Wetter und Pilze im Raum Nordwestmecklenburg
Tagebuch Wetter und Pilze Oktober 2020
Donnerstag, 01. Oktober – Nun starten wir schon in den vorletzten Monat der Pilzsaison 2020. Da der September aufgrund von Trockenheit nicht im Stande war, den Höhepunkt der diesjährigen Saison zu bestreiten, dürfte diese Aufgabe nun dem Oktober zufallen. Derzeit herrscht in punkto Klassiker noch die Ruhe vor dem Sturm. Wie heftig dieser ab der nächsten Woche ausfallen wird, muss abgewartet werden. Bis auf die ausgesprochenen Sommerpilze dürften alle bekannten und häufigen Arten nochmals durchstarten. Selbst die Pfifferlinge wagen anscheinend noch einen neuen Anlauf. Zumindest wurde mir von verschiedenen Seiten berichtet, dass ganz junge Eierschwämme gesichtet wurden. An sich sind die Gemeinen Pfifferlinge Sommerpilze und die beste Zeit sind die Monate Juni – August. So war es zumindest in den Wäldern, die vor der großen August – Hitze immer mal Regenfälle abbekommen haben. In einigen Revieren ließ es diesbezüglich aber sehr zu wünschen übrig, so dass hier nun noch etwas möglich sein könnte. Pfifferlinge halten dann auch noch lange durch und können bis zum Winterbeginn gefunden werden. Dazu könnten sich die bei uns weniger bekannten Trompeten – Pfifferlinge gesellen. Ansonsten erwarte ich das große Heer der Stockschwämme, Haarschleierlinge, der echten Ritterlinge und der Rötel – Ritterlinge, also die echten Herbstarten. Selbstverständlich auch viele Milchlinge und Täublinge, Schirmlinge und Champignons. Insbesondere in Bezug auf Hallimasch herrscht derzeit eine geradezu trügerische Ruhe.
Das Wetter bzw. die Witterung sollte mitspielen. Allerdings wird es allmählich wieder unruhiger, mit zeitweise auffrischenden Winden, die auch mehr Wolken und gelegentlich etwas Regen bringen können. Der Schwerpunkt der Tiefdrucktätigkeit wird bis Mitte Oktober meist westlich von Deutschland gerechnet. Damit bleiben wir überwiegend in einer milden bis warmen Süd – Südwestströmung. Das kommt unseren Interessen durchaus entgegen.
Freitag, 02. Oktober – Heute war ich wieder an der Grundschule am Rietberg in Neuburg zu Gast. Noch einmal ging es mit einer 4. Klasse in den Wald auf Pilzpirsch. Zunächst jedoch gab ich eine kleine Einführung im Klassenzimmer. Die Kinder hatten schon reichlich Bilder und Textmaterial zum Thema an die Pinnwand und die Schultafel angebracht und wir wollten schauen, ob wir von den dort präsentierten Pilzarten auch welche in freier Wildbahn aufspüren. Wie immer konnten es die Kinder kaum erwarten, in den Wald auszuschwärmen. Macht natürlich viel mehr Spaß, als die Schulbank zu Drücken. So zogen wir zu einer vormittäglichen Pilzsuche durch den Forst Farpen, der direkt an den Ort grenzt. Wir wanderten die schon seit vielen Jahren erprobte und klassische Runde ab, genau so, wie schon am letzten Dienstag. Trotzdem konnten wir allerlei frisch gewachsene Pilze entdecken und tatsächlich waren auch welche dabei, die wir in der Schule schon kurz in Wort und Bild vorgestellt haben. So auch der wichtigste aller Großpilze, der tödlich giftige Grüne Knollenblätterpilz! Auch die ebenfalls giftigen Grünblättrigen Schwefelköpfe konnten wir bei ihrer Arbeit als Müllwerker in großen Mengen beobachten. Dazu viele Helmlinge, Knoblauchschwindlinge, Täublinge und Gelbe Knollenblätterpilze. Ich könnte noch einige mehr aufzählen. An klassischen Speisepilzen war jedoch nur eine einsame Ziegenlippe und ein Pfifferling dabei. Wie dem auch sei, den Kindern hat es wieder sehr viel Spaß gemacht und natürlich auch mir.
Übrigens hat es nun geklappt mit den Bildern vom Douglasien – Röhrling, den Pilzfreundin Johanna Davids kürzlich in Schwarzenburg entdeckte. Ein Standortfoto habe ich noch im September – Tagebuch eingestellt.
Sonnabend, 03. Oktober (Tag der Deutschen Einheit) – Heute war ich gegen 10.00 Uhr mit einer Lübecker Familie zu einer individuellen Pilzwanderung verabredet. Als Zielgebiet suchten wir uns den Holmer Wald bei Dassow aus, da er etwa auf halber Strecke zwischen den beiden Hansestädten Lübeck und Wismar liegt. Sandige Böden mit überwiegendem Nadelforst von Fichten, Kiefern, Douglasien und Lärchen. Wie in vielen Wäldern, ist auch hier die Tendenz zur Verkrautung selbst armer Sandstandorte zu einem richtigen Problem für uns Pilzsucher geworden. Die Nährstoffeinträge durch die Landwirtschaft, aber auch die moderne Wirtschaftsweise der Forstbetriebe, tragen maßgeblich dazu bei. Kaum sind die Feldfrüchte vom Halm, rollen auch schon wieder die Gülle – Wagen an und der Stickstoff – Gehalt zieht bis in die Wälder. Insbesondere kleinere Reviere und die Randlagen größerer Wälder sind davon betroffen. Aber auch die moderne Wirtschaftsweise trägt ihren Anteil daran. So wurden früher größere Kahlschläge angelegt und danach mit Monokulturen wieder aufgeforstet. Es entstanden zunächst dichte Schonungen mit wenig Lichteinfall. Die Wälder waren dunkler und daher ungeeigneter für viele lichtliebende Pflanzen. Heute wird oft Selektiert, also ausgelichtet und junge Bäume dazwischen gepflanzt. Hoher Lichteinfall ruft reichlich Grünzeug auf den Plan. So ist es auch im Holmer Wald. Überwindet man diesen Krautgürtel, der besonders von Brom- und Himbeeren sowie auch von vielen Gräsern bis hin zu Brennnesseln gebildet wird, kommt man schließlich doch noch in sauberere und ärmere Bereiche.
So gibt es auch im Holmer Wald teils märchenhaft schöne, moosreiche Nadelforste, teils sogar mit Waldcharakter. Soll heißen, das beispielsweise zahlreiche Jungbäume durch natürliche Aussaat nachwachsen. Sogar eine echte, wenn auch kleine Steinpilz – Fichtenschonung, haben wir gefunden. Leider waren diese Edelpilze nicht vertreten, aber zumindest einige Fliegenpilze. Es gibt hier also richtig tolle Ecken für Marone, Steinpilz und Co., aber heute war nicht der richtige Zeitpunkt dafür. Es war recht trostlos. Selbst die in vielen Wäldern derzeit so massenhaft wachsenden Gelben Knollenblätterpilze waren nur mit wenigen Exemplaren anzutreffen. Hier und da natürlich einige Büschel der zur Zeit überall häufigen Grünblättrigen Schwefelköpf. So ließ die Pilz – Tour, die ein Geburtstagsgeschenk für den Papa der vierköpfigen Familie war, leider sehr zu wünschen übrig. Sehr schade, denn Tochter und Sohn waren dafür extra aus Berlin angereist. Aber wir nahmen es gelassen und ich denke, es hat allen ganz gut gefallen, zumal ja doch immer mal etwas entdeckt, besprochen und fotografiert werden konnte. Die abendliche Feiertagsmahlzeit setzt sich im wesentlichen aus zwei großen Hüten von Parasolen, einigen Speise – Täublingen, Braunen Raslingen und Schopf – Tintlingen zusammen.
Das Wetter war zwar etwas trübe, aber dafür sehr mild. Jedoch wehte ein kräftiger Ostwind, der uns im Wald aber nicht sonderlich störte. Mild soll es auch bis Mitte des Monats bleiben und gelegentlich können es einige Regenwolken in der meist südwestlichen Anströmung auch bis zu uns in den Nordosten schaffen. Viel Regen ist hingegen für den Südwesten Deutschlands in Sicht.
Wie dem auch sei, nicht nur bei uns sieht es derzeit mit den Klassikern mau aus. Ich habe heute mal kurz den Pilz – Ticker durchgeschaut und ähnliche Verhältnisse herrschen in ganz Deutschland. Einzig in Sachsen macht sich offensichtlich der Neubeginn bereits auf den Weg, denn es sollen zahlreiche, junge Maronen – Röhrlinge, gesichtet worden sein. Spätestens am nächsten Wochenende sollte es auch bei uns wieder soweit sein.
Sonntag, 04. Oktober – Der Wind vom Wochenende hat die Oberschicht gut abtrocknen lassen. So entstand schon wieder ein recht trockener Eindruck in den Wäldern. Da in den kommenden Tagen zumindest leichte Regenfälle in Sicht sind, dürfte sich das aber schnell wieder ändern. Größere Regenmengen sind für uns im Nordosten aber nicht zu erwarten. Anders in der Südwesthälfte und überhaupt in den südlicheren Regionen. Hier kann noch einiges vom Himmel kommen und die gebietsweise immer noch vorhandene Trockenheit lindern. Im Vergleich zur gestrigen Karte sind die akkumulierten Regenmengen bis zum 14. Oktober für unser Einzugsgebiet sogar noch etwas herunter gerechnet worden.
Heute habe ich kurz in zwei Wäldern nach dem rechten geschaut. Zunächst im Gebiet bei Perniek. Hier tut sich noch nichts. Nur vereinzelt einige Gilbende Erdritterlinge oder Olivgelbe Rißpilze. Auch mal ein überständiger Birkenpilz. Allerdings entwickeln sich hier nun die Hexenringe und Halbkreise der recht seltenen Gestielten Schütterzähne. Weiter ging es in das Radebachtal bei Blankenberg. Letztmalig war ich hier genau vor einer Woche im Rahmen einer individuellen Pilzwanderung. Ich hatte den Eindruck, dass es im Vergleich zum letzten Sonntag ärmer geworden ist. Weniger Gelbe Knollenblätterpilze und auch weniger Frauen – Täublinge. Damals war gerade eine kleine Regenzeit und die schon während der Trockenheit vorgebildeten Fruchtkörper schoben sich schnell nach einsetzten der Niederschläge aus dem Waldboden. Ich denke, an diesem Wochenende haben wir den Tiefpunkt zwischen den beiden Wachstumsschüben erreicht. Im laufe der kommenden Woche sollte es wieder aufwärts gehen und die neue Pilzgeneration dürfte sich auf den Weg machen. Wir können gespannt sein, was uns außer den klassischen Herbstpilzen noch geboten wird.
Montag, 05. Oktober – Heute war wieder langer Tag im Info – Zentrum. Die Pilzberatungen halten sich weiter in Grenzen, da einfach noch Flaute herrscht. Ich baute die alte Frischpilzausstellung vom Donnerstag ab und am Abend folgte die neue Präsentation mit den gesammelten Werken vom Wochenende. Es liegen nun 116 Arten auf den Moosflächen. Zwischendurch musste ich außerplanmäßig meinen Gefrierschrank ausräumen und abtauen, da er massiv vereist war. Ich war fast geschockt, denn er ist erst seit letztem Jahr in Betrieb und wir hatten ihn von Vereinsgeldern nagelneu gekauft. Dieses Problem kannte ich von meinem alten Gefrierschrank, da die Dichtungen nicht mehr intakt waren. Zum Glück hatte sich heute jemand einen Beutel Tiefkühl – Hallimasch geholt, sonst wäre es mir gar nicht aufgefallen. Es handelt sich um eine nette Dame, die dieser Tage ihren Geburtstag feiert und da gibt es als Festmahl traditionell Hallimasch. Das ist für sie der Speisepilz schlechthin und ich habe ihr vor Jahren schon ein sicheres Gebiet für diesen Massenpilz verraten. So ging es die Jahre über meist mit Erfolg Anfang Oktober in das Radebachtal bei Blankenberg zum Ernten des Geburtstags – Hallimasch. Nun war ich gerade gestern Abend dort, und die fünf Hallimasch, die ich fand, landeten auf der Ausstellung. So blieb ihr nichts weiter übrig, als auf meine Tiefkühlware zurückzugreifen, damit der Geburtstagschmaus gerettet ist. Die Tiefkühlware ist eigentlich für unsere Imbisstage, so zur großen Ausstellung in Wismar und auch für Rehna gedacht, aber ein Beutel ist da schon mal übrig. Wie dem auch sei, der Gefrierschrank ist inzwischen abgetaut und die Tiefkühlpilze müssen nun noch bis zu unserem nächsten Imbiss durchhalten. Übrigens war der Grund, dass der Gefrierschrank Luft ziehen konnte, ein kleiner Fremdkörper, der zufällig beim letztmaligen Öffnen mit eingeklemmt wurde und daher die Dichtung etwas zu wünschen übrig ließ und Luft zog. Das geht schließlich auch auf den Energieverbrauch. Soweit zu diesem Thema.
