Individuelle Wanderung bei Klein Warin
Krause Glucken (Sparassis crispa) waren der Hit!
Sonntags morgens, früh um halb acht, drehen sich die meisten Menschen noch einmal um. Aber einmal im Jahr heißt es für die Sportfreunde aus dem Wismarer Stadtteil Dargetzow schon zeitig raus aus den Federn. Am 09. September war es wieder soweit. Die alljährliche Pilzsuche war angesagt. Viele Jahre, ja Jahrzehnte lang, währt diese Tradition nun schon. Angefangen hat alles zu DDR – Zeiten in den 1980er Jahren mit einer spektakulären Tour nach Wendorf/Weberin. Unvergesslich die Heerscharen von Fichten – Reizkern damals, die beim besten Willen kein Mensch hätte alle ernten können. Wir waren immerhin um die 20 Leute und alle Körbe liefen über. Dabei war nach unserer Ernte kaum zu bemerken, dass wir überhaupt Pilze entnommen hatten. Es war der Wahnsinn, wie ich ihn seit damals mit diesen Edel – Reizkern nie mehr erlebt habe! Aber auch heute war es alles andere als bescheiden. Zwar mit den meisten, volkstümlich bekannten Speisepilzen, aber nicht mit Krausen Glucken. So wird auch der heutige Tag noch lange im Gedächtnis bleiben. Hier einige Impressionen:
Los geht es.
Auf einer Waldlichtung werden die ersten Exemplare gefunden.
Es waren essbare Krönchen – Träuschlinge (Stropharia cornonilla).
Bei Kiefern einige Schmerlinge (Suillus granulatus).
Auch das Eine oder Andere Rotfüßchen (Xerocomus chrysentheron) war dabei.
Darf`s noch ein hochgewachsener Birkenpilz (Leccinum scabrum) sein?
Und weiter geht es.
Der Behangene Faserling (Psathyrella candolleana) ist ein ganz vorzüglicher Suppenpilz.
Der Duft des Langstieligen Knoblauch – Schwindlings (Marasmius alliaceus) ist wie immer ein ganz besonders sinnliches Erlebnis.
Die Steinpilz – Fichten haben außer Falsche Pfifferlinge noch nicht viel zu bieten. Und sie sehen durch die Trockenheit auch recht trostlos aus.
Aber dann, nachdem bereits etwas kleinere Exemplare der Fetten Henne (Sparassis crispa) das Jagdfieber entfachten, sprengten solch kapitale Exemplare das Transportvermögen bezüglich der mitgeführten Sammelbehältnisse. Hans – Peter Wünsche und seine bessere Hälfte haben ausgesorgt. Gewicht: 3449 g!
Und als dann noch dieses, kaum geringere Exemplar einer Krausen Glucke (Sparassis crispa) dazu kam, wurde es kriminell.
Da fanden solche Kleinigkeiten, die zu dem noch ungenießbar sind, nur noch von meiner Wenigkeit Beachtung. Löwengelber Porling (Polyporus varius).
Aber der Steinpilz (Boletus edulis) musste dann doch noch mit.
Der Empfindliche Krempling (Paxillus involutus) hat in Notzeiten vielen Menschen über den Hunger geholfen und somit viel gutes getan. Nun will man von ihm aber nichts mehr wissen und es gilt die Regel „Hände weg vom Kahlen Krempling“!
Dagegen sollte dem Kupferroten Gelbfuß (Chroogomphus rutilus) mehr Beachtung geschenkt werden. Ist er doch ein kaum verwechselbarer, leicht kenntlicher Speisepilz.
09. September 2018 im Wald bei Klein Warin.
Und danach führte mich mein Weg alleine weiter in die Umgebung von Neukloster:
Unter Weiden, Birken, Espen und Kiefern ging die Post ab. Hier sind es schwach giftige Olivbraune Rißpilze (Inocybe dulcamara).
Birkenpilze (Leccinum scabrum) in allen Altersstadien.
Selbst in dieser Größe noch fest und knackig.
