Trompetenwanderung in der Haushalt Forst
Der Haushalt Forst zwischen Drispeht und Zickhusen war heute Ziel einer individuellen Pilzwanderung.
Am Sonntag, dem 22. Oktober 2017, war gegen 09.00 Uhr auf dem Parkplatz am Wismarer ZOB Treff zu einer individuell vereinbarten Pilzwanderung. Mehr als 20 Interessierte aus der Hansestadt und deren Umgebung hatten sich dazu eingefunden. Im vergangenen Jahr war ich mit dieser Truppe zur selben Zeit in die Kalißer Heide gefahren. Damals gab es dort Maronen – Röhrlinge ohne Ende. 2017 ist nun seit langem mal wieder ein Trompeten – Jahr und ich schlug vor, diesen hochwertigen Würzpilzen in einem unserer besten, dafür geeigneten Reviere nachzuspüren. Hier einige Bilder von der erfolgreichen Tour:
Gleich zu Beginn wurden wir von besonders geruchsintensiven Blätterpilzen begrüßt. Neben Knoblauchschwindlingen warteten auch diese grünen Pilze mit ihrem intensiven umd markanten Geruch auf. Der Grüne Anis – Trichterling (Clitocybe odora) sondert einen starken Anis – Duft ab, fast wie in der Weihnachtsbäckerei und er darf sogar gegessen werden!
Auch dieser wässrig – weiße Blätterpilz wäre praktisch essbar, wenn er nur nicht so wässrig wäre! Der Buchen – Schleimrübling (Oudemansiella mucida) findet sich auf altem, aber noch recht festem Buchenholz, oft an besonders luftfeuchten Standorten. Auch bei der Zubereitung dürfte sich nichts weiter als Schleim in der Bratpfanne einfinden. Er besitzt aber medizinische Bedeutung. Aus ihm wurde ein Antimykotikum gewonnen, dass gegen Hautpilze eingesetzt wird. Pilz kontra Pilz!
Mit großer Begeisterung waren auch die Jüngsten dabei. Hier wurde wieder etwas entdeckt und mein Rat wurde gesucht.
„Kann ich die Essen“, das ist nicht nur bei Kindern die meist gestellte Frage. Na klar, das sind die leckeren Violetten Rötel – Ritterlinge (Lepista nuda). Nur roh sollte man nicht in sie hinein beißen, da sie sonst die roten Blutkörperchen zersetzen können. Gut durchgegart aber ein sehr guter Speisepilz und vor wenigen Jahrzehnten war er sogar einer der wichtigsten Marktpilze in Wismar.
Der Gallen – Täubling (Russula fellea) sollte aber nicht in die Mahlzeit gelangen. Nicht das er giftig wäre, dass wohl kaum, aber sein galliger Geschmack kann jede Speise verderben!
Das Rotfüßchen (Xerocomus chrysenteron) wird oft als Ziegenlippe eingesammelt und hat einen säuerlichen Geschmack, der nicht jedem zusagt.
Der Buntstielige Helmling (Mycena inclinata) besiedelt im Spätherbst viele Laubholzstubben, insbesondere die von Eichen. Sein typischer Geruch und die weißgelbbräunlichen Stiele kennzeichnen ihn recht gut. Für den Kochtopf ist er nicht geeignet.
Auf Wiesen werden sie traditionell gesucht und mit Freude mitgenommen. Stehen sie im Wald, werden sie von vielen Pilzsuchern gar nicht erst aufgenommen. Die leckeren Anis – Champignons (Agaricus spec.). Trotzdem sollte man den Reibe- und Geruchstest machen. Giftige Karbol – Champignons können auch im Wald auftauchen, zumindest an kalkreicheren Stellen.
Den Geruch zu testen, ist immer ratsam, gibt er doch oft in Kombination mit weiteren Merkmalen Aufschluss über die gefundene Pilzart. Hier ist es ein Langstieliger Knoblauch – Schwindling.