Ich habe am Abend noch kurz den Pilzticker durchgeblättert. Es herrscht auch im Rest des Landes immer noch Ruhe an der Mainstream – Front. Allerdings wurden in Baden – Württemberg große Mengen von Wiesen – Champignons gesichtet und gesammelt. Dort scheint es los zu gehen, so dass in Kürze auch im Wald wieder Aufbruch angesagt sein dürfte. In Bayern sind Pfifferlinge und Krause Glucken angesagt. Das hat allerdings nichts mit einem neuen Schub zu tun. In Niedersachsen wurden reichlich Reizker gesammelt und in Thüringen geht es bereits winterlich zur Sache, zumindest in Form von Austern – Seitlingen.
Dienstag, 06. Oktober – Wie jeden ersten Dienstag im Monat war heute Vormittag Haushaltstag bei mir angesagt, so dass ich nicht zu Erkundungen an der Pilzfront unterwegs war. Am Nachmittag war Sprechzeit im Info – Zentrum. Außerdem hatten sich Gäste aus dem Spreewald zum Kaffee angemeldet. Sie bedauerten es sehr, das unsere Großpilzausstellung in diesem Jahr der Corona – Krise zum Opfer gefallen ist. Legen sie doch schon seit Jahren ihren Herbsturlaub immer so, dass Sie uns bei dieser arbeitsaufwändigen Veranstaltung unterstützen können und immer wieder gerne mit dabei sind. Nun konnten Sie dafür ihren Urlaub um so entspannter genießen und morgen fahren sie noch für einige Tage auf die Ostseeinsel Usedom.
Leider steigen die Corona – Fallzahlen deutschlandweit wieder an. Hoffen wir, dass es nicht neuerlich zu umfangreichen Einschränkungen, so wie im Frühjahr, kommen möge. Daher hoffe ich sehr, dass unser diesjähriges Herbstseminar unter dem Titel „Ein Pilzwochenende in Mecklenburg“, vom 23. – 25. Oktober 2020 in lüttpütt, bei Parchim, auch stattfinden kann. Bisher liegen nur recht wenige Anmeldungen vor. Wer also Lust hat, ein herbstliches Pilzwochenende im Herzen Mecklenburgs zu verleben, kann sich gerne noch Anmelden. Siehe unter „Termine“! Das Objekt http://www.luettpuett.de liegt inmitten eines größeren Waldgebietes namens Pfifferlingstannen und auch das integrierte Wockertal bietet eine abwechslungsreiche Landschaft und vielfältige, auch ganz außergewöhnliche Waldareale. Wir waren im Frühling 2019 hier schon einmal zu Gast, und ich denke, es hat allen Teilnehmern damals gut gefallen.
Mittwoch, 07. Oktober – Der zweite Quadrant des Messtischblattes Dobbertin – 2338 – stand zur heutigen Mittwochsexkursion auf dem Programm. Ziel war die Seeblickregion bei Lohmen. Das Exkursionsgebiet erstreckte sich vom südlichen und östlichen Rand des Lohmener Sees bis hinauf zur Lohmener Stüde. Auf sandigen Böden finden sich zumeist Kiefernforste, aber teils auch Laubwaldbereiche in der Lohmener Stüde. Hier befindet sich auch ein archäologischer Lehrpfad. Zusammen mit einem Gast durchstreifte ich das Gelände nach im Feld bestimmbaren Groß- und Kleinpilzen. Die Artenvielfalt ließ zu wünschen übrig, obwohl der Waldboden, insbesondere unter den Kiefern, mit großen Inseln von Rostfleckigen Helmlingen bedeckt war. Dieser Bodendecker unter Kiefern ist in der Regel im September zu beobachten, aber durch die Trockenperiode ist er vielfach erst jetzt erblüht. Am Südufer des Lohmener Sees beeindruckten zahlreiche Büschel des Anti – Alkoholikerpilzes, also des Grauen Faltentintlings. Das Beste waren sehr schöne, junge und auch kräftige Exemplare des Rosablättrigen Krempentrichterling. Der weiße Pilz ähnelt in Habitus und Erscheinung sehr dem wesentlich häufigeren Mehlpilz. Dieser bekommt im Alter zwar auch rosagraue Lamellen, aber niemals so ein sauberes, leuchtendes Rosa wie beim Krempentrichterling. Ein wirklich schöner und nicht alltäglicher Fund!
Speisepilzsammler der klassischen Arten hätten mit zwei Rotfüßchen und zwei Krausen Glucken vorlieb nehmen müssen. Eventuell auch noch mit einigen Parasolen. Eine der Glucken war noch jung und reichlich versandet. Sie blieb stehen. Die zweite war sauberer und sogar korbfüllend mit 30 cm im Durchmesser. Ein Prachtstück, welches für meinen Weidenkorb wie maßgeschneidert erschien. Die Fette Henne landet natürlich nicht im Kochtopf, sondern wird meine Pilzausstellung als Blickfang bereichern.
Auf der Hintour machten wir einen kleinen Umweg über Groß Raden und schauten auf den berühmten Schaf- und Trockenwiesen, unweit des Warnow – Durchbruchstals, vorbei. Wie ich nicht anders erwartet habe, ist die hügelige Wiese wieder mit weißen Tupfen übersät, soweit das Auge es erfassen kann. Tausende Fruchtkörper des Acker – Schirmpilzes starteten hier neben einigen Gedrungenen Champignons wieder durch und eröffnen nun den zweiten, herbstlichen Wachstumsschub in diesem Jahr. Auch Stäublinge, Nelken – Schwindlinge, giftige Wiesentrichterlinge u. a. Arten können hier in Augenschein genommen werden.
Donnerstag, 08. Oktober – Nach dem ich gestern den Tag an frischer Waldluft genießen durfte, war heute wieder langer Tag im Info – Zentrum angesagt. Pilzberatungen halten sich weiter in Grenzen. In den nächsten Tagen wird es diesbezüglich sicher lebhafter werden, denn wir starten jetzt in den Höhepunkt der Herbstsaison. Dazu wird sicher der Hallimasch seinen Teil beitragen. Bisher hielt er sich dezent zurück, aber nun gibt es erste Hot – Spots. So jedenfalls ein Ratsuchender heute, der mit einen Büschel feinster Hallimasch die Beratung aufsuchte. Er konnte es kaum fassen, das auf kleinen Raum so viele Pilze wachsen können, wie er es nun mit Hallimasch vorgefunden hatte. Wer das nicht so kennt, ist natürlich beeindruckt. Um so mehr noch, wenn es sich um gute Speisepilze handelt. Da er ja mehr als reichlich davon ernten kann, überließ er mir sein frisches Büschel für meine Ausstellung. Eine andere Ratsuchende tauchte mit kapitalen Prachtstücken von frischen Birkenpilzen auf. Die Zeichen mehren sich also und nun wird sich zeigen, was uns der Herbst in den kommenden Wochen noch zu bieten hat.
Aber es gibt auch noch gedämpftere Erfahrungen. So telefonierte ich heute Nachmittag mit unserer Pilzfreunden Angelika Boniakowski. Sie war im Schlemminer Staatsforst unterwegs und war absolut enttäuscht. Der Wald sei staubtrocken und ein Pilzwachstum ist hier bis auf weiteres nicht zu erwarten. Schlechte Aussichten für unsere Pilzwanderung am kommenden Sonnabend.
Wie dem auch sei, heute hatte es stundenlang geregnet und davon sollte auch im Schlemminer Forst einiges angekommen sein. Sicher wird es nicht reichen, um Sonnabend schon alles wie gewünscht sprießen zu lassen, aber vielleicht sitzt hier doch schon das eine oder andere in den Startlöchern, welches uns eventuell die Wanderung verschönern oder zumindest interessant machen könnte. Ansonsten ist das Revier eine Bank für spätere Zeiten, denn große Regenmengen sind für den Rest der Saison nicht mehr erforderlich. Die Verdunstung spielt kaum noch eine Rolle. Die Nächte werden immer länger und oft auch Nebelfeucht. Hier einige Messwerte von heute: Kirchdorf/Insel Poel: 9 l/qm, Wismar (bis 18.00 Uhr) 11 l/qm und Schwerin bis 20.00 Uhr 14 Liter. Bis zum 23. Oktober werden heute Abend akkumuliert 44 Liter im Mittel, maximal 82 l/qm und im Minimum 18 Liter für Wismar gerechnet. Selbst wenn nur die 18 Liter bis dahin fallen sollten, dürfte es völlig ausreichend sein.
Freitag, 09. Oktober – Heute Mittag hatte ich etwas Zeit zu einer Kurzexkursion und Informationsrunde am Kiestagebau Perniek und ein Stückchen durch dass Klaasbachtal bei Neukloster. Meine Erkenntnisse waren ernüchternd, sowohl was das Arten – Aufgebot, wie auch das Angebot an klassischen Speisepilzen anbelangt. Von letzteren konnte ich unter den Pernieker Kiefern einen einsamen Butterpilz ausmachen. Dafür aber richtig schön jung. Im Klaasbachtal habe ich fast noch geschlossene Köpfe von zwei ansehnlichen Büscheln des Honiggelben Hallimasch zum trocknen geschnitten. Getrocknet habe ich Hallimasch das erste mal im vergangenen Herbst, da es sich nicht gelohnt hätte, ihn zu blanchieren und einzufrieren. Außerdem sind noch mehr als genügend im Gefrierschrank deponiert. Es hat mit dem Trocknen gut funktioniert und Feinschmecker, die zunächst einen Beutel der Trocken – Hallimasch im letzten Winter kauften, waren davon so angetan, dass sie alle anderen Trockenpilze zunächst verschmähten, weil ihnen der getrocknete Hallimasch einfach am leckersten schmeckte. Leider war mein Vorrat äußerst begrenzt, was bedauert wurde. So werde ich versuchen, ihn in etwas größeren Mengen unseren Dörrgeräten anzuvertrauen, denn mit Steinpilzen oder Maronen wird es in dieser Saison wohl nicht mehr so üppig werden. Überhaupt gab es kaum Mykorrhizza – Pilze. Also nur sehr wenige Täublinge und vielleicht mal einen Gelben Knollenblätterpilz, der noch vor zehn Tagen als Massenpilz unsere Wälder bevölkerte. Auch kaum echte Ritterlinge und auch kaum Rötel – Ritterlinge. Selbst Hallimasch war nur in vereinzelten Inseln vorzufinden. Außerdem interessierte mich ein standorttreues Vorkommen von Pappel – Ritterlingen. Auch hier keine Spur. Zudem sind durch die Trockenheit der letzten Jahre viele Kiefern in Perniek abgestorben. Der Forst bietet ein trauriges Bild. So wird wohl auch dieses, ehemals hervorragende Jagdrevier für Fans von Edel – Reizkern, bald der Motorsäge zum Opfer fallen. Ein massives Waldsterben durch fehlende Niederschläge ist vielerorts in Deutschland zum Problem geworden. Insbesondere auch bei den Fichten. Der Klimawandel wird immer offensichtlicher und bedrohlicher!
Kurz um, von Aufbruchstimmung kaum eine Spur, bis auf das Hallimasch allmählich etwas offensiver an den Start geht und da ist dann schnell mal der Korb zu klein.
Sollte es nicht zu kalt werden, dürfen wir uns wohl auf einen langen Pilzherbst freuen, denn es ist einfach noch zu still an der Pilzfront. Da muss vieles noch durchstarten, vor allem die Ritterlinge, Rötel – Ritterlinge und die Stubbenpilze, allen voran der Hallimasch und die leckeren Stockschwämmchen. Sicher werden auch einige Röhrlinge nochmals zulegen. So wurden mir heute viele junge Derbe Rotfüßchen aus den Wäldern um Ventschow in die Pilzberatung gebracht. Es tut sich also zumindest zaghaft etwas an der Röhrlingsfront.
Das Wetter b. z. w. die Witterung in der nächsten Zeit sollte mitspielen. Geregnet hat es jetzt ganz gut und zu kalt wird es bei uns im Norden auch nicht. Es wird zwar in den nächsten Tagen hochreichend kalte Polarluft einfließen, die besonders über dem warmem Wasser von Nord- und Ostsee zahlreiche Schauer und Gewitter auf den Plan rufen dürfte. Für Boden- oder gar Nachtfröste dürfte es bei uns aber kaum reichen. Das wird eher in Süddeutschland in den kommenden Nächten der Fall sein. Zum nächsten Wochenende rechnen die Modelläufe wieder mit verstärkter Tiefdrucktätigkeit über Westeuropa bis nach Afrika hinunter. Dadurch dürfte sich eine steile Südströmung aufstellen, die feuchte und sehr milde Luftmassen aus Afrika und dem Mittelmeer zu uns verfrachten würde. Selbst die 20 Grad könnten dann nochmal in Reichweite sein. Also vom Wetter her steht einem wieder zunehmend besser werdenden Pilzherbst bis auf weiteres nichts im Wege.
