Wetter und Pilze im Raum Nordwestmecklenburg
Tagebuch Wetter und Pilze Juni 2019
Sonnabend, 01. Juni – Eine öffentliche Pilzlehrwanderung und die Fortsetzung meines kleinen Imbissgeschäftes stand heute auf dem Plan. Ich hatte also volles Programm, aber ich habe alles gemeistert, auch wenn es durchaus anstrengend war. Zunächst fuhr ich nach Heiligenhagen, bei Satow. Das an den Ort grenzende Waldgebiet war heute Ziel einer geführten Lehrwanderung. Dazu haben sich außer meiner Wenigkeit noch drei weitere Pilzfreunde eingefunden. Das Waldgebiet ist sehr unterschiedlich strukturiert. Alte Buchenbestände wechseln mit kleineren Nadelforsten und Feuchtwäldern ab. Allerdings wurden kürzlich viele Altbuchen geschlagen. Ihre dicken Stämme lagerten immer wieder an den Wegrändern. Ähnlich wie bei unserer Pilzwanderung vor einer Woche im Klappenkrug, dominierten Kleinarten wie Mürblinge und Tintlinge. Es gesellten sich aber auch schöne Orangehelmlinge, Dachpilze, Rüblinge und einige mehr dazu. Auch sind nun die ersten Mykorrhiza – Pilze im kommen, so junge Graue Wulstlinge und auch ein erster Täubling. Der Bericht ist unter „Pilzwanderung Heiligenhagen“ zu finden.
Gegen 13.00 Uhr war ich wieder in Wismar und öffnete umgehend den „Steinpilz“. Auf der ABC Straße war Hochbetrieb, denn es fand wieder die inzwischen schon traditionelle Stuhlparade statt. So war die ganze Straße gesäumt von vielen, bunten Stühlen, die der Kunstverein KASO, der sein Domizil ebenfalls in dieser Straße hat, einmal im Jahr der Öffentlichkeit präsentiert und die bei gefallen preiswert gekauft werden können. Gegenüber des Mykologischen Info – Zentrums hatten sie einen Stand mit selbstgebackenem Kuchen eingerichtet und ich baute nochmals meinen Tisch mit Waldpilzsuppe auf. Auch heute waren alle ehrlich begeistert und voll des Lobes, die sich einen oder auch zwei Teller der Pilzsuppe nach Art des Hauses, oder besser gesagt, nach meiner Art, einverleibten. Es macht mich ein wenig stolz, dass meine Erstlingssuppe so gut angekommen ist. Ich habe sie so gekocht, wie ich sie auch am liebsten essen würde. Und dazu natürlich die vielen Hallimasch – Hüte aus dem letzten Oktober. Ein wirklich delikater und hochwertiger Speisepilz!
Sonntag, 02. Juni – Heute ist bei mir eigentlich Stichtag für die Sichtung der ersten Pfifferlingsbrut. So habe ich es als Kind von meiner Vorgängerin Annalotte Heinrich übernommen. Und da ist natürlich etwas dran, denn in diesen Tagen und Wochen entwickeln sich diese beliebten Speisepilze, voraus gesetzt, es ist feucht genug. Dazu später mehr. Ich bin heute nicht in den Wald gefahren, um erste Mini – Pfifferlinge ausfindig zu machen, aber das erste mal in dieser Saison habe ich dem Seeblickpark einen Besuch abgestattet. Wir hatten bisher zwar kein Niederschlagsereignis, welches einen ersten, stärkeren Schub von Sommerpilzen hätte auslösen können, aber es gab in der zurückliegenden Zeit immer mal Regen oder kräftigere Schauer in Wismar. So sollte, wie bereits im Mai – Tagebuch erwähnt, zumindest ein zaghaftes Erwachen möglich sein und so war es auch. Es war zaghaft, aber immerhin ein erster Flockenstieliger Hexen – Röhrling, erste Sommersteinpilze, Kahle Kremplinge, Frühlings – Ackerlinge, Fälblinge und Frauen – Taublinge waren im Angebot. Insgesamt noch recht bescheiden, aber immerhin!
Mit dem meteorologischen Sommerbeginn am 01. Juni, hielt nun tatsächlich Sommerwetter Einzug. Heute wurde es sogar schon richtig heiß. Es war der erste Hitzetag in diesem Jahr. Weitere Hitze – Häppchen, unterbrochen von Gewittern, sollen in der kommenden Woche folgen. Die Wärme ist auch wichtig, damit die thermophilen Sommerarten stärker zum Wachstum animiert werden. Und die Wettermischung, die in der kommenden Woche ansteht, sollte diesbezüglich bestens geeignet sein. Bereits morgen geht es mit ersten Gewittern los. In der kommenden Nacht wird durch eine ostwärts vorrückende Kaltfront über den BeNeLux – Statten ein kleines Gewittertief entstehen, welches in seinem Vorfeld im Tagesverlauf des Montags noch eine Konvergenz auslöst. Diese soll in den Mittagsstunden bereits über M-V liegen! An ihr kann es explosionsartig zu heftigen Gewittern mit Großhagel, Wolkenbrüchen und schweren Sturmböen kommen! Und das ganz plötzlich, fast wie aus heiterem Himmel! Wer also morgen in die Wälder möchte, spielt russisch Roulette mit seinem Leben! Am späten Nachmittag sollen dann recht massiv Gewitter von Hamburg und Schleswig – Holstein auf Westmecklenburg übergreifen. Die Unwetterzentrale warnt vor starken Gewittern mit bis zu 4 cm Großhagel, 20 – 40 l/qm Regen pro Stunde und schweren Sturmböen! Das ist dann das eigentliche Gewittertief. Dieses und die dann noch folgende Kaltfront können auch noch in der Nacht zu Dienstag zu weiteren Schauern und Gewittern führen.
Am Dienstag soll die Hitze kurz mal weg sein, aber bereits zum Abend und in der Nacht zu Mittwoch drückt neuerliche Hitze mit Gewittern von Süden nach M-V rein. Mittwoch teils unerträgliche Hitze, bevor von Südwesten schwere Gewitter aufkommen. Und so geht es bis einschließlich Wochenende weiter. Da sich die Gewitterstörungen nun zunehmend verclustern sollen, kann es auch über größeren Gebieten zu hohen Regensummen kommen, besonders auch zum Wochenende hin deutet sich aus jetziger Sicht für uns viel Regen an. Die neuesten, aber noch etwas unsicheren Modellläufe für Pfingsten und die Tage danach berechneten heute neue Hitze. Aber diesbezüglich springen die Varianten von Berechnung zu Berechnung noch hin und her. Derzeit wird eher eine moderatere Variante mit Temperaturen um die 20 Gard und gelegentlichen Niederschlägen bevorzugt. Das wäre, falls die Gewitter uns mit reichlich Regen versorgt haben sollten, die günstigste Variante für uns.
Montag, 03. Juni – Ein sehr warmer Sommertag liegt hinter uns und erste Schauer und Gewitter sind schon zur Ostsee hinaus gezogen. Den ganzen Tag war die Konvergenz am Westhorizont durch starke Wolkenfelder zu erahnen. Erst gegen Abend kam mehr Bewegung auf, durch das sich nun annähernde Gewittertief. Plötzlich sprang die Konvergenz ein ganzes Stück weiter nach Osten, so dass sich im zentralen M-V am späten Nachmittag und frühen Abend explosionsartig einige kräftige Zellen bildeten, mit örtlich heftigem Starkregen. Westmecklenburg bekam zunächst nur etwas Regen von gealterten Gewittern ab, die in Niedersachsen heftige Unwetter mit Hagel brachten. Ein weiterer Cluster mit starken Regenfällen folgt nun am Abend noch nach. Auch Blitz und Donner sind noch dabei. Immerhin bewarnt die Unwetterzentrale noch bis morgen früh 5.30 Uhr vor Gewittern der Stufe rot. Es kann also auch in der Nacht noch etwas gehen, Tendenz aber wohl eher nachlassend. Morgen ist die Gewittergefahr eher gering, am Nachmittag/Abend kann aber vereinzelt etwas möglich sein.
Gleichzeitig soll sich morgen Abend über BeNeLux das nächste Gewittertief bilden. Es wird schon seit Tagen in den Modellen als Unwettertief gerechnet. Die Fachleute sagen dazu Gewittersack, wie ich heute bei Kachelmann – Wetter gelernt habe. Hier bestehen dann ideale Bedingungen für richtig schweres Wetter mit sehr großer Unwettergefahr. Aus heutiger Sicht ist besonders der Nordwesten Deutschlands von starken Entwicklungen betroffen. Es ist noch nicht absehbar, wie weit die Schwergewitter in der Nacht zu Mittwoch nach Osten ausgreifen können. Auf jeden Fall geht das Donnerwetter mit Unterbrechungen noch bis in die kommende Woche hinein. Ich hoffe wirklich, dass in diesem Zeitraum ein guter Grundstock für einen ersten frühsommerlichen Pilzschub gelegt werden kann.
Heute habe ich übrigens wieder die Dauerausstellung mit einigen Frischpilzen bestückt. Zum ersten mal in dieser Saison dabei: Buchenwald – Wasserfuß, Buchenwald – Becherling, Blasenförmiger Becherling, Sommersteinpilz, Kahler Krempling, Frauen – Täubling, Flockenstieliger Hexen – Röhrling und Waldfreund – Rübling.
