Öffentliche Pilzlehrwanderung
Pilzwandern im Jahr des Grünen Knollenblätterpilzes
Sie sollte durch den Gespensterwald führen
Sowohl der Deutsche Wetterdienst, wie auch die Unwetterzentrale Deutschland hatte Unwetterwarnungen ab der Nacht zum 15. Juni 2019 bis zum Abend des selben Tages heraus gegeben. Bersonders in der zweiten Nachthälfte bis zum Vormittag kann es zu starken Regenfällen und Gewittern kommen. Auch schwere Gewitter mit entsprechend unwetterartigen Erscheinungen sind möglich. Daher musste diese Veranstaltung vorsorglich abgesagt werden!
Gewittertief Ludger sorgte auch am Abend noch zusätzlich für eine gespenstische Stimmung.
Der Gespensterwald ist Teil des Nienhäger Holzes. Er liegt direkt an einem Steilufer der Ostsee. Viele Bäume sind hier durch den ständig wehenden Seewind und durch zahllose Herbst- und Winterstürme eigenartig geformt. Sogenannte Windflüchter. Ihre urwüchsigen Formen haben zur volkstümlichen Bezeichnung des Waldes geführt. Besonders im Winterhalbjahr beeindrucken die skurrilen Baumgestalten. Es überwiegen Laubwälder, zum größten Teil bestanden von Buchen und Eichen. Insbesondere in Richtung Küste sind die Böden sehr ausgehagert. Bei guter Bodenfeuchtigkeit und nicht zu windigen Verhältnissen ein sehr interessanter Standort für Pilzliebhaber. Aber auch der Rest des Waldes lässt einiges erwarten, zumindest zur Hauptsaison. Heute wollten wir schauen, was uns der Gespensterwald im Frühsommer pilztechnisch zu bieten hat. Leider wurde nichts daraus, da bis zum Mittag schwere Gewitter über Mecklenburg und auch über dem Gespenstwerwald tobten. Es scheint wirklich ein verwunschenes Stückchen Erde zu sein, denn bereits im November 2017 hatten wir schon einmal eine Pilzwanderung hier her geplant, die wegen Sturmschäden abgesagt werden mußte. Also steht im nächsten Jahr ein weiterer Versuch an. Alle guten Dinge sind schließlich drei! Auf jeden Fall eine wunderschöne und sehenswerte, urwüchsige Küstenlandschaft.
Da es mir keine Ruhe ließ, was wir versäumt hätten oder auch nicht, bin ich am Abend schließlich noch alleine dort hin gefahren, da sich das Wetter zwischenzeitlich etwas beruhigt hatte. Ich muss sagen, sehr schade, dass die Wanderung ausfallen musste. Es waren reichlich Frischpilze vorhanden, vor allem Perlpilze und Graue Wulstlinge. Immerhin zwei durchaus leckere Speisepilz – Arten, insbesondere die Perlpilze. Ich war froh, dass ich hier noch vorbei geschaut habe, denn auch die Landschaft ist grandios und Gewittertief Ludger tauchte diese durch mitgeführten Saharastaub in ein ganz besonderes Lcht. Einfach ein toller Abend. Hier einige Impressionen:
Perlpilze (Amanita rubescens) hätten so manchen Sammlerkorb gefüllt. Aber auch die Schnecken waren bei dem klatschnassen Wetter in Hochform und taten sich oft sogar in Gemeinschaft gütlich am plötzlichen Überangebot von Frischpilzen.
Bleiern hängen noch die tiefen Wolken des Gewittertiefs über der Ostsee und dem Gespensterwald, aber am Horizont zeichnet sich ein Silberstreif ab.
Der Küstenwanderweg oberhalb der Steilküste.
Auch reichlich Totholz durch im Sturm gefallene Bäume bietet Nahrung für allerlei Holzpilze, wie beispielsweise Austern – Seitlinge.
Zwischen all den Perlpilzen und Grauen Wulstlingen verirrte sich hin und wieder auch ein Frauen – Täubling (Russula cyanoxantha). Er sitzt voller Springschwänze, die offensichtlich nach dem Wolkenbruch fluchtartig den durchtränkten Waldboden verlassen haben.
An dieser Gruppe von Grauen Wulstlingen (Amanita excelsa) haben Schnecken und Witterung ihre Spuren hinterlassen.
Der Silberstreif ist näher gekommen.
Langsam hellt sich die Stimmung am Küstenwald auf.
In warmen Farben wird dieser Sklerotien – Porling (Polyporus tuberaster) von der Sonne in Szene gesetzt.
In unterschiedlichen Schattierungen schieben sich diese jungen Grauen Wulstlinge (Amanita excelsa) aus dem kargen, kurz bemoosten Boden des Buchenwaldes.
Auch die Hüllreste auf den Hüten sind unterschiedlich groß.
Es ist auf diesem Panorama – Foto zwar schwer zu erkennen, aber der ausgehagerte Waldboden ist übersät von Wulstlingen in allen Altersstadien.
Hier sind es wieder mastige Graue Wulstlinge (Amanita excelsa). Meines Wissens in Sachsen ein beliebter Speisepilz, der bei uns von Urlaubern oft mit dem Pantherpilz verwechselt wird b. z. w. wurde. Geschmacklich soll er allerdings dem Perlpilz unterlegen sein.
Mit dieser seltenen Rote Liste Art habe ich hier natürlich nicht gerechnet. Ich traute zunächst meinen Augen kaum, als ich im Gras zwei kugelige und knallrote Köpfchen sah. Ich holte tief Luft und schob die Gräser bei Seite. Wirklich, es waren Pilze und kein Spielzeug, das Kinder hier vielleicht vergessen haben könnten. Nein, es waren wirklich Eichen – Rotkappen (Leccinum quercinum), die ich seit Jahrzehnten nicht mehr am Standort bewundern durfte. Ein toller Fund, der diesen stimmungsvollen Frühsommerabend an der Ostseeküste abrundete.
Der Wald im Licht der warmen Abendsonne. Die Gespenster haben sich bei dieser freundlichen Stimmung nun verzogen.
Zwei Verschiedenfarbige Dachpilze (Pluteus plautus) auf einem starken Totholzstamm von Rotbuche. Ohne Speisewert.
Interessante Hutstruktur bei diesen Grauen Wulstlingen (Amanita excelsa). Seewind hat die Huthaut verhärtet und sie kann sich bei der weiteren Streckung des Hutes nicht mehr mit ausdehnen.
Ähnliches bei diesem Exemplar der gleichen Art. Hier ist allerdings der Stiel betroffen. Außerdem hat der Starkregen den Hut völlig aufweichen lassen, so dass der Pilz bzw. die Lamellen aussehen, als wären sie gerade aus dem Wasserbad in der Küche gekommen.
Auch wenn dem Kenner leise Zweifel kommen sollten, es handelt sich tatsächlich nur um Frauen – Täublinge (Russula cyanoxantha).
Ein seltenes Naturschauspiel bot heute auch der Saharastaub, den Gewittertief Ludger mit sich führte. Je tiefer die Sonne, um so intensiver wurden die orangebraunen Eintrübungen der Sonnenstrahlen und des Himmels.
Die schließlich auch den Gespensterwald in ein mystisches Licht tauchten.
Wann findet die nächste Pilzwanderung statt? – Siehe unter Termine!