Vereinsexkursion durch die Haushalt Forst
Gemeinnützige Gesellschaft Wismar e.V. – Gruppe der Pilzfreunde
Die Haushalt Forst bei Bad Kleinen am 15. April 2018.
Heute haben wir auch im Rahmen einer Vereins- und Kartierungsexkursion die neue Pilzsaison eröffnet. Dazu hatte ich die Haushalt Forst bei Bad Kleinen ausgesucht. Laub- und Nadelforste unterschiedlicher Altersstruktur auf besseren Böden. Im Sommer und Herbst mitunter eine unserer interessantesten Waldgesellschaften. Gerade im letzten Herbst gab es hier beispielsweise eine Schwämme von Herbsttrompeten. Jetzt ist aber Frühling und nach dem späten Winter hielten sich typische Frühlingsarten noch zurück. Dennoch konnte einiges an Holzpilzen gefunden und unseren Gästen vorgestellt werden. Hier wie immer einige Impressionen von der heutigen Tour:
Flächenweise bedeckten ganze Teppiche von blühenden Anemonen den Waldboden.
Das Flächige Eckenscheibchen (Diatrype stigma) entwickelt sich zunächst unter der Rinde von toten Laubholzästen. Diese platzt schließlich weg und legt den flächigen Pyrenomycet frei.
Da wir uns zu Beginn der Tour in einem Bereich mit viel Totholz befanden, konnten hier auch zahlreiche „Müllwerker“ festgestellt werden. Das sind Pilzarten, die dafür sorgen, dass das Altholz über kurz oder lang zu wertvollem Humus zersetzt wird. Einer der häufigsten, saprophytisch lebenden Arten, ist an Laubholz der Striegelige Schichtpilz (Stereum hirsutum).
Auch der Sichelsporige Pustelpilz (Melogramma campylosporum) gehört zu diesen Müllwerkern. Er zeigt in der Anordnung seiner Fruchtkörper typisch deutsche Ordnung. Meist schön in reih und Glied! Unter dem Mikroskop besticht er durch die Sichelform seiner Sporen. Siehe unter „Auftaktwanderung auf Schelfwerder“.
An abgestorbenen Buchenholz erscheint oft in großen Mengen auf der Rinde die Rötliche Kohlenbeere (Hypoxylon fragiforme). Die Oberfläche der Fruchtkörper ist durch zahlreiche Perithezien – Öffnungen rau punktiert.
Hier sehen wir nochmals Exemplare der Rötlichen Kohlenbeere (Hypoxylon fragiforme) am selben Ast, obwohl sich dort bereits eine andere Pilzart breit gemacht hat. Die Kohlenbeeren haben offensichtlich den Fruchtkörperbereich des flächig – resupinaten Veränderlichen Spaltporlings (Schizopora paradoxa) durchbrochen oder der Spaltporling hat sie in seinem Wachstum umschlossen.
Die Ockerfarbene Zonentramete (Trametes ochraceum) ähnelt der Schmetterlingstramete, ist aber etwas dickfleischiger und heller gefärbt sowie seltener an Laubholz anzutreffen. Hier sehen wir schon recht alte Fruchtkörper, die bereits von Algen besiedelt wurden.
Hier wird ein weiterer Holzbewohner freudig begutachtet.
Es handelt sich um den Spaltblättling (Schizophyllum comune), der seine gespaltenen Lamellen je nach Bedarf öffnen oder schließen kann. Bei dem kühlen und feuchten Wetter heute sind sie geöffnet. Bei Sonne und Trockenheit werden sie geschlossen.
Der Brandkrustenpilz (Hypoxylon deustum) überzieht fast diesen gesamten Stubben. Dieser überaus häufige Ascomycet bildet jetzt im Frühling wieder neue Generationen aus, die zunächst als grauweißliche, fleckenartige Beläge an Laubholzstubben erscheinen und später schwarz und bröcklig, wie angebranntes, verkohltes Holz, werden.
Manche Baumpilze, obwohl zu den Porlingen zählend, bilden statt diesen auf der Hutunterseite lamellenartige Strukturen aus. Zu ihnen zählt auch die Rötende Tramete (Daedaleopsis confragosa). Ein einjähriger, häufiger Porling an Laubholz. Charakteristisch ist auch die braunrote Verfärbung der Fruchtschicht bei Berührung, wie selbst noch bei diesem vorjährigen Exemplar festzustellen ist.
Eine labyrinthisch verworrene, dickliche, lamellenartige Fruchtschicht besitzt auch der Eichenwirrling (Daedalea quercina). Damit ist der nur an totem Eichenholz vorkommende Porling praktisch unverwechselbar.
Ein weiterer Holzbewohner erregt das Interesse.
Es ist der an Laubholz überaus häufige Echte Zunderschwamm (Fomes fomentarius). Wer kennt nicht den Spruch „Es brennt wie Zunder“, der auf ihn zurückzuführen ist.
Im Moos des Fichtenforstes beglückten den Kochtopf – Mykologen diese frischen Fichtenzapfenrüblinge (Strobilurus esculentus). Esculentus bedeutet bekanntlich essbar. Es ist zwar recht mühselig die kleinen Pilzhütchen einzusammeln, aber für den sonntäglichen Gulasch oder für ein Pilzsüppchen durchaus empfehlenswert, da recht schmackhaft.
Hier in den Buchenwald mit eingestreut einige Lebensbäume.
Jetzt wieder an fast jedem alten, vorjährigen Brennnesselstängel zu finden: das Orangefarbene Brennnesselbecherchen (Calorina fusarioides).
Unser Abschlussfoto am 15. April 2018 im Haushalt Forst bei Bad Kleinen.
Wann startet die nächste Vereinsexkursion? – Siehe unter Termine!