rißpilze, Fälblinge und ein großes Vorkommen der Rillstieligen Lorchel. So zahlreich sah ich diese Schlauchpilze bisher nirgendwo. Ich schmiss mich auf den Waldboden und machte Fotos und entdeckte dabei immer mehr und immer schönere Fruchtkörper. Ich hatte gut zu tun!

Am Sonderstandort Sternberg geriet ich in` s Schwärmen. So viele Rippenstielige Becherlorcheln (Helvella solitaria) und dazu noch in einer hervorragenden Qualität, habe ich bisher noch nie auf einmal gefunden. Sie waren hier also nicht solistisch zugegen. 30. Mai 2021.

Gleich daneben befindet sich ein ganz anderes Biotop. Niederer Laubwald und extrem eutrophiert. Hier gibt es Riesenboviste in Rekord verdächtigen Mengen. Heute waren nur die braunen Reste vom Vorjahr zu sehen. Aber auch Champignons können korbfüllend wachsen. Insbesondere Stadt- und Kompost – Champignons. Hier holt Irena seit Jahren Egerlinge, um sie zu trocknen, zu pulverisieren und dann als kräftigen Geschmacksträger für unsere Pilzsuppen zu nutzen. Nun haben wir am Sonnabend ja seit langer Zeit mal wieder einen Imbisstag im Programm und da wären die Champignons gerade recht und beide Arten können durchaus bereits im Mai fruktifizieren. Aber, wie viele andere Pilzarten, die im Mai schon ihren ersten Auftritt haben, war nichts zu machen. Da Irena und auch ich bisher hier nur im Hochsommer und Herbst unterwegs waren, entging uns völlig, das dieses Areal auch ein vorzüglicher Standort von Maipilzen ist. Was wucherten hier für Massen! Irena konnte sich kaum noch einkriegen. leider vieles bereits überständig, aber einige Kilo waren noch zu retten, bis der Korb voll war.

Der Korb ist voll und da steht bereits der nächste Ring. Ein Hexenring mit Maipilzen wie er im Buche steht. 30. Mai 2021 bei Sternberg.

Und noch ein wenig Rißpilz – Kunde. Eine der häufigsten und auch realtiv leicht kenntlichen Arten ist der Olivgelbe Rißpilz (Inocybe dulcamara). Und das trotz seines für Rißpilze untypischen Aussehens. Er riecht honigartig, wenn man ein Stück seines Hutes zwischen den Fingern zerreibt. 30.05.2021 Kiefern/Weiden – Sonderstandort bei Sternberg. Giftig!

Dadurch euphorisiert, ging es nochmals in Richtung Schwerin um einen alt bekannten, der vielen Maipilzplätze in der Landeshauptstadt aufsuchen, obwohl Irena hier vor etwa 2 Wochen bereits mit großem Erfolg geerntet hatte. Was soll ich schreiben. Es nahm im dichten Gebüsch, ein Buschmesser wäre angebracht, kein Ende. Ich hatte einen derart riesigen Ring in diesem dichten Gebüsch, dass ich schon fast anfing zu beten, lieber Gott, lass dieses Spiel bitte zum Ende kommen. Dadurch das Irena schon einmal abgesammelt hatte, war die nachgeschobene Qualität noch überraschend gut. Dabei hatte ich für mich am Pfingstmontag eigentlich die diesjährige Maipilz – Saison abgeschlossen. Nun sitze ich wieder mit einer großen Menge an und habe alle Hände voll zu tun, sie zu verarbeiten. Wenn am Sonnabend kein Imbiss wäre, hätte ich heute gestreikt!  

Und diesen schicken Korb habe ich dann noch in Schwerin gefüllt. Ein einziger, nicht enden wollender Hexenring. 30. Mai 2021.

Bei den im Kiefernforst Perniek (28.05.) fotografierten Rißpilzen unter der Bezeichnung Frühlings – Rißpilz bin ich etwas im Zweifel. Mir fehlen dort einfach die rosalichen Tönungen, die für Inocybe nitidiuscula typisch sein sollen. Hier sind diese Tönungen zumindest an der Stielspitze angedeutet. 30.05.2021 Brachland an der A 20.

