Öffentliche Pilzlehrwanderung
Pilzwandern im Jahr des Wiesen – Champignons
Sie führte auf die Halbinsel Schelfwerder bei Schwerin
Ursprünglich sollte es durch das Paradies gehen. Der Eigentümer des Waldes erteilte uns aber keine Genehmigung!
Laubwälder mit vielen Feuchtbiotopen auf der Halbinsel Schelfwerder, am Schweriner See.
Fünf Pilz- und Naturfreunde trafen sich heute zur Saisoneröffnung auf Schelfwerder, am Schweriner See. Die bewaldete Halbinsel hat besonders auch jetzt im Frühling ihre Reize. Im noch lichtdurchfluteten Wald regt sich das Leben. Erste Insekten Fliegen und Käfer sind unterwegs. Anemonen beginnen zaghaft zu blühen und andere Kräuter sprießen. Waren wir noch vor einer Woche im tiefsten Winter, so ist nun doch schon der Frühling zu spüren. Auch das Wetter war dem entsprechend sonnig und angenehm mild. Natürlich waren die Erwartungen noch nicht hoch angesetzt. Frischpilze waren kaum auszumachen, aber zu entdecken gibt es für uns Hobby – Mykologen immer etwas. Hier einige Impressionen:
Gleich zu Beginn etwas Kräuterkunde. Zum Glück war Chris Engehardt aus Lübeck dabei, der uns diese Wiese richtig deuten konnte. Wunder – Lauch, Seltsamer Lauch oder Berliner Lauch (Allium paradoxum) hat sich hier angesiedelt. Die Pflanze macht sich invasiv in Mitteleuropa breit. Sie stammt ursprünglich aus dem Kaukasus, Zentralasien und dem nördlichen Iran. Sie kann ähnlich wie Bärlauch verwendet werden und duftet intensiv nach Lauch.
Der Schwarzblaue Ölkäfer (Meloe proscarabaeus) ist durch die warmen Sonnenstrahlen munter geworden. Foto und Bestimmung: Chris Engelhardt.
Jung ein guter Speisepilz, jetzt aber überständig, ist der Austern – Seitling (Pleurotus ostreatus). Neben dem Samtfuß – Winterrübling, den wir heute auch in überständiger Form fanden, der wichtigste Speisepilz der Wintermonate.
Sehr häufig und ganzjährig an alten Eichenstubben zu finden ist der Umberbraune oder Rotbraune Borstenscheibling (Hymenochaete rubiginosa).
An alten Buchenfruchtschalen im tiefen Falllaub ist ausgesprochen häufig die Buchenfruchtschalen – Holzkeule (Xylaria carpophila) zu finden. Die schwarzen, fadenförmigen Gebildet sind zur Spitze hin zunehmend weißlich gefärbt.
An alten Buchenstämmen fanden wir Konsolen des Birken – Blättlings (Lenzites betulinus), der keineswegs nur an Birke fruktifiziert, wie sein Name vermuten lassen könnte. Sehr oft besiedelt er Buchenholz. Typisch für diesen leicht kenntlichen Porling ist seine lamellenartige Fruchtschicht auf der Unterseite.
An toten Buchenästen und Stämmen finden wir ausnehmend häufig die Rötliche Kohlenbeere (Hypoxylon fragiforme). Sie gehört zu den Pyrenomyceten oder Kernpilzen. Diese gehören den Schlauchpilzen an und sind dadurch mit den Lorcheln und Morcheln verwandt.
Das sogenannte Giraffenholz soll seine markante Zeichnung ebenfalls von bestimmten Schlauchpilzen bekommen, nämlich vom Myzel der Langstieligen Ahorn – Holzkeulen.
Solche, genauer gesagt die Geweihförmige Holzkeule, erläutert hier gerade Christopher Engelhardt (rechts).
Der Flache Lackporling (Ganoderma lipsiense) gehört zu unseren größten, häufigsten und auffälligsten Porlingen. Er besiedelt meist Laubholz und kann sehr große, flache Konsolen ausbilden. Sein Sporenpulver ist zimtbraun, während dieses bei ähnlichen Porlingen, wie beispielsweise dem Zunderschwamm, weiß sein kann.
Interessant ist auch sein Innenaufbau, wie hier im Bruch gut zu erkennen. Das lebende Fruchtlager (Röhrenschicht) zeichnet sich deutlich vom Hutfleisch bzw. älteren, nicht mehr produktiven Fruchtlagern, ab.
Hier ein weiterer Pyrenomycet, das an Weide, Erle oder Pappel recht häufige Blasige Eckenscheibchen (Diatrype bullata).
Der Sichelsporige Pustelpilz (Melogramma campylosporum) zeichnet sich durch ein charakteristisches, reihiges Wachstum auf toten Laubholzästen aus. Foto: Christopher Engelhardt.
Chris hat sie natürlich zur Bestätigung unserer Vermutung Mikroskopiert. Die Sichelform der Sporen ist eindeutig und Namensgeber dieses Pustelpilzes.
Freiliegende, schwarze Myzel – Stränge verraten die Anwesenheit vom Hallimasch.
Große, weite Poren besitzt der Winter – Stielporling (Polyporus brumalis). Er wird in Kürze vom dichtporigen Mai – Stielporling an Laubholzästen abgelöst.
Schnecken sind nicht unbedingt die Freunde der Pilzsucher, da ernst zu nehmende Nahrungs – Konkurrenten. Auch diese Gefleckte Schüsselschnecke (Discus rotundatus) verschmäht Pilze keinesfalls. Gefunden beim umdrehen von Totholz auf der Suche nach Pilzen. Bestimmung und Foto wieder von Christopher Engelhardt.
Unser Abschlussfoto am 07. April 2018 im Schelfwerder Wald.
Auch dieses schöne Foto von Chris möchte ich den Pilzfreunden nicht vorenthalten. Er fuhr im Anschluss an unsere Wanderung noch in das Kiebitzmoor, um sich dort mit einer Biologin zu treffen. Ziel war die Beobachtung der Moorfrösche (Rana arvalis), die nur an drei Tagen im Jahr in ihrem blauen Kostüm zu bewundern sind. Die Männchen möchten mit ihrer Bläue die Damenwelt beeindrucken und für sich gewinnen, welches in der Menschenwelt wohl eher nur bedingt möglich sein dürfte.
Wann startet die nächste Wanderung? – Siehe unter Termine!