Mittwochsexkursion am 12.05.2021

12. Mai 2021 – Mittwochs- und Kartierungsexkursion

Mittwochsexkursion am Rethmoor

Auch für interessierte Gäste

Sie führte in das MTB 1934/3 – Kaltenhof

Die Topographische Karte (Messtichblatt/MTB) 1934 = Kaltenhof, im Maßstab 1:25 000, war an der Reihe. Der Ort Kaltenhof liegt auf der Ostseeinsel Poel, in der Wismar Bucht. Etwa 80 % des MTB besteht aus Ostsee, so dass nach der Vierteilung der Karte nur im 3. und 4. Quadranten Land zu finden ist. Heute ist es nur ein kleines Dreieck zwischen den Orten Timmendorf und Schwarzer Busch gewesen. Hier kam für uns ein relativ kleiner Streifen des schmalen, bewaldeten Küstensaums in frage, einschließlich des Rehtmoors als östliche Begrenzung. Für eine Frühlingsexkursion genau das richtige, denn selbst Morcheln können neben Schild- und Blassen Pflaumenrötlingen sowie Maipilzen hier beheimatet sein. Morcheln und Blasse Pflaum – Rötlinge konnten wir nicht ausmachen, aber dennoch war es eine frischpilzreiche Frühlingsexkursion. Neben meiner Wenigkeit war noch ein Pilz- und Naturfreund aus Rostock mit dabei.

Info – Tafel zur Insel Poel.

Küstenwanderweg und Eingang zum Rethmoor, dem Beginn unseres Kartierungsgebietes von Schwarzen Busch aus.

Das Rehtmoor.

Die ersten Entdeckungen ließen nicht lange auf sich warten. Die Witterungsbedingungen sind derzeit Ideal für unsere Pilzflora.

Es waren junge Frühlings – Ackerlinge (Agrocybe praecox). Sie sollten sich bald zum Massenpilz mausern.

Mit speziell ausgeklügelter Technik wird ein junger Ackerling für den weißen Hintergrund auf einer Schautafel in Szene gesetzt.

Zahlreiche Pflaumen – Feuerschwämme (Phellinus tuberculosus) an Prunus spinosa.

Junge Schopf – Tintlinge (Coprinus comatus) direkt neben dem Wanderweg.

Durch die jüngsten Regenfälle wieder zum Leben erweckt, der Warzige Drüsling (Exidia plana).

Zwischen Rindenmulch, längst des Wanderweges, eine Gruppe auffälliger Mürblinge. Auffällig für den Kenner dieser Gattung sind die rötlichen Tönungen der Pilze. Es handelt sich um den Purpurbraunen Faserling (Psathyrella bipellis). Eine in M-V und auch im Bundesgebiet recht selten nachgewiesene Art. Einzig um Berlin herum häufen sich Fundmeldungen. Möglicherweise durch Aktivitäten von Erhardt Ludwig, der die Art im Pilzkompendium auch gut abgebildet und beschreiben hat.

Etwas mitgenommen zeigt sich dieser Gelbstielige Dachpilz (Pluteus romellii).

Immer wieder eröffnen sich Seeblicke an diesem graublauen Frühlingstag.

Die erste Welle der Behangenen Faserlinge (Psathyrella candolleana) rollt an. Der zarte, aber oft in großen Mengen auf Holzresten wachsende Mürbling soll als Suppenpilz ganz vorzüglich munden.

Frühlings- oder Voreilende Ackerlinge (Agrocybe praecox) wuchsen auf Rindenmulch nun inselweise in großen Mengen und in allen Entwicklungsstadien. Da die Pilze essbar sind, sammelte ich reichlich von ihnen ein, um sie einem Geschmackstest zu unterziehen, der durchaus befriedigend ausfiel.

Bitte keine Missverständnisse, falls die Hüte der Voreilenden Ackerlinge (Agrocybe praecox) einmal witterungsbedingt rissig – schollig aufgeplatzt sind. Rissige Ackerlinge sind viel heller, ja weiß gefärbt.

