Mittwochsexkursion im Tarnewitzer Urwald
Auch für interessierte Gäste
Das Messtischblatt 2033 = Boltenhagen
Wir begannen heute mit einem neuen Messtischblatt im Maßstab 1:25 000. Dieses wurde geviertelt, so dass 4 Quadranten entstanden, die jeweils an einem Mittwoch abgearbeitet werden sollen. Die Exkursionen dienen vordergründig unserer Großpilzkartierung. Dabei besteht die Möglichkeit für Pilzbegeisterte Menschen daran teilzunehmen um etwas dazu zu lernen und wenn alles gut läuft, kann sogar am Ende eine leckere Pilzmahlzeit mit nach hause genommen werden. Das Ziel im MTB 2033/1 war der Tarnewitzer Urwald. Er ist beispielsweise die Heimat der Holzkohlenpilze.
Holzkohlenpilz (Daldinia concentrica).
Die markante Schlauchpilzart ist in der Umgebung von Boltenhagen weit verbreitet und häufig, während man den Pilz im großen Rest von Nordwestmecklenburg eher selten zu Gesicht bekommt.
Immer wieder boten sich wunderbare Motive um diesen etwas eigentümlichen Vertreter aus dem Pilzreich im Bild festzuhalten.
Das Wetter war zwar sehr aprilfrisch, aber die schon starke Frühlingssonne strahlte ungehindert, so dass die heutige Bestandsaufnahme im Tarnewitzer Urwald für alle drei Beteiligten ein wunderbares Erlebnis war.
Im Längsschnitt zeigen sich die für diesen Schlauchpilz so typischen und namensgebenden, konzentrisch gezonten Srukturen – Daldinia concentrica.
Immer an alten Eichenstubben zu finden und ausnehmend häufig ist der Rotbraune Borstenscheibling (Hymenochaete rubiginosa). 14.04.2021 im Tarnewitzer Urwald.
Auf morschem Laubholz alte Stäublinge aus dem vergangenen Herbst. Sehr wahrscheinlich handelt es sich um Birnen – Stäublinge (Lycoperdon pyriforme).
Dort, wo die jetzt blühenden Buschwindröschen etwas schütter stehen und schwachbrüstiger wirken, ist nicht selten der Anemonen – Becherling (Dumontinia tuberosa) zu finden. Er schmarotzt an den Pflanzen und schwächt sie dadurch.
Die Anemonen waren heute voll erblüht und bildeten prachtvolle Blütenteppiche aus, so weit das Auge reichte.
Aspektbildend und damit recht häufig war heute der essbare Frühlings – Mürbling (Psathyrella spadiceogrisea) vertreten.
Immer wieder urige und Phantasie anregende Baumgestalten im Tarnewitzer Urwald.
Umgestürzte Bäume sind ein gefundenes Fressen für viele Pilzarten. Hier ist es der Gemeine Feuerschwamm (Phellinus igniarius), den wir vorzugsweise an alten, lebenden, wie auch toten Weiden in Gewässernähe finden.
Hier eine besonders gesellige, fast schon büschellige Gruppe von Frühlings – Mürblingen (Psathyrella spadiceogrisea). Das sie zu den Dunkelsporern zählen, ist hier unverkennbar.
Hier sehen wir die Buchen – Kohlenbeere (Hypoxylon fragiforme).
Ein weiterer Pyrenomycet auf toten, noch berindeten Buchenästen, ist das Buchen – Eckenscheibchen (Diatrype disciformis). Die Perithecien entwickeln sich zunächst unter der Rinde und brechen dann aus ihr hervor.
Hier entfaltet sich der Gundermann und schiebt seine frischen Blätter und Blüten aus dem gehaltvollen und feuchten Boden des Erlen – Bruchwaldes.
Auch die Waldveilchen sind erblüht.
Die Stämme vom Schwarzen Holunder wirkten vielfach kalkweis angestrichen. Hier war aber kein Maler am Werk, sondern es handelt sich um den Holunder – Rindenschichtpilz (Lyomyces sambuci).
Von besonderer Freude gekrönt war der Fund dieses Geastromyceten. Es handelt sich um den Kamm – Erdstern (Geastrum pectinatum).
Eigentlich hätten wir zu dieser Jahreszeit den äußerst feinporigen Mai – Stielporling an Laubholz erwartet. Statt dessen sind noch einmal die grobporigen Winter – Stielporlinge (Polyporus brumals) erschienen. Der Kälte sei dank!
An Laubholz – Ästen häufig zu beobachten, der Ablösende Rindenpilz (Cylindrobasidium evolvens).
Diesen Phytoparasiten hat Christopher Engelhardt für uns fotografiert und bestimmt. Es handelt sich um den Hahnenfuß – Rispengrasrost (Uromyces poae).
Auch dieses Krabbeltier hat uns Chris im Bild festgehalten. Wir sehen den Violetten Ölkäfer (Meloe violaceus). Die Käfer ernähren sich von Pflanzen und parasitieren Wildbienen. Sie enthalten das Toxin Cantharidin, dass sie aus ihren Beinen ausscheiden können und auf der menschlichen Haut Blasen und Nekrosen verursachen kann. Der Stoff gilt seit alters her als Aphrodisiakum. Von diesbezüglichen Experimenten ist jedoch dringend abzuraten, denn bei Überdosierung droht der Tod! Der Giftstoff soll früher neben dem Schierling auf Hinrichtungen eingesetzt worden sein. Also ein potenziell tödlich giftiger Käfer!
Sehr filigran zeigt sich die Buchenfruchtschalen – Holzkeule (Xylaria carbophila).
Ahorn – Holzkeule (Xylaria longipes).
Hier die Pilzartenliste von MTB: 2033/1 = Tarnewitzer Urwald: Orangefarbenes Brennnesselbecherchen, Zugespitzter Kugelpilz, Striegeliger Schichtpilz, Birkenblättling, Rotbrauner Borstenscheibling, Schneeweißes Haarbecherchen, Brauner Scharbockskrautrost, Brandkrustenpilz, Grünspan – Becherling, Flacher Lackporling, Birnen – Stäubling, Ahorn – Holzkeule, Anemonen – Becherling, Frühlings – Mürbling, Holzkohlenpilz, Schmetterlings – Tramete, Rotrandiger Baumschwamm, Gemeiner Feuerschwamm, Geweihförmige Holzkeule, Goldgelber Zitterling, Rötliche Buchen – Kohlenbeere, Buchenfruchtschalen – Holzkeule, Buchen – Eckenscheibchen, Stoppliger Drüsling, Holunder – Rindenschichtpilz, Judasohr, Eichen – Rindensprenger, Kamm – Erdstern und Ablösender Rindenpilz.
Wir verabschieden uns vom Tarnewitzer Urwald und einer wunderbaren Mittwochsexkursion.
Wann startet die nächste Mittwochsexkursion? – Siehe unter Termine!