Dienstag, 04. Juni – Die gestrige Gewitterlage brachte für uns in Mecklenburg leider nicht viel. Hier einige Messwerte: Goldberg 6 Liter, Schwerin und Keez 4 Liter, Boltenhagen 3,5 Liter und Rostock/Warnemünde 2 Liter auf den Quadratmeter. Weil es aber konvektiver Niederschlag war, kann örtlich deutlich mehr dabei gewesen sein. Die Luft war gestern Abend raus und die zusammen gefallenen Zellen regneten sich am Abend nur noch etwas aus. Heute war der Himmel milchig und es war moderat warm und leicht schwül. Morgen schlägt die Hitze dann wieder voll zu. Bis an die Strände der Ostsee kann es auf 30 Grad und mehr hoch gehen. Die neuerliche Hitze wird in der kommenden Nacht von Südosten rüber geholt und prallt in den BeNeLux Staaten und Nordfrankreich auf kühlere Atlantik Luft. Dadurch hat sich in den letzten Stunden dort ein neues Gewittertief gebildet, dass nun nach nordost schwenkt. So kann es in der Nacht im nordwestlichen Niedersachsen und vieleicht sogar bis nach Schleswig – Holstein zu schweren Gewittern kommen. Es ist nicht ganz ausgeschlossen, das ein Rattenschwanz dieser Gewitter in der zweiten Nachthälfte oder gegen morgen auch noch Westmecklenburg streift. In der heißen Luft sind am Mittwoch – Nachmittag örtlich Hitzegewitter möglich, bevor in der Nacht darauf das nächste Gewittertief mit verbreiteten Unwettern von Südwesten her aufzieht. Es kann sich uns in der Nacht zu Donnerstag schon annähern. Aus heutiger Sicht liegt Wismar und Westmecklenburg aber im ungünstigen Bereich, sprich, die aktivste Zone könnte in den früh und Vormittagsstunden bei uns durchschwenken, wo die Niederschlags- und Gewitteraktivität in der Regel nur relativ schwach ist oder gänzlich abklingen kann, um ab den Mittagsstunden förmlich neu zu explodieren. Das könnte dann am ehesten zwischen Wismar und Rostock geschehen, um dann mit schweren Gewittern nach Vorpommern zu schwenken. Hoffen wir also weiter auf intensive Niederschläge. Wenn nicht, am Sonnabend naht das nächste Gewittertief! Auch über Pfingsten könnte es noch weiter Schauern und in der Woche danach ruhigeres Sommerwetter einkehren. Der Modelllauf für Profis auf Wetter Online simulierte heute Mittag in der nächsten Woche sogar brütende Hitze!?
Mittwoch, 05. Juni – Trotz des schwülheißen Wetters brach ich heute am späteren Nachmittag zu meiner Mittwochsexkursion auf. Ziel war der Staatsforst Tarnow, südöstlich Warnow. In das große Waldgebiet ist auch der Kreuzgrund mit dem Boitiner Steintanz integriert. Das war heute allerdings nicht mein Quadrant und ich durchstreifte den nordwestlichen Bereich. Alte Buchenbestände, etwas Feuchtgebiet und Fichtenforst überwogen. Im großen und ganzen ziemlich trocken, so dass an den ausgehagerten Stellen in Waldrandnähe kaum ein Frischpilz zu finden war. Im inneren, an etwas feuchteren und schattigeren Plätzen, sah es etwas besser aus. Der gemeine Pilzesser hätte sich allerdings mit wenigen Rehbraunen Dachpilzen, Grauen Wulstlingen und Lilablättrigen Mürblingen zufrieden geben müssen. Ein kleiner Bericht und die Artenliste folgen in Kürze unter „Mittwochsexkursion am 05.06.2019“.
Bei meiner heutigen Exkursion musste ich natürlich immer den Himmel im Blick haben, denn es brodelte zeit- und gebietsweise mächtig. Genau um 14.00 Uhr zündete die erste Gewitterzelle südlich Rostock. Viele weitere sollten folgen und stellenweise ging es heftig zur Sache. Besonders im äußersten Südwesten Mecklenburgs. Ich konnte mich auf der Hintour ganz gut durch die Zellen mogeln und im Wald blieb es dann auch stabil. Erst als ich gegen 19.45 Uhr wieder aufbrach, drohte aus der Ferne wieder ein schöner Gewitter – Pilz und leises donnergrollen war zu vernehmen. Diese Zelle begleitete mich bis Wismar und war schließlich genau wie ich ausgelaugt als wir dort ankamen.
Morgen soll es aber auch bei uns richtig brenzlig werden. Ab dem Mittag rechnen die Modelle heftige Gewitter über Mecklenburg, die im laufe des Nachmittags unter Verstärkung in Richtung Vorpommern ziehen sollen. Es ist mit unwetterartigen Ausmaßen zu rechnen! Die Gewitter werden nicht so harmlos verlaufen, wie die heutigen Hitze – Entwicklungen. Wälder wenn`s geht meiden!
Donnerstag, 06. Juni – Die Gewitter sind durch. Es gab wohl kaum einen Ort in M-V, wo es nicht gewittert hat. Die Regenmengen waren dabei wie üblich sehr ungerecht verteilt. Am wenigsten kam da mal wieder auf der Höhe Schwerin/Wismar vom Himmel. Hier einige Messwerte von heute Abend. Hagebök, bei Wismar 1 Liter Schwerin und Rostock/Warnemünde 2 Liter, Kirchdorf auf Poel 3 Liter, Boltenhagen 7 Liter und Goldberg 12 Liter. Diese Werte darf man allerdings auf die Fläche nicht so genau nehmen. Die auslösende Konvergenz befand sich am frühen Nachmittag bereits, wie erwartet, etwas östlich von Wismar und zündete am Mittag explosionsartig. Gebietsweise wurden die höchsten Unwetterwarnstufen für Schwergewitter ausgerufen. So gab es beispielsweise auf einer Schiene Parchim/Lübz über den Großraum Crivitz bis hoch in den Raum Güstrow/Bützow/Rostock sehr heftige Echos im Regenradar, so dass stellenweise ganz sicher auch mehr als 20 l/qm dabei waren. Der Starkniederschlag muss die Messstation in Warnemünde knapp verfehlt haben, denn in Rostock und Umgebung muss es wie aus Kübeln geschüttet haben. Auch in Richtung Vorpommern kam einiges vom Himmel und hier regnete es nach Durchgang der Gewitterfront auch noch nach.
Ich bin mit der Situation im großen und ganzen zufrieden, denn gerade die Gebiete, die in der nächsten Zeit bei mir auf dem Programm stehen, dürften einiges abbekommen haben. Insgesamt besteht eigentlich kein Grund zum Jammern. Wir haben erst Anfang Juni, und da darf man ohnehin noch nichts großes erwarten. Im Gegensatz zum letzten Jahr hat man derzeit fast überall die Chance, einige Frischpilze in unseren Wälder zu finden. Natürlich hätte schon etwas mehr möglich sein können und wir hoffen darauf, dass es wechselhaft mit weiteren Niederschlägen weitergeht. Schon morgen Abend zieht in Nordwestdeutschland die nächste Gewitterfront auf. Sie scheint sich sehr gut zu organisieren und in ihrem Bereich kann es vor allen zu schweren Sturmböen kommen! Leider soll die Front erst gegen Mitternacht bei uns eintreffen. Dann ist schon wieder die Luft raus und sie wird zerfallen. Aber in der nächsten Woche soll dass Spiel in eine neue Runde gehen. Die hochsommerliche Warmluft und kühle Atlantikluft treffen wieder über Deutschland zusammen. Neue Regenfälle und Gewitter werden die Folge sein. Aus jetziger Sicht werden auch für uns wieder nennenswerte Niederschläge prognostiziert. Also, es wird schon werden!
Freitag, 07. Juni – Nach den gestrigen Gewittern war noch bis zum Mittag recht frische Nordseeluft aktiv, bevor sich im Vorfeld von Sturm Ivan mäßig warmes, sonniges und ruhiges Wetter durchsetzt. Das für diese Jahreszeit ungewöhnlich starke Sturmtief machte es möglich, dass der heutige Tag zwei höchst unterschiedliche Wetter – Gesichter trug. Vormittags eher frühherbstlich, fast schon ungemütlich, am Nachmittag und Abend schönstes Sommerwetter, bevor sich der Himmel zum Sonnenuntergang bei einem herrlichen orangegelben Farbenspiel milchig eintrübte und die nächste Gewitterfront ankündigte. Diese erreichte unser Bundesland, wie voraus berechnet, gegen Mitternacht und war tatsächlich noch gut drauf. Da Irena heute Geburtstag hatte, gab es in Keez eine kleine Feier, die wir an diesem wundschönen Frühsommerabend am Keezer See ausklingen ließen. Da ich aber wieder nach Wismar musste, fuhr ich gegen Mitternacht bei aufziehendem Wetterleuchten von Keez in die Hansestadt. Laut Regenradar – Prognose sollte ich es noch trocken bis Wismar schaffen. Um 01.15 Uhr legte das moderate Gewitter in Wismar los.
Sonnabend, 08. Juni – Das nächtliche Gewitter zog noch einen Rattenschwanz an Regenfällen hinter sich her, so dass am Ende doch noch zufriedenstellende Regensummen zusammen kamen. Hier einige Messwerte. Der erste Wert steht für heute, der zweite für die letzten drei Tage: Kirchdorf auf Poel: 17/20 Liter, Boltenhagen: 15/22 Liter, Schwerin: 13/15 Liter, Goldberg: 8/20 Liter auf den Quadratmeter. In Keez kamen heute Nacht 17 l/qm zusammen. Ich denke, mit den Ergebnissen können wir zunächst recht zufrieden sein. Und weitere Niederschläge sollen sich in der kommenden Woche einstellen. Wie schon in dieser Woche will hochsommerlich warme Luft von Osten nach Westen und kühle Meeresluft von Westen nach Osten. Die Luftmassen kollidieren über Deutschland und die Folgen kennen wir. Heftige Regenfälle, Gewitter und sogar Hagel, also unwetterträchtige Aussichten stehen uns weiterhin bevor. Schon am Pfingstmontag und besonders in der Nacht zu Dienstag kann es in M-V aus heutiger Sicht wieder recht verbreitet krachen und pladdern!
Schon jetzt dürfte in den meisten unserer Einzugsgebiete ein recht ordentlicher Grundstein für eine deutliche Verbesserung an der Pilzfront gelegt worden sein. In differenzierter Form kann ab sofort und in den nächsten Tagen und Wochen mit zunehmenden Erfolgen gerechnet werden. In anderen Regionen Deutschlands, in denen es schon vorher ergiebige Regenfälle gab, werden schon reichlich Sommersteinpilze geerntet und sogar Fichten – Steinpilze wurden schon gesichtet. Also auch die Echten Steinpilze werden in diesem Sommer deutlich früher loslegen als gewohnt. Überhaupt rechne ich für den Rest des Juni mit einer ungewöhnlich hohen Artenvielfalt durch das große Defizit des letzten Jahres, das die Natur auszugleichen sucht. Sollte die Witterung auch weiterhin mitspielen, können im Juli eventuell schon Verhältnisse eintreten, wie wir sie aus besten Tagen im Frühherbst kennen. Immerhin habe ich in diesem Jahr noch keinen frischen Schwefelporling zu Gesicht bekommen. Dass will schon was heißen!