Unter Rosengewächsen erscheint nun einer unserer besten Speisepilze, der Schild – Rötling (Entoloma clypeatum).

An den Sandstränden herrscht noch Ruhe vor dem Nach – Corona – Ansturm.

Die Schwäne genießen die Ruhe!

Das feuchte Wetter hat auch die Judasohren (Hirneola auricula – judae) wieder aufleben lassen.

An Laubholz – Stubben ein Allerweltspilz, der auf den bürgerlichen Namen Grünblättriger Schwefelkopf) Hypholoma fasciculare) hört. Giftig!

Die häufigen Regenfälle der letzten Zeit haben auch die Zerfließende Gallertträne (Dacrymyces stillatus) auf den Plan gerufen.

Handelt es sich bei diesem Fund um die Riesen – Gallertträne (Dacrymyces chrysospermus)? Dann wäre es der Erstnachweis dieser Art für Mecklenburg – Vorpommern. Auch im Rest Deutschlands bisher nur wenig nachgewiesen.

Zusammenfließende Kohlenbeere (Hypoxylon cohaerens).

Vielgestaltige Kohlenbeere (Hypoxylon multiforme).

Überständige Rehbraune Dachpilze (Pluteus atricapillus). Sie gehören zu den Freiblättlern.

Schuppige Porlinge (Polyporus squamosus) waren immer mal an totem Laubholz dabei und auch in allen Altersstadien.

An einem Ahorn – Stubben erblicken junge Ahorn – Holzkeulen (Xylaria longipes) das Licht der Welt.

Noch recht gut erhaltene Halskrausen – Erdsterne (Geastrum triplex) aus dem letzten Herbst.

Ebenfalls in einem, noch fotogenen Zustand, befinden sich diese Rötenden Trameten (Daedaleopsis confragosa).

Nicht nur an Eichenholz findet sich ganzjährig der Eichen- oder Herbe Zwergknäuling (Panellus stypticus).

Ein junger Rehbock hat uns noch nicht gewittert.

In der Grasnarbe des Wanderweges ein Halbkugeliger Ackerling (Agrocybe semiorbicularis).

Zwischen mulmigen Holzresten im Waldboden ein Haus – Tintling (Coprinus domesticus).

Maipilze (Calocybe gambosa) waren erwartungsgemäß zahlreich im Angebot und luden zum Sammeln ein.

Frühlings – Glockenschüpplinge (Conocybe aporos) waren recht gesellig dabei.

Hier wird ein Schuppiger Porling vor weißem Hintergrund in Szene gesetzt.

Das Stativ ist mit einem beweglichen Halterungsarm ausgestattet und ein Taschenmesser tut das Übrige.

Auch der Kochtopfmykologe war am Ende zufrieden.


Hier die Artenliste von MTB: 1934/3 – Küstenwald Insel Poel: Frühlings – Ackerling, Orangefarbenes Brennnesselbecherchen, Zugespitzter Kugelpilz, Pflaumen – Feuerschwamm, Schopf – Tintling, Frühlings – Mürbling, Goldmistpilz, Warziger Drüsling, Samtfuß – Winterpilz, Judasohr, Grünblättriger Schwefelkopf, Holunder – Rindenschichtpilz, Zerfließende Gallertträne, Brandkrustenpilz, Maipilz, Schuppiger Porling, Riesenbovist, Glimmer – Tintling, Vielgestaltige Kohlenbeere, Rehbrauner Dachpilz, Geweihförmige Holzkeule, Goldgelber Zitterling, Ahorn – Holzkeule, Halskrausen – Erdstern, Rötende Tramete, Eichen – Zwergknäuling, Halbkugeliger Ackerling, Haus – Tintling, Schild – Rötling, Frühlings – Glockenschüppling, Bovistähnlicher Schleimpilz, Buckel – Tramete, Striegeliger Schichtpilz, Purpurbrauner Faserling und Zusammenfließende Kohlenbeere.


Wann startet die nächste Mittwochsexkursion? – Siehe unter Termine!