Wetter und Pilze im Raum Nordwestmecklenburg
Tagebuch zu Wetter und Pilze September 2020
Dienstag, 01. September – Das haben wir bisher selten gehabt, dass ganz pünktlich zu Beginn des Septembers, der bei günstigen Voraussetzungen die artenreichste Pilzflora des Jahres hervorbringen kann, die Hochsaison durchstartet. Zur Regel ist es vielmehr geworden, das in unseren Breiten die Hauptsaison immer weiter in den Voll- und Spätherbst verlegt wird. Aber in diesem Jahr könnte der September mal wieder seinem Namen als pilzreichster Monat des Jahres alle Ehre machen, sollte die Witterung diesen vielversprechenden Ansätzen keinen Strich durch die Rechnung machen. Jedenfalls sieht es aus heutiger Sicht nicht schlecht aus, denn zumindest gelegentliche Regenfälle könnten dem Aufbruch weiteren Nachdruck verleihen. So bekommen wir morgen doch noch einen kleinen Streifschuss der seit Tagen anhaltenden 5b – Wetterlage im Alpenraum und im Osten Deutschlands und Polens ab. An den dortigen, teils unwetterartigen Regenfällen waren mehre Tiefs beteiligt, die auf der 5b – Strecke vom Mittelmeer nach Nordosten zogen. Das letzte ihrer Art, namens Natascha, schaut dann doch noch kurz bei uns vorbei. Das geht heute Nacht bereits mit Schauern und Warmluft – Einschubgewittern los, die vor allem die Küstenregionen streifen können. Morgen kann es den ganzen Tag über zu schauerartigen Regenfällen kommen. Besonders in Vorpommern können diese punktuell auch ergiebig ausfallen.
Heute habe ich mal wieder den Pilz – Ticker durchgeblättert. Hier meine Erkenntnisse:
- Baden – Württemberg: Aufbruch mit Steinpilzen und Hexen – Röhrlingen.
- Bayern: regional Massen von Fichtensteinpilzen und schöne Krause Glucken
- Berlin: dort herrscht noch Morchelzeit!
- Brandenburg: nichts aktuelles (schade, denn am Wochenende bin ich dort)
- Hamburg: Keine Neuigkeiten
- Hessen: geht los!
- Mecklenburg – Vorpommern: nix gemeldet!
- Niedersachsen: keine aktuellen Fundmeldungen
- Nordrhein – Westfahlen: Hexen – Röhrlinge
- Sachsen – Anhalt: nichts aktuelles
- Saarland. letzte Steinpilze am 27. Oktober 2019
- Schleswig – Holstein: derzeit Funkstille
- Rheinland – Pfalz: Steinpilze und Hexenpilze starten durch
- Thüringen: Steinpilz – Schwämme!
Es ist also gebietsweise noch sehr unterschiedlich, auch weil es in einigen Regionen immer noch viel zu trocken ist. In einigen Landstrichen gab es den 3. Dürre – Sommer in Folge!
Mittwoch, 02. September – Ein ausgiebiger Exkursionstag liegt hinter mir. Am Vormittag war ich in der Region Jülchendorf unterwegs, um den Entwicklungsstand an der Röhrlingsfront zu ermitteln. Fazit: sehr bescheiden. Es startet sehr bedächtig, da die Pilze dem ersten Niederschlagsereignis zuzuschreiben sind. Der Regen der vergangenen Woche greift noch nicht, so dass wir eher mit einer gemächlichen Steigerung rechnen können. Vom großen Aufbruch kann man heute noch nicht sprechen. An einer meiner besten Sommersteinpilz – Plätze waren nur zwei junge Exemplare auszumachen. Dafür konnte ich große Trupps von Körnchen – Röhrlingen bewundern und damit es sich lohnt, mit den bereits eingesammelten Sommersteinpilzen den Trockner anzuschmeißen, mussten sie mit. Schmerlinge und Butterpilze können durchaus getrocknet werden, wenn sie jung und nicht voll Wasser gesogen sind. Sie schnurren zwar sehr zusammen und sehen im getrockneten Zustand nicht gerade appetitlich aus. Aber das ist nicht weiter schlimm. Sie kommen in die Mühle und werden zu Pilzpulver verarbeitet.
Mittags ging es in das Info – Zentrum und am Nachmittag startete ich zu meiner regulären Mittwochsexkursion. Ein neues Messtischblatt wurde in Angriff genommen: 2332 = Roggendorf. Im Frühsommer 2018 stand es schon einmal auf dem Programm. Damals nahm das Dürre – Jahr gerade Fahrt auf und entsprechend dürftig fielen meine Exkursionen aus. Ich hoffe, der diesjährige September sollte einiges mehr bieten. Heute war der 1. Quadrant an der Reihe. Wie schon damals, suchte ich als Ziel das Große Moor auf. Besser bekannt unter der Bezeichnung Roggendorfer Moor. Dazu traf ich mich gegen 15.00 Uhr mit Christopher Engelhardt aus Lübeck und einem Urlauber – Pärchen aus Nordrhein – Westfahlen, im Moorweg in Roggendorf. Das Wetter war bestens und wir starteten zu einer gut dreistündigen Bestandsaufnahme.
Nicht nur für unsere Gäste wurde es eine abenteuerliche Tour. Auch ich war überrascht, wie stark der früher gut begehbare Waldweg mit der Zeit zugewachsen ist. Wir mussten uns durch mannshohe Brennnessel kämpfen oder uns durch den Bruchwald wurschteln. Das war nicht ganz ungefährlich, da auch hier das große Eschen – Sterben eingesetzt hat und die Bäume kreuz und quer umgestürzt sind. Manche hingen noch auf halb acht b. z. w. haben sich mit noch stehenden verkeilt. Aber gerade dieses Gebiet ist eine Fundgrube für Hobby – Mykologen, auch wenn es sich heute noch in Grenzen hielt. Schließlich hatten wir es bis zum Übergang zum eigentlichen Moor erreicht und dabei doch einiges an interessanten Holzpilzen aufgespürt. Vom moorastig – sumpfigen Urwald des Erlen/Eschbruchs erreichten wir einen trockeneren Übergangsbereich mit Birken und Eichen, wo uns frische Mehlpilze signalisierten, das auch die Gemeinen Steinpilze nicht mehr weit sein können. Ich stellte den markanten Mehlpilz unseren Gästen vor und wies auf den Zusammenhang Mehlpilz – Steinpilz hin. Der Mehlpilz ist eine Zeigerart für Steinpilz – Plätze, aber heute war er nicht anwesend. Das es ihn hier aber gibt, kann ich von früheren Exkursionen bestätigen. Überrascht war ich vielmehr, das wir nicht weit davon auf den Sommersteinpilz stießen und der war für mich wirklich neu im Roggendorfer Moor.
Schließlich betraten wir die Moorheide mit ihrem reinen Birkenbestand, bei den ehemaligen Torfstichen. Plötzlich sah man sich in einer ganz anderen Welt wieder und man glaubt in den Weiten Finnlands zu sein. Ein kleines Paradies, das besonders im Vollherbst ein gutes Revier für Freunde von Moorbirkenpilzen ist. Im Hochsommer können Blaubeeren gesammelt werden und zur Zeit blüht hier das Heidekraut.
Donnerstag, 03. September – Am Abend informierte mich telefonisch unsere Pilzfreundin Angelika Boniakowski von ihrem Kurzurlaub in der Nemitzer Heide. Wunderschön, wenn die Heide blüht, ein Genuss! Aber trocken…, trocken.., trocken! Ja, so ist das im Heidesand. Regen ist im Sommerhalbjahr hier schnell versickert und verdunstet. Aber eine Handvoll Pfifferlinge war dann doch möglich, die Sie ihrer Urlaubs – Vermieterin schenkte. Auf der Rücktour nach Mecklenburg ging es nochmals in die Heide, nämlich in die Nossentiner/Schwinzer. Hier ist von Aufbruchstimmung an der Pilzfront nichts zu merken, so ihre Worte. Einzig Pfifferlinge sind stellenweise vertreten. Die laufen ohnehin ein wenig außer der Reihe, denn sie haben hier an geeigneten Stellen die Hitzewelle überlebt. Ihr kamen Sammler entgegen, bei denen liefen die gefüllten Körbe mit den gelben Eierschwämmen fast über. Nun, in der Nossentiner/Schwinzer Heide war ich im Hochsommer aufgrund meiner Mittwochsexkursionen auch des Öfteren unterwegs und hier hatte es immer mal kräftige Regenfälle gegeben, als es im Raum Wismar schon wieder viel zu trocken war. So sind auch während und nach der Hitzewelle zumindest regional nochmals kräftige Gewitterschauer niedergegangen. Aber es wird auch hier in den nächsten Wochen bunter, soll heißen, zu den gelben Farbtupfern gesellen sich immer mehr anders farbige Hutträger. Besonders beliebt ist dann auch die Farbe braun! Nochmal zu Angelika. Wieder zu hause, kontrollierte sie heute ihren Hauswald auf besseren Böden, der im Sommer so gut wie nichts hervorgebracht hat. Nun trauen sich zumindest mal einzelne Sommersteinpilze heraus. Auch mal eine Ziegenlippe oder Marone.
So starten wir derzeit eher zaghaft durch, keine Pilzexplosion. Die ist auch kaum möglich, da die auslösenden Regenfälle nach und nach und höchst unterschiedlich in ihrer Ergiebigkeit ausgefallen sind. So kann der Raum Wismar beispielsweise mit den in Keez gefallenen Regenmengen keinesfalls mithalten. Meist waren die Regenfälle konvektiv durchsetzt, dass heißt, punktuell haute es immer mal richtig runter und anderswo blieb es eher moderat. Fakt ist jedoch, es geht unweigerlich aufwärts, mit und ohne übermäßig starken Regenfällen. Die Zeit ist einfach heran und der Wachstumsdruck nimmt von Tag zu Tag zu. Wir haben in den letzten Jahren viel ungünstigere Zeiten hinter uns. Und die ganz große Pilzschwämme, was einige Klassiker anbelangt, war in diesem Jahr ohnehin nicht zu erwarten. Das hat im letzten Herbst zu sehr ausgepowert. Es war ein Champignon – Maronen – Herbst und besonders diese Vertreter lassen es in diesem Jahr wohl ruhiger angehen. Das heißt natürlich nicht, dass es keine geben wird, allerdings nicht in den Ausmaßen des letzten Jahres. Gerade heute habe ich in Wismar reichlich Stadt – Champignons gesehen, die frisch aus dem Boden der Parkanlage im Lindengarten heraus brachen.
Und am Abend kam er dann doch noch, der Regen. Lange hatte es gedauert, bis die Warmfront von Westen her die Kurve zu uns bekommen hat, aber dafür regnete es dann ganz ordentlich. Die Oberböden sind wieder gut feucht und das wird dem beginnenden Pilzherbst in den nächsten Tagen Nachdruck verleihen. Immerhin ist ja auch noch etwas in Arbeit von den Regenfällen in der vergangenen Woche. So geht es Intervall – mäßig aufwärts. Wer allerdings an die Mond – Theorie glaubt, dann war`s das schon wieder. Erst ab dem 18. September geht es dann weiter bzw. legt frisch los. Ich weiß nicht, welche Pilze damit gemeint sind, aber ich vermute mal die Steinpilze. Es gibt hundertausende Großpilz – Arten und die werden sich einen feuchten Dreck darum scheren, in welcher Phase sich der Mond gerade befindet. Also die Plätze weiterhin im Auge behalten, denn auch den Steinpilzen wird es egal sein!
Morgen früh geht es nach Berlin/Brandenburg. Genauer gesagt, nach Worin, in Märkisch Oderland. Im Umweltzentrum Drei Eichen http://www.dreichen.de findet ein Pilzseminar statt. Zusammen mit unserem Vereinsfreund Christopher Engelhardt bestreite ich dieses Seminar über drei Tage. Bis Sonntag gibt es Theorie und Praxis in einer herrlichen Landschaft. Hoffen wir, dass im märkischen Sand inzwischen genügend Feuchtigkeit steckt um den einen oder anderen Frischpilz sprießen zu lassen. Aus diesem Grund gibt es an dieser Stelle eine kleine Pause.
