Tagebuch August 2019

Wetter und Pilze im Raum Nordwestmecklenburg

Tagebuch Wetter und Pilze im August 2019

Schwere Gewitter brauten sich am Nachmittag des 31. Juli 2019 über Norddeutschland zusammen. Diese Aufnahme entstand während des Aufbruchs zu unserer kleinen Urlaubsreise auf der Autobahn kurz vor Hamburg im Lauenburgischen. Wir durchfuhren das Gewitter bei heftigem Starkregen.

Donnerstag. 01. August – Gestern Nachmittag starteten wir zu unserer kleinen Urlaubs – Rundreise in den Süden. Spät Abends suchten wir uns einen Schlafplatz an einem Waldrand.

Start in Keez, vor unserem Fahr- und Schlafmobil.

Der Nordschwarzwald kommt in Sicht.

Schwarzwald – typische Fachwerk – Architektur.

Das Städtchen Hornberg war unser erster Anlaufpunkt.

Natürlich wegen der Schwarzwälder Pilzlehrschau. Die war aber an diesem Nachmittag geschlossen. Erst gegen Abend startete hier ein Seminar. Da wir aber ohne Anmeldung vorbei schauten, brachen wir nach einem kleinen Spaziergang durch den Ort wieder auf.

Viel Wald, Wiesen und idyllische Wohnlagen wechseln sich ab.

Eine überdimensionale Kuckucksuhr entlang der deutschen Uhrenstraße. Für einen Euro beginnen ihre Einwohner mit unterschiedlichen Aktivitäten.

Männlein und Weiblein wechseln sich beim Luftschnappen vor der Tür ab.

Die Hornberger Uhrenspiele, einfach märchenhaft und bei mir schloss sich eine Bildungslücke. Als ehemals gelernter Konditor war mir natürlich die Schwarzwälder Kirschtorte ein Begriff und sie zählt seit Kindertagen auch zu meinem Lieblingsgebäck. Das der Schwarzwald das Zentrum der Kuckucksuhr – Herstellung ist, war mir neu.

Ein beliebtes Hintergrund – Motiv für ein Erinnerungsfoto nicht nur bei uns.

Nicht weit entfernt findet sich die größte Kuckucksuhr der Welt. Natürlich gibt es in den angrenzenden Verkaufs- und Besichtigungseinrichtungen eine Riesen Auswahl an Kuckucksuhren in allen Größen und Preislagen und für jeden Geldbeutel.

Wiesen oder Almen laden im Winter zum Ski – Fahren ein. Im Hintergrund der Turm des Senders Feldberg auf dem Gipfel des selben.

Rastplatz im Hochschwarzwald.

In traumhafter Landschaft.

Zwischenstopp am Fahlen Wasserfall. Fahle Röhrlinge konnten wir hier leider nicht entdecken.

Dafür die wunderbar duftende Fenchel – Tramete (Gloeophyllum odoratum) auf einem alten Fichtenstubben.

Jonas in der urigen Umgebung des Fahlen Wasserfalls.

Der Fahle Wasserfall befindet sich im Hochschwarzwald zwischen Todtnau und Feldberg.

Ein Rundwanderweg führt durch dieses wilde und naturnahe Gebiet.

Ein wenig die Beine vertreten nach langer Autofahrt.

Wir haben mit 1493 Meter über NN den höchsten Mittelgebirgsgipfel Deutschlands erreicht. Wir befinden uns auf dem Feldberg.

Das Haus der Natur hatte am Abend leider schon geschlossen.

Auch Pferdesport wird auf dem Feldberg offensichtlich groß geschrieben.

Ähnlich wie der Brocken im Harz zählt auch der Feldberg im Schwarzwald zu den windigsten Orten Deutschlands. Dieser Umstand hinterlässt auch in den Wäldern seine Spuren.

Jeden Abend begann die Suche nach einem ruhigen Schlafplätzchen. Eines der schönsten war diese Ski – Hütte am Rande des Schwarzwaldes, in unmittelbarer Nähe zur Schweizer Staatsgrenze. Da am 1. August in der Schweiz Feiertag ist (Bundesfeier) durften wir von hier aus die bunten Feuerwerke (wie bei uns an Silvester) bewundern und die Natur feierte mit. Blitzfeuerwerk von oben und unten. Romantischer kann ein Sommerabend kaum ausklingen!

Unser erster Urlaubstag fand so ein würdiges Ende.

Freitag, 02. August – Ein sommerlich warmer Tag mit einigen Schauern und Gewittern. Vom Schwarzwald ging es nach einem kurzen Abstecher in die Schweiz, zum Bodensee auf deutscher Seite.

Wir verabschiedeten uns von der Lochütte bei der „Hohe Tannen Spur“.

Wir haben die Schweizer Grenze passiert.

Und erreichen Schaffhausen.

Grund für unseren Kurzbesuch in der Schweiz ist der berühmte Rheinfall.

Er ist ein beliebtes Touristen – Magnet und unbedingt sehenswert. Der Rheinfall ist 150 Meter breit und stürzt 23 Meter in die Tiefe.

Man kann sich ihm über Wanderwege mit speziellen Aussichtspunkten nähern, oder aber mit dem Schiff. Wir entschieden uns für letzteres.

Der Rheinfall ist der größte Wasserfall Europas, jedenfalls was den Wasserdurchlauf anbelangt.

Ohrenbetäubendes Getöse, Gischt und gewaltige Strudel in unmittelbarer Nähe der natürlichen Wasserspiele.

Aussichtspunkt am Felsentunnel.

Am eindrucksvollsten sind die Naturgewalten aber von dieser Aussichtsplattform zu erleben.

Aussichtsfahrten sind für unterschiedliche Zeitspannen möglich.

Wir entschieden uns für die längste Tour und schipperten auch in ruhigere Regionen des Rheins.

Dazu ein süffiges, aber nicht ganz preiswertes Stammhaus – Pils Schweizer Braukunst.

Wieder in Deutschland angelangt, erreichen wir den Bodensee. Das Gewitter haben wir in der Schweiz gelassen.

Marienwallfahrtskirche Birnau mit Weinterrassen im Vordergrund.

In Uhldingen – Mühlhofen gibt es ein leckeres Abendbrot in einem Fisch – Restaurant. Frisch aus dem Bodensee.

Abenddämmerung über dem Bodensee. Es wird Zeit sich ein ruhiges Schlafplätzchen zu suchen.

Sonnabend, 03. August – Eine Besichtigung der Pfahlbauten in Unteruhldingen und ein Besuch der Blumeninsel Mainau im Bodensee standen heute auf dem Programm. Auch ein erfrischendes Bad in selbigem im Anschluss. Dazu gab es freundliches und warmes Sommerwetter mit einigen Regenschauern am Abend.

Dieses schöne Motiv mit einer Weinbergschnecke kam mir am morgen vor die Foto – Linse. Wir nächtigten am Rande eines Naturschutzgebietes in der Nähe des Affenberges bei Salem.

Der Waldboden war klatschnass, nicht nur von den Schauern am Abend des Vortages, so dass auch einige Frischpilze vorhanden waren. Hier sind es Mürblinge (Psathyrella spec.).

Von Friedrichshafen aus kann man sich die Bodensee – Region auch aus luftiger Höhe erschließen. Reichlich „Kleingeld“ ist aber mitzubringen. Eher ein Privileg für betuchtere Frau- und Herrschaften.

Der Bootsanleger und Yachthafen von Unteruhldingen.

Während der Rheinfall ein Wunsch meinerseits war, hatte sich Jonas den Besuch der Pfahlbauten am Bodensee gewünscht.

Also hereinspaziert.

Die Pfahlbauten Unteruhldingen gehören zu den größten archäologischen Freilichtmuseen Europas. 3000 Jahre Pfahlbau – Geschichte erwartet den Besucher.

23 rekonstruierte Häuser aus der Stein- und Bronzezeit machen eine längst versunkene Welt wieder sichtbar.

Weitläufige Steganlagen führen den Besucher zu den einzelnen Objekten.

Irena begutachtet einen Pilzfund auf dem Gelände des Museums. Natürlich auf dem Festlandsbereich.

Wurzelnder Bitter – Röhrling (Boletus radicans).

Seit 2011 gehören 111 Fundstellen prähistorischer Pfahlbauten in 6 Ländern rund um die Alpen zum Weltkulturerbe der UNESCO.

Gleich im Anschluss ging es mit dem Mainau – Schiff auf die gleichnamige Blumeninsel.

Es geht an Bord.

Wir haben abgelegt.

Ein Blumenmeer begrüßt den Besucher gleich bei der Ankunft.

Selbst Palmen – Gewächse fühlen sich hier offensichtlich wohl. Ein Hauch von Südsee.

Für Irena genau das richtige, liebt sie doch Gartenschau – Besuche.

Prachtvolle Blumentreppe.

Wunderschöne Rosen – Züchtungen sind zu bewundern.

Ein Paradies für Blumenliebhaber.

Ein Pfau breitet seine Blütenpracht aus.

Alle meine Entchen schwimmen auf dem Blütenmeer.

Die Heinzelmännchen – Blume, besser bekannt als Seerose.

Irena vor geliebter Blumenpracht.

Info – Tafel im Schmetterlingshaus.

Ein Eulenfalter hat sich auf einem Blatt niedergelassen.

Südfrüchte scheinen beliebt bei den tropischen Faltern zu sein.

Jonas bewundert einen gigantischen Mammutbaum.

Weit und hoch greift die Baumkrone aus.

Wir Menschen wirken dagegen wie Zwerge.

Mit dieser Farbenpracht möchte ich den kleinen Einblick in die Wunderwelt der Blumeninsel Mainau beenden.

Sonntag, 04. August – Von der Bodenseeregion brachen wir heute in Richtung Österreich auf. In den Ötztaler Alpen besuchten wir das Ötzi – Dorf und fuhren am Abend in Richtung Kaisergebirge und von dort aus wieder nach Deutschland, wo wir in der Umgebung von Bayrischzell einen schönen Wanderer – Rastplatz zum Schlafen gefunden haben.

Zunächst haben wir am späten Abend des Vortages ebenfalls einen tollen Schlafplatz an einem kleinen Waldsee gefunden, dem Wanderparkplatz am Holzweiher.

Der Holzweiher am Morgen des 04. August 2019.

Auch ein wunderbarer Platz zum frühstücken.

Es gab unter anderem Kartoffelpuffer.

Von hier aus können auf dem Jubiläumsweg des Bodenseekreises verschiedene Wanderungen in Angriff genommen werden.

Außer diesem Schwefelporling (Laetipotus sulphureus) konnte ich nichts bedeutsames an Frischpilzen am Holzweiher entdecken.

Wir verzichteten daher auch auf eine Wanderung über einem der Jubiläumswege, denn wir hatten noch viel vor. Ziel Österreich.

Wie der Zufall es wollte, landeten wir in den Ötztaler Alpen.

Und dort ist ein Besuch des Ötzi – Dorfes natürlich ein muss. Immerhin hat Ötzi ja auch irgendwie etwas mit Pilzen zu tun gehabt.

Der Eingang zum Ötzi – Dorf, das in mehrere Themenbereiche unterteilt ist.

Originalgetreue Nachbildung des Ötzi – Fundes. Die Gletschermumie wurde am 19.09.1991 von zwei Bergwanderern aus Nürnberg entdeckt. Spätere Untersuchungen ergaben ein Alter von inzwischen ca. 5250 Jahren. Eine weltweite Sensation!

Neben Greifvögeln sind hier auch einige Nutztiere der Stein- und Bronzezeit zu sehen. Hier ist es eine seit den 1930er Jahren betriebene, erfolgreiche Rückzüchtung des Auerochsen (Ur – Rind).

Auerochsen – Baby beim Mittagsschlaf.

Zunderschale mit zugehörigen Utensilien. Hier wird praktisch vorgeführt, wie der Zunder zum glimmen gebracht wird.

Nur die obere Deckschicht des Echten Zunderschwamms (Fomes fomentarius) ist zur Zunderbereitung geeignet. Auch Ötzi hatte Zunder bei sich.

Hatte man den Zunder zum glimmen gebracht, konnte ein Feuer entfacht werden. Steine spielten in der Steinzeit eine wichtige Rolle. Hatte man Feuer, konnten diese in ihm fast zum Glühen gebracht werden. Brauchte man kochendes Wasser, legte man diese in einen mit Wasser gefüllten Bottich hinein und innerhalb kürzester Zeit kochte das Wasser. Gleichzeitig wurden dabei auch wertvolle Mineralien aus den Steinen gelöst – Mineralwasser und schädliche Bakterien abgetötet.

Dieser vorzeitliche Holzkarren ist vom Pilz befallen, nämlich von Schmetterlings – Trameten. Die Räder sollten bald möglichst ausgetauscht werden. So kommt er nicht mehr durch den Tüv!

Soayschaf – eine frühe Form des Hausschafes. Es streift seine Wolle im Mai/Juni ab und braucht nicht geschoren zu werden.

Auch im Ötzi – Dorf war der Blick immer auf der Suche nach pilzlichem Leben. Hier ist es ein Zimtfarbener Weichporling (Hapalopilus rutilans).