Pfingstsonntag, 09. Juni – Heute am späten Nachmittag und Abend bin ich zu einer Info – Tour in das Mildenitzgebiet und in die Schwinzer Heide gefahren. Am 22. Mai war ich im Mildenitztal und dem angrenzenden Revier zu einer meiner Mittwochsexkursionen unterwegs und damals war der Wald gut durchfeuchtet. Daher wollte ich heute mal schauen, ob diese Regenfälle und die Nachfolge – Niederschläge Wirkung zeigen. Das Ergebnis war ernüchternd. Der leichte Sandboden und die hohen Verdunstungsraten zu dieser Jahreszeit lassen noch nicht viel zu. Nur wenige Breitblätter, einige Waldfreund – Rüblinge oder auch ein vermadeter Perlpilz. Das Beste war noch ein Exemplar des Kohlen – Trichterlings, der möglicherweise neu für dieses Gebiet sein könnte. Ich fuhr schließlich in die Schwinzer Heide, gleich neben an und nur 10 Minuten Fahrzeit. Auch hier ist es noch sehr bescheiden, aber zaghaft tut sich etwas. Zarte Goldmistpilze, einige Büschelige Blasssporrüblinge, aber auch unter Eichen junge Pantherpilze und bildschöne Sommersteinpilze. Allerdings auch nur in bescheidenem Umfang, weil die nur häppchenweisen Regenfälle immer noch keinen soliden Grundstock in den leichten Sandböden anlegen konnten.
Es ist aber weiterer Regen in Arbeit. So wie in der letzten Woche aktiviert sich nun wieder die Luftmassengrenze mit schwülheißer Luft im Osten und relativ kühler Luft im Westen. Schon ab heute Nacht geht es wieder los. Immer wieder bilden sich Schauer und teils schwere Gewitter, die von Süden nach Norden ziehen. Und M-V liegt genau auf ihrer Zugbahn. Im laufe der Woche kann mit etwas Glück eine ganze Menge Wasser vom Himmel kommen und zum nächsten Wochenende wird aus heutiger Sicht speziell auch für unser Einzugsgebiet mit hohen Regensummen gerechnet (20 – 50 l/qm). Aber abwarten, ob diese Prognose bis dahin bestand haben wird.
Pfingstmontag, 10. Juni – Trotz Feiertag hatte ich heute im Steinpilz Bürokram erledigt, der bis morgen fertig werden sollte. Am Abend brach ich wieder zu einer kleinen Info – Tour auf. Dieses mal im Nahbereich. Soll heißen, zum Farpener Stausee und auf die Insel Poel. An beiden Lokalitäten, also im Wald und im Park, sah es recht verhalten aus. Geschuldet den meist moderaten Regenmengen der letzten Zeit. Und so wird es vorerst auch weitergehen. Diese Wetterlage Mitte August oder im September hätte nicht nur von der Nähe zur Hauptsaison größere Erfolge gezeitigt, nein, auch der Verdunstungsfaktor wäre nicht mehr so hoch wie derzeit. So gab es am Stausee nur sehr vereinzelt mal einen Pantherpilz oder Papagei – Täubling. Abgesehen von einem kleinen Büschel Grünblättriger Schwefelköpfe, waren Sommersteinpilze mit fünf Exemplaren noch die häufigste Pilzart. Ein schwacher Schub, der aber nichts mehr nachzuziehen scheint. Im Eichenpark Schwarzer Busch, auf Poel, konnte ich im Prinzip nur einige, aber sehr schöne Perlpilze finden. Hexen – Röhrlinge, von denen dort auch sehr schöne in den letzten Tagen wuchsen, waren bereits verspeist, wir mir ein älteres Urlauber Ehepaar berichtete. Es stellte sich heraus, dass sie in punkto Pilze recht bewandert waren, denn sie gehörten einem Süddeutschen Pilzverein an. Es hat Laune gemacht, sich mit ihnen auszutauschen.
Zum Wetter: Es blieb heute bei uns trocken. Regen und Gewitter gab es dafür in anderen Regionen mehr als reichlich. In Bayern tobten schwere Hagelgewitter und richteten große Schäden an. Die Schwergewitter wurden schon vor zwei Tagen voraus gerechnet. Es war zu erwarten, dass sich dort heute Superzellen bilden, die Könige aller Gewitter, so wie sie in den USA häufig vorkommen und zahlreiche Tornados produzieren. Diese langlebigen Gewittersysteme sind die mächtigsten und gefährlichsten, die es auf unserem Planeten geben kann. Die Schwergewitter erreichen jetzt am späten Abend Berlin und im weiteren Verlauf auch noch M-V. Hier dürfte allerdings eher Vorpommern betroffen sein. Aber auch nach Mecklenburg ziehen derzeit von Süden Schauer herein. Außerdem gab es im Nordwesten heute viele Gewitter und von der Schweiz zieht derzeit ein großes Unwettergebiet nach Norden. Es hat derzeit genau die Zugrichtung zu uns hoch und wird uns morgen beschäftigen. Aus heutiger Sicht sind in Mecklenburg relevante Regenmengen möglich.
Dienstag, 11. Juni – Ergiebige Regenmengen gestern und heute Nacht westlich und östlich von Mecklenburg. Auf unserer Höhe blieb es bis auf einige Tropfen trocken. Wir lagen genau zwischen den Stühlen. Das Schwergewittersystem im Osten, das mit seinem Eisschirm gestern Abend die gesamte Fläche der neuen Bundesländer abdeckte und dadurch wahrscheinlich auch die für unser Gebiet voraus berechneten Gewitter in der Nacht unterdrückte und ein größeres Gebiet mit schauerartigen Regenfällen und Gewittern nach Niedersachsen und Schleswig – Holstein zu. Hier und in Richtung Vorpommern hat es recht verbreitet mehr als 20 Liter gegeben. In schwüler Luft machen sich jetzt am Abend die nächsten Gewittersysteme bereit. Im Dresdener Raum starteten am frühen Abend die ersten Schwergewitter und ziehen über Berlin/Brandenburg nach Vorpommern. Weiter westlich in der Landesmitte, etwa auf gleicher Höhe, braut sich ebenfalls ein Gewittercluster zusammen, der nach Nord/Nordwest zieht. Aus jetziger Sicht sitzen wir wieder zwischen den Stühlen. Allerdings verläuft auf Höhe M-V zusätzlich noch eine Konvergenz, an der es auch noch zünden könnte! Laut Super HD für signifikantes Wetter bei Kachelmann wird damit gerechnet, das die Schwergewitter im Verlauf einen deutlichen Drall nach Nordwest bekommen und unser gesamtes Bundesland in der Nacht überqueren. Auf jeden Fall ist zumindest örtlich mit sehr schweren Unwettern zu rechnen! Wetter Online hat heute Abend seine Farbkarten geändert und sieht die höchste Gewittergefahr für morgen in unserem gesamten Einzugsgebiet mit entsprechend ergiebigen Niederschlägen. Ich gehe davon aus, dass es bei uns ab Mitternacht richtig rund gehen könnte!
Mittwoch, 12. Juni – Genau wie oben angenommen, ist es auch gekommen. In der Nacht griff ein massives Gewitter- und Unwettergebiet auf gesamt M-V über und brachte stellenweise sehr ergiebige Regenmengen. Anderen Orts blieb es eher moderat, so wie in Wismar. Aber auch bei uns hat es ganz gut geregnet. Ab dem späteren Nachmittag folgte dann eine neue Unwetterfront von Südwesten her und zog am Abend ebenfalls über unser gesamtes Bundesland. Endlich wurde in den meisten Regionen der erhoffte Grundstein für ein stärkeres Pilzwachstum gelegt. Der mittelfristige Trend sieht allerdings eher sonnig und warm, in den nächsten Tagen auch noch heiß aus. Da verdunstet natürlich sehr viel, sehr schnell! Nur wenige Tage Sonne und Wärme am Stück und die Wälder wirken wieder staubtrocken! Aber zunächst ist in Richtung Wochenende neuer Regen in Sicht. Morgen nur ganz vereinzelt ein gewittriger Schauer, Freitag gebietsweise schon wieder etwas mehr Gewitter und zum Sonnabend deutet sich das nächste Unwetter an. Wieder gehen heftige Gewitter an den Start. Nach den Vorhersage – Modellen bei Kachelmann – Wetter droht sogar unsere für Sonnabend geplante Pilzwanderung in` s Wasser zu fallen. Schon aus der Nacht heraus sind kräftige, von Gewittern durchsetzte Regenfälle möglich. Es wird auch ein kleiner Kern berechnet, in dem unwetterartige Regenmengen vom Himmel stürzen können. Dieser Kern wurde noch vor wenigen Tagen genau für Wismar und Umland berechnet, scheint nach den aktuellen Daten aber wie ein Fettauge eher über Schleswig – Holstein herum eiern zu wollen.
Heute war natürlich auch mein Exkursionstag. Ich kam allerdings erst am Nachmittag dazu, in mein Gebiet, dem Kreuzgrund im Staatsforst Tarnow, zu fahren. Begleitet wurde ich von Vereinsmitglied Robert. Eigentlich keine gute Entscheidung bei der angekündigten Unwetterlage in den Wald zu fahren. Aber wir wußten ja, worauf wir uns einlassen. Ich habe sehr genau die Modellkarte bei Kachelmann über signifikantes Wetter durchgeklickt und konnte dadurch gut einschätzen, wann es brenzlig werden würde und ab wann wir uns in Sicherheit bringen sollten. Wir waren 15.00 Uhr im Wald und 17.00 Uhr war der spätmöglichste Termin von dort wieder aufzubrechen. Der Wald war aufgeweicht und durch die schwüle Luft fühlte es sich ein wenig wie im tropischen Regenwald an. Im Vergleich zu letztem Mittwoch, als ich im selben Wald, nur in einem anderen Quadranten unterwegs war, hatte sich das allgemeine Frischpilzaufkommen merklich verbessert. Mykorrhiza – Pilze waren weiterhin nur sehr vereinzelt anzutreffen, nämlich in Form von Grauen Wulstlingen. Ein Dickröhrling war vollkommen vom Goldschimmel überzogen, so dass wir ihn nicht mehr sicher zuordnen konnten. An Stubben erscheinen zunehmend wieder Grünblättrige Schwefelköpfe, aber auch Stockschwämmchen sind neuerlich im kommen. Ansonsten sehr frische Rehbraune Dachpilze oder Breitblätter und einiges mehr. Näheres folgt im Bericht zur heutigen Mittwochsexkursion.
Kurz vor 17.00 Uhr brachen wir wieder auf und fuhren in Richtung Wismar. Schönstes Wetter, von Unwetter nichts zu spüren, bis Warin. Urplötzlich, innerhalb weniger Minuten, stiegen steile Wolkentürme auf und einige Minuten später drohte eine dunkle Wolkenwand vor dem Unwetter. Wir schafften es trotzdem noch bis Wismar (Motorrad) und zogen das Gewitter hinter uns her. Wismar bekam allerdings nur einen Streifschuss ab, aber dort wo wir waren, ist es mit voller Wucht rüber!
