Mittwochsexkursion auf der Insel Poel
Auch für interessierte Gäste
MTB: 1934/4 war an der Reihe
Schon war der letzte Quadrant des Messtischblattes Kaltenhof an der Reihe. Der nordöstliche Küstensaum der Insel Poel, zwischen Schwarzer Busch und Gollwitz. Einbezogen war auch der alte Eichenpark am Schwarzen Busch, der besonders auch im Sommer mit einer artenreichen Großpilzflora aufwarten kann. Ansonsten ging es den Küstenschutzwald entlang, der oft ein reichhaltiges Angebot an Frühlingspilzen anzubieten hat. Außer meiner Wenigkeit waren auch noch unsere Vereinsmitglieder Christopher und Phillipp mit von der Partie. Das Wetter war bestens. Das Frischpilzaufkommen habe ich zu dieser Jahreszeit hier schon etwas vielseitiger erlebt, aber das kalte Wetter in diesem Frühling hielt einige Arten dann doch noch zurück. Dafür ist es nicht zu trocken und wir haben dadurch durchaus bessere Bedingungen wie in den Vorjahren. Hier einige Impressionen von unserer Exkursion an der Nordostküste der Insel Poel.
Wir starteten im weitläufigen Eichenpark in Schwarzen Busch.
In der Rasenfläche einige Heu – Düngerlinge (Panaeolus foenisecii).
Die Sporen bei den Düngerlingen reifen unterschiedlich. Dadurch entsteht das gescheckte Muster auf den Lamellenflächen.
Zunächst für einen Risspilz gehalten, zeigte sich schnell unser Irrtum beim herumdrehen des ersten Fruchtkörpers. Ein Haarschleierling (Cortinarius spec.) unter Eichen. Letztendlich blieb ungeklärt, um welche Art es sich handelt.
Auffällig sind die breiten, entfernt stehenden, weißschneidigen Lamellen.
Weniger Kopfzerbrechen bereitete uns die Hochgerippte Becherlorchel (Helvella acetabulum).
Aber gleich bei der nächsten Aufsammlung wurde es wieder kriminell. Noch ein Vertreter aus der Gattung Cortinarius und dazu noch mit relativ unscheinbaren Merkmalen.
Möglich wäre ein Vertreter der Hautköpfe, eventuell auch Gürtelfüße.
Wir haben den nahezu menschenleeren Ostsee – Strand erreicht.
Dank der ganzjährig hohen Luftfeuchtigkeit fühlen sich Judasohren (Hirneola auricula – judae) hier sichtlich wohl.
An totem Laubholz ein Sklerotien – Stielporling (Polyporus tuberaster).
Phillipp hat den nächsten Fund entdeckt. Wieder an totem Laubholz.
Nahezu die gesamte Unterseite des alten Holzknüppels war von braunem Filz überzogen. Dieser Myzel – Filz wird Ozonium genannt und aus ihm sprießen die Haus – Tintlinge (Coprinus domesticus).
Ebenfalls auf am Waldboden liegendem Moderholz wuchsen diese Schlauchpilze. Es dürfte sich, auch nach Christopher Engelhardts mikroskopischer Untersuchung, um Riesenbecherlinge (Peziza varia) im weiteren Sinne handeln.
An noch stehender Pappel und dessen Rinde der Violette Knorpelschichtpilz (Chondrosteruem purpureum).
Zunächst als Frühlings – Mürbling angesprochen, störte mich aber etwas an dieser Kollektion. Besonders die Lamellenfarbe erinnerte mich an den Aschgraublättrigen Mürbling (Psathyrella tephrophylla), den ich bei dieser Aufsammlung für wahrscheinlicher halte. Siehe Pilzkompendium E. Ludwig, Bd.2 – 98.71.
Ein nach frischen Gurken riechender Schuppiger Stielporling (Polyporus squamosus).
Etwas Zwiespältig kommen diese Dachpilze daher. Sie wiesen Rettich – Geruch auf und wir haben sie, trotz der Grauanteile im Hut, zu den Rehbraunen Dachpilzen (Pluteus atricapillus) gestellt.
