Öffentliche Pilzlehrwanderung
Pilzwandern im Jahr der Gemeinen Stinkmorchel
Sie führte durch den Wald Demen/Buerbeck
Sandige Laub- und Nadelwälder prägen dieses Gebiet, in dem ich die ersten Pilze meines Lebens als Kleinkind sammelte und mit vermeintlich giftigen Täublingen Fußball spielen durfte. Hier wurde der Grundstein für meine Zuneigung zu den Pilzen gelegt, die sich wie ein roter Faden durch mein Leben ziehen sollten. Etwa 1 ha des Waldstückes am Beginn der Wanderung liegt immer noch im Privatbesitz unserer Familie. Angesagt waren in meiner Kinderzeit nur Pfifferlinge, die es hier damals noch reichlich gab. Auch in der heutigen Zeit sind sie hier noch zu hause und könnten uns erfreuen. Typisch für diese sandigen Wälder sind im Sommer auch oben zu sehende Pantherpilze. Sie gehören zu unseren wichtigsten und gefährlichsten Giftpilzen! Wer Perlpilze zum essen sammelt, muss diesen, seinen Doppelgänger, gut abgrenzen können. Die Chancen standen nicht schlecht, beiden Arten heute zu begegnen. Und so war es auch. Panther– und Perlpilze gab es reichlich und jeder der zahlreichen Teilnehmer konnte für sich, sofern Interesse bestand, unter den Erläuterungen des Fachmanns die relevanten Unterschiede am lebenden Objekt in allen Entwicklungsstadien, wie auch die Variationsbreite dieser beiden wichtigen Arten, studieren.
So hatte sich heute eine überraschend große Gruppe von Pilzfreunden am Waldrand in Demen zu dieser geführten Lehrwanderung eingefunden. Auch eine Reporterin vom NDR in Schwerin begleitete uns ein Stück weit und wird am Sonntag, dem 02. August 2020, um die Mittagszeit auf NDR 1 – Radio M-V darüber berichten. Die Pilze schienen zu wissen, das wir heute mit einer 26 – köpfigen Gruppe den Wald auf der Suche nach ihnen durchstreifen wollten, denn sie sproßen fast auf Schritt und Tritt. Nicht nur die Anzahl der Teilnehmer, auch das Frischpilz – Aufkommen erinnerte an herbstliche Verhältnisse. Vor allem Täublinge, Milchlinge, Wulstlinge, Riesenschirmpilze und Champignons zeigten sich zahlreich. Aber auch die beliebten Röhrlinge waren mit von der Partie. Vor allem einige Vertreter der Filz – Röhrlinge, aber auch Schmierröhrlinge und einzelne Raufüße sowie Dickröhrlinge, vertreten durch echte Steinpilze.
Zur Einstimmung brachte uns dieser glückliche Pilzfreund gleich einen jungen und druckfesten sowie imposanten Riesenbovist mit. Er macht gleich eine mehrköpfige Familie satt.
Auch diese Großschirmpilze hatte er dabei. Gefunden in einem Gewächshaus auf reicher Gartenerde. Solche rötenden Riesenschirmpilze sollten gemieden werden. Es könnte sich um den Gift – Riesenschirmpilz (Macrolepiota venenata) handeln. Daher ist auch die Gartenform des Safran – Schirmpilzes zu meiden.
Der deutliche hell – dunkel Kontrast auf der beschuppten Hutoberfläche steht für den Garten, wie auch Gift – Riesenschirmpilz. Der essbare Safran – Schirmpilz des Waldes ist viel dichter beschuppt, so das kaum weißliches Hutfleisch auszumachen ist.
Nach kurzer Begrüßung und dem Einsammeln der Kontaktdaten starteten wir zu unserer Tour.
Der erste, stark giftige Pantherpilz (Amanita pantherina) ließ nicht lange auf sich warten. Typisch sind u. a. die weißen Hüllreste auf dem Hut, die allerdings auch fehlen können.
Bei den essbaren Perlpilzen und dem Grauen Wulstlingen sind diese grauschorfig.
Dieser Maronen – Röhrling sollte nicht mehr verzehrt werden und kann gleich im Wald bleiben. Er ist bereits vom parasitischen Goldschimmel befallen, der den Speisepilz giftig macht.
Weiter geht es durch die sandigen Wälder zwischen Demen und Buerbeck.
Der Dickschalige Kartoffel – Hartbovist (Scleroderma citrinum) wurde früher in hauchdünnen Scheiben als Würzpilz, ähnlich wie Trüffeln, verwendet. Manchmal sollen diese Edelpilze von Ganoven mit ihm gefälscht worden sein. Da er Irritationen des Verdauungstraktes auslösen kann, wird dieser Bauchpilz zu den leicht giftigen Pilzarten gestellt. Alle Liebhaber von Bovisten und Stäublingen sollten ihn kennen und von den essbaren Arten abgrenzen können.