Auch die Hundsflechte (Peltigera spec.) besteht zu großen Teilen aus Pilz.

Rißpilze (Inocybe spec.).

Eine junge Amsel beobachtet uns.

Gilbende Erdritterlinge (Tricholoma argyraceum) im Ötzi – Dorf.

Da wir uns fast schon in Italien befanden, stand zu Mittag Pizza auf dem Speiseplan.

Majestätisch erheben sich die Gebirgszüge des Alpen – Hauptkammes in den Himmel.

In luftiger Höhe ist man Gott natürlich am nächsten.

Diese Felsenwälder sind nichts für uns Flachländer.

Jeder Berg und Gebirgszug hat natürlich auch einen Namen, der mir hier allerdings nicht bekannt ist.

Weiter geht unsere Reise auf der Autobahn in Richtung Innsbruck.

Nach dem wir Innsbruck hinter uns gelassen haben, kommt das Kaisergebirge bei Kufstein in Sicht. Das Alpenglühen signalisiert uns, einen Schlafplatz zu suchen.

Montag, 05. August – Aus dem Oberbayrischen ging es wieder nach Österreich, nämlich in die Mondseeregion im Salzkammergut.

Der Waldparkplatz am Seeberg zwischen Bayrischzell, Sudelfeld und den Tatzelwurm – Wasserfällen bot wieder eine ruhige Übernachtungsmöglichkeit direkt an einem klaren und kühlen Gebirgsbach.

Beim morgentlichen Beine vertreten entdeckte ich diesen farbfreudigen Pilz – Tupfer auf dem Waldboden.

Es war meine erste Begegnung mit dem Pilz des Jahres 2013, dem Braungrünen Zärtling (Entoloma incanum). Ein Vertreter der artenreichen Gattung der Rötlinge. Während viele Arten nur mikroskopisch sicher zu bestimmen sind, so ist es bei diesem Vertreter ein Kinderspiel. Die markante Färbung und der beindruckende Gestank nach Mäuseklo machen ihn unverwechselbar. Der Mäuseklopilz ist eine Zeigerart kalkreicher und nährstoffarmer Standorte. Der Rötling ist gelegentlich auch in M-V gefunden worden.

Und noch einmal ein Tagfalter in freier Natur. Die Bestimmung ist für mich nicht ganz einfach, da es mehrere Arten in dieser Färbung und Musterung gibt. Es könnte sich beispielsweise um den Kaiserfalter handeln, da das Kaisergebirge nicht weit weg ist? Bitte diese These nicht ganz ernst nehmen, ist eher ironisch gemeint.

Zum Frühstück heute angeschmortes Pfannengemüse eigener Ernte.

Nach dem Frühstück ging es durch herrliche Gebirgslandschaften wieder in Richtung Österreich. Wir sind nach Deutschland hinein gefahren, da es offensichtlich recht schwierig ist im Nachbarland ähnliche Park – und Raststätten zu finden. Jeden Falls erging es uns so.

In Kürze erreichen wir Tirol. Im Hintergrund dürfte wieder das Kaisergebirge zu sehen sein. Das Gebirgsmassiv in den Ostalpen steht unter Naturschutz. 940 Blütenpflanzen, 38 Farne, 400 Moosarten sowie eine reichhaltige Pilz- und Flechten – Flora wurden hier nachgewiesen.

Irena während eines kleinen Bummels durch den Luftkurort Oberaudorf in Oberbayern. Er ist unter anderem der Geburtsort des früheren bayrischen Ministerpräsidenten Edmund Stoiber.

Und hier noch einmal vor der Kirche „Unserer lieben Frau“ und einem typisch bayrischen Maibaum.

Liebevoll gestaltet mit Motivgruppen, die wohl aus der Geschichte des Ortes oder der Region Ereignisse symbolisieren sollen.

Ein wirklich sehenswertes Örtchen.

Das Gasthaus Alpenrose.

Inzwischen wieder in Österreich angelangt erreichen wir das Salzkammergut.

Almwiese, Mondsee und Drachenwand – ein Urlaubsparadies.

Und hier scheint es Pilze zu geben. Bei einem Zwischenstopp an einem Rast- und Parkplatz begrüßten uns nicht nur diese leckeren Nelkenschwindlinge (Marasmius oreades).

Auch einige Wiesenchampignons (Agaricus campestris) weckten unser Pilzfieber und wir entschlossen uns zu einer kleinen Exkursion durch die umliegenden Alpenwälder.

Und siehe da, nicht nur auf den Almwiesen, nein, auch in den Wäldern gibt es Frischpilze. Gleich direkt bei unserer Ankunft begrüßten uns diese vorzüglichen Suppenpilze, die Lilablättrigen Mürblinge (Psathyrella candolleana).

Wenige Meter weiter eine größere Gruppe giftiger Rißpilze (Inocybe spec.) am Wegesrand.

An einem Brückengeländer über einen Gebirgsbach wuchsen diese Tannenblättlinge (Gloeophyllum abietinum).

Aber auch die noch häufigeren Zaunblättlinge (Gloeophyllum sepiarium). Beide Arten sind sehr aktive Destruenten von totem Fichtenholz. Das Brückengeländer muss bald erneuert werden!

Über das Wiedersehen eines in unseren breiten fehlenden Täublings habe ich mich riesig gefreut. Erst einmal zuvor konnte ich in meinem Leben dem Wiesel – Täubling (Russula mustelina) in freier Wildbahn begegnen. Das war genau vor zwei Jahren im Harz. Dieser gute Speisepilz ist nur in Berglagen zu finden. Natürlich habe ich gehofft, auf unserer Reise Pilzarten zu entdecken, die bei uns nicht oder kaum vorkommen. Er sollte nicht der einzige Fund gewesen sein, der mich diesbezüglich begeisterte. Der Mäuseklopilz hatte ja schon einen ersten Begeisterungsschrei ausgelöst!

Klebriger Hörnling (Calocera viscosa). Von Jonas entdeckt und fotografiert.

Essbare Gelbbräunliche Trichterlinge (Clitocybe gibba) sind sowohl hier, wie auch zu hause sehr häufig.

Ein rosaanlaufender Milchling des Bergnadelwaldes mit grauem, trockenem Hut. Dazu fällt mit nur der bei uns in Buchenwäldern vorkommende Rauchfarbene Milchling (Lactarius azonites) ein.

Das Fleisch bzw. der Milchsaft rötet im Schnitt allmählich. Möglich wäre daher auch der Rosaanlaufende Milchling (Lactarius acris).

Der oft büschelig und in Hexenringen wachsende Knopfstielige Rübling (Collybia confluens) ist auch bei uns eine häufige, ungenießbare Art in Laub- und Nadelwäldern.

Jonas am Gebirgsbach im Salzkammergut.

Bevor es zu einem erfrischenden Bad an diesem schwülwarmen Sommertag in das Flüsschen geht, zunächst noch schnell die Wassertemperatur prüfen.

Steinig sind die Waldwege in den Kalkalpen.

Dieser Pilz stand schon seit Jahrzehnten auf meiner Wunschliste. Jonas hat ihn entdeckt und mir zugerufen, er habe eine Krause Glucke gefunden. In mir keimte zarte Hoffnung auf, da Irena meinte, es sei wohl keine, weil sie doch etwas anders aussehe. Ich war etwas entfernt und jubelte innerlich bereits. Ganz besonders als sich mein Verdacht bestätigte. Ich habe das erste mal im Leben den Bärenschädel (Sparassis laminosa) vor mir! Ich bin glücklich!

Besser bekannt wohl unter der Bezeichnung Breitblättrige Eichenglucke. Die Eiche ist aber nicht ihr einziger Wirt, denn an Tanne soll sie in Gebirgslagen ebenfalls vorkommen. Überhaupt ist diese Rote Liste Art fast nur in Bergregionen anzutreffen. Über weite Strecken in Deutschland scheint der Pilz zu fehlen. In M-V ist bisher nur ein Nachweis bekannt. In einigen Gebirgsregionen kommt der essbare Pilz etwas häufiger vor, besonders im Südwesten Deutschlands (Schwarzwald), aber auch in Österreich. Natürlich blieb der Bärenschädel an Ort und Stelle stehen!

Der Frauen – Täubling (Russula cyanoxantha) ist zwar einer unserer besten Speisepilze, haut mich aber nicht vom Hocker, da er auch in unseren Breiten ein sehr häufiger Pilz ist. Einzig die Tatsache, dass er hier im Nedelwald wächst, finde ich bemerkenswert.

Allmählich wird das Gelände für uns Flachland – Tiroler doch etwas zu steil, so dass wir lieber den Rückzug antraten.

Irena hat inzwischen aus dem irgendwie sandig – lehmigen Bodenuntergrund einen Zimt – Röhrling geformt.

Und Jonas hat einen Hocker entdeckt.

Er erinnert irgendwie an Ötzi!

Na endlich der erste Steinpilz!?

Aber nur für jemanden, der es besonders deftig mag. Für den verwöhnten Gaumen ist der Gallen – Röhrling (Tylopilus felleus) eine Grausamkeit. Steinpilze soll es einige Tage zuvor wenige gegeben haben, wie uns der Waldbesitzer dieses Revieres erklärte. Anders im letzten Herbst, da gab es hier in der Mondseeregion eine Steinpilzschwämme wie noch nie erlebt, sagte er uns. Unmöglich, alle abzusammeln und zu verwerten. Da ihm das Waldgebiet gehört, unterliegt er auch nicht einer Sammelbegrenzung und kann soviel wie er möchte ernten.

Ein Vertreter aus der Gruppe der essbaren Scheidenstreiflinge (Amanita spec.)

Schöne Aussicht. Der Österreicher würde sagen „Ins Land einischauen“.

Und genau dieses tun wir hier auch. Foto: Irena.

Das Wasser des Mond- und Attersees schimmert blaugrün.

Immer wieder beeindruckende Berglandschaften.

Hier sehen wir den Attersee und das Höllengebirge.

Die Mond- und Atterseeregion ist ein wichtiges Touristenzentrum Österreichs. Immer wieder laden Hinweisschilder zu teils themenbezogenen Wanderungen ein.

Dienstag, 06. August – Nachdem wir an einem etwas weniger idyllischen Pendlerparkplatz in Österreich übernachteten, starteten wir am Vormittag in Richtung Donau und steuerten auf Jonas seinem Wunsch eine ausgewiesene Badestelle an. Im Anschluss ging es am Grenzübergang Passau wieder nach Deutschland und wir landeten am Abend im Naturpark Bayrischer Wald.

Auch die Donau führt derzeit recht wenig Wasser, wie viele andere Flüsse auch.

Aber die Fahrgastschifffahrt funktioniert noch.

Nach dem wir ein erfrischendes Bad in der Donau genossen, wurde Mittag gemacht. Eine Pilzpfanne aus dem Salzkammergut, bestehend aus Gelbbräunlichen Trichterlingen, Waldfreund Rüblingen, Frauen – Täublingen und einem Wiesel – Täubling (gelbgrünes Pilzstückchen, kein Grüner Knolli!). Ich muss sagen, die Gelbbräunlichen Trichterlinge haben gar nicht so schlecht geschmeckt, obwohl sie meist als minderwertig geführt werden.

Das Mahl ist angerichtet, dazu wieder Kartoffelpuffer.

Pilze haben wir am steinigen Ufer der Donau nicht gesehen, aber trotzdem wird sich gebückt.

Einige vom Wasser wohlgeformte Steine müssen zur Erinnerung mit nach hause.

Am Abend erreichten wir Passau und es galt noch etwas einzukaufen.

Wir haben ein wunderschönes Plätzchen zum Übernachten am Dreiburgensee im Bayrischen Wald gefunden.

Mittwoch, 07. August – Wir haben an der südwestlichen Ecke des Naturparkes Bayrischer Wald bei Tittling, am Dreiburgensee, einen tollen Wanderparkplatz gefunden und übernachtet. Eine wunderschöne Ecke. Von hier aus führen themenbezogene Wanderwege durch den Bayrischen Wald und den umliegenden Ortschaften und Sehenswürdigkeiten. Unter anderem auch zum und durch das Museumsdorf Bayrischer Wald. Da auch ein Schwammerlweg ausgeschildert war, waren wir hier genau richtig und er wurde von uns in Angriff genommen. Für den gemeinen Pilzsucher wären Krause Glucken in ergiebigeren Mengen dabei gewesen, sowie auch einige Pfifferlinge und Rotfüßchen. Für mich gab es allerdings einige Höhepunkte, über die ich mich riesig gefreut habe.

Unser Standort bei Oisching.

Jonas studiert die Wanderkarte.

Frische Wiesen – Champignons (Agaricus campestris) wuchsen gleich neben unserem Auto.

Willkommen für ein Portrait – Foto.

Das wird ein herzhaftes Frühstück.

Wir starten zu unserer Wanderung auf dem Schwammerlweg, der nur anfangs noch asphaltiert ist.

Vorbei am Dreiburgensee.

Auf modriger Holzunterlage eines dem Wanderweg angegliederten Barfußpfades wuchsen diese Olivschnitzlinge (Simocybe centunculus).

Hier sehen wir wahrscheinlich den Kegeligen Rißpilz (Inocybe fastigiata). Giftig!