Sonnabend, 10. Oktober – Die heutige öffentliche Pilzlehrwanderung führte durch den Schlemminer Forst zwischen Neukloster und Bützow. Dazu fanden sich an den beiden Treffpunkten in Wismar und am Funkturm bei Schlemmin knapp 30 Pilzbegeisterte aus nah und fern ein. Auch gab es ein Wiedersehen mit unserem ehemals treuen Pilzwanderer und Vereinsfreund Jürgen Horn, der vor drei Jahren seine Zelte im Norden abbaute und wieder in seine Heimatregion im brandenburgischen gezogen war. Insgesamt kam eine tolle Truppe vom fast noch Baby bis zum Altersrentner zusammen. Wir umwanderten das Naturschutzgebiet Schwarzer See mit seinen umsäumenden Buchenwäldern. Mit 108 m über dem Meeresspiegel ist der Schwarze See der höchst gelegene See Mecklenburg – Vorpommerns, eingebettet in eine eiszeitliche Endmoränenlandschaft.
Das Revier ist bei Pilzsuchern sehr beliebt und Pilze dürfen in den umliegenden Wäldern natürlich auch gesammelt werden. Unter Schutz steht nur der See mit seinen Verlandungsmooren. Seine Klasse an Artenreichtum und auch an Speisepilzen konnte das Gebiet heute zwar nicht unter Beweis stellen, aber für eine Lehrwanderung war es allemal ausreichend. Und es waren auch allerhand interessierte Pilzsucher mit dabei, die tatsächlich nicht nur den Klassikern hinterher jagen, sondern wirklich etwas lernen wollten. Und diesbezüglich war einiges dabei bis hin zum wichtigsten aller Großpilze, dem tödlich giftigen Grünen Knollenblätterpilz. In den Körben der Mykophagen landete oft eine bunte Mischung. Allen voran etliche Derbe Rotfüßchen und auch junge, frische Maronen. Wenige, frische Steinpilze in eher schlechter Qualität durch massiven Schneckenfraß. Auch eine Krause Glucke war dabei. Ansonsten verschiedene Täublinge, Hallimasch, Stockschwämmchen, Knoblauch – Schwindlinge sowie Rötelritterlinge in Form von Fuchsigen Rötel – Trichterlingen und herrlich jungen Veilchen – Rötel – Ritterlingen. Auch Graukappen waren im Angebot. Ich könnte hier noch eine weile fortfahren, denn im Sammelsurium landete noch so manch andere, essbare Pilzart. Schließlich war man ja mit dem Fachmann unterwegs. An Besonderheiten gab es ansehnliche Schmarotzer – Röhrlinge und auch einen Strubbelkopf. Wunderschöne Schleimpilze und manches mehr.
Fazit: Es geht weiter aufwärts und die Röhrlinge starten nun wieder zahlreicher durch. Zumindest Freunde der Derben Herbstrotfüßchen können in den nächsten Tagen auf reiche Ernten hoffen. Auch Maronen sitzen wieder in den Startlöchern. Steinpilze gehen wieder an den Start. Mal schauen, wie es sich diesbezüglich entwickelt.
Beim 14 – tägigen Modellauf zur weiteren Wetterentwicklung hat sich nichts grundlegendes zu gestern geändert, allerdings positionieren sich die westlichen und südlichen Tiefs nach dem heutigen Lauf leider etwas ungünstiger für uns im Nordosten. Sah es gestern für übernächste Woche nochmal recht warm aus, können wir nach dem heutigen Model den Frühwinter erwarten. Es könnte also kalte Kontinentalluft mit Nachtfrösten angezapft werden. Es ist aber noch eine Weile hin und nur eine geringfügige Änderung an der Lage der wetterbestimmenden Druckgebilde kann völlig entgegengesätzte Witterungsverhältnisse zur Folge haben. Sitzen wir es also aus. Fest steht jedoch, dass es in der kommenden Woche zunächst sehr frisch bleiben wird und auch bei uns könnte in ungünstigen Lagen Bodenfrost auftreten. Trotzdem kein Grund die Flinte in` s Korn zu werfen. Ich darf nur an den Oktober 2016 erinnern. Der war lausig kalt mit häufigen Nachtfrösten. Trotzdem gab es eine gigantische Pilzschwämme in der Elberegion, beispielsweise in der Kalißer Heide, insbesondere von Maronen. Eine überwältigende Maronen – Schwämme wird es in diesem Jahr ziemlich sicher nicht geben, aber ich denke, die kommenden Wochen werden noch einiges zu bieten haben.
Sonntag, 11. Oktober – Seit Jahren organisiert die Hundeschule Martin Rütter Schwerin zusammen mit dem Steinpilz – Wismar eine Pilzwanderung für 2 und 4 – Beiner. Heute war es wieder soweit. Gegen 10.00 Uhr war Treff am ehemaligen Cafe Naschwerk in Weberin. Mitten in einer waldreichen Umgebung. Das Wetter war schön und besonders die Wau – Waus waren außer Rand und Band und genossen den Waldausflug in vollen Zügen. Die Pilze hingegen, auf die es Frauchen und Herrchen abgesehen hatten, ließen sie kalt. Wie schon in den Vorjahren drehte ich mit den Teilnehmern meine klassische Runde durch märchenhaft schöne Wälder und Forste. Überwiegend Kiefern und Fichten mit dicken Moospolstern. Der Traum eines jeden Mykophagen. Im vergangenen Jahr waren wir im Rahmen der Hundewanderung ebenfalls hier unterwegs und auch auf der selben Route. Damals stand die Pilzexplosion kurz bevor. Darauf hatte ich im Beisein des Hundelehrers, gerade wegen des damals fast pilzlehren Waldes, hingewiesen. Ich sagte sinngemäß, „gehen Sie einige Tage später in die Wälder, z. B. auch hierher und sie werden sich wundern, was Sie erwartet“. Ich hatte damals nicht damit gerechnet, dass meine Prophezeiung auf fruchtbaren Boden fallen würde. Falsch gedacht! Der Hundeführer zeigte sich heute schwer beindruckt, von meiner vorjährigen Weissagung, denn einige Teilnehmer des vergangenen Jahres wollten meinen Orakelleien auf den Grund gehen und es kam tatsächlich so, wie ich es damals vorhersagte. Es setzte eine gigantische Maronen – Schwämme ein. Ich hatte somit einen bleibenden Eindruck hinterlassen.
Nun, auch heute waren wir nicht gerade zum besten Moment in diesem Gebiet, obwohl der kürzlich von mir vorhergesagte Wachstumsschub gerade eingesetzt hat. Nur das er im Vergleich zum letzten Jahr fast nicht erwähnenswert ist. Ich habe damit gerechnet, dass es nach den Regenfällen vor zwei Wochen, an diesem Wochenende wieder besser werden würde. Dem ist auch so, aber was Speisepilze und auch viele andere Arten anbelangt, nur sehr zaghaft und minimalistisch. Immerhin stehen jetzt wieder vielfach taufrische und saubere Pilze in den Wäldern. Anders als kurz nach dem einsetzen der Regenfälle vor zwei Wochen. Damals wurden noch vorhandene Fruchtkörperanlagen im Waldboden gestreckt und bereits vorhandene, oftmals trockengeschädigte Arten, wieder aufgefrischt. Viele Pilze waren einfach mehr oder weniger unansehnlich und es kann auch gefährlich werden, erkennt man diese vermeintlich frisch gewachsenen Exemplare nicht als irgendwie altbacken. Schnell kann es zu einer unechten Pilzvergiftung kommen, die übrigens viel häufiger auftritt, als eine echte Pilzvergiftung. Schließlich isst man auch kein verdorbenes Fleisch oder Fisch, also keine verdorbenen Lebensmittel.
So waren heute zwar auch einige Klassiker vertreten, aber nur in sehr geringer Stückzahl. Wer in den sandigen Nadelwäldern um Crivitz auf Pilzpirsch gehen möchte, sollte keine großen Erwartungen hegen. Vielmehr sollte ein Waldspaziergang an frischer, Corona – freier Luft, als Motivationsgrund dienen. Wenn man dann hier und da mal auf einen bekannten Speisepilz trifft, könnte eine kleine Beilage zum Hauptgericht drin sein. Also keine großen Erwartungen bitte. Das gilt für alle gängigen Speisepilze und sollte es doch mal ergiebiger werden, bestätigt bekanntlich die Ausnahme die Regel. Möglicherweise könnten in den Buchenwäldern zumindest die Derben Rotfüßchen etwas zahlreicher auftauchen.
Nach dem der offizielle Teil, also die Hundewanderung, beendet war, fuhr ich noch in das Kaarzer Holz, welches mit den Wäldern um Weberin korrespondiert. Frischpilze gab es vorzugsweise in lichteren, moosreichen Wäldern. Und hier teilweise richtig satt. Vor allem verschiedene Täublinge, allen voran Zitronen Täublinge und Säufernasen. Lacktrichterlinge, Milchlinge und auch die echten Ritterlinge werden nun zahlreicher. Der Herbst wird endlich bunter! Nicht zu vergessen die wunderschönen Fliegenpilze. Sie erfreuten mich heute vielfach auf meinem sonntäglichen Streifzug durch die Wälder in der Region Crivitz.
Montag, 12. Oktober – Es ist immer noch sehr ruhig in der Beratungsstelle. Obwohl heute, nach dem Wochenende, langer Sprechtag war, kamen nur wenige zur Beratung. Vorgelegt wurden Rosablättrige Egerlings – Schirmpilze und Pilzfreunde aus Hamburg hatten ansehnliche und frische Riesen – Schirmpilze entdeckt. Zwischendurch bekam ich turnusgemäß (einmal pro Jahr) Besuch von der Lebensmittelüberwachung. Da wir in diesem Jahr kein Imbissgeschäft durchführen konnten, war die Dame auch schnell durch, mit ihrer Kontrolle. Die meisten Kühlschränke sind dauerleer und in einem lagerten meine Ausstellungspilze, die nicht für den Verzehr vorgesehen waren. So sind am Wochenende doch eine Vielzahl von frischen Ausstellungsobjekten zusammen gekommen. Ich hatte bis in den tieferen Abend zu tun, die Exponate entsprechend auf meinen Moosflächen zu präsentieren und zu beschildern. Es sind 132 Arten zusammen gekommen. Und dabei liegen noch längst nicht alle auf den Flächen. Der Rest muss im kühlen noch bis zu seinem Auftritt warten.
In den Wald geht es erst wieder am Mittwoch, zu meiner obligatorischen Mittwochsexkursion. Dieses mal ist ein wirklich tolles Revier angesagt, nämlich das Mildenitz – Durchbruchstal mit seinen angrenzenden, umfangreichen Pilzwäldern. Dazu haben sich bereits einige Interessenten + Kinder angemeldet. Auch unser Naturfreund Chris Engelhardt ist wieder von seiner Schweden – Rundreise zurück und hat Interesse signalisiert. So werden wir am Mittwoch wohl mit einem ansehnlichen Tross in die Kartierung gehen und natürlich werde ich den Gästen dabei behilflich sein, ihren Horizont bezüglich Speisepilze zu erweitern. Ein Unsicherheitsfaktor ist allerdings die Wetterentwicklung. Ein 5b – Tief ist im Anmarsch. Die Datenläufe beim Profiwetter bei Wetter – Online hatten dieses Tief bereits seit letzter Woche im Lauf. Zeitweise sah es so aus, als ob es über Polen zur Ostsee ziehen würde. Nun ist aber die ursprüngliche Variante, dass es nach Nordwesten ausscheren könnte, der aktuelle Stand. Wie üblich, ist bei 5b – Tiefs viel Regen oder im Winter auch Schnee dabei. Ob Mecklenburg allerdings hohe Regensummen bekommt ist fraglich. Eher könnte Vorpommern einiges abbekommen. Zu dem frischt der Nordostwind am Mittwoch stürmisch auf und an der Vorpommerschen Ostseeküste droht ein schwerer Herbststurm bis hin zu Orkan – Böen! In den Ostsee – Buchten kann es Hochwasser geben! Da aus heutiger Sicht nur leichte Regenfälle für unser Exkursionsgebiet in Aussicht stehen und auch der Wind möglicherweise nicht problematisch in der Zielregion wehen könnte, hoffe ich, dass das auch so bleibt. Näheres morgen.
Dienstag, 13. Oktober – Ein Zahnarzt – Termin hatte heute verhindert, dass ich zu einer Kurzexkursion aufbrechen konnte. Ärgerlich nur, dass die Praxis nicht geöffnet hatte b. z. w. niemand auf mein Läuten reagierte. Kann schon sein, das etwas dazwischen kommt, wenn der Termin ein halbes Jahr vorher vergeben wird. Aber es war auch keine Info an der Tür. Klingel kaputt? Wie dem auch sei, ich werde mir einen neuen Termin besorgen müssen. So öffnete ich den Steinpilz vor der eigentlichen Sprechzeit und heute herrschte überraschenderweise ein höherer Andrang als gestern. Die Ausstellung ist ja auch sehr umfangreich und informativ und anscheinend sind trotzt Corona doch noch zahlreiche Urlauber an der Ostsee unterwegs, auch wegen der Herbstferien in einigen Bundesländern. Die Pilzberatung wurde heute stärker in Anspruch genommen. Hier zeigt sich, dass es weiter bergauf geht. Herrlich frische Riesen – Schirmpilze und auch Honiggelbe Hallimasch in einer Üppigkeit und Qualität, dass ich direkt neidisch wurde. Natürlich war auch ein großes Sammelsurium verschiedenster Arten dabei. Auch ganz junge, wirklich frische Maronen und ein kapitaler, fast schwarzhütiger Steinpilz aus dem Buchenwald der Rohlstorfer Tannen. Leider war er schon etwas überständig. Er hätte sonst ein vollwertiges Pilzgericht abgegeben.
