Mittwochsexkursion bei Beckerwitz
Es ging in den 4. Quadranten von MTB 2033 = Boltenhagen
Zum letzten mal führte uns eine Mittwochsexkursion in das Messtischblatt Boltenhagen. Insgesamt ist das MTB sehr waldarm, so dass besonders im 4. Quadranten höchstens kleinste Waldinseln vorzufinden sind. Grund ist der überaus gute Boden dieser Region, so dass die ursprünglichen Waldflächen der Landwirtschaft weichen mussten. So nutzten wir zu unserer Exkursion den bewaldeten Küstensaum an der Wohlenberger Wiek, zwischen den Campingplätzen „Liebeslaube“ und Beckerwitz.
Besser konnte der Termin für eine Küstenwanderung an der Wohlenberger Wiek kaum gewählt sein, denn Frühlingspilze, allen voran der beliebte Maipilz, sind hier zu hause. Während einer Mittwochsexkursion vor wenigen Jahren konnte ich in dem Gebiet, es war Sommer, zwar keine Maipilze mehr ausfindig machen, dafür mehrere Stellen des Würzigen Tellerlings. Eine Pilzart, die nicht nur optisch dem Maipilz ähnelt, sondern auch gerne dort anzutreffen ist, wo auch der Mairitterling sein zuhause hat. Zwar gab es an diesen Stellen keine Maipilze, aber finden konnten wir sie selbstverständlich trotzdem. Wir, das war außer meiner Wenigkeit, noch unser Pilz- und Vereinsmitglied Phillip Müller. Nur das Wetter meinte es nicht so gut mit uns. Es stürmte und regnete. Aber für uns Nordlichter kein Problem. Gerade auch bei diesem Wetter hat die Ostseeküste ihren ganz besonderen, herben Charm.
Wir starteten an der „Liebeslaube“.
Myxomyceten eröffneten neben einigen Allerwelts – Porlingen den Reigen der heutigen Artenliste. Blutmilchpilz (Lycogala epidendron).
Extremer Lebensraum. Diese Weiden wurzeln nahezu oberirdisch.
Großfamilie „Strubbelpeter“.
Dunkle Wolkenwalzen rauschen heran!
Rotrandiger Baumschwamm (Fomitopsis pinicola).
Wir erreichen den Küstenwald. In diesem Bereich nichts weiter wie eine schmale Baum – Allee.
Ein Relikt des vergangenen Winters. Samtfuß – Winterpilz (Flammulina velutipes).
Auf organischen Abfallstoffen findet sich mitunter in großen Mengen der Blasige Becherling (Peziza vesiculosa).
In zahlreichen Pulks bevölkern diese Becherlinge hier den Waldboden.
Sie quetschen sich teils so dicht aneinander, dass ihre, an sich blasenförmige Gestalt, deformiert wird – Peziza vesiculosa.
So sollten diese zwar essbaren, aber wenig empfehlenswerten Schlauchpilze eigentlich aussehen.
Zahlreiche Hutpilze leuchten gelbbräunlich im frischen grün.
Es sind giftige Grünblättrige Schwefelköpfe (Hypholoma fasciculare). Sie gehören zu den Dunkelsporern.
Diese Exemplare der selben Art waren zuvor dem trockenen Wind ausgesetzt. Ihre Außenhaut verhärtet sich, ist bei weiterer Streckung des Pilzes nicht mehr elastisch genug und die Hutränder biegen sich nach oben und reißen auf.
Pflaumen – Feuerschwamm (Phellinus tuberculosus) an Prunus spinosa.
Sehr ähnlich kommt der Sanddorn – Feuerschwamm (Phellinus hippophaecola) daher. Man beachte das Substrat!
Ganz versteckt in frischem grün konnte Phillip diese tolle Entdeckung machen. Fingerhut – Verpel (Verpa conica). Für ein Foto habe ich den Fruchtkörper etwas standortversetzt.
Und noch etwas näher heran gezoomt, offenbart sich die Schönheit und Eleganz des Fruchtkörpers noch etwas deutlicher.
Das feuchte Wetter hat sie wieder zum Leben erweckt, die Judasohren (Hirneola auricula – judae).
Häutiger Lederfältling (Byssomerulius corium).
Eine Frühlingsexkursion im Küstenwald. Da darf der Maipilz (Calocybe gambosa) natürlich nicht fehlen.
Sturmwolken über der Wohlenberger Wiek. Das war ab jetzt nur noch etwas für Hartgesottene!
Regenschleier nähern sich dem Strand und der Wind erreicht volle Sturmstärke. Zum Glück sind die Bäume noch nicht belaubt!
Phillip stemmt sich dem Wind entgegen.
Der windflüchtende Kiefernkopf oberhalb der Steilküste begrenzt unseren Quadranten. Wir wollten ihn noch mitnehmen, da es der einzige Nadelwald im Kartierungsgebiet ist.
Und tatsächlich konnte Phillip noch eine Art entdecken, die wir auch nur hier finden konnten. Den Bitteren Nagelschwamm (Strobilurus tennacellus).
Hier die Artenliste von MTB 2033/4 – Wohlenberger Wiek: Schmetterlings – Tramete, Blutmilchpilz, Orangefarbenes Brennnesselbecherchen, Zugespitzter Kugelpilz, Sanddorn – Feuerschwamm, Rotrandiger Baumschwamm, Gemeiner Violettporling, Judasohr, Löwengelber Stielporling, Austern – Seitling, Samtfuß – Winterrübling, Blasenförmiger Becherling, Grünblättriger Schwefelkopf, Pflaumen – Feuerschwamm, Fingerhut – Verpel, Lederig – häutiger Fältling, Maipilz, Gemeiner Spaltblättling, Flacher Lackporling, Bovistähnlicher Schleimpilz, Angebrannter Rauchporling, Warziger Drüsling, Rötende Tramete und Bitterer Zapfenrübling.
Wann startet die nächste Mittwochsexkursion? – Siehe unter Termine!