Der Schönfuß – Röhrling (Boletus calopus) ist eine Augenweide. Für das Auge ein Genuss, für den Gaumen eine Zumutung, da bitter!

Im Alter verliert er an Schönheit. Warum soll es den Schwammerln anders ergehen wie uns Menschen.

Der Klebrige Hörnling (Calocera viscosa) hat viele Volksnamen und wird gern mit eingesammelt, obwohl er minderwertig ist.

Sage und schreibe 10 Jahre ist es her, dass ich zum letzten mal den Brätling (Lactarius volemus) in den Händen hielt und vor die Foto – Linse bekam. Im Süden Deutschlands scheint dieser gute Speisepilz deutlich häufiger zu sein und zählt hier sogar zu den volkstümlich gesuchten und begehrten Pilzarten. In unseren Breiten kennt ihn hingegen kaum ein Pilzsucher.

Einmal im Leben einen Schonsteinfeger oder Mohrenkopf (Lactarius lignyotus) in den Händen zu halten, war ein Wunsch, der mir fast unerfüllbar schien, da die schöne Milchlingsart bei uns im Flachland komplett fehlt. Wir finden den guten Speisepilz nur in Berglagen in naturnahen, alten Fichtenbeständen. Es war für mich der Höhepunkt unserer Urlaubsreise und Irena hatte ihn entdeckt, nach dem ich des Öfteren auf diesen Pilz aufmerksam gemacht hatte. Er stand  ganz oben auf meiner Wunschliste. Ich danke dem Bayrischen Wald!

Und natürlich auch Irena!

Zerstreut und nur regional etwas häufiger nachgewiesen ist der Rotschneidige Helmling (Mycena rubromarginata). Auch im Bayrischen Wald gibt es derzeit noch große Verbreitungslücken.

Ein dicker Brocken.

Gut gelaunt ein wenig verschnaufen. Bergwandern strengt doch ein wenig an.

Und hier mal wieder etwas für den Mykophagen. Der Fleischrote Speise – Täubling (Russula vesca) ist immerhin sowas von lecker, selbst roh!

Welches man vom Harten Zinnobertäubling (Russula lepida) wirklich nicht behaupten kann. Er ist höchstens ein Mischpilz und das auch nur in kleinen Mengen.

Der Blaugraue Täubling (Russula parazurea) darf hingegen unbedenklich in den Sammelkorb wandern.

Der Stachelbeer – Täubling (Russula quelettii) muss hingegen draußen bleiben. Er schmeckt sehr scharf. Der Pilz ist bei uns in M-V höchstens zerstreut mal anzutreffen, in Bergfichtenwäldern hingegen häufig.

Hin und wieder gab es einige Rotfuß – Röhrlinge (Xerocomus chrysentheron).

Riesig habe ich mich auch über diese Geselligen Glöckchennabelinge (Xeromphalina campanella) gefreut. Ein Pilz, den ich seit Kindertagen im wesentlichen nur durch Abbildungen in Pilzbüchern kannte. Nur während unserer DBU – Kartierungen bin ich ihm vor zwei Jahren das erste mal in der Ueckermünder Heide begegnet. Er ist in großen Landstrichen selten bis zerstreut. Nur in einigen Gebirgsregionen ist er häufiger Nachgewiesen. Im Bayrischen Wald hauptsächlich ganz nach Osten zu. Ein wunderschönes Pilzchen!

Die meisten Pilzsucher wollen hingegen solche Arten finden und gehen an oben gezeigten Schönheiten meist achtlos vorüber. Eierschwämmchen (Cantharellus cibarius).

Aber es lohnt sich, die Eierschwämmchen im Bayrischen Wald mal etwas genauer anzuschauen. Hier sehen wir nämlich nicht den normalen Pfifferling, sondern den Amethyst – Pfifferling (Cantharellus ametysteus). Die violett beschuppte Pfifferlingsart ist im gesamten Norddeutschen Raum sehr selten und wurde in M-V bisher noch nicht nachgewiesen. In Bergregionen ist sie auf kalkhaltigen Böden gebietsweise häufiger. Wieder ein Fund, der mich ins Schwärmen brachte!

Von oben betrachtet ist der Semmelstoppelpilz (Hydnum repandum) den Pfifferlingen sehr ähnlich. Stacheln statt Leisten auf der Hutunterseite schaffen aber Klarheit. Auch er ist ein guter Speisepilz, sollte aber besonders im Bayrischen Wald mit Vorsicht genossen werden. So hat die Hochschule Fulda im Jahre 2016 bei eingesandten Proben vom Raum Sülzfeld 934,77 und aus Brannenburg/Vorgebirge 17 273,05 Becqurel radioaktive Belastung festgestellt. Besonders der letzte Wert ist doch schon sehr bedenklich!

Hier sehen wir einen schönen und recht kompakten Täubling aus dem Umfeld von Russula violeipes. Dieser ist mit seinen gelben Hüten in Mecklenburg recht häufig und kommt teils aber auch mit farblich stärker überlaufenen Hüten vor. Hier, so denke ich zumindest, dürfte es sich um den Samt – Täubling (Russula amoena) handeln. Eine recht seltene Art, die besonders im Schwarzwald häufiger vorkommen soll. Im Bayrischen Wald gibt es laut Verbreitungskarte der DGfM bisher kaum nachweise.

Der Hut erscheint stumpf – samtig mit olivlichen, teils weinrötlichen Mischfarben mit dunklem Zentrum.

Krause Glucken (Sparassis crispa) gab es hier mehrfach, teils in richtig kapitalen Stücken.

Als Speisepilze waren auch einige Eichen – Filzröhrlinge (Xerocomus quercinus) im Angebot.

Intensiver Maggi – Geruch zeichnet den Kampfer – Milchling (Lactarius camphoratus) aus.

Dem Grüngefelderten Täubling (Russula virescens) zu begegnen ist natürlich immer eine Freude. Sowohl für´ s Auge, wie auch für den verwöhnten Gaumen, zählt er doch zu unseren wertvollsten Speisepilzen.

Ein weiterer Höhepunkt war der Fund des Grünenden Pfeffermilchlings (Lactarius glaucescens). Er ist in Norddeutschland sehr selten und nur in einigen Mittelgebirgsregionen, ab dem Harz südwärts, regional etwas öfter nachgewiesen. Auch vom Bayrischen Wald sind kaum Funddaten vorhanden.

Es ging hier wirklich schlag auf schlag. Für mich ein echtes Raritäten – Kabinett. Das Europäische Goldblatt (Phylloporus pelletieri) war gleich mehrfach vertreten.

Am Ende der für mich sehr erfolgreichen Tour stand sogleich eine Mischpilz – Pfanne auf dem Programm, denn frische Waldluft macht bekanntlich hungrig.

Noch schnell ein Bad im Dreiburgensee und dann zogen auch schon dunkle Regenwolken auf. Es begann zu schütten wie aus kübeln und wir starteten zu unserer letzten Etappe.

Donnerstag, 08. August – Wir fuhren am gestrigen Abend, es regnete sowieso, noch bis Nordbayern, in den Frankenwald, an der Grenze zu Thüringen. Hier fanden wir wieder einen annehmbaren Schlafplatz an einem Wanderer Rast – und Parkplatz, von dem man beispielsweise durch das Höllental des Flüßchens Selbitz wandern kann. Ein wunderschönes FFH – Gebiet, das zu Zeiten der deutschen Teilung Staatsgrenze zwischen DDR und BRD war. Am heutigen morgen herrschte hier aber Aufregung. Der Landkreis Hof hat den Bau einer Hängebrücke über dieses weitgehend naturnahe Gebiet beschlossen und dagegen formierte sich Widerstand. Eine engagierte Dame war völlig aufgebracht, da heute die Baumaschinen und LKW´ s anrückten, um mit dem Projekt zu beginnen. Der Landkreis Hof wirbt mit dem Höllental als Raum der Erholung und Ruhe. Nachdem hier im Jahre 2022 die dann längste Hängebrücke der Welt eröffnet werden soll, wird es wohl mit der Ruhe vorbei sein, so der BUND, der sich gegen dieses Projekt aussprach. Aber auch hier geht es wieder nur um Geld. Mehreinnahmen durch Massentourismus auf Kosten der Natur! Gerne hätten wir eine Wanderung durch das Höllental unternommen, aber der Zeitpunkt schien uns etwas ungünstig. So fuhren wir von hier aus in Richtung Heimat.

Was wohl der Butzlkouh dazu sagen würde.

Nichts destotrotz könnte der Naturpark Frankenwald vielleicht später noch einmal ein lohnendes Ziel sein.

Direkt an unserem Rastplatz wuchsen an Totholz einige Porlinge. Hier ist es eine frische Rosette des Angebrannten Rauchporlings (Bjerkandera adusta).

Während es auf der Fahrt durch Sachsen – Anhalt und Brandenburg sonnig und trocken war, wurden die Wolken in Richtung Mecklenburg – Vorpommern immer dicker und hinterließen kräftige Regenschauer.

Nicht nur Müsi freute sich, als wir wieder zu hause waren. Am 27. August von einem Auto überfahren! Nun müssen wir versuchen ihr vor wenigen Tagen geborenes Baby irgendwie mit der Flasche durchzubringen. Lebe wohl liebe Müsi. Wir hoffen, im Katzenhimmel geht es dir gut!

Auch die Blumen strahlten uns an.

Und Jonas hatte sich in Bayern mit reichlich Almdudler eingedeckt. Seit er es vor wenigen Jahren dort entdeckte, ist es ein Kult – Getränk bei ihm.

Die erste Nacht wieder zu hause schlafen. Es hatte auch in der Heimat geregnet und der Mond ist halb. Laut Mond – Theoretiker sollen die Pilze bei zunehmenden Mond besser wachsen. Wir werden sehen.

Sonnabend, 10. August – Die Gewitter vom 31. Juli haben besonders in Teilen Schleswig – Holsteins und Mecklenburgs zu hohen Regenmengen, Überschwemmungen und Sturmschäden geführt. Wie so oft gingen einige Bereiche fast leer aus. In Wismar herrscht weiterhin eher Dürre vor, während es im Raum Blankenberg/Brüel ergiebige Regenmengen gab. In Keez sind bei den Gewittern über 30 Liter im Messbecher gewesen. Besonders westlich von Rostock haben die Gewitter stark gewütet, aber auch im Raum Sternberg. Nachfolgeniederschläge durch weitere Schauer werden in diesen Gebieten nun greifen und zumindest regional einen nennenswerten Wachstumsschub von Sommerpilzen auslösen. Örtlich kann es wohl sogar richtig heftig zur Sache gehen, anderswo müssen wir uns weiter gedulden.

 Heute führte eine öffentliche Wanderung durch den Holmer Wald zwischen Grevesmühlen und Dassow. Sandige Nadelwälder überwiegen hier. Auch in dieser Region hatte es in der letzten Zeit genügend geregnet, um die größte Trostlosigkeit zu beenden. So waren wir heute durchaus angenehm überrascht, dass es doch einiges an Frischpilzen gab. Meist nur kleinere Arten wie Rüblinge, Trichterlinge, Helmlinge oder Schwindlinge, aber auch schöne Speise – Täublinge. Röhrlinge waren durch frische Rotfüßchen vertreten und in den moosreichen Fichtenwäldern zeigte sich sogar eine erste und schöne Marone. Es geht also los!

Nicht nur das die gemeinen Arten nun häufiger werden, auch das Raritäten – Kabinet scheint eröffnet zu sein. Diese beiden Egerlinge fand heute ein Pilzsucher auf unserer Wanderung im Holmer Wald. Nach intensiver Nachforschung gelang ich zu dem Schluss, dass es sich um den Porphyr – Champignon (Agaricus porphyrocephalus) handeln könnte. Eine in Deutschland extrem seltene Art! Es gibt bis dato nur 6 Nachweise. In M-V bisher nur einmal gefunden bzw. nachgewiesen. Holmer Wald im MTB: 2132/1.

Sonntag, 11. August – Wir befinden uns zwar noch eine Weile im Zeitraum der Hundstage, aber wettertechnisch werden die Weichen eher frühherbstlich gestellt. Es ist derzeit noch sommerlich warm, aber der Temperaturtrend zeigt eher nach unten. Wind und zahlreiche Schauer werden wohl die nächste Zeit dominieren. Ständige Winde sind zwar dem Pilzwachstum nicht gerade förderlich, aber der Regen kommt natürlich wie gerufen. Da er meist in Schauern fällt, wird das Nass auch weiterhin eher ungerecht verteilt werden. Die große Depression an der Pilzfront scheint aber beendet. Regional lohnt es sich durchaus die Augen offen zu halten. Irena kontrollierte heute einige Sommersteinpilz – Standorte. Ohne Erfolg, aber immerhin einige Parasole und Rotfuß – Röhrlinge. Auch in der Pilzberatung wurden mir heute frische Eichen – Filzröhrlinge vorgelegt.

In den dichten Moospolstern des Holmer Fichtenwaldes zeigte sich gestern sogar schon eine junge Marone (Xerocomus badius). Die Szenerie ist aber durchaus gestellt, da ein interessierte Schuljunge auf der gestrigen Pilzwanderung meinte, mit dem Klebrigen Hörnling (Calocera viscosa) wirke das Foto noch schöner. 10.08.2019.

