Wetter und Pilze im Raum Nordwestmecklenburg
Tagebuch Wetter und Pilze im August 2019
Donnerstag. 01. August – Gestern Nachmittag starteten wir zu unserer kleinen Urlaubs – Rundreise in den Süden. Spät Abends suchten wir uns einen Schlafplatz an einem Waldrand.
Freitag, 02. August – Ein sommerlich warmer Tag mit einigen Schauern und Gewittern. Vom Schwarzwald ging es nach einem kurzen Abstecher in die Schweiz, zum Bodensee auf deutscher Seite.
Sonnabend, 03. August – Eine Besichtigung der Pfahlbauten in Unteruhldingen und ein Besuch der Blumeninsel Mainau im Bodensee standen heute auf dem Programm. Auch ein erfrischendes Bad in selbigem im Anschluss. Dazu gab es freundliches und warmes Sommerwetter mit einigen Regenschauern am Abend.
Sonntag, 04. August – Von der Bodenseeregion brachen wir heute in Richtung Österreich auf. In den Ötztaler Alpen besuchten wir das Ötzi – Dorf und fuhren am Abend in Richtung Kaisergebirge und von dort aus wieder nach Deutschland, wo wir in der Umgebung von Bayrischzell einen schönen Wanderer – Rastplatz zum Schlafen gefunden haben.
Montag, 05. August – Aus dem Oberbayrischen ging es wieder nach Österreich, nämlich in die Mondseeregion im Salzkammergut.
Dienstag, 06. August – Nachdem wir an einem etwas weniger idyllischen Pendlerparkplatz in Österreich übernachteten, starteten wir am Vormittag in Richtung Donau und steuerten auf Jonas seinem Wunsch eine ausgewiesene Badestelle an. Im Anschluss ging es am Grenzübergang Passau wieder nach Deutschland und wir landeten am Abend im Naturpark Bayrischer Wald.
Mittwoch, 07. August – Wir haben an der südwestlichen Ecke des Naturparkes Bayrischer Wald bei Tittling, am Dreiburgensee, einen tollen Wanderparkplatz gefunden und übernachtet. Eine wunderschöne Ecke. Von hier aus führen themenbezogene Wanderwege durch den Bayrischen Wald und den umliegenden Ortschaften und Sehenswürdigkeiten. Unter anderem auch zum und durch das Museumsdorf Bayrischer Wald. Da auch ein Schwammerlweg ausgeschildert war, waren wir hier genau richtig und er wurde von uns in Angriff genommen. Für den gemeinen Pilzsucher wären Krause Glucken in ergiebigeren Mengen dabei gewesen, sowie auch einige Pfifferlinge und Rotfüßchen. Für mich gab es allerdings einige Höhepunkte, über die ich mich riesig gefreut habe.
Donnerstag, 08. August – Wir fuhren am gestrigen Abend, es regnete sowieso, noch bis Nordbayern, in den Frankenwald, an der Grenze zu Thüringen. Hier fanden wir wieder einen annehmbaren Schlafplatz an einem Wanderer Rast – und Parkplatz, von dem man beispielsweise durch das Höllental des Flüßchens Selbitz wandern kann. Ein wunderschönes FFH – Gebiet, das zu Zeiten der deutschen Teilung Staatsgrenze zwischen DDR und BRD war. Am heutigen morgen herrschte hier aber Aufregung. Der Landkreis Hof hat den Bau einer Hängebrücke über dieses weitgehend naturnahe Gebiet beschlossen und dagegen formierte sich Widerstand. Eine engagierte Dame war völlig aufgebracht, da heute die Baumaschinen und LKW´ s anrückten, um mit dem Projekt zu beginnen. Der Landkreis Hof wirbt mit dem Höllental als Raum der Erholung und Ruhe. Nachdem hier im Jahre 2022 die dann längste Hängebrücke der Welt eröffnet werden soll, wird es wohl mit der Ruhe vorbei sein, so der BUND, der sich gegen dieses Projekt aussprach. Aber auch hier geht es wieder nur um Geld. Mehreinnahmen durch Massentourismus auf Kosten der Natur! Gerne hätten wir eine Wanderung durch das Höllental unternommen, aber der Zeitpunkt schien uns etwas ungünstig. So fuhren wir von hier aus in Richtung Heimat.
Sonnabend, 10. August – Die Gewitter vom 31. Juli haben besonders in Teilen Schleswig – Holsteins und Mecklenburgs zu hohen Regenmengen, Überschwemmungen und Sturmschäden geführt. Wie so oft gingen einige Bereiche fast leer aus. In Wismar herrscht weiterhin eher Dürre vor, während es im Raum Blankenberg/Brüel ergiebige Regenmengen gab. In Keez sind bei den Gewittern über 30 Liter im Messbecher gewesen. Besonders westlich von Rostock haben die Gewitter stark gewütet, aber auch im Raum Sternberg. Nachfolgeniederschläge durch weitere Schauer werden in diesen Gebieten nun greifen und zumindest regional einen nennenswerten Wachstumsschub von Sommerpilzen auslösen. Örtlich kann es wohl sogar richtig heftig zur Sache gehen, anderswo müssen wir uns weiter gedulden.
Heute führte eine öffentliche Wanderung durch den Holmer Wald zwischen Grevesmühlen und Dassow. Sandige Nadelwälder überwiegen hier. Auch in dieser Region hatte es in der letzten Zeit genügend geregnet, um die größte Trostlosigkeit zu beenden. So waren wir heute durchaus angenehm überrascht, dass es doch einiges an Frischpilzen gab. Meist nur kleinere Arten wie Rüblinge, Trichterlinge, Helmlinge oder Schwindlinge, aber auch schöne Speise – Täublinge. Röhrlinge waren durch frische Rotfüßchen vertreten und in den moosreichen Fichtenwäldern zeigte sich sogar eine erste und schöne Marone. Es geht also los!
Sonntag, 11. August – Wir befinden uns zwar noch eine Weile im Zeitraum der Hundstage, aber wettertechnisch werden die Weichen eher frühherbstlich gestellt. Es ist derzeit noch sommerlich warm, aber der Temperaturtrend zeigt eher nach unten. Wind und zahlreiche Schauer werden wohl die nächste Zeit dominieren. Ständige Winde sind zwar dem Pilzwachstum nicht gerade förderlich, aber der Regen kommt natürlich wie gerufen. Da er meist in Schauern fällt, wird das Nass auch weiterhin eher ungerecht verteilt werden. Die große Depression an der Pilzfront scheint aber beendet. Regional lohnt es sich durchaus die Augen offen zu halten. Irena kontrollierte heute einige Sommersteinpilz – Standorte. Ohne Erfolg, aber immerhin einige Parasole und Rotfuß – Röhrlinge. Auch in der Pilzberatung wurden mir heute frische Eichen – Filzröhrlinge vorgelegt.
Montag, 12. August – Tiefdruckgebiete sind weiterhin am Zuge. Unbeständiges Wetter mit Schauern und Gewittern ist die Folge. Bei den Temperaturen wird Achterbahn gefahren. Mal frühherbstlich kühl, mal sommerlich warm. Dazu zeitweise viel Wind und kräftige Regengüsse. Also schon ein wenig herbstlich. Damit stimmt die Witterung auf die bevorstehende Hochsaison ein, die derzeit schon zaghaft anläuft. Es wird wohl weiterhin differenziert sein, aber die eingespielte Wetterlage soll möglicherweise bis Ende des Monats weiter gehen. In einigen Ecken wird es in kürze wohl schon richtig gut werden, in anderen dauert es länger. Ich denke und hoffe, uns steht ein toller Pilzherbst bevor. Es zeichnet sich jetzt schon spannendes ab. Nicht nur die gemeinen Arten werden allmählich häufiger, auch Raritäten scheinen sich berufen zu fühlen uns in den nächsten Wochen und Monaten so manche Überraschung aufzutischen.
