Öffentliche Pilzlehrwanderung
Pilzwandern im Jahr des Grünlings
Sie führte durch die Mordkuhle
Wir haben den Kampf- und Feiertag der Arbeiterklasse heute nicht traditionell mit einer Mai – Kundgebung oder Demonstration begangen, sondern ganz entspannt und losgelöst von Kampfparolen den ergrünenden Frühlingswald auf der Suche nach möglichen Großpilzen des Frühjahrs durchwandert. Auch der befürchtete Mord- und Totschlag im Waldgebiet namens Mordkuhle blieb glücklicherweise aus. Es handelt sich um Laub- und Nadelwald/Forst, durch den sich auch ein kleines Flüsschen namens Teufelsbach schlängelt. Flankiert wird dieser beispielsweise auch vom Burgberg und einem Blocksberg. Nun möchte man meinen, wir befänden uns im Harz, wo Teufel und Hexen ihr Unwesen treiben b. z. w. in der vergangenen Nacht, der Walpurgisnacht, trieben. Aber weit gefehlt, wir befinden uns im tiefsten Mecklenburg. Wer weiß, vielleicht ist es ja ein Außenstützpunkt dieser Märchengestalten. Aber heute war von ihnen nichts zu bemerken. Ich denke, sie befanden sich noch im Harz, denn in der vergangenen Nacht hatten sie dort ihren großen Auftritt. Hoffentlich haben sie sich an die aktuell geltenden Corona – Regeln gehalten. Auch mögliche Mordgesellen waren weit und breit nicht auszumachen. Aber Spaß bei Seite. Wir ließen uns weder von Hexen, Teufeln und Mordbuben einschüchtern und wollten schauen, ob der Wald für uns aus pilztechnischer Sicht etwas zu bieten hat. Ob er uns vielleicht mit Morcheln und Maipilzen beglücken und verzaubern kann. Aber leider Fehlanzeige! Frischpilze gab es kaum, aber dennoch waren wir vom abwechslungsreich strukturierten und hügeligen Privatwaldrevier angenehm überrascht.
Ein Birken – Zungenporling (Piptoporus betulinus) an einem tot (ermordet?) auf dem Waldboden liegenden Birkenstamm.
Während der Birkenporling ausschließlich Birkenholz besiedelt, ist die Rötende Tramete (Daedaleopsis confragosa) weniger wählerisch und nimmt mit verschiedenen Laubhölzern vorlieb. Birkenholz gehört aber zu ihren Lieblingsspeisen.
Dafür hält sich der beliebte Schiefe Schillerporling (Inonotus obliquus), auch Chaga genannt, wieder nahezu ausschließlich an die Birke.
Einen weiteren Spezialisten sehen wir hier. Er steht auf harziges Nadelholz der Kiefer. Unförmiger Weichporling (Skeletocutis amorpha).
Etwas irreführend ist sowohl die deutsche, wie auch die wissenschaftliche Bezeichnung dieses Porlings namens Birken – Blättling (Lenzites betulinus). Neben totem Birkenholz finden wir ihn, so wie hier, mit besonderer Vorliebe an Buchenstümpfen.
Der Mai ist gekommen, die Bäume schlagen aus. Erste Buchen beginnen damit, sich zu begrünen.
Mitten in der Grasnarbe eines Waldweges ein „echter Pilz“ mit Hut und Stiel.
Ein Blätterpilz, bei dem der Stiel oft etwas kurz geraten ist. Der Kurzstielige Weichritterling (Melanoleuca brevipes). Essbar.
Um und auf einem alten, bemoosten Stubben, fanden sich einige, wenige Exemplare des Glimmer – Tintlings (Coprinus micaceus). Nach einem Massenvorkommen auf unserer Pilzwanderung im Schildetal vor zwei Wochen, wurde er von einem unserer Pilzfreunde einem Geschmackstest unterzogen. Ergebnis: vorzüglich, aber ohne Alkohol!
Altfichteninsel im hügeligen Gelände.
Buchenbereich unweit des Teufelsbachs.
Auch hier sind in den letzten Jahren aufgrund des Wassermangels insbesondere höher gelegene Fichtenbereiche vertrocknet und daher gerodet worden. Wir trafen zufällig den Förster des Waldes und er erklärte uns, dass in seinem Wald die Fichte auch in Zukunft eine Chance bekommt. Schonung mit verschiedenen Nadelbäumen (Fichte, Kiefer, Lärche).
Hier wurde der Wald nur ausgedünnt. Vielleicht soll sich natürlicher Aufwuchs einstellen.
Frischer Brandfladen (Hypoxylon deustum) auf einem alten Baumstumpf.
Zwischen jung und alt.
Im Moor am Teufelsbach.
Echter Zunderschwamm (Fomes fomentarius) an Moorbirke.
Wunderbares Moorgelände, aber für Morcheln leider zu torfig!
Dafür fühlt sich am vielen, toten Birkenholz, neben dem Zunderschwamm, auch der Rotrandige Baumschwamm (Fomitopsis pinicola) so richtig wohl.
Der Teufelsbach.
Baumleiche besetzt mit Striegeligen Trameten)
Zahlreiche Ansitze lassen eine hohe Wilddichte vermuten.
Ein Hauch von Mittelgebirge. Der Harz lässt grüßen!
Mordkuhle oder Schweinesuhle? – Sicher beides, denn ein Hochstand ist genau davor postiert. Der Jäger weiß, wo sich das Schwarzwild sauwohl fühlt und dabei Leib und Leben riskiert, ermordet werden kann. Schweinesuhle und Mordkuhle!
Waldwiese am Teufelsbach.
Moosreicher Nadelwald – Hügel. Vormerken für die Maronen – Saison!
Hier darf der Pilzsucher nicht hinein. Aufforstungsflächen dürfen erst betreten werden, wenn die Jungbäume eine Höhe von 4 Metern erreicht haben!
Der Regen vom Vortag hat den Goldgelben Zitterling (Tremella mesenterica) wieder zum Leben erweckt.
Wir verabschieden uns von der Mordkuhle, wenige Kilometer südöstlich von Crivitz. Ein sehr schönes Fleckchen mecklenburgischer Natur!
Wann startet die nächste Pilzwanderung? – Siehe unter Termine!