Öffentliche Pilzlehrwanderung
Pilzwandern im Jahr des Wiesen – Champignons
Sie führte durch die Blockkoppel bei Lübz
Nicht nur Nadelforste, nein, auch vielversprechenden Buchenwald finden wir in der Blockkoppel, unweit der mecklenburgischen Bierbrauerstadt Lübz vor.
Mitte August beginnt bereits in der Aspekt – Abfolge eines durchschnittlichen Pilzjahres der Herbst (Mitte August – Mitte Oktober). Er ist die Hochzeit vieler heimischer Großpilze. Die Witterungsbedingungen müssen allerdings stimmen, um unsere Lieblinge jetzt schon reichlicher sprießen zu lassen. Trockenheit und hochsommerliche Hitze, so wie auch in diesem Jahr, können aber die Erwartungen dämpfen. Seit Ostern hat es meist nicht mehr nennenswert geregt. Das Frühjahr äußerst bescheiden und seit dem kaum noch ein Frischpilz. Die Landschaft ist verdorrt. Nur punktuell mal kräftigere Gewitterschauer, die dann mal einen ganz vereinzelten Frischpilz zulassen. So war es auch heute. Hier einige Bilder:
Wir starten.
Ein Rotrandiger Baumschwamm (Fomitopsis pinicola) mit üppiger Zuwachskannte.
In jedem Wald, der was auf sich hält, finden wir auch die „deutsche“ Eiche.
An abgebrochenen Eichen – Ästen können wir sehr oft den Eichen – Rindensprenger (Vuilleminia comedens) finden. Er entwickelt sich als wachsartige Kruste unter der Rinde und sprengt diese schließlich auf. Der Rindensprenger ist ein Ständerpilz und gehört zu den Prachtrindenpilzen.
Sabine aus Schwerin hat an diesem Eichen – Rundholz weiteres, pilzliches Leben entdeckt.
Nämlich den Rotbraunen Borstenscheibling (Hymenochaete rubiginosa). Wir finden diesen rindenartigen Ständerpilz fast ausschließlich an totem Eichenholz, allenfalls in Südeuropa auch noch an Esskastanie.
Meist aus Buchenwurzeln in der Tiefe des Waldbodens ausgehend, arbeitet sich der Wurzel – Schleimrübling (Xerula radicata) an das Tageslicht empor. Je tiefer die Wurzel des Wirtes, desto länger die Pfahlwurzel des essbaren Blätterpilzes.
Der braune, dünnfleischige Hut ist von einer Schleimschicht überzogen und oft runzellig gestreift.
Die glasig – weißen Lamellen können etwas frei stehen oder mit zahn in den ohnehin gestreiften Stielansatz übergehen.
Die jeweiligen Zuwächse des mehrjährigen Flachen Lackporlings (Ganoderma lipsiense) zeichnen eine dekorative Zonierung und Struktur auf der Fruchtkörper – Konsole.
Ein von Hitze und Sonne gezeichneter Fruchtkörper des Kiefern – Braunporlings (Phaeolus schweinitzii). Wir finden ihn nicht nur am Fuß älterer Kiefern, sondern auch an Fichte, Douglasie oder so wie hier, an Lärche. Ungenießbar.
Eine Stinkmorchel (Phallus impudicus) ist frisch geschlüpft. Bald werden Ass – Fliegen den dunkelgrünen Sporenschleim auf der Haube abweiden.
Hier ist die Arbeit bereits getan. Auch Ameisen finden offensichtlich Interesse an dem Pilz und werden an ihren Beinchen weitere Sporen davon tragen.
Unter Buchen eine kleine Überraschung: Täublinge. Es handelt sich sehr wahrscheinlich um den Violettstieligen- oder Pfirsich – Täubling (Russula violeipes). Grünliche bis rötliche Farbtöne auf dem Hut lassen aber auch an den Brätlings- oder Samt – Täubling denken. Essbar sind sie aber dennoch, obwohl nicht gerade sehr Delikat.
Nach dem der Buchdrucker auf diesem alten Holzknüppel sein Werk vollendet hat, haben sich Blutmilchpilze (Lycogala epidendron) eingefunden.
Und auch hier haben wir wieder etwas entdeckt.
Es sind frische Waldfreund – Rüblinge (Collybia dryophila). An sich nichts besonderes und ab Mai einer der häufigsten Waldpilze. Es sind die ersten, die ich in diesem Dürre – Jahr zu Gesicht bekomme. Essbar.
Ein Taschentuch auf einen Ameisenhaufen legen, es mit Säure bespritzen lassen, Krabbeltierchen abschütteln und die Nase schnauben. Dass kam mir bekannt vor. Unser Urgestein Helga Köster, die aus gesundheitlichen Gründen leider nicht mehr mitwandern kann, tat es regelmäßig.
Ein herrliches Buchen – Waldstück. Wenn es nur nicht so trocken wäre!
Wenig Pilze – wenig Leute war auch heute wieder das Motto unserer Lehrwanderung. Und zum kennen lernen gab es immerhin einiges. Erinnerungsfoto vom 11. August 2018 in der Blockkoppel bei Lübz.
Wann starten wir zur nächsten Wanderung? – Siehe unter Termine!
Und am Abend noch zur Hansesail
Seit vielen Jahren findet in Rostock/Warnemünde die Hansesail statt. Traditionssegler aus aller Welt geben sich hier ein Stelldichein im Rahmen eines großen, maritimen Volksfestes. Wir (Irena, Jonas und ich) waren noch nie dabei und entschlossen uns heute Abend ganz spontan, dort einmal vorbei zu schauen. Hier einige Impressionen:
Auch das Wetter wusste die feierliche Stimmung zu würdigen. Immer wieder schießen mächtige Gewittertürme über dem warmen Ostseewasser empor. Die Königin aller Wolken!
Sie wachsen zusammen und es entsteht eine viele kilometerlange Gewitterfront. Kein Wunder, wenn höhenkalte Luft über das 20 bis 25 Grad warme Ostseewasser streicht.
Das Riesenrad am Warnemünder Ostseestrand ist weithin in der Abenddämmerung zu sehen.
Die russische Viermastbark Sedov ist mit 117,5 m länge und 14,9 m breite die zweitgrößte Segelyacht der Welt. Gebaut im Jahre 1921 in Kiel.
Immer wieder bilden sich neue Gewitterwolken und sorgen mit ihrem Blitzfeuerwerk und donnergrollen für eine mystische und düster romantische Stimmung. Da das Höhenfeuerwerk in Warnemünde in diesem Jahr abgesagt wurde, sorgte das Wetter für Ausgleich.
Wasser zu Wasser. Diesen Wolkenbruch hätten wir gerne über einem unserer Pilzreviere gehabt!
Besser konnten wir den Zeitpunkt unseres Sail – Besuches wohl kaum wählen. Wir durften dem Auslaufen eines Kreuzfahrtschiffes der Pullmantur – Cruises Rederei beiwohnen. Es schippert unter der Flagge Maltas.
Gute Fahrt und immer eine Handbreit Wasser unter dem Kiel würde der Seemann sagen.
Nachdem die Natur in Warnemünde die Aufgabe des Feuerwerks übernahm, fuhren wir noch zum Rostocker Stadthafen. Hier gab es ein wunderschönes Höhenfeuerwerk.
Wer also noch nicht in Rostock zur Hansesail war, bitte das zweite Wochenende im August 2019 vormerken!