Morgen geht es zur Mittwochsexkursion in das Dobbertiner Messtischblatt. Dazu haben sich einige Gäste angemeldet. Das Wetter scheint, Stand heute Abend, ein Einsehen mit uns haben zu wollen. Das 5b – Tief wird schwerpunktmäßig das östliche Mitteldeutschland mit viel Regen versorgen. Die haben es auch dringend nötig. Insbesondere Vorpommern könnte noch etwas davon abbekommen und bei uns dürfte es größtenteils trocken bleiben. Einzig der Wind könnte problematisch werden. Insbesondere an der Vorpommerschen Ostseeküste kann es den ersten, schweren Herbststurm geben. Im Zielgebiet und weit ab von der Ostseeküste, wird sich der Wind hoffentlich zu zügeln wissen. Frisch bis stark, mit stürmischen Böen, dürfte er dennoch wehen. Da wir keinen schweren Sturm in der letzten Zeit hatten, dürfte es eher kein Problem für uns werden. Wäre aber ein schwerer Sturm vorweg gegangen, können auch solche, moderate Windgeschwindigkeiten der Stärke 5 – 6, gefährlich werden, da angeknackste Äste und Bäume fallen können.
Inzwischen mehren sich auch die Zeichen, dass, wie schon oben erwähnt, in der kommenden Woche die Strömung auf Süd dreht und dann doch noch einmal warme Mittelmeerluft zu uns gelangen kann. Hoffentlich geht das auch mit ausreichend Wind daher, da sonst die Warmluft auf der bei uns lagernden Kaltluft aufgleitet und bei nicht ausreichender Durchmischung in der Höhe verbleiben könnte. Eine Inversion entsteht. Unten kalt, oben warm. Graues, hochnebelartiges, sowie kühles Wetter wäre die Folge. Hoffen wir also darauf, das sich die milde Luft bis zum Erdboden durchsetzen kann und so besteht die Möglichkeit, dass unser diesjähriges Herbstseminar in den Pfifferlingstannen bei Parchim angenehm temperiert über die Bühne gehen kann.
Mittwoch, 14. Oktober – Die heutige Mittwochsexkursion führte in den 3. Quadranten des Messtischblattes Dobbertin – 2338/3. Umfangreiche Wälder, Forste und auch das Naturschutzgebiet Mildenitztal sind hier vorzufinden. Auch einige Seen, allen voran der Schwarze See.
Gegen 10.00 Uhr trafen sich Interessenten aus nah und fern auf dem Edeka – Parkplatz in Warin. Von hier aus fuhren wir mit drei Autos zum Zielgebiet, an der Alten Mühle am Mildenitztal. Insgesamt durchstreiften 10 Augenpaare die weitläufigen Laub- und Nadelwälder, die auch eine hervorragende Adresse für Speisepilzsucher sind.
Da heute nicht nur die Kartierung, sondern auch das Aufspüren von Speisepilzen im Fokus stand, sind wir bewusst nicht durch das Naturschutzgebiet gestreift, dass für mykologische Bestandsaufnahmen sicher am interessantesten hätte sein können. Auch unser Vereinsmitglied Christopher Engelhardt aus Lübeck war heute nach seiner Schweden – Rundreise wieder mit dabei. Weitere Gäste kamen aus Hamburg und Berlin, teils im Familien – Verband, also auch mit Kindern. Natürlich waren wir hier schon des öfteren unterwegs und vieles ist von hier bereits bekannt und in unsere Datenbanken eingeflossen. Ob tatsächlich die eine oder andere Art neu war, werde ich im Winter abgleichen. Heute hielt sich die Vielfalt, im Vergleich des hier möglichen, sehr in Grenzen. Auch die Mykophagen hatten zu tun, eine kleine Mahlzeit zusammen zu bekommen. Und das im Beisein von Fachpersonal. Am ehesten waren noch Grobschollige Riesenschirmpilze dabei. Aber es scheint hier allmählich Bewegung rein zu kommen. Wer genau hinschaute, konnte an den Wegrändern des Öfteren kleine Gruppen von jungen Butterpilzen entdecken. Auch einige schöne Rotfuß – Röhrlinge landeten in den Körben. Ansonsten Lacktrichterlinge, wenige Täublinge und auch mal ein Champignon. Ich denke, die recht häufigen und jungen Butterpilze deuten bessere Zeiten an, zumal auch ganz junge, noch kleine Mehlpilze in diesem überaus guten Steinpilz – Revier aus den Moospolstern schauten.
Das Wetter hielt sich ganz wacker. Es war zwar recht windig, aber erst gegen Ende der Exkursion fing es ein wenig an zu regnen.
Donnerstag, 15. Oktober – Den heutigen Hände – Waschtag nutzte ich um die Ausstellung zu erneuern. Es liegen 118 Arten zur Besichtigung bereit. Schließlich war Donnerstag und damit langer Tag im Info – Zentrum. Natürlich gab es auch Pilzberatungen. Jetzt scheinen auch einige Champignons wieder durchzustarten. In größerer Zahl wurden mir heute Gedrungene- und Weiße Anis – Champignons vorgelegt. Auf einem Grundstück in Wismar – Dammhusen wird von vielen Karbol – Champignons berichtet, von denen mir auch einige junge Exemplare gezeigt wurden, die nun unsere Ausstellung bereichern. Ab dem Wochenende haben wir zunehmenden Mond. Nun werden sich die Mondgläubigen mal wieder bestätigt fühlen. Es dürfte tatsächlich noch einmal besser werden. Die Zeichen dafür mehren sich. Die 2. Herbstrunde lief etwas schwerfällig an, aber nun zeigt auch der zusätzliche Regen von der vergangenen Woche seine Wirkung. Wir haben die Zeichen ja bereits gestern, während unserer Mittwochsexkursion, deuten können. An den Wegrändern immer wieder mal junge Butterpilze. Unser Pilzfreund Peter Kofahl war heute in der Region Klein Warin unterwegs. Wenige Maronen (10), aber dafür viele junge Butterpilze. Er hätte körbeweise einsammeln können, aber da er, wie viele andere auch, auf Inhaltsstoffe dieser Schmierröhrlinge allergisch reagiert, nimmt er nur wenige Exemplare in sein Mischgericht. Wie intensiv sich nun nochmal einige Röhrlinge durchsetzen werden, wird sich zeigen. Ich denke aber Butterpilze, Maronen – Röhrlinge, Derbe Rotfüßchen und einige andere, können in den nächsten Wochen noch ganz gute Ernten liefern. Auch die beliebten Steinpilze sollten nochmals zahlreicher werden, obwohl großes wohl eher nicht mehr zu erwarten ist.
Freitag, 16. Oktober . Heute 12 Uhr Mittags wurde der Monat geteilt. Damit liegt der Pilzherbst 2020 (Mitte August – Mitte Oktober) hinter uns. Was hat er uns gebracht? – Er lag weit unter dem Durchschnitt. Grund war im wesentlich das über weite Strecken zu trockene Wetter. Es gab ein Aufflammen der klassischen Speisepilze in der ersten September – Hälfte und danach dümpelte es mehr oder weniger vor sich hin. Zumindest regional gab es beispielsweise eine regelrechte Steinpilz – Schwämme. Vor allen in den sandigen Kiefernwäldern und Heidegebieten ganz im Süden von Mecklenburg und in Niedersachsen. Die große Zeit der Mykorrhiza – Pilze, zu denen viele unserer Klassiker, insbesondere auch die Röhrlinge gehören, übergibt jetzt (bis auf wenige Ausnahmen) das Zepter an die vielen Streuzersetzer und holzabbauenden Arten. Diese werden nun ihre Arbeit aufnehmen. Das heißt, gearbeitet haben sie bereits vorher, denn sie haben sich darauf vorbereitet, rechtzeitig zum beginnenden Laubabwurf der Bäume ihre Sporenträger aufzubauen, damit die nun fallende Biomasse frisch von ihnen bestreut und damit infiziert werden kann. Die Müllwerker des Waldes gehen also an den Start und der Spätherbst hält Einzug.
Aber ganz so einfach ist es dann doch nicht. Die zu lange, zu trockenen Verhältnisse, haben auch eine ganze Menge Mykorrhiza – Pilze zurück gehalten, die es jetzt noch einmal wissen wollen. Insbesondere viele Ritterlinge und Milchlinge gehen nun an den Start. Auch Täublinge gibt es in den nächsten Wochen noch zahlreich. Natürlich auch noch einige Röhrlinge. Insbesondere Butterpilze legen gerade richtig los. Birkenpilze und Steinpilze dürften noch einmal an den Start gehen. Derbe Rotfüßchen und Maronen – Röhrlinge sowieso. Sie gehören zum Standard eines nahezu jeden Spätherbstes. Schnecklinge bevorzugen diese späte Jahreszeit, so auch der beliebte Frostschneckling. Und eine ganz bestimmte, bei uns im Flachland eher seltene Schnecklingsart, bescherte mir heute einen Anblick, den ich im Rest meines Lebens wohl nicht mehr vergessen werde. Es deutete sich bereits gestern an, als mir ein für mich untypisches Exemplar dieser recht seltenen Gebirgsart in der Pilzberatung vorgelegt wurde. Und dazu noch ein Albino, des mir durchaus bekannten Wachsblättlers.
Anhand des Sammelsuriums im Korb des Ratsuchenden, konnte ich mir denken, in welchem Revier er unterwegs war. So war dieses Gebiet, die Aufforstungen am Kieswerk Perniek, dann auch heute gleich das Ziel einer individuellen Pilzwanderung. Um 10.00 Uhr traf ich mich mit einer agilen Omi aus Proseken und ihren beiden Enkelkindern, die in den Herbstferien bei den Großeltern in M-V zu Besuch weilen, am ZOB in Wismar. Da sie nur max. 2 Stunden für die Pilzwanderung eingeplanten hatten, passte es ganz gut, dieses recht überschaubare Gebiet mit seinen guten Erfolgsaussichten auf Speisepilze aufzusuchen. Ich hoffte natürlich auch, das mögliche Vorkommen des Marzipan – Schnecklings ausfindig zu machen, hatte aber wegen der Kürze der Zeit bedenken. So streiften wir zunächst an den Schneisen der nun schon in die Jahre gekommenen Kiefern entlang, die früher gigantische Mengen von Butterpilzen hervorbrachten. Damals, als die Kiefern noch im Schonungsalter waren. Mit zunehmender Größe der Bäume ziehen sich die Butterpilze an ihre Ränder und auf lichte Schneisen zurück. So hatten die Kinder auch ihre Freude beim fachgerechten Einsammeln dieser beliebten Speisepilze.
Ritterlinge, insbesondere Graue Erdritterlinge und Feinschuppige Ritterlinge, waren in großer Zahl vertreten. Dazu viele Fälblinge, Rißpilze, Mäuseschwänzchen und Fichten – Zapfenrüblinge sowie vieles mehr. Schließlich gelangten wir in einen märchenhaft schönen Fichtenwald. Die Bäume stehen hier recht licht und inselhaft, so dass ihre Zweige teils noch bis zum Boden reichen und weit ausladen. Dazwischen grüne Moosflächen, teils auch von Rentierflechten besiedelt. Die Fichten haben hier die Trockenheit gut überstanden. Es sind wirklich die letzten Fichtenareale und Pilzoasen von dieser Qualität. Spätere Generation werden solch schöne Fichtenreviere in M-V nicht mehr sehen. Es ist ein Sonderstandort und dieser beindruckte heute von einer fast unvorstellbaren Fülle von Pilzfruchtkörpern. Der Waldboden war übersät von Pilzen.
Von winzig bis sehr ansehnlich. Eigentlich fehlten nur die Fliegen- und Steinpilze. Aber diese werden hier kaum vorkommen, da der Boden nicht sauer genug ist. Es sei denn, der Fichtennadelhumus versauert die Oberböden. Ein Anzeichen dafür war heute schon mal der Pfeffer – Röhrling. Aber viel interessanter ist natürlich das Pilzaufkommen auf Kalkstandorten, sonst wäre auch das, was ich heute hier vorfand, nicht möglich gewesen. Ich entdeckte die gesuchten Marzipan – Schnecklinge tatsächlich, aber trotzdem war es eine unverhoffte Überraschung. Ich glaubte zunächst unter den Zweigen einer ausladenden Fichte eine Gruppe von Kuhmäulern entdeckt zu haben. Als ich den ersten Fruchtkörper heraus drehte, wurde mir schnell klar, was ich entdeckt habe. Es waren die gesuchten Wohlriechenden Schnecklinge, wie ein weiterer, deutscher Name dieses Wachsblättlers lautet. Allerdings nicht die mir vorgelegte Albino – Form, sondern die typisch grauhütigen Exemplare. Es war also ein anderer Standort. Als ich meine Kamera startklar machte, um ein Standortfoto zu schießen, entdeckte ich im Dunkel der Fichten ganze Teppiche dieser duftenden Schnecklinge. Unter Tannenbäumen und es roch ein wenig wie in der Weihnachtsbäckerei!