Den Hinteren des obigen Bildes noch dazu gelegt.
Aller guten Dinge sind drei!
Butterpilze (Suillus luteus) in bester Qualität.
Der Vielfarbige Täubling (Russula versicolor) schmeckt scharf und ist leider ungenießbar.
Dazu fällt einem nichts mehr ein. Was will man mehr!
Es waren aber längst nicht alle, mir bekannten und durchaus guten Standorte dieser Rau<fuß – Röhrlinge besetzt.
Der Verblassende Täubling (Russula pulchella) ist streng an die Birke gebunden. Er schmeckt nicht und kann im Wald bleiben.
Die Espen – Rotkappen hatten heute ihr Festtagsgewand an. In einem so knalligen Rot findet man sie selten.
Im Gegensatz zur schwarzschuppigen Birken – Rotkappe sind die Stielschüppchen der Espen – Rotkappe (Leccinum rufum) zunächst weiß und verfärben sich im Verlauf rotbräunlich. Im Spätherbst, besonders wenn es schon mal leicht gefroren hat, können sie auch von Anfang an rotbräunlich sein.
Körnchen – Röhrling (Suillus granulatus) erschienen wie immer zu Beginn eines Wachstumsschubes zunächst inselweise an den Rändern und an lichteren Stellen des Kiefernforstes. Sie waren ausgezeichnet in der Qualität und auch war heute kein einziges, überständiges Exemplar dabei. Das wird sich in kürze ändern, denn sehr schnell werden immer mehr von ihnen den Wald bevölkern.
Beim sammeln von Kupferroten Gelbfüßen (Chroogomphus rutilus) muss man darauf achten, das die Lamellen nicht von den grauen Sporen eines Schimmelpilzes belegt sind. Solche Exemplare dürfen nicht verzehrt werden!
An feuchten Stellen sind die ersten Flaumigen Milchlinge (Lactarius pubescens) erschienen. Ungenießbar.
Oder auch Trompeten – Schnitzlinge (Tubaria spec.), die wir aus dem Winter kennen und in der pilzarmen Jahreszeit auch sammeln können.
Nervt mich diese Art im Oktober oft tierisch, aufgrund ihres epidemischen Auftretens, habe ich mich heute über die ersten Exemplare allerdings richtig gefreut und mich für ein Foto auf den Waldboden gelegt, was eine Spaziergängerin mit ihrem Wau Wau neugierig machte. Gemeiner Rettich – Fälbling (Hebeloma crustuliniforme) Ungenießbar.
Mein Korb ist gut gefüllt und auch Irena, die mich besuchte, hatte eine ähnliche Menge.
Und plötzlich traute ich meinen Augen kaum. Mit dieser schönen und recht seltenen Pilzart hätte ich im Kiefernforst bei Pernieck nicht gerechnet, und dann noch so zahlreich. Der Löwengelbe Dachpilz (Pluteus leoninus). Essbar, aber unergiebig und viel zu schade zum verspeisen.
Und weil es so schön ist, die siamesischen Espen – Rotkappen (Leccinum rufum) von der anderen Seite.
Und auch noch zwei Birkenpilze (Leccinum scabrum).
Nach dem ich schon mal nach Wismar fuhr, lud Irena noch Jonas zum großen Gluckenfang ein. Der Allzeit – Tagesrekord von vor einigen Jahren mit 14 Stück wurde heute mit gut 40 Exemplaren mehr als verdoppelt. Birkenpilze und Körnchen – Röhrlinge werden eingefroren für unseren Pilzimbiss und die Glucken werde ich wohl trocknen.
Bis weit in die Nacht noch diesen Bericht gefertigt, denn es soll ja so aktuell wie möglich sein, endete einer der schönsten Pilztage für mich in diesem Jahr. Es macht natürlich doppelt so viel Spaß, wenn keine weitere Konkurrenz in Form von Pilzsuchern unterwegs ist, weil es ja keine Pilze gibt?! Wie gut, wenn man weiß, zu welchem Zeitpunkt und wo man schauen muss.