Montag, 12. August – Tiefdruckgebiete sind weiterhin am Zuge. Unbeständiges Wetter mit Schauern und Gewittern ist die Folge. Bei den Temperaturen wird Achterbahn gefahren. Mal frühherbstlich kühl, mal sommerlich warm. Dazu zeitweise viel Wind und kräftige Regengüsse. Also schon ein wenig herbstlich. Damit stimmt die Witterung auf die bevorstehende Hochsaison ein, die derzeit schon zaghaft anläuft. Es wird wohl weiterhin differenziert sein, aber die eingespielte Wetterlage soll möglicherweise bis Ende des Monats weiter gehen. In einigen Ecken wird es in kürze wohl schon richtig gut werden, in anderen dauert es länger. Ich denke und hoffe, uns steht ein toller Pilzherbst bevor. Es zeichnet sich jetzt schon spannendes ab. Nicht nur die gemeinen Arten werden allmählich häufiger, auch Raritäten scheinen sich berufen zu fühlen uns in den nächsten Wochen und Monaten so manche Überraschung aufzutischen.

So wartete der Holmer Wald während unserer Pilzwanderung am Sonnabend gleich mit mehreren Seltenheiten auf. Neben obigen Champignon beispielsweise auch mit diesem Gestielten Filzporling (Onnia tomentosa) im Fichtenforst. In M-V gibt es bisher nur wenige Nachweise.

Dienstag, 13. August – Zahlreiche Schauer und Gewitter ziehen seit der Nacht in hochreichend kalter Polarluft über Norddeutschland. Besonders stark hat es in Richtung nördliches Schleswig – Holstein geschüttet. In M-V war vor besonders ein küstennaher Streifen zwischen Rostock, Stralsund und Rügen recht ordentlich mit dem wertvollen Nass bedacht worden. Weitere Tiefausläufer mit Schauern und Gewittern werden in den nächsten Tagen folgen.

Das alles und die moderaten Sommertemperaturen werden das allgemeine Pilzaufkommen weiter ansteigen lassen. Natürlich weiterhin differenziert. In einigen Gebieten nur sehr zaghaft, in anderen durchaus deutlicher. Und das ist auch gut so, damit es nicht überall gleich stark losgeht. Natürlich werden zunächst viele Sommerarten die Chance nutzen. Selbst in Wismar, wo die Vegetation immer noch eher braun als grün ist, zeigen sich vereinzelt Frischpilze. So sah ich heute aus dem Bus heraus auch einen schon ausgewachsenen Hexen – Röhrling unter Linden im Stadtgebiet. In der Pilzberatung zieht Leben ein. Auffällig in der letzten Zeit sind die Funde von Riesenbovisten. Auch der zweite Schub von Schwefelporlingen hat losgelegt. Da ich derzeit nicht in der Lage bin, in den Wald zu fahren, da mein Zweirad nach dem Urlaub den Geist aufgegeben hat und in der Werkstadt steht, findet die für morgen geplante Mittwochsexkursion nicht statt. Trotzdem werde ich mit Chris Engelhardt eine Tour unternehmen und in Regionen fahren, wo ich guter Hoffnung bin, dass es durchaus nicht uninteressant werden könnte.

Hier nochmal eine interessante Art aus dem Holmer Wald am vergangenen Sonnabend. Wir sehen den Kleinsten Scheidling (Volvariella pusilla). Durchaus nicht häufig und in M-V zerstreut bis selten!

Mittwoch, 14. August – Meine eigentlich geplante Mittwochsexkursion kam heute leider nicht zu Stande, da mein Zweirad immer noch in der Werkstadt steht. Trotzdem hatte sich Chris Engelhardt aus Lübeck angemeldet. Da das geplante Revier etwa auf halber Strecke zwischen unseren beiden Hansestädten liegt, wäre es unpraktisch für Chris erst nach Wismar zu kommen, dann wieder halb zurück zu fahren und danach wieder in Richtung Wismar um nochmals retour zu fahren. So einigten wir uns auf ein anderes Gebiet in der Nähe von Wismar. Wir statteten den Wäldern bei Perniek einen Besuch ab. Am 29. Juli ging hier ein heftiger Gewitterregen nieder (ich berichtete im Juli – Tagebuch darüber) und zwischenzeitlich regnete es auch nach, so dass ich hier guter Hoffnung auf einige Frischpilze war. Da das Initialereignis nun schon 16 Tage zurück liegt, waren die Körnchen – Röhrlinge, die so manchen Sammlerkorb hätten füllen können, bereits überständig. Ansonsten hätte es für den einfachen Sammler höchsten zwei junge Espen – Rotkappen gegeben. Der etwas versiertere Pilzfreund hätte reichlich Nelkenschwindlinge und einige Rosablättrige Schirmpilze der kulinarischen Verwertung zuführen können. Es gab natürlich noch einiges mehr, welches der Kochtopfmykologe in der Regel missachtet. Es war eine durchaus kurzweilige Exkursion.

Während der Schub von Körnchen – Röhrlingen bei Perniek über dem Berg ist, sandte mir ein Tagebuchleser ein Foto von seiner heutigen Ernte in einem Pilzrevier östlich von Rostock zu. Und das hatte sich gelohnt. Die Maronen schoben hier zahlreich, jung und in guter Qualität! Es heißt also weiterhin die Augen auf, denn es entwickelt sich, wenn auch weiterhin differenziert.

Das Wetter soll zunächst noch mitspielen. Morgen kommt der turbulente Andreas mit Regen und Gewittern. Bis Mitte nächster Woche kann es immer wieder regnen. Zum Ende dieses Zeitraums werden für M-V aus heutiger Sicht sogar sehr ergiebige Regenfälle berechnet. Das muss sich aber in den nächsten Tagen noch konkretisieren. Ansonsten deuten die Modelläufe seit gestern bereits im weiteren Verlauf zunehmenden Hochdruckeinfluss an. Das würde wieder warmes und trockenes Sommerwetter zur Folge haben.

Junge Espen – Rotkappen (Leccinum aurantiacum) heute am Standort fotografiert.

Donnerstag, 15. August – Gestern Abend erhielt ich einen Anruf von einer Dame, die einen rohen Karbol – Champignon verzehrt hatte und sich nach etwa 2 Stunden übergab. Sie suchte Torsten Richter in Rehna mit Fragmenten des verzehrten Pilzes und einem weiteren Fruchtkörper, der in direkter Nachbarschaft wuchs, auf. Torsten verwies sie auch an meine Adresse und untersuchte die Fragmente mikroskopisch. Wir konnten Entwarnung geben, es war wirklich nur ein schwach giftiger Karbol – Champignon. Auch für gute Speisepilze gilt, bis auf wenige Ausnahmen keine rohen Pilze verzehren, denn die meisten Speisepilze, auch Maronen, Rotkappen, Hexen – Röhrlinge, Parasole u.s.w. sind roh giftig! Aber auch gegart hätte es ähnliche Symtome beim Karbol – Champignon gegeben. Dramatischer ging es aber wohl Anfang des Monats in Schwerin zu, wie mir eine Krankenschwester auf unserer letzten Pilzwanderung mitteilte. Hier wurden gefährliche Knollenblätterpilze verzehrt. Die Schweriner Pilzsachverständige Brigitte Schurig betreute den Fall.  Mit dem Einsetzen des verstärkten Pilzaufkommens häufen sich nun auch wieder die Vorkommnisse mit ungenießbaren und giftigen Arten.

Zum Wetter. Heute war ein verregneter Tag, aber die Mengen hielten sich meist in Grenzen. Dennoch positiv für` s aktuelle Pilzwachstum. Vom möglichen großen Regen Mitte nächster Woche ist auf den Vorhersagekarten nichts mehr zu sehen. Es bleibt wohl komplett trocken. Einzig am Wochenende kann noch etwas vom Himmel kommen. Ansonsten scheint sich Hochdruck anzubahnen. Ein mächtiges Hoch beginnt sich von Skandinavien bis zu den Azoren aufzubauen und wird wahrscheinlich alle Tiefs auf Distanz halten. Aber diesbezüglich ist noch nicht das letzte Wort gesprochen. Vielleicht kann sich zeitweise zumindest etwas Regen ein mogeln.

Heute habe ich unsere Ausstellung erneuert. Es liegen 85 Arten auf der Fläche. Erstmals in diesem Jahr dabei: Kiefernfältling, Küchen – Schwindling, Nelken – Schwindling, Feinschuppiger Trichterling, Stinkschirmling, Körnchen – Röhrling, Kiefern – Täubling, Verblassender Täubling, Vielfarbiger Täubling, Schiefknolliger Anis – Champignon, Espen – Rotkappe, Übelriechender Champignon, Glanz – Täubling, Gestielter Filzporling und Rosablättriger Egerlings – Schirmpilz.

Und hier noch einige Bilder von der gestrigen Exkursion:

Unter den zahlreichen Körnchen – Röhrlingen (Suillus granulatus) im Kiefernforst bei Perniek befanden sich nur noch wenige, halbwegs junge Exemplare. Der Schub war durch.

Dafür gab es stellenweise reichlich Nelkenschwindlinge (Marasmius orades). Zwischen normal gefärbten Exemplaren gab es aber auch Inseln, an denen die Pilze ungewöhnlich hell waren, selbst bereits jung, wie auf diesem Foto zu sehen. Im Alter wurden sie komplett weiß.

Der Küchen – Schwindling (Maramius scorodonius) ist besonders in der französischen Feinschmeckerküche ein wertvoller und hochgeschätzter Würzpilz, genannt Mousseron. Er ist der echte Knoblauch – Schwindling.

Aber es ging uns heute nicht um` s Speisepilze sammeln, sondern es war  Mittwoch und somit Kartierungsexkursion. So konnten wir heute durchaus einige Arten aufschreiben, die neu für diesen Quadranten, zumindest in meiner Datei waren. Dazu zählt auch dieser nur zerstreut nachgewiesene Kiefernfältling (Leucogyrophana mollusca). Wir finden ihn resupinat auf der Unterseite liegender Kiefernstämme und Äste.

Auch einige Phytoparasiten waren dabei. Hier sehen wir Mikroaufnahmen vom Brombeerost. Foto Chris Engelhardt.

Oder auch dieser Mehltau auf Spätblühender Traubenkirsche. Foto: Engelhardt.

Und wie es sich gehört, überraschten wir den Pilz – Marienkäfer (Psylloboria virgintiduopunctata) beim Mittagsmahl. Er weidete den Echten Mehltau ab, welcher seine Nahrungsgrundlage bildet. Daher finden wir den 22 Punkt – Marienkäfer bevorzugt auf Eichenblättern, die vom Mehltau befallen sind. Foto: Chris Engelhardt.

Elegant und wunderschön war auch der Geschmückte Helmling (Mycena amicta). Ebenfalls neu für dieses Gebiet. Foto: Christopher Engelhardt.

Freitag, 16. August – Ich habe zwar keinen Überblick, wie viele Pilzfreunde die täglichen Informationen im Tagebuch lesen oder überhaupt unsere Homepage nutzen, aber es scheinen einige im deutschsprachigen Raum zu sein. Das freut mich natürlich sehr und meine Zeit und Arbeit ist nicht umsonst investiert. Manchmal kommt es sogar vor, dass diese auch einen kleinen, finanziellen Nutzen einbringt und mit einer kleineren oder größeren Spende gewürdigt wird. Namentlich möchte ich an dieser Stelle unseren Pilzfreund Egon aus Berlin erwähnen, der mich dieser Tage wieder im Steinpilz besuchte und eine ansehnliche Spende, so wie schon seit Jahren, überreichte. Auch herzliche Grüße in die Schweiz, an den Verlag Eichenmändli für eine ansehnliche Spende, die kürzlich auf dem Vereinskonto einging.  Jeder zusätzliche Euro hilft, dass der Steinpilz – Wismar auch weiterhin bestehen kann. Ganz herzlichen Dank auch allen anderen, die unsere Arbeit diesbezüglich unterstützten und es hoffentlich auch weiterhin tun. Sei es auch „nur“ durch die normalen, jährlichen Vereinsbeiträge. Die Konto – Daten sind unter „Förderer und Sponsoren“ zu finden.

Das Wetter zeigt sich weiterhin wechselhaft. So regnete es heute Vormittag vorübergehend etwas kräftiger im Wismarer Umland. Mehr wie 2 – 3 Liter dürften aber nicht zusammen gekommen sein. Morgen und auch am Sonntag folgen weitere Regenfälle. Die bis Mittwoch früh akkumulierte Niederschlagsmenge wird für M-V auf 1 – 20 l/qm berechnet. Am wenigsten in Vorpommern, am meisten in Westmecklenburg. Das freut uns, aber mehr wäre besser, da es danach überwiegend trocken weiter gehen soll. Wie schon angedeutet, wird der Hochdruck stärker und die Sonne wird die Ostsee – Urlauber wieder häufiger verwöhnen. Sehr stabil scheinen sich die Hochdruckgebiete aber nicht etablieren zu können, denn es kann bis Ende des Monats immer mal Schauer und Gewitter geben. Wie dem auch sei, der Pilzsommer endete heute um 12.00 Uhr mittags. Wir befinden uns also ab sofort im Herbstaspekt. Den Sommer können wir aus pilztechnischer Sicht auch in diesem Jahr im großen und ganzen zu den Akten legen. Er war zwar nicht ganz so trostlos wie im letzten Jahr, was uns allerdings geboten worden ist, war mehr als bescheiden. Nun muss der Herbst und Spätherbst wirklich Vollgas geben, sollte es wenigstens noch ein halbwegs ordentliches Pilzjahr werden.

