Öffentliche Pilzlehrwanderung
Pilzwandern im Jahr der Gemeinen Stinkmorchel
Sie führte durch den Staatsforst Tarnow
Pilzwandern im Jahr der Gemeinen Stinkmorchel ist das Motto aller Wanderungen in diesem Jahr, denn die Deutsche Gesellschaft für Mykologie hat diesen unverschämten Rutenpilz zum Pilz des Jahres 2020 erkoren. Jedes Jahr wird eine markante Großpilzart ausgewählt, die jeder aufmerksame Beobachter mit ein wenig Erfahrung erkennen und bestimmen kann, ohne erst tiefer in die wissenschaftliche Pilzkunde einsteigen zu müssen. Oft sind es aber auch seltenere Arten, von denen man sich eventuell neue Funddaten erhoft oder sie sollen für gefährdete Pilzarten und deren Lebensräume sensibilisieren. Dabei spielt es keine Rolle ob essbar, ungenießbar oder giftig. Für die Stinkmorchel treffen zwei Wertigkeiten zu. Sie ist sowohl essbar, wie auch ungenießbar. In der Küche wird nur das embrionale Entwicklungstadium, das sogenante Hexenei der Phallus impudicus verwendet. Der ausgereifte Fruchtkörper, wie oben im Bild zu sehen, ist hingegen für bestimmte Insekten, allen voran Fliegen, unwiderstehlich. Sie haben den sporentragenden, olivgrünen Schleim hier bereits abgeweidet. Auch Ameisen scheinen ein Interesse an ihr zu haben. Ihr starker, aasartiger Geruch lockt die Fliegen in Schwärmen an. Ein Trick der Natur, denn die Insekten sorgen für die Verbreitung ihrer Sporen. Stinkmorcheln haben wir heute jedoch kaum vorgefunden und auch viele andere Großpilze hielten sich zurück. Es hat in den Wochen zuvor zwar immer wieder geregnet, der Sommer war aber bisher sehr unterkühlt. Erst seit wenigen Tagen hat sich hochsommerliches Hitzewetter eingestellt, das unsere besseren Buchenwälder endlich etwas erwärmen kann. Ich denke, dann können wir auch hier in den nächsten Monaten einiges erwarten, ergiebige Niederschläge vorausgesetzt. Bisher gab es eher auf Sandböden einiges an jahreszeittypischen Großpilzen, bis hin zu Maronen – Röhrlingen.
Ab August setzt die neue Wachstumsphase vieler einjähriger Porlinge ein. Hier ist es der Halbresupinate Weichporling (Skeletocutis nivea) an totem Laubholz. Ungenießbar.
Und hier bilden sich die Konsolen des Grauweißen Saftporlings (Oligoporus tephroleucus) heraus. Ungenießbar.
Der Stiel des Violettstieligen Täublings (Russula violeipes) ist oft mehr oder weniger violett überlaufen, kann aber auch komplett weiß bleiben. Essbar.
Je nach dem, welche Strecke der Fruchtkörper von seinem Ausgangspunkt, einer im Waldboden befindlichen Buchenwurzel, zurück legen muss, dem entsprechend lang es auch die Wurzel des Gemeinen Wurzel – Schleimrüblings (Xerula radicata). Hüte essbar.
Der Rotrandige Baumschwamm (Fomitopsis pinicola) wächst nicht nur, so wie hier, an Fichte, sondern an verschiedenen Tothölzern, auch von Laubbäumen. Daher ist sein zweiter, deutscher Name Fichtenporling etwas irreführend. Ungenießbar.
Die Überreste des Pilz des Jahres 2020 locken viele Waldbewohner an.
Der leicht giftige Gefleckte Rißpilz (Inocybe maculata) ist ab August ein häufiger Pilz etwas basischer Waldwegränder.
Bei dem trockenen Hitze – Wetter sind die typischen Hüllreste (Flecken) auf dem Hut besonders gut ausgebildet.
Schwefelgelbe Stiele, grünliche Lamellen und bitterer Geschmack ist eine Merkmalskombination, die den giftigen Grünblättrigen Schwefelkopf (Hypholoma fasciculare) leicht erkennen lassen.
Am Fuße eines mächtigen, abgebrochenem Rotbuchenstamms wachsen mehrere Lackporlinge. Ein Flacher Lackporling kommt für mich nicht in Betracht. Ich denke, der Kupferrote Lackporling (Ganoderma pfeifferi) wäre am wahrscheinlichsten. Eine recht seltene Art.
Die Volva ist hier leider im Waldboden geblieben, aber der rotbräunliche, stark gereifte Hutrand ist ein weiteres Merkmal des Rotbräunlichen Scheidenstreiflings (Amanita fulva). Essbar, aber roh giftig.
Vereinzelt gab es mal einen Frauen – Täubling (Russula cyanoxantha), sowohl in seiner violett – blauen, wie auch grünen Form. Seine Lamellen sind nicht brüchig, sondern anschmiegsam wie eine Frau. Sehr guter Speisepilz.
An Röhrlingen waren nur einige Rotfüßchen (Xerocomus chrysenteron) auszumachen.
Aber neuerdings gehören die giftigen Kartoffelboviste nicht mehr zu den eigentlichen Bauchpilzen, sondern ebenfalls zu den Röhrlingen. Dickschaliger Kartoffel – Hartbovist (Scleroderma citrinum).
Soweit eine kleine Aufarbeitung der heutigen Pilzwanderung, an der 6 Pilzfreunde beteiligt waren. Aus gründen der Corona – Abstandsregelungen verzichteten wir auf ein Gruppenfoto.
Wann startet die nächste Pilzwanderung? – Siehe unter Termine!