Montag, 31. Mai – Nun ist der 2. Monat der Pilzsaison 2021 auch schon wieder Geschichte. Ich denke, wir dürfen mit ihm durchaus zufrieden sein. Trotz seines unterkühlten daher Kommens, war er feucht genug, um dem Frühlingsaspekt endlich den nötigen Schwung zu verleihen. Morchel – Liebhaber dürften zufrieden sein, genau so wie Freunde der Maipilze. Durch das seit Jahren kälteste Frühjahr, hinkte auch die Entwicklung in der Natur hinterher. So ist nicht nur das niedrige Temperatur – Niveau daran schuld, dass sich erste Frühsommerpilze meist noch zurückhielten. Die Natur ist in ihrer Entwicklung im Vergleich zu durchschnittlichen Jahren 2 – 3 Wochen hinterher. Das erklärt auch, warum sich beispielweise erste Hexenröhrlinge und Sommersteinpilze noch zurück hielten. Das wirkt sich auch auf die Entwicklung an der Pilzfront aus. Die Begrünung ihrer Lebenspartner, der Eichen und Buchen, muss erst abgeschlossen sein. Die Bäume müssen also voll im Laub stehen, dann starten auch ihre Mykorrhiza – Partner langsam durch. Inzwischen sind aber beide Arten auf der Bildfläche erschienen. So konnte unsere Berliner Pilzfreundin Johanna Davids Flockenstielige Hexenpilze im Oderbruch sichten und heute erreichten mich Bilder von Pilzfreunden aus der Prignitz mit ersten Sommersteinpilzen!

Hier noch eine Dokumentation von Christopher Engelhardt. Er fand in Lübeck auf Rindenmulch, in der vergangenen Woche, braune Blätterpilze und sandte mir einige Bilder davon zu. Die Pilze kamen mir bekannt vor, da ich sie vor kurzem auf einer meiner Mittwochsexkursionen auf der Insel Poel fand, ebenfalls auf Rindenmulch und sie als Psathyrella bipellis bestimmte. Chris war dankbar für meinen Tipp, und prüfte die Mikromerkmale. Es stimmte Perfekt!

Der Mai lag niederschlagstechnisch im Durchschnitt der letzten 30 Jahre. Er war also in den meisten Regionen feucht genug. Besonders im Osten Deutschlands, und gerade dort wäre Regen bitter nötig, war es jedoch wieder zu trocken. Und in punkto Regen, gerade auch für das östliche Deutschland, sieht es in der Kurz-, wie auch Mittelfrist, eher Mau aus. Allerdings haben die Wettermodelle immer noch größere Schwierigkeiten den Witterungsverlauf selbst der nächsten fünf Tage einigermaßen verlässlich zu berechnen.

Und hier noch eine wunderschöne Graphik von Chris Engelhardt zum Ampherblatt – Rost. Mitunter kann der Kleinpilz massenhaft auftreten. So bei einer Pilzwanderung am 01. Juni 2019 im Wald bei Heiligenhagen. Damals leuchteten große Bestände der Ampferblätter schon von weiten. Es war ein wunderbarer Farbaspekt.

Sicher scheint zunächst, dass uns ab morgen und besonders am Mittwoch der vorhergesagte Kaltlufttropfen überqueren wird. Er zieht über Norddeutschland in Richtung Nordwesten und labilisiert die Atmosphäre besonders über Schleswig – Hollstein und Mecklenburg. Nicht ganz sich scheint heute jedoch, wo er die größte Wetterwirksamkeit entfalten kann. Nach aktuellem Stand ziemlich weit nördlich, in Richtung Dänischer Grenze und zur Nordsee hin. In einem kleinen Bereich sollen sehr gute Bedingungen für die Bildung von ernstzunehmenden Gewittern herrschen. Besonders in Schleswig – Holsten ist am Mittwoch Vorsicht geboten. Die Cape – Werte liegen ziemlich hoch und auch die Windscherung ist für die Gewitterbildung besonders günstig. Soll heißen, es besteht die Möglichkeit zur Bildung von routierenden Superzellen = Schwergewittern! Großhagel, heftiger Starkregen und schwere Sturmböen können auftreten. Versteht sich von selbst, dass dadurch die Tornado – Gefahr zumindest leicht erhöht ist. Nun, ich will am Mittwoch zu meiner obligatorischen Exkursion. Da der Schwerpunkt über Schleswig – Holstein gerechnet wird, werde ich es wagen.

Mit diesem wunderbaren Anblick möchte ich das diesjährige Mai – Tagebuch beschließen. Es zeigt Speisemorcheln in 1 A – Qualität. Die Pilze fand Klaus Battke am 6. Mai 2021 nach langjähriger, erfolgloser Morchelsuche eher aus Zufall. Auf der Suche nach Maipilzen stolperte er regelrecht über diesen Morchel – Segen. Gefunden in Sachsen – Anhalt, in der Nähe von Magdeburg. Glück muss der Mensch haben!

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