Vollgas geben dieser Tage zumindest schon einmal die giftigen Karbol – Champignons in Dörfern und Städten. In großen Mengen treten sie oft am Standort auf und werden als lohnende Pilzbeute rasch eingesammelt. Spätestens bei den unangenehmen Ausdünstungen aus dem Kochtopf sollte jedem klar sein, dass mit ihnen etwas nicht stimmt. Von manchen Menschen werden sie gleich roh verschluckt. Wie dem auch sei, das „Zwei – Schüssel – Syndrom“ dürfte sich bei den meisten einstellen. Für die böse Schwiegermutter sind sie jedoch nur als Warnschuss zu gebrauchen.

Sonnabend, 17. August – In der Pilzberatung wurden mir heute Abend Pilze vorgelegt, die im Schweriner Schlossgarten gesammelt wurden. Hauptsächlich Netzstielige Hexen – Röhrlinge in allen Alterstadien, aber auch junge Sommersteinpilze und Wurzelnde Bitterröhrlinge. Gerade für viele wärmeliebende Dickröhrlinge hat jetzt die beste Zeit begonnen. Ab Oktober klingen sie meist ab. Wurzelnde Bitter – Röhrlinge lieben kalkhaltige Böden und wachsen meist unter Eichen. Daher sind sie auch viel in Parkanlagen, auf Friedhöfen und überhaupt in Siedlungsnähe zu finden und erregen wegen ihrer stattlichen Größe die Aufmerksamkeit von Passanten. Aber auch in kalkreichen Wäldern, oft mit südexponierten Hanglagen, wie beispielsweise dem Deichelsee bei Brüel, können sie wachsen. Dort war heute Christian Ehmke unterwegs. Während die Wurzelnden ihn eher kalt ließen, da sie in Wismar an verschiedenen Stellen wachsen, hat er sich jedoch über die 30 – 40 Satans – Röhrlinge riesig gefreut. War es doch seine erste Begegnung mit diesem legendären und wunderschönen Giftpilz, der bei weitem nicht so gefährlich ist, wie sein Name vermuten läßt. Sie wuchsen dort gleich an 4 verschiedenen Lokalitäten. Auch  2 Goldporige Röhrlinge konnte er entdecken. Ebenfalls eine große Rarität in unseren Breiten.

Immer wieder eine Freude diesen wundervollen und schweren, farbenfreudigen und sehr seltenen Dickröhrling, mit seinem angenehm unangenehmen Geruch in den Händen zu halten. Sicher immer wieder ein Höhepunkt eines jeden Pilzfreundes, der die Schwammerln nicht nur unter dem einzigen Gesichtspunkt, gut oder böse, betrachtet. Herzlichen Glückwunsch, ich freue mich mit!

Ich habe hingegen nichts besonderes gefunden, als ich zu Fuß von Wismar aus zum nahen Gägelow unterwegs war, um mein Dienstfahrzeug in Empfang zu nehmen. Aber immerhin wuchsen entlang der Grasnarbe links und rechts des asphaltierten Fahrradweges allerlei Frischpilze. Vor allem Stäublinge, Ackerlinge, Tintlinge und auch junge Wiesen – Champignons. Es tut sich was, auch im nur dürftig mit Regen bedachten Umfeld der Hansestadt Wismar.

Sie gehören zu meinen lieblings Bäuchlingen, die Wiesen – Staubbecher (Vacsellum pratense). Nicht in kulinarischer Hinsicht, obwohl sie jung durchaus essbar sind, nein, wegen ihrer Schönheit. Viele dichte, feine Stachelchen, die durchaus flauschig weich sind, auf sahnegelblichem Untergrund. Einfach ein schöner Anblick und eine leicht kenntliche Art! Standortfoto heute bei Gägelow, in der Nähe von Wismar.

Und auch der derzeitige Regen war bisher nichts als unwesentliches getröpfel. Viel wird wohl auch heute Nacht und morgen nicht mehr zusammen kommen, bevor dann der Sommer wieder durchstarten soll. Hier die neuesten Berechnungen von Kachelmann – Wetter bezüglich der Regensummen bis Ende nächster Woche: In Mecklenburg maximal 10 – 20 Liter. Im nordwestlichen Niedersachsen und nördlichen Schleswig – Holstein 20 – 30 LIter. In Dänemark bis 40 Liter und ganz im Süden der Republik 30 – 60 Liter pro Quadratmeter. Da weiß man, wo demnächst die größte Hoffnung auf Erfolg an der Pilzfront besteht.

Sonntag, 18. August – Heute liegt ein Exkursions – Marathon hinter mir, wie ich ihn eigentlich nur an zwei Tagen im Jahr im Zuge unserer Großpilzausstellung absolviere. Zunächst stand am Vormittag eine Vereinsexkursion auf dem Programm. Diese führte durch die Kobander Tannen bei Kölpin. Als diese gegen Mittag endete, fiel mir ganz spontan ein, dass ich die Route für unsere diesjährige Nachtwanderung noch nicht erkundet habe und abgelaufen bin. Immerhin ist es am kommenden Freitag schon soweit. Also ab in die Schlower Tannen und am späten Nachmittag noch in ein Revier, das vor zwei Jahren Ziel unserer Nachtwanderung war. Sandige und meist saure Nadelwälder mit kleineren Laubwaldanteilen.  Klassische Reviere für viele Mykophagen. In allen Wäldern, in denen ich heute unterwegs war, lief es in punkto Frischpilze auf Sparflamme. Pilzfreunde, die nur die volkstümlichen Klassiker sammeln, wären so gut leer ausgegangen. Nur der versierte Pilzfreund hätte mit viel Glück und Geduld eine Mahlzeit sein eigen nennen können. Frischpilze gibt es meist nur an feuchteren Waldwegen oder an moosreichen oder grasigen, lichteren Stellen. Meist Täublinge und Perlpilze, vereinzelt Mehlpilze, aber auch giftige Pantherpilze sind vertreten. Röhrlinge nur durch meist vom Goldschimmel befallene Filzröhrlinge und ganz vereinzelt auch mal die eine oder andere Marone. Einen Flockenstieligen Hexen – Röhrling, eine Krause Glucke oder auch mal ein Fahler Röhrling waren dabei. Auch Einzelstücke anderer, guter Speisepilze. Fahle Röhrlinge hatte Irena hingegen eine ganze Menge bei Sternberg gefunden. Darüber hinaus gibt es Champignons an geeigneten Stellen. Zum Glück lief es bei der Erkundung unserer Nachtwanderroute reibungslos und so, wie ich es mir laut Karte zurecht gelegt und vom Forstamt genehmigt bekommen habe. So denke ich, dass ich auch in der Finsternis meine Pfadfinder – Fähigkeiten nicht verlieren werde. Besonders im letzten Drittel kam einiges frisch aus dem Waldboden. Ich ließ vieles stehen, in der Hoffnung, dass uns das eine oder andere im Lichtkegel unsere Stirnlampen erfreuen mag.

Dazu regnete es fast die ganze Zeit, aber unergiebig. Der Sandboden war kaum 1 cm durchfeuchtet, darunter staubtrocken! Angesichts der Tatsache, dass ab Mitte nächster Woche, pünktlich zum Ende der Hundstage, der Hochsommer noch einmal mit Sonne und Hitze durchstarten soll, dürfte bald wieder schluß mit lustig sein! Ganz anders weiter im Süden der Republick, wo es stärker geregnet hat oder in den nächsten Tagen noch regnen wird.

Während Speise- und Blaugraue Wolkentäublinge heute am häufigsten waren, habe ich mich über diese Weinroten Graustiel – Täublinge (Russula vinosa) am meisten gefreut. Sie gehören zu den Fichtenbegleitern, die in den nächsten Jahrzehnten aus Mecklenburg verschwinden werden. Fichtensterben, Abholzungen und keine neuen Aufforstungen dieser Baumart in unseren Wäldern werden dazu führen. Aber was soll`s, ich bin ja selber ein Auslaufmodel und werde diese Armseligkeit nicht mehr erleben. Bis es soweit ist, besteht  eventuell noch öfter die Chance, diesem schönen und  statttlichen Täubling hin und wieder zu begegnen. Der Weinrote Graustieltäubling ist ein guter Speisepilz! 19.09.2019 in den Kobander Tannen.

Montag, 19. August – Da sich heute bei mir privat der Schornsteinfeger angesagt hatte, konnte ich auch erst am frühen Nachmittag die Pilzberatung öffnen. Wie immer gehe ich vom Parkplatz am Hafen 10 Minuten bis zum Laden und über den Kirchhof von St. Nikolai. Heute hätte mir mal wieder die Galle überlaufen können. Ein Vernichtungs – Kommando gegen Unkraut vor dem Gotteshaus ließ den Brenner zwischen den steinernen Fugen des Platzes kreisen. Das ist hier anscheinend gang und gebe, denn ich habe es bereits des Öfteren beobachtet. Ich bin ganz sicher kein Gottesgläubiger Mensch. Wir gehen am Ende alle den gleichen Weg. Ich hoffe sehr, dass die Auftraggeber und Hersteller solcher Tötungsapparate es auch nicht sind. Die Himmelspforte dürfte sich für sie jedenfalls nicht öffnen. Wie heißt es so schön – Gott hat alle Tiere und Pflanzen (natürlich auch Pilze) erschaffen. In Zeiten des Insektensterbens (und diese Leben auch in den Fugen und von den Mauerblümchen) und der immer weiter forstschreitenden Flächenversiegelung muss auch noch das letzte grün, welches die Frechheit besitzt, zu wachsen, wo es nach Ansicht solcher „Landschaftspfleger“ nichts zu suchen hat, vernichtet werden. Wismar ist Weltkulturerbe und Stolz auf seinen weitestgehend erhaltenen Altstadtkern. Im Mittelalter war es sicher grüner in unseren Straßen und Wildkräuter durften wohl meist wachsen wo sie wollten. Nach der Wende wurden letzte Blumen – Rabatten im Innenstadtbereich abgebaut, mit samt den vorhandenen Sitzgelegenheiten. Und die meisten Straßen wurden zubetoniert, in Stein gemeißelt und versiegelt, so dass auch ja kein Grashalm mehr ein Chance hat. Anstatt eines zu DDR – Zeiten schönen Springbrunnens, wurde eine steinerne „Pissrinne“, wie es die Wismarer nennen, eingerichtet, in der sich wenigstens die Kinder die Füße baden können. Kalt und steinig. so wie es in diesem System gewünscht ist, wo nur noch Geld alles denken und handeln bestimmt. Personaleinsparung bei den Grünflächenämtern und lieber private Landschaftspfleger arbeiten lassen, an denen man über die Gewerbesteuer sogar noch Gewinne einfahren kann. Und so bringt auch diese Vernichtungsaktion noch Geld ein, wider jeder Vernunft und gegen die Natur und Natürlichkeit im Stadtgebiet. Aber der liebe Gott soll ja bekanntlich alles sehen, zumal am Gotteshaus. Oh weia!!

Zu den Pilzen. Das feuchtmilde Wetter des Wochenendes hat den Frischpilzen gut getan. Ideales Wachswetter. So gibt es derzeit einen beachtlichen Schub von Wiesen – Champignons. Sind es sonst meist die giftigen Karbol – Egerlinge, die in der Beratung vorgelegt werden, überwiegen derzeit doch eindeutig diese leckeren Wiesenbewohner. Wiesen – Champignons haben vom letzten und auch von diesem Sommer profitiert. Je heißer und länger trocken, um so mehr sprießen sie dann im Spätsommer und Herbst. Auch sonst ist ein wenig Aufbruchstimmung in den Wälder zu verzeichnen. So hatte in den letzten Tagen Vereinsmitglied Andreas Herchenbach eine schöne Mischpilzpfanne im Moidentiner Wald zusammen bekommen. Es wird in dieser Woche noch auf ähnlichem, aber doch eher bescheidenem Niveau in den Wäldern weitergehen. Ab nächster Woche geht es dann wieder abwärts, da der sonnige, trockene und zunehmend sehr warme Sommer wieder das Zepter schwingen wird. Das gilt natürlich nicht für die Regionen im Süden des Landes, die reichlich Regen bekommen haben. Bei uns ist einfach kaum Substanz vorhanden, von denen sie zeren könnten.