Dienstag, 13. August – Zahlreiche Schauer und Gewitter ziehen seit der Nacht in hochreichend kalter Polarluft über Norddeutschland. Besonders stark hat es in Richtung nördliches Schleswig – Holstein geschüttet. In M-V war vor besonders ein küstennaher Streifen zwischen Rostock, Stralsund und Rügen recht ordentlich mit dem wertvollen Nass bedacht worden. Weitere Tiefausläufer mit Schauern und Gewittern werden in den nächsten Tagen folgen.
Das alles und die moderaten Sommertemperaturen werden das allgemeine Pilzaufkommen weiter ansteigen lassen. Natürlich weiterhin differenziert. In einigen Gebieten nur sehr zaghaft, in anderen durchaus deutlicher. Und das ist auch gut so, damit es nicht überall gleich stark losgeht. Natürlich werden zunächst viele Sommerarten die Chance nutzen. Selbst in Wismar, wo die Vegetation immer noch eher braun als grün ist, zeigen sich vereinzelt Frischpilze. So sah ich heute aus dem Bus heraus auch einen schon ausgewachsenen Hexen – Röhrling unter Linden im Stadtgebiet. In der Pilzberatung zieht Leben ein. Auffällig in der letzten Zeit sind die Funde von Riesenbovisten. Auch der zweite Schub von Schwefelporlingen hat losgelegt. Da ich derzeit nicht in der Lage bin, in den Wald zu fahren, da mein Zweirad nach dem Urlaub den Geist aufgegeben hat und in der Werkstadt steht, findet die für morgen geplante Mittwochsexkursion nicht statt. Trotzdem werde ich mit Chris Engelhardt eine Tour unternehmen und in Regionen fahren, wo ich guter Hoffnung bin, dass es durchaus nicht uninteressant werden könnte.
Mittwoch, 14. August – Meine eigentlich geplante Mittwochsexkursion kam heute leider nicht zu Stande, da mein Zweirad immer noch in der Werkstadt steht. Trotzdem hatte sich Chris Engelhardt aus Lübeck angemeldet. Da das geplante Revier etwa auf halber Strecke zwischen unseren beiden Hansestädten liegt, wäre es unpraktisch für Chris erst nach Wismar zu kommen, dann wieder halb zurück zu fahren und danach wieder in Richtung Wismar um nochmals retour zu fahren. So einigten wir uns auf ein anderes Gebiet in der Nähe von Wismar. Wir statteten den Wäldern bei Perniek einen Besuch ab. Am 29. Juli ging hier ein heftiger Gewitterregen nieder (ich berichtete im Juli – Tagebuch darüber) und zwischenzeitlich regnete es auch nach, so dass ich hier guter Hoffnung auf einige Frischpilze war. Da das Initialereignis nun schon 16 Tage zurück liegt, waren die Körnchen – Röhrlinge, die so manchen Sammlerkorb hätten füllen können, bereits überständig. Ansonsten hätte es für den einfachen Sammler höchsten zwei junge Espen – Rotkappen gegeben. Der etwas versiertere Pilzfreund hätte reichlich Nelkenschwindlinge und einige Rosablättrige Schirmpilze der kulinarischen Verwertung zuführen können. Es gab natürlich noch einiges mehr, welches der Kochtopfmykologe in der Regel missachtet. Es war eine durchaus kurzweilige Exkursion.
Während der Schub von Körnchen – Röhrlingen bei Perniek über dem Berg ist, sandte mir ein Tagebuchleser ein Foto von seiner heutigen Ernte in einem Pilzrevier östlich von Rostock zu. Und das hatte sich gelohnt. Die Maronen schoben hier zahlreich, jung und in guter Qualität! Es heißt also weiterhin die Augen auf, denn es entwickelt sich, wenn auch weiterhin differenziert.
Das Wetter soll zunächst noch mitspielen. Morgen kommt der turbulente Andreas mit Regen und Gewittern. Bis Mitte nächster Woche kann es immer wieder regnen. Zum Ende dieses Zeitraums werden für M-V aus heutiger Sicht sogar sehr ergiebige Regenfälle berechnet. Das muss sich aber in den nächsten Tagen noch konkretisieren. Ansonsten deuten die Modelläufe seit gestern bereits im weiteren Verlauf zunehmenden Hochdruckeinfluss an. Das würde wieder warmes und trockenes Sommerwetter zur Folge haben.
Donnerstag, 15. August – Gestern Abend erhielt ich einen Anruf von einer Dame, die einen rohen Karbol – Champignon verzehrt hatte und sich nach etwa 2 Stunden übergab. Sie suchte Torsten Richter in Rehna mit Fragmenten des verzehrten Pilzes und einem weiteren Fruchtkörper, der in direkter Nachbarschaft wuchs, auf. Torsten verwies sie auch an meine Adresse und untersuchte die Fragmente mikroskopisch. Wir konnten Entwarnung geben, es war wirklich nur ein schwach giftiger Karbol – Champignon. Auch für gute Speisepilze gilt, bis auf wenige Ausnahmen keine rohen Pilze verzehren, denn die meisten Speisepilze, auch Maronen, Rotkappen, Hexen – Röhrlinge, Parasole u.s.w. sind roh giftig! Aber auch gegart hätte es ähnliche Symtome beim Karbol – Champignon gegeben. Dramatischer ging es aber wohl Anfang des Monats in Schwerin zu, wie mir eine Krankenschwester auf unserer letzten Pilzwanderung mitteilte. Hier wurden gefährliche Knollenblätterpilze verzehrt. Die Schweriner Pilzsachverständige Brigitte Schurig betreute den Fall. Mit dem Einsetzen des verstärkten Pilzaufkommens häufen sich nun auch wieder die Vorkommnisse mit ungenießbaren und giftigen Arten.
Zum Wetter. Heute war ein verregneter Tag, aber die Mengen hielten sich meist in Grenzen. Dennoch positiv für` s aktuelle Pilzwachstum. Vom möglichen großen Regen Mitte nächster Woche ist auf den Vorhersagekarten nichts mehr zu sehen. Es bleibt wohl komplett trocken. Einzig am Wochenende kann noch etwas vom Himmel kommen. Ansonsten scheint sich Hochdruck anzubahnen. Ein mächtiges Hoch beginnt sich von Skandinavien bis zu den Azoren aufzubauen und wird wahrscheinlich alle Tiefs auf Distanz halten. Aber diesbezüglich ist noch nicht das letzte Wort gesprochen. Vielleicht kann sich zeitweise zumindest etwas Regen ein mogeln.
Heute habe ich unsere Ausstellung erneuert. Es liegen 85 Arten auf der Fläche. Erstmals in diesem Jahr dabei: Kiefernfältling, Küchen – Schwindling, Nelken – Schwindling, Feinschuppiger Trichterling, Stinkschirmling, Körnchen – Röhrling, Kiefern – Täubling, Verblassender Täubling, Vielfarbiger Täubling, Schiefknolliger Anis – Champignon, Espen – Rotkappe, Übelriechender Champignon, Glanz – Täubling, Gestielter Filzporling und Rosablättriger Egerlings – Schirmpilz.