Den Wohlriechenden Schneckling haben wir zwar schon vor Jahren mehrmals in Mecklenburg nachgewiesen, aber immer nur kleine, dünnfleischige und unscheinbare Pilzchen. Nie die heutige Üppigkeit, mit der die Art auch in der Literatur beschrieben wird. Nun endlich sah ich sie hier in satten und fleischigen Exemplaren und ihr Marzipanduft erfüllte die ganze Umgebung. Einfach zum reinbeißen, denn es sind durchaus Speisepilze. Es dauerte nicht lange, und eine weitere Insel dieser schönen Schnecklinge war entdeckt. Jetzt aber die weiße Form, die mir gestern in der Pilzberatung vorgelegt wurde. Ich nahm einige Pilze für die Ausstellung mit und der Rest durfte seiner natürlichen Bestimmung nachkommen. So dachte ich es zumindest, aber das war wohl ein wenig vermessen. Drei Stunden später landeten sie nämlich auf dem Tisch in der Pilzberatung. Eine ältere Dame aus dem Dunstkreis der Wismarer Pilzfreunde hatte sie eingesammelt, in der Annahme, es wären Elfenbein – Schnecklinge.
Sonnabend, 17. Oktober – In einer recht kalten Nordost Anströmung entwickelte sich über dem relativ warmen Wasser der Ostsee in der vergangenen Nacht der sogenannte Ostseestrich. Kalte und labile Luft streicht über das relativ warme Ostseewasser, reichert Feuchtigkeit an und steigt in noch viel kältere Höhen auf. Es setzt Konvektion ein. Besonders im Winterhalbjahr kommt dieses immer mal vor und kann starke Schneefälle an bestimmten Küstenabschnitten zur Folge haben. Nun haben wir zum Glück noch keinen Winter und die Temperaturen sind dafür einfach noch zu hoch. Die Niederschläge fallen also als Regen. Oft sind diese Schauer linienhaft, in sogenannten Schauerstraßen angeordnet. Eine solche Schauerstraße lag in der Nacht, heute früh und am Vormittag genau über dem äußersten Nordwesten Mecklenburgs. In Wismar herrschte strahlender Sonnenschein und nur 20 Km westwärts löste ein Schauer den anderen ab. So fuhr ich gegen Mittag in Richtung Lübeck, also genau in diese Zone hinein, da ich auf halber Strecke, im Holmer Wald, zu einer individuellen Pilzwanderung mit einem Lübecker Familienverband verabredet war. Ich hatte Glück. Der letzte, heftige Regenguss, war gerade durch und ich kam daher trocken am Ziel an.
Nach kurzer Begrüßung brachen wir mit drei Erwachsenen und mindestens doppelt so vielen Kindern zu einer kleinen Pilzwanderung durch den sandigen Holmer Wald auf. Auch unser junger Pilzfreund Philipp Müller war wieder dabei. Insbesondere die Kinder hatten von Anfang an ihren Spaß und waren mit Begeisterung dabei. Sie entdeckten sowohl die winzigsten Helmlinge, wie auch die größten Parasole. Diese und die kastanienbraunen Maronen waren ihre Lieblinge. Allerdings beglückten uns die Röhrlinge hier nur in sehr bescheiden Mengen, anders als in einigen anderen Revieren, wo es jetzt doch nochmal richtig durchstartet.
Wie schon angedeutet, so bescheiden wie im Holmer Wald, geht es inzwischen aber nicht mehr überall zu. Unser Vereinsmitglied und Pilzfreund Thomas Harm informierte mich heute telefonisch, dass er seinen Wintervorrat an Waldpilzen in den letzten Tagen gut decken konnte. Seine treue Hallimasch – Stelle lieferte sehr gute Erträge und heute gab es nochmal zahlreich, frische und schöne Derbe Rotfüßchen in den Wäldern zwischen Neukloster und Warin. Aus dieser Region kamen heute auch Pilzfreunde aus Beidendorf in die Beratung, mit hervorragender Qualität von Maronen und Derben Herbstrotfüßchen. Wer dieser Tage die Wälder durchstreift, kann wirklich mit guter Qualität und mit etwas Glück, auch Quantität rechnen. Auf in die Wälder, die Norm ist günstig!
Dazu sollte das Wetter oder die Witterung bis zum Monatsende aus heutiger Sicht durchaus mitspielen. Die eher kühlen Temperaturen derzeit, garantieren auch eine gute Qualität. In der nächsten Woche soll es wärmer werden, dass wird unsere Kobolde erst recht aus der Reserve locken. Bis zum Monatswechsel ist kein frühwinterlicher Kaltlufteinbruch in Sicht, so dass die zweite Oktoberhälfte nun endlich den Höhepunkt des Pilzjahres 2020 hinbekommen sollte.
Sonntag, 18. Oktober – Ein schöner Herbsttag liegt hinter mir. Heute hatte ich keine offiziellen Verpflichtungen, so dass ich eigentlich Maronen oder Derbe Rotfüßchen zum trocknen sammeln wollte. Ich überlegte, wo es am sinnvollsten sein könnte. Ventschow oder Neukloster/Warin. Dort wurden einige Pilzfreunde in den letzten Tagen diesbezüglich fündig. Aber das reizte mich nicht. Viel zu beliebige Wälder, die von vielen Sonntagssammlern frequentiert werden. Dem wollte ich mich nicht anschließen und zog einen stadtnahen, alten Buchenbestand, namens Sophienholz vor.
Das Sophienholz steht nur bei wenigen Pilzfreunden auf der Agenda und gehört zu unseren Filet – Stücken, was die Artenvielfalt anbelangt. Und Derbe Rotfüchen, wie auch Maronen, können auch hier gefunden werden. Gedacht, getan. Ich steuerte dieses tolle Revier an. Kaum hatte ich meinen Roller am Wegrand aufgebockt, lachte mich schon eine bunte Vielfalt verschiedenster Großpilze an. Kalkstandort! Viele Haarschleierlinge wie Rosablättrige Klumpfüße, Tonweiße Dickfüße, die häufigen Wohlriechenden Gürtelfüße. Rißpilze, Helmlinge, Schwindlinge, Schnecklinge, Täublinge, Milchlinge und und und… Innerhalb der ersten halben Stunde schaffte ich es kaum, mich 10 Meter von meinem Roller zu entfernen. Immer wieder Fotos und Arten für die Ausstellung. Mein eigentliches Ansinnen legte ich zu den Akten. Das konnte ich mir hier nicht entgehen lassen. Auf solch ein Artenreichtum haben wir lange gewartet.
Es ist aber nicht alles kalkreich hier. Die meisten Flächen sind durchaus versauert, so schon wenige Meter weiter, leuchteten am Wegrand weiße Mehlpilze. Steinpilze gleich daneben. Junge, mastige Stücke, aber schlecht in der Qualität, da besonders im unteren Stieldrittel völlig weich und vermadet. Steinpilze sind also keine Option. Dafür gab es auf den Stubben immer wieder die herrlichsten Stockschwämmchen in meist hervorragender Qualität. Keine Maden, dafür etwas mühseliger zu ernten. Auch geschmacklich kann ihnen der schönste Steinpilz nicht einmal annähernd das Wasser reichen. Das habe ich vor Jahren gezielt ausprobiert. Junge, erstklassige Steinpilze geschmort mit Zwiebeln, Pfeffer und Salz. Von würziger Waldspeise weit entfernt. Wenige Tage später Stockschwämmchen. Überaus lecker und würzig. Eine Delikatesse!
Es mag zwar schön sein, die Steinpilze zu entdecken und einzusammeln, aber die wahren Gaumenfreuden bringen andere Arten auf den Teller. Daher werden Steinpilze bei mir auch nur getrocknet. Dadurch gewinnen sie deutlich an Aroma und können in dieser Form, mit ihrem dann feinwürzigen Aroma, so manche Speise aufwerten. Aber dass ist mein persönliches Urteil. Mag sein, dass es nur an der damaligen Kollektion lag. Steinpilze kamen mir seit dem jedenfalls nie wieder auf den Teller. Das passiert allerdings auch mit anderen Arten nur äußerst selten. Ich bin eben nicht der Küchen – Mykologe.
So erntete ich heute reichlich Stockschwämmchen. Überhaupt sind die Stubbenpilze jetzt gut unterwegs. So gab es hier auch reichlich Hallimasch, aber in der Mehrzahl bereits überständig.
Das Wetter war sehr schön und am späteren Nachmittag auch richtig sonnig. Ab morgen stellt sich die Großwetterlage um. Von Südwesten wird mildere Luft herangeführt. In Süddeutschland kann es Mitte der Woche sogar noch einmal spätsommerlich warm werden. Bei uns wird es wohl eher durchwachsen bleiben, mit zeitweilig viel Wind und auch zeitweisem Regen. Milder wird die Luft aber auch bei uns.
Montag, 19. Oktober – Wider erwarten herrschte heute kein großer Andrang in der Pilzberatung. Es hat sich wohl noch nicht herumgesprochen, dass jetzt an der Pilzfront nochmal so richtig die Post abgeht und wir dieser Tage nun endlich den Höhepunkt des Pilzjahres 2020 erleben dürfen. Das haben wir wohl dem Mond zu verdanken!? Manche Sonntagssammler meinen allerdings, es wäre schon viel zu kalt. Bereits Anfang des Monats kam mir derartiges Denken mehrmals zu Ohren. Kaum werden Tage und Nächte kühler und die 20 Grad verabschieden sich, glauben einige Pilzfreunde, es geht dem Ende entgegen. Im Unterschied zu uns, brauchen Pilze keine Herbstbekleidung und fühlen sich bei den kühleren Temperaturen einfach nur wohl und die Qualität ist im fortgeschrittenen Herbst oft sogar besser. Die Wärmeliebenden Arten haben sich ohnehin bereits verabschiedet. Und von kalt konnte bei uns an der Ostsee bisher kaum die Rede sein. Bodenfröste waren kein Thema und auch tagsüber kletterten die Temperaturen fast immer in den zweistelligen Bereich. Da war Süddeutschland schon wesentlich schlechter dran. Zweitweise nur einstellige Tageshöchstwerte und nachts des Öfteren, zumindest Bodenfrost, teils auch Luftfrost. Schaut man derzeit den Pilzticker durch, so gibt es auch dort reichlich Pilze. Viele Steinpilze, Maronen, Parasole, Trompeten – Pfifferlinge, Herbsttrompeten und einiges mehr. Es ist also überall besser geworden.
Vielleicht animiert die sich nun umstellende Großwetterlage noch mal einige Pilzfreunde, wenn uns dann ein wieder laueres Lüftchen um die Nase weht. Und es kann sogar recht ordentlich wehen. Das ist auch notwendig, soll sich die sehr milde Subtropikluft bis in die unteren Luftschichten und bis zum Boden durchsetzen.
Wie oben erwähnt, war es heute recht ruhig in der Pilzberatung. Aber ohne ging es dann doch nicht. Folgende Arten wurden mir vorgelegt: Garten – Riesenschirmpilz, Derbe Rotfüßchen (reichlich und in meist guter Qualität), Schlanke- und Grobschollige Riesenschirmpilze, Violette Lacktrichterlinge, Langstielige Knoblauch – Schwindlinge, Butterpilze, Gemeine Rettich – Fälblinge, Maronen (reichlich und in sehr guter sowie mastiger Qualität!), Buckel – Täubling, Violette Lacktrichterlinge, Violetter Rötel – Ritterling, Jodoform – Täubling, Fuchsiger Rötel – Trichterling, Rosablättriger Helmling, Rosa – Helmling und Geflecktblättriger Flämmling.
Auch habe ich die Frischpilzausstellung neu aufgebaut. Es liegen 135 Arten auf den Flächen, die damit voll ausgelastet sind.
Und hier noch ein Hinweis zu unserem geplanten „Pilzseminar in Mecklenburg“ am kommenden Wochenende in den Pfifferlingstannen bei Parchim. Ich habe heute den ganzen Tag versucht, mich mit lüttpütt in Verbindung zu setzen, um die abschließenden Modalitäten zu klären. Leider konnte ich niemanden erreichen. Ich habe daher eine schriftliche Anfrage gestellt.
Schade, dass die Berliner Pilzfreunde auf Grund der Corona – Bestimmungen absagen mussten. Ihr werdet uns sehr fehlen! Liebe Grüße nach Berlin und bleibt bitte gesund!
