Pilze im Unterricht
Mit der 4. Klasse auf Pilzpirsch
Diese fantasiereich gestaltete Pilz – Tafel begrüßte mich im Schulraumraum einer 4. Klasse der Schule am Rietberg in Neuburg.
Am Morgen des 16. Oktober 2018 war ich in die Regionalschule am Rietberg in Steinhausen – Neuburg, unweit der Hansestadt Wismar, zu einer Pilzwanderung eingeladen worden. Seit vielen Jahren hat diese Form des Unterrichts hier Tradition. Mit den jeweils 4. Klassen geht auf Pilzexkursion durch den nahen Forst Farpen. Die Schüler werden von den jeweiligen Lehrern auf diesen besonderen Waldausflug im Vorfeld vorbereitet und sind mit großer Begeisterung dabei. Bei traumhaft schönem Spätsommerwetter machte es heute sogar doppelt so viel Spaß und Pilze gab es reichlich zu entdecken. Hier einige Schnappschüsse:
Los geht es auf den Stufen der neu errichteten Treppe den Burwall hinauf.
Kaum waren wir im Wald, wurden auch schon die ersten Exemplare entdeckt – Hallimasch. Er sollte uns als Massenpilz die gesamte Tour über begleiten.
Dieser weiße Blätterpilz hat dunkelbraune Lamellen und wird auf Druck gelb. Er roch nach Medizin und ist somit giftig! Der Weiße Gift- oder Karbol – Champignon (Agaricus xanthodermus) ruft Verdauungsstörungen hervor und sollte vom ähnlichen Anis – Champignon, der essbar ist, abgegrenzt werden können. Dieser würde auf Druck zwar ebenfalls gelb werden, riecht aber nach Anis oder Bittermandeln.
Beim Sammeln von Champignons im Wald und generell unter Bäumen muss man sehr vorsichtig sein. Auch dieser Pilz hat einen weißen Hut, aber auch weiße Lamellen. Am Stielgrund finden wir eine Knolle mit Hautlappen. Es wird gefährlich! Wir haben die weiße Form des schlimmsten aller Giftpilze gefunden, des Grünen Knollenblätterpilzes. Ein einziger Fruchtkörper dieser Größe kann bereits einen erwachsenen Menschen töten!
Ein dichtes Büschel junger Hallimasch (Armillaria spec). Hallimasch bestreut sich und seine Umgebung oft mit weißem Sporenpulver. Hier sehen wir ebenfalls weiß zwischen den Pilzen. Es ist allerdings in diesem Fall Schimmel. Die Pilze sind von einem parasitischen Schimmelpilz befallen und dürfen nicht gegessen werden.
Wie schön, wenn man ein Pilzbestimmungsbuch dabei hat. Nun heißt es aufmerksam lesen und genau vergleichen! Zum Schluß steht hier geschrieben, dass Hallimasch an Laubholz giftverdächtig sei. Das stimmt, nämlich roh. In diesem Zustand ist jeder Hallimasch giftig, ganz gleich ob an Nadel- oder Laubholz. Gut durchgegart ist im Gegenzug jeder Hallimasch ein guter Speisepilz, ganz gleich ob er an Nadel- oder Laubholz gefunden wird!
Wie Pflanzen und Tiere werden auch die Pilze in verschiedene Klassen und Gattungen eingeteilt. Das richtet sich nach dem Grad der Verwandtschaft. Hier sehen wir einen hellblättrigen Blätterpilz, den wir in der Gattung der Rüblinge suchen müssen. Es ist der sehr häufige Horngraue Rübling (Collybia asema). Er kann zwar gegessen werden, ist aber nicht von allererster Güte!
So riesig kann Hallimasch werden! Meist sind sie dann schon zu alt. Drückt man mit den Fingern auf die Hutmitte, und diese ist nicht weich, sondern hat noch Spannung, können auch solch große Hallimasch noch relativ jung sein und dürfen mitgenommen werden.
Ein toller Fund. Dieser Buchenstamm ist wie mit Mehl bestreut. Hätte Hallimasch sein können, aber hier ist der darauf wachsende Buchen – Schleimrübling dafür verantwortlich.
Krüppelfüßchen (Crepidotus spec.) wachsen an dünnen Holz – Ästchen oder an Kraut – Stängeln. Sie besitzen kaum einen Stiel, höchstens ein kleines Stummelfüßchen.
Auf diesen Hallimasch – Hüten haben sich aufgrund des warmen und trockenen Wetters Risse gebildet.
Dieser Zwerg – Champignon (Agaricus semotus) läuft am Stiel stark gelb an. Sein intensiver Anis – Duft signalisiert uns, dass er zu den leckeren Anis – Champignons gehört und gegessen werden kann.
Ist das ein Wetter! Jetzt wird es sogar richtig warm.
Gleich vier Maronen – Röhrlinge (Xerocomus badius) an einer Stelle. Da wird sich Mama und Papa aber freuen!
Und dazu noch solche schönen Violetten Rötel – Ritterlinge (Lepista nuda). Ein guter Speisepilz, der aber so wie Hallimasch roh giftig ist.
Junge Kartierer am Werk. Akribisch wird jede gefundene Pilzart notiert und später im Unterricht nochmals besprochen und anhand von Bildern und Büchern verglichen.
Natürlich auch diese Rotfüßchen (Xerocomus chrysentheron). Die häufigen Filzröhrlinge können gegessen werden.
Das Derbe Rotfüßchen (Xerocomus pruinatus) ist allerdings die bessere Wahl, weil fleischiger und weniger madig.
Diese Pilze gehören zu den Milchlingen, wie unschwer zu erkennen ist. Sie riechen stark nach Maggie und können als Würzpilze mitgenommen und getrocknet werden. Sie nennen sich Kampfer – Milchlinge (Lactarius camphoratus).
Nah verwandt mit den Milchlingen sind die Täublinge. Beide Gattungen bilden die Gruppe der Sprödblättler. Hier sehen wir einen wunderbar frischen Frauen – Täubling (Russula cyanoxantha). Der sehr gute Speisepilz war übrigens der Pilz des Jahres 1997.
Täublinge sind oft sehr farbenfrohe Pilze. Es gibt viele, die mild schmecken und somit gegessen werden können. Dazu muss man die Lamellen des Pilzes kosten. Das darf man aber nur machen, wenn man ganz sicher ist einen Täubling gefunden zu haben. Wie wir ausprobiert haben, schmeckte dieser sehr brennend auf der Zunge. Damit ist er ungenießbar. Es handelt sich um den Scharfen Honig – Täubling (Russula veternosa).
Und hier schließt sich der Kreis unserer Rundwanderung durch den Wald bei Neuburg. Die Brücke ist allerdings etwas in Schieflage geraten, hat uns aber ausgehalten.
Ich hoffe, es hat euch Spaß gemacht und bei der nächsten Pilzsammlung mit euren Eltern oder Oma und Opa könnt ihr sicher beratend zu Seite stehen. Neuburg, am 16. Oktober 2018.
Pilzführungen mit Schülern können jederzeit mit dem Steinpilz – Wismar vereinbart werden.