Und hier noch einige Bilder von der gestrigen Exkursion:
Freitag, 16. August – Ich habe zwar keinen Überblick, wie viele Pilzfreunde die täglichen Informationen im Tagebuch lesen oder überhaupt unsere Homepage nutzen, aber es scheinen einige im deutschsprachigen Raum zu sein. Das freut mich natürlich sehr und meine Zeit und Arbeit ist nicht umsonst investiert. Manchmal kommt es sogar vor, dass diese auch einen kleinen, finanziellen Nutzen einbringt und mit einer kleineren oder größeren Spende gewürdigt wird. Namentlich möchte ich an dieser Stelle unseren Pilzfreund Egon aus Berlin erwähnen, der mich dieser Tage wieder im Steinpilz besuchte und eine ansehnliche Spende, so wie schon seit Jahren, überreichte. Auch herzliche Grüße in die Schweiz, an den Verlag Eichenmändli für eine ansehnliche Spende, die kürzlich auf dem Vereinskonto einging. Jeder zusätzliche Euro hilft, dass der Steinpilz – Wismar auch weiterhin bestehen kann. Ganz herzlichen Dank auch allen anderen, die unsere Arbeit diesbezüglich unterstützten und es hoffentlich auch weiterhin tun. Sei es auch „nur“ durch die normalen, jährlichen Vereinsbeiträge. Die Konto – Daten sind unter „Förderer und Sponsoren“ zu finden.
Das Wetter zeigt sich weiterhin wechselhaft. So regnete es heute Vormittag vorübergehend etwas kräftiger im Wismarer Umland. Mehr wie 2 – 3 Liter dürften aber nicht zusammen gekommen sein. Morgen und auch am Sonntag folgen weitere Regenfälle. Die bis Mittwoch früh akkumulierte Niederschlagsmenge wird für M-V auf 1 – 20 l/qm berechnet. Am wenigsten in Vorpommern, am meisten in Westmecklenburg. Das freut uns, aber mehr wäre besser, da es danach überwiegend trocken weiter gehen soll. Wie schon angedeutet, wird der Hochdruck stärker und die Sonne wird die Ostsee – Urlauber wieder häufiger verwöhnen. Sehr stabil scheinen sich die Hochdruckgebiete aber nicht etablieren zu können, denn es kann bis Ende des Monats immer mal Schauer und Gewitter geben. Wie dem auch sei, der Pilzsommer endete heute um 12.00 Uhr mittags. Wir befinden uns also ab sofort im Herbstaspekt. Den Sommer können wir aus pilztechnischer Sicht auch in diesem Jahr im großen und ganzen zu den Akten legen. Er war zwar nicht ganz so trostlos wie im letzten Jahr, was uns allerdings geboten worden ist, war mehr als bescheiden. Nun muss der Herbst und Spätherbst wirklich Vollgas geben, sollte es wenigstens noch ein halbwegs ordentliches Pilzjahr werden.
Sonnabend, 17. August – In der Pilzberatung wurden mir heute Abend Pilze vorgelegt, die im Schweriner Schlossgarten gesammelt wurden. Hauptsächlich Netzstielige Hexen – Röhrlinge in allen Alterstadien, aber auch junge Sommersteinpilze und Wurzelnde Bitterröhrlinge. Gerade für viele wärmeliebende Dickröhrlinge hat jetzt die beste Zeit begonnen. Ab Oktober klingen sie meist ab. Wurzelnde Bitter – Röhrlinge lieben kalkhaltige Böden und wachsen meist unter Eichen. Daher sind sie auch viel in Parkanlagen, auf Friedhöfen und überhaupt in Siedlungsnähe zu finden und erregen wegen ihrer stattlichen Größe die Aufmerksamkeit von Passanten. Aber auch in kalkreichen Wäldern, oft mit südexponierten Hanglagen, wie beispielsweise dem Deichelsee bei Brüel, können sie wachsen. Dort war heute Christian Ehmke unterwegs. Während die Wurzelnden ihn eher kalt ließen, da sie in Wismar an verschiedenen Stellen wachsen, hat er sich jedoch über die 30 – 40 Satans – Röhrlinge riesig gefreut. War es doch seine erste Begegnung mit diesem legendären und wunderschönen Giftpilz, der bei weitem nicht so gefährlich ist, wie sein Name vermuten läßt. Sie wuchsen dort gleich an 4 verschiedenen Lokalitäten. Auch 2 Goldporige Röhrlinge konnte er entdecken. Ebenfalls eine große Rarität in unseren Breiten.
Ich habe hingegen nichts besonderes gefunden, als ich zu Fuß von Wismar aus zum nahen Gägelow unterwegs war, um mein Dienstfahrzeug in Empfang zu nehmen. Aber immerhin wuchsen entlang der Grasnarbe links und rechts des asphaltierten Fahrradweges allerlei Frischpilze. Vor allem Stäublinge, Ackerlinge, Tintlinge und auch junge Wiesen – Champignons. Es tut sich was, auch im nur dürftig mit Regen bedachten Umfeld der Hansestadt Wismar.
Und auch der derzeitige Regen war bisher nichts als unwesentliches getröpfel. Viel wird wohl auch heute Nacht und morgen nicht mehr zusammen kommen, bevor dann der Sommer wieder durchstarten soll. Hier die neuesten Berechnungen von Kachelmann – Wetter bezüglich der Regensummen bis Ende nächster Woche: In Mecklenburg maximal 10 – 20 Liter. Im nordwestlichen Niedersachsen und nördlichen Schleswig – Holstein 20 – 30 LIter. In Dänemark bis 40 Liter und ganz im Süden der Republik 30 – 60 Liter pro Quadratmeter. Da weiß man, wo demnächst die größte Hoffnung auf Erfolg an der Pilzfront besteht.
Sonntag, 18. August – Heute liegt ein Exkursions – Marathon hinter mir, wie ich ihn eigentlich nur an zwei Tagen im Jahr im Zuge unserer Großpilzausstellung absolviere. Zunächst stand am Vormittag eine Vereinsexkursion auf dem Programm. Diese führte durch die Kobander Tannen bei Kölpin. Als diese gegen Mittag endete, fiel mir ganz spontan ein, dass ich die Route für unsere diesjährige Nachtwanderung noch nicht erkundet habe und abgelaufen bin. Immerhin ist es am kommenden Freitag schon soweit. Also ab in die Schlower Tannen und am späten Nachmittag noch in ein Revier, das vor zwei Jahren Ziel unserer Nachtwanderung war. Sandige und meist saure Nadelwälder mit kleineren Laubwaldanteilen. Klassische Reviere für viele Mykophagen. In allen Wäldern, in denen ich heute unterwegs war, lief es in punkto Frischpilze auf Sparflamme. Pilzfreunde, die nur die volkstümlichen Klassiker sammeln, wären so gut leer ausgegangen. Nur der versierte Pilzfreund hätte mit viel Glück und Geduld eine Mahlzeit sein eigen nennen können. Frischpilze gibt es meist nur an feuchteren Waldwegen oder an moosreichen oder grasigen, lichteren Stellen. Meist Täublinge und Perlpilze, vereinzelt Mehlpilze, aber auch giftige Pantherpilze sind vertreten. Röhrlinge nur durch meist vom Goldschimmel befallene Filzröhrlinge und ganz vereinzelt auch mal die eine oder andere Marone. Einen Flockenstieligen Hexen – Röhrling, eine Krause Glucke oder auch mal ein Fahler Röhrling waren dabei. Auch Einzelstücke anderer, guter Speisepilze. Fahle Röhrlinge hatte Irena hingegen eine ganze Menge bei Sternberg gefunden. Darüber hinaus gibt es Champignons an geeigneten Stellen. Zum Glück lief es bei der Erkundung unserer Nachtwanderroute reibungslos und so, wie ich es mir laut Karte zurecht gelegt und vom Forstamt genehmigt bekommen habe. So denke ich, dass ich auch in der Finsternis meine Pfadfinder – Fähigkeiten nicht verlieren werde. Besonders im letzten Drittel kam einiges frisch aus dem Waldboden. Ich ließ vieles stehen, in der Hoffnung, dass uns das eine oder andere im Lichtkegel unsere Stirnlampen erfreuen mag.
