Individuelle Pilzlehrwanderung
Sie führte durch den Gespensterwald
Der Gespensterwald am 22. Juni 2019.
Es war heute ein Geburtstagsgeschenk, mit dem Fachmann auf Pilzpirsch zu gehen. So trafen sich am Sonnabend, dem 22. Juni 2019, drei weibliche und zwei männliche Studenten aus Stralsund und meine Wenigkeit aus Wismar auf dem Waldparkplatz in Nienhagen. Irgendwie auch günstig auf halber Strecke gelegen. Außerdem war ich mir recht sicher, dass wir hier auch fündig werden würden, da es dort eine Woche vorher stark geregnet hatte und auch schon zum damaligen Zeitpunkt ein nennenswertes Frischpilzaufkommen zu verzeichnen war. Das Wetter war perfekt und die Landschaft hinterließ zusätzlich einen bleibenden Eindruck. Hier einige Impressionen von heute:
Zu Beginn begrüßten uns sogleich einige junge Sommersteinpilze (Boletus reticulatus).
Dieser junge Steinpilz schiebt fast weißhütig aus dem Waldboden, so dass man auf dem ersten Blick einen Echten Steinpilz vermuten könnte. Auf den zweiten ist alles klar, auch nur ein Sommersteinpilz, denn das Netz auf dem Stiel ist bräunlich. Sommersteinpilze begannen nach dem Starkregen vor einer Woche jetzt zu schieben, haben aber, wie alle Frischpilze hier, einen schweren Stand durch den permanent wehenden Seewind.
Dieser Umstand ist auch diesem Grauen Wulstling (Amanita excelsa) anzusehen. Die Stielrinde platzt untypisch, aber dekorativ schuppig auf und der geöffnete Hut beginnt zu welken.
Und schon wieder fündig geworden.
Fachgerechtes Ernten will auch geübt sein. Mit dem Messer versuchen, den Pilz vorsichtig aus dem Waldboden zu hebeln oder heraus zu drehen ist richtig und wichtig, sollen alle Kennzeichen des Fruchtkörpers erhalten bleiben.
Perfekt, so soll es sein!
Gerade beim sammeln von Grauen Wulstlingen (Amanita excelsa) ist es sehr wichtig, die ungerandete Stielknolle zu betrachten und auf die geriefte Manschette zu achten, denn der stark giftige Pantherpilz sieht sehr ähnlich aus, hat aber ein „Bergsteigersöckchen“ um die Knolle und eine ungeriefte Manschette.
Auch hier schiebt wieder ein Grauer Wulstling (Amanita excelsa). Sowohl der giftige Pantherpilz, wie auch der essbare Graue Wulstling können stark ausblassen und nahezu weißhütig daher kommen. Insbesondere bei Sonneneinstrahlung und sehr warmem Wetter.
Auch dieser Sommersteinpilz (Boletus reticulatus) hat seine schönen Brauntöne bei dem Seewind verloren und erscheint eher im grauen Gewand. Einzig an der Stielbasis ist er noch farbfreudiger. An ihr sieht man auch, das im Waldboden noch sehr viel Feuchtigkeit vom Gewitterregen vor einer Woche steckt.
Pilze gab es hier viele, aber das Bücken wurde oftmals nicht belohnt, da die Fruchtkörper oft verwelkt waren. Ich empfahl, zunächst die Konsistenz zu prüfen. War Spannung im Hut, war er gut und durfte eingesammelt werden.
Immer wieder tolle Stimmungen und Lichtspiele am Ostseestrand.
Reichlich Tot- und Windbruchholz wird von Pilzen besiedelt. Hier ist es der Ablösende Rindenpilz (Cylindrobasidium evolvens).
Typische Hutoberfläche des gemeinen Rotfüßchens (Xerocomus chrysentheron).
Die Unterseite signalisiert uns absolut Wind- und Hitzegeschädigt. Solche Exemplare dürfen keinesfalls mehr verzehrt werden!
Der Pilz des Jahres 1997 – der Frauen – Täubling (Russula cyanoxantha). Im Gegensatz zum Pilz des Jahres 2019 ist er ein sehr guter Speisepilz.
Junge Sklerotien – Porlinge (Polyporus tuberaster) an starkem Buchenholz.
Sie ähneln sehr dem Schuppigen Porling und sind wie dieser jung essbar. Hier sehen wir allerdings nochmals die Sklerotien – Porlinge.
Ebenfalls an Buchenstämmen büschelweise taufrische Lungen – Seitlinge (Pleurotus pulmonarius), auch Sommer – Austernseitling genannt.
Am Ende hatte es sich doch ganz gut gelohnt.
Ein interessantes Sammelsurium bestehend aus Grauen Wulstlingen, Perlpilzen, Sommersteinpilzen, Frauen – Täublingen, Sklerotien – Porlingen und Lungen – Seitlingen. Heute Abend gibt es hoffentlich eine leckere Waldpilz – Pfanne im Schein der Geburtstagskerzen!
Individuelle Pilzwanderungen können jederzeit mit dem Steinpilz – Wismar vereinbart werden.