Pilzseminar in der Märkischen Schweiz
Im Umweltzentrum Drei Eichen
17. – 19. September 2021 Umweltzentrum Drei Eichen bei Buckow, im Naturpark Märkische Schweiz: http://www.dreichen.de
Oliver Justus hatte die Idee zu unseren Seminaren in Märkisch Oderland b. z. w. der Märkischen Schweiz. Bei ihm laufen alle Fäden in punkto Organisation zusammen.
Das Seminar setzte sich wieder aus Theorie und Praxis zusammen, wobei das Praktische in Form von Exkursionen und anschließender Bestimmungsarbeit im Fokus stand. Dafür bietet die waldreiche Umgebung (Das Objekt befindet sich mitten im Wald) in vielfältiger Weise hervorragende Rahmenbedingungen. Über Laub- und Nadelforste b. z. w. Wälder bis hin zu heideartigen Bereichen mit Sanddünenformationen und Orchideen – Wiesen sowie bewaldete Moor- und Seeuferbereiche. Bereits im letzten Jahr, ebenfalls im September, fand hier ein Pilzseminar statt und entgegen aller Erwartungen, wegen vorausgegangener Trockenheit, überraschte uns eine vielseitige und außergewöhnliche Pilzflora. Siehe unter: „Seminar in der Märkischen Schweiz„. Wir waren begeistert und ganz besonderen Dank gilt an dieser Stelle unserem Organisator Oliver Justus, der alle Fäden zum Gelingen dieser wunderbaren Veranstaltung auch in diesem Jahr fest in den Händen hielt. Ein großes Dankeschön auch an das Team des Umweltzentrums Drei Eichen.
Eine Gruppe leckerer Riesen – Champignons (Agaricus augustus) begrüßte uns direkt vor dem Eingang zum Umweltzentrum Drei Eichen und signalisierte uns, dass wir mit Frischpilzen rechnen dürfen.
Organisator Oliver Justus spricht einige begrüßende Worte und eröffnete unser kleines Wochenendseminar am Freitag Nachmittag ganz offiziell.
Pilze auch auf dem Seminar – Gelände. Hier sind es Würzige Tellerlinge (Rhodocybe truncata). Sie sollten noch Gegenstand einer Pilzverkostung werden.
Rosabraune Lamellen, Ring, in diesem Falle eher eine Manschette, und besonders zur Stielbasis hin gilbendes Fleisch. Das weißt auf einen Egerling hin.
Waldbewohner, vor allem unter Eichen (wir befinden uns ja in Drei Eichen) und grobe, braune, angedrückte Schuppen auf dem Hut, sind zusätzlich ein deutlicher Hinweis auf die gefundene Art. Übrigens duftet der Pilz nach Anis. Breitschuppiger Champignon (Agaricus lanipes). Egerling = Champignon.
Etwas nicht alltägliches stellt der Rotstielige Rübling (Collybia marasmioides) dar. Ähnlich einem Waldfreund – Rübling, aber mit dunkel – rotbraunen Stielen. Ungenießbar.
Auch die Douglasien – Röhrlinge (Suillus lakei) befanden sich an ihrem angestammten Platz aus dem letzten Jahr.
Aufbruch zur ersten Exkursion am Sonnabend, kurz nach 09.00 Uhr.
Und schon wieder Würzige Tellerlinge (Rhodocybe truncata) in Mengen. Es kam der Gedanke auf, eine Verkostung durchzuführen, da die These im Raum stand, die Pilze wären eigentlich gar nicht so würzig, sondern eher bitter. Fazit: ja, durchaus bitterlich, aber trotzdem würzig.
Der Grobschollige Riesenschirmpilz (Macrolepiota konradii).
Das Eselsohr (Otidea onotica) erlebt in diesem Jahr einen starken Aspekt und durfte daher auch in der Märkischen Schweiz nicht fehlen.
Welch ein andächtiger Moment!
Soll es sich um die Grünende Fichten – Koralle (Ramaria abietina) handeln? Mit viel Phantasie vielleicht!
Der Blick in dieses Körbchen verheißt nichts gutes und ruft nach dem Fachmann.
Ein schöner Fund waren diese Rötenden Wachstrichterlinge (Cantharellula umbonata). Wir finden sie in Gruppen in feuchten, moosreichen und sauren Nadelforsten.
Mitten im Moos eines Waldweges stand er endlich. Der 1. Steinpilz (Boletus edulis).
Der Steinpilz ist zwar hübsch, aber diese Pilzfreundin grübelt vielmehr, um welchen, eher filigranen Hutträger, es sich in ihren Händen handeln könnte.
Schnell noch ein Bild machen, bevor der Steinpilz fachgerecht geerntet wird. Da haben die Kleinsten doch ganz andere Sorgen.
Steinpilze fachgerecht ernten, bedeutet nicht abschneiden, sondern heraus drehen und den Stiel mit einem Messer säubern oder bei Madenbefall stutzen. Das filigrane Pilzchen ist übrigens ein Amiant – Körnchenschirmling.
Buckel – Täubling (Russula caerulea). Typisch für solch saure Kiefernstandorte.
Schneckling oder Schwindling?
Junger Hallimasch (Armillaria spec.) im Umfeld einer alten Birke. Klar, dass hier sogleich die Messer gewetzt wurden.
Mit brachialer Gewalt wird diesem Edel – Reizker (Lactarius deliciosus) gedroht. Es wird wohl eine blutige Angelegenheit.