Heute erneuerte ich die Pilzausstellung. Es liegen genau 100 Arten auf den Flächen. Neu in diesem Jahr dabei: Erdwarzenpilz, Muschelkrempling, Weißmilchender Helmling, Schwarzweißer Weichritterling, Knopfstieliger Rübling, Brennender Rübling, Mehlpilz, Buchen Spei – Täubling, Fuchsiger Scheidenstreifling, Widerlicher Täubling, Grasgrüner Täubling, Weinroter Graustieltäubling, Apfel – Täubling, Eichen – Filzröhrling, Maronen – Röhrling, Wurzelnder Bitter – Röhrling, Wiesen – Champignon und Langstieliger Knoblauchschwindling.


Auch im Wismarer Stadtgebiet sind sie zu finden, die Wiesen – Champignons (Agaricus campestris). Das Foto hat Christian Ehmke am trüben Wochenende im Bürgerpark aufgenommen. Auf kurzgrasigen Wiesen und Koppeln gibt es diesen zarten Speisepilz derzeit in großen Mengen!

Dienstag, 20. August – Heute stand wieder unsere traditionelle Abendwanderung auf dem Programm. 4 Pilzfreunde der Gemeinnützigen Gesellschaft trafen sich um 18.30 Uhr am Wismarer Mühlenteich und umrundeten ihn in einer etwa  zweieinhalbstündigen Wanderung bei angenehmem Sommerwetter. Trotz der eher geringen Niederschläge, die Wismar bisher abbekommen hat, tut sich dafür allerhand an der Frischpilzfront. Darin manifestiert sich nur, wie hoch der Wachstumsdruck geworden ist. Dürre im letzten Jahr, in diesem kaum weniger. So wird wirklich der letzte Tropfen Feuchtigkeit genutzt, um Fruchtkörper sprießen zu lassen. Vor allem Champignons, Ackerlinge, Egerlingsschirmpilze, Boviste und Mürblinge waren heute vertreten.

Am Abend näherte sich noch eine Zone mit einzelnen Schauern und Gewittern. Auch Wismar hat noch einen Regenguss abbekommen. Vieleicht folgt in der Nacht noch der eine oder andere Schauer nach, denn bis zum Monatswechsel gibt es dann wohl nicht mehr viel. Bei Wetter – Online wurde heute eine Grafik gezeigt, in welchen Regionen es seit dem letzten Jahr am trockensten ist. Wir gehören dazu, eine außergewöhliche Trockenheit. Teils sollen die Böden sogar trockener als im letzten Jahr um diese Zeit sein. Das gilt insbesondere für tiefere Bodenschichten. Oberflächlich hat es in letzter Zeit immer mal  etwas Regen gegeben, der dann auch ein verhaltenes Pilzaufkommen ermöglicht hat. Sollte es in diesem Jahr noch mit einer intensiven Überregnung bis Mitte September klappen, könnten wir noch ein blaues Wunder erleben. Mit anderen Worten, einen unglaublich starken und vielseitigen Pilzschub. Wenn nicht, hoffen wir auf das nächste Jahr. Aber es gibt ja Regionen im Norden und Süden, wo es in den nächsten Wochen sicher richtig zur Sache gehen könnte.

Dieser weiße und schuppige Blätterpilz stand heute Abend direkt am Ufer des Mühlenteichs, wo sich ein Gartenfreund eine Angelstelle angelegt hatte. Es handelt sich um eine tropische Art, die zu uns wohl über exotische Pflanzen eingeschleppt wurde. Wir finden Vertreter der Faltenschirmlinge vor allem in Blumentöpfen oder in Gewächshäusern. Dieser Zwiebelfüßige Faltenschirmling (Leucocoprinus cepistipes) kann, so wie auch hier, bei uns auswildern. Er wurde schon öfters in Deutschland gefunden, ist aber überall selten. Auch in M-V soll er schon wenige male nachgewiesen worden sein. Standortfoto am 20.08.2019.

Mittwoch, 21. August – Endlich war heute mal wieder eine Mittwochsexkursion an der Reihe. Allerdings nicht wie regulär der letzte Quadrant des Messtischblattes Mallentin, sondern erst der 2. – MTB 2132/2, Börzower/Questiner Wald bei Grevesmühlen. Durch den Urlaub bin ich in Rückstand gelangt und muss nun versuchen aufzuholen. Ein ausgesprochen sandiges Gebiet mit Kiefern, Fichten, Buchen, Eichen und Birken im wesentlichen. Ein typisches Revier für den Speisepilz – Sammler. Wer sich mit Täublingen auskennt und sie zum essen sammelt, hätte heute reiche Beute machen können. Wer nur auf die Handvoll Klassiker fixiert ist, hätte mit vier Birkenpilzen, drei Maronen und einem gerade so maßigen Pfifferling vorlieb nehmen müssen. Ansonsten waren noch eine ganze Reihe weiterer Esspilze dabei. Aber deshalb war ich hier nicht unterwegs. Es war eine Sammelexkursion für meine Ausstellung und sie galt gleichermaßen der Kartierung. Und was heute an Frischpilzen aufgeboten wurde, war in dieser Form schon fast aus der Mode gekommen, nach den langen Durststrecken seit 2018. Besonders entlang des dortigen Bahndamms gab es Frischpilze auf Schritt und Tritt. Es hat mal wieder richtig Spaß gemacht. Abseits der Bahnschneise sah es hingegen auch etwas bescheidener aus, aber man konnte auch hier immer wieder fündig werden. So wurde es heute eine recht artenreiche Exkursion und auch die Ausstellung kann morgen wieder gut bestückt werden.

Übrigens war das sandige Waldgebiet gut durchfeuchtet. Im Gegensatz zu den Wäldern vom Wochenende, wo nur die Oberfläche feucht war, konnte ich hier nichts trockenes finden und teils große Pfützen auf den Waldwegen zeugten von reichlich Regen, der hier in der letzten Zeit gefallen ist. Das Gebiet gehört zu einem schmalen Streifen in Mecklenburg, wo es deutlich höhere Niederschläge in den letzten Wochen gab, als im großen Rest von M-V.

Da uns ab morgen eine ausgewachsene Hitzewelle in `s Haus steht, könnte es sein, dass diese hier nicht gleich alles zum erliegen bringt. Bis mindestens nächste Woche Donnerstag sind Temperaturen von 25 – 30 Grad an der Tagesordnung. An einigen Tagen kann es auch deutlich über 30 Grad gehen. Hitzeschwerpunkt sollen nach derzeitigem Stand neben dem Rheinland, der Norden und Nordosten Deutschlands sein. Der Sommer bäumt sich also noch einmal richtig auf. Zeitweise kann es dazu sehr schwül werden und auch Tropennächte sind wieder möglich. Die Schwüle kann sich gebietsweise in Gewittern entladen. Insgesamt noch einmal eine sehr spannende Geschichte. Wenn danach wrklich mal starke Regenfälle auch bei uns niedergehen würden, könnte es wirklich rund gehen.

Täublinge waren heute der Renner. Neben sehr wohlschmeckenden Speise – Täublingen, gab es auch immer wieder diese Papagei – Täublinge (Russula ionochlora). Sie ersetzen auf den leichten Sandböden den Frauen – Täubling, der es etwas gehaltvoller mag. Auch er ist natürlich essbar, aber etwas schmächtiger im Wuchs und mit spröden, brüchigen Lamellen.

Donnerstag, 22. August – Einige Menschen gehen doch immer wieder recht unbedacht mit ihrer Gesundheit bezüglich dem Umgang mit in der Natur vorkommenden Wildpilzen um. So erkundigte sich am Vormittag eine Urlauberin nach Ackerschirmlingen, die sie gestern auf einer Wiese auf der Insel Poel gefunden und verspeist hatte. Nach ihrer Beschreibung und nach dem ich ihr Bilder von diesem gezeigt hatte,  kamen wir zum Entschluss, dass es keine Acker – Schirmpilze, sondern Rosablättrige Egerlingsschirmpilze waren. Am Nachmittag legte mir ein Monteur, der einen Auftrag auf einem Wiesengelände abarbeitete, Putzreste von Pilzen vor, die schon stark zersetzt waren. Er hat sie getrocknet und möchte sie in der Küche verwenden. Wieder lief das ganze auf besagten Egerlingsschirmpilz hinaus, der immer wieder mit Champignons verwechselt wird. Er hatte zum Glück Fotos von den frischen Pilzen gemacht. Am späteren Nachmittag dann ein Anruf aus der Notaufnahme des Lübecker Universitätsklinikums. Zwei Kinder könnten Pilze verschluckt haben, die auf einer Wiese im eigenen Garten wuchsen. Die betreuende Krankenschwester sandte mir Fotos von den Pilzen zu, die die Eltern mit in die Klinik brachten. Wieder Rosablättrige Egerlingsschirmpilze! Die essbare Art (kann unter Umständen allerdings Verdaugsprobleme bereiten) ist in der letzten Zeit neben Champignons ausnehmend häufig in Grasland zu beobachten. Nun können die Kinder kaum dafür, aber die Erwachsenen sollten doch etwas gewissenhafter hinschauen, was sie dort zum verspeisen einsammeln. Schnell kann auch mal eine weiße Form der tödlich giftigen Knollenblätterpilze dabei sein, die durchaus recht ähnlich aussehen kann. Insbesondere wenn Waldbäume oder Parkbäume wie Eichen, Buchen, Linden und Fichten in der Nähe sind.  

Heute habe ich die Frischpilzausstellung wieder erneuert. Es liegen 111 Arten auf den Flächen. Zum ersten mal in diesem Jahr zu sehen: Weißgrauer Resupinatporling, Olivgelber Rißpilz, Falscher Pfifferling, Flockiger Trompetenschnitzling, Krönchen – Träuschling, Ziegelroter Täubling, Duftender Täubling, Grasgrüner Täubling, Flatter – Milchling, Eichen – Milchling, Chromgelber Graustieltäubling, Birken – Speitäubling, Kupferroter Gelbfuß, Birkenpilz, Gelber Knollenblätterpilz, Zwiebelfüßiger Faltenschirmling, Rissiger Ackerling und Zweisporiger Champignon.

Hier sehen wir den Rosablättrigen Egerlingsschirmpilz (Leucoagaricus leucothites) am 14.08.2019 im Kiefernforst bei Perniek fotografiert. Der Pilz wächst also nicht nur auf Wiesen. Im Wald ist die Verwechslungsmöglichkeit mit Knollenblätterpilzen weitaus höher. Sie besitzen allerings keine Hüllreste am durchaus etwas angeschwollenen Stielende. Sehr oft dürften sie schon als vermeindliche Champignons auf dem Teller gelandete sein, zumindest wenn sie auf Wiesen standen. Die Lamellen bleiben lange weiß, um erst sehr spät schmutztig rosa zu verfärben.

Freitag, 23. August – Heute enden ansich die Hundstage, die als heißeste Zeit des Jahres gelten. Nur zu Beginn war es kurz heiß, danach herrschte moderates Sommerwetter mit einigen Niederschlägen. Nun scheint ihnen einzufallen, dass sie uns in letzter Zeit vernachlässigt haben und sie starten nochmal richtig durch. Genießen wir also den etwas verspäteten Hochsommer, denn die kalte Jahreszeit kommt früh genug. So hatten wir auch heute Abend wieder allerbestes Wetter zu unserer traditionellen Nachtwanderung. 14 Pilzfreunde aus nah und fern versammelten sich am Draisinen – Endpunkt in Borkow. Wir starteten an der Mildenitz durch die Schlower Tannen und wanderten zunächst den dort befindlichen Waldlehrpfad entlang, der viel wissenswertes über dieses Ökosystem vermittelt. Bald war es stockfinstere Nacht und im Lichtschein unserer Stirnlampen waren die wenigen Pilze der heutigen Tour bestens auszumachen. Zur Geisterstunde gab es dann wieder einen Imbiss, den Irena für uns vorbereitet hatte. Der Bericht dazu folgt in Kürze.

Auch dieser Birkenpilz (Leccinum scabrum) konnte uns nicht entgehen. Da nutzte es auch nichts, das er sich zwischen Farnkräutern gut getarnt hatte. Die Schnecke war allerdings zuerst da, und wir ließen ihr das erbeutete Exemplar, so dass sie sich satt fressen konnte.

Sonnabend, 24. August – Heute holte ich eine Mittwochsexkursion nach, die eigentlich für den 14. August vorgesehen war. Der dritte Quadrant des Meßtischblattes Mallentin war an der Reihe. Hier suchte ich mir das Törber Holz aus. Ein recht spezielles Waldgebiet, das teils bei den Rehnaer Pilzfreunden recht beliebt ist, zumindest um durchaus nicht alltägliches zu entdecken. So hatte Katrin und Torsten Richter im Frühsommer hier beispielsweise den Glattstieligen Hexen – Röhrling und auch den Eichhasen gefunden. Von solchen Raritäten war ich heute allerdings weit entfernt. Im Gegensatz zum Börzower Wald, der auf Sand steht, war auf den schweren Böden des Törber Holzes heute kein Blumentopf zu gewinnen. Die wenigen Frischpilze waren oft bereits stark von der trockenen Hitze gezeichnet. Ein gesonderter Bericht folgt in Kürze.

