Öffentliche Pilzlehrwanderung
Pilzwandern im Jahr des Grünen Knollenblätterpilzes
Sie führte durch den Klappenkrug
Links der Klappenkrug, rechts das Heidenholz bei Ventschow am 25. Mai 2019.
Der Klappenkrug ist ein kleines Waldgebiet zwischen Ventschow und Holdorf. Es stehen hier zumeist Laubbäume. Gegenüber liegend finden wir das Heidenholz, das während unserer intensivsten Zeit der Pilzkartierung in den 1990er Jahren durch seine große Artenvielfalt auffiel. So konnten wir hier beispielsweise zu damaliger Zeit den sehr seltenen Igel – Stachelbart neben vielen anderen interessanten Pilzarten feststellen. Der Klappenkrug ist mir in diesem Zusammenhang in Erinnerung geblieben, da ich hier damals wenige Tage vor Weihnachten noch eine frische Ernte von Hallimasch einfahren konnte. Der „berühmte“ Weihnachts – Hallimasch! Beide Arten fanden wir heute natürlich nicht, da es sich um Herbstpilze handelt. Dafür waren zumindest an feuchteren Stellen einige Kleinarten ganz gut vertreten, allen voran Tintlinge. Für größeres war es im Vorfeld leider zu trocken.
Wir starten. Mit insgesamt vier Pilzfreunden waren wir heute eine sehr überschaubare Truppe.
Ich vermute, das relativ kleine Waldgebiet wurde in der letzten Zeit privatisiert, wie auch andere Wälder in der Nähe mit alten Buchenbeständen. Teils wurden hier radikale Baumfällungen vorgenommen, so vor Jahren im Paradies oder auf dem Homberg, wo zumindest parzellenweise Radikalschlag erfolgte. Ein Privatwaldbesitzer dieser Reviere entgegnete auf meine Anfrage: „In hundert Jahren sind die Bäume ja wieder nachgewachsen“.
Immerhin blieben auch mal dicke Stammteile liegen, die für uns Pilzfreunde interessant werden können. Hier herrscht Austern – Seitlings – Erwartung in den nächsten Wintern.
Hier dürfen wir Steinpilze erwarten.
Und vielleicht siedelt sich hier im Verlauf der Igel – Stachelbart an, den wir in den 1990er Jahren ganz in der Nähe schon mal entdeckten.
Diese Hainbuche hat allerdings ein Pilz dahin gerafft.
Und zwar einer der ergiebigsten und schmackhaftesten Speisepilze, der Hallimasch. Hier sehen wir seine schwarzen Myzel – Stränge, die sich unter der Rinde des Baumes bis in Richtung Krone hocharbeiten können.
Flacher Lackporling (Ganoderma lipsiense) .
Der zähfleischige Mai – Stielporling (Polyporus lepideus) ist ungenießbar.
Ein Schlachtfeld, aber für die Holzzersetzenden Arten ein gefundenes Fressen.
Elegante Tintlinge aus dem Umfeld der Scheibchen – Tintlinge.
Ergiebiger sind da schon diese Frühlings – Ackerlinge (Agrocybe praecox). Sie dürfen in den Sammelkorb gelegt werden.
Auch diese Glimmer – Tintlinge (Coprinus micaceus) wären im Prinzip essbar, lohnen aber kaum, da sie sehr zerbrechlich sind und schnell altern. Wenn doch, dann aber ohne Alkohol!
Waldfreund – Rüblinge (Collybia dryophila) können bei Kennern ebenfalls in den Korb wandern, sind aber eher nur als Mischpilz empfehlenswert, da sie als minderwertig gelten und auch nicht sonderlich ergiebig sind.
Langsam ergibt sich ein kleines Mischpilz – Gericht, denn auf der Grasnarbe eines Waldweges wuchsen etliche Tränende Saumpilze (Lacrymaria lacrymabunda), die auch essbar sind.
Giraffenholz. Die Zeichnung soll von Holzkeulen hervorgerufen werden.
Der Fleischrote Zystiden – Rindenpilz (Peniophora incarnata).
Braunsporer der Gattung Galerina/Conocybe und ein Schwarzsporer von den Tintlingen (Coprinus).
Und noch einmal filigrane Tintlinge (Coprinus spec.).
Eine tolle Blumenwiese!
Es dürfte sich um den Kriechenden Günsel (Ajuga reptans) handeln.
Auch der Schmalblättrige- oder Frühlings – Mürbling (Psathyrella spadiceogrisea) ist ein essbarer Frühjahrspilz und kann eine Pilzsuppe bereichern.
Mürblinge sind kleinere, gebrechliche Blätterpilze mit dunklem Sporenpulver und wachsartig sich anfühlender Fleischkonsistenz. Es gibt keine giftigen unter ihnen.
Hier noch ein Vergleich zweier Pilzarten mit unterschiedlicher Sporenfärbung. Oben ein Frühlings – Ackerling mit braunem Sporenabwurf und Lamellenfarbe, unten der Frühlings – Mürbling mit fast grauschwarzem Sporenpulver.
Die großen und fleischigeren Rehbraunen Dachpilze (Pluteus atricapillus) besitzen zunächst weiße Lamellen, die sich durch das fleischrötliche Sporenpulver während der weiteren Entwicklung entsprechend verfärben. Essbar.
Ein schönes Stimmungsbild von Tränenden Saumpilzen (Lacrymaria lacrymabunda) mit ungewöhnlich, brustwarzenartig geformter Hutmitte.
Ein schon etwas verwelktes Exemplar des Breitblättrigen Rüblings (Megacollybia platphylla).
Abschlussfoto am 25. Mai 2019 im Klappenkrug.
Wann starten wir zur nächsten Pilzwanderung? – Siehe unter Termine!