Dazu regnete es fast die ganze Zeit, aber unergiebig. Der Sandboden war kaum 1 cm durchfeuchtet, darunter staubtrocken! Angesichts der Tatsache, dass ab Mitte nächster Woche, pünktlich zum Ende der Hundstage, der Hochsommer noch einmal mit Sonne und Hitze durchstarten soll, dürfte bald wieder schluß mit lustig sein! Ganz anders weiter im Süden der Republick, wo es stärker geregnet hat oder in den nächsten Tagen noch regnen wird.
Montag, 19. August – Da sich heute bei mir privat der Schornsteinfeger angesagt hatte, konnte ich auch erst am frühen Nachmittag die Pilzberatung öffnen. Wie immer gehe ich vom Parkplatz am Hafen 10 Minuten bis zum Laden und über den Kirchhof von St. Nikolai. Heute hätte mir mal wieder die Galle überlaufen können. Ein Vernichtungs – Kommando gegen Unkraut vor dem Gotteshaus ließ den Brenner zwischen den steinernen Fugen des Platzes kreisen. Das ist hier anscheinend gang und gebe, denn ich habe es bereits des Öfteren beobachtet. Ich bin ganz sicher kein Gottesgläubiger Mensch. Wir gehen am Ende alle den gleichen Weg. Ich hoffe sehr, dass die Auftraggeber und Hersteller solcher Tötungsapparate es auch nicht sind. Die Himmelspforte dürfte sich für sie jedenfalls nicht öffnen. Wie heißt es so schön – Gott hat alle Tiere und Pflanzen (natürlich auch Pilze) erschaffen. In Zeiten des Insektensterbens (und diese Leben auch in den Fugen und von den Mauerblümchen) und der immer weiter forstschreitenden Flächenversiegelung muss auch noch das letzte grün, welches die Frechheit besitzt, zu wachsen, wo es nach Ansicht solcher „Landschaftspfleger“ nichts zu suchen hat, vernichtet werden. Wismar ist Weltkulturerbe und Stolz auf seinen weitestgehend erhaltenen Altstadtkern. Im Mittelalter war es sicher grüner in unseren Straßen und Wildkräuter durften wohl meist wachsen wo sie wollten. Nach der Wende wurden letzte Blumen – Rabatten im Innenstadtbereich abgebaut, mit samt den vorhandenen Sitzgelegenheiten. Und die meisten Straßen wurden zubetoniert, in Stein gemeißelt und versiegelt, so dass auch ja kein Grashalm mehr ein Chance hat. Anstatt eines zu DDR – Zeiten schönen Springbrunnens, wurde eine steinerne „Pissrinne“, wie es die Wismarer nennen, eingerichtet, in der sich wenigstens die Kinder die Füße baden können. Kalt und steinig. so wie es in diesem System gewünscht ist, wo nur noch Geld alles denken und handeln bestimmt. Personaleinsparung bei den Grünflächenämtern und lieber private Landschaftspfleger arbeiten lassen, an denen man über die Gewerbesteuer sogar noch Gewinne einfahren kann. Und so bringt auch diese Vernichtungsaktion noch Geld ein, wider jeder Vernunft und gegen die Natur und Natürlichkeit im Stadtgebiet. Aber der liebe Gott soll ja bekanntlich alles sehen, zumal am Gotteshaus. Oh weia!!
Zu den Pilzen. Das feuchtmilde Wetter des Wochenendes hat den Frischpilzen gut getan. Ideales Wachswetter. So gibt es derzeit einen beachtlichen Schub von Wiesen – Champignons. Sind es sonst meist die giftigen Karbol – Egerlinge, die in der Beratung vorgelegt werden, überwiegen derzeit doch eindeutig diese leckeren Wiesenbewohner. Wiesen – Champignons haben vom letzten und auch von diesem Sommer profitiert. Je heißer und länger trocken, um so mehr sprießen sie dann im Spätsommer und Herbst. Auch sonst ist ein wenig Aufbruchstimmung in den Wälder zu verzeichnen. So hatte in den letzten Tagen Vereinsmitglied Andreas Herchenbach eine schöne Mischpilzpfanne im Moidentiner Wald zusammen bekommen. Es wird in dieser Woche noch auf ähnlichem, aber doch eher bescheidenem Niveau in den Wäldern weitergehen. Ab nächster Woche geht es dann wieder abwärts, da der sonnige, trockene und zunehmend sehr warme Sommer wieder das Zepter schwingen wird. Das gilt natürlich nicht für die Regionen im Süden des Landes, die reichlich Regen bekommen haben. Bei uns ist einfach kaum Substanz vorhanden, von denen sie zeren könnten.
Heute erneuerte ich die Pilzausstellung. Es liegen genau 100 Arten auf den Flächen. Neu in diesem Jahr dabei: Erdwarzenpilz, Muschelkrempling, Weißmilchender Helmling, Schwarzweißer Weichritterling, Knopfstieliger Rübling, Brennender Rübling, Mehlpilz, Buchen Spei – Täubling, Fuchsiger Scheidenstreifling, Widerlicher Täubling, Grasgrüner Täubling, Weinroter Graustieltäubling, Apfel – Täubling, Eichen – Filzröhrling, Maronen – Röhrling, Wurzelnder Bitter – Röhrling, Wiesen – Champignon und Langstieliger Knoblauchschwindling.
Dienstag, 20. August – Heute stand wieder unsere traditionelle Abendwanderung auf dem Programm. 4 Pilzfreunde der Gemeinnützigen Gesellschaft trafen sich um 18.30 Uhr am Wismarer Mühlenteich und umrundeten ihn in einer etwa zweieinhalbstündigen Wanderung bei angenehmem Sommerwetter. Trotz der eher geringen Niederschläge, die Wismar bisher abbekommen hat, tut sich dafür allerhand an der Frischpilzfront. Darin manifestiert sich nur, wie hoch der Wachstumsdruck geworden ist. Dürre im letzten Jahr, in diesem kaum weniger. So wird wirklich der letzte Tropfen Feuchtigkeit genutzt, um Fruchtkörper sprießen zu lassen. Vor allem Champignons, Ackerlinge, Egerlingsschirmpilze, Boviste und Mürblinge waren heute vertreten.
Am Abend näherte sich noch eine Zone mit einzelnen Schauern und Gewittern. Auch Wismar hat noch einen Regenguss abbekommen. Vieleicht folgt in der Nacht noch der eine oder andere Schauer nach, denn bis zum Monatswechsel gibt es dann wohl nicht mehr viel. Bei Wetter – Online wurde heute eine Grafik gezeigt, in welchen Regionen es seit dem letzten Jahr am trockensten ist. Wir gehören dazu, eine außergewöhliche Trockenheit. Teils sollen die Böden sogar trockener als im letzten Jahr um diese Zeit sein. Das gilt insbesondere für tiefere Bodenschichten. Oberflächlich hat es in letzter Zeit immer mal etwas Regen gegeben, der dann auch ein verhaltenes Pilzaufkommen ermöglicht hat. Sollte es in diesem Jahr noch mit einer intensiven Überregnung bis Mitte September klappen, könnten wir noch ein blaues Wunder erleben. Mit anderen Worten, einen unglaublich starken und vielseitigen Pilzschub. Wenn nicht, hoffen wir auf das nächste Jahr. Aber es gibt ja Regionen im Norden und Süden, wo es in den nächsten Wochen sicher richtig zur Sache gehen könnte.