Wie Blumengebilde anmutend, brechen gerade diese Erdsterne aus ihrem Substrat heraus.
Stark giftige Fleischrosa – Schirmpilze (Lepiota subincarnata).
Und wie so oft und wie es auch sein sollte, zum Schluss der Eröffnungsexkursion noch ein ganz besonderer Fund am Stamm einer alten Ulme. Der Ulmen – Holzrasling (Lyophyllum ulmarium). Leider nur ein Einzelexemplar.
Die Fundstücke werden auf Papptellern ausgebreitet.
Und die Würzigen Tellerlinge für die Verkostung vorbereitet.
Tellerlinge gehören auf einen Teller, wohin auch sonst!
Und schon sind wir wieder unterwegs.
Die Müncheberger Flugsanddüne.
Und nun geht es wieder diese Waldschneise mit ihrem Trockenrasen und Orchideenwiese entlang. Im vergangenen Jahr ein wahre Fundgrube von teils seltenen Arten.
Und es geht auch gleich gut los. Der Rosenrote Schönkopf (Calocybe carnea) ist schon eine schöne, beachtenswerte Art und nah mit dem Maipilz verwandt.
Der Hasen – Stäubling (Calvatia utriformis) ist eine Charakterart solcher Trockenstandorte. Der große Bauchpilz ist jung essbar. Er muss Druckfest, innen weiß und schnittig sein.
Stets unter Kiefern und auf sandigen, aber eher basischen Böden, finden wir den Bluttäubling (Russula sanguinea). Ein scharfer Sprödblättler.
Hier eine besonders schöne Missbildung beim Bluttäubling mit Kussmund!
Ein sehr schöner und großer Ockersporer ist der Braune Ledertäubling (Russula integra) des sandigen Nadelwaldes.
Nach gezielter Suche haben wir auch wieder den Kleinsten Erdstern (Geastrum minimum) entdeckt. Bereits im Vorjahr begeisterte uns dieser Winzling, den Christopher Engelhardt damals akribisch untersucht und entsprechend bestimmt hatte.
Auf moosigen Wiesen findet sich nicht selten der Gelblichweiße Helmling (Mycena flavoalba).
Und dann endlich auch der erste Saftling.
Es handelt sich um den recht häufigen Schwärzenden Saftling (Hygrocybe nigrescens).
Hier sehen wir den Weißen Schirmling (Lepiota alba). Typisch ist der leicht gelbliche Hutscheitel und diese Färbung findet sich auch im unteren Stielbereich wieder.
Flaumiger Milchling oder Blasser Zottenreizker (Lactarius pubescens). Immer unter Birken und durch seine Schärfe ungenießbar.
Hier sehen wir den Stumpfen Saftling (Hygrocybe chlorophana). Er wächst auf Wiesen, Weiden, grasigen Wäldern und auf Heiden.
Stumpfer Saftling (Hygrocybe chlorophana var. aurantiaca) in seiner orangen Form.
Eine leicht kenntliche Art aus dieser, an sich komplizierten Gattung, ist der Spitzgebuckelte Saftling (Hygrocybe persistens).
Wir finden ihn auch unter der wissenschaftlichen Bezeichnung Hygrocybe acutoconica. Ein noch relativ häufiger Wachsblättler auf Wiesen, Trockenrasen und Dünen.
Und auch in diesem Jahr war er wieder dort, der Blaugrüne Zärtling (Entoloma incanum). Pilz des Jahres 2013.
Diese Wachsblättler begeisterten uns ganz besonders. Wuchsen sie doch in größerer Menge und erinnern durch ihr plastisches, fleischiges Aussehen an den Wiesen – Ellerling. Und so dürfte es sich auch um den Weißen Wiesen – Ellerling (Cuphophyllus borealis) handeln. Eine seltene Art, die ich hier das erste mal bewusst gefunden habe.
Weißer Wiesen – Ellerling (Cuphophyllus borealis). Essbar, aber nur wenn einem keine andere Nahrung zur Verfügung steht, um dem Hungertod zu entkommen.
Apothezien der Gattung Peziza. Näheres unter dem Mikroskop.
Und nochmal Saftlinge (Hygrocybe spec.).
Zur genauen Bestimmung sollte auch hier das Mikroskop heran gezogen werden. Erdzunge aus der Gattung Geoglossum.
Diese fleischigen und attraktiven Blätterpilze wuchsen am Waldrand in großen Mengen. Für mich war es nach vielen Jahren ein Wiedersehen mit dem Großen Rettich – Fälbling (Hebeloma edurum). Eine seltene Fälblings – Art, die allerdings ungenießbar ist.
Und hier der stattliche Pilz noch einmal in der Nahaufnahme.
Zu diesen Haarschleierlingen (Cortinarius spec.) habe ich noch keine gute Idee.
Der Kuhrötliche Schönkopf (Calocybe civils) ist in sandigen Nadelwäldern in manchen Jahren keine Seltenheit.
Schönköpfe erinnern habituell an Ritterlinge (Mai – Ritterling). Gut ist hier auch der für diese oft so typische Burggraben zu erkennen.
Fundbesprechung am Abend.
Auch der Geruch spielt bei der Pilzbestimmung oft eine große Rolle.
Wie doch die Zeit vergeht. Schon ist Sonntag morgen und wir starten zu unserer Abschlussexkursion.
Laubholz – Harzporlinge (Ischnoderma resinosum) an einer toten Rