Vereins- und Kartierungsexkursionexkursion
Das Löwitzer Holz bei Rehna war unser Zielgebiet
Das Löwitzer Holz am Totensonntag des Jahres 2017. Ein überschaubares, abwechslungsreiches Waldgebiet weit im Westen Mecklenburgs.
Das Löwitzer Holz ist ein kleines Waldgebiet bei Rehna, zwischen den Ortschaften Löwitz, Falkenhagen und Klein Rünz. Für uns neu, für Mitglieder des Pilzvereins Rehna, speziell für Torsten Richter und Christopher Engelhardt, der auch den Wismarer Pilzfreunden angehört, alles andere als unbekannt. Die beiden haben hier bereits intensive Untersuchungen und Kartierungen vorgenommen und darüber auch schon eine Veröffentlichung herausgebracht. Wir werden wohl nicht viel neues entdecken. Das sollte uns nicht davon abhalten, hier in aller Gemütlichkeit und Ruhe unsere letzte Vereinsexkursion in diesem Jahr zu absolvieren, zumal Diplombiologe Torsten Richter sich vor allem auf kleine Asco` s spezialisiert hat und inzwischen sogar viele Erstfunde bzw. Erstnachweise für unser Bundesland tätigen konnte. Und nicht nur das, er hat sogar ganz neue Arten entdeckt, die bisher noch niemandem bekannt waren und von denen er der Erstbeschreiber ist! Ein wunderbares Betätigungsfeld und eine phantastische Miniaturwelt, die sich dem Betrachter erst unter der Lupe und dem Mikroskop richtig erschließt. So speziell ging es bei uns zwar nicht zu, aber dennoch konnten wir am Ende auf eine artenreiche Kartierungsaktion zurück blicken. Die Tour endete am frühen Nachmittag. Hier wie immer ein kleiner Rückblick:
Christopher Engelhardt aus Lübeck, Mitglied der Wismarer und auch der Rehnaer Pilzfreunde, erwartete uns schon bei der Ankunft mit einem kritischen Blick auf stattliche Blätterpilze, die er schon am Vortag in einem anderen Gebiet gefunden hatte und uns zur Begutachtung mitbrachte.
Es handelt sich um schon etwas betagte Exemplare des Strohblassen Ritterlings (Tricholoma stiparophyllum). Ein ungenießbarer Ritterling mit aufdringlichem Geruch, der gerne unter Birken wächst, in diesem Falle aber unter Eichen gefunden wurde.
Zwei kleine Helmlinge (Mycena spec.) entspringen einem Lärchen – Zapfen.
Junge Fuchsige Rötel – Trichterlinge (Lepista flaccida) wuchsen aus der dick liegenden Laubstreu. Sie wirken hier sehr hell und könnten für den Fahlgelben Rötel – Trichterling gehalten werden. Da aber auch ältere, typisch fuchsrötliche Exemplare am Standort vorhanden waren, halte ich sie für Fuchsige R. – Trichterlinge. Es ist ohnehin nicht ganz unumstritten, in ihnen zwei verschiedene Arten zu sehen. Essbar.
Der Lederig – häutige Fältling (Byssomerulius corium) überzieht größtenteils resupinat die Unterseiten von liegenden Laubholzästen und nur die Hutkannten lösen sich charakteristisch ab. Die Oberfläche bzw. Unterseite wirkt runzlig – faltig.
Der Widerliche Ritterling (Tricholoma lascivum) riecht ähnlich unangenehm wie der oben vorgestellte Strohblasse Ritterling und ist ebenfalls ungenießbar. Er ist meist etwas kleiner und wächst im Buchenwald. Hier sehen wir allerdings ein wenig aussagekräftiges, altes Exemplar, welches ich aber wegen seiner strukturellen „Schönheit“ trotzdem an dieser Stelle zeigen möchte.
Der Süßliche Milchling (Lactarius subdulcis) ist als Mischpilz brauchbar und darf in keinem Buchenwald fehlen.
Immer wieder wird neues entdeckt.