Mittwoch, 21. August – Endlich war heute mal wieder eine Mittwochsexkursion an der Reihe. Allerdings nicht wie regulär der letzte Quadrant des Messtischblattes Mallentin, sondern erst der 2. – MTB 2132/2, Börzower/Questiner Wald bei Grevesmühlen. Durch den Urlaub bin ich in Rückstand gelangt und muss nun versuchen aufzuholen. Ein ausgesprochen sandiges Gebiet mit Kiefern, Fichten, Buchen, Eichen und Birken im wesentlichen. Ein typisches Revier für den Speisepilz – Sammler. Wer sich mit Täublingen auskennt und sie zum essen sammelt, hätte heute reiche Beute machen können. Wer nur auf die Handvoll Klassiker fixiert ist, hätte mit vier Birkenpilzen, drei Maronen und einem gerade so maßigen Pfifferling vorlieb nehmen müssen. Ansonsten waren noch eine ganze Reihe weiterer Esspilze dabei. Aber deshalb war ich hier nicht unterwegs. Es war eine Sammelexkursion für meine Ausstellung und sie galt gleichermaßen der Kartierung. Und was heute an Frischpilzen aufgeboten wurde, war in dieser Form schon fast aus der Mode gekommen, nach den langen Durststrecken seit 2018. Besonders entlang des dortigen Bahndamms gab es Frischpilze auf Schritt und Tritt. Es hat mal wieder richtig Spaß gemacht. Abseits der Bahnschneise sah es hingegen auch etwas bescheidener aus, aber man konnte auch hier immer wieder fündig werden. So wurde es heute eine recht artenreiche Exkursion und auch die Ausstellung kann morgen wieder gut bestückt werden.
Übrigens war das sandige Waldgebiet gut durchfeuchtet. Im Gegensatz zu den Wäldern vom Wochenende, wo nur die Oberfläche feucht war, konnte ich hier nichts trockenes finden und teils große Pfützen auf den Waldwegen zeugten von reichlich Regen, der hier in der letzten Zeit gefallen ist. Das Gebiet gehört zu einem schmalen Streifen in Mecklenburg, wo es deutlich höhere Niederschläge in den letzten Wochen gab, als im großen Rest von M-V.
Da uns ab morgen eine ausgewachsene Hitzewelle in `s Haus steht, könnte es sein, dass diese hier nicht gleich alles zum erliegen bringt. Bis mindestens nächste Woche Donnerstag sind Temperaturen von 25 – 30 Grad an der Tagesordnung. An einigen Tagen kann es auch deutlich über 30 Grad gehen. Hitzeschwerpunkt sollen nach derzeitigem Stand neben dem Rheinland, der Norden und Nordosten Deutschlands sein. Der Sommer bäumt sich also noch einmal richtig auf. Zeitweise kann es dazu sehr schwül werden und auch Tropennächte sind wieder möglich. Die Schwüle kann sich gebietsweise in Gewittern entladen. Insgesamt noch einmal eine sehr spannende Geschichte. Wenn danach wrklich mal starke Regenfälle auch bei uns niedergehen würden, könnte es wirklich rund gehen.
Donnerstag, 22. August – Einige Menschen gehen doch immer wieder recht unbedacht mit ihrer Gesundheit bezüglich dem Umgang mit in der Natur vorkommenden Wildpilzen um. So erkundigte sich am Vormittag eine Urlauberin nach Ackerschirmlingen, die sie gestern auf einer Wiese auf der Insel Poel gefunden und verspeist hatte. Nach ihrer Beschreibung und nach dem ich ihr Bilder von diesem gezeigt hatte, kamen wir zum Entschluss, dass es keine Acker – Schirmpilze, sondern Rosablättrige Egerlingsschirmpilze waren. Am Nachmittag legte mir ein Monteur, der einen Auftrag auf einem Wiesengelände abarbeitete, Putzreste von Pilzen vor, die schon stark zersetzt waren. Er hat sie getrocknet und möchte sie in der Küche verwenden. Wieder lief das ganze auf besagten Egerlingsschirmpilz hinaus, der immer wieder mit Champignons verwechselt wird. Er hatte zum Glück Fotos von den frischen Pilzen gemacht. Am späteren Nachmittag dann ein Anruf aus der Notaufnahme des Lübecker Universitätsklinikums. Zwei Kinder könnten Pilze verschluckt haben, die auf einer Wiese im eigenen Garten wuchsen. Die betreuende Krankenschwester sandte mir Fotos von den Pilzen zu, die die Eltern mit in die Klinik brachten. Wieder Rosablättrige Egerlingsschirmpilze! Die essbare Art (kann unter Umständen allerdings Verdaugsprobleme bereiten) ist in der letzten Zeit neben Champignons ausnehmend häufig in Grasland zu beobachten. Nun können die Kinder kaum dafür, aber die Erwachsenen sollten doch etwas gewissenhafter hinschauen, was sie dort zum verspeisen einsammeln. Schnell kann auch mal eine weiße Form der tödlich giftigen Knollenblätterpilze dabei sein, die durchaus recht ähnlich aussehen kann. Insbesondere wenn Waldbäume oder Parkbäume wie Eichen, Buchen, Linden und Fichten in der Nähe sind.
Heute habe ich die Frischpilzausstellung wieder erneuert. Es liegen 111 Arten auf den Flächen. Zum ersten mal in diesem Jahr zu sehen: Weißgrauer Resupinatporling, Olivgelber Rißpilz, Falscher Pfifferling, Flockiger Trompetenschnitzling, Krönchen – Träuschling, Ziegelroter Täubling, Duftender Täubling, Grasgrüner Täubling, Flatter – Milchling, Eichen – Milchling, Chromgelber Graustieltäubling, Birken – Speitäubling, Kupferroter Gelbfuß, Birkenpilz, Gelber Knollenblätterpilz, Zwiebelfüßiger Faltenschirmling, Rissiger Ackerling und Zweisporiger Champignon.
Freitag, 23. August – Heute enden ansich die Hundstage, die als heißeste Zeit des Jahres gelten. Nur zu Beginn war es kurz heiß, danach herrschte moderates Sommerwetter mit einigen Niederschlägen. Nun scheint ihnen einzufallen, dass sie uns in letzter Zeit vernachlässigt haben und sie starten nochmal richtig durch. Genießen wir also den etwas verspäteten Hochsommer, denn die kalte Jahreszeit kommt früh genug. So hatten wir auch heute Abend wieder allerbestes Wetter zu unserer traditionellen Nachtwanderung. 14 Pilzfreunde aus nah und fern versammelten sich am Draisinen – Endpunkt in Borkow. Wir starteten an der Mildenitz durch die Schlower Tannen und wanderten zunächst den dort befindlichen Waldlehrpfad entlang, der viel wissenswertes über dieses Ökosystem vermittelt. Bald war es stockfinstere Nacht und im Lichtschein unserer Stirnlampen waren die wenigen Pilze der heutigen Tour bestens auszumachen. Zur Geisterstunde gab es dann wieder einen Imbiss, den Irena für uns vorbereitet hatte. Der Bericht dazu folgt in Kürze.
Sonnabend, 24. August – Heute holte ich eine Mittwochsexkursion nach, die eigentlich für den 14. August vorgesehen war. Der dritte Quadrant des Meßtischblattes Mallentin war an der Reihe. Hier suchte ich mir das Törber Holz aus. Ein recht spezielles Waldgebiet, das teils bei den Rehnaer Pilzfreunden recht beliebt ist, zumindest um durchaus nicht alltägliches zu entdecken. So hatte Katrin und Torsten Richter im Frühsommer hier beispielsweise den Glattstieligen Hexen – Röhrling und auch den Eichhasen gefunden. Von solchen Raritäten war ich heute allerdings weit entfernt. Im Gegensatz zum Börzower Wald, der auf Sand steht, war auf den schweren Böden des Törber Holzes heute kein Blumentopf zu gewinnen. Die wenigen Frischpilze waren oft bereits stark von der trockenen Hitze gezeichnet. Ein gesonderter Bericht folgt in Kürze.