Hier heißt es genau hinschauen. Das es sich um einen Wulstling, also Knollenblätterpilz handelt, dürfte klar sein. Infrage kommen hier hauptsächlich zwei Arten, die bei oberflächlicher Betrachtung leicht zu verwechseln sind. Der giftige Pantherpilz und der essbare Graue Wulstling. Die Hüllreste auf dem Hut können nicht mehr weiterhelfen, sie sind vom Regen abgespült. Der Hutrand ist gerieft, wie beim giftigen Pantherpilz, aber die Stielknolle hat kein Bergsteigersöckchen. Ein erstes Indiz für den Grauen Wulstling (Amanita excelsa).
Ein weiteres, wichtiges Merkmal zur Abgrenzung zum Pantherpilz ist die geriefte Manschette. Es handelt sich also um den essbaren Grauen Wulstling!
Korallenpilze sollten nicht zum Essen mitgenommen werden, auch wenn die hier gezeigte Steife Koralle (Ramaria stricta) essbar, aber minderwertig ist. Es gibt auch giftige Arten!
Diese beiden Täublinge können in den Sammelkorb gelegt werden. Vom linken Gelbweißen, Zitronen- oder Ockertäubling (Russula ochroleuca) nur wenige Exemplare für `s Mischgericht, der rechte Frauen – Täubling (Russula cyanoxantha) schmeckt auch als Reingericht ganz ausgezeichnet!
Dieser Champignon (Agaricus spec.) läuft bei Berührung stark gelb an. Es besteht der Verdacht auf einen Gift – Egerling! In diesem Fall unbedingt den Geruch prüfen! Riecht er nach Karbol oder Desinfektionslösung ist er giftig. Dieser roch deutlich anisartig, er darf also in den Korb gelegt werden.
Zwei weitere Verwechslungspartner: Oben der essbare Gelbweiße Täubling (Russula ochroleuca) und unten der ungenießbare Gallen – Täubling (Russula fellea). Die Lamellen der essbaren, aber minderwertigen Art sind weiß, beim Gallen – Täubling überwiegt ein beigefarbener Grundton in den Lamellen sowie am ganzen Pilz.
Der mit seinen fleischigen, dicklichen und entfernt stehenden Lamellen recht leicht kenntliche Dickblättrige Schwarztäubling (Russula nigricans) ist zeitweise ein Massenpilz in Buchenwäldern. Essbar ist er zwar, aber nicht besonders zu empfehlen.
Der hübsche und ansehnliche Sparrige Schüppling (Pholiota squarrosa) ist der klassische Verwechslungspartner des Hallimasch. Hallimasch, auch in seiner Vielfältigkeit, besitzt niemals so große, abstehende Schuppen auf Hut und Stiel. Eine Verwechslung ist ungefährlich. Auch die hier gezeigte Art ist praktisch essbar, aber erreicht den Wohlgeschmack des Hallimasch keinesfalls.
Das wertvolle Stockschwämmchen (Kuehneromyces mutabilis) aber wohl. Seinen Wohlgeschmack zu übertreffen dürfte den wenigsten Speisepilzen gelingen! Übrigens ist noch eine zweite Pilzart auf dem Bild zu sehen, die Geweihförmige Holzkeule (Xylaria polymorpha).
Bei diesem, in besseren Buchenwäldern recht häufigen und großen Täubling, herrscht in der wissenschaftlichen Taxonomie ein wenig Verwirrung. Bei mir läuft er unter der alten Bezeichnung (Russula rosea). Heute findet man unter diesem Namen aber meist den Harten Zonnober – Täubling, früher Russula rosacea. Es ist nicht gerade eine gute Idee, seinen früheren Namen auf einen ganz anderen Vertreter der gleichen Gattung zu übertragen. So hat sich auch der deutsche Namen der neueren, wissenschaftlichen Bezeichnung angepasst. Der Rosa – Täubling nennt sich nun Russula aurora, der Morgenrot – Täubling. Dem Pilz soll es egal sein. Essbar ist er zwar, schmeckt aber nicht sonderlich gut.
Weiter geht es durch den herbstlichen Buchenwald und die Körbe sind noch ziemlich leer. Wo bleiben bloß die Herbsttrompeten?
Hier ist es ein ungenießbarer Haarschleierling, der Buchen – Klumpfuß (Cortinarius amoenolens). Gut sind die spinnwebartigen Schleierreste am Stiel zu erkennen, in denen sich der braune Sporenstaub verfängt.