Hier ist es zum Beispiel der Graue Korallenpilz (Clavulina cinerea). Kein Speisepilz.
Der essbare Winter – Trompetenschnitzling (Tubaria furfuracea) ist den gesamten Winter über an Laubholzresten zu finden. Gern auch in Mengen auf Schredderbeeten in städtischen Anlagen.
Ähnlich dem Süßlichen Milchling ist auch der Graugrüne Milchling (Lactarius blennius) mit seiner weißen, brennend scharf schmeckenden Milch ist in fast jedem Buchenwald zu hause.
Der jung weiße und festfleischige Flaschen – Stäubling (Lycoperdon perlatum) ist zunächst essbar, wird aber bald olivgrünlich, matschig und schließlich leicht, weich und graubräunlich. Noch sind einige seiner typischen Grieskörnchen zu sehen. Wo diese bereits abgefallen sind, entsteht ein typisch mosaikartiges oder netziges Muster auf der Oberfläche. Auf dem Scheitel bildet sich eine Öffnung, wo durch mechanische Reize die Sporen ausgestäubt werden (Stäubling!).
Der Papagei – Täubling (Russula ionochlora) wird auch kleiner Frauen – Täubling genannt. Tatsächlich ist er kleinwüchsiger und vor allem spröder als der größere und geschmeidigere Frauen – Täubling. Beiden sind die blauen, violetten und grünlichen Mischfarben auf dem Hut gemein. Essbar.
Nicht selten und keineswegs nur an Birkenholz finden wir den Birken – Blättling (Lenzites betulinus). Hier war es ein Buchenstubben, an dem seine bunt gezonten Konsolen dachziegelig übereinander angeordnet waren. Auf der Unterseite befinden sich lamellenartige Strukturen, die aber eher seltener so wirrlingsartig erscheinen wie bei diesem Exemplar. Ungenießbar.
Der Niedergedrückte Rötling (Entoloma rhodopolium) ist ein oft gesellig wachsender Rötling unserer Wälder. Er gilt zumindest als giftverdächtig.
Etliche Semmelstoppelpilze (Hydnum repandum) leuchteten im Buchenlaub. Leider waren sie aber nicht mehr jung und blieben stehen, denn im Alter können sie bitter schmecken!
Die Stoppeln oder Stacheln auf der Unterseite erfüllen die gleiche Aufgabe wie Lamellen, Poren oder Röhren, nämlich die Oberfläche zur maximalen Sporenproduktion zu vergrößern. Es handelt also um die Fruchtschicht der Pilzfruchtkörper, die vom darüber liegenden Hutfleisch geschützt wird. Auch befinden sich in ihr die meisten Nährstoffe, was bei essbaren bei essbaren Arten vielleicht von Bedeutung ist.
Der gallertartige Schlauchzitterling (Ascotremella faginea) gehört nicht, wie man vermuten könnte, zu den Gallertpilzen, sondern ist ein Vertreter der Schlauchpilze. Wir finden ihn an Buchenästen bevorzugt im feuchten Herbst und Winter.
Hier sehen wir den großen, in Buchenwäldern überaus häufigen Dickblättrigen Kohlentäubling (Russula nigricans) in allen seinen Entwicklungsstufen. Schwarz, wie verkohlt, bleibt er mumifiziert noch Monate am Standort und kann so im folgenden Sommer noch gefunden werden. Geringwertiger Speisepilz.
Tief im Buchenlaub versteckt war dieser Perlpilz (Amanita rubescens). Er ist überständig und darf so nicht mehr gegessen werden. Das hier besonders intensiv zutage tretende Röten des Fruchtkörpers ist eines seiner wichtigsten Erkennungsmerkmale.
Der Gelbweiße Täubling (Russula ochroleuca) ist der häufigste aller Täublinge und wächst vom Sommer bis zum Winterbeginn oft als Massenpilz in Laub- und Nadelwäldern. Er ist ein minderwertiger Speisepilz und sollte nur in Mischung mit besseren Pilzen verwendet werden und wenn es ausreichend von diesen gibt, kann ganz auf ihn verzichtet werden.