Zum Wetter. Die Hitzewelle hat nun voll losgelegt. Bereits heute wurde in Wismar die 30 Grad Marke angekratzt. Und das wird auch fast die gesamte nächste Woche noch so sein. Hochsommer pur! Dazu wird die Hitzebelastung in den nächsten Tagen durch zunehmende Schwüle noch gesteigert. Selbst die Nächte werden tropisch, das heißt, die Temperatur sinkt bis zum frühen morgen kaum noch unter 20 Grad. In der stickigen Dampfluft können sich aber ab morgen und in der kommenden Woche örtlich teils kräftige Hitzegewitter entladen. Wahrscheinlich wird das aber meist nur punktuell sein, aber vielleicht kommt ja örtlich doch wieder einiges vom Himmel. Günstig könnte sich hier der Rauchschleier unzähliger, weltweiter Waldbrände auswirken, der in der Atmosphäre herumwabert und zusätzliche Kondensationspunkte für die Regenbildung beisteuern könnte.
Sonntag, 25. August – Heute stand eine öffentliche Pilzwanderung auf dem Programm. Wegen unserer Nachtwanderung, am Freitag, nicht wie üblich am Sonnabend. Insgesamt waren wir eine kleine und gemütliche Truppe von fünf Pilz- und Naturliebhabern. Ziel war der Höltingsdorfer Forst, der im weiten Bogen den Ort Passee umspannt. Auch wir wanderten hier eine Runde, aber nicht um den gesamten Ort. Dieser Bogen wäre eher eine Tagestour. Ich habe hier einen Rundweg, den wir schon des Öfteren abgewandert haben und für den etwa 2 – 3 Stunden einzuplanen sind. Heute haben wir dreieinhalb Stunden gebraucht, da das Frischpilzaufkommen recht vielseitig und durchaus interessant war. Schon bei der Einfahrt in den Wald war klar, das wir hier richtig waren. Das Waldgebiet war gut durchregnet und streckenweise regelrecht nass. Das hatte auch ein entsprechend frisches Pilzaufkommen zur Folge. Während in anderen Wäldern schon wieder Ernüchterung eingekehrt ist und vieles durch die Hitze und leichtem Wind vertrocknet ist, zeigte sich hier das ganze Gegenteil. Aufbruchstimmung herrschte vor, so dass es laufend etwas zu entdecken, fotografieren und dokumentieren gab. Selbst der Kochtopf – Mykologe kam auf seine Kosten, da in den moosigen Fichtenbereichen inselweise junge und frische Rotfüßchen und Maronen den Mykophagen erfreuten. An mehreren Stellen ganz junge und frische Mehlpilze, welche wohl einen bevorstehenden Steinpilz – Schub voraus eilen und Steinpilze gibt es in diesem Revier traditionell reichlich. Da der Wachstumsdruck in diesem Spätsommer und Herbst enorm ist, fehlt nur noch der richtige Auslöser durch ein massives Regenereignis. Dann kann es auch bei uns so losgehen, wie derzeit gerade in einigen Regionen im Süden des Landes, wo man beispielsweise von Steinpilzen regelrecht erschlagen wird, glaubt man den Mitteilungen im Pilz – Ticker. Die Witterung besitz den Schlüssel dafür und das in diesem Jahr richtig was möglich ist, haben wir im Ansatz schon zu spüren bekommen. Überall wo ein Minimum an Feuchtigkeit vorhanden ist, sprießen die Pilze derzeit. Damit meine ich natürlich allgemein alle Großpilze! Zur Zeit eben vor allem an feuchten Waldwegen, Lichtungen und auf Wiesen.
Montag, 26. August – Auch heute war wieder Schwitzen angesagt. Diese Woche müssen wir noch hinter uns bringen und dann ist der Sommer 2019 endgültig Geschichte. Nur auf dem Kalender dauert er noch drei weitere Wochen an. Pünktlich zum Monatswechsel soll die größte Hitze vorbei sein. Aber ganz sicher darf man sich da nicht sein. Bis weit in den Oktober kann es noch sehr warm und sonnig werden. Zunächst scheint sich aber an den ersten Septembertagen eher kühleres Wetter mit etwas Regen einzustellen. Dann können auch die Frischpilze wieder stärker aus der Reserve kommen und die Qualität wird besser, zumindest wenn es nicht zu windig wird. Die aktuelle Hitzwelle dürfte aber auch ihre positiven Effekte haben, denn dadurch könnte ein starker Herbstschub zusätzlich angeregt werden. Ob dieser allerdings in der gewünschten Heftigkeit ausfallen kann, liegt natürlich an den bevorstehenden Niederschlägen.
Die wird es ab morgen wieder geben, aber ergiebig wohl weiterhin nur punktuell, denn es sind ab morgen Nachmittag in M-V recht verbreitet heftige Hitzegewitter möglich, mit hohen Regenmengen und teils auch Hagel! Schon jetzt, am frühen Abend, sind über dem Süden von Brandenburg größere Gewittercluster aktiv, die Nordwesten ziehen und sich in der Nacht zunächst wohl auflösen werden, um dann ab dem Nachmittag über M-V regelrecht zu explodieren. Die Gewitter könnten örtlich giftig werden, also zu gefährlichen Unwettern mutieren! Da ich morgen eine letzte, ausstehende Mittwochsexkursion nachholen möchte, sollte ich bis dahin besser aus dem Wald verschwunden sein. Auch an den Folgetagen können sich gebietsweise weitere Gewitter bilden. Punktuell könnte es also reichlich Regen geben. Auf die Fläche wird es wohl weiterhin sehr differenziert bleiben. So ist es auch ein Lotteriespiel, in welchem Wald es am ehesten Sinn macht, nach den beliebten Kobolden Ausschau zu halten. So wie es derzeit angelaufen ist, empfinde ich es persönlich als sehr vorteilhaft. Es gibt in unterschiedlicher Art und Weise Frischpilze, mal mehr, mal weniger, mal eher überständig und im nächsten Wald kommt gerade wieder vieles frisch. Zunächst scheint, dort wo es möglich ist, wieder ein Aufschwung anzustehen. Davon zeugten gestern beispielsweise zahlreiche junge Rotfüßchen und Maronen. Sollte es in den nächsten Tagen in solchen Wäldern, wo einiges im Boden steckt, raufregnen, dürfte sich sehr bald auch der eine oder andere Korb mit zahlreichen Steinpilzen füllen. In vielen Regionen Deutschlands, zumindest dort wo es in der letzten Zeit ausreichend geregnet hat, werden zunehmend Funde gemeldet. So wurden mir auch heute in der Pilzberatung junge Fichtensteinpilze aus dem Buchenwald und aus dem Fichtenwald Gallen – Röhrlinge vorgelegt. Und das alles, obwohl der Mond ungünstig steht. Demnach dürften frische Steinpilze erst wieder in der ersten Septemberdekade aufkommen. Vergessen wir diesen Blödsinn mit den Mondphasen! Auf die Niederschläge kommt es an und den daraus resultierenden Wachstumsintervallen. So gab es auch bei uns seit Ende Juli immer mal punktuell starke Schauer und besonders in den Wäldern, wo sich dieses des Öfteren wiederholte, steht inzwischen einiges in den Startlöchern.
Heute habe ich die Ausstellung erneuert. Es liegen 96 Arten auf den Flächen. Erstmals in dieser Saison mit dabei: Igel – Stäubling, Stink – Stäubling, Ranziger Trichterling, Flockiger Mehlschirmling, Schwarzgezähnelter Rettich – Helmling, Süßriechender Rettich – Helmling, Kastanienbrauner Schirmpilz, Weinrötlicher Zwerg – Champignon, Verdrehter Rübling, Würziger Tellerling, Dünnfleischiger Anis – Champignon, Echter Steinpilz und Harter Zinnobertäubling.
