Öffentliche Pilzlehrwanderung
Ziel war der Wald bei Ravensruh
Der Spätherbst ist die Zeit vieler Stockschwämme. Hier sehen wir allerdings nicht das beliebte Stockschwämmchen, sondern dessen tödlich giftigen Doppelgänger, den Gift – Häubling (Galerina marginata). Glatte, oft silbrig glänzende, etwas genattert wirkende Stiele grenzen ihn zu aller erst vom Stockschwämmchen ab, das unterhalb der häutigen Ringzone mit zahlreichen, kleinen, bräunlichen Schüppchen besetzt ist.
Das in älteren Karten offensichtlich als Sophienholz bezeichnete Waldgebiet steht überwiegend auf besseren Böden. Es wechseln sich Laub- und Nadelforste ab. Teils ist das Revier sehr urwüchsig und naturbelassen. Hier kann uns bei günstigen Witterungsbedingungen eine abwechslungsreiche und vielseitige Pilzflora geboten werden. Natürlich gibt es auch Stockschwämmchen und oben gezeigte Gifthäublinge. Vor allem aber war es Hallimasch, der heute die Körbe der Pilzfreunde füllte. Aufgrund des trockenen Jahres war die Artenvielfalt nicht so üppig wie gewohnt, aber trotzdem gab es außer erwähnten Speisepilzen noch reichlich anderes zu entdecken. Hier wie immer einige Impressionen:
Gleich zu Beginn und genau an der Stelle, an der ich im September eine sechser – Gruppe von Steinpilzen fand, wuchsen heute diese Rosa- oder Morgenrot – Täublinge (Russula aurora, früher Russula rosea). Die Pilze sind zwar essbar, als alleiniges Gericht aber nicht empfehlenswert.
Neben Unmengen von Hallimasch gab es an den vielen Laubholz – Stubben auch wertvolle Stockschwämmchen. Zu beachten sind immer die kleinen Schüppchen unterhalb der Ringzone. Der giftige Doppelgänger besitzt einen glatten Stiel (siehe oben).
Noch sehr junge Stockschwämmchen. Die Schüppchen am Stiel sind gut zu erkennen.
Voll entwickelte Stockschwämmchen mit starker Durchfeuchtung der Hüte (Hygrophan).
Reich besetzter Laubholz – Stubben mit Edelpilzen (Stockschwämmchen).
Im angrenzenden Fichtenforst auch einige Maronen – Röhrlinge (Xerocomus badius).
In der dunklen Nadelstreu des Fichtenwaldes fallen diese ansehnlichen, weißlich gefärbten und oft in größeren Trupps stehenden Gefleckten Rüblinge (Collybia maculata) oft schon von weiten auf. Zwar sehen sie durchaus appetitlich aus, aber schon eine kleine Kostprobe offenbart ihre Bitterkeit. Ungenießbar.
Dunkler Hallimasch (Armillaria obscura) besiedelt in erster Linie Nadelholz und hier vorwiegend das von Fichten. In diesem Fall wuchsen sie aber im Lärchenwald.
Der Dunkle Hallimasch wird von einigen Pilzbuch – Autoren als der beste und einzig empfehlenswerte Vertreter seiner Gattung angesehen. Roh ist er giftig und muss gut durchgegart werden.
Es wird von diesen Autoren also nur Hallimasch empfohlen, der an Nadelholz wächst. Hier sehen wir den Gelbschuppigen Hallimasch (Armillaria lutea). Er wäre demzufolge nicht zu empfehlen, da er an Laubholz vorkommt. Ich halte eine derartige Differenzierung des Speisewertes für unangebracht. Hallimasch ist generell roh giftig, und ausreichend gegart ein guter, schmackhafter Speisepilz, ganz gleich um welche Art es sich handelt!
Hier sind es wieder junge Dunkle Hallimasch (Armillaria obscura), die sich in Reih und Glied zwischen Kernholz und Borke eines Fichtenstumpfes heraus schieben.
Und noch einmal Hallimasch. Hier sehen wir den Honiggelben Hallimasch (Armillaria mellea). Er soll der giftigste aller Hallimasch – Arten sein. Gleichzeitig ist er mir sogar der liebste, weil seine oft üppigen, großen, gebündelten Büschel ein leichtes, sauberes Ernten erlauben und auch seine Ergiebigkeit ist durch die oft recht großen, fleischigen Hüte recht hoch. Fast unsere gesamte, diesjährige, inzwischen tiefgekühlte Ernte für unsere Imbissgeschäfte, besteht aus Honigelben Hallimasch!