Hier nochmal zwei taufrische Exemplare des stark giftigen Pantherpilzes. Keinerlei röten am gesamten Fruchtkörper und wie man sieht, fast ohne weiße Hüllreste auf dem Hut. Dafür eine leicht fragile und vergängliche, oberseits ungeriefte Manschette am oberen Stielbereich und eine umrandete, knollig verdickte Stielbasis.
Ein nicht mehr ganz junger Steinpilz (Boletus edulis) mitten auf dem sandigen Waldweg. Die Tiere des Waldes haben schon mal vor gekostet.
Diesen weichfleischigen und einjährigen Grauweißen Saftporling (Oligoporus tephroleucus) finden wir ab Hochsommer an verschiedenen Laubhölzern, meist von Buche. Hier wuchsen gleich drei imposante Fruchtkörper an einem toten Birkenstamm. Trotz seines eher milden Geschmacks ist er ungenießbar. Der ähnliche Herbe Saftporling wächst an Nadelholz und ist gallebitter.
Die Fuchsigen Scheidenstreiflinge (Amanita fulva) waren heute zahlreich vertreten. Sie dürfen in den Sammelkorb gelegt werden. Man achte auf die Hüllreste an der Stielbasis (Scheide) und den stark gerieften (gestreiften) Hutrand. Es gibt noch weitere und auch essbare Arten mit anderen Hutffärbungen.
Genau wie die Scheidenstreiflinge ist auch der Rehbraune Dachpilz ein mäßiger Speisepilz und besonders für Mischgerichte geeignet.
Am besten man verwendet nur die Hüte der Dachpilze solange die Lamellen, so wie hier, noch weißlich gefärbt sind. Bei zunehmender Sporenproduktion verfärben sie sich fleischfarben.
Häufig waren heute die nicht empfehlenswerten Kremplinge, wie Samtfuß- und Kahler Kremling (Paxillus involtus), der hier zu sehen ist. Dieser ist auch potentiell gefährlich, da er in seltenen Fällen zu heftigen, allergischen Reaktionen führen kann.
Eine vielversprechende Waldkannte mit Birken- und Steinpilz – Alarm.
Der Birkenpilz (Leccinum scabrum) gehört zu den Raufüßen und ist als Mykorhizza – Partner streng an die Birke gebunden.
Echte Steinpilze (Boletus edulis) finden wir vorzugsweise unter Fichten (Fichten – Steinpilz), aber genau so gut unter Rotbuchen. Gelegentlich im Kiefernwald oder auch vereinzelt bei Eiche. Die unter Birken vorkommende Form wird von einigen Autoren als eigenständige Art betrachtet.
Im Gegensatz zum Steinpilz, besitzt der Maronen – Röhrling, der gelegentlich auch eine boletiode Erscheinungsform annehmen kann, keine Netzzeichnung auf dem bräunlichen Stiel. Röhren und Fleisch blauen meist, während bei Steinpilzen keinerlei Verfärbungen zu beobachten sind.
Ist der Getäfelte- oder Hasen – Stäubling (Calvatia utriformis) innen noch weiß und schnittfest, kann er ähnlich wie der Riesenbovist in Scheiben geschnitten und gebraten werden.
Die Körbe füllen sich allmählich.
Um einen alten Stubben herum büschelweise Glimmer – Tintlinge (Coprinus micaceus). Jung und ohne Alkohol essbar.
Ein Myxomycet = Schleimpilz. Um welches Pilztierchen es sich bei diesem schleimig – schlabbrigen Etwas handelt, konnte ich noch nicht ermitteln.
Ältere Riesenschirmpilze sind daran zu erkennen, das ihre Lamellen nicht mehr weißlich, sondern graubräunlich und fleckig werden. Auch der Hut darf sich nicht verwelkt anfühlen, sondern muss noch Spannung besitzen. Diese Exemplare sollten lieber im Wald bleiben.
Das Fleisch des Maronen – ähnlichen Schwarzblauenden Röhrlings (Boletus pulverulentus) verfärbt sich bei der leisesten Berührung oder Verletzung innerhalb weniger Sekunden über tief blau bis fast zu schwarz. Essbar, aber soll Arsen ähnliche Verbindungen in geringen Mengen enthalten. Daher nur sehr sparsam verwenden oder besser sogar meiden.
Ein noch junger Riesenschirmpilz (Macrolepiota procera).
Diese farbenfrohen Blutroten Röhrlinge (Xerocomus rubellus) sind nicht mehr die Jüngsten und sind auch schon vom Goldschimmel befallen. Ansonsten essbar.
Dafür sind diese leckeren Kupferroten Gelbfüße (Chroogomphus rutilus) im besten Stadium. Aber auch bei ihnen muss man auf einen speziellen Schimmel achten, der gerne die Lamellen dieses eigentlichen Röhrlings befällt.
Dieser schöne Schirmpilz muss noch mit!
Die Tour dauerte bis zum frühen Nachmittag an.
Wir verabschieden uns aus dem Wald bei Demen/Buerbeck und bedanken uns ganz herzlich für den unverhofften Pilzsegen.
Wann startet die nächste Lehrwanderung? – Siehe unter Termine!