Hier noch einige Messwerte der letzten 24 Stunden: Rostock/Warnemünde: 16 Liter, Boltenhagen: 19 Liter, Goldberg: 22 Liter, Keez: 23 Liter, Schwerin: 26 Liter und Spitzenreiter Waren/Müritz: 66 Liter! Da es konvektiver Niederschlag war, kann örtlich etwas weniger, aber auch mehr gefallen sein.
Donnerstag, 13. Juni – Gedonnert hat es auch heute wieder, denn am Abend bildeten sich an einer Konvergenz, die von Mecklenburg bis weit nach Süden reichte, wie an einer Perlenkette zahlreiche Schauer und örtlich auch kräftige Gewitter. Diese werden noch bis in die erste Nachthälfte aktiv bleiben und von Süden in Richtung Nord/Nordost ziehen. So gibt es stellenweise wieder kräftige Regengüsse. Eine Unwetterlage ist dieses aber nicht, die steht uns aber ab der Nacht zu Sonnabend und am Sonnabend selbst wieder bevor. Morgen soll sich über Frankreich ein Gewittertief bilden und nach Norddeutschland herein ziehen. Zuvor wird heiße Saharaluft samt Wüstenstaub in der Höhe angezapft. Über dem Mittelmeer kann sie zudem reichlich Feuchtigkeit aufnehmen, so dass wieder reichlich Energie für schwere Unwetter vorhanden sein dürfte. Das signifikante Wetter im Super HD bei Kachelmann rechnet Regen und Gewitter in M-V schon ab der Nacht zu Sonnabend und auch am Sonnabend morgen und Vormittag. Am Nachmittag soll sich dann über Norddeutschland eine heftige Gewitterlinie ausbilden und unter Verstärkung über unser Bundesland nach Nordosten ziehen. Damit steht unsere Pilzwanderung am Sonnabend, die in den Gespensterwald führen soll, auf dem Spiel. Ich werde es morgen Abend entscheiden, wenn die präziseren Wettermodelle abrufbar sind. Für alle Interessenten schlage ich vor die Unwetterwarnungen auf der unten verlinkten Unwetterzentrale zu studieren. Es wäre wirklich sehr schade, denn schon vor eineinhalb Jahren sollte hier schon einmal eine Pilzwanderung hinführen, die damals ebenfalls durch Auswirkungen eines Unwetters (Orkan) verhindert wurde. Übrigens waren die Gewitterwolken bei den gestrigen Unwettern bis zu 15 Km in die Höhe geschossen und wiesen an ihrer Oberfläche Temperaturen von bis zu minus 70 Grad auf! Kein Wunder, dass es unter solchen Monstern richtig zur Sache geht.
Heute habe ich die Pilzausstellung wieder aufgefrischt. Es liegen 78 Arten auf der Fläche. Erstmals in diesem Jahr mit dabei: Pantherpilz, Büschelliger Blasssporrübling, Kohlen – Trichterling, Papagei – Täubling, Rosablättriger Helmling, Perlpilz und Schuppiger Sägeblättling.
Freitag, 14. Juni – Achtung! Die für morgen angesetzte Pilzwanderung durch den Gespensterwald findet nicht statt!
Grund sind die aktuellen Unwetterwarnugen vor extrem heftigem Starkregen, Hagel und stellenweise schweren Gewittern! Es ist verantwortunglos bei einer derart gefährlichen Wetterlage eine öffentliche Veranstaltung im Wald durchzuführen. Tief Klaus, welches uns schon die letzten Unwetterlagen gebracht hat, ist inzwischen zwar auf den Atlantik hinaus gezogen, bildet aber in der Nacht einen Ableger aus, der es insich hat. Er saugt nun insbesondere in den Osten Deutschlands schwülheiße, subtropische Luftmassen an. Diese sind zudem noch mit reichlich Saharastaub in der Höhe angereichert, der zusätzlich Kondensationskerne für besonders starke Regenfälle liefert. Blutregen und Blutgewitter sind die Folge. Diese Hitzeluft trift nun besonders bei uns im Nordosten auf kühlere Ostseeluft und eine explosive Warmfront entsteht, an der sich in der kommenden Nacht schwere Gewitter und sintflutartige Regenfälle über M-V bilden. Dieses Unwettergebiet dürfte noch zu Gange sein, wenn wir uns zu unserer Wanderung treffen wollen. Die Warmfront soll schließlich im laufe des Vormittags zur Ostsee abziehen und es kann kurz mal freundliche Lichtblicke geben. Aber kaum, dass es sich beruhigt hat, macht sich die zugehörige Kaltfront des Tiefs ab dem Mittag bemerkbar. Das Unwetterpotenzial steigt also schnell wieder an und möglicherweise können sich über M-V sogar zwei Gewitterfronten bilden. Eine besonders heftige im Vorfeld der Kaltfront an einer Konvergenz in Richtung Vorpommern und an der nachrückenden Kaltfront von Westen her.
Am Nachmittag und Abend hat es im nördlichen Niedersachsen, Hamburg und Schleswig – Holstein bereits wieder, teils heftig gewittert. Ein wilder Haurüttler, wie Jörg Kachelmann so trefflich von explosiven Blitzschlägen spricht, hat in Hamburg Ohlsdorf offensichtlich den S – Bahn Betrieb lahmgelegt. Auch die Regenmengen konnten sich dort wieder sehen lassen. Die Gewitter, die auch noch den äußersten Westen von M-V streiften, wurden durch restliche Höhenkaltluft von Tief Klaus ausgelöst, die nun über Dänemark nach Norden abzieht. Die Wolkenschleife liegt nun direkt über uns und wird sich im laufe der Nacht wieder aktivieren. Hier kann es also jederzeit wieder zünden! Übrigens hat sich die gestern Abend entstandene Gewitterlinie noch ganz schön gemausert. In Triebsees gab es schließlich 36 l/qm! Das war schon wieder Unwetter! Spitzenreiter war heute Mittag aber immer noch Waren an der Müritz mit 80 Liter innerhalb von drei Tagen! Mal schauen, was bis morgen Abend in die Meßbecher gelangt. In Mecklenburg wird mit 10 – 50 Liter gerechnet!
Sonnabend, 15. Juni – Gewittertief Ludger hat sich heute wie erwartet temperamentvoll in M-V in Szene gesetzt. Das war ein (nicht nur) Wettertag, ganz nach meinem Geschmack! Einfach herrlich!
In der zweiten Nachthälfte brauten sich heftige Gewitter über Niedersachsen zusammen und begannen zu Super – Zellen zu mutieren. Das heißt, die Gewittertürme begannen aufgrund günstiger Windscherung zu routieren und konnten so schließlich reichlich Lebensenergie tanken und sich wieder in gigantische Höhen schrauben. Das langlebige und gefährliche Gewittersysten setzte sich nach Nord/Nordost in Bewegung und erreichte am morgen Schleswig – Holstein, Westmecklenburg und schließlich die mecklenburgische Ostseeküste. Vom Großraum Hannover bis knapp nach Schwerin hoch hinterließ es eine schadensträchtige Hagelspur. Außerdem kam es wie erwartet stellenweise zu sintflutartigen Regenfällen. Blitzeinschläge lösten wie bereits bei den vorherigen Gewitterlagen Dachstuhlbrände aus. Neben Sturm und Hagelschäden liefen sicher auch zahllose Keller voll Wasser. Hier einige Meßwerte vom Vormittag: Goldberg: 1 l/m, Schwerin 7 l/m, Rostock/Warnemünde: 26 l/, Kirchdorf/Poel: 42 l/qm, Carlow bei Rehna: 50 l/qm, Boltenhagen: 62 l/qm und Spitzenreiter war Rueting/Dietrichshagen bei Grevesmühlen mit 79 Liter! Wismar hat schätzungsweise um die 5 Liter bekommen. Wie mächtig dieses Superzellensystem war, konnte man aber auch in der Hansestadt spüren, als sich am späten Vormittag die Nacht einstellte. Selbst die moderaten Gewitterchen drumherum, von denen Wismar tangiert wurde, stellten ihre Blitzaktivität ein und zollten beim vorbeiziehen von Königin Superzelle ihren Respekt! Am Mittag kehrte kurz Ruhe ein, bevor sich im zentralen Mecklenburg rasch neue Schwergewitter bildeteten und Vorpommern das Fürchten lehrten. In Westmecklenburg zündete es hingegen kaum noch, da dass vorherige System zu viel Energie aus der Luftmasse holte und aufgrund der hohen Niederschläge viel Verdunstungsernergie und tiefhängende Wolken eine größere Aufheizung der immer noch sehr schwülen Luft verhinderten.