Dienstag, 27. August – Den schwülheißen Tag nutzte ich zunächst um eine letzte, ausstehende Mittwochsexkursion nachzuholen. Der letzte Quadrant des Messtischblattes Mallentin war an der Reihe. So ging es in 2132/4, in dem sich das Strohkirchener Holz befindet. Ein gutes und zu gegebener Zeit sicher sehr artenreiches Laubwaldgebiet auf besseren Böden. Vor einigen Jahren führte auch schon eine öffentliche Pilzwanderung hier her. Während zu dieser am letzten Sonntag im Höltingsdorfer Forst einiges geboten wurde, herrschte hier heute gähnende Leere! Es gab praktisch keine Frischpilze, bis auf einige, wenige Funde. Die Artenliste war armselig. Ein Bericht folgt demnächst.
So unterschiedlich kann es derzeit sein und so ähnlich wird es wohl auch weitergehen. Während heute Nacht schon erste Gewitter durchzogen, die besonders zwischen Rostock und Stralsund heftige Regengüsse brachten, haben sich heute Nachmittag sehr verbreitet und teils massive Gewittercluster gebildet, die regional enorme Regenmengen hinterlassen haben. Wieder war schwerpunktmäßig der Großraum Rostock betroffen. Hier sind vielfach zwischen 20 und 50 Liter zusammen gekommen, teils auch noch mehr. Auch ganz im Westen und Süden von Mecklenburg waren starke Schauer unterwegs, die in Richtung Hamburg und Schleswig – Holstein zogen und beispielsweise Teile Hamburgs unter Wasser setzten. Auch Hagelschläge waren dabei. So im Raum der Kühlung, Bastorf/Rerik mit etwa 2 cm Korngröße und in Hamburg waren es sogar 4 cm! In Wismar wurde bis 20.00 Uhr kaum einmal die Straße nass. Auch in der Nacht, morgen und am Donnerstag können weitere Gewitter folgen.
So werden wohl die gefallenen Niederschläge weiter sehr unterschiedlichen Einfluss auf den Verlauf der Pilzsaison ausüben. Zumindest in der Rostocker Region, beispielsweise in der Rostocker Heide, dürfte der Startschuss zu einer massiven Pilzschwämme gelegt worden sein. Hier werden sich in absehbarer Zeit wahre Jubelorgien bei den Pilzfreunden einstellen. Auch an anderen Örtlichkeiten mit ergiebigen Regenmengen sollte es jetzt kein halten mehr geben. Andere Regionen werden weiter vor sich hin dümpeln und müssen auf die entscheidenden Auslöse – Niederschläge warten. Aber es tut sich auch in Wismar wieder etwas. So wurden mir heute mal wieder massenhaft frische Karbol – Champignons vorgelegt, aus dem Stadtgebiet! Ich empfehle unbedingt die Augen offen zu halten. Ein weiteres Indiz, dass es an der Pilzfront schwelt und nur der Auslöseknopf gedrückt werden muss.
Mittwoch, 28. August – Noch ein Nachtrag zu gestern. Die hohen Regenmengen, die ich für den Großraum Rostock angegeben hatte, wurden vorübergehend während der Gewitter – Aktivität in den Farbkarten bei Wetter – Online so dargestellt. Sieht man sich die tatsächlichen Messwerte für gestern an, bleibt davon nicht mehr viel übrig. Gerade mal 20 Liter in Warnemünde und im Rest deutlich weniger. Die Wahrheit liegt irgendwo dazwischen. Mit Sicherheit hat es Orte gegeben, wo deutlich mehr als 20 Liter zusammenkamen. Es ist eben sehr schwierig bei derartigen, konvektiven Niederschlägen, alle Werte zu erfassen. An den wenigsten Orten steht ein offizieller Messbecher! Gleiches gilt für die ausgewachsene Gewitterlage von heute Abend. Noch sind nicht alle Daten des Tages ausgewertet, aber Spitzenreiter war zunächst Schwerin mit 35 Liter! Auch hier kann es gut und gerne Bereiche gegeben haben, wo das Doppelte vom Himmel stürzte. So sind auf einer hochauflösenden Niederschlagskarte bei Kachelmann – Wetter in großen Teilen Schwerins mehr als 50 l/qm gefallen. Auch im Raum Lübstorf kamen ähnliche Mengen zusammen. In Schwerin herrschte Chaos und einige Straßen standen bis zu einem halben Meter unter Wasser. Auch in Wismar waren Straßenabschnitte überschwemmt. Aber der Reihe nach.
Zunächst bin ich gegen Mittag in Richtung der Bierbrauerstadt Lübz gefahren. Gleichnamiges Messtischblatt ist zu meinen Mittwochsexkursionen an der Reihe. Im ersten Quadranten befinden sich mehrere Wälder. Ich entschied mich für die Bobziner Tannen. Tannen finden wir hier eher nicht, aber reichlich, oft verkrauteter Kiefernwald, Fichten- und Douglasien – Bestände und wunderbare Buchenbereiche auf überwiegend leichteren Böden. Die Hitze der letzten Tage hatte hier voll zugeschlagen, welches den wenigen Frischpilzen mehr als anzusehen war. Es hatte hier in der Nähe gestern auch heftige Schauer gegeben, aber leider nicht über diesem Wald. Da es von hier aus nicht mehr weit in die Nossentiner/Schwinzer Heide ist, fuhr ich im Anschluss noch kurz dort hin, um die Lage zu Peilen. Unsere Stammreviere bei Jellen waren trocken, aber die Bereiche an der Bundesstraße zwischen Karow und Krakow am See waren teilweise gut von den gestrigen Gewittern bedacht worden. So unterschiedlich ist es alleine schon in einem einzigen Waldgebiet. Zugegeben, es ist eine riesige Waldfläche!
Am späten Nachmittag wurde es dann Zeit, dass ich mich aus dem Staub machte. Wie vorausberechnet schossen nun rasant die ersten Gewittertürme in die Höhe und bei Karow drohte von Süden eine dunkle Wolkenwand. Ich fuhr über Goldberg in Richtung Norden und zog das ganze hinter mir her. Bis Keez ging es gut, dann wurde es bedrohlich, denn es braute sich eine weitere Gewitterschiene zusammen, die sich genau auf meinem Weg nach Wismar positionierte und von Süden näherte sich das inzwischen zum Schwergewitter mutierte Unwettergebiet, das sich bereits in Karow abzeichnete. Ab nun ging es Rund. Mit Wärmegewitter hatte das nichts mehr zu tun. Es gab ein Feuerwerk von gigantischen, explosiven Blitzeinschlägen das die Erde erzitterte. Und das gefühlt stundenlang. Es schüttete wie aus Kübeln, wobei Keez nur Randlage des Ereignisses war. Ein Gewitter, so wie ich es liebe. Schöner kann Wetter wohl kaum sein! Ich möchte nicht wissen, was über unseren Pilzrevieren um Jülchendorf herunter gekommen ist. 20 Liter auf jedem Fall, denn in Keez, wie gesagt Randlage, waren es immerhin 15 Liter. In 10 – 14 Tagen sind dann wohl endlich unsere Sommersteinpilz – Stellen an der Reihe. Fast zwei Jahre konnten sie nicht produzieren, jetzt sollte es zum Sommerende aber noch klappen. Falls der Regen tatsächlich ausgereicht hat und die Nachfolge – Witterung mitspielt, könnte einer der stärksten Sommersteinpilz – Schübe bevor stehen, die wir je erlebt haben! Dazu wird auch die derzeitige Hitze beitragen. So sind bei den heutigen Gewittern punktuell wieder enorme Regenmengen zusammen gekommen und auch der Großraum Rostock wurde wieder bedacht. Am Abend zogen die immer noch starken Gewitter in Richtung Vorpommern. Es gab aber wieder Gebiete, die leider leer ausgegangen sind. Wer also in den nächsten Tagen und Wochen Glück haben möchte, sollte schon genau wissen, wo es sich lohnen könnte.