Er darf allerdings nicht mit ähnlichen, scharf schmeckenden Arten verwechselt werden, so wie mit diesem kleineren Sonnen – Täubling (Russula solaris). Er schmeckt beißend scharf und riecht nach Senfsoße.
Der düstere, Purpurbraune Rübling (Collybia fuscopurpureus) gilt eigentlich als selten, ist es aber nicht. Er braucht basische Standorte unter Buchen und scheint in diesem Herbst besonders häufig zu sein. Seine Trama soll sich auffallend grün verfärben, wenn man Laugen darauf gibt. Kein Speisepilz.
Die Typusart der Gruppe der Rettich – Helmling, der Rettich – Helmling (Mycena pura). Leicht giftig!
Wer Lacktrichterlinge zum Essen sammelt, sollte die Rettich – Helmlinge als giftige Doppelgänger kennen und unterscheiden können. Das ist auch nicht schwer. Sie sind gebrechlich, nicht biegsam zäh. Sind auf dem Hut nicht eingedellt, sondern eher leicht gebuckelt und riechen deutlich rettichartig.
Der Birnen – Stäubling (Lycoperdon pyriforme) besiedelt altes, vermorschtes Laubholz. Er ist gummiartig zäh und gilt auch jung als ungenießbar.
Auf Buchenstubben, wie man sieht vergesellschaftet mit anderen Arten, wuchsen diese Großsporigen Gallertbecher (Ascocoryne cylichnium). Er sieht optisch dem Fleischfarbenen Gallertbecher (Ascocoryne sarcoides) sehr ähnlich und ist von diesem nur mikroskopisch sicher zu unterscheiden. Foto und Befund haben wir Chris Engelhardt zu verdanken.
Hier die zugehörigen Sporen (21 – 28 / 5-6 Mikromillimeter). Danke Chris Engelhardt!
Auch diese roten Pustelpilze hat Chris für uns fotografiert und untersucht. Heraus gekommen ist ein Cosmospora spec. – Pustelpilzchen. Optisch von Chris zunächst als Dialonectria episphaeria angesprochen. Auch bei den Pustelpilzen ist ein Mikroskop wohl unerlässlch, um genaueres zu erfahren.
Hier das zugehörige Mikrofoto von Chris. Es zeigt die bis zu 13 Mikromillimeter großen, einfach septierten Sporen im Ascus = Schlauch.
Der Winter lässt Grüßen. Auch wenn die Pilze auf diesem Foto etwas braun wirken, es sind Austern – Seitlinge (Pleurotus ostreatus). Einer der ergiebigsten und besten Speisepilze der bevor stehenden Monate. Foto: Chris Engelhardt.
Nicht zu verwechseln mit dem oft bitterlich schmeckenden Gelbstieligen Muschelseitling (Sarcomyxa serotina). Foto ebenfalls Chris Engelhardt.
Ganz zum Schluss fanden wir noch an einem Buchenstubben diesen Helmling. Chris untersuchte auch ihn und er konnte den Voreilenden Helmling (Mycena abramsii) ermitteln. Einer der ersten Pilze im Frühjahr, der aber auch im Herbst wachsen kann. Auch dieses Bild stammt von Christopher.
Diese tolle Aufnahme stammt noch mal von ihm. Es zeigt die Cheilozystiden des Voreilenden Helmlings. Es sind sterile, unförmige Zellen an der Lamellenschneide, die bei Mycena abramsii nur bis 55 Mikromillimeter groß werden.
Im Winter und Frühling brechen an alten Haselsträuchern häufig diese Kleiigen Haselbecherchen (Encoelia furfuracea) heraus. Auch sie scheinen ihrer eigentlichen Zeit voraus zu eilen. Standortfoto Christopher Engelhardt.
Unser Abschlußfoto. Es zeigt die kleine Kartierungsgruppe vom 26.11.2017. Von links nach rechts Reinhold Krakow, Monika Peter, Christopher Engelhardt und Robert Grieben. Das schöne Foto schoß für uns Roland Lebendig vom Rehnaer Pilzverein!
Das war`s für dieses Jahr!