So war es natürlich gerechtfertigt, dass ich unsere Pilzwanderung im Vorfeld abgesagt habe, denn das Schwergewitter ist auch über den Gespensterwald mit voller Wucht hereingebrochen. Überschwemmte Waldwege und abgerissene Äste zeugten am Abend davon, denn ich bin dann doch noch in unser vorgesehenes Gebiet gefahren. Es ließ mir keine Ruhe, ich wollte zumindest wissen, was uns auf der nun leider ausgefallenen Wanderung entgangen wäre oder auch nicht. Ja, ich muss sagen, ist ist schade, dass sie ausfallen musste. Es ist uns eine schöne Wanderung durch ein Naturparadies verloren gegangen. Und nicht nur das, auch hinsichtlich von Frischpilzen wären wir angenehm überrascht worden. Im ausgehagerten Küstenwald konnte man fast von Frischpilz zu Frischpilz gehen. Überall im kurzen Moos die schönsten Perlpilze und Graue Wulstlinge. Zugegeben, es war recht monoton, aber hier zeigt sich, ausgelöst von den schon im Vorfeld ergiebigen Regenfällen, welches Potential in diesem Jahr im Boden steckt. Es tut sich gewaltig was. Das Dürre Jahr 2018 und die derzeit günstige Witterung macht´s möglich. Zudem kommt auch noch die Tatsache, dass der Küstenstreifen ohnehin durch den ständigen Seewind ab- und ausgetrocknet wird. Nun aber hat es sich zum Pilzparadies entwickelt und es steckt reichlich Nachschub in den Startlöchern. Ich bin mir sicher, dass hier nicht nur die genannten Wulstlinge in Massen auftreten, sondern auch einige der gesuchtesten Pilzarten dürfte es hier zu gegebener Zeit in beachtlichen Populationen geben. Die Eintönigkeit wurde von vereinzelten Frauen – Täublingen, Sklerotien – Porlingen, Lungen Seitlingen und Verschiedenfarbigen Dachpilzen aufgelockert. Dazu noch die wunderbare Lichtstimmung an diesem Abend, die immer noch Gewittertief Ludger geschuldet war. Der mitgeführte Saharastaub gab der allmählich sich zum Untergang bereit machenden Sonne eine gelbliche Eintrübung und die gesamte Landschaft wurde in ein märchenhaftes Licht getönt, wie auf alten Gemälden der Romantik mit biblischen Motiven aus dem Paradies. Ja das Paradies war es wirklich an diesem Abend! Und diesem Umstand setzte schließlich noch ein Pilzfund das I – Tüpfelchen auf, mit dem ich wirklich nicht gerechnet habe und übrigens noch nie auf einer Wanderung rechnete. Im großen und ganzen keine umwerfende Rarität, aber für mich persönlich ein Wiedersehen mit einer Pilzart, die ich wohl vor vierzig Jahren das letzte mal am Standort bewundern durfte. Zunächst traute ich meinen Augen kaum und dachte an Spielzeug oder einer auffälligen Kennzeichnung. Ich schob einige Gräser und Pflanzen zur Seite und meine zunächst ungläubige Vermutung bestätigte sich. Vor mir standen zwei unwirklich schöne und junge Eichen – Rotkappen. So schön und makellos, das man kaum glauben mochte, es handele sich um echte Pilze. Ich ging in die Knie und lichtete sie am Standort ab, ohne sie überhaupt berührt zu haben. Die Pilze standen tatsächlich so dort, wie auf unterem Foto zu sehen. Nur keine Eiche in unmittelbarer Nähe. Die gab es hier zwar auch, aber zu weit weg, um mit den Pilzen in Verbindung zu stehen. Also Laubwald – Rotkappe, welche natürlich nach meiner Auffassung, nur die Eichen – Rotkappe sein kann! Hier kann ich auch die Beobachtung unseres Vereinsmitgliedes Andreas Herchenbach bestätigen, die Eichen – Rotkappe kommt auch ohne diese aus und geht mit der Buche eine Lebensgemeinschaft ein. Warum auch nicht. Der Fichten – Steinpilz ist bei uns häufig unter Buchen zu finden, genauso wie der Eichen Steinpilz sich unter Buchen wohlfühlt!
So brach ich erst zur Abenddämmerung wieder zur Fahrt nach Wismar auf und kurz bei meiner Ankunft rundete ein buntes Feuerwerk am Horizont anlässlich des Wismarer Hafenfestes einen ganz besonderen Tag ab, einen, der sich im Gedächtnis einbrennen wird und aus dem Allerlei der Alltäglichkeit heraus ragt! Ein gesonderter Bericht folgt in Kürze!
Sonntag, 16. Juni – Nun hat es überall ausreichende Niederschläge gegeben und wir dürfen gespannt sein, was sich tut. Wir haben erst Mitte Juni und nicht August oder September! Dennoch dürfte sich ein für die Jahreszeit überdurchschnittlich gutes Pilzaufkommen einstellen. Natürlich etwas differenziert im zeitlichen Ablauf und in den verschiedenen Wäldern, Parks und Regionen. Abzuwarten bleibt nun, zumindest hinsichtlich der beliebten Röhrlinge, welche Rolle der Mond tatsächlich spielt. Die Anhänger der Mond – Theorie schwören darauf, das Steinpilz und Co. erst bei zunehmenden Mond wieder an den Start gehen. Das wäre dann erst ab Anfang Juli. Aber genau weiß ich nicht, was eigentlich damit wirklich gemeint ist, dass bei zunehmenden Mond die Pilze besser wachsen sollen. Ich gehe davon aus, dass hier die Röhrlinge oder Champignons gemeint sind. Da heute Nacht Vollmond ist und wir dem abnehmenden Mond entgegen gehen, dürfte zunächst nicht viel zu erwarten sein. Geht es nach meinen Erfahrungen, könnte es ab der übernächsten Woche wieder losgehen, zumindest mit einem neuen und ersten ergiebigen Röhrlings – Schub. Allen voran natürlich die wärmeliebenden Sommer – Steinpilze. Pfifferlinge sollten nun allmählich zahlreicher werden und natürlich vieles mehr, was den fortgeschrittenen Hobby – Mykologen erfreut. Warten wir`s ab.
Das Wetter dürfte weiter mitspielen. In den nächsten Tagen heizt es sich wieder ordentlich auf (gut für unsere wärmeliebende Arten), aber heftige Gewitter stehen auch schon wieder in den Startlöchern. Schon ab Dienstag Nachmittag/Abend kann es vereinzelt wieder blitzen und donnern, bevor zum Mittwoch/Donnerstag unwetterartige Gewitter aufziehen. Das Spiel, dass wir nun schon seit zwei Wochen gewohnt sind, geht in die Verlängerung. So kann es bis zum Herbst weitergehen und so sieht für mich ein Traumsommer aus! Das schlimmste Unwetter für mich sind Wochen- und monatelange Dürre, Sonne und Hitze ohne nennenswerte Niederschläge, so wie im letzten Jahr. Blitz und Donner gehören nun mal zum Sommer und runden einen schönen Sommertag erst richtig ab.
Montag, 17. Juni – Frische Champignons tauchen jetzt verstärkt auf. Sie eröffnen zumindest gebietsweise einen neuen Wachstumsschub, der den Gewittern in der Nacht vom 07. zum 08. Juni geschuldet ist. So wurden mir heute frische Weiße Anis- und Wiesenchampignons in die Beratung gebracht. Bei einer abendlichen Info – Tour konnte ich ebenfalls an Zeigerstellen frische Anis- und einen schönen Riesen – Champignon finden. Am Abend hing schließlich noch ein Beutel mit einem kapitalen Anis – Champignon an der Eingangstür des Ladens. Bei den erwähnten Gewittern sind damals beispielsweise in Keez 17 Liter im Messbecher gelandet und Wismar hatte um die 15 Liter. Nicht umwerfend zu dieser Jahreszeit, aber es tut sich wieder etwas. Geht es nach dem Mond, dürfte aber nichts mehr großes nachkommen? Unsere Vereinsfreundin Bärbel Wirth meldete jedoch aus Gallentin einen sich anbahnenden Schub von Netzstieligen Hexen – Röhrlingen. Ich denke, wir dürfen ab sofort mit weiteren Erfolgen rechnen. Differenziert im zeitlichen Ablauf und auch in den Erträgen, je nach dem, wann und wieviel es in den jeweiligen Regionen auslösend geregnet hat. Der Trend zeigt also eindeutig nach oben und ich hoffe, der Mond macht uns keinen Strich durch die Rechnung unter dem Motto: es kann nicht sein, was nicht sein darf!
Das Wetter dürfte jedenfalls mitspielen. Morgen und am Mittwoch hochsommerlich warm, aber mit wieder zunehmender Gewitterneigung. Erste Gewitter sind schon morgen besonders in Schleswig – Holstein möglich und vieleicht wird am Abend auch der äußerste Westen Mecklenburgs bereits tangiert. Richtig zur Sache gehen soll es dann aber am Mittwoch mit einem neuen Gewittertief. Ab dem Nachmittag ist dann verbreitet mit teils heftigen Gewittern zu rechnen. Danach soll es für einige Tage abkühlen auf angenehmem Temperatur – Niveau. Für die nächste Woche deutet sich dann ein neuer Hitzevorstoß aus Afrika an und dann könnte es zumindest im Süden und Osten Deutschlands extrem heiß werden. Heftige Gewitter sind auch hier wieder vorprogrammiert!
Dienstag, 18. Juni – Das war heute schon grenzwertig mit der schwülen Hitze. Morgen kann es ähnlich werden mit zunehmender Gewittergefahr am Nachmittag und Abend. Erste Entwicklungen gab es heute schon in Schleswig – Holstein. Danach soll angenehmere Luft mit einigen Schauern einfließen. Für die nächste Woche verdichten sich die Signale für Rekordverdächtige Hitze. Die neuesten Berechnungen des amerikanischen Wetterdienstes, und diese lagen in der Vergangenheit gar nicht so schlecht, berechnen mehrere Tage hintereinander Temperaturen zwischen 35 und knapp 40 Grad im Schatten. Unsicher ist noch, in welchen Regionen Deutschlands sich diese Affenhitze am stärksten bemerkbar machen dürfte. Wetter – Online sieht sie derzeit nicht bei uns in Mecklenburg, aber auf einer Grafik bei Kachelmann – Wetter könnte es möglich sein, das auch wir davon etwas abbekommen könnten. Sicher scheint jedoch jetzt schon, dass der Juni einer der wärmsten der letzten Jahre werden wird. In Ostdeutschland könnte er sogar der heißeste seit Beginn der Wetteraufzeichnungen vor 130 Jahren werden. Das Gute daran war bisher, dass er uns immer wieder kräftigen Gewitterregen brachte.
So zeigen sich nun eindeutige Zeichen eines neuen Wachstumsschubes, ausgelöst in der Gewitternacht vom 07. auf den 08. Juni. Im Parkrasen vor meiner Haustür stehen unzählige Gilbende Erdritterlinge und dazwischen schieben teils büschelig junge Netzstielige Hexen – Röhrlinge. Ich kontrollierte daher kurz die Sommersteinpilz – Plätze im Seeblickpark. Ergebnis: Sie schieben mit Macht durch den harten Mergelboden, teils dicht an dicht, so dass man aufpassen muss, wo man seinen Fuß hinsetzt! Der erste nennenswerte Schub von Sommersteinpilz und Co. in diesem Jahr startet durch und das bei abnehmenden Mond! Vergessen wir diese Theorie. Der Mond hat mit dem Pilzwachstum rein gar nichts zu tun. Einzig auslösend sind ergiebige Niederschlagsereignisse oder ganz natürliche Wachstumsschübe bei Dauerfeuchtigkeit etwa alle vier Wochen in der Regel. Darauf sollte man achten, will man Erfolg haben. So mancher Korb kann in den nächsten Tagen und Wochen gut gefüllt werden.