Doch dann stehen wir plötzlich in einem Wald von dunklen, düsteren Gebilden, die sich teils büschellig aus dem Buchenlaub schieben. Das Ernten kann beginnen. Die Herbst- oder Totentrompete (Craterellus cornucopioides) ist getrocknet ein ausgezeichneter Würzpilz für Suppen und Soßen oder im Gulasch. Frisch werten sie mit ihrem Wohlgeschmack Mischpilzgerichte auf.
Zahlreiche Herbst – Lorcheln (Helvella crispa) säumen den Waldweg. Auch sie können gegessen werden.
Solange ich in der Pilzberatung tätig bin, versuche ich den Aberglauben vom giftigen Satans – Röhrling bezüglich den Hexen – Röhrlingen zu minimieren. Ich werde es wohl bei vielen Pilzsuchern nicht schaffen. Rote Farben am Fruchtkörper und das starke blauen führen bei vielen zur Fehldiagnose: Satans – Röhrling. Dieser ist zwar roh giftiger als Hexen – Röhrlinge, spielt aber wegen seiner Seltenheit als Giftpilz kaum eine Rolle. Der hier gezeigte Flockenstielige Hexen – Röhrling (Boletus luridiformis) ist mit seinem nahen Verwandten, dem Steinpilz, gleich zu setzen und übertrifft diesen nach Aussage einiger Kenner noch an Wohlgeschmack. Aber gut durchgaren!
Der Große Rettich – Fälbling (Hebeloma sinapizans) ist auf Kalkboden angewiesen, genauso so wie auf die Buche, seinem Symbiose – Partner. Der schöne und ansehnliche Blätterpilz ist allerdings ungenießbar.
Nichts geht mehr. Die Körbe sind voll. Herbsttrompeten satt!
Urwüchsige Semmelstoppelpilze (Hydnum repandum). Sie sind nicht mehr ganz jung und sollten so auch nicht mehr zum Essen mitgenommen werden. Jung sind sie sehr gute Speisepilze, die besonders auch getrocknet ein vorzügliches Würzpulver ergeben sollen. Älter können sie bitter schmecken!
Der Schopf – Tintling (Coprinus comatus) ist ein kaum verwechselbarer Speisepilz. Ist er jung, fest und weißfleischig, darf er gerne mitgenommen werden. Die Pilze sollten aber unverzüglich zubereitet werden, da sie leicht in Autolyse übergehen können. Sie lösen sich also in schwarze Sporenflüssigkeit auf.
Der Isabellrötliche Schneckling (Hygrophorus poetarum) ist in Mecklenburg eine große Rarität. Ich persönlich kenne ihn nur aus diesem Waldgebiet. Er wächst gerne in Hexenringen und ist dann sehr ergiebig, schmeckt allerdings etwas bitterlich.
Der Violette Rötel – Ritterling (Lepista nuda) ist im Spätherbst häufig in Laub- und Nadelwäldern anzutreffen. Früher konnte ich ihn auch auf alten Viehweiden zusammen mit Lilastieligen Rötel – Ritterlingen finden. Hier waren die Pilze oft noch fleischiger und dunkelvioletter gefärbt. An manchen Stellen wuchsen sie in den Ringen so dicht gedrängt wie Raslinge. Das waren noch Zeiten, als ich die Pilze als Schulkind auf dem Wismarer Markt verkaufen konnte und mir ein sattes Taschengeld verdient habe!
Ja, und das war`s dann auch. Wie man sieht, für manchen richtig ergiebig. Getrocknet ergeben die Trompeten ein hervorragendes Würzpulver, mit dem man aber sparsam umgehen sollte, denn die Herbsttrompeten können durchaus wieder einige Jahre ausbleiben!
Unser Erinnerungsfoto, auf dem allerdings nicht mehr alle, die heute mit dabei waren, zu sehen sind. Einige sind schon etwas früher aufgebrochen. Ich denke aber, auch in diesem Jahr war es wieder eine sehr schöne und erfolgreiche Wanderung mit Lerneffekt. 22. Oktober 2017.
Individuelle Wanderungen können jederzeit mit dem Steinpilz – Wismar vereinbart werden!