Unsere Großpilze im Wandel der Jahreszeiten
Der Winter
(Mitte November – Januar)
Stille ist in die Natur eingezogen, sie hält so zu sagen Winterschlaf. Aber nicht für alle Tiere, Pflanzen und Pilze trifft dies zu. Einige Pilzarten haben jetzt sogar Hochsaison. Der Austern – Seitling (Pleurotus ostreatus) wächst mitunter in großen Trauben an alten Buchen, Pappeln und anderen Laubhölzern. Er bildet meist seitlich gestielte Fruchtkörper aus und die weißgrauen Lamellen laufen weit am Stiel herab. Die Hutoberseite ist meist graubläulich bis graubräunlich gefärbt. Jung ist er recht zartfleischig und schmackhaft. Aber auch bereits zäh gewordene Bereiche des Fruchtkörpers lassen sich noch zu einer schmackhaften Pilzbrühe mit Fleischbrühgeschmack auskochen. Zu dem ist er oft sehr ergiebig. Auch an Laubholz, besonders in Erlen/Eschenwäldern und an Weiden findet man jetzt häufig den Samtfuß – Winterpilz (Flammulina velutipes). Er ist ein sehr schmackhafter und kaum zu verwechselnder Speisepilz. Seine gelben, speckig glänzenden Hüte, die gelblichen Lamellen, der braunsamtige Stiel und ein etwas an Fisch erinnernder Geruch kennzeichnen ihn gut. An Buchenstümpfen findet man recht oft dichte Büschel des für Speisezwecke bedeutungslosen Winter Helmlings (Mycena tintinabulum). In milden Wintern sind aber auch Ziegelrote- und Grünblättrige Schwefelköpfe (Hypholoma sublateritium, H. fasciculare) zu finden. Letzterer wäre sogar giftig und könnte bei Oberflächlichkeit von Unerfahrenen für den Samtfuß – Rübling gehalten werden. Er hat aber grünliche Blätter, keinen samtigen Stiel und schmeckt bitter! Äußerst schmackhaft ist aber der Graublättrige Schwefelkopf (Hypholoma capnoides). Er ist in milden Winter regelmäßig an Nadelholzstubben zu finden. Ausnahmsweise können bei entsprechend milden Temperaturen sogar Stockschwämmchen (Kuehneromyces mutabilis) und Rehbraune Dachpilze (Pluteus atricapillus) auftreten.
Typische Pilzarten für diesen Zeitraum sind außerdem:
Mennigroter Borstling (Meastiza chateri) – für Speisezwecke ohne Bedeutung
Winterporling (Polyporus brumalis) Ungenießbar
Judasohr (Hirneola auricula – judae) Beliebter Pilz in der asiatische Küche.
Winter Trompetenschnitzling (Tubaria furfuracea). An Laubholzresten, besonders üppig auf Schredder. Ungiftig.
Es gibt aber auch eine ganze Reihe von Pilzarten mit zäher oder holziger Konsistenz deren Fruchtkörper immer zu finden sind. Sie kommen als Speisepilze nicht in Betracht. Einige von ihnen können aber wegen ihres Dekorationswertes z. B. zum Basteln für Gestecke Verwendung finden. So in der Adventszeit oder zu Ostern. Besonders geeignet hierfür sind beispielsweise Schmetterlings – Tramete (Trametes versicolor) Striegelige Tramete (Trametes hirsuta), Rotrandiger Baumschwamm (Fomitopsis pinicola), Nördlicher Zinnoberschwamm (Pycnoporus cinnabarinus) oder der Eichen – Wirrling (Daedalea quercina), der sich viele Jahre hält und nicht im laufe der Zeit von Insekten zerfressen wird.
Auch gibt es im Winter auf Grund der hohen Luftfeuchtigkeit oft Pilze zu beobachten, die mit ihrer Konsistenz eher an Wackelpudding, statt an Vertreter des Pilzreiches erinnern. So sitzt an Laubholzästen häufig der leuchtende Goldgelbe Zitterling (Tremella mesenterica). Er ist im tristen Wintergrau ein toller Farbtupfen und deshalb kaum zu übersehen. Ebenfalls an Laubholz wachsen der Stopplige Drüsling (Exidia truncata) und der Warzige Drüsling (Exidia plana). Beide sind pechschwarz gefärbt und überziehen ihr Substrat mitunter sogar mehr oder weniger flächig. Auch ihre Konsistenz ist gelatinös. Bei Trockenheit bleibt nur ein papierdünner schwarzer Fleck übrig, um bei einsetzender Feuchtigkeit wieder aufzuquellen. Alle diese Arten besitzen keinen Speisewert.