Öffentliche Pilzlehrwanderung
Pilzwandern im Jahr des Wiesen – Champignons
Das Haselholz bei Schwerin war unser Zielgebiet
Der 2. Juni gilt bei mir als Stichtag für die ersten, kleinen Pfifferlinge. So wurde es mir von meiner früheren Lehrerin Annalotte Heinrich schon als Kind beigebracht und es stimmt! Lohnen tut sich ein diesbezüglicher Pilzgang mit Erfolgsaussichten aber meist erst ab Mitte des Monats. Hier sehen wir die gelbe Normalform des Eierschwamms (Cantharellus cibarius) gemeinsam mit einer seltenen Albino – Form.
Aufgrund der langanhaltenden, trockenwarmen Witterung, war von Pfifferlingsbrut leider nichts zu sehen. Und es kam noch schlimmer, nicht einen einzigen Frischpilz konnten wir ausfindig machen!
In der Aspekt – Abfolge des Pilzjahres befinden wir uns immer noch im Frühling. Die wichtigsten Vertreter dieser Jahreszeit sind nun aber schon verschwunden. Fans von Morcheln brauchten sich also keine Hoffnungen mehr machen. Andererseits hätten wenigstens Schuppige Porlinge oder die leuchtend gelben Schwefelporlinge noch ergiebig sein können, aber auch die zeigten sich uns heute nicht. Das eigentliche Anliegen einer geführten Lehrwanderung konnte aber wenigstens ansatzweise erreicht werden, denn Holzpilze gibt es immer. Es muss ja nicht gleich alles nur für die Pfanne tauglich sein! Hier einige Bilder:
Diese beiden Löwen begrüßten uns am Eingang des Waldfriedhofs am Haselholz, der gleichzeitig Anfangs – und Endpunkt der heutigen Pilzwanderung war.
Durch diese hohle Gasse muss er kommen – der Eingang zum Haselholz.
Der Friedhof am Haselholz ist Schwerins größter Bestattungsort. Ein weitläufiges Gelände mit einem vielseitigen und pilzfreundlichen Baumbestand. Auf den moosreichen Parkrasen unter Kiefern, Fichten, Birken, Eichen und Buchen dürfte es bei entsprechenden Bedingungen im Sommer und Herbst nur so vor Frischpilzen wimmeln!
Wir mussten uns aber mit Holzpilzen begnügen, die ganzjährig und bei jeder Witterung anzutreffen sind. Hier ist es das überaus häufige Flächige Eckenscheibchen (Diatrype stigma) an einem abgestorbenen Birken – Ast. Der rotbraun bis schwarz gefärbte, resupinate Pyrenomycet, entwickelt sich unter der Rinde und bricht diese schließlich auf.
In der Nacht hatte es etwas geregnet und es war nicht ganz so staubtrocken wie in den meisten anderen Regionen derzeit.
Eigentlich ein vielversprechendes Areal, längst dieses Waldweges mit seiner attraktiven Buchenkannte.
Der Wurzelschwamm (Heterobasidion annosum) ist ein beachtlicher Forstschädling. Insbesondere in Fichten – Monokulturen kann er große Schäden anrichten. Hier wächst er am Fuße einer alten Rotbuche. Er dringt durch die Wurzeln in die Bäume ein und erzeugt eine Stammfäule. Besonders Ackeraufforstungen können betroffen sein. Es wird auch versucht, mit Phelbiopsis gigantea, dem Großen Zystidenkammpilz, gegenzusteuern. Ein Holzpilz, der auf Kriegsfuß mit dem Wurzelschwamm steht.
Der Korb bleibt heute leider leer.
Der Striegelige Schichtpilz (Stereuem hirsutum) ist einer der häufigsten Holzpilze überhaupt. In nahezu keinem, etwas älteren Laubholz – Bestand, dürfte er fehlen. Seine striegelig – filzige Oberseite und die glatte Unterseite sind typisch für die Art. Diese Konsolen stammen aus der letzten Saison und haben schon reichlich Algen angesetzt.
Ebenfalls sehr häufig kommt der Flache Lackporling (Ganoderma lipsiense) an Laubholzstümpfen und alten Bäumen vor. Hier sehen wir anhand seiner wulstigen Struktur die einzelnen Wachstumsschübe seiner Entwicklung. Links unten wird gerade wieder frisch angebaut (weiß).
Echter Zunderschwamm (Fomes fomentarius) an einem liegenden Birkenstamm. Da aus der Fruchtschicht in dieser Position die Sporen nicht mehr ausgeworfen werden können, wurde sie versiegelt. Bei genug Nährstoffen im Holz, bildet der Pilz oft sogar den ganzen Fruchtkörper um und baut eine neue Fruchtschicht auf. Geotropismus wird das dann genannt.
Wir wanderten auf alten Spuren!
Diese Spur führt nach Parchim.
Dieser Ort kam mir bekannt vor. Sohn Jonas spielte hier gerne in seiner Kindergartenzeit im Schweriner Stadtteil Krebsförden. Erst wenige Jahre her, inzwischen ist er uns über die Köpfe gewachsen. Heute hätte er wohl dafür nur ein müdes Lächeln übrig gehabt, wäre er mit dabei gewesen. Wie doch die Zeit vergeht!
Auch wenn Jonas nicht mehr kommt, die kleinen Frischlinge scheinen trotzdem gut gelaunt zu sein.
Kein Wunder, denn Mama Sau ist ja bei ihnen und gibt ihren Sprösslingen anscheinend Lebensweisheiten zum Besten.
Auch wenn die Körbe leer geblieben sind, die Laune war trotzdem gut und wir hatten eine schöne Wanderung an frischer Waldluft. Das ist ja auch etwas wert. 02. Juni 2018 im Haselholz.
Wann starten wir zu unserer nächsten Wanderung? – Siehe unter Termine!