Zum Wetter. Die Hitzewelle hat nun voll losgelegt. Bereits heute wurde in Wismar die 30 Grad Marke angekratzt. Und das wird auch fast die gesamte nächste Woche noch so sein. Hochsommer pur! Dazu wird die Hitzebelastung in den nächsten Tagen durch zunehmende Schwüle noch gesteigert. Selbst die Nächte werden tropisch, das heißt, die Temperatur sinkt bis zum frühen morgen kaum noch unter 20 Grad. In der stickigen Dampfluft können sich aber ab morgen und in der kommenden Woche örtlich teils kräftige Hitzegewitter entladen. Wahrscheinlich wird das aber meist nur punktuell sein, aber vielleicht kommt ja örtlich doch wieder einiges vom Himmel. Günstig könnte sich hier der Rauchschleier unzähliger, weltweiter Waldbrände auswirken, der in der Atmosphäre herumwabert und zusätzliche Kondensationspunkte für die Regenbildung beisteuern könnte.

Am Waldwegrand, auf nackter Erde im Laubwald, stand eine Gruppe Zwerg – Champignons. Starkes gilben und deutlicher Anisgeruch, teils nach Bittermandel und purpur angehauchte bis schuppige Hutmitte sprechen für den Weinrötlichen Zwerg – Champignon (Agaricus semotus). Standortfoto 24.08.2019 im Törber Holz. Essbar.

Sonntag, 25. August – Heute stand eine öffentliche Pilzwanderung auf dem Programm. Wegen unserer Nachtwanderung, am Freitag, nicht wie üblich am Sonnabend. Insgesamt waren wir eine kleine und gemütliche Truppe von fünf Pilz- und Naturliebhabern. Ziel war der Höltingsdorfer Forst, der im weiten Bogen den Ort Passee umspannt. Auch wir wanderten hier eine Runde, aber nicht um den gesamten Ort. Dieser Bogen wäre eher eine Tagestour. Ich habe hier einen Rundweg, den wir schon des Öfteren abgewandert haben und für den etwa 2 – 3 Stunden einzuplanen sind. Heute haben wir dreieinhalb Stunden gebraucht, da das Frischpilzaufkommen recht vielseitig und durchaus interessant war. Schon bei der Einfahrt in den Wald war klar, das wir hier richtig waren. Das Waldgebiet war gut durchregnet und streckenweise regelrecht nass. Das hatte auch ein entsprechend frisches Pilzaufkommen zur Folge. Während in anderen Wäldern schon wieder Ernüchterung eingekehrt ist und vieles durch die Hitze und leichtem Wind vertrocknet ist, zeigte sich hier das ganze Gegenteil. Aufbruchstimmung herrschte vor, so dass es laufend etwas zu entdecken, fotografieren und dokumentieren gab. Selbst der Kochtopf – Mykologe kam auf seine Kosten, da in den moosigen Fichtenbereichen inselweise junge und frische Rotfüßchen und Maronen den Mykophagen  erfreuten. An mehreren Stellen ganz junge und frische Mehlpilze, welche wohl einen bevorstehenden Steinpilz – Schub voraus eilen und Steinpilze gibt es in diesem Revier traditionell reichlich. Da der Wachstumsdruck in diesem Spätsommer und Herbst enorm ist, fehlt nur noch der richtige Auslöser durch ein massives Regenereignis. Dann kann es auch bei uns so losgehen, wie derzeit gerade in einigen Regionen im Süden des Landes, wo man beispielsweise von Steinpilzen regelrecht erschlagen wird, glaubt man den Mitteilungen im Pilz – Ticker. Die Witterung besitz den Schlüssel dafür und das in diesem Jahr richtig was möglich ist, haben wir im Ansatz schon zu spüren bekommen. Überall wo ein Minimum an Feuchtigkeit vorhanden ist, sprießen die Pilze derzeit. Damit meine ich natürlich allgemein alle Großpilze! Zur Zeit eben vor allem an feuchten Waldwegen, Lichtungen und auf Wiesen. 

Man musste schon ganz genau hinschauen, um diese jungen und knackigen Rotfüßchen (Xerocomus chrysentheron) auf dem Waldboden zu entdecken. Inselweise standen sie zahlreich, ebenso die Maronen. 25.08.2019 im Höltingsdorfer Forst.

Montag, 26. August – Auch heute war wieder Schwitzen angesagt. Diese Woche müssen wir noch hinter uns bringen und dann ist der Sommer 2019 endgültig Geschichte. Nur auf dem Kalender dauert er noch drei weitere Wochen an. Pünktlich zum Monatswechsel soll die größte Hitze vorbei sein. Aber ganz sicher darf man sich da nicht sein. Bis weit in den Oktober kann es noch sehr warm und sonnig werden. Zunächst scheint sich aber an den ersten Septembertagen eher kühleres Wetter mit etwas Regen einzustellen. Dann können auch die Frischpilze wieder stärker aus der Reserve kommen und die Qualität wird besser, zumindest wenn es nicht zu windig wird. Die aktuelle Hitzwelle dürfte aber auch ihre positiven Effekte haben, denn dadurch könnte ein starker Herbstschub zusätzlich angeregt werden. Ob dieser allerdings in der gewünschten Heftigkeit ausfallen kann, liegt natürlich an den bevorstehenden Niederschlägen.

Die wird es ab morgen wieder geben, aber ergiebig wohl weiterhin nur punktuell, denn es sind ab morgen Nachmittag in M-V recht verbreitet heftige Hitzegewitter möglich, mit hohen Regenmengen und teils auch Hagel! Schon jetzt, am frühen Abend, sind über dem Süden von Brandenburg größere Gewittercluster aktiv, die Nordwesten ziehen und sich in der Nacht zunächst wohl auflösen werden, um dann ab dem Nachmittag über M-V regelrecht zu explodieren. Die Gewitter könnten örtlich giftig werden, also zu gefährlichen Unwettern mutieren! Da ich morgen eine letzte, ausstehende Mittwochsexkursion nachholen möchte, sollte ich bis dahin besser aus dem Wald verschwunden sein. Auch an den Folgetagen können sich gebietsweise weitere Gewitter bilden. Punktuell könnte es also reichlich Regen geben. Auf die Fläche wird es wohl weiterhin sehr differenziert bleiben. So ist es auch ein Lotteriespiel, in welchem Wald es am ehesten Sinn macht, nach den beliebten Kobolden Ausschau zu halten. So wie es derzeit angelaufen ist, empfinde ich es persönlich als sehr vorteilhaft. Es gibt in unterschiedlicher Art und Weise Frischpilze, mal mehr, mal weniger, mal eher überständig und im nächsten Wald kommt gerade wieder vieles frisch. Zunächst scheint, dort wo es möglich ist, wieder ein Aufschwung anzustehen. Davon zeugten gestern beispielsweise zahlreiche junge Rotfüßchen und Maronen. Sollte es in den nächsten Tagen in solchen Wäldern, wo einiges im Boden steckt, raufregnen, dürfte sich sehr bald auch der eine oder andere Korb mit zahlreichen Steinpilzen füllen. In vielen Regionen Deutschlands, zumindest dort wo es in der letzten Zeit ausreichend geregnet hat, werden zunehmend Funde gemeldet. So wurden mir auch heute in der Pilzberatung junge Fichtensteinpilze aus dem Buchenwald und aus dem Fichtenwald Gallen – Röhrlinge vorgelegt. Und das alles, obwohl der Mond ungünstig steht. Demnach dürften frische Steinpilze erst wieder in der ersten Septemberdekade aufkommen. Vergessen wir diesen Blödsinn mit den Mondphasen! Auf die Niederschläge kommt es an und den daraus resultierenden Wachstumsintervallen. So gab es auch bei uns seit Ende Juli immer mal punktuell starke Schauer und besonders in den Wäldern, wo sich dieses des Öfteren wiederholte, steht inzwischen einiges in den Startlöchern.


Heute habe ich die Ausstellung erneuert. Es liegen 96 Arten auf den Flächen. Erstmals in dieser Saison mit dabei: Igel – Stäubling, Stink – Stäubling, Ranziger Trichterling, Flockiger Mehlschirmling, Schwarzgezähnelter Rettich – Helmling, Süßriechender Rettich – Helmling, Kastanienbrauner Schirmpilz, Weinrötlicher Zwerg – Champignon, Verdrehter Rübling, Würziger Tellerling, Dünnfleischiger Anis – Champignon, Echter Steinpilz und Harter Zinnobertäubling.


Die gestrige Pilzwanderung im Höltingsdorfer Forst war sehr kurzweilig, auch weil kein verkrampftes hinterherhasten auf Speisepilze an der Tagesordnung war, sondern ein aufmerksames absuchen nach allen möglichen Großpilzen, die mit viel Bewunderung betrachtet und fotografiert wurden. Die Speisepilze, die natürlich auch dabei waren, spielten eher eine Nebenrolle. So begeisterte auch dieser junge Becherling mit seinem spinnwebartigen Apothezienrand. Nach kritischer Ansicht des Fotos könnte nach Torsten Richter aus Rehna ein Sandborstling in frage kommen, möglichwerweise Geopora cervina. In M-V bisher recht selten belegt. Sicherheit bringt aber nur das Mikroskop.

Dienstag, 27. August – Den schwülheißen Tag nutzte ich zunächst um eine letzte, ausstehende Mittwochsexkursion nachzuholen. Der letzte Quadrant des Messtischblattes Mallentin war an der Reihe. So ging es in 2132/4, in dem sich das Strohkirchener Holz befindet. Ein gutes und zu gegebener Zeit sicher sehr artenreiches Laubwaldgebiet auf besseren Böden. Vor einigen Jahren führte auch schon eine öffentliche Pilzwanderung hier her. Während zu dieser am letzten Sonntag im Höltingsdorfer Forst einiges geboten wurde, herrschte hier heute gähnende Leere! Es gab praktisch keine Frischpilze, bis auf einige, wenige Funde. Die Artenliste war armselig. Ein Bericht folgt demnächst.

So unterschiedlich kann es derzeit sein und so ähnlich wird es wohl auch weitergehen. Während heute Nacht schon erste Gewitter durchzogen, die besonders zwischen Rostock und Stralsund heftige Regengüsse brachten, haben sich heute Nachmittag sehr verbreitet und teils massive Gewittercluster gebildet, die regional enorme Regenmengen hinterlassen haben. Wieder war schwerpunktmäßig der Großraum Rostock betroffen. Hier sind vielfach zwischen 20 und 50 Liter zusammen gekommen, teils auch noch mehr. Auch ganz im Westen und Süden von Mecklenburg waren starke Schauer unterwegs, die in Richtung Hamburg und Schleswig – Holstein zogen und beispielsweise Teile Hamburgs unter Wasser setzten. Auch Hagelschläge waren dabei. So im Raum der Kühlung, Bastorf/Rerik mit etwa 2 cm Korngröße und in Hamburg waren es sogar 4 cm! In Wismar wurde bis 20.00 Uhr kaum einmal die Straße nass. Auch in der Nacht, morgen und am Donnerstag können weitere Gewitter folgen.

So werden wohl die gefallenen Niederschläge weiter sehr unterschiedlichen Einfluss auf den Verlauf der Pilzsaison ausüben. Zumindest in der Rostocker Region, beispielsweise in der Rostocker Heide, dürfte der Startschuss zu einer massiven Pilzschwämme gelegt worden sein. Hier werden sich in absehbarer Zeit wahre Jubelorgien bei den Pilzfreunden einstellen. Auch an anderen Örtlichkeiten mit ergiebigen Regenmengen sollte es jetzt kein halten mehr geben. Andere Regionen werden weiter vor sich hin dümpeln und müssen auf die entscheidenden Auslöse – Niederschläge warten. Aber es tut sich auch in Wismar wieder etwas. So wurden mir heute mal wieder massenhaft frische Karbol – Champignons vorgelegt, aus dem Stadtgebiet! Ich empfehle unbedingt die Augen offen zu halten. Ein weiteres Indiz, dass es an der Pilzfront schwelt und nur der Auslöseknopf gedrückt werden muss.

Der Top – Fund meiner heutigen Exkursion waren diese jungen Orangeseitlinge (Phyllotopsis nidulans). Eine wärmeliebende Art, die aber schwerpunktmäßig im Winter anzutreffen ist. Das ist nicht paradox, sondern die trockenen, warmen bis heißen Sommer inspirieren die ehemals bei uns seltene Art zum Wachstum, vorzugsweise im Winter. Durch die Klimaerwärmung scheint der Pilz in M-V immer häufiger zu werden. Im vergangenen Winter fand ich die schöne Art mehrfach und dann auch voll entwickelt. Essbar.

