Wälder in Mecklenburg
Das Kaarzer Holz
Im Rahmen meiner Mittwochsexkursionen war ich am 22. August 2018 in einem Waldgebiet unterwegs, zu dem ich eine ganz besondere Beziehung habe. Mein Vater stammte aus der angrenzenden Ortschaft Demen und so war ich hier schon als Kind unterwegs. Ich sammelte in diesen Wäldern meine allerersten Pilze (Pfifferlinge) und wurde frühzeitig mit vom Pilz – Virus infiziert. Demen und seine Wälder waren in meiner Kindheit das größte, was ich mir vorstellen konnte. In den Sommerferien ging es oft hierher. Angeln, Pilze suchen und in der Ernte helfen. Durch die Bodenreform 1946 bekam auch die Familie Krakow jeweils einen ha Wald, Wiesen und Ackerfläche übereignet, die teilweise noch heute im Familienbesitz sind. Bis 1970 fuhr ich als Kind von Wismar mit dem Zug bis Weitendorf und von hier aus 12 Kilometer mit dem Fahrrad bis nach Demen, durch diesen herrlichen Wald. Dann war schluß, das Verteidigungsministerium der DDR richtete hier ein großes Militär – Areal ein und der Wald wurde großräumig zum Sperrgebiet. Ein Übungsplatz wurde eingerichtet und das damals modernste Raketen – System des Warschauer Pakts unter großer Geheimhaltung stationiert. Nach der Wende übernahm die Bundeswehr den Standort und nutzte ihn noch einige Jahre als Übungsgelände. Um das Jahr 2000 wurde das Sperrgebiet schrittweise zurückgenommen und inzwischen ist das Kaarzer Holz wieder für jedermann zugänglich.
Das kompakte, 2. 788 ha große Kaarzer Holz, gehört inzwischen zur Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) und soll zunehmend in ein naturnahes Waldgebiet umgewandelt werden (Naturerbe). Stufenweise soll der Holzeinschlag reduziert werden und darf, nach ganz speziellen Vorgaben, im weiteren Verlauf gar nicht mehr erfolgen. Schon jetzt dürfen beispielsweise keine Kiefern und Fichten, die älter als 100 Jahre sind, geerntet werden. Ansonsten können einzelne Bereiche mit Nadelholz und einer bestimmten Altersstruktur noch eingeschränkt bewirtschaftet werden. Buchen dürfen gar nicht mehr eingeschlagen werden. Totholz bleibt liegen. Heideflächen, Moore und größere Waldlichtungen lockern das Gebiet auf. In diesem Zuge dürfen vor einigen Jahren noch intensiv genutzte Ackerflächen nur noch extensiv bewirtschaftet werden, um den Nährstoffzuwachs auf den armen Heideböden zu reduzieren. Das Gebiet bietet Rückzugsmöglichkeiten für viele, teils geschützte Tiere, Pflanzen und Pilzarten. Auch die Rotwild – Bestände sind beeindruckend. Besonders im Herbst zur Brunftzeit ist das Röhren der Hirsche weit hin zu hören.
Das große Waldgebiet, dass in früheren Zeiten zum Staatsforst Turloff gehörte, soll so unter Einbezug der FFH – Richtlinien zum Naturschutzgebiet entwickelt werden. In diesem Zusammenhang war ich auch für zwei Jahre in ein Kartierungsprojekt der DBU mit eingebunden. Wir mußten jeweils im Frühling, Sommer und Herbst ausgesuchte und gekennzeichnete Flächen nach strengen Untersuchungskriterien bearbeiten, sprich alles, was wir an Großpilzen feststellen konnten, Bestimmen, Kartieren, Fotografieren uns Exikieren.
Heute bin ich im Bereich Kobrow unterwegs gewesen. Das Waldgebiet wird flankiert von den Ortschaften Weitendorf, Kaarz, Schönlage, Jülchendorf, Venzkow, Demen und Kobrow.
Und hier noch ein Hinweis
Am Dienstag, dem 28. August 2018, findet um 18:30 Uhr im Rathaus der Stadt Sternberg (Rathaussaal), Am Markt 1, eine öffentliche Informationsveranstaltung zum DBU – Naturerbeprojekt Kaarzer Holz statt.