Weiter geht es durch den spätherbstlichen Buchenwald.
Der Kaffeebraune Scheintrichterling (Pseudoclitocybe cyathiformis) kann vom Kenner zu den Speisepilzen gelegt werden. Er bereichert dann ein Mischpilzgericht.
Der Buchen – Klumpfuß (Cortinarius amoenolens) ist zwar fleischiger, sollte aber nicht gegessen werden. Es gibt zwar unter den Schleierlingen durchaus leckere Speisepilze, aber viele von ihnen sind selten und schwierig zu bestimmen. Leider enthält diese riesige Blätterpilzgattung auch tödlich giftige Arten!
Der Buchen – Klumpfuß (Cortinarius amoenolens) in der Draufsicht.
Ein Nachteil im Spätherbst. Das frisch gefallene Laub erschwert die Suche erheblich.
Der Hornbraue Rübling (Collybia asema) bevölkert im Spätherbst oft als Massenpilz den Waldboden. Durch die Trockenheit ist aber auch er nicht sonderlich oft zu finden. Essbar.
Die weiße Milch des Mordschwamms schmeckt brennend scharf, so dass der Pilz komplett ungenießbar ist. Sein angsteinflößender Volksname dürfte trotz seines widerlichen Geschmackes eine Beleidigung für ihn darstellen, denn er hat noch keinen einzigen Menschen auf dem Gewissen. Er ist ungiftig und nennt sich mit bürgerlichem Namen Olivgrüner Milchling (Lactarius turpis).
Auf einer lichten Waldschneise stehen junge Nadelbäume, insbesondere Blaufichten.
Darunter wuchsen nicht nur die ebenfalls sehr scharf schmeckenden Rotbraunen Milchlinge (Lactarius rufus).
Sondern auch eine Gruppe Ziegenlippen (Xerocomus subtomentosus).
Die „Grieskörnchen“ des jungen Flaschen Stäublings (Lycoperdon perlatum) fallen bei der geringsten Berührung ab. Ist der Bauchpilz noch weiß und druckfest, darf er in den Sammelkorb gelegt werden.
Das Mäuseschwänzchen oder Mäuseöhrchen (Baeospora myosura) besiedelt vor allem im Spätherbst ältere Fichtenzapfen, auch auf Kiefernzapfen zu finden. Die dichten, grauen Lamellen und der grau bereifte Stiel erinnern in ihrer Färbung an ein Mäuseschwänzchen oder überhaupt an ein Mäusefell. Ohne Speisewert.
Ein Fleischroter Speise – Täubling (Russula vesca). Weißer Stiel, weiße Lamellen, fleischrötlicher Hut mit vertiefter Mitte und nicht bis an den Rand heran reichende Huthaut. Dazu milder, nussartiger Geschmack. Der Speisetäubling ist ein Leckerbissen!
Den Orangeroten Kammpilz (Phlebia radiata) finden wir recht häufig vom Spätherbst bis zum Frühling auf totem Laubholz.
Rote Fliegenpilze (Amanita muscaria) können zu orangegelb ausblassen.
Und nochmal frische Röhrlinge. Hier sind es Rotfüßchen (Xerocomus chrysentheron). Es sind Speisepilze, aber mit einem säuerlichen Aroma, dass nicht jedem zusagt.
Auf dem Waldboden liegende Laubholz – Zweige sind das zuhause dieses Blätterpilzes, des bei feuchtem Wetter sehr schleimigen Tonfalben Schüpplings (Pholiota lenta). Nach dem Abziehen der schleimigen Huthaut könnte er im Mischpilz – Gericht Verwendung finden.
Holzbewohnende Krüppelfüßchen. Wahrscheinlich handelt es sich um das Kugelsporige Stummelfüßchen (Crepidotus cesatii).
Ganz frische Schmetterlings – Trameten (Trametes versicolor). Wär das nicht etwas für` s Adventsgesteck oder zur Unterstützung von Heilprozessen im Körper in Form von Pülverchen oder Tee?
So hat es sich am Ende für so manchen, fleißigen Pilzsammler doch gelohnt. Etwas gelernt und dazu noch reichlich Waldpilze für den sonntäglichen Mittagstisch und darüber hinaus. Vorbildlich gesammelte Hallimasch in Top – Qualität!
Auch wenn einige bereits aufgebrochen waren, am Ende einer schönen und erfolgreichen Tour wie immer unser Erinnerungsfoto, dass von Christopher Engelhardt in Szene gesetzt wurde.
Wann startet die nächste Wanderung? – Siehe unter Termine!
Beitrag ansehen