Mittwoch, 28. August – Noch ein Nachtrag zu gestern. Die hohen Regenmengen, die ich für den Großraum Rostock angegeben hatte, wurden vorübergehend während der Gewitter – Aktivität in den Farbkarten bei Wetter – Online so dargestellt. Sieht man sich die tatsächlichen Messwerte für gestern an, bleibt davon nicht mehr viel übrig. Gerade mal 20 Liter in Warnemünde und im Rest deutlich weniger. Die Wahrheit liegt irgendwo dazwischen. Mit Sicherheit hat es Orte gegeben, wo deutlich mehr als 20 Liter zusammenkamen. Es ist eben sehr schwierig bei derartigen, konvektiven Niederschlägen, alle Werte zu erfassen. An den wenigsten Orten steht ein offizieller Messbecher! Gleiches gilt für die ausgewachsene Gewitterlage von heute Abend. Noch sind nicht alle Daten des Tages ausgewertet, aber Spitzenreiter war zunächst Schwerin mit 35 Liter! Auch hier kann es gut und gerne Bereiche gegeben haben, wo das Doppelte vom Himmel stürzte. So sind auf einer hochauflösenden Niederschlagskarte bei Kachelmann – Wetter in großen Teilen Schwerins mehr als 50 l/qm gefallen. Auch im Raum Lübstorf kamen ähnliche Mengen zusammen. In Schwerin herrschte Chaos und einige Straßen standen bis zu einem halben Meter unter Wasser. Auch in Wismar waren Straßenabschnitte überschwemmt. Aber der Reihe nach.

Zunächst bin ich gegen Mittag in Richtung der Bierbrauerstadt Lübz gefahren. Gleichnamiges Messtischblatt ist zu meinen Mittwochsexkursionen an der Reihe. Im ersten Quadranten befinden sich mehrere Wälder. Ich entschied mich für die Bobziner Tannen. Tannen finden wir hier eher nicht, aber reichlich, oft verkrauteter Kiefernwald, Fichten- und Douglasien – Bestände und wunderbare Buchenbereiche auf überwiegend leichteren Böden. Die Hitze der letzten Tage hatte hier voll zugeschlagen, welches den wenigen Frischpilzen mehr als anzusehen war. Es hatte hier in der Nähe gestern auch heftige Schauer gegeben, aber leider nicht über diesem Wald. Da es von hier aus nicht mehr weit in die Nossentiner/Schwinzer Heide ist, fuhr ich im Anschluss noch kurz dort hin, um die Lage zu Peilen. Unsere Stammreviere bei Jellen waren trocken, aber die Bereiche an der Bundesstraße zwischen Karow und Krakow am See waren teilweise gut von den gestrigen Gewittern bedacht worden. So unterschiedlich ist es alleine schon in einem einzigen Waldgebiet. Zugegeben, es ist eine riesige Waldfläche!

Am späten Nachmittag wurde es dann Zeit, dass ich mich aus dem Staub machte. Wie vorausberechnet schossen nun rasant die ersten Gewittertürme in die Höhe und bei Karow drohte von Süden eine dunkle Wolkenwand. Ich fuhr über Goldberg in Richtung Norden und zog das ganze hinter mir her. Bis Keez ging es gut, dann wurde es bedrohlich, denn es braute sich eine weitere Gewitterschiene zusammen, die sich genau auf meinem Weg nach Wismar positionierte und von Süden näherte sich das inzwischen zum Schwergewitter mutierte Unwettergebiet, das sich bereits in Karow abzeichnete. Ab nun ging es Rund. Mit Wärmegewitter hatte das nichts mehr zu tun. Es gab ein Feuerwerk von gigantischen, explosiven Blitzeinschlägen das die Erde erzitterte. Und das gefühlt stundenlang. Es schüttete wie aus Kübeln, wobei Keez nur Randlage des Ereignisses war. Ein Gewitter, so wie ich es liebe. Schöner kann Wetter wohl kaum sein! Ich möchte nicht wissen, was über unseren Pilzrevieren um Jülchendorf herunter gekommen ist. 20 Liter auf jedem Fall, denn in Keez, wie gesagt Randlage, waren es immerhin 15 Liter. In 10 – 14 Tagen sind dann wohl endlich unsere Sommersteinpilz – Stellen an der Reihe. Fast zwei Jahre konnten sie nicht produzieren, jetzt sollte es zum Sommerende aber noch klappen. Falls der Regen tatsächlich ausgereicht hat und die Nachfolge – Witterung mitspielt, könnte einer der stärksten Sommersteinpilz – Schübe bevor stehen, die wir je erlebt haben! Dazu wird auch die derzeitige Hitze beitragen. So sind bei den heutigen Gewittern punktuell wieder enorme Regenmengen zusammen gekommen und auch der Großraum Rostock wurde wieder bedacht. Am Abend zogen die immer noch starken Gewitter in Richtung Vorpommern. Es gab aber wieder Gebiete, die leider leer ausgegangen sind. Wer also in den nächsten Tagen und Wochen Glück haben möchte, sollte schon genau wissen, wo es sich lohnen könnte.

Gewitterausbruch auf der Linie Schwerin – Wismar, von Keez aus fotografiert. Von links folgte dann das Schwergewitter.

Donnerstag, 29. August – Nach dem herrlichen und in einigen Regionen schon fast historischen Gewittertag von gestern, was die hohen Regenmengen in kurzer Zeit betrifft, zog heute wieder Ruhe ein. Am Vormittag erreichten Westmecklenburg noch Gewitterreste aus der Nacht, die sich aber auf ihrem Weg nach Osten schnell auflösten. Sie haben in der Nacht großen Gebieten in Nordwestdeutschland hohe Regenmengen gebracht. So sind nun auch in unserem Einzugsgebiet die Weichen für den Pilzherbst gestellt. Es wird zwar weiterhin sehr differenziert sein, aber wir wissen, wo in den nächsten Wochen schon mal die Post abgehen kann, falls die Nachfolge – Witterung es zulassen sollte. In diesem Zusammenhang Danke ich dem Team von Kachelmann – Wetter, das eine hochaufgelöste Niederschlagsgrafik veröffentlichte. Ich habe mir diese heute etwas genauer angesehen und einige Gebiete recht gut eingrenzen können, wo besonders viel vom Himmel gekommen ist. Hier werden die  Starkniederschläge nicht vom Messbecher, sondern von den Wolkentops her über  Computer ausgewertet. Hier die Hotspots in unserem Einzugsgebiet von gestern Nachmittag/Abend:

1. Schiene Wismar – Schwerin verbreitet 20 – 40 l/qm, örtlich bis zu 80 l/qm, so wie in Schwerin.

2. Ähnliche Mengen auch auf der Schiene Schwerin – Sternberg, an die auch der Bereich Brüel mit Deichseegebiet angedockt war. Der Hotspot sollte sich zwischen Jülchendorf, Weberin und Wendorf mit über 50 l/qm ereignet haben. Das kann ich gut nachvollziehen, da ich es von Keez aus erahnen konnte.

3. Großraum Ludwigslust, insbesondere nach Westen ausgreifend. Hier kamen in einem größeren Gebiet bis zu 90 l/qm vom Himmel. Im Randbereich des Niederschlags – Spiegeleis waren es noch weitläufig 30 – 50 Liter!

Man mag nun meinen, dass derartige Sturzfluten so schnell ablaufen, wie sie vom Himmel fallen. Das mag oft richtig sein, insbesondere in abschüßigem Gelände, auf knochentrockenen Feldern oder in versiegelten Dörfern und Städten. Für unsere Flachlandwälder gilt dieses aber nur sehr eingeschränkt. Der Starkregen schlägt auch innerhalb weniger Minuten durch die dichtesten Baumkronen und kann vom humosen Waldboden besser aufgesogen werden. Auch die moosreichen Nadelwälder saugen die Feuchtigkeit wie ein Schwamm auf. Zum anderen sind diese kurzen Starkregenereignisse inzwischen schon etwas anders zu bewerten, als noch im Juni oder Juli. Die Verdunstungsrate durch die sehr intensive Sonneneinstrahlung lässt bereits im Spätsommer nach, so dass sich die Feuchtigkeit besser halten kann. Auch die Nächte werden länger und Tauanfälliger. Sehr günstig wird sich obendrein die schwüle Hitze der letzten Tage, die noch bis Sonntag anhalten soll, auf die Entwicklung auswirken. Hier denke ich auch etwas eigennützig, denn ich brauche unbedingt noch Trockenpilze und hoffe auf einen reichlichen Schub von Sommersteinpilzen. Aber wir befinden uns natürlich im Herbstaspekt und dem entsprechend vielfältig wird es auch losgehen. Nur Pfifferlings – Fans haben in diesem Jahr wieder dass Nachsehen.

So dürfte klar sein, wo sich demnächst die Körbe der Mykophagen am ehesten füllen werden, aber auch der Hobby – Mykologe auf seine Kosten kommen wird. Andere Regionen müssen noch warten. Aber das ist nicht verkehrt. Wir wollen ja auch im Oktober und November noch einiges sehen. Aber wir dürfen natürlich nicht den Raum um Bad Doberan vergessen. Also Kühlung, Hütter Wohld usw. Dort dürfte ebenfalls Aufbruchstimmung herrschen, zumal die Gebiete im zurück liegenden Sommer schon öfters von Starkregenschauern getroffen wurden.

Morgen geht es auf die Reise in das Bundesland Brandenburg. Dort geben wir vom Steinpilz – Wismar am Wochenende ein kleines Pilzseminar in Worin, im Landkreis Märkisch – Oderland. Leider dürfte es hier sehr trocken sein, aber wir werden sehen.

Ein einsamer Buckel – Täubling (Russula caerulea) gestern in der Schwinzer Heide. Die Nossentiner – Schwinzer Heide ist gestern weitgehend trocken geblieben.

Freitag, 30. August – Einige Pilzfreunde der Gemeinnützigen Gesellschaft Wismar e.V. machten sich heute bei weiter hochsommerlichem Wetter auf den Weg in`s benachbarte Bundesland Brandenburg. Ziel war der kleine Ort Worin, in der Gemeinde Vierlinden, im Landkreis Märkisch – Oderland. Hier stand ein Pilztag auf dem Programm, der von uns gestaltet wurde. Organisiert hatte die Veranstaltung Oliver Justus, der seine Kindheit im Ort verlebte und dort auch faszinierende Erlebnisse mit tollen Pilzfunden hatte. Um seinen Horizont zu erweitern, ist er seit Jahren Gast zu unseren Pilzwochenenden in Mecklenburg. Auf unserem letztjährigem Herbstseminar in Keez wurde schließlich die Idee geboren, ähnliches in seinem Heimatort anzubieten. An diesem Wochenende war es nun soweit.

Bevor wir am Vormittag die Reise antraten, schaute ich mich im Wismarer Stadtgebiet noch nach einigen Frischpilzen um. Neben Wurzelnden Bitter – Röhrlingen fand ich auf dem Westfriedhof auch diesen jungen Riesenporling (Meripilus giganteus). Im jungen Stadium durchaus essbar. Standortfoto am 30.08.2019.

Sonnabend, 31. August – Ein heißer und sonniger Tag. Trotzdem startete heute unser Pilztag in der Wassermühle Worin und im benachbarten Woriner Wald. Am Vormittag führte Ulrich Klein in bewährter Manier über eine PowerPoint – Präsentation in die allgemeine Pilzkunde ein. Das heißt, er konnte in der Kürze der Zeit nur einen groben Überblick über die verschiedenen Ordnungen, Klassen und wichtigsten Gattungen des sehr vielfältigen Pilzreiches geben. Im Anschluss wurde ein Mittagessen gereicht und wir starteten schließlich zum praktischen Teil in den ortsnahen Wald. Trotz der ausgesprochenen Trockenheit konnte zumindest hier und da mal ein durchaus interessanter Großpilz entdeckt, vorgestellt und erläutert werden. Ab dem späten Nachmittag waren dann alle zu einem gemütlichen Grillabend auf dem Gelände des Mühlenvereins eingeladen. Zwischendurch wurden die mitgebrachten und gefundenen Pilzarten von mir ausführlich vorgestellt und besprochen.

Damit fand auch schon der August sein Ende. Er ließ durchaus zu wünschen übrig, auch wenn er bei relativer Trockenheit deutlich besser als der letztjährige ausfiel. Ein Großteil des Monats war es in unseren Breiten leicht wechselhaft und moderat temperiert. Erst zum Ende kehrt wieder große Hitze ein. Die verspäteten Hundstage legten noch einmal richtig los. Zuvor gab es hier und da immer mal kräftige Gewitterschauer, die regional durchaus mal ein nennenswertes Pilzwachstum zuließen. An anderen Ecken passierte hingegen kaum etwas. Bemerkenswert war ein üppiges Auftreten von Champignons, insbesondere von Wiesen – Champignons sowie von Rosablättrigen Egerlings – Schirmpilzen. Auch Riesenboviste waren häufig. An einigen besonderen Lokalitäten, wie beispielsweise dem Deichelsee, gab es sehr schöne Satans – Röhrlinge und andere Raritäten. Am Ende des Monats traten stellenweise sehr ergiebige Gewitterschauer auf, die ihre Wirkung im Laufe der ersten September – Dekade entfalten sollten. Hoffen wir also auf einen pilzreichen Herbst.

Der für mich bemerkenswerteste Fund unserer Wanderung durch den Woriner Wald waren diese Holzkohlenpilze (Daldina concentrica). Ich finde die Schlauchpilze in Mecklenburg eher in auwaldartigen Gebieten und den Laubwäldern im äußersten Nordwesten Mecklenburgs auf besseren Böden. Hier herrschte aber Sandboden mit viel Kiefern, aber auch Buchen, Robinien und Ahorn, Birken und Eichen vor, weit entfernt von Auwald. Das Substratholz konnten wir nicht eindeutig zuordnen.

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