Gemeine Trompetenschnitzlinge (Tubaria furfuracea) nach einer Mineralwasser – Dusche. Wie ein Chamäleon ändern sie ihre Färbung in Bruchteilen von Sekunden vom aus ausgeblichenen weißlich in ihre bräunliche Ursprungsfarbe.
Diese fleischfarben sporenden Blätterpilze haben wir als Graubraune Dachpilze (Pluteus cinereofuscus) bestimmen können.
Schließlich artete unsere Kartierungsexkursion noch in eine Sammelaktion aus, als wir den vor etwa 15 Jahren von Irena entdeckten Hexenring von Maipilzen wiederfanden. Ich hatte ihn einige Jahre aus den Augen verloren. Mit 15 – 20 Metern im Durchmesser ist er der umfänglichste Hexenring von Maipilzen, den ich bisher zu Gesicht bekommen habe. Zu den beiden Vertretern dürfen mindestens noch 2 Nullen angehängt werden.
Glimmer – Tintlinge (Coprinus micaceus) brechen durch die Rinde eines liegenden Baumes. Das ist eher ungewöhnlich. Kennen wir die Pilze doch sonst um Stubben herum.
Ruhig liegt die Ostsee am Abend des 19. Mai 2021 – Die Ruhe vor dem Sturm?
Christopher Engelhardt hat uns diesen Gras – Schaftpilz (Epichloe typhina) näher gebracht. Bei der Beschäftigung mit Phytoparasiten ist Kräuterkunde vorauszusetzen. So muss hier auch die Grasart bekannt sein, um den Pilze richtig zuzuordnen.
Beim Giersch ist es schon etwas einfacher: Giersch – Rost (Puccinia aeogopodii). Foto und Bestimmung Chris Engelhardt.
Und das Beste zum Schluss. Zwar kein Pilz aber Chris war von diesem flatterhaften Gesellen absolut angetan. Der Bergahorn – Samenwickler (Pammene regiana).
Dieser Schnappschuss ist Chris Engelhardt nicht ganz nebenbei gelungen. Er zeigt einen Sandregenpfeifer (Charadrius hiaticula). Chris schreibt dazu: Der Sandregenpfeifer brütet bei uns an flachen Stränden mit kleinen Steinen; bei uns ist er gefährdet, da man seine Eier zwischen den Steinen am Strand kaum sieht und er daher für Störungen wie z. B. touristische Nutzung der Strände sehr anfällig ist.
Eine Schauerlinie naht am westlichen Horizont. Zeit zum Ende zu kommen.
Der Korb ist gut gefüllt. Maipilze vom feinsten!
Im letzten Sonnenlicht noch schnell ein Erinnerungsfoto, inszeniert von Chris Engelhardt, rechts im Bild.
Hier die Artenliste von MTB 1934/4 – Park und Küstenwald der Insel Poel: Heu – Düngerling, Grünblättriger Schwefelkopf, Maipilz, Hochgerippte Becherlorchel, Judasohr, Giersch – Rost, Orangefarbenes Brennnesselbecherchen, Zugespitzter Kugelpilz, Schmetterlings – Tramete, Striegeliger Schichtpilz, Blattstiel – Spaltbecherling, Riesenbovist, Vielgestaltige Holzkeule, Bovistähnlicher Schleimpilz, Scharbockskraut – Rostpilz, Flacher Lackporling, Warziger Drüsling, Sklerotien – Porling, Rehbrauner Dachpilz, Blutmilchpilz, Glimmer – Tintling, Geweihförmiger Schleimpilz, Geweihförmige Holzkeule, Angebrannter Rauchporling, Riesen – Becherling, Violetter Knorpelschichtpilz, Schuppiger Stielporling, Gemeiner Trompetenschnitzling, Graubrauner Dachpilz, Aschgraublättriger – Mürbling und Gras – Schaftpilz.
Wann startet die nächste Mittwochsexkursion? – Siehe unter Termine!