Unterwegs mit Dargetzower Sportfreunden
Individuelle Pilzwanderung in der Sültener Forst
Ein kurzer Blick in die Kamera und dann ab in den Wald!
Am Sonntag, dem 10. September 2017, war es wieder soweit. Die obligatorische Pilzwanderung mit einer Sportgemeinschaft des Wismarer Stadtteils Dargetzow stand auf dem Programm. Eine Tradition seit vielen Jahren, nur im letzten Jahr fiel sie dem trockenen Herbst zum Opfer. Um 07.30 Uhr trafen wir uns in Dargetzow, beratschlagten wo es hin gehen soll und starteten sogleich in Richtung Brüel. Ganz in der Nähe befindet sich die Sültener Forst, der zusammen mit dem Revier Weiße Krug ein umfangreiches Waldgebiet bildet. Überwiegend sandige Böden mit Laub- und Nadelwäldern bzw. Forste. Ich schlug dieses Gebiet vor, da wir kürzlich, anlässlich unseres Vereinstreffens am Roten See, hier exkursierten und bereits ein recht vielfältiges Frischpilzvorkommen feststellen konnten. Dieses wurde heute auch bestätigt. Zwar halten sich die Klassiker weiterhin sehr zurück, aber trotzdem lebte der Wald hier über weite Strecken. Stellenweise viele Milchlinge, Täublinge, Schleierlinge, Ritterlinge und vieles mehr. Von den volkstümlichen Speisepilzen überzeugte heute nur der Pfifferling. Hier ein kleiner Rückblick:
Kaum das wir im Schatten des Buchenwaldes eintauchten, tauchten auch schon die ersten Pilze auf. Besonders entlang des durch Schotter basenreichen Waldweges war ein recht vielfältiges Artenspektrum festzustellen. Hier ist es der Langstielige Knoblauch – Schwindling (Marasmius alliaceus). Die Hüte können als Würze Verwendung finden.
Dicht büschellig auf Wurzelausläufern eines alten Buchenstubbens wuchsen hier sehr dekorativ giftige Grünblättrige Schwefelköpfe (Hypholoma fasciculare). Noch sind sie eher zurückhaltend vertreten, aber in den nächsten Wochen werden sie in unzähligen Mengen viele alte Holzstubben überziehen.
Auch die Steife Koralle (Ramaria stricta) ist ein Saprophyt und besiedelt totes Astmaterial. Als Speisepilz geringwertig.
Gleiches tut der im Herbst auf basischen Böden überaus häufige Gelbmilchende Helmling (Mycena crocata). Eine äußerst elegante Naturschönheit, deren Stiel mit einer orangen Flüssigkeit gefüllt ist, die bei Verletzung reichlich austritt. Er „milcht“ dann. Ohne Speisewert im herkömmlichen Sinne, nährt aber mit seiner filigranen Schönheit das Auge des Betrachters. Standortfoto.
Der nach Leuchtgas duftende Schwefel – Ritterling (Tricholoma sulphureus) galt in früheren Zeiten als giftiger Doppelgänger des Grünlings. Inzwischen ist der Grünling potentiell wesentlich gefährlicher!
Gleich ein ganzer Pulk von Schwarzblauenden Röhrlingen (Boletus pulverulentus) sicherte den Grundstock einer Pilzmahlzeit des glücklichen Finders. Während viele Röhrlinge bei uns derzeit eine Schwäche – Phase durchlaufen, hält sich diese Art zusammen mit dem Gallen – Röhrling nicht an deren Rhythmus und wächst wenn es ihr gefällt. Essbar. Kein Röhrling blaut so intensiv wie dieser!
Gleich büschelweise schoben heute die Bitteren Schleimköpfe (Cortinarius infractus) aus dem basisch angereicherten Waldboden am Wegesrand unter Eichen und Buchen. Dieser recht veränderliche Haarschleierling gilt laut Literatur als ziemlich selten, kommt bei uns in Mecklenburg aber durchaus häufiger vor. Ungenießbar.
Der Graugrüne Milchling (Lactarius blennius) mit seiner weißen, brennend scharf schmeckenden Milch ist besonders im Herbst in vielen Buchenwäldern ein Massenpilz, so auch heute in der Sültener Forst. Ungenießbar.
Der Geschmückte Gürtelfuß (Cortinarius armillatus) benötigt im Gegensatz zu vielen anderen Schleierlingen sauren Boden unter Birken und siedelt hier selbst in Mooren. Mit seinen rötlichen Gürteln um den Stiel herum ist er praktisch unverwechselbar. Essbar.