Dienstag, 20. Oktober – Noch immer konnte ich keinen Kontakt zu http://www.luettpuett.de bei Parchim herstellen. Dort soll am kommenden Wochenende unser diesjähriges Herbstseminar unter dem Motto „Ein Pilzwochenende in Mecklenburg“ stattfinden. Ich hoffe nicht, dass das Objekt wegen des Beherbergungsverbotes in M-V dicht gemacht wurde. Das Oberverwaltungsgericht in Greifswald hat inzwischen diesen Beschluss der Landesregierung gekippt. So wie ich es verstanden habe, dürfen allerdings Tagestouristen immer noch nicht in´ s Land. Zum Seminar haben sich auch Pilzfreunde aus Berlin angemeldet, die inzwischen völlig verunsichert sind, ob sie am Wochenende kommen dürfen oder nicht. Das Beherbergungsverbot ist aufgehoben und das Seminar geht über drei Tage. Somit wären unsere Hauptstädter auch keine Tagestouristen. Wie dem auch sei, zur Zeit steht überhaupt noch nicht fest, wie und unter welchen Bedingungen wir uns im Objekt, das übrigens in einem Waldgebiet namens Pfifferlingstannen liegt, einquartieren können. Vor etwa zwei Wochen hatte ich mich mit ihnen darauf verständigt, dass wir nach Anmeldeschluss (18.10.) die Modalitäten besprechen und den Ablauf festlegen können. Leider konnte ich bisher keinen Ansprechpartner erreichen.
Vor zwei Wochen war die Corona – Lage noch deutlich entspannter. Wir erleben schwierige Zeiten und Planungen sind in diesem Jahr immer nur vorbehaltlich. Das haben wir inzwischen gelernt. Nun spitzt sich die Lage dramatisch zu, so dass sich auch mir die Frage stellt, ob es verantwortbar ist, diese Veranstaltung durchzuführen. Ich werde morgen dort hin fahren und hoffe, dass ich einen Ansprechpartner finde, um die Lage zu erörtern. Auch im Hinblick von Auflagen, die wir erfüllen müssen.
Heute Vormittag fuhr ich kurz in den Wald, besser ein kleineres Wäldchen bei Proseken. Ich wollte keine Pilze sammeln, sondern nur einige Fotos für dieses Tagebuch. Zum Sammeln wären Rötel – Ritterlinge, Graukappen und einige Hallimasch im Angebot gewesen. Nach einer halben Stunde hatte ich genügend Motive abgelichtet und fuhr wieder in die Hansestadt und öffnete das Info – Zentrum. In der Pilzberatung wurden mir auch heute u. a. richtig schöne, junge und feste Derbe Rotfüßchen und einige Maronen vorgelegt. Es steht reichlich in den Wittenbecker Tannen. Man braucht nur ein gutes Auge, um die getarnten Kobolde auf dem Waldboden ausfindig zu machen, wurde mir freudestrahlend berichtet.
Die Wetterumstellung hat nun begonnen. Eine Warmfront ist mit Regen aufgezogen. Diese wird noch bis morgen Nachmittag über dem Norden schleifen, um schließlich zur Ostsee hinaus zu schwenken. Sie hat besonders für den Donnerstag warme Luft subtropischen Ursprungs im Gepäck. Das ganze kommt aber mit viel Wind daher. Nach letztem Stand der Dinge verbleiben wir bis zum Monatswechsel in einer milden bis sehr milden West/Südwestströmung. Zeitweise regnet es und es weht meist ein lebhafter Wind. Selbst ein richtiger Herbststurm kann mal mit dabei sein. Vom Wetter her steht dem sich nun immer weiter verbesserndem Pilzaufkommen nichts im Wege.
Mittwoch, 21. Oktober – Wegen möglicher Vorbereitungen zu unserem Herbstseminar bei Parchim, hatte ich heute keine offizielle Mittwochsexkursion im Programm. So lud ich schon mal einige Sachen in das Auto eines unserer Wismarer Pilzfreunde ein und wir fuhren in die Freizeit – und Bildungsstätte lüttpütt bei Parchim, um die Modalitäten unseres Pilzwochenendes in Mecklenburg zu klären. Ich hatte den Termin bereits im Mai letzten Jahres mit der Objektleitung abgestimmt b. z. w. buchen lassen. Damals waren wir hier zu einem schönen Frühlingsseminar und freuten uns schon darauf, im Herbst durch die waldreiche Umgebung, mit den integrierten Pfifferlingstannen und dem Wockertal, auf mykologischer Entdeckungstour zu gehen. Inzwischen hat die Objekt – Leitung offensichtlich gewechselt, zumindest aber haben sich die Ansprechpartner geändert.
Wir waren damals zu recht moderaten Konditionen untergebracht und nach Möglichkeit sollte es auch dieses mal in die gleichen Räumlichkeiten, zu den selben Konditionen gehen. Im persönlichen Gespräch wurde aber schnell klar, das dieses so nicht mehr möglich sei. Unsere damalige Unterkunft können wir zwar wieder beziehen. Sie wurde aber inzwischen umgestaltet und zum Hotel hochgestuft. Entsprechend haben sich auch die Übernachtungskosten nahezu verdreifacht. Auch für den kleinen Seminarraum, den wir hätten nutzen können, wäre ich für zwei Tage mit fast 300 € dabei. Kosten, die ich als Veranstalter hätte übernehmen müssen. Bei einer Beteiligung von etwa 8 – 10 Pilzfreunden insgesamt, hätte es sich für mich nicht gerechnet. So entschloss ich mich, diesen Termin abzusagen. Es tut mir leid, aber die Relationen sollten schon stimmen. Wären 20 Teilnehmer zusammen gekommen, hätte ich anders entschieden. Auch wollte ich nicht diejenigen Pilzfreunde vor den Kopf stoßen, die mit günstigeren Übernachtungskonditionen gerechnet haben.
Nach dem der Besuch in lüttpütt unbefriedigend verlief, machten wir uns auf zu einem kleinen Streifzug durch die Pfifferlingstannen. Ich wollte Speisepilze für den Trockner und nahm daher nur sehr begrenzt Ausstellungsstücke mit. Die sandigen Wälder sind nämlich auch eine Fundgrube für Maronen – Röhrlinge. Aber es war recht mühsam, ihre Verstecke aufzuspüren. Es gab sie, aber Geduld! Konnte man sie im Oktober des letzten Jahres einfach nur einsammeln, ist in diesem Herbst suchen angesagt. Da waren Derbe Rotfüßchen schon etwas besser zu Gange. Inselweise standen sie sehr gesellig und in meist guter Qualität. Kaum madig und auch wenig vom Goldschimmel befallen. Einzig die Schnecken haben oft ihre Spuren hinterlassen. Aber das kommt dem Pilzsammler durchaus zu gute, denn die Fraßstellen auf den dunklen, unscheinbaren Hüten, leuchteten gelb, so dass dieser Umstand sehr hilfreich beim Entdecken dieser Filzröhrlinge ist. Ansonsten waren natürlich viele Streubewohner unterwegs.
Nach einer weile brachen wir in den Pfifferlingstannen ab und setzten noch in einen besseren Buchenwald um. Es ging in das Paradies bei Schwerin. Wurde vor Jahren hier schon massiv alter Buchenbestand abgeholzt, herrschte einige Jahre Ruhe und in diesem Jahr erkannte ich mein Paradies kaum wieder. Nochmals wurden viele Buchen heraus genommen und der einst imposante Bestand weiter ausgelichtet. Ich durfte mich endgültig von „meinen Paradies“ verabschieden. Der Wald wurde nach der Wende privatisiert und hier scheint der Profit das Maß aller Dinge zu sein. Schlimm ging es auch in den benachbarten, ebenfalls privaten Wäldern zu, so beispielsweise auf dem Homberg. Im Frühjahr 2018 wurde mir die Erste Pilzwanderung zur Saison – Eröffnung, die durch das Paradies führen sollte, vom Eigentümer untersagt. Er hatte Angst, dass durch das viele Totholz und herum liegendem Astmaterial, jemand zu Schaden kommen könnte und wollte durch sein Einverständnis keine Haftung für diese Veranstaltung übernehmen. Die Wanderung durfte nicht stattfinden. Wir unterhielten uns per Telefon und ich monierte schon damals den überproportionalen Holzeinschlag. Die Antwort, die ich zu hören bekam, werde ich nicht vergessen: in 100 Jahren sind die Buchen wieder nachgewachsen! Nun ja, freuen wir uns auf das nächste Jahrhundert!
Donnerstag, 22. Oktober – Die Freizeit- und Bildungsstätte lüttpütt findet es schade, das wir unser Seminar abgesagt haben. Aber ich habe deutlich gemacht, dass ich nicht kurzfristig für die Teilnehmer erheblich höhere Übernachtungskosten, als in der Ankündigung, akzeptieren und über ihre Köpfe hinweg annehmen kann. Es ist dumm gelaufen und Besserung wird gelobt. Auch von mir, denn ich hätte vielleicht etwas früher persönlich dort vorstellig werden müssen, um diese Fragen zu klären. Wir verständigten uns auf das nächste Jahr im Oktober und legten schon mal zwei mögliche Wochenenden fest. Bis Februar wird für uns ein Buchungskonzept mit entsprechenden Preisen erstellt. Jeder, der in lüttpütt übernachten möchte, sollte sich dann dort persönlich anmelden. So kann jeder Teilnehmer die für sich günstigste Variante der Unterbringung mit entsprechender Preisstaffelung aushandeln. Das Team von lüttpütt bedauert es aufrichtig und auch ich, denn ich habe mich sehr auf dieses Pilzwochenende gefreut.
Pilzfreundin Angelika Boniakowski war kürzlich wieder für einige Tage in der Niedersächsischen Heide. Sie ist heideverliebt und genießt ausgiebige Pilz – Spaziergänge in der Einsamkeit und Ruhe dieser herrlichen und weitläufigen Landschaft. Pilze gab es reichlich. Besonders entlang der Wanderwege Butterpilze über Butterpilze. Dazwischen auch immer mal der eine oder andere Steinpilz. Die ansonsten zu dieser Jahreszeit Maronen – trächtigen Kiefernforste, hatten diesbezüglich nichts zu bieten. Maronen – Röhrlinge gab es nur unter Fichten. Sollte es nicht zu kalt werden, kann es aber noch werden. Bis weit in den November können diese beliebten Speisepilze noch durchstarten.
Kälte ist zumindest für den Rest des Monats nicht in Sicht. Die derzeit ausgesprochen milde Witterung hält noch bis zum Wochenende an. Zwar ist am Abend eine Kaltfront mit Schauern und Gewittern durchgezogen, aber eine nachhaltige Abkühlung hat diese nicht zur Folge. Im Gegenteil, besonders zum Sonntag hin kann es nochmal sehr schön werden. Goldenes Oktoberwetter bei Temperaturen bis zu 20 Grad. Danach kühlt es zwar ab, aber es bleibt für die fortgeschrittene Jahreszeit nach wie vor mild und Bodenfröste dürften die Ausnahme bilden.
Freitag, 23. Oktober – Blättert man derzeit den Pilzticker durch, so ähneln sich die Bilder und Pilzfunde in fast allen Bereichen Deutschlands. Überall sind die Steinpilze am kommen. Auch viele Birkenpilze und Butterpilze werden gefunden. Natürlich Riesen – Schirmpilze, Champignons, Stockschwämmchen und manches mehr. Die nun schiebenden Steinpilze sind meist von sehr guter Qualität. Kaum Madenbefall, einzig die Schnecken holen sich ihren Anteil. Hatte ich in den letzten Tagen noch Steinpilze, die teils im unteren Stielbereich stärker vermadet waren, scheint sich die Qualität nun zu verbessern. Auch einer, meiner Pilzfreunde, mit dem ich am Mittwoch unterwegs war, hatte eine Stelle mit acht, teils mastigen Steinpilzen auf wenigen Quadratmetern im Paradies entdeckt. Außer den Schneckenfraßstellen waren alle festfleischig und madenfrei. Mal schauen, wie lange dieser Schub anhält. Dabei sind längst nicht alle Myzelien aktiv, sondern nur punktuell besetzt.
Ähnlich wie mit den Steinpilzen, verhält es sich beispielsweise auch mit dem ergiebigen Hallimasch. Regional und stellenweise sind sie bereits durch. Waren meist nur moderat vertreten und nur selten gab es schon mal richtig satt von ihnen. Es zieht sich also mit diesem Massenpilz. Heute wurden mir beispielsweise wieder sehr schöne und frische in der Beratung vorgelegt. Maronen – Röhrlinge tun sich meist recht schwer. Aber das kann sich auch noch bessern. Bis weit in den November hinein besteht noch Hoffnung.