Mittwoch, 19. Juni – Nach dem ich erst wieder am späten Nachmittag, bei unangenehmem, etwas kompliziertem und potentiell gefährlichem Wetter zu meiner Mittwochs – Exkursion in die Spur kam, gestaltete sich diese auch durchaus zwiespältig. Ziel war der Messtischblatt – Quadrant 2237/3. Hier gibt es reichlich Auswahl für Pilzexkursionen. So das Stegenholz, die Windmühlen Tannen und das recht große Gebiet im Rosenower Wald, das zu früheren Zeiten zum Staatsforst Turloff gehörte. Da aber Gewittertief Momo sein Unwesen trieb, wollte ich mich nicht zu tief in den Wald einarbeiten, so dass ich, falls es brenzlig werden würde, jederzeit aufbrechen konnte, um Schutz zu suchen. So steuerte ich zunächst das Stegenholz an. Überwiegend, teils verbuschter Buchenwald, mit Feuchteinseln auf schwereren Böden. Es war im Vergleich zum letzten Mittwoch recht artenarm. Allerdings begrüßten mich hier gleich drei Sommersteinpilze und ein Flockenstieliger Hexen – Röhrling sowie wenige Täublinge. Gerademal ein halbes Stündchen im Revier, drohten auch schon brodelnde Wolkentürme und leises Donnergrollen. Also Abbruch und raus aus dem Holz! Ich fuhr nach Keez und machte unterwegs noch schöne Wolkenfotos von den aufziehenden bzw. sich gerade entwickelnden Gewittern. In Keez gab es dann ein kleines, feierliches Abendbrot im Kerzenschein mit Irena und Jonas. Das Gewitter streifte knapp vorbei und danach fuhren Irena und ich noch kurz vor dem dunkel werden in die Windmühlen Tannen, die ebenfalls zu meinem Quadranten gehören. Sandig und vielfach mit Nadelbäumen bestanden. Allerdings hat die Forst hier in der letzten Zeit mächtig gewütet und im großen Stil geholzt. Hier hatte es zwar in der zurück liegenden Zeit auch mächtig geschüttet, aber die Hitze der letzten beiden Tage hatte den wenigen, vorhandenen Frischpilzen, stark zugesetzt. Unter dem Strich hatte es sich heute kaum gelohnt und die Hitze tat ihr übriges. Ein kleiner Bericht folgt in Kürze.
Während es in Keez und Wismar weitgehend trocken blieb, hat es besonders den äußersten Westen Mecklenburgs wieder teils heftig erwischt. Da die Gewitter aber recht zügig unterwegs waren, gab es meist keine großen Regenmengen, trotz heftiger Wolkenbrüche. Aber auch zwischen Wismar und Rostock und auch im Großraum meiner heutigen Mittwochsexkursion gab es heftige Gewitterschauer.
Gegen Mitternacht bin ich dann mit dem Roller gemütlich nach Wismar gefahren. Eine romantische Frühsommernacht vom feinsten. Der Himmel war unterschiedlich bewölkt, so dass teilweise ein Hauch der „weißen Mittsommernächte“ zu erahnen war. Im Osten ging blutrot der Mond auf und im Norden und Südwesten erhellte Wetterleuchten von fernen Gewittern den Horizont.
Donnerstag, 20. Juni – Die Abende sind ja nun lang und es ist lange hell. Bis 18.00 Uhr war heute Sprechzeit, in der mir übrigens sehr schöne Netzstielige Hexen – Röhrlinge aus dem Stadtgebiet vorgelegt wurden. So bin ich am Abend noch zu einer kleinen Info – Tour in den Haushalt Forst gefahren – tote Hose! Ein Frauen – Täubling an der produktivsten, mir bekannten Stelle, und wenige vertrocknete Rotfüßchen. Ich brach rasch ab und drehte noch eine kleine Runde auf dem Wismarer Friedhof, bei der ich fast eingeschlossen wurde, denn um 21.00 Uhr wird hier dicht gemacht. Ich bemerkte beim fotografieren gar nicht, wie schnell die Zeit verging. Hier sah es natürlich besser aus, aber auch nicht überschwänglich. Ein Grund dafür war, dass hier kürzlich der Rasenmäher rüber ist, genau so wie bei meiner Pracht vor der Haustür. Alles zerstückelt! Aber es gibt kurzmoosige Bereiche und ausgehagerte Standorte, sowie einige Bereiche in Randlage, die nicht bewirtschaftet werden. Hier wuchs dann auch einiges, aber nichts besonderes. Die üblichen Verdächtigen wie Netzstielige Hexen – Röhrlinge, Fransige Wulstlinge und Champignons. Eine größere Gruppe mit ca. 20 Exemplaren in allen Größenordnungen und schon von weiten zu sehen. Ich war mir sicher, so eine große Gruppe, das können nur Karbol – Egerlinge sein. Aber weit gefehlt. Alles wunderschöne Weiße Anis – Champignons! Direkt zwischen ihnen schoben junge Fransige Wulstlinge. Vereinzelt die ersten Blaublättrigen Täublinge der Saison.
Da Wismar bei den letzten Gewitterlagen nichts bzw. nichts großes an Regen mehr abbekommen hat, wird hier auch bald wieder Ebbe sein. Nennenswerter Regen rückt, stand heute Abend, für uns in weite Ferne! Statt dessen rollt in der nächste Woche afrikanische Hitze direkt aus der Wüste an. Die wird vieles platt machen, was ihren Hut aus dem Erdboden schiebt. Einzig in schattigen Wäldern und in den Regionen, wo es am Wochenende besonders heftig geschüttet hat, dürfte noch Hoffnung bestehen. Anders als die letzten kurzen Hitzewellen, wird die Luft wohl Knochen trocken sein und die Sonne hat ihren Höchststand erreicht. Das wird einfach tödlich! Die neusten Wettermodelle von heute Abend rechnen regional mit Höchstwerte bis 41 Grad! Das gab es in einem Juni noch nie, sollte es so kommen. Das gleiche Model gibt allerdings für uns in M-V Entwarnung. Im großen und ganzen dürfen wir wohl bei 25 – 30 Grad fast schon frieren. Aber das alles ist noch nicht in Papier und Tüten. Heute morgen jedenfalls wurde auch bei uns noch tierische Hitze berechnet! Sollte die Hitze von Gewittern vertrieben werden, rechnen die Modelle diese aber nicht bei uns. Eine Möglichkeit wäre, dass ohne Regen die Strömung auf nördliche Richtungen drehen könnte und kalte Luft aus dem hohen Norden einfließen würde. Aber all das ist reine Spekulation. Warten wir ab, was die Natur mit uns vor hat.
Freitag, 21. Juni – Heute Vormittag inspizierte ich kurz den Seeblick – Park im Wismarer Stadtteil Wendorf. Im Vergleich zum letzten mal, wo im Prinzip nur zahlreiche und noch sehr kleine Sommersteinpilze schoben, sind nun auch wieder einige Hexen, Champignons, Täublinge, Perlpilze und auch Pantherpilze vertreten. Viele Sommersteinpilze waren erwartungsgemäß geschnitten, aber es schoben auch immer noch junge nach.
Pilzfreundin Angelika Boniakowski nutzte das angenehme Wetter zu einer längeren Tour durch ihren Hauswald. Mit dem Ergebnis war sie zufrieden. Für ihre Verhältnisse gut Sommersteinpilze und auch schon richtig ansehnliche Blasse Laubwald – Pfifferlinge. Ansonsten schoben Perlpilze und Graue Wulstlinge. Interessant war, dass auf einem Ende des großen Waldgebietes kaum etwas los war und auf dem anderen Ende war es erfolgreich. Wenn wir uns die stark abgegrenzten Niederschlagskerne der einzelnen Gewitter anschauen, könnte dieses der Grund sein. Siehe unter „Mittwochsexkursion am 19.06.2019“.
Heute ist nun kalendarischer Sommeranfang. Am 1. Juli beginnt er auch an der Pilzfront. Derzeit befinden wir uns noch im Frühsommer – Aspekt. Dieser verläuft bis dato eher durchschnittlich. Dafür ist es wettertechnisch nach dem unterkühlten Mai schon lange sommerlich und was jetzt auf uns zukommen könnte, kann man, sollte es so kommen, schon historisch nennen! Aber die Unsicherheiten in den einzelnen Berechnungsmodellen sind groß. Wetter – Online lässt es ab Montag auch bei uns wieder deutlich wärmer werden, aber um die Wochenmitte soll es vorübergehend abkühlen, um am Freitag dann auch bei uns Hitze von 30 – 35 Grad zu rechnen. Eine andere Variante lässt es schnell und noch deutlicher abkühlen und die Hitze gar nicht erst so richtig zu uns vorstoßen. Die neuesten Wettermodell – Läufe von heute Abend, die man bei Kachelmann – Wetter durchklicken kann, berechnen die Entwicklung ebenfalls unterschiedlich. Das ECMWF – Modell deutet nach relativ großer Hitze fast für ganz Deutschland einen Temperatursturz auf normale Sommerwerte ab Mittwoch an. Das Global German Standard Modell ist da ganz anderer Meinung. Sehr warm, teils auch heiß, aber nichts extremes in M-V bis Mittwoch, danach Vorstoß großer Hitze auch bis zu uns. Und das wäre dann wirklich historisch und noch nie da gewesen. Unglaubliche Werte beispielsweise für Freitag kommender Woche. Nachmittags und Abend – Temperaturen in M-V und Brandenburg zwischen 40 und 42 Grad. Nachts um 2.00 Uhr weiterhin brütende Hitze zwischen 32 und 36 Grad! Das dürfte nicht nur für die meisten Pilze tödlich sein, auch für viele Menschen könnte dieses Szenario gefährlich werden!
Übrigens hat es in der vergangenen Nacht noch verbreitet geregnet und gewittert. Hier einige Messwerte: Boltenhagen: 3 Liter, Schwerin: 4 Liter, Goldberg 10 Liter und Spitzenreiter war Feldberg in Vorpommern mit 24 Liter. Hier fielen die Gewitter wieder unwetterartig aus! Angesichts der Hitzeglocke, die uns in der nächsten Woche heimsuchen könnte, wird auch dieses Wasser rasch verdampfen!
Sonnabend, 22. Juni – Heute war ich mit Studenten aus Stralsund zu einer individuellen Pilzwanderung verabredet. Den Termin hatten wir bereits im April klar gemacht, nur den Zielwald noch nicht. Da am Abend gemeinsames Pilze Braten bei ihnen auf dem Programm stand, sollte es ein Gebiet sein, wo dieses Vorhaben nach Möglichkeit abgesichert werden kann. Ich schlug daher den Gespensterwald vor, da hier am vergangenen Sonnabend starke Regenfälle rüber sind und auch viele essbare Wulstlinge in den Startlöchern standen. Zu dem ist es auch ein relativ zentrales Waldgebiet in der Nähe von Rostock, so dass wir uns praktisch auf halber Strecke zwischen Wismar und Stralsund trafen. Das Wetter war bestens. Sonnig und angenehme Temperaturen. So entdeckten die jungen Leute nicht nur ein ergiebiges Pilzrevier, sondern auch ein ganz besonders schönes Fleckchen Natur, so dass sie voll und ganz begeistert waren. Die Pilzpfanne war am Ende auch gesichert.