Freitag, 04. September – Heute morgen setzte ich mich in den Zug und fuhr in Richtung Berlin/Brandenburg. Ein Pilzseminar in der Märkischen Schweiz steht an diesem Wochenende auf dem Programm. Eingeladen und organisiert hatte es Oliver Justus, der seit Jahren auch Stammgast unserer heimischen Seminare in Mecklenburg ist. Ausgesucht hatte er das Objekt „Drei Eichen“ inmitten eines abwechslungsreichen Waldgebietes. Oliver holte mich am Nachmittag in Müncheberg ab und schon auf der Fahrt zum Seminarort durften wir wohlwollend feststellen, das es Frischpilze geben wird, denn am Straßenrand leuchteten uns weiße Champignons an. Nach Ankunft der etwa 20 Teilnehmer aus Berlin, Leipzig, Hamburg, Worin und anderen Orten wie Lübeck und Wismar, eröffnete Christopher Engelhardt mit einer Beamer – Präsentation unser frühherbstliches Pilzseminar. Er gab einen Überblick über die wichtigsten Ordnungen, Klassen und Gattungen dieses vielfältigen Naturreichs. Am Abend saßen wir in gemütlicher Runde beisammen und stellten die bereits mitgebrachten Exponate vor. Um es vorweg zu nehmen. Es wurde zu einem überaus erfolgreichen Pilzwochenende. Entgegen aller Befürchtungen, hatte es hier zum richtigen Zeitpunkt nennenswert geregnet, so dass zwar noch kein Massenpilzwachstum vorhanden war, dafür aber die Qualität und das Niveau der gefundenen Arten als außergewöhnlich einzuschätzen ist. Sowohl das Herz der Freunde von herrlichen Steinpilzen, wie auch das der Hobby – Mykologen konnte in höchsten Tönen schlagen. Das Spektrum reichte also von den gewöhnlichsten Speisepilzen bis hin zu den außergewöhnlichsten Pilzentdeckungen. Aber dazu später mehr.
Sonnabend, 05. September – 2.Tag unseres Pilzseminars in der Umweltbildungsstätte „Drei Eichen“ bei Buckow, im Naturpark Märkische Schweiz. Nach dem Frühstück brachen wir zu unserer ersten Exkursion auf. Sandiger und saurer Mischwald mit einem tollen See- und Moorufer mit wunderbaren Mooskannten. Hier brach beinahe das Sammelfieber aus, da eine beachtliche Menge der herrlichsten Fichtensteinpilze aus den Moospolstern schob. Neben vielen kleinen, noch weißlichen Embryos, auch schon richtig stattliche Exemplare. Aber alle noch im 1. Stadium, also fest, knackig und mit weißen Röhren. Überhaupt fanden wir während des gesamten Wochenendes kaum einen überständigen Fruchtkörper. Nahezu alles war frisch und durch die vorangegangenen Regenfälle im Ideal – Zustand. Das galt auch für die hier startenden Maronen, Rotfüßchen, Körnchen – Röhrlinge und Birkenpilze. Wir haben somit gerade den ersten Aufbruch erwischt. Allerdings in erster Linie an begünstigten Standorten. Im großen Rest des Waldes brauch` s noch ein Weilchen. Recht häufig waren kleinere Streubewohner wie Waldfreund- und Brennende Rüblinge, Gelbbräunliche Trichterlinge, einige Helmlinge, Mürblinge und Schwindlinge.
Nach dem Mittagessen stand wieder Theorie mit Chris Engelhardt auf dem Programm und nach der Kaffee – Pause brachen wir zu einer weiteren Exkursion zum Mühlenfließ und den Flugsanddünen auf. Direkt an das mit Kiefern bestandene Dünengebiet schloss sich eine Magerwiese an, die uns dann richtig zum Feiern brachte. Unzählige, kleine Boviste, interessante Schwindlinge bis hin zum wertvollen Küchenschwindling. Fliederweiße Rißpilze, Schwarze Lorcheln, Wurzeltrüffeln, Schuppenlose Riesenschirmpilze, verschiedene Saftlinge sowie ein Massenvorkommen vom „Pilz des Jahres 2013“ – Entoloma incarnum, des Mäuseklopilzes! Letzteren, mit bürgerlichem Namen Blaugrüner Zärtling, habe ich das erste mal als Einzelexemplar vor einem Jahr in den Voralpen, am Waldparkplatz am Tatzelwurm, bei Bayrischzell, gefunden und war damals ganz von den Socken. Heute standen die schönen, farbenfrohen Pilze mit dem beeindruckenden „Duft“ in einer dreistelligen Zahl im Trockenrasen und dazwischen gelbe und rote Saftlinge. War das ein Anblick! Ein Pilzparadies der Sonderklasse!
Sonntag, 06. September – 3. und letzter Tag in der Märkischen Schweiz. An allen drei Tagen haben wir die gefundenen Pilzarten auf Pappteller ausgelegt und bestimmt, sowie besprochen und vorgestellt. Dabei hatte jemand zu jungen Butterpilzen ebenfalls junge und sehr ähnliche Röhrlinge dazu gelegt, die ich zunächst gar nicht für voll nahm und oberflächlich als zu den Butterpilzen gehörig ansah, bis ein Teilnehmer zu mir sagte, dass er diese Butterpilze wohl nicht zum essen mitgenommen hätte. Erst da viel mir auf, das ihre Färbung doch für einen gewöhnlichen Butterpilz zu freudig war. Habituell entsprachen sie jedoch jungen Butterpilzen. Nun sah ich mir den unbemerkt dazu geschobenen, vermeintlichen Suillus luteus etwas näher an. Schnell konnte auch geklärt werden, wer diese Pilze wo fand. Sie standen nur wenige Meter neben uns auf dem Gelände der Umweltbildungsstätte „Drei Eichen“ und es waren sogar noch weitere Exemplare am Standort. Allerdings nicht unter den sich daneben befindlichen drei Eichen, sondern unter einer großen Douglasie. Eine nach Mitteleuropa eingewanderte Art, die auf dem amerikanischen Kontinent zu hause ist, wissenschaftlich Suillus lakei = Douglasien – Röhrling.
Montag, 07. September – Heute Vormittag hatte ich einen Termin beim Landessozialgericht in Schwerin. Verhandlungsgegenstand war eine Rückforderung von Leistungen aus ALG II im Jahr 2016. Damals hatte ich drei Positionen (Pilzseminar, Schülerwanderung und eine Pilzwanderung) aus dem Einnahmestärkeren 2. Halbjahr in das schwächere 1. Halbjahr des Folgejahres umgebucht. Da ich die Pilzberatung privat finanzieren muss, fehlen mir im Winter und Frühling, also in den ersten 6 Monaten eines Jahres, oft entsprechende Deckunksfinanzen, da ich alle 6 Monate meine Zuflüsse dem Job – Center mitteilen muss und entsprechende Gewinne zurückgefordert werden. Die kleine Finanzdecke, die ich mir in der Pilzsaison verdient habe, um die laufenden Betriebskosten des schwachen Halbjahres ausgleichen zu können, werden mir entzogen. Aufgrund dieses Vorgehens (Umbuchung in das Folgehalbjahr) wurden mir gleich sämtliche Leistungen für 6 Monate gestrichen und zurückgefordert. Dagegen habe ich geklagt und nach Jahren fiel heute dazu der Richterspruch. Da es laut Gesetzt so und nicht anders geregelt ist, hat die Behörde rechtens gehandelt. Festgestellt wurde allerdings, dass die Praxis des 6 monatigen Bewilligungs- und Abrechnungszeitraumes für ein saisonal abhängiges Kleinunternehmen, wie eine Pilzberatungsstelle, alles andere als optimal ist. Schließlich lief es auf einen Vergleich hinaus und ich brauche nur die Hälfte der ursprünglichen Rückforderung zu begleichen. Für mich immer noch eine stolze Summe (1.300.00 €). Das es zu diesem Teilerfolg kommen konnte, habe ich meinem Pilzfreund und Rechtsanwalt Hartmut Perlebach zu verdanken. Er hat mich schon aus vielen Streitfällen mit dem Job – Center heraus geboxt und ohne seinen Rechtsbeistand hätte diese staatliche Behörde meinem Treiben schon längst einen Riegel vorgeschoben.
Zu erfreulicherem. Ich war nun seit Tagen nicht in den heimischen Wäldern unterwegs und daher bin ich am Nachmittag noch zu einer Info – Tour aufgebrochen. Zunächst steuerte ich Perniek, am Kiestagebau an. Insgesamt noch recht bescheiden und von Artenvielfalt kann noch keine Rede sein. Inselweise Körnchen – Röhrlinge, die im wesentlichen überständig waren. An lichteren, moosigen Stellen, ebenfalls teils größere Trupps von Butterpilzen. Hier waren die meisten in guter Qualität. Vereinzelt einige Birkenpilze, größtenteils überständig. Körnchen – Röhrlinge und Birkenpilze sind dem Regen vom 18.08. zu verdanken. Die Butterpilze reagieren auf die Niederschläge etwa eine Woche später. Sind also dem neuen Schub zuzuschreiben. Das dieser jetzt losgelegt hat, wurde mir in Groß Görnow deutlich. Hier schoben an einer mir bekannten Stelle die schwach giftigen Karbol – Champignons ganz frisch und zahlreich aus dem Rasen einer Linden – Allee. Gleich daneben junge Netzstieligen Hexen – Röhrlinge. Ich fuhr zu einigen Stellen von Sommersteinpilzen. Auch hier machte sich der neue Schub bemerkbar. Sie sind ganz frisch gekommen, allerdings nicht mit einem besonders heftigen Schub, eher gemäßigt. Aber immerhin waren alle besuchten Plätze mit Eichen – Steinpilzen besetzt. Auch Anis – Champignons und Parasole waren frisch dabei. Auf dem Weg lag auch ein Standort von Fichten – Steinpilzen. Hier schoben zumindest vereinzelt ganz junge, noch weißliche Köpfe aus den Moospolstern. Es geht also weiter aufwärts, zunächst aber vor allem an lichteren Stellen und weniger im schattigen Waldesinneren.
Dienstag, 08. September – In der Pilzberatung kehrt nun allmählich Leben ein. Dabei habe ich heute auch von Enttäuschung gehört, da in den besuchten Wäldern meist kaum etwas zu finden war. So ist es dieser Tage noch. Man sollte derzeit ein wenig Insider – Wissen besitzen oder das Glück auf seiner Seite haben. Schließlich hatte auch die klagende Pilzsucherin noch Glück und traf auf sehr schöne und junge Sand- und Butterpilze und an anderer Stelle auf Riesenboviste. Auch läuft die Invasion der Karbol – Champignons gerade an. So suchten heute Leute meinen Rat, die auf ihrem Grundstück plötzlich von einem imposanten Massenvorkommen von schönen Champignons überrascht wurden. Aber so ganz trauten sie dem Frieden nicht und gingen lieber zur Pilzberatung. Ihr Glück, es waren alles Gift – Champignons! Es entwickelt sich also. Wer mal einen Blick in das Vorjahres – Tagebuch wirft, wird feststellen, dass es um diese Zeit im vergangenen Jahr nicht viel anders aussah. Es herrschte die Ruhe vor dem Sturm, der dann um den 15. September langsam losbrach. Mit so einer Pilzexplosion, wie im letzten Herbst, rechne ich allerdings eher nicht, aber es wird im Verlauf immer bunter an der Pilzfront.
Spielte das Wetter bisher recht ordentlich mit, so könnte der große Aufbruch allerdings im Verlauf wieder in`s stocken geraten, denn der Hochsommer scheint noch einmal vorbei schauen zu wollen. Ab dem kommenden Wochenende könnten für einige Tage am Stück Sonne und Temperaturen zwischen 25 und 30 Grad dem Pilzaufbruch zu schaffen machen. Nennenswerter Regen ist in weite Ferne gerückt. In vielen Regionen Deutschlands ist in den nächsten 10 Tagen kein Tropfen Regen in Sicht. Einzig bei uns in Richtung Küsten oder in Alpennähe könnten gelegentlich noch einige Regentropfen fallen. Für Wismar sind aus heutiger Sicht bis zum 23. September im Mittel 10 Liter möglich. Wenn es gut läuft aber auch 46 Liter und im ungünstigsten Fall aber auch nur der berühmte Tropfen auf den heißen Stein von knapp 2 l/qm! Ganz sicher ist die Sommerwärme allerdings auch noch nicht, obwohl alle Wettermodelle es derzeit so berechnen. Positioniert sich das für den Sommerausbruch verantwortliche Hochdruckgebiet über Europa nur etwas weiter westlich, als derzeit berechnet, könnte trockenkalte Polarluft auf dem direkten Wege von Skandinavien zu uns gelangen. Trockenes und für die Jahreszeit ungewöhnlich kaltes Wetter wäre die Folge, erste Nachtfröste inklusive! Bevor es soweit ist, geht es aber in den nächsten Tagen weiter aufwärts und ich wünsche allen Tagebuchlesern viel Glück und drücke die Daumen für schöne Pilzfunde.
Mittwoch, 09. September – Wie kann es anders sein, heute stand die nächste Mittwochsexkursion auf dem Plan. Der 2. Quadrant des Messtischblattes Roggendorf war an der Reihe. Zur Auswahl standen mehrere kleine Wälder und Moore. Im Jahre 2018 besuchte ich im Rahmen meiner Mittwochsexkursionen das Naturschutzgebiet Neuendorfer Moor. Ein sehr schönes Gebiet, aber bis auf wenige Bereiche sehr nass und kaum trockenen Fußes begehbar. Daher entschloss ich mich für die Gabeler Heide. Das Gebiet befindet sich östlich von Neuendorf. Überwiegend Laubwald und von einem Wassergraben durchzogen. Dazu hatten sich weitere Pilzfreunde eingefunden. Ein Urlauber – Pärchen aus Salem sowie Phillip Müller und Christopher Engelhardt von der Gruppe der Pilzfreunde. Das Frischpilzaufkommen war hier mehr als bescheiden, obwohl es im waldesinneren durchaus gut feucht war. Nur vereinzelt mal einige winzige Schwindlinge, aber auch ein großer Langstieliger Knoblauch – Schwindling. Wollstiel – Schirmlinge, auch mal ein Rehbrauner Dachpilz oder ein kleiner Grauer Wulstling.
Auch die Stubben waren bis auf eine Handvoll junger Stockschwämmchen und einigen Glimmer – Tintlingen unbesetzt von Blätterpilzen. Das wird sich in den nächsten Wochen noch erheblich ändern. Derzeit ist es noch sehr artenarm. Pilzfreund Phillip bemerkte es nach seinem Kroatien – Urlaub gestern auch. In seinem Hauswald, unweit der heutigen Mittwochsexkursion. fast nur Steinpilze und kaum etwas anderes. Er sammelte so viele, wie er Verwerten konnte und auch heute morgen war er kurz in einem benachbarten Wald. Das gleiche Bild. Nur Steinpilze und sonst nichts weiter. Es ist tatsächlich so. Stellenweise ganz gut Röhrlinge, Champignons sind nun aller Orten zu finden. Ein klassischer Aufbruch. Wenn die erste Speerspitze Champignons und Steinpilze durch ist, wird es in den Wäldern immer bunter. Allerdings ist die mittelfristige Wetterprognose alles andere als günstig. Kaum Regen und in der nächsten Woche nochmals hohe Temperaturen, werden die weitere Entwicklung zwar nicht aufhalten können, aber eindämmen. An die Gabeler Heide grenzte eine große Wiesenfläche. Hier gab es Champignons, einige Acker – Schirmpilze, Bleigraue Boviste und Hasen – Stäublinge.
Donnerstag, 10. September – Heute war langer Tag im Laden. Dabei habe ich die Moosfläche, die für die Frischpilze reserviert ist, mit den Pilzen, die ich in den letzten Tagen eingesammelt habe, bestückt. Es liegt zwar eine ansehnliche Kollektion auf der Fläche, aber es sind noch große Lücken vorhanden. Ausdruck des derzeit immer noch artenarmen Pilzaufkommens. Dieses wird sich zwar von Tag zu Tag weiter steigern, aber anders als noch zu Monatsbeginn angedacht, wird es wohl noch nicht so üppig. Das liegt in erster Linie an der nun wieder ungünstiger werdenden Nachfolgewitterung. Noch ist in einigen Wäldern ein ganz guter Grundstock an Feuchtigkeit vorhanden, aber Regen ist nicht in Sicht und in der kommenden Woche hält noch einmal sehr warmes und trockenes Sommerwetter Einzug. Das dafür verantwortliche Hochdruckgebiet positioniert sich östlich von Deutschland und daher kann von Süden die warme Luft nach Norden geführt werden. Gleichzeitig verstärkt sich auf dem Atlantik die Tiefdrucktätigkeit und greift auf Westeuropa über. Dann beginnt das große Kräftemessen. Schaft es das Tief, den hohen Luftdruck zu vertreiben und dann mit Regenwolken nach Deutschland herein zu ziehen oder hält das Hoch dagegen und die Regenwolken verpuffen auf dem Weg nach Osten. Im schlimmsten Fall kann sich eine Ostwindlage einstellen. Hält diese mit ihren trockenen Winden über Tage an, ist das tödlich für`s Frischpilzwachstum. Ich habe heute Abend noch mal die Karten für das Profi – Wetter auf http://www.wetter-online.de durchlaufen lassen und diese deuten den Durchbruch der Tiefdrucktätigkeit zum übernächsten Wochenende hin an. Dann wäre zumindest etwas Regen dabei. Wo es in den letzten 30 Tagen am meisten geregnet hat, ist auf der oberen Karte mit den kalibrierten Niederschlagsmengen ersichtlich. Dort, wo am meisten zusammen gekommen ist, sollten die Aussichten auf eine lohnende Ausbeute am größten sein.
Unsere Pilzfreundin Angelika Boniakowski aus Hagebök, bei Wismar, fährt am Wochenende in den äußersten Osten Mecklenburg – Vorpommerns und in das angrenzende Polen. Dort sind durch die 5b – Niederschläge von vor einer Woche recht hohe Regenmengen vom Himmel gekommen. Dort sollte also einiges möglich sein. Hier befindet sich, noch auf deutschem Gebiet, die Ueckermünder Heide und dort sollte es auch lohnen. Als wir vor wenigen Jahren dort im Zusammenhang mit unserer DBU – Kartierung des Öfteren unterwegs waren und in der nun leider geschlossenen Jugendherberge in Bellin, bei Ückermünde, unterkamen, berichtete uns der Herbergsvater, dass, wenn der Hauptwachstumsschub einsetzte, sogar „Pilzfreunde“ aus Polen mit Transportern vorfuhren, um massenhaft Steinpilze einzusammeln und dann sozusagen über die Grenze zu Schmuggeln. Hoffen wir, dass sie in diesem Jahr noch nicht da waren.
Freitag, 11. September – Heute Vormittag suchte ich kurz den Wismarer Seeblickpark auf, um nach dem rechten zu schauen. Kürzlich war gerade der Rasenmäher rüber und hat sicher einiges mitgenommen. Stellenweise einige Täublinge, vereinzelt Flockenstielige Hexen – Röhrlinge oder auch Kahle Kremplinge und Perlpilze. Insgesamt recht bescheiden und oberflächlich schon wieder stark abgetrocknet durch den zeitweise strammen Seewind. Und Wind wird in der nächsten Zeit immer wieder zum Thema werden. Zeitweise ist sogar mit stürmischen Böen zu rechnen und das meist in trockener Luft. Dazu steigen die Temperaturen bei meist viel Sonne in den nächsten Tagen sogar wieder in den hochsommerlichen Bereich. Deutschlandweit könnte man sogar von einer neuerlichen Hitzewelle sprechen. Ob am Donnerstag tatsächlich einige Gewitterschauer bis nach M-V hoch durchziehen können, ist fraglich, denn es baut sich über Skandinavien im weiteren Verlauf ein neues Hoch auf. Der Wind dreht auf Nord und führt deutliche frischere, aber weiterhin trockene Luft heran. Die weitere Tendenz zeigt in den Modelläufen heute die blockierende Funktion dieses neuen Hochs, so dass die vom Atlantik heranrauschenden Tiefs entweder über das nördliche Skandinavien oder in den Mittelmeerraum ausweichen müssen. Nennenswerter Regen rückt daher in weite Ferne. Nicht ausgeschlossen, dass dadurch sogar eine sehr ungünstige Ostwindlage zustande kommt. Schlechte Aussichten also für den weiteren Verlauf des Septembers. Den anfänglichen Optimismus meinerseits muss ich daher an dieser Stelle zurücknehmen. Ich habe immer betont, es muss die Nachfolge – Witterung mitspielen und das tut sie bis auf weiteres nicht. Trotzdem braucht man nicht gleich die Flinte in`s Korn zu werfen. An begünstigten Standorten ist auch in den nächsten Tagen noch mit beliebten Klassikern wie Steinpilzen, Birkenpilzen und anderen Röhrlingen zu rechnen. Und schließlich dürfte in Kürze auch die Saison der Stubbenpilze beginnen. Auch die Artenvielfalt wird trotz der suboptimalen Aussichten weiter zulegen. Diese Entwicklung hat durchaus auch ihr gutes. Die Saison wird verlängert und sich wohl bis in den späten Herbst hinziehen. So ist es eigentlich schon seit vielen Jahren zum Standart geworden!
Übrigens ist wie erwartet der leicht giftige Karbol – Champignon dieser Tage in der Pilzberatung der Renner. Er wurde mir auch heute gleich haufenweise vorgelegt.
Und hier noch ein Hinweis über eine kurzfristige Termin – Änderung. Die nächste Mittwochsexkursion muss vom 16.09. auf den 15.09.2020 vorgezogen werden. Grund ist eine neuerliche Einladung des NDR – Fernsehens nach Hamburg. Schon im letzten Jahr war ich zu der Life – Sendung „Mein Nachmittag“ im Studio des NDR, damals zum Thema „Winterpilze“. Nun ist Hauptsaison und daher gibt es für mich eine Neuauflage. Wie schon damals werde ich einige Frischpilze mit in` s Studio nehmen und ich hoffe in den nächsten Tagen noch einige fernsehtaugliche Exemplare sicherstellen zu können.
Sonnabend, 12. September – Nach drei Wochen stand heute endlich wieder eine öffentliche Lehrwanderung auf dem Programm. Ziel war der Rosenower Wald bei Loiz. Bei herrlichem Frühherbstwetter, mit viel Sonne, durchstreiften wir die dortigen, sandigen Nadelwälder nach allen möglichen Großpilzen. Selbstverständlich standen Speisepilze hoch im Kurs und diese gab es sogar recht reichlich. Vor allem einige Steinpilze, ganz frische Maronen – Röhrlinge, zahlreiche Rotfüßchen und auch die eine oder andere Krause Glucke begeisterten die sehr ansehnliche Truppe von 28 Teilnehmern. Nicht nur aufgrund der Corona – Abstandsregeln zerstreuten wir uns teils weitläufig in diesem wunderschönen Pilzrevier. Auch die Artenvielfalt hat deutlich zugenommen. Wie es sich für September gehört, bevölkerten Rostfleckige Helmlinge als Bodendecker die Nadelstreu des Kiefernforstes. Auch verschiedene Täublinge, Perlpilze, Stockschwämmchen und viele andere Pilzarten standen zur Diskussion. Es war für mich zwar eine wortreiche Tour, aber es macht um so mehr Spaß, wenn man mit interessierten Menschen durch die einheimische Pilzwelt pirschen darf. Jedenfalls waren am Ende alle begeistert vom Frischpilzangebot und vor allem auch von diesem schönen Pilzrevier. Übrigens waren fast alle Hutträger, trotz der relativen Trockenheit, taufrisch und im besten Zustand. Nur selten gab es überständiges Material.
Auf der Rückfahrt machte ich noch einen Zwischenstopp in einem Sondergebiet bei Sternberg. Ein außergewöhnlich pilzreicher Jungahornbestand und ein Jungkiefernareal am Rande eines Kies – Tagebaus. Im Ahornwald große Mengen teils frischer Riesenboviste im Hexenring und dazwischen unzählige Stadt- und Kompost – Champignons. Hier haben wir schon des Öfteren Champignons als Geschmacksträger für unsere beliebte Waldpilzsuppe geholt. Im angrenzenden Kiefernbereich Mengen von Körnchen – Röhrlingen, Butterpilzen und Ringlosen Butterpilzen. Fast als Bodendecker schwach giftige Olivgelbe Rißpilze in besonderer Üppigkeit. Einige Täublinge und auch Milchlinge starten hier gerade durch. Unter eingestreuten Birken der Flaumige Milchling und unter Kiefern die delikaten Edel – Reizker.
Die Erkenntnis meinerseits: der Pilzherbst hat einen ersten Höhepunkt erreicht. Vor allem Steinpilze sollten ihren Maximal – Aspekt in diesem Jahr erreicht haben. Die Norm ist günstig, sich einen Wintervorrat anzulegen. Maronen sind in bester Qualität erschienen, aber bei weitem nicht in der Quantität des letzten Jahres. In den lichten, moosreichen Wäldern haben sie zur Zeit noch recht günstige Entwicklungsbedingungen, denn in den länger werdenden Nächten reicht hier Tau Fall schon aus, um das Pilzwachstum am Leben zu erhalten. Ansonsten wird der Pilzherbst einen langen Atem brauchen, denn Regen scheint bis Ende des Monats nicht in Sicht zu sein. Zunächst noch einmal Hochsommer und danach trockenkalte Luft aus dem hohen Norden. Ungünstiger geht es kaum noch! Allerdings fällt der Mittelfrist – Trend bezüglich möglicher Niederschläge bis zum 27.09. heute Abend für Wismar, einzusehen auf Kachelmannwetter, etwas günstiger aus, als noch an den Vortagen. So können mit etwas Glück bis zu diesem Datum in der Hansestadt 18 Liter fallen. Bestenfalls 69 l/qm und schlimmstenfalls gerade einmal 0,1 l/qm. Ich habe das Gefühl, der letzte Wert scheint am realistischten zu sein.
Sonntag, 13. September – Bei sonnigem und weiter sehr windigen Wetter fuhr ich zunächst in Richtung Satow/Bad Doberan um einen Zweittreffpunkt für die nächste Pilzwanderung am kommenden Sonnabend auszumachen. Siehe unter „Termine“. Ziel war und ist das Schulzenholz, welches in früheren Zeiten zum Staatsforst Ivendorf gehörte. Ein recht großes Waldgebiet auf überwiegend schweren Böden. Hier wechseln Buchenwälder und Fichtenforste mit integrierten Feuchtbereichen ab. Einige Autos an den Waldwegen signalisierten mir, dass auch hier die Pilzsucher unterwegs sind. Eine kurze Stippvisite erbrachte aber nichts großartiges. Vereinzelt mal ein Rotfuß – Röhrling oder Perlpilz. Natürlich ist eine 10 minütige Kleinrunde nicht repräsentativ und es wird sicher auch hier einiges mehr geben. Allerdings handelt es sich um einen Waldtyp, auf den die Hoffnung auf bessere Zeiten im Oktober und November liegt.
Am späten Nachmittag und Abend ging es dann noch in die Kobander Tannen. Ein sandiges Waldgebiet des ehemaligen Staatsforst Turloff. Da ich am Mittwoch zum NDR – Fernsehen nach Hamburg bestellt bin, sind dafür auch einige lebende Frischpilze gewünscht. Natürlich wird sich das Thema um Speisepilze drehen und wie ich im Vorgespräch erfahren habe, wahrscheinlich auch um das Pilze bestimmen mit sogenannten Pilz – Bestimmungs – Apps. Wie dem auch sei, einige wichtige Speisepilze und auch Giftpilze standen auf meiner Fahndungsliste. Steinpilze und Maronen waren im Angebot, auch schöne Krause Glucken und das Glücksymbol unter den Großpilzen, der dekorative Fliegenpilz. Auch schöne rote Nadelwald – Täublinge, Kuhmäuler, Butterpilze und einiges mehr. Ich denke, ich habe eine ansehnliche Kollektion zusammen bekommen. In Frischhalteboxen im Kühlschrank sollten sie bis Mittwoch durchhalten. Obwohl nur etwa 25 Km Luftlinie vom Rosenower Wald, bei Loiz, entfernt, war das allgemeine Frischpilzaufkommen in den Kobander Tannen, obwohl gleichartige Wälder, deutlich bescheidener. Zum Beispiel nicht ein einziger Rostfleckiger Helmling, der eigentlich auch hier zu dieser Jahreszeit als Bodendecker hätte fungieren müssen. Es ist und bleibt nach wie vor differenziert.
Montag, 14. September – Eigentlich herrscht Montags in der Hochsaison reichlich Andrang in der Pilzberatung. Nur vereinzelt wurde sie heute in Anspruch genommen. Ein Zeichen, dass es insgesamt nicht überschwänglich in punkto Frischpilze in Wald und Flur zugeht. Der große Aufbruch wird durch die ungünstige Witterung ausgebremst und unterdrückt. Regional gibt es aber durchaus positives zu vermelden. So berichtete mir gestern Abend ein junges Vereinsmitglied von seinen Erfolgen an der Pilzfront in der Lüneburger Heide. Er schwärmte förmlich vom Überangebot an Steinpilzen und Maronen. „Es geht hier gerade richtig los“, so seine Worte. Auch ein Pilzfreund aus Hamburg fand in der Niedersächsischen Görde sehr viele Steinpilze. Insbesondere längst der Wege nahm es praktisch kein Ende und man brauchte nur einzusammeln. Allerdings wurde die Freude darüber stark getrübt, da der Madenbefall enorm wäre. Etwa 80 % sind nicht zu gebrauchen! Ähnliches konnte ich auch am Wochenende bei unseren Steinpilz – Funden beobachten. Sie standen wunderschön dar, aber bereits beim anfassen der Stiele war alles klar. Weich und lebendig offenbarte sich ihr Innenleben. Nichts für Vegetarier, obwohl die Steinpilze sicher durch erhöhten Proteingehalt an Nährwert gewinnen! Auch in den Niedersächsischen Wäldern soll es ähnlich wie bei uns zugehen. Man muss ein pilzträchtiges Revier erwischen. Wenige Kilometer weiter kann schon wieder tote Hose sein.
Tote Hose wird aber wohl demnächst nicht nur in punkto Steinpilze der zunehmende Trend sein, denn Regen ist bis Ende des Monats nicht in Sicht. Erst Tage mit sehr viel Wind, der oberflächlich und exponiert stark abgetrocknet hat. Jetzt eine fast schon unangenehme Hitzewelle und in der 2. Wochenhälfte ein regelrechter Temperatursturz. Subtropische Luftmassen werden von Polarluft abgelöst. Die wird bei uns im Nordosten für mehrere Tage wetterbestimmend und dazu auch noch knochentrocken sein! Zumindest soll aus heutiger Sicht der Wind in der nächsten Zeit keine große Rolle mehr spielen. Dafür kann es in ungünstigen Muldenlagen die ersten Bodenfröste geben. Nicht ausgeschlossen, dass sich im Verlauf dann doch noch eine Ostwindlage einstellen könnte, weil Atlantik – Tiefs von Westen her den Hochdruck verdrängen möchten. Zuvor kann es aber auch bei uns wieder wärmer werden. Hoffen wir, dass es nicht ganz so schlimm kommt und dass in den Nächten an offeneren Standorten, trotz der trockenen Luft, einiges an Tau ausfallen kann, so das ein gewisses Frischpilzaufkommen zumindest auf Sparflamme erhalten bleiben kann. Aber auch die Stubbenpilze, allen voran der Hallimasch, könnte in der drohenden Durststrecke die Fahnenstange für uns Pilzfreunde wieder höher halten. Was Steinpilze in diesem Jahr anbelangt, haben wir wohl den Höhepunkt erreicht bzw. schon überschritten.
Dienstag, 15. September – Wegen meines NDR – Besuches in Hamburg, habe ich die für morgen vorgesehene Mittwochsexkursion auf heute vorverlegt. So traf ich mich gegen 09.00 Uhr am Zielgebiet im 3. Quadranten der Topographischen Karte Roggendorf, am Drönnewitzer Holz, mit Christopher Engelhardt und Phillip Müller von den Wismarer Pilzfreunden. Das Drönnewitzer Holz war schon einmal im Frühsommer des Jahres 2018 Ziel meiner Mittwochsexkursionen. Damals war es sehr trocken und Frischpilze gab es kaum. Auch heute war es zumindest oberflächlich sehr trocken, aber im Waldboden steckte noch Substanz. Sowohl was die Bodenfeuchtigkeit, wie auch das Frischpilzwachstum anbelangt. In das relativ kleine, aber kompakte Waldgebiet, habe ich mich schon 2018 verliebt. Es überwiegen teils alte Buchenbestände, mit eingestreuten Feuchtbereichen. Hier herrschte Aufbruchstimmung, die allerdings durch die trockenen und windigen Vortage ganz schön unterdrückt wurde. Viele Fruchtkörper, die ihre Hüte gerade aus dem Waldboden während des Windes schoben, trugen deutliche Trockenschäden davon oder bildeten nur Zwergenwuchs aus. Nun ist es etwas ruhiger geworden und vielleicht kommt es der Pilzflora hier zugute.
Große Pfützen auf den Feldwegen in unmittelbarer Nähe signalisierten uns, dass es hier vor einiger Zeit einiges an Regen gab. Gestern wollte spontan eine 4 – köpfige Urlauber – Familie an der heutigen Exkursion teilnehmen, aber ich betonte, das der Anfahrtsweg von Wismar aus nicht ohne wäre und Speisepilze in dem dortigen Buchenwald wohl nicht in größeren Mengen zu finden sein werden. So haben sie es sich anders überlegt und planten für den heutigen Tag andere Aktivitäten. Im nachhinein muss ich feststellen, sie hätten hier ohne weiteres ihren Korb füllen können. Rotfuß – Röhrlinge waren flächendeckend in Mengen vertreten. Viele, größtenteils essbare Täublinge, Safran – Schirmpilze und einiges mehr hätten gesammelt werden können. Obwohl von der Sache her ein gutes Steinpilz – Revier, gab es nur sehr wenige Einzelexemplare! Alles in allem eine kurzweilige Mittwochsexkursion und wohl die Artenreichste in diesem Jahr bisher. Allerdings gebe ich zu bedenken, dass dieser Wald unter Naturschutz steht und daher das Pilze Sammeln zu Speisezwecken bedenklich wäre.
Mittwoch, 16. September – Heute stand bei mir der ganze Tag im Zeichen des NDR – Auftritts in der Sendung „Mein Nachmittag“. An den Vortagen habe ich zusammen mit weiteren Pilzfreunden eine bunte Kollektion von köstlich bis tödlich zusammen gesucht und im Kühlschrank deponiert. Mit dem Zug ging es dann am Vormittag nach Hamburg und vom Hauptbahnhof mit dem Taxi nach Hamburg – Lokstädt, zu den NDR – Fernsehstudios. Zusammen mit einer Studio- Mitarbeiterin suchten ich für 2 Tablets einige wichtige Pilzarten aus. Natürlich mit Steinpilzen und dem Grünen Knollenblätterpilz, als der wichtigste und gefährlichste aller Großpilze, den jeder Pilzsucher sicher kennen sollte. Thema war u. a. das Bestimmen von Großpilzen mit Pilz – Bestimmungs – Apps. Während der Probe im Studio zeigte uns diese beim Ablichten des Grünen Knollenblätterpilzes als Ergebnis den Rotbrauen Riesen – Träuschling an. Ein gefährlicher Irrtum, der noch nicht einmal in die Nähe der Gattung Amanita führte. Während der Life – Sendung wiederholten wir den Bestimmungstest mit der selben App und nun wurde uns der Gelbe Knollenblätterpilz angezeigt. Da stimmte zumindest die Richtung, aber auch falsch.
Der Gelbe Knollenblätterpilz zählt zwar zu den giftigen Arten, ist aber zum Vergleich zu Amanita phalloides in der Entfaltung seiner Wirkstoffe im Anschluss nach der Mahlzeit eine Luftnummer. Passiert wohl eher nichts, beim Grünen Knollenblätterpilz wäre es fatal. Aber ich denke, wenn der Begriff Knollenblätterpilz angezeigt wird, dürfte wohl jeder gewarnt sein. Bestimmungs – Apps sind sicher sehr sinnvoll und können dem Pilz- und Naturfreund vieles in unserer Umwelt näher bringen und mit etwas Glück sogar korrekt bestimmen. Aber wir haben auch gesehen, die Fehlerquote ist doch beachtlich und man sollte sich mit der kulinarischen Verwendung seiner Pilzfunde nicht auf eine App verlassen. Es sollte eine genaue Beschreibung gewissenhaft am Objekt studiert werden und in der Regel gibt es zur sicheren Bestimmung eine Merkmals – Kombination. Der Zweite Test – Kandidat war ein Dickröhrling, nämlich der Fahle Röhrling. Hier wurde uns der gemeine Steinpilz angezeigt. Auch falsch, wenn auch nur knapp daneben und in diesem Fall auch nicht kritisch, da beide Arten essbar sind.
Donnerstag – 17. September – Die Pilze von gestern habe ich wieder mitgenommen und heute die Ausstellung damit bestückt. Zusätzlich lagerten noch welche im Kühlschrank. So ist bis Sonnabend eine sehr sehenswerte Frischpilzausstellung zu sehen.
Heute war nun die Polarluft deutlich zu spüren. Bereits gestern drehte der auffrischende Wind im Tagesverlauf von Süd auf Nord und es wurde merklich kühler. Da der Wind nun weitgehend einschläft und die Nächte meist wolkenarm sind, kann es sich stark abkühlen und in ungünstigen Muldenlagen und Heidegebieten steht Bodenfrost auf dem Programm. Zumindest in den beiden bevorstehenden Nächten. Danach dürfte es wieder milder werden und im weiteren Verlauf hält auch bei uns wieder der Spätsommer Einzug. Es wird also ab dem Wochenende wieder warm und um die Wochenmitte könnte es sogar mal einen Schauer oder ein Gewitter geben. Die Mittelfrist – Modelläufe deuteten heute eine Umstellung der Wetterlage zum übernächsten Wochenende hin an. Kräftiger Tiefdruck – Einfluß mit viel Regen könnte sich dann durchsetzen. Am Abend deutete dieser Modellauf sogar schon ab der 2. Hälfte der kommenden Woche nasses Wetter an. Ganz sicher scheint es noch nicht zu sein, aber die Tendenz gibt Anlass zur Hoffnung. Dem ungeachtet, wird teilweise weiterhin von beachtlichen Funden und Entwicklungen an der Pilzfront berichtet. So hatte der Papa der Moderatorin der gestrigen Fernsehsendung im Handumdrehen drei Körbe mit überwiegend Steinpilzen in kürzester Zeit vollsammeln können. Telefonisch teilte mir heute unser Pilzfreund Phillip Müller mit, dass es an der Pilzfront auch in einigen Buchenwäldern richtig losgeht. Er war heute in einem Wald unweit der Hansestadt Wismar unterwegs und dort Spross es an allen Ecken und Kannten. Besserer Boden, dort wo auch Frauen – Täublinge wachsen. Vor allem handelte es sich auch um die verschiedensten Täublingsarten.
In der Pilzausstellung besuchten mich heute Urlauber aus Süddeutschland, die gerade von der Insel Usedom, ganz im Nordosten Deutschlands, kamen. Sie schwärmten förmlich von ihren Steinpilz – Erlebnissen, die sie dieser Tage dort hatten. In den sandigen Kieferndünen Steinpilze ohne Ende. So viele haben sie noch niemals in ihrem Leben auf einmal in einem Wald gesehen. Bereits auf wenigen Quadratmetern hätten sie einen größeren Korb füllen können. Es scheint dort nach den ergiebigen Regenfällen von Anfang September regelrecht explodiert zu sein! Und was sagen die Mond – Theoretiker dazu? Der Mond nimmt erst ab morgen wieder zu!
Andere Pilzsucher beschwerten sich heute, das in ihren Wäldern so gut wie nichts wächst. Nicht einmal „Giftpilze“. Diese Differenzen können nur flächendeckende Regenfälle ausräumen und dann sind genau diese Reviere, die bisher kaum Erfolge zeigten, die Oasen, an denen dann noch einiges möglich ist. Dort, wo es derzeit richtig auspowert, dürfte zumindest bei Steinpilz und Co. dann die Luft größtenteils raus sein. Aber auch dort geht es anschließend mit dem Spätherbst – Aspekt in eine neue Runde.
Freitag, 18. September – Den heutigen Tag habe ich mal etwas gelassener angehen lassen. Ohne Wecker gegen 09.00 Uhr aufstehen, in Ruhe Kaffee trinken und dazu Zeitungsschau. Danach stand ein kleiner Einkauf der nötigsten Lebensmittel auf dem Plan. Gegen Mittag öffnete ich unseren Steinpilz. Seit längerer Zeit gibt es mal wieder eine vollwertige Pilzausstellung zu sehen, aber bei dem schönen, sonnigen Wetter, sind viele Menschen nicht in Stimmung, sich eine Pilzausstellung anzuschauen. Aber einige interessiertere Besucher waren dann doch im Info – Zentrum und haben sich auch ausführlich die derzeit 129 ausgestellten Großpilzarten angeschaut. Mit dem einen oder anderen kommt man so auch gerne in` s Fachsimpeln oder muss die Unterschiede zwischen den essbaren Pilzen zu ihren ungenießbaren oder giftigen Verwechslungsarten erläutern. Am Wochenende wird es wieder stressiger. Morgen früh öffentliche Wanderung durch das Schulzenholz und am Nachmittag Öffnung des Info – Zentrums. Am Abend Abbau der Frischpilzausstellung und dann steht noch Internetarbeit auf dem Programm, meist bis spät am Abend. Sonntag geht es, wie alle Jahre wieder, nach Ritzerau, in Schleswig – Holstein.
Am Nachmittag berichtete mir unsere Pilzfreundin Angelika Boniakowski von ihrem Kurzurlaub in der Nemitzer Heide. Steinpilze ohne Ende, besonders an den Waldwegen. Insgesamt aber recht schlechte Qualität, wie mir auch schon andere Pilzsucher berichteten. Hier ist nun aber die Luft raus und es ist auch schon wieder viel zu trocken geworden. Eigentlich sollten die Steinpilze jetzt gerade wieder durchstarten, denn ab heute nimmt der Mond zu. Darauf werden wir dann wohl noch etwas warten müssen, denn zunächst ist kräftiger Regen notwendig, um einen möglichen 2. Schub hervorzuzaubern. Den könnte es besonders dort gegen, wo es bisher zu trocken war und das Pilzwachstum nur auf Sparflamme lief. Dort, wo es jetzt richtig gut war, ist in punkto Steinpilze in diesem Jahr wohl nicht mehr viel zu erwarten. Aber es gibt ja viele andere Arten, die dann für Abwechslung und auch volle Körbe sorgen könnten. Insbesondere die echten Herbstpilze. Übrigens hat Angelika in der Nemitzer Heide einen Super – Pilzfund gemacht. Sie entdeckte die Falsche Rotkappe (Aureoboletus projectellus)!
Noch kurz zum Wetter. Nachdem es in der kommenden Nacht in ungünstigen Lagen nochmals Bodenfrost geben kann, wird es an den folgenden Tagen wieder etwas wärmer und in der kommenden Woche sind auch die Nächte wieder lauer. Noch ist sehr trockene Luft wetterbestimmend, die aber zumindest in den Nächten noch etwas an Tau liefern kann. Die Luftfeuchtigkeit wird in der neuen Woche ansteigen und in der Folge dürfen wir uns auch auf Regen einstellen. Nach heutigem Stand können bis zum Monatswechsel immer wieder Regengebiete durchziehen. Stand heute Abend werden für Wismar bis zum 2. Oktober im Schnitt 28 l/qm, maximal 91 l/qm und im Minimum 3,5 Liter berechnet.
Sonnabend, 19. September – Dem aufmerksamen Tagebuchleser mag vielleicht nicht entgangen sein, dass diese Woche zwei Donnerstage hatte. Inzwischen ist aus dem 2. ein Freitag geworden, so wie es sich gehört. Immer wieder schleichen sich Flüchtigkeitsfehler ein und das mag auch daran liegen, dass das Tagebuch praktisch am Ende eines meist langen Arbeitstages geschrieben wird und dann meine Aufmerksamkeit und auch das Konzentrationsvermögen so ziemlich aufgebraucht ist. Es werden sich wohl auch zukünftig kleine Fehler einschleichen, aber solange der Inhalt einigermaßen stimmig ist, möge man mit mir Nachsicht üben.
Zum heutigen Sonnabend. Gegen 08.00 Uhr starteten wir von Wismar aus zu einer öffentlichen Lehrwanderung durch den Staatsforst Ivendorf mit integriertem Schulzenholz. Dort war um 09.15 Uhr Zweittreffpunkt. Die Truppe war heute mit 9 Pilzfreunden überschaubar, nachdem es am vergangenen Sonnabend 28 Teilnehmer waren. Der Staatsforst Ivendorf erlangte bei uns Hobby – Mykologen in den 1990er Jahren Kultstatus, nachdem wir hier an nur wenigen Tagen hunderte Funddaten für unsere Kartierung zusammentragen konnten. Man muss allerdings hervorheben, dass durch diesen schönen und attraktiven Wald mehrere Quadratengrenzen laufen und dadurch die Datenmenge Multipliziert wurde. Wie dem auch sei, der Wald hat immer noch einiges zu bieten, auch wenn es heute im Vergleich zu damals, als wir so ziemlich in einen Maximal – Aspekt geraten waren, eher bescheiden war. Trotzdem wurde die Wanderung für alle Teilnehmer kurzweilig, weil für eine Lehrwanderung genügend Frischpilze und auch ein gewisser Artenreichtum vorhanden war. Es war sogar gegenüber dem vergangenen Sonnabend im Rosenower Wald, eine weitere Steigerung zu verzeichnen. Im heute durchstreiften Bereich der Staatsforst Ivendorf dominierten moosreiche Fichtenforste und wunderbare Buchenbereiche. Inzwischen haben wir längst die Speerspitze des Röhrlings – Aufbruchs überwunden und die Wälder werden trotz der relativen Trockenheit von Tag zu Tag bunter und vielfältiger. Es drängt förmlich aus den Waldböden heraus und sollte es in absehbarer Zeit regnen, dürfte es kein halten mehr geben. Auch an den Baumstümpfen wird es immer pilziger. Die Palette reichte heute über verschiedene Täublinge, Wulstlinge, Rüblinge, Dachpilze, Rotfüßchen, Ziegenlippen, Maronen und Steinpilzen bis hin zu Stockschwämmchen und den ersten schönen Hallimasch. Ein Bericht folgt später.
Das Wetter war heute sehr angenehm, für eine Pilzwanderung gerade richtig. Die nächsten Tage werden wieder zunehmend sommerlich warm und ab Mittwoch stellt sich die Großwetterlage um. Kräftige Tiefdruckgebiete machen sich über Europa breit und sorgen gebietsweise für viel Regen und Wind. In den Gipfellagen einiger, höherer Mittelgebirge, und in den Alpen kann im Verlauf der Winter ein erstes Gastspiel mit Frost und Schnee liefern. Teilweise kann es wohl zu erheblichen Neuschnee – Mengen kommen. Davon bleiben wir im Flachland noch verschont, aber nach möglicherweise ergiebigen Regenfällen, auch bei uns in M-V, kann es schon empfindlich abkühlen. Es wird also im Verlauf richtig herbstlich und ungemütlich. Da im Waldboden offensichtlich reichlich Primordien in Lauerstellung liegen, wird es nach den möglichen Regenfällen richtig heraussprießen. Außerdem werden durch die Niederschläge sicherlich Impulse für eine neue Wachstumswelle gelegt. Ich denke, die kommenden Wochen, bis etwa Mitte Oktober, werden mit Sicherheit den Höhepunkt des Pilzjahres 2020 erbringen. Das heißt, wir erleben in Kürze die artenreichsten Wochen des Jahres.
Sonntag, 20. September – Heute morgen fuhren Irena und ich nach Schleswig – Holstein, in den Kreis Herzogtum Lauenburg. Die dortige Ortsgruppe des BUND lud wieder zu ihrem traditionellen Pilztag in die Lübsche Forst Ritzerau ein. Gegen 10.00 Uhr wurden die Gäste, die Lust hatten mit Fachleuten den Lübecker Wald zu durchtreifen, von Hans Heinrich Stamer gegrüßt. Der zuständige Forstamtsleiter und meine Wenigkeit schlossen sich mit einigen, wichtigen Erläuterungen an. Das Lübecker Forstamt betreibt hier bereits seit Jahrzehnten eine besonders naturnahe Bewirtschaftung ihrer Forstflächen und es soll längerfristig wieder ein echter Wald entstehen. Die Ergebnisse sind bereits jetzt zu sehen. Es waren schätzungsweise 50 – 60 Menschen, die in 4 Gruppen den Wald in unterschiedlichen Bereichen durchstreiften. Vom Kleinkind bis zu Uroma und Uropa. Das allgemeine Frischpilzaufkommen war nicht überschwänglich, aber für eine Lehrveranstaltung durchaus zufriedenstellend. Einige Speisepilzfreunde bekamen sogar Kapazitätsprobleme in ihren Sammelkörben und das waren nicht einmal die Kleinsten. Es war recht vielseitig. Neben Röhrlingen vor allem verschiedene Täublinge, Ritterlinge, Wulstlinge, Helmlinge, Fälblinge bis hin zu Riesenporlingen und frischen Austern – Seitlingen. Auch Stockschwämmchen waren dabei. Ich könnte die Liste noch weiter fortsetzen. Wegen der Corona – Pandemie wurde allerdings auf das beliebte „Pilze Braten und Symptome – Raten – (Stenkelfeld)“ verzichtet. Es gab also keine der sonst üblichen Pilzverköstigungen an der Köhlerhütte. Auf der Heimfahrt schauten wir noch in zwei Wäldern hinein, die zumindest weiträumig auf der Wegstrecke lagen. Zunächst in einen artenreichen Buchenwald bei Sterley. Vom Artenreichtum war hier nichts zu spüren. Kaum Frischpilze, einfach viel zu trocken. Schließlich ging es noch für ein Stündchen in den Woitendorfer Wald bei Rehna. Auch sehr trocken, aber hier sah es schon etwas besser aus und wir konnten noch einen halben, größeren Weidenkorb mit Ausstellungspilzen vollsammeln. Das Wetter war erstklassik. Kaum Wind und strahlender Sonnenschein bei optimalen Wandertemperaturen. Einfach ein sehr schöner und freundlicher Sonntag, der seinem Namen alle Ehre machte.
Montag, 21. September – Langer Tag im Info – Zentrum. Normalerweise ist nach einem September – Wochenende gerade am Montag reger Andrang von Ratsuchenden in der Pilzberatung zu verzeichnen. Zur Zeit herrscht aber relative Ruhe, obwohl trotz der Trockenheit einiges zu finden ist. So wurden mir heute folgende Arten vorgelegt: Riesenbovist, Riesenporling, Dickblättriger Schwarztäubling, Rotfuß – Röhrling, Schwarzblauender Röhrling, Schwefelporling und Wurzelnder Bitter – Röhrling. Insbesondere die Riesenporlinge scheinen jetzt um alte Buchen- und Eichenstubben richtig loszulegen. In manchen Jahren starten sie bereits im Juli. Der massige, in großen Rosetten wachsende Porling, kann jung gegessen werden. Er muss zumindest an den Rändern noch zartfleischig sein. Er besitzt allerdings einen nicht von der Hand zu weisenden Nachteil. Er schwärzt bei Berührung und bei der Zubereitung erst recht. Zumindest wäre er derzeit eine Alternative, sollten nicht genügend andere Speisepilze gefunden werden. Auch der Schwefelporling, der mir in die Beratung gebracht wurde, ist jung ein guter Speisepilz. Auch das Teil von heute hatte an den Rändern noch zartfleischige Anteile. Die Finderin wusste, um welchen Pilz es sich handelt und auch das er jung essbar sei. Nur das Substratholz machte ihr Sorgen, da er offensichtlich an Robinie gewachsen sei. Das Holz der Robinie ist giftig und sie hätte im Internet herausgefunden, dass Schwefelporlinge von Robinien die Toxine mit aufnehmen könnten und daher auch die Pilze giftig wären. Das ist meines erachtens nicht der Fall. Einzig die Gerbstoffe, wie sie ein weiterer Wirtsbaum dieser prächtig gefärbten Pilzart besitzt, nämlich die Eiche, könnten den Schwefelporling herb machen und daher wird in diesem Falle vorheriges Wässern angeraten.
Zur Wetterentwicklung: Seit Tagen wird ab Mitte der Woche eine Umstellung der Großwetterlage angekündigt. Das wird wohl auch so kommen. Eine Tiefdruckzone vertreibt ab Donnerstag die Sommerluft auch aus M-V. Es wird herbstlich kühl und gebietsweise ist mit der Wetterumstellung auch viel Regen verbunden. Aus heutiger Sicht besonders in Süddeutschland und im Osten des Landes. In Richtung Vorpommern kann es sehr ergiebig regnen, nach West Mecklenburg hin sind bis Anfang der kommenden Woche, aus heutiger Sicht, nur einige Tropfen zu erwarten. Die berühmten Tropfen auf dem heißen Stein. Noch gestern wurden auch bei uns recht hohe Regensummen berechnet. Lassen wir es heran kommen und vielleicht überlegt es sich das Wetter noch und öffnet auch für uns seine Schleusen. Ansonsten wird es in Vorpommern nach dem Regen richtig zur Sache gehen und bei uns dümpelt es weiter vor sich hin. Hat auch sein gutes. Die Saison wird immer weiter nach hinten verlängert und wir brauchen uns keine Sorgen machen, wie wir die unerhört vielen Pilze verarbeiten wollen. Unerhört viele Pilze kann es aber auch ohne großen Regen in den nächsten Wochen geben. Hallimasch und Co. sollten für volle Körbe sorgen.
Dienstag, 22. September – Heute wurde mein alter, inzwischen sehr langsam arbeitender Computer, in die Firma von Jarmer & Roolf Computer und Kommunikation GmbH in Wismar verbracht um meine Daten auf ein neueres Gerät zu Installieren. Seit Beginn des Steinpilz – Wismar betreuen Jarmer & Roolf meine Telekomunikation und treten somit als Sponsoren des Steinpilz – Wismar in Erscheinung. Dafür ganz herzlichen Dank und auch allen, die über Vereinsbeiträge oder Spenden helfen, das Info – Zentrum über Wasser zu halten. Ohne euch wäre dieses nicht möglich und natürlich auch nicht diese Internet – Präsens!
Das Wetter war heute spätsommerlich warm, sonnig und trocken. Genießen wir die letzten warmen Tage, denn in Kürze begeben wir uns bereits in das Winter – Halbjahr. Immerhin war heute kalendarischer Herbstanfang.
Mittwoch, 23. September – Bei sonnigem und warmen Spätsommerwetter brach ich heute morgen zu meiner Mittwochsexkursion auf. Der vierte Quadrant von MTB 2332 = Roggendorf war an der Reihe. Es ging also zum letzten mal in diese Region südlich von Gadebusch. Ziel war der Wald bei Alt Steinbeck. Dazu durfte ich auch drei Gäste begrüßen. Eine nette Dame aus Bobitz und ein interessiertes Ehepaar aus Büchen. Es handelt sich um ein kompaktes Laub- und Nadelwaldrevier auf etwas besseren Böden. Größere Fichtenforste und wunderbare Altbuchenbestände, aber auch durchschnittliche Laubmischwälder wechseln sich hier ab. Obwohl stellenweise größere Pfützen von zurückliegenden Regenfällen zeugten, war es hier über weite Strecken schon sehr trocken. Im Gegensatz zur letzten Woche, im nicht weit entfernten Drönnewitzer Holz, war es heute ausgesprochen pilzarm. Für Ende September fast schon beschämend! Trotzdem waren einige interessante und auch für den Kochtopf geeignete Arten vertreten. Vor allem Riesenporlinge. Vereinzelt auch mal eine Marone, Frauen – Täubling, Schopftintlinge und wenige andere Arten. Regen muss dringend her!
Und dieser ist in Arbeit. Erste Tropfen können morgen früh fallen und mit etwas Glück könnten am Wochenende einige Liter zusammenkommen. Insbesondere in Richtung Vorpommern kann es sehr nass werden. Dort dürften die ergiebigen Niederschläge den starken Wachstumsschub, der dort zur Zeit herrscht, stützen und die Pilzsaison geht weiter in die Vollen. Bei uns in Mecklenburg erleben wir leider einen Hungeraspekt. Wir werden sehen, wie ergiebig die angesagten Niederschläge für uns ausfallen werden. Sind sie eher bescheiden, so wird es nur zögerlich besser werden. Bekommen wir in den nächsten Tagen aber auch um die 20 Liter oder mehr, könnten diese noch einen starken Wachstumsschub, auch von Röhrlingen, Champignons, Riesenschirmpilzen und vielen, vielen anderen Arten auslösen. Ob es zu einer derartigen Steinpilz – Explosion kommen wird, wie in den Regionen, wo die ideale Jahreszeit und optimales Niederschlagsereignis zusammentrafen, möchte ich eher bezweifeln. Der Zug ist wohl abgefahren. Selbstverständlich werden diese beliebten Edelpilze nochmal zulegen und vielleicht sogar noch ganz ordentliche Erträge bringen, aber der ganz große Knall wird es wohl nicht mehr werden. Dafür können viele andere Arten für volle Körbe sorgen. Immerhin dürfte sich in den nun viel zu trockenen Gebieten die Saison noch bis weit in den Spätherbst hinziehen, wenn in den jetzt pilzreichen Regionen bereits die Luft raus sein dürfte. Hier die aktuelle Niederschlagsprognose für Wismar bis zum 07. Oktober: im Durchschnitt können bis dahin 45,5 l/qm, maximal 80,1 l/qm und minimal 10,8 Liter zusammen kommen. Hoffen wir auf den Durchschnittswert. Dann könnte es noch richtig gut werden.
Übrigens ist mit dem Computer – Wechsel auch endlich eine Rechtschreibkorrektur beim Bearbeiten dieser Homepage hinzu gekommen. So hoffe ich, dass in Zukunft nicht mehr so viele Fehler im Text auftauchen mögen. Ganz schön gruselig, wie viele ich alleine in diesem Tagebuch entdeckt habe. Oft Flüchtigkeitsfehler mit überflüssigen oder vergessenen Buchstaben. Ich fürchte, es wird zwar auch in Zukunft nicht ganz fehlerfrei weitergehen, aber hoffentlich nicht so wie bisher.
Donnerstag, 24. September – Genau wie Montags, war auch heute wieder langer Tag im Info – Zentrum. Pilzberatungen halten sich nach wie vor in Grenzen, hin und wieder war aber auch heute meine Fachkenntnis gefragt. Vorgelegt wurden mir folgende Arten: Schlanker Riesenschirmpilz, Harter Zinnober – Täubling, Gelber Knollenblätterpilz, Perlpilz, Marone, Rotfüßchen und der Renner ist dieser Tage der Wurzelnde Bitter – Röhrling. Im Gespräch stellte sich heraus, dass im Radebachtal, bei Blankenberg, zumindest vereinzelt sehr schöne und feste Steinpilze zu finden sind und im Moidentiner Wald wurden heute Maronen gesammelt. Allerdings recht große und keine wirklich frischen Exemplare mehr. Es quält sich so dahin und Regen ist unbedingt erforderlich. Und tatsächlich scheint sich die Großwetterlage jetzt auf pilzfreundlich umzustellen.
