Öffentliche Pilzlehrwanderung
Pilzwandern im Jahr des Grünen Knollenblätterpilzes
Sie führte durch den Wald bei Heiligenhagen
Wir befinden uns mittlerweile im Frühsommer. Frühlingsarten klingen ab und zaghaft entwickelt sich die sommerliche Pilzflora. Noch ist dieses aber erst sehr zurückhaltend zu spüren, obwohl in diesem Jahr schon recht früh mit Überraschungen gerechnet werden kann. Entsprechende Entwicklungen im Witterungsverlauf vorausgesetzt. Grund ist der extrem trockene Sommer und Herbst des Vorjahres. Es herrscht bei vielen Arten, ganz besonders aber auch bei den Sommerpilzen, großer Nachholebedarf, so dass zumindest ab Beginn des Hochsommers mit einem überdurchschnittlichen Pilzwachstum gerechnet werden kann. Leider sind die allgemeinen Niederschläge in den letzten Tagen und Wochen nur recht verhalten ausgefallen. Dem entsprechend ist es noch recht dürftig an der Frischpilz – Front. Aber einiges war heute dann doch zu entdecken.
Zunächst brachte uns eine Teilnehmerin aus Rostock Pilze mit, die in ihrem Garten wuchsen. Es handelt sich um den leckeren Maipilz (Calocybe gambosa).
Aber auch im Wald dauerte es nicht lange, bevor wir die ersten Exemplare ausfindig machen konnten. Hier ist es ein essbarer Waldfreund – Rübling. Möglicherweise aber auch die gelbblättrige Form des selben, die von einigen Autoren als eigene Art betrachtet wird, als Gelbblättriger Rübling.
Besonders an totem Buchenholz finden wir oft die Buckel – Tramete (Trametes gibbosa), mit ihren länglichen Poren und den oft grün veralgten Hutoberflächen.
Hier sehen wir einzellige Pilztierchen, die Blutmilchpilze (Lycogala epidendron). Verletzt man sie, laufen sie förmlich aus, sie milchen.
Ein kleiner, junger Dachpilz wuchs direkt neben einer Gruppe Düngerlingen. Es dürfte sich um den Grauen Dachpilz (Pluteus cinereofuscus) handeln.
Hier noch einmal in der Hand.
Bei diesen Mürblingen könnte es sich nach meiner Auffassung um Große Buchenlaub – Mürblinge (Psathyrella murcida) handeln. Nach E. Ludwig soll die Art im Norden aber selten sein, ich habe sie jedenfalls schon öfters in unseren Buchenwäldern gefunden.
Längst der Waldwege immer wieder filigrane Großpilze. Hier ist es ein reifer Goldmistpilz.
Goldmistpilz (Bolbitius virtellinus).
Gut ist hier die striegelig – filzige Konsolen – Bekleidung der Striegeligen Tramete (Trametes hirsuta) im Bild zu erkennen.
Der Mai – Stielporling (Polyporus lepideus) besitzt sehr eng stehende Poren auf der Unterseite und kann dadurch sehr gut vom ähnlichen Winter – Stielporling unterschieden werden.
Filigran und elegant diese Dreier – Gruppe von Tintlingen aus dem Formenkreis der Scheibchen – Tintlinge (Coprinus spec.).
Wunderschön auch dieser kleine Helmling.
Hier gleich im Trio. Es handelt sich um Orange – Helmlinge (Mycena acicula).
Ein wunderschöner Becherling aus der Gattung Peziza.
Hier ist es ein Blasenförmiger Becherling (Peziza vesiculosa).
Und hier könnte es sich um den Buchenwald – Becherling (Peziza arvernensis) handeln. Wir fanden im tiefen Buchenlaub Riesenexemplare mit bis zu 15 cm Durchmesser! Möglich wäre aber auch der Riesen – Becherling (Peziza varia). Klarheit kann hier nur das Mikroskop verschaffen.
Er ähnelt in diesem Fall stark einen Wurzel – Schleim Rübling, es fehlt aber der teils runzlige und schleimige Hut. Dieser ist beim Buchenwald – Wasserfuß (Hydropus subalpinus) trocken. Trotzdem kann er wurzeln, wenn das Holzstückchen, dem er entspringt, tiefer im Waldboden oder der Humusschicht versenkt ist. Ohne Speisewert, während die Hüte des Wurzelrüblings essbar wären.
Aus dem blanken Erdboden eines Waldweges wuchs dieser Stadt – Champignon (Agaricus bitorquis). Typisch der flache Hut und der doppelt beringte Stiel. Erstklassiger Speisepilz, wenn er nicht gerade auf oder an viel befahrenen Straßen wächst.
Der Ampferblatt – Rostpilz (Ramularia rubella). Ein Kleinpilz oder Phytoparasit.
Hin und wieder auch wertvolle Feuchtbiotope, so wie dieses sehr nasse Birkenmoor.
An einer trockenen Wegböschung des Buchenwaldes schoben junge Graue Wulstlinge (Amanita excelsa). Die essbaren Knollenblätterpilze müssen gewissenhaft mit den Merkmalen des sehr ähnlichen und stark giftigen Pantherpilzes abgeglichen werden, sollte man sie für Speisezwecke verwenden wollen.
Hier ein etwas verändertes Exemplar der selben Art. Typisch sind die grau – schorfigen Hüllreste auf dem Hut und das fehlende Bergsteiger – Söckchen an der Stielbasis. Trockenheit hat zum platzen der Huthaut bei weiterer Streckung geführt und dem Fruchtkörper ein ungewöhnliches Aussehen verliehen.
Auf einer Waldlichtung fanden wir einen ausgeprägten Hexenring von besonders üppigen Waldfreund – Rüblingen (Collybia dryophila).
Auch den Hüten dieser giftigen Grünblättrigen Schwefelköpfe (Hypholoma fasciculare) ist das trockene Wetter anzusehen.
Leider habe ich vergessen, dieses Einzelexemplar eines Tauben – Täublings (Russula grisea) zu spiegeln. Von oben glaubt man einen Frauen – Täubling gefunden zu haben, aber die Lamellen splittern. Der Papagei – Täubling ist schmächtiger und besitz auch keinen lila angehauchten Stiel. Typisch für diese Art sind auch die dicht stehenden, cremeweißen Lamellen und die bräunlichen Flecken am unteren Stielbereich und sein Vorkommen unter Buchen und Eichen, gelegentlich aber auch unter anderen Laubgehölzen. Essbar.
Essbar ist auch der Frühlings- oder Voreilende Ackerling (Agrocybe praecox).
Eine kleine, aber gemütliche Truppe heute im Wald bei Heiligenhagen. 01. Juni 2019.
Wann startet die nächste Pilzwanderung? – Siehe unter Termine!