Noch kurz zum Wetter. Die Hitze kommt, aber sehr wahrscheinlich nicht so extrem wie noch gestern ein Modell gerechnet hatte. Nach aktuellem Stand geht es bis etwa Mitte der Woche rasant nach oben, aber bei 30 – 35 Grad ist bei uns wohl Schluss. Das macht uns gar nichts, sind wir ja schon irgendwie gewohnt. Danach streift uns wohl ein Tief über Skandinavien mit kühlerer Luft aus Nordwesten. Wenn diese durchgeschwenkt ist, könnte die Hitze allerdings in Richtung nächstes Wochenende noch mal zu uns hochschwappen. Die 40 Grad sind aber für den Südwesten Deutschlands noch nicht vom Tisch.
Sonntag, 23. Juni – Heute starteten wir zu einer Vereinsexkursion in den Wald bei Kletzin, unweit von Dorf Mecklenburg. Der Wald stellt einen Ausläufer der ehemals Großherzoglichen Forst Moidentin dar. Überwiegend Laubwald auf besseren Böden, mit einigen Fichten- und Lärchenbereichen. Zu früheren Zeiten habe ich von hier im Herbst gerne Hallimasch zur Versorgung der Wismarer Bevölkerung mit Waldpilzen zum Verkauf geholt. Heute sah es in punkto Frischpilze sehr dürftig aus. Im Anschluss fuhr ein Teil der Pilzfreunde noch zum Schweriner Schlossgarten bzw. den Parkanlagen drumherum. Ebenfalls trostlos. Wenige Hexen – Röhrlinge und Täublinge sowie vertrocknete Pantherpilze. Und vertrocknet, dass wird der Trend in der nächsten Woche sein. Die Hitze kommt nun bis Mittwoch auch zu uns. Zwar keine 40 Grad, aber 35 sollten auch reichen, um dem Pilzaufkommen arg zuzusetzen. Einzig in schattigeren Laubwäldern, die von den stärksten Regenfällen der letzten Zeit tangiert wurden, sollte vielleicht noch etwas möglich sein. Das Wüstenklima soll die ganze kommende Woche anhalten und nennenswerter Regen ist für Mitteleuropa im Mittelfristtrend nicht zu sehen. Eine Kaltfront, die in der Nacht zu Donnerstag von Nordwesten durchzieht, bringt höchstens einige lockere Wolken und vielleicht auch mal einen Blitz mit. Vor allem aber kühlere Luft, so dass wir in den Nächten oder gegen morgen mal wieder durchlüften können, bevor sich zum Wochenende die Hitze auch bei uns wieder einschleichen soll. Mal schauen, ob sich in der übernächsten Woche wieder eine wechselhaftere und kühlere Witterungsphase durchsetzen kann. Es ist der Siebenschläfer – Zeitraum, an dem in der Regel die Weichen für den Hochsommer gestellt werden. Soll es wirklich ein gutes Pilzjahr werden, so ist dieses unbedingt erforderlich.
Montag, 24. Juni – Manchen war es heute schon wieder zu warm, wir hatten aber nur einen ganz normalen Sommertag mit um die 25 Grad. Morgen und Mittwoch wird es dann auch bei uns heiß, mit einer tropischen Nacht auf Dienstag zu Mittwoch. Dann bringt eine Kaltfront dem Norden die Erlösung. Nur noch sommerlich warme Luft fließt ein und die Nächte werden wieder angenehmer zum Durchlüften. Am Wochenende kommt die Hitze kurz zurück, bevor schwache Tiefausläufer wieder eine Abkühlung bringen. In der nächsten Woche soll es leicht wechselhaft mit allmählich ansteigender Schauer und Gewitterneigung werden. Danach könnte sich die nächste Hitzewelle aus dem Mittelmeerraum zu uns in Bewegung setzen. Ob im weiteren Verlauf dann auch wieder stärkere Regenfälle aufziehen, ist derzeit fraglich. Was bedeutet das für uns Pilzliebhaber?
Auf unseren Sanderflächen dürfte das trockene und zeitweise heiße Wetter voll durchschlagen und hier brauchen wir zunächst kaum mehr etwas erwarten. Hoffen wir, das vorgebildete Pfifferlinge in tiefen Moosen das Wüstenklima überstehen. Ein Pfifferlings – Sommer braucht viel Regen und gemäßigte Temperaturen. In den schattigen Laubwäldern, in denen es bei den jüngsten Gewitterlagen hohe Regenmengen gab, sollte es weiterhin und örtlich sogar zunehmend frisches Material geben. Ich denke da an die Bereiche ganz im Westen und Nordwesten, aber auch weiter östlich einer Linie Wismar – Schwerin und am Küstenstreifen. In Vorpommern sowieso, denn dort hat es gebietsweise mehr geregnet als in Mecklenburg. Auch die kühleren Nächte ab Mittwoch dürften sich günstig auswirken.
Heute habe ich die Pilzausstellung erneuert. Hier einige Arten die neu in diesem Jahr dabei sind oder bei der letzten Erneuerung, die ich hier nicht erwähnt habe, erstmals dabei waren: Blaublättriger Weißtäubling, Honig – Täubling, Pfeffer – Röhrling, Rotfuß – Röhrling, Gemeine Stinkmorchel, Fransiger Wulstling, Netzstieliger Hexen – Röhrling, Weißer Anis – Champignon, Karbol – Champignon, Stadt – Champignon.
Dienstag, 25. Juni – Heute war es auch bei uns richtig mollig. Unangenehm drückend war die Luft bei um die 30 Grad, aber nicht Rekord heiß. Das haben wir im letzten Sommer mit 37 Grad schon deftiger gehabt. Aber auf 36 Grad ging es irgendwo im Rheinland hoch und vereinzelt wurde dort sogar ein Juni – Rekord aufgestellt. Morgen verlagert sich die ganz große Hitze auch in den Nordosten. In Brandenburg/Berlin, Sachsen – Anhalt und Thüringen könnte die 40 Grad – Marke angekratzt werden. Dort wird es also richtig tierisch! In Nordwestmecklenburg dürfte sich zum Nachmittag oder gegen Abend die angekündigte Abkühlung bemerkbar machen, aber der Südosten Vorpommerns könnte noch etwas von der tierischen Hitze abbekommen. Hier sind am Nachmittag auch vereinzelt Hitzegewitter möglich. Danach können wir für zwei Tage durchatmen und durchlüften, bevor sich die Hitzeglocke am Wochenende auch wieder bis zu uns in Bewegung setzt. In der nächsten Woche soll es dann in Norddeutschland deutlich abkühlen. Eine Nordlage baut sich auf. Denkbar ungünstig für unsere Belange und Hoffnungen. Eine Nordlage ist meist niederschlagsarm und relativ trocken. Nennenswerter Regen rückt deshalb in weite Ferne und wir dürfen uns auf die Sommerpause freuen. Da diese Entwicklung im Siebenschläfer – Zeitraum stattfindet, ist es kein gutes Omen auf einen pilzreichen Sommer. Hoffen wir auf einen guten Herbst und sind dankbar, dass der Frühsommer uns wenigsten schon mal einen kleinen Vorgeschmack geliefert hat.
So sollten in dieser und in der nächster Woche noch unbedingt die Wälder und Parkanlagen begutachtet werden, die von den starken Regenfällen der letzten Gewitterlagen beehrt wurden. Hier ist noch so manche Überraschung möglich. Wenn man bedenkt, dass bei sonnigem Wetter zu dieser Jahreszeit 5 l/qm täglich verdunsten sollen, wird aber auch hier in absehbarer Zeit Schluss sein.
Mittwoch, 26. Juni – So heiß wie heute war es seit 70 Jahren nicht mehr im Juni in Deutschland! In Coschen, in Brandenburg, wurden 38,6 Grad gemessen! So heiß war es bei uns nicht, aber nach einer tropischen Nacht ging es schon am Vormittag wieder rasant auf über 30 Grad. In Bad Doberan war es sogar so heiß, das sich die Gleise der dortigen Schmalspurbahn Molli verbogen und der Betrieb zeitweise eingestellt werden musste. Am späteren Nachmittag erreichte uns schließlich die kühlere Luft. Bei lebhaftem Wind ist es jetzt, am späten Abend, spürbar frischer geworden. Durchlüften ist nun angesagt. Aufgrund der großen Hitze bin ich heute auch erst am Abend zu meiner Mittwochsexkursion gefahren. Der letzte Quadrant aus MTB: 2237 war an der Reihe. Zunächst stattete ich dem Mustiner Holz einen Besuch ab. Laub- und Nadelwälder auf Sandboden mit einem tief eingeschnittenen Bachtal. Im Anschluss fuhr ich in das Herrenholz. Teils schwerer, sandig – lehmiger Boden, teils Sandboden. Buchen und Fichtenforste. In beiden Wäldern gab es kaum Frischpilze. Es war trostlos. Durch die Hitze und der damit verbundenen Trockenheit waren auch keine Kleinarten mehr vertreten. Ein kurzer Bericht folgt in Kürze. Am Sonnabend soll eine geführte Lehrwanderung hier her gehen. Vielleicht setze ich aber in den Staatsforst Tarnow um.
Donnerstag, 27. Juni (Siebenschläfer) – Nicht der heutige Tag alleine, sondern der Zeitraum vom 27. Juni bis zum 07. Juli gilt als Siebenschläfer – Zeitraum. Mit relativ hoher Wahrscheinlichkeit werden in diesem Zeitabschnitt die Weichen für den Hochsommer gestellt. Also genau auch für den Zeitraum unseres Sommers – Aspektes (Juli – Mitte August). Und da sieht es für uns nicht gut aus, aber für die Ostsee – Urlauber und der damit verbundenen Wirtschaft bestens. Hochdruck soll die nächsten zwei Wochen Regieren und Regen ist bis auf wenige Schauer nicht mehr in Sicht. Dabei läuft die Hitze am Wochenende nochmals zur Höchstform auf. Wem es bis jetzt noch nicht heiß genug war, kann sich auf Sonntag freuen. Dann darf bei 35 Grad direkt am Strand und bis zu 41 Grad im Binnenland richtig geschwitzt werden! Gestern sind schon einige Juni – Rekorde gepurzelt und diese dürften am Sonntag reihenweise fallen. Schon jetzt steht fest, es war der heißeste Juni seit Messbeginn. In M-V war er beispielsweise fünf Grad wärmer als im Mittel und das ist enorm! In Kürze wird die Landschaft wieder das gewohnte Bild aus dem letzten Sommer zeigen, nämlich braun statt grün. Welche Auswirkungen das an der Pilzfront haben wird, brauche ich wohl nicht weiter erörtern. Das mit dem guten Pilzjahr wird wohl nichts! Aber vielleicht können wir noch einen Super – Pilzherbst erleben. Das Rezept dafür hält Petrus in der Hand!