Schon heute Nacht sollen von Süden her Regenfälle aufziehen. Gleich mehrere kleine Tiefs können am Wochenende ihre Schleusen öffnen. Nass dürfte es überall in Deutschland werden. Am meisten Regen wird für die Osthälfte berechnet. Also von den Ostalpen bis hoch zur Ostsee. Hier kann es durchaus hohe Regenmengen geben. In M-V wird wohl der Osten am meisten abbekommen. Mehrere Regengebiete werden es zeitweise schütten lassen. Während es von Rostock bis Rügen bis zu 50 Liter werden können, sind für Westmecklenburg immerhin noch 15 – 20 Liter möglich. Mit den Tiefs ist auch ein markanter Temperatursturz verbunden, der besonders in höheren Gebirgslagen und in Süddeutschland deutlich zu Spüren sein wird. Bei uns im hohen Norden bleibt es angenehmer temperiert, weil im Bogen feuchtwarme Luft aus dem Mittelmeerraum über Osteuropa und der Ostsee her zu uns geführt wird. Im weiteren Verlauf soll sich der Schwerpunkt der Tiefdrucktätigkeit wieder nach Westeuropa verlagern und zeitweise bis nach Nordafrika ausgreifen. So werden auch weiterhin relative warme und feuchte Luftmassen zu uns gelängt, die in Verbindung mit den zeitweiligen Regenfällen bestes Klima für ein neuerliches Aufleben an der Pilzfront bieten dürften. So rechne ich dann doch erst im Oktober mit der diesjährigen Spitze des Pilzherbstes. Eigentlich habe ich derartiges bereits Anfang September für den laufenden Monat verkündet, aber immer unter der Bedingung, dass die Witterung/Nachfolgewitterung mitspielen möge. Das tat sie leider nicht, aber offensichtlich bekommen wir ja noch eine Chance.
Bei diesen Aussichten wird es besonders auch in Osteuropa bis hinauf nach Schweden und Finnland nochmals recht warm, so dass die Kieler Pilzfreunde, die dort zur Zeit eine Pilzreise durch Schweden unternehmen, angenehmes Wetter haben dürften. Unser Vereinsmitglied Christopher Engelhardt bleibt darüber hinaus noch längere Zeit dort und wird sicherlich vieles interessantes entdecken können. Nicht nur an der Pilzfront.
Freitag, 25. September – Heute traf ich mich gegen 08.00 Uhr mit einem Wismarer Pilzfreund zu einer Erkundungstour durch verschiedene Wälder. Erkundet sollte werden, wo wir am Sonntag mit einer größeren Truppe in Form einer individuellen Pilzwanderung Erfolg in punkto Speisepilze haben können, denn gleich im Anschluss wollen wir in eine Gaststätte in Warin einkehren und die gesammelten Werke zubereiten lassen. In gemütlicher Runde soll hier die Wanderung bei Speis und Trank ausklingen. Um es vorweg zu nehmen, es wird schwierig mit hochwertigen Speisepilzen!
Zunächst steuerten wir das artenreiche Klaasbachtal bei Neukloster an. Hier herrschte Flaute, von Artenreichtum keine Spur und überhaupt sehr pilzarm. Das war also nix. Aufbruch zum Schlemminer Staatsforst. Ebenfalls einer unserer Edel – Gebiete. Hier sah es schon etwas besser aus, aber für unsere geplante Tour auch nicht geeignet. Alle guten Dinge sind drei – das Radebachtal bei Blankenberg. Ebenfalls einer unserer interessantesten Fundgruben mit einer außergewöhnlichen Artenvielfalt und natürlich auch ein Paradies für Kochtopf – Mykologen. Von Pilzarmut konnte hier nun nicht mehr die Rede sein. Pilze über Pilze. Der Wald steht voll! Hier hatte es Anfang September noch sehr ergiebig geregnet und das war zu spüren. Allerdings hätte auch hier der Durchschnitts – Pilzsucher zumeist in die Röhre geschaut, sieht man mal von vereinzelten Maronen, Hexen – Röhrlingen, einer Handvoll Gold – Röhrlinge und ganz vereinzelten Steinpilzen ab. Eigentlich auch keine Option, aber wer sich auskennt, dem war trotzdem Erfolg beschieden. Zahlreiche Frauen – Täublinge in mastigen und üppigen Exemplaren. Leder – Täublinge, Perlpilze in endlich wieder besserer Qualität. Schöne Stockschwämmchen und einzelne Hallimasch. Junge Riesenporlinge waren im Angebot, wenn das Schwärzen ihres Fleisches nicht stört. Und es gibt derzeit eine Pilzart, der hat die Trockenheit nichts ausgemacht und es scheint sogar von Vorteil gewesen zu sein. Wir erleben zur Zeit einen Amanita citrina – Aspekt. Gelbe Knollenblätterpilze wohin man blickt. Teilweise riesige Erdschieber in allen Altersstadien. Ich war in der letzten Zeit in vielen unterschiedlichen Wäldern unterwegs. aber nirgendwo ging es so zur Sache wie hier. Nun hat es geregnet und es wird hier immer bunter, denn auch die ersten Haarschleierlinge machen auf den Weg. Ich glaube, dem Radebachtal stehen nach mehreren schwachen Jahren ganz große Wochen bevor!
Wie schon erwähnt, heute morgen regnete es zeitweise. In unserem Einzugsgebiet sind meist zwischen 8 und 12 l/qm gefallen. In meinen Messbecher in Wismar gelangten 9 Liter. Grundsteinlegend war dieses natürlich nicht, aber am Wochenende soll Nachschub unterwegs sein. Ich hoffe und denke, dass wir bis Sonntag Abend allgemein mit 20 l/qm zu Buche schlagen sollten. Das dürfte reichen, um eine neue Pilzgeneration hervorzuzaubern. Wir dürfen dann wieder die Uhr stellen, denn auch ein neuer Röhrlings – Schub sollte sich auf den Weg machen. Aber anders als im Sommer, können wir nun täglich mit einer nennenswerten Zunahme des allgemeinen Frischpilzaufkommens rechnen. Es bricht jetzt die große Zeit der Stubbenpilze und spätherbstlichen Saprophyten an.
Sonnabend, 26. September (Europäischer Pilztag) – Heute war ich mit zwei Eheleuten aus Glücksstadt im Naturpark Nossentiner/Schwinzer Heide zu einer Exkursion verabredet. So begingen wir den Europäischen Pilztag durchaus würdig. Gegen 10.00 Uhr trafen wir uns am Abzweig Jellen. Den Termin hatten wir bereits im Juli verabredet, damit wir genau zur Vollsaison hier unterwegs sein können. Das Ziel war für die beiden neue Pilzarten für die Küche kennen zu lernen und in Begleitung eines Fachmannes ihre Pilzbestimmungs – App auszutesten. Das Gelang auch so leidlich, allerdings zeigte sich dieses, an sich vorzügliche Pilz – Revier, eher zurückhaltend. Welch ein Glück für die Leute aus Glücksburg, dass sie mit einem Pilzkenner unterwegs waren, so kam am Ende doch noch eine Pilzpfanne für den heutigen Abend heraus. Das Gebiet ist für seinen Reichtum an klassischen Speisepilzen bekannt, allen voran von Maronen – Röhrlingen. Nicht ein einziges Exemplar konnten wir ausmachen! Zahlreiche Autos an den Straßenrändern signalisierten uns, dass wir nicht allein nach den beliebten Waldkobolden Ausschau hielten. Die allermeisten von ihnen dürften mit einem langen Gesicht die Heimfahrt angetreten haben. Es gab zwar vereinzelt einige, durchaus junge Butterpilze, Gold – Röhrlinge und Ziegenlippen, aber damit war kein Staat zu machen. Selbst Steinpilze waren kaum vertreten. Wir fanden insgesamt vier überständige Exemplare. Dafür waren einige frische Riesenschirmpilze dabei und natürlich Täublinge, Perlpilze, auch eine kleine Krause Glucke. Es war auch das erste mal, dass ich mit jemandem unterwegs war, der eine Pilzbestimmungs – App dabei hatte. Wir testeten sie immer wieder. Beim Scheidenstreifling kam der Ansehnliche Scheidling heraus. Beim Blaugrauen Täubling bot uns die App den Frauen – Täubling an. Dieser kommt in den sandigen Wäldern kaum vor. Es gab aber auch immer mal Volltreffer, soll heißen, die App hat zu 100 % gepunktet. Etwas verblüfft hat mich die Ansage zum kleinen Keulenfuß – Trichterling. Hier bot uns die App den Riesen – Krempentrichterling an. Das war schon ein weiter Spagat, zum Glück sind beide Arten essbar. Es zeigte wieder einmal, dass so eine Bestimmungs – App sicher hilfreich sein kann, verlassen sollte man sich auf diese keinesfalls, insbesondere auch dann nicht, wenn die gefundenen und so bestimmten Pilze verzehrt werden sollen.
Zum Wetter: Als ich gegen 13.30 Uhr in der Schwinzer Heide startete, fing es an zu Tröpfeln. Ich hatte mich auf den Regen bereits eingestellt und rechnete durchaus damit, auf der Rückfahrt nass zu werden. Da der Regen von Südosten her aufzog und ich in Richtung Nordwesten fuhr, gelang es mir, das Niederschlagsgebiet bei nur leichtem Getröpfel bis Wismar hinter mir her zu ziehen. Genau in dem Moment, als ich mit meinen Leichtkraftroller auf dem Parkplatz am ZOB angelangt war, fing es kräftiger an zu regnen. Es regnete bis zum Abend teils intensiv, so dass um 20.00 Uhr in meinem Messbecher am Info – Zentrum in Wismar 15 Liter gelangt sind. Zusammen mit den 9 Litern vom Vortag ein gutes Ergebnis. Wismar kam also auf 24 l/qm in 2 Tagen. Im selben Zeitfenster waren es in Boltenhagen 21, in Schwerin 30, in Goldberg 32 und in Rostock/Warnemünde 36 Liter. Damit können wir zufrieden sein. Morgen soll noch ein schlappes Regengebiet, insbesondere für die südlichen Landesteile, folgen. Bis zum 11. Oktober werden ab heute Abend in der Mittelfrist noch weitere 40,7 Liter berechnet. Bestenfalls 84,5 l/qm und minimal können es immerhin noch 19,0 Liter werden.
Wie dem auch sei, ich denke und hoffe, es ist das letzte mal in diesem Jahr, dass wir nun noch einmal die Uhren nach Grundsteinlegenden Regenfällen stellen dürfen. Das heißt, die Ergebnisse dieser Niederschläge werden im laufe der übernächsten Woche greifen. Anders als im Sommer braucht man allerdings nicht zu warten und kann immer mal wieder seine Stellen kontrollieren. Es wird etwas verwaschen sein, denn auch zwischenzeitlich kann sich etwas tun. So kamen am moosigen Waldweg der Schwinzer Heide heute ganz junge Butterpilze heraus. Auch die Ziegenlippen waren ganz frisch erschienen. Außerdem starten jetzt die Stubbenpilze durch und an Stellen und in Wäldern, wo ohnehin noch einiges im Boden steckt und nur auf Regen wartete, kann es unverzüglich besser werden. Ich betrachte hier aber die Pilzflora ganz allgemein und möchte mich nicht nur auf die Handvoll Klassiker der volkstümlichen Pilzkunde reduzieren. Jeder in Wald und Flur wachsende Frischpilz ist damit gemeint, ganz egal ob essbar, ungenießbar oder giftig.
Sonntag, 27. September – Heute stand bei regnerischem Wetter eine individuelle Pilzwanderung auf dem Plan. Seit Jahren organisiert Rechtsanwalt Hartmut Perlebach mit seinen Freunden und Bekannten eine Pilzwanderung im Zusammenspiel mit dem Steinpilz – Wismar. Im laufe der Jahre haben wir nun schon vielen Wäldern in Mecklenburg in diesem Zusammenhang einen Besuch abgestattet. Immer gelang es uns, die Erwartungen der Teilnehmer zu befriedigen. Mal waren es Berge von Maronen – Röhrlingen, ein anderes mal füllten sich die Körbe mit großen Mengen von Toten – Trompeten. Besonders im letzten Jahr, als wir die Schwinzer Heide aufsuchten, waren auch herrliche Steinpilze dabei. In diesem Jahr stand unsere Tour unter einem etwas ungünstigeren Stern. Durch die wochenlange Trockenheit durchleben wir derzeit eine kleine Durststrecke, was die klassischen Speisepilze anbelangt.