Auf dem Hut dieses Wohlriechenden Gürtelfußes (Cortinarius torvus) ist es zu einer Missbildung gekommen. Wir erkennen verkümmerte Lamellen.
Der Wohlriechende Gürtelfuß (Cortinarius torvus) wächst vom Sommer bis in den späteren Herbst meist unter Rotbuchen. Er gehört zu den häufigsten Haarschleierlingen. Sein Fleisch riecht angenehm süßlich nach getrockneten Pflaumen. Trotz des angenehmen Geruches schmeckt dieses aber unangenehm, so dass der Pilz als ungenießbar gilt.
Auch heute erfreuten uns wieder die essbaren Eselsohren (Otidea onotica) in diesem Gebiet.
Neben dem ungenießbaren Graugrünen Milchling, bildet auch der hier gezeigte Süßliche Milchling (Lactarius subdulcis) Massenbestände im Buchenwald aus. Seine ebenfalls weißliche Milch schmeckt aber mild, so dass der Pilz ein Mischgericht bereichern kann.
Der Frauen – Täubling (Russula cyanoxantha) ist hingegen ein derart guter Speisepilz, dass ein alleiniges Gericht mit ihm vorzüglich mundet.
Auch der Perlpilz (Amanita rubescens) gehört der gehobeneren Klasse an und ist ein guter Speisepilz.
Zu diesen Gürtelfüßen (Cortinarius spec.) habe ich momentan keine Idee, um welche Art es sich handeln könnte. Sie wuchsen in einem kleinen Hexenring direkt versteckt unter einer buschigen Jungbuche am Rande eines Fichten – Hochwaldes.
Drei Röhrlinge, die so nicht in die Speise gelangen sollten. Rechts sehen wir den Maronen – Röhrling (Xerocomus badius), gegen den natürlich nichts einzuwenden ist. Genauso nicht gegen die Ziegenlippe (Xerocomus subtomentosus) in der Mitte. Aber der rosaporige Röhrling links sollte nicht hinein gelangen. Zu heftig würden die bitteren Aromastoffe der Mahlzeit zusetzen.
Weiter geht es nun auf einem kleineren Seitenweg, den ich auch noch nicht gegangen bin. Eigentlich sollte er die Runde schließen, führte uns aber schließlich irgendwie im Kreis herum, so dass wir bedauerlicherweise eine größere Ehrenrunde liefen und uns immer weiter vom Ausgangspunkt entfernten. Wir wurden so unfreiwillig zu Pfadfindern, aber auch zu glücklichen Pilzfindern.
Dieser Leistling, der allseits bekannte und beliebte Pfifferling (Cantharellus cibarius), sollte ab nun die Regie übernehmen und das Sammelfieber erst so richtig anfachen.
Ob in der Grasnarbe mittig des Weges, am Rande oder weiter im Wald, die Pfifferlinge schienen kein Ende nehmen zu wollen.
Da macht das Sammeln richtig Laune und Frohsinn kommt auf!
Dazu gesellte sich auch der erste und einzige Steinpilz (Boletus edulis) der heutigen Tour. Und der war sogar vollkommen Madenfrei!
Auch der farbenprächtige und essbare Rote Heringstäubling (Russula xerampelina) ist hier zu hause. Besonders an der handwarmen Stielbasis kann ein deutlicher Fischgeruch wahrgenommen werden.
Und natürlich immer wieder Pfifferlinge!
Der Flockenstielige Hexen – Röhrling (Boletus luridiformis), links, gehört zu den Dickröhrlingen und hier zählt er zu den besten Speisepilzen. Rechts sehen wir den Rotfuß – Röhrling (Xerocomus chrysenteron). Er gehört den Filzröhrlingen an, ist essbar, aber nicht, wenn er, so wie hier, vom parasitischen Goldschimmel befallen ist.
Schließlich landeteten wir in Groß Görnow, und nicht wie erhofft am Ausgangspunkt in Sagsdorf. Nun musste etwas improvisiert werden, um die Autos her zu bekommen, was aber relativ problemlos, dank einer hilfsbereiten Autofahrerin, gelang.
Recht pessimistisch gingen wir an den Start, am Ende hatte es sich aber doch gelohnt. Sowohl für meine Ausstellung wie auch für die Bratpfanne!
Das sonnige Abschlussfoto am 10. September 2017 in Groß Görnow.
Individuelle Pilzwanderungen können jederzeit mit dem Steinpilz – Wismar vereinbart werden.