Freitag, 28. Juni – Heute stand wieder ein kleiner Imbisstag auf dem Programm. Pilzpfanne war angesagt, bestehend aus Maipilzen, Stockschwämmchen, Hallimasch, Wiesen – Champignons und wenigen Pfifferlingen. Dazu erfrischendes Gemüse. Auch Glaskirschen waren im Angebot. Alles, auch dieses mal wieder, im 1 – Mann – Betrieb. Die Zeiten sind vorbei, an dem sich einige Pilzfreunde der Gemeinnützigen Gesellschaft gerne einbrachten. Unsere aktivsten sind nun leider über 80 und ich kann und möchte sie nicht mehr einbinden und damit belasten. Irena ist meist durch ihre unmöglichen Arbeitszeiten verhindert und hat auf ihrem Grundstück genug zu tun. Es wird immer schwieriger Mitstreiter zu finden, die sich für die Allgemeinheit engagieren.
Eigentlich bin ich dumm, dass ich immer noch versuche den Steinpilz – Wismar am Leben zu erhalten, aber er ist nun mal mein Lebensinhalt! Man ist als Hartz IV Aufstocker, mehr ist meine lebenslange Arbeit in der Pilzaufklärung und den vielen, anderen Facetten, die ich mit abzudecken versuche, der Gesellschaft nicht wert, das letzte Glied! Viel Geld musste ich dem Staat zurückzahlen, als es mal etwas mehr für die DBU – Kartierung gab. Es ist nicht möglich, und das ist so gewollt, eine kleine Rücklage zu bilden. Immerhin ist für die Finanzierung des Info – Zentrums nicht die Gemeinnützige Gesellschaft zuständig, sondern ich als Privatperson. Wer sich mit Pilzen beschäftigt, ist in den Augen der meisten Menschen dort angesiedelt, wo wir diese Lebewesen meist vorfinden. Das nichts auf unserem Planeten, was lebt, eine Möglichkeit hätte, zu Existieren, gebe es diese allgegenwertigen und überall präsenten Geschöpfe aus dem Pilzreich nicht, darüber wurde und wird von den meisten Menschen nicht einmal im Ansatz nachgedacht. Politik und Wirtschaft setzen andere Maßstäbe. Wir alle haben uns dem Wachstum unter zuordnen und dieser soll vor allem die Konten der Mächtigen in Politik und Wirtschaft füllen. Vieles auf Kosten unserer Natur und Umwelt und auf dem Rücken vieler Menschen, dazu immer schneller, effektiver und rationeller. Immer schneller richten wir unsere eigene Lebensgrundlage zu Grunde durch unverantwortliches Wirtschaften aus niedersten Instinkten, nämlich der Gier nach Geld und Geld bedeutet Macht!! Mein Fehler ist, dass ich mich dieser „Gesetzmäßigkeit“ nicht unterordnen möchte und will. Firmen brauchen Aufträge und der Staat die Steuern. So wird gebaut und versiegelt und die Bodenschätze der Erde entzogen. Autos müssen immer größer und schneller werden. Das sollen nur wenige Beispiele sein. Da hilft schließlich nur wertvolle Landschaften unter Naturschutz zu stellen. Dann kommt die andere Klientel zum tragen, nämlich die, die den Menschen hier fast alles verbieten möchten. Verbote ohne Ende bis hin zum Pilze sammeln. Dieses Tun und Handeln ist genauso fatal! Beispiel: Steinpilz – Schwämme im Wirtschaftswald. Wie kann der Steinpilz oder noch besser, der Grünling, um eine bekannte Pilzart zu nennen, in einem Wirtschaftswald unter Naturschutz stehen? Ein Unding! Mitnehmen, soviel man für sich braucht und verarbeiten kann. Den Grünling allerdings lieber nicht, obwohl es gerade dieser zur Arterhaltung am nötigsten hätte, aber er ist nun mal ein potentieller Giftpilz. Da haben radikale und obendrein noch durch Unwissenheit sich auszeichnende Naturschützer den Behörden eine Einnahme – Quelle schmackhaft gemacht. Aber es sind auch andere Aspekte, wie die Eigentumsfrage zu berücksichtigen. Wenn wir Pilze sammeln und den Besitzer des Waldes nicht vorher gefragt haben, ist das Diebstahl. So werden wir irgendwie alle kriminell, auch wenn es dem Eigentümer in den meisten Fällen egal sein sollte. Ich selber bin Mitglied im NABU und bin mit 48 Euro im Jahr dabei, damit die Natur erhalten wird. Aber mit hoffentlich sinnvollen Maßnahmen unter Einbezug und nicht Ausgrenzung des Menschen. Es ist schon pervers zu nennen, Geld dafür ausgeben zu müssen, um unsere eigene Wiege zu erhalten! Genauso pervers ist es Waldflächen, Seen und Ackerland an Großaktionäre und Bodenspekulanten zu veräußern. Aber es ist kapitalistisches Programm und wer gegen dieses Wirtschaftssystem ist, ist verdächtig, womöglich ein potentieller Gefährder? Wer hier was gefährdet, möchte ich nicht weiter erörtern. Das überlasse ich gerne intelligenteren Menschen und Philosophen, denn schließlich ist alles doch nicht so einfach, wie ich es hier in Kürze auf den Punkt zu bringen versucht habe. Immerhin möchte ich auch nicht zu den Vereinfachern zählen, ein neuer Begriff für populistisch denkende Menschen.
Sonnabend, 29. Juni – Eine öffentliche Lehrwanderung führte heute in den Kreuzgrund und nicht wie geplant, in das Herrenholz. In diesem war ich am vergangenen Mittwoch im Rahmen meiner Mittwochsexkursionen unterwegs und was ich dort an Frischpilzen fand, war kaum der Rede wert. So besuchten wir den Staatsforst Tarnow, in den der Kreuzgrund mit dem Boitiner Steintanz integriert ist. Das Wetter war wunderbar sommerlich und noch nicht zu warm. An der Pilzfront sah es auch hier sehr bescheiden aus, aber dennoch konnten wir hin und wieder durchaus etwas finden. Es reichte am Ende sogar bei unserer einzigen Teilnehmerin für eine kleine Mischpilzmahlzeit. Der Bericht dazu folgt in Kürze.
Morgen soll es nun auch bei uns noch einmal tierisch heiß werden. Es sind die gerade erst am Mittwoch erzielten Hitzerekorde für Juni in Gefahr. Der Tag läuft wohl wettertechnisch sehr ähnlich ab wie am letzten Mittwoch. Rasanter Temperatur – Anstieg in schwindelerregende Höhen und in schwüler, stickiger Luft. Nahezu unerträglich. Am späten Nachmittag oder Abend greift eine neue Kaltfront von Nordwesten über und bläst die Hitze fort. An der vorlaufenden Konvergenz kann es zu einem abrupten Windsprung kommen. Normalerweise wären damit heftige Gewitter verbunden, aber die Parameter dafür sind nicht vorhanden. Dennoch ist ein ganz vereinzeltes Gewitter nicht ganz ausgeschlossen. Trotzdem kann dieser Windsprung sehr gefährlich werden. Praktisch bei Sonne pur kann ganz plötzlich ein schwerer Sturm aufkommen mit heftigsten Böen! Also Vorsicht morgen, insbesondere im Wald – Windbruchgefahr!
Am Montag soll schließlich auf dem Kalender der Hochsommer beginnen. Einzug wird allerdings bei uns an der Küste der Herbst halten. Anders, als ich noch vor kurzem im Tagebuch schrieb, werden sich die Urlauber über diesen Wetterwechsel nicht freuen, denn bei oft starkem Wind an den Folgetagen ist nichts mit Baden, weder in der Sonne, noch im Wasser. Wärmende Herbstkleidung wird bis auf weiteres angesagt sein. Ein Tief über Skandinavien zieht immer wieder sehr kalte Luft aus dem Polarmeer herunter. Und diese Wetterlage scheint sehr beständig zu werden. Sie könnte bis Mitte Juli andauern. Es gibt kaum etwas nervigeres beim Wetter, wie eine derart scheußlich Wetterlage im Hochsommer. Dabei kann es zwar gelegentlich regnen, aber wohl keine ergiebigeren Mengen. Da dieses Szenario mit dem Siebenschläfer Zeitraum zusammen fällt, dürfen wir uns wohl für längere Zeit mit dem Herbst mitten im Sommer abfinden. Es wäre nicht das erste mal. Es gab vor längerer Zeit einen ähnlichen Juli mit schmuddeligem Dauergrau, Wind und einigen Spritzer Regen, wie im Oktober. Und das nahezu den gesamten Juli mit Nord – Anströmung. Das ist dann auch kein Pilzwetter, obwohl herbstlich anmutend, es sei denn, es bilden sich zwischendurch kräftigere Randtiefs, die können es dann auch mal stärker regnen lassen. So der Stand der Dinge aus heutiger Sicht. Süddeutschland wird dabei im Vorteil sein. Hier kann sich immer mal wieder der Sommer einstellen!
Sonntag, 30. Juni – Mit 35 – 37 Grad war es heute der bisher heißeste Tag in Mecklenburg – Vorpommern. Sonnige Waldränder und Wälder auf sandigen Böden dürften im großen und ganzen endgültig frischpilzfrei sein. In schattigeren Regionen, beispielsweise in unseren Buchenwäldern, könnte natürlich noch einiges die neuerliche Hitze überstanden haben, zumindest in den Regionen wo es bis vor 10 – 14 Tagen noch heftig geregnet hatte.
Der Juni ist nun auch schon wieder Geschichte. Er ist das Bindeglied zwischen Pilzfrühling und Pilzsommer. Dadurch, dass er um die fünf Grad zu warm war und Niederschläge nur sporadisch, wenn teilweise auch sehr ergiebig auftraten, konnte sich kein optimales Pilzaufkommen entwickeln. Kühl und richtig nass hätte es sein mögen und es wäre mehr zu erwarten gewesen. Natürlich war er nicht so trostlos wie im letzten Jahr, aber auch nicht deutlich über dem Durchschnitt.
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