Donnerstag, 29. August – Nach dem herrlichen und in einigen Regionen schon fast historischen Gewittertag von gestern, was die hohen Regenmengen in kurzer Zeit betrifft, zog heute wieder Ruhe ein. Am Vormittag erreichten Westmecklenburg noch Gewitterreste aus der Nacht, die sich aber auf ihrem Weg nach Osten schnell auflösten. Sie haben in der Nacht großen Gebieten in Nordwestdeutschland hohe Regenmengen gebracht. So sind nun auch in unserem Einzugsgebiet die Weichen für den Pilzherbst gestellt. Es wird zwar weiterhin sehr differenziert sein, aber wir wissen, wo in den nächsten Wochen schon mal die Post abgehen kann, falls die Nachfolge – Witterung es zulassen sollte. In diesem Zusammenhang Danke ich dem Team von Kachelmann – Wetter, das eine hochaufgelöste Niederschlagsgrafik veröffentlichte. Ich habe mir diese heute etwas genauer angesehen und einige Gebiete recht gut eingrenzen können, wo besonders viel vom Himmel gekommen ist. Hier werden die Starkniederschläge nicht vom Messbecher, sondern von den Wolkentops her über Computer ausgewertet. Hier die Hotspots in unserem Einzugsgebiet von gestern Nachmittag/Abend:
1. Schiene Wismar – Schwerin verbreitet 20 – 40 l/qm, örtlich bis zu 80 l/qm, so wie in Schwerin.
2. Ähnliche Mengen auch auf der Schiene Schwerin – Sternberg, an die auch der Bereich Brüel mit Deichseegebiet angedockt war. Der Hotspot sollte sich zwischen Jülchendorf, Weberin und Wendorf mit über 50 l/qm ereignet haben. Das kann ich gut nachvollziehen, da ich es von Keez aus erahnen konnte.
3. Großraum Ludwigslust, insbesondere nach Westen ausgreifend. Hier kamen in einem größeren Gebiet bis zu 90 l/qm vom Himmel. Im Randbereich des Niederschlags – Spiegeleis waren es noch weitläufig 30 – 50 Liter!
Man mag nun meinen, dass derartige Sturzfluten so schnell ablaufen, wie sie vom Himmel fallen. Das mag oft richtig sein, insbesondere in abschüßigem Gelände, auf knochentrockenen Feldern oder in versiegelten Dörfern und Städten. Für unsere Flachlandwälder gilt dieses aber nur sehr eingeschränkt. Der Starkregen schlägt auch innerhalb weniger Minuten durch die dichtesten Baumkronen und kann vom humosen Waldboden besser aufgesogen werden. Auch die moosreichen Nadelwälder saugen die Feuchtigkeit wie ein Schwamm auf. Zum anderen sind diese kurzen Starkregenereignisse inzwischen schon etwas anders zu bewerten, als noch im Juni oder Juli. Die Verdunstungsrate durch die sehr intensive Sonneneinstrahlung lässt bereits im Spätsommer nach, so dass sich die Feuchtigkeit besser halten kann. Auch die Nächte werden länger und Tauanfälliger. Sehr günstig wird sich obendrein die schwüle Hitze der letzten Tage, die noch bis Sonntag anhalten soll, auf die Entwicklung auswirken. Hier denke ich auch etwas eigennützig, denn ich brauche unbedingt noch Trockenpilze und hoffe auf einen reichlichen Schub von Sommersteinpilzen. Aber wir befinden uns natürlich im Herbstaspekt und dem entsprechend vielfältig wird es auch losgehen. Nur Pfifferlings – Fans haben in diesem Jahr wieder dass Nachsehen.
So dürfte klar sein, wo sich demnächst die Körbe der Mykophagen am ehesten füllen werden, aber auch der Hobby – Mykologe auf seine Kosten kommen wird. Andere Regionen müssen noch warten. Aber das ist nicht verkehrt. Wir wollen ja auch im Oktober und November noch einiges sehen. Aber wir dürfen natürlich nicht den Raum um Bad Doberan vergessen. Also Kühlung, Hütter Wohld usw. Dort dürfte ebenfalls Aufbruchstimmung herrschen, zumal die Gebiete im zurück liegenden Sommer schon öfters von Starkregenschauern getroffen wurden.
Morgen geht es auf die Reise in das Bundesland Brandenburg. Dort geben wir vom Steinpilz – Wismar am Wochenende ein kleines Pilzseminar in Worin, im Landkreis Märkisch – Oderland. Leider dürfte es hier sehr trocken sein, aber wir werden sehen.
Freitag, 30. August – Einige Pilzfreunde der Gemeinnützigen Gesellschaft Wismar e.V. machten sich heute bei weiter hochsommerlichem Wetter auf den Weg in`s benachbarte Bundesland Brandenburg. Ziel war der kleine Ort Worin, in der Gemeinde Vierlinden, im Landkreis Märkisch – Oderland. Hier stand ein Pilztag auf dem Programm, der von uns gestaltet wurde. Organisiert hatte die Veranstaltung Oliver Justus, der seine Kindheit im Ort verlebte und dort auch faszinierende Erlebnisse mit tollen Pilzfunden hatte. Um seinen Horizont zu erweitern, ist er seit Jahren Gast zu unseren Pilzwochenenden in Mecklenburg. Auf unserem letztjährigem Herbstseminar in Keez wurde schließlich die Idee geboren, ähnliches in seinem Heimatort anzubieten. An diesem Wochenende war es nun soweit.
Sonnabend, 31. August – Ein heißer und sonniger Tag. Trotzdem startete heute unser Pilztag in der Wassermühle Worin und im benachbarten Woriner Wald. Am Vormittag führte Ulrich Klein in bewährter Manier über eine PowerPoint – Präsentation in die allgemeine Pilzkunde ein. Das heißt, er konnte in der Kürze der Zeit nur einen groben Überblick über die verschiedenen Ordnungen, Klassen und wichtigsten Gattungen des sehr vielfältigen Pilzreiches geben. Im Anschluss wurde ein Mittagessen gereicht und wir starteten schließlich zum praktischen Teil in den ortsnahen Wald. Trotz der ausgesprochenen Trockenheit konnte zumindest hier und da mal ein durchaus interessanter Großpilz entdeckt, vorgestellt und erläutert werden. Ab dem späten Nachmittag waren dann alle zu einem gemütlichen Grillabend auf dem Gelände des Mühlenvereins eingeladen. Zwischendurch wurden die mitgebrachten und gefundenen Pilzarten von mir ausführlich vorgestellt und besprochen.
Damit fand auch schon der August sein Ende. Er ließ durchaus zu wünschen übrig, auch wenn er bei relativer Trockenheit deutlich besser als der letztjährige ausfiel. Ein Großteil des Monats war es in unseren Breiten leicht wechselhaft und moderat temperiert. Erst zum Ende kehrt wieder große Hitze ein. Die verspäteten Hundstage legten noch einmal richtig los. Zuvor gab es hier und da immer mal kräftige Gewitterschauer, die regional durchaus mal ein nennenswertes Pilzwachstum zuließen. An anderen Ecken passierte hingegen kaum etwas. Bemerkenswert war ein üppiges Auftreten von Champignons, insbesondere von Wiesen – Champignons sowie von Rosablättrigen Egerlings – Schirmpilzen. Auch Riesenboviste waren häufig. An einigen besonderen Lokalitäten, wie beispielsweise dem Deichelsee, gab es sehr schöne Satans – Röhrlinge und andere Raritäten. Am Ende des Monats traten stellenweise sehr ergiebige Gewitterschauer auf, die ihre Wirkung im Laufe der ersten September – Dekade entfalten sollten. Hoffen wir also auf einen pilzreichen Herbst.
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