Öffentliche Pilzlehrwanderung
Pilzwandern im Jahr des Grünlings
Sie führte durch die Friedrichsthaler Forst
Nicht das erste mal war die Friedrichsthaler Forst, am langgezogenen Neumühler See, das Ziel einer von Wismar aus geführten Pilzwanderung. Wir waren hier schon zu unterschiedlichen Jahreszeiten unterwegs (Frühling, Sommer und Herbst). Nun ist es mal wieder zur warmen Jahreszeit und wir wollen einmal schauen, was uns der Hochsommer hier bereit hält. Wichtig ist natürlich die Vorwitterung mit entsprechenden Niederschlägen. Dann kann es hier auch Anfang August schon sehr vielversprechend werden. Nicht nur die Mykophagen können einiges erwarten, nein, auch der Hobby – Mykologe ist hier nicht selten mit Begeisterung unterwegs. Insbesondere die teils steilen Hangterrassen zum Neumühler See hinunter beherbergen oft eine außergewöhnliche Artenvielfalt, teils auch von sehr seltenen Pilzen. So gibt es hier beispielsweise auch den in unserem Bundesland sehr seltenen Semmelporling. Dieser war heute leider nicht vertreten. Auch die klassischen Speisepilze waren kaum dabei. Dafür verschiedene Täublinge, ein gigantischer Schillerporling und einiges mehr. Die kleine Truppe hatte viel Spaß und Freude und wer wollte, konnte am Ende auch einiges im Sammelkorb vorfinden.
Wir starteten.
Junge Eichen – Wirrlinge (Daedalea quercina) auf einen Eichenstubben.
Gerne an trocken liegenden Buchenstämmen findet sich der Gemeine Spaltblättling (Schizophyllum comune).
So wie diese gestürzte Rotbuche, an dem ich den Pilz auch gefunden habe. Im wesentlichen war der Baumstamm aber von Birken – Blättlingen besiedelt. Dieser könnten aber anders herum genauso Buchen – Blättling genannt werden, da er sehr gerne die Buche besiedelt. Laubholz – Blättling wäre weniger verwirrend und so wird der Pilz auch oft schon bezeichnet.
Eine Badestelle unterhalb der steilen Hangterrassen zum Neumühler See.
Badestelle mit Ausblick.
Hier dürfte es sich um den Rotbuchenrinden – Kugelpilz (Biscogniauxia nummularia) handeln.
Essbar ist der Lungen – Seitling (Pleurotus pulmunarius). Der Holzbewohner hat sich in den letzten Zeit stark ausgebreitet in Mecklenburg.
Der Dickschalige Kartoffel – Hartbovist (Scleroderma citrinum) ist giftig!
Ein junger Grüner Knollenblätterpilz (Amanita phalloides) schiebt sich aus seiner Eihülle. Vorsicht beim Sammeln von jungen Stäublingen und Bovisten!
Samtfuß – Krempling (Paxillus atroromenrosus). Wir finden ihn immer an Nadelholz. Der hübsche Pilz gehört zu den weniger empfehlenswerten Arten.
Ein großer, untersetzter und mild schmeckender Täubling des besseren Laubwaldes ist der Kurzstielige Leder – Täubling (Russula curtipes). Um die vertiefte Hutmitte bei trockenem Wetter etwas bereift.
Die großen Leder – Täublinge gehören zu den Ockersporern.
Die beliebten Röhrlinge waren heute nur durch einige Filzröhrlinge vertreten. Hier sehen wir einen Rotfuß – Röhrling (Xerocomus chrysenteron).
Rötliche Kohlenbeere (Hypoxylon fragiforme) auf Buchenrinde.
Der Dickblättrige Schwarztäubling (Russula nigricans) kann als ergiebiger Mischpilz mitgenommen werden. Sein Fleisch rötet zunächst und wird im Verlauf schwarz.
Große Flecken des Ordenskissen – Mooses zogen die Aufmerksamkeit auf sich.
Schattenspiele im Neumühler See.
Ein riesiger Flacher Schillerporling (Inonotus cuticularis) begeisterte uns auf ganzer Linie. So ein Prachtstück bekommt man wirklich nicht alle Tage zu Gesicht. Er befindet sich gerade in einer intensiven Wachstumsphase und nutzt natürlich das Wasser als Transportmittel für die Nährstoffzufuhr. Dieses wird schließlich wieder ausgeschwitzt.
Die kandiesfarbenen „Schweißperlen“ werden Gutationströpfchen genannt.
Ein wirklich beeindruckendes Gebilde.
Der Harte Zinnobertäubling (Russula rosacea) kann wie viele andere Täublinge auch entfärben und das schöne Zinnoberrot verblasst zu einem schmutzigen Gelb bis hin zu sahneweißlich. An seiner Härte (Festfleischigkeit) kann er jedoch ziemlich sicher erkannt werden.
Der Gemeine Wurzelrübling (Xerula radicata) gehört zu den Weißsporern. Seine Lamellen bleiben auch bei der Reifung immer blassweißlichgrau.
Der Graubräunliche Hut des Wurzelrüblings ist schleimig und gerunzelt. Die Hüte können einem Mischpilzgericht zugeführt werden, die bewurzelten Stiele sind strohig.
Die Wurzel kann noch viel länger sein und der Stiel wesentlich schlanker und hochbeiniger.
Spindellig bewurzelt sind auch die Stiele des Spindelligen Rüblings (Collybia fusipes). Falls man die Pilze im Mischgericht verwenden möchte, sollte man darauf achten, das sie auch wirklich jung und frisch sind.
Der Spindellige Rübling (Collybia fusipes) wächst meist büschellig am Fuße alter Eichen und deren Stubben.
Dieser Anblick lässt natürlich das Herz des Kenners höher schlagen. Grüngefelderter Täubling (Russula virsecens).
Wie ein Steinpilz schiebt sich dieser gedrungene Täubling aus dem Waldboden. Leider ist er im Gegensatz zum Steinpilz kein Massenpilz und man entdeckt am Standort oft nur wenige Exemplare. Ausgezeichneter Speisepilz!
Ein weiterer Edelpilz aus der umfangreichen Gattung der Täublinge ist der Frauen – Täubling (Russula cyanoxantha).
Rötlicher Wurzeltrüffel (Rhizopogon roseolus). Wurzeltrüffel sind unter Nadelbäumen keine Seltenheit, sofern der sandige Boden kalkhaltig genug ist. Oft brechen sie mit ihrem Scheitel aus dem Erdreich hervor und können daher leicht gefunden werden.
Die Gleba ist im Gegensatz zu echter Trüffel schwammig weich und fängt bei Reifung an knoblauch-, bis urinartig an zu stinken. Dieses Exemplar stank fürchterlich!
Eichen – Filzröhrling (Xerocomus quercinus). Röhrlinge gab es recht wenige und sie standen heute auch kaum auf der Fahndungsliste der Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Täublinge waren angesagt, schon wegen ihrer bissfesten Konsistenz.
Dem entsprechend bunt sah es heute auch in den Körben aus.
Zur Erinnerung an unsere Wanderung am Neumühler See im Sommer des Jahres 2021.
Wann startet die nächste Pilzwanderung? – Siehe unter Termine!