Wir entschlossen uns schließlich in das Radebachtal bei Blankenberg zu fahren. Da ja ein Fachmann dabei war, wurden also auch unorthodoxe Speisepilze mitgenommen, die ansonsten kaum jemand beachtet. Allen voran die hier in Mengen vorkommenden „Knorpelpilze“. Ein Ausdruck für den Dickblättrigen Schwarztäubling, den ich vor einigen Jahren von Pilzfreunden aus Schleswig – Holstein lernte. Sie schwärmten von ihren Knorpelpilzen, die in ihrem Hauswald in großen Mengen zu finden sind und die ihre Lieblingspilze darstellten. Also gelangten diese großen und allgemein als minderwertig geltenden Speisepilze zahlreich in die Sammelbehältnisse. Schließlich mussten wir eine ausreichende Menge von Waldpilzen für etwa 20 Personen zusammen bekommen, da wir die Pilze anschließend in einer Gaststätte zubereiten wollten. Natürlich waren nicht nur Knorpelpilze dabei. Auch andere Täublinge, Stockschwämmchen, Perlpilze und auch Röhrlinge, vor allem in Form von Goldgelben Lärchen – Röhrlingen, die zur Zeit einen Wachstumsschub erleben. Freunde dieser Schmierröhrlinge sollten unbedingt ihre Plätze kontrollieren. Auch einige Maronen waren dabei, genau so wie ein Flockenstieliger Hexen – Röhrling und einige, wenige Steinpilze. Auch die Inhaber des Hotels am Wariner See http://www.hotel-in-warin.de waren mit dabei, denn im Anschluss kehrten wir dort ein. Gemeinsam wurden die Pilze beim Pils geputzt und im Anschluss dem Küchenpersonal übergeben. An der zuvor festlich eingedeckten Tafel ließen wir uns die frisch gesammelten Werke munden. Ein ausgiebiges Mischpilzgericht haben wir zusammen bekommen und ich persönlich fand tatsächlich die Knorpelpilze wegen ihrer Bissfestigkeit am besten. Weniger mundeten mir die schlabbrigen Röhrlinge, allen voran der Gold – Röhrling.
Montag, 28. September (Wenzelstag) – Der eingeweihte Pilzfreund weiß, was es heißt, dass wir heute den Tag des heiligen Wenzel begehen. An diesem Tag fällt der Startschuss in die Hallimasch – Saison. Der Vollherbst beginnt also und die große Zeit der Stubbenpilze, von denen der Hallimasch nun bis in den November hinein die häufigste und ergiebigste Art darstellt. Aber Art ist eigentlich falsch, da es sich um eine eigene Gattung handelt, mit mehreren, teilweise schwierig abzugrenzenden Arten. In manchen Jahren kommt es zu einem überdurchschnittlichen Massenwachstum, wenn nahezu alle Hallimasch – Arten fast gleichzeitig durchstarten. Meist kommen die unterschiedlichen Arten aber etwas zeitversetz und somit dauert die Saison mitunter bis Ende November an. Der Hauptmonat ist jedoch der Oktober. Ab Mitte August kann es schon im Vorfeld einige, meist schwache Wachstumswellen geben, die ab Anfang September schon üppiger ausfallen können. Auch in diesem Jahr haben wir vor gut einer Woche schon ein wenig, während unserer Pilzwanderung durch den Staatsforst Ivendorf, ernten können. Wenn in früheren Zeiten der Hauptschub einsetzte, stand bei mir Urlaub auf dem Programm und es ging über eine Woche lang Vormittags zum Ernten in den Wald und am Nachmittag wurde der Verkaufsstand aufgebaut. Das war natürlich noch zu DDR – Zeiten und es hat viel Spaß gemacht, denn die Menschen waren dankbar, schmackhafte Waldpilze erwerben zu können. Damals habe ich im Dreischicht – System in der Wismarer Großbäckerei gearbeitet. Nach Feierabend startete die 2. Schicht in der damals schon vorhandenen Pilzberatungsstelle. Heute sammle ich Hallimasch meist als Vorrat für unsere Imbisstage, in dem sie blanchiert und eingefroren werden. Im vergangenen Jahr kochte ich zur Stuhlparade eine herzhafte Waldpilzsuppe mit großem Hallimasch – Anteil. Die Leute waren begeistert und holten sich oft noch Nachschlag oder nahmen gleich noch etwas mit nach hause. Ein wirklich würziger und sehr empfehlenswerter Speisepilz, der aber gut durchgegart werden muss, weil er roh giftig ist und in diesem Zustand einen seifigen Geschmack besitzt.
Die Pilzberatung wurde heute nur gelegentlich in Anspruch genommen. Im letzten Jahr um diese Zeit herrschte ein kommen und gehen. Dieses könnte sich aber ab der nächsten Woche ändern, wenn die nun gefallenen Niederschläge greifen. Wenn die schwach giftigen Karbol – Champignons in den städtischen Anlagen wieder durchstarten, geht es auch in den Wäldern wieder rund und dann wird die Pilzberatungsstelle für viele zum Anlaufpunkt. Heute wurden mir vor allem Riesenporlinge, Täublinge, Maronen und Gallen – Röhrlinge vorgelegt. Die „Bitterlinge“, wie sie von einigen Pilzsuchern genannt werden, haben in den klassischen Maronenwäldern, insbesondere unter Fichten, während der letzten Wärme- und Trockenperiode zu einem neuen Wachstumsschub angesetzt und landen nun häufig in den Körben der Sammler. So manches Pilzgericht dürfte dieser Tage wieder für ein Geschmackserlebnis der besonderen Art gesorgt haben.
Heute habe ich übrigens die Frischpilzausstellung erneuert. Es liegen 130 Arten auf den Flächen.
Dienstag, 29. September – Ein traumhafter Frühherbstmorgen leitete einen wunderschönen und sonnigen Septembertag ein. Leider hatte ich keine Zeit, die wunderbaren Stimmungen mit flachen Dunst- und Nebelfeldern in der goldenen Morgensonne über Wiesen, Feldern, Seen und Wäldern im Bild einzufangen, da ich mich zunächst durch das Verkehrschaos, dass derzeit oft in Wismar herrscht, hindurch wurschteln musste, um noch halbwegs rechtzeitig meinen Termin mit einer 4. Klasse der Grundschule am Rietberg in Neuburg einzuhalten. Wie seit vielen Jahren im Herbst bin ich mit den 4. Klässlern im nahen Wald auf Pilzsuche. Bio – Unterricht einmal anders.
Nach kurzer Begrüßung und einigen einleitenden Worten starteten wir bei dem schönen Wetter von der Schule aus in den nahen Wald. Die Kinder sind in diesem Alter noch richtig begeisterungsfähig und freuen sich über jeden Pilz den sie entdecken. Das kann für mich manchmal ganz schön anstrengend werden, wenn 20 Kinder fast gleichzeitig wissen wollen, welchen Pilz sie gerade gefunden haben und ob man den Essen kann. Aber da muss ich durch, denn das wichtigste ist, dass die Schüler lernen, unsere Umwelt und in diesem Fall auch die einheimische Pilzflora zu achten und nicht als unnütz oder gar gefährlich anzusehen. So durften die vielfältigen Waldkobolde angefasst und viele von ihnen auch errochen werden. Und da waren schon ganz schön beeindruckende Gerüche dabei, wie die vom Grünen Anis – Trichterling, des Langstieligen Knoblauchschwindlings, der stechende Leuchtgasgeruch des Schwefel – Ritterlings und der wunderbare Duft des Mandel – Täublings. Überwältigend waren monströse Riesenporlinge, die wir heute gleich Säckeweise hätten einsammeln können. Zurück in der Schule, wurden die gesammelten Exemplare noch einmal auf der Schulbank ausgelegt und ich stellte die wichtigsten Funde noch einmal kurz vor und sorgte auch dafür, dass die Schüler keine giftigen Arten mit nach hause nehmen konnten.
Mittwoch, 30. September – Der September liegt nun auch schon wieder hinter uns. Er sollte eigentlich der artenreichste Monat des Jahres werden. Zumindest zeichnete es sich zu Beginn des Monats so ab. Leider kehrte über Wochen zunehmend trockenes, teils sehr windiges, teils fast noch hochsommerlich warmes Wetter ein, der diesem positiven Trend auszuhungern begann. Es steckte viel in den Startlöchern und zunächst ging es auch ordentlich zur Sache. Zumindest regional und in einigen Wäldern, die zuvor besonders gut von Regen bedacht wurden. So hat sich der nun endende September doch nicht mit großem Ruhm bekleckert. Er war letztendlich sogar unterdurchschnittlich. So dürfte sich der Höhepunkt der diesjährigen Saison doch wieder in den Oktober verlagern, so wie es eigentlich schon zur Gewohnheit geworden ist. Geregnet hat es nun wieder ausreichend und auch die Großwetterlager spielt aus heutiger Sicht bis Mitte Oktober mit. Soll heißen, es wird nicht zu kalt, eher angenehm temperiert und zeitweise sogar warm. Gelegentlich sind weitere Regenfälle in Sicht, so das der Trend ab nächste Woche wieder nach oben zeigen sollte.
Heute war Mittwoch und da stand natürlich wieder die gleichnamige Exkursion auf dem Programm. Ein neues Messtischblatt wurde in Angriff genommen: 2338 = Dobbertin. Im ersten Quadranten finden sich umfangreiche Forst- und Waldgebiete angrenzend an den Woseriner See mit integriertem Naturschutzgebiet „Kläden“. Buchen und Nadelforste sind dominant. Letztere setzen sich aus Kiefern, Fichten, Lärchen und Douglasien zusammen. Die Böden sind über weite Strecken eher sandig, teils aber auch etwas besser. Da ich in diesem Gebiet nicht das erste mal unterwegs war, weiß ich, dass hier zu gegebener Zeit mit einem großen Artenreichtum gerechnet werden kann. Selbst solche Raritäten wie das Schweinsohr wurden hier schon nachgewiesen. Heute war davon nichts zu spüren. Wir erlebten (4 Pilzfreunde) einen sehr verarmten Amanita citrina, Hypholoma fasciculare, Collybia dryophila – Aspekt! Der Durchnittssammler wäre praktisch leer aus dem Wald gekommen und hätte sich mit drei kleinen Rotfüßchen, einem Gold – Röhrling und einer jungen Marone begnügen müssen. Der etwas versiertere Pilzfreund hat schließlich noch einige Stockschwämmchen, leckere Rosablättrige Helmlinge, vereinzelte Perlpilze, Riesenschirmpilze, Breitschuppige Wald – Champignons sowie einige Täublinge und Braune Raslinge im Korb gehabt. In Bezug auf die Kartierung kam ich auf etwa 50 Großpilzarten, die ohne Mikroskop für mich ansprechbar waren. Normalerweise hätten es zu dieser Jahreszeit wenigstens 100 – 150 Arten sein können. Insgesamt gab das Frischpilzaufkommen im Vergleich zu anderen Wäldern, in denen ich in letzter Zeit unterwegs war, ein trauriges Bild ab.
Und hier noch ein Nachtrag zum Tagebucheintrag vom 06. September. Damals habe ich den Hühnerfettpilz in Text und Bild kommentiert und dokumentiert, den wir auf dem Objekt des Umweltschulungszentrums „Drei Eichen“ in der Märkischen Schweiz gefunden haben. Was uns damals störte und stutzig machte, war der Standort unter Douglasien und nicht unter Arven oder Zirben. Damals war auch Natur- und Pilzfreundin Johanna Davids aus Berlin mit dabei und sie hat den Pilz nun wiederum unter Douglasien entdeckt. Schon damals hatte ich den Douglasien – Röhrling im Hinterkopf, aber die Struktur auf dem Hut verband ich mit dem Hühnerfettpilz. Vom Douglasien – Röhrling hatte ich eine andere Abbildung im Kopf. Da offensichtlich der selbe Pilz nun wieder unter Douglasie gefunden wurde, denke ich, dass es sich um den Douglasien – Röhrling (Suillus lakei) handeln dürfte. So ist anzunehmen, dass sich diese Schmierröhrlings – Art durch zunehmende Douglasien – Pflanzungen in Deutschland weiter ausbreiten dürfte.
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