Das Wetter, b. z. w. die Witterung, soll bis tief in die erste Novemberdekade mild bleiben. Auf dem Atlantik geben sich immer wieder starke Tiefdruckgebiete die Klinke in die Hand. Das mächtige Islandtief mutiert zeitweise zum Orkan – Wirbel und fängt die vom Westatlantik heran rauschenden Tiefs und ehemaligen Tropenstürme immer wieder ein und rührt sich dabei nur wenig von der Stelle. Solange das so bleibt, haben kalte Luftmassen aus dem hohen Norden keine Chance, sich bei uns auszubreiten. Wir bleiben permanent auf der warmen Seite des Island – Tiefs. So wird das Temperaturniveau bis in den November hinein meist zwischen 10 und 15 Grad tagsüber liegen und nachts kann es nur ausnahmsweise mal bei Aufklaren und einschlafendem Wind etwas Bodenfrost in ungünstigen Lagen geben. Somit steht einer Forstsetzung des derzeit recht ordentlich Frischpilzaufkommens zumindest wettertechnisch nichts im Wege.
Sonnabend, 24. Oktober – Plan B zu unserem ausgefallenen Pilzseminar bei Parchim kam heute zum tragen. So unternahm ich mit unserem Pilzfreund Phillip, der sich das Wochenende wegen des Pilzseminars frei gehalten hatte, eine alternative Exkursion durch den Haushalt Forst bei Zickhusen/Drispeth. Das Revier besuchten wir auch vor einem Jahr während unseres damaligen Herbstseminars in Wiligrad. Das Waldgebiet kann mitunter schon im Sommer, meist aber im Herbst, eine regelrechte Fundgrube sein. Besserer Boden und kalkreiche Standorte sorgen für Abwechslung. Dieses hat sich schon seit längerem in Fachkreisen herumgesprochen. Auch heute waren außer uns noch andere Experten hier unterwegs. So Ostseepilz Christian Ehmke und ein weiterer, mykologisch interessierter Mensch, der auf der Jagd nach Phlegmacien war. Also auf Schleimköpfe und Klumpfüße innerhalb der riesigen Gattung der Haarschleierlinge und diese sind hier derzeit auch sehr aktiv. Es handelt sich immerhin um die Königsklasse für Mykologen, an der sich die Experten ihre Zähne schärfen und manchmal auch ausbeißen können. Besonders entlang der Plattenwege, unter Buchen, war diesbezüglich einiges los.
Aber nun zu uns. Wir waren etwa 4 Stunden hier unterwegs und diese Zeit verging wie im Fluge, denn Frischpilze gab es praktisch auf Schritt und Tritt. Phillip hatte sich vorgenommen, heute einige für ihn neue Arten aufzuspüren. Er hat sich inzwischen schon gut in die Materie eingearbeitet und vielleicht bekommt Mecklenburg – Vorpommern, speziell Nordwestmecklenburg, in einigen Jahren Pilzberater – Nachwuchs, der dringend erwünscht ist, denn auch ich bin inzwischen schon ein ganz schön alter Sack!
Gleich zu Beginn ein erstes Highlight, der Dornige Stachelseitling an einem Buchenstumpf. Da ich vor hatte, Pilze für meine Dörrgeräte zu Sammeln, legte ich sogleich damit los. Immer wieder Inseln von teils individuenreichen Ansammlungen von Derben Rotfüßchen. An den Buchenstubben herrliche Stockschwämmchen und auch einige Steinpilze waren dabei. Mein Korb füllte sich zusehens und war am Schluss randvoll. Auch Phillip sein Kartoffelkorb füllte sich an einer einzigen Stelle mit einer Pilzart, die schon lange auf seiner Wunschliste stand und die er bisher noch nie in freier Wildbahn finden, geschweige denn einsammeln konnte. Es handelte sich um imposante und üppige Herbsttrompeten!
Schließlich stießen wir auf einen Bereich von herrlichen Gelbschuppigen Hallimasch. Mein Korb war leider randvoll und auch die Trompeten in Philipp´s Sammelkorb boten kaum noch Platz für weiteres obendrauf. Das Auto war nicht fern und schnell noch ein Karton geholt. Aber wir haben natürlich nicht nur Speisepilze eingesammelt, sondern uns um alles gekümmert, was uns die Quere kam. Eine herrliche Exkursion bei angenehm mildem Herbstwetter in goldener Oktoberstimmung.
Ich denke, die Artenvielfalt des diesjährigen Herbstes ist nun auf ihrem Höhepunkt angelangt. Bunter wird es wohl nicht mehr in diesem Jahr an der Pilzfront. Auch die Speisepilzsammler können jetzt wieder auf ihre Kosten kommen. Nach längerer Durststrecke kann wieder jeder mit einer schmackhaften Pilzmahlzeit aus Wald und Flur heimkehren. Das Wetter wird jedenfalls weiter mitspielen. Mittelfristig soll es mild bleiben. In der neuen Woche sind auch weitere Regenfälle in Sicht und zum Monatswechsel geht es wahrscheinlich nochmal deutlich nach oben mit den Temperaturen. So sind selbst zu Beginn des Novembers nochmal zwischen 15 und 20 Grad möglich!
Sonntag, 25. Oktober – Nun sind wir wieder in der Winterzeit angekommen. Das macht sich besonders schon am späten Nachmittag bemerkbar. Es dunkelt sehr früh. Es wird bereits dunkel zu einer Tageszeit, zu der ich im Sommer manchmal erst zu meinen Mittwochsexkursionen aufgebrochen bin. Die dunkle Jahreszeit hat endgültig Einzug gehalten. Die Temperaturen sind aber noch versöhnlich. So bin ich auf meiner heutigen und auch gestrigen Wald Tour, fast noch in`s Schwitzen geraten. Und sehr mild geht es auch weiter, trotz Kaltfrontdurchgang mit Regen. Natürlich kühlt es ab morgen wieder etwas ab, aber immer noch auf recht hohem Niveau. Und im laufe der Woche steigen die Temperaturen schon wieder etwas an. Regen ist auch in der neuen Woche immer mal dabei, bevor sich in den ersten Novembertagen eventuell Hochdruck mit ruhigerem Wetter breit machen könnte. Zumindest in der Südhälfte Deutschlands. Der Norden bleibt wohl auch dann noch in der Nähe von Wetterfronten atlantischer Tiefausläufer. Sollte sich aber für längere Zeit Hochdruck durchsetzen können und die Westwinde schlafen ein, so besteht die Möglichkeit, dass sich zähe Nebel- und Hochnebelfelder ausbreiten und die Luft kann sich dann, trotz Zufuhr milder Luftmassen, Schritt für Schritt auskühlen.
Heute war ich zu einer kleineren Exkursion in der Nähe von Wismar unterwegs, da ich noch etwas Ausstellungsmaterial brauchte. Der Buldt mit Hexenberg und nochmals das Sophienholz stand auf dem Programm. Im Vergleich von vor einer Woche, hat es im Sophienholz bereits wieder etwas nachgelassen. Zumindest waren Stockschwämmchen und Hallimasch in den von mir besuchten Bereichen weniger ergiebig als noch am vergangenen Sonntag.
Unterdessen rief mich unser Pilzfreund Thomas Harm bereits im Wald an. Er war zum Fritz Reuter – Stein, in die Kalißer Heide gefahren. Im Jahre 2016, und auch um diese Zeit herum, war das Gebiet fast schon zu einem Pilgerort der Wismarer Pilzfreunde geworden. Damals gab es hier eine gigantische Maronen – Schwämme. Die Teilnehmer unseres damaligen Pilzseminar ´s, das in Keez stattfand, werden sich erinnern. Wir waren zur Abschlussexkursion hier her aufgebrochen, da es für die Berliner Teilnehmer schon ein Stück weit in Richtung Heimat war. Insbesondere Oliver Justus wird sich erinnern, an die vielen bunten Täublinge und tollen Edel – Reizker, die ihrerseits zu einem würdigen Abschluss des Pilzwochenendes beitrugen.
Maronen gab es heute in der Kalißer Heide zwar auch, aber man musste schon etwas Zeit mitbringen, um den Korb mit ihnen zu füllen. Sie sind am kommen, so Thomas bei einem Kurzbesuch während des Schreibens dieser Zeilen. Er hatte auch junge Sand – Röhrlinge und Kuhpilze gefunden, war sich aber nicht sicher und schaute deshalb noch kurz vorbei. Thomas war sichtlich beeindruckt und überwältigt von unzähligen Pilzfruchtkörpern entlang der Wege und Straßen in der Kalißer Heide. So etwas hatte er in seinem langen Pilzsucherleben noch nicht erleben dürfen. Kilometerweit, dicht an dicht und wie angesät, oder wie er es ausdrückte, wie eine Hecke, Butterpilze und Körnchen – Röhrlinge ohne Ende. Unzählige, tausende, ach was, Millionen von Schmierröhrlingen! Es gibt keine Körbe, die diese Schätze hätten fassen können. Viele waren allerdings bereits überständig. Dazu auch einige Steinpilze, aber in der Qualität eher unbefriedigend, da ziemlich vermadet.
Montag, 26. Oktober – Wie immer montags langer Tag im Steinpilz – Wismar. Er dauert nun schon seit 09.00 Uhr an, jetzt haben wir 22.30 Uhr und es wird Zeit, das Tagebuch zu ergänzen. Bis jetzt habe ich noch zu tun gehabt, die Ausstellung mit den neuesten Frischpilzen vom Wochenende zu bestücken. Die Beratung wurde heute lebhaft in Anspruch genommen. Auch waren wirklich interessierte Leute dabei, die ihren Horizont erweitern wollten und ihre vorgelegten Arten beschriftet eintüteten, um zu hause anhand von Bestimmungsliteratur ihre Erkenntnisse zu festigen.
Am Wochenende kam es zu einem Vergiftungsgeschehen in Schwerin. Eine Dame hatte Pilze gesammelt und verzehrt. Nach etwa 2 Stunden setzte Erbrechen ein und sie wurde in der Notaufnahme vorstellig. Auf Vermittlung der Giftnotrufzentrale wurde Irena kontaktiert und fuhr in die Klinik. Leider waren keine aussagekräftigen Putzreste b. z. w. Pilze mehr vorhanden. Nur zubereitete Mahlzeitreste. Irena machte Fotos und sandte sie mir zu. Es war schwierig, daraus noch handfeste Erkenntnisse zu gewinnen. Wie es jedoch aussah (dunkle Lamellen), waren höchst wahrscheinlich leicht giftige Karbol – Champignons der Auslöser der Symptome. Da es aber nicht eindeutig geklärt werden konnte, durfte die Patientin noch einige Zeit zur Beobachtung und unter Gabe von Kohle – Präparaten, in der Klinik verweilen.
Übrigens hatte es gestern und in der vergangenen Nacht 8 Liter in meinen Messbecher herein geregnet. Ganz gut, aber die Regenmengen spielen allmählich keine große Rolle mehr. Wichtiger ist es nun, dass es nicht zu kalt wird. In den nächsten 10 Tagen dürfte es auf jedenfalls noch mild und im wesentlichen frostfrei bleiben. Allerdings deutete der mittelfristige Modellauf beim Profi – Wetter auf Wetter – Online ab etwa um den 10. November herum das Einsickern von kalter, frostanfälliger Luft aus Skandinavien an. Bevor es soweit ist, falls es überhaupt so kommt, sollte die Zeit noch genutzt werden. Nun scheinen endlich auch die Maronen – Röhrlinge stärker loszulegen. Unsere Hageböker Pilzfreundin Angelika Boniakowski berichtete mit heute von massenhaft Maronen im Grünen Band, dem ehemaligen, innerdeutschen Grenzstreifen. Wo genau sie dort war, kann ich nicht sagen. Ich denke aber zwischen Mecklenburg und Schleswig Holstein.
Dienstag, 27. Oktober – Am Vormittag war ich zu einer individuellen Pilzwanderung am Radebachtal bei Blankenberg verabredet. Die Wanderung war ein Geburtstagsgeschenk einer der 3 Teilnehmer/inen. Um es vorweg zu nehmen, die Tour war in jeder Hinsicht ein Erfolg. Sowohl was das herrliche Wetter in goldener Oktoberstimmung anbelangt, wie auch vom Frischpilzaufkommen her. Dabei konnte der Wunsch des Geburtstagskindes nach einer lehrreichen und auch im Hinblick auf Speisepilze erfolgreichen Waldwanderung erfüllt werden. Es herrschte eine Fülle von Frischpilzen vor. Angefangen von Bodendeckern wie Helmlingen, Lacktrichterlingen und Rüblingen, über Täublinge und Milchlinge bis hin zu verschiedenen Klump-, Gürtel- und Dickfüßen, die natürlich besonders meine Wenigkeit begeisterten. Auch Ritterlinge waren gut zu Gange. Außerdem viele Rotgelbe Stoppelpilze, Derbe Rotfüßchen, punktuell Hallimasch und Violette Rötel – Ritterlinge. Schecklinge waren vor allem durch Elfenbein Schnecklinge vertreten, aber auch Verfärbende- und Trockene Schnecklinge waren im Angebot.
Besonders begeisterten junge und frische Trompeten – Pfifferlinge und sogar ein echter Eierschwamm war mit dabei. Unmöglich alles aufzuzählen, was uns heute im Radebachtal unter die Augen kam. Abseits der Buchenwälder war im moosreichen Lärchenforst schon mal zu erahnen, dass jetzt wohl an der Maronen – Front endlich die Post abgehen dürfte. Mal schauen, wie es in der Schwinzer Heide aussieht. Dort führt nämlich meine morgige Mittwochsexkursion hin. Der letzte Quadrant des MTB Dobbertin steht auf dem Programm. Dazu haben sich Gäste aus Berlin, Lübeck und Warin angemeldet. Ich denke und hoffe, es wird eine schöne und erfolgreiche Kartierungsexkursion.
Nun hat der Spätherbst also doch noch mal so richtig aufgedreht. Damit bestätigt sich einmal mehr die Tendenz, dass sich die Pilzsaison immer weiter in Richtung Jahresende verschiebt. Sommer und Frühherbst werden einfach immer trockener. Und dieser Spätherbst liefert dazu noch beste Bedingungen durch die zwar nicht übermäßig feuchte Witterung, aber dafür durch ein ideales Temperatur – Niveau. Allerdings powert es sich dadurch jetzt so richtig aus, so dass es wohl ab Mitte November ruhiger werden dürfte. Bis dahin sollte es aber mild bleiben und die Temperaturen gehen zum Monatswechsel wohl ein letztes mal in diesem Jahr noch einmal merklich nach oben. So sind in weiten Teilen Deutschlands letztmalig Werte zwischen 15 und 20 Grad möglich.
Mittwoch, 28. Oktober – Mit MTB 2338/4 – Naturpark Schwinzer Heide – war heute der vierte und letzte Quadrant des Messtischblattes Dobbertin im Rahmen unserer Mittwochsexkursionen an der Reihe. Dazu trafen sich gegen 10.00 Uhr 8 Pilzfreunde aus nah und fern in Alt Schwinz. Andrea, Monika und Chris aus Lübeck. Beatrice und Christian aus Berlin sowie Carolin und Simon aus Warin. Nicht zu vergessen Steinpilz Reinhold aus Wismar. Eine tolle Truppe, wie ich fand. Dazu herrliches, sonniges Wetter bis fast zum Schluss, denn am späteren Nachmittag, die Tour zog sich also, wurde der Himmel plötzlich traurig und öffnete seine Schleusen. Der Regen prasselte herunter wie bei einem Sommergewitter. Da nützten auch die gerade zu diesem Zeitpunkt am Wegesrand stehenden und aufgeschirmten Parasole nur wenig. Sind eben doch nur Sonnenschirme. Und die Sonne zauberte uns wie zur Versöhnung am Ende des Starkregenschauers einen farbenfrohen Regenbogen an den Himmel.
Wie dem auch sei, wir fanden für Ende Oktober eine doch recht ordentliche Artenvielfalt vor. Fischpilze gab es auf Schritt und Tritt. Interessantes und seltenes, aber auch gängiges und allgemeines. Manches gab uns Rätsel auf, manches glitt uns gleich wieder aus den Händen, da keine Feldbestimmung möglich. Wer neben den ständigen Fundbesprechungen und Foto – Terminen Zeit fand, kümmerte sich um das Abendbrot b. z. w. um das morgige Mittagessen. Mit anderen Worten, es wurden Maronen – Röhrlinge gesucht und gesammelt. Und diese legen in den monotonen Kiefernforsten der Nossentiner/Schwinzer Heide gerade richtig los. Das Gebiet um Alt Schwinz ist eigentlich mein Stammrevier, in dem ich des öfteren im laufe eines Pilzjahres unterwegs bin, so auch im vergangenen Sommer, als es hier schon reichlich Frischpilze gab. Es lag auf meiner Fahrtroute von Wismar in die MTB` s Plau am See und Krakow am See, die im Juni und Juli zu den jeweiligen Mittwochsexkursionen an der Reihe waren.
Die Wetterentwicklung bleibt unbeständig und wechselhaft. Wir liegen weiterhin in einer westlichen/südwestlichen Anströmung, in der immer wieder Tiefausläufer über uns hinweg laufen und zeitweise Regen bringen. Das führt zu einem ständigen Luftmassenwechsel. Mal wird sehr milde Subtropikluft heran geführt, mal erwärmte Polarluft. So auch heute ab dem Nachmittag, am Abend und in der kommenden Nacht, wo uns hochreichend kalte und labile Luftmassen überqueren. Teils kräftige Schauer und Gewitter sind die Folge. Die Wetterlage erinnert weniger an den Spätherbst, sondern ähnelt eher dem Spätsommer. Tatsächlich werden im laufe des Wochenendes und besonders zu Beginn der nächsten Woche rekordverdächtig warme Luftmassen zu uns geführt, so dass in Deutschlands wohl letztmalig in diesem Jahr die 20 Grad erreicht und sogar überschritten werden können. Die feuchtwarme Subtropikluft schiebt sich ab Freitag mit teils länger anhaltenden Aufgleitniederschlägen nach Deutschland herein, so dass der Freitag bei uns im Nordosten wohl ziemlich verregnet ausfallen dürfte.
Donnerstag, 29. Oktober – Nun hat uns Corona wieder voll im Griff. Die Reglementierungen werden schärfer und Veranstaltungen sind neuerlich kaum noch möglich. Wie schon im Frühjahr, müssen nun auch wieder fast alle Termine des Steinpilz – Wismar daran glauben. Zusammenkünfte der Pilzfreunde, wie beispielsweise Vereinstreffen oder auch die in kürze geplante Weihnachtsfeier, müssen ausfallen. Auch die restlichen, öffentlichen Pilzlehrwanderungen (Siehe unter Termine) müssen abgesagt werden. So sind einzig noch die Mittwochsexkursionen unter Berücksichtigung der Corona – Auflagen möglich oder am kommenden Sonntag eine letzte Vereins- und Kartierungsexkursion durch die Peeschen Tannen. Hier können sich natürlich auch Nichtvereinsmitglieder gerne einklinken. Es läuft im Prinzip nicht viel anders wie eine öffentliche Lehrwanderung ab. Der einzige Unterschied, für Vereinsmitglieder ist die Exkursion kostenlos, Gäste zahlen 10,00 € p. P., die dem Erhalt des Mykologischen Informationszentrums in Wismar zugute kommen sollen.
Hoffen wir, dass sich das Infektionsgeschehen durch die neuen Maßnahmen und Regelungen verlangsamt und wir im Frühling wieder ungehindert an den Start gehen können. Ich wünsche es uns allen sehr, denn das darf kein Dauerzustand werden, was wir in diesem Jahr erleben. Aber wenn frühestens erst im Jahre 2022 ein Impfstoff zur Verfügung stehen sollte, müssen wir uns wohl noch auf einiges gefast machen.
Zu erfreulicherem: Heute Abend telefonierte ich mit unserer Pilzfreunden Angelika Boniakovski aus Hagebök. Sie war wieder in der Niedersächsischen Heide unterwegs und hat dort ihren ersten Kiefern – Steinpilz ihres Lebens gefunden. Aber nur, weil sie es sich in Gedanken innig wünschte. So hatte der Pilzgott ein Einsehen mit ihr und erfüllte ihr den Wunsch einen Rothütigen Steinpilz in natura erleben b. z. w. finden zu dürfen. Gemeine Steinpilze waren natürlich auch vertreten, aber nur wenige Maronen. Auf dem Rückweg schaute sie noch mal am Fritz – Reuter Stein in der Kalißer Heide vorbei. Nicht viel los, die vorhandenen Maronen waren von schlechter Qualität und unter den Hüten machten es sich oftmals Springschwänze gemütlich.
Bis in den Abend hinein habe ich heute wieder die Frischpilzausstellung erneuert. Die Moosflächen sind nun maximal ausgereizt. Mehr geht nicht! Es liegen 138 Arten auf den Flächen, die bis Sonnabend Abend für 2,00 € in Augenschein genommen werden können. Es war das vorletzte mal. Am Montag wird die letzte Kollektion aufgebracht und dann die Ausstellung auf Winter – Niveau reduziert. Die Fläche für die Frischpilze wird abgebaut. Nicht weil es kein frisches Material mehr gibt, sondern in 4 Wochen ist bereits der 1. Advent. Gestecke stehen auf dem Plan und das Mykologische Informationszentrum verwandelt sich in eine kitschige Weihnachtsstube.
Freitag, 30. Oktober – Zunächst ein ganz herzliches Dankeschön an Christopher Engelhardt aus Lübeck. Er hat sich nochmal mit einigen Pilzfunden unserer Mittwochsexkursion in der Schwinzer Heide beschäftigt. Insbesondere der gelbe Klumpfuß, den ich zunächst im gestrigen Eintrag als Falbblättrigen Klumpfuß im Bild vorgestellt habe. Die mikroskopische Untersuchung nach Bestimmungsschlüssel führte jedoch zu Cortinarius xanthoochraceus. Da ich keinen deutschen Namen gefunden habe, übersetze ich ihn mal der wissenschaftlichen Bezeichnung getreu. Demnach nennen wir ihn mal Ockergelber Klumpfuß. Ein in Deutschland nur sehr selten nachgewiesener Haarschleierling. In M-V existiert bisher nur eine Fundmeldung aus der Müritz – Region. Somit ist es der 2. Nachweis dieser schönen Art für unser Bundesland. Etwas öfter wurde der Pilz im östlichen Brandenburg gemeldet. Siehe im link „Pilzkartierung M-V“.
Vor wenigen Wochen besuchte mich eine sehr wissbegierige und aufgeweckte Chinesin im Info – Zentrum und wir unterhielten uns u. a. über die teuersten und damit wertvollsten Pilze der Welt. Während des angeregten Gesprächs viel mir eine Fernsehsendung ein, die ich vor Jahren auf Video – Kassette mitgeschnitten hatte. Es war eine Folge der Hobbythek, damals noch mit Jean Pütz. Die Sendereihe des WDR habe ich immer sehr gerne geschaut und nun war Thema Pilze angesagt. Insbesondere Vital- und Heilpilze wurden thematisiert. Dort wurde der zumindest noch zur Jahrtausendwende teuerste Pilz der Welt ausführlich vorgestellt. Der Chinesische Raupenpilz. Meine Besucherin kannte nur die asiatische Bezeichnung dieses Vitalpilzes und wir schauten im Internet nach. Sofort stellten wir fest, dass wir beide den selben Pilz meinten. Ich sagte ihr, dass diese Art bei uns leider nicht vorkommt, aber ähnliche durchs zu finden wären. „Wissen Sie was“, sagte sie temperamentvoll, „Ich schicke ihnen mal welche zu. Geben Sie mir bitte ihre Anschrift“.
Den Chinesischen Raupenpilz findet man nur im Himalaja auf 3000 – 5000 Meter, im Tibetischen Hochland. Sie hätte reichlich davon zu hause. Ich hatte es fast vergessen, bis letzten Dienstag, als eine kleine Postsendung im Briefkasten lag. Sie hatte Wort gehalten und eine kleine Probe Ophiocordiceps sinensis zugesandt. Ganz lieben Dank, an die hübsche Frau aus Ostasien, die mir ganz ohne Rechnung einen kleinen Schatz zukommen ließ. Die Pilze gehören zu den Puppen – Kernkeulen. Sie entwickeln sich auf Schmetterlingsraupen der Familie der Wurzelbohrer. Die Fruchtkörper werden im Frühjahr geerntet und sind im Tibetischen Hochland weit verbreitet und häufig. Wegen des wertvollen Naturschatzes hat inzwischen ein beachtlicher Wohlstand in den einst armen, entlegene Orten des Hauptverbreitungsgebietes eingesetzt. Die Menschen leben vom Sammeln und Verkaufen dieses überaus begehrten Pilzes. Trotz der intensiven Sammeltätigkeit in den letzten Jahrzehnten, konnte kein Rückgang der Bestände nicht festgestellt werden. Dieses Faktum belegt einmal mehr, dass das absammeln von Pilzfruchtkörpern kaum einen Einfluss auf die Bestandsentwicklung hat. Das gilt auch für unsere einheimischen Speisepilze. Gerne soll den Pilzsammlern ein schlechtes Gewissen eingeredet werden. Sie sind nicht an den Rückgangstendenzen einzelner Großpilze schuld.
So werden inzwischen laut Wikipedia 140 – 150 Tonnen des Chinesischen Raupenpilzes pro Jahr geerntet und auf den Markt gebracht. Zeitweise wurde 1 Kg dieser Pilze in hoher Qualität für 320 000 Yuan verkauft. Außerdem werden künstlich Mycelien hergestellt und in Form von Pülverchen auf den Mark gebracht.
Der Raupenpilz wird gerne zusammen mit Huhn und Ente gekocht. Er soll den Erfolg der chinesischen Athleten bei den Olympischen Sommerspielen 1992 bewirkt haben. Ferner soll er sich positiv auf verschiedene Organleiden auswirken und auch Rückenschmerzen lindern. Möglich ist auch eine positive Wirkung bei der Behandlung von Tumoren und er fördert das Liebesleben! Ein natürliches Viagra. Aber wie so oft, spielt wohl auch hier der Glaube eine nicht unwesentliche Rolle.
Übrigens ist dieses Tagebuch der 1.111 Artikel, den ich für diese Homepage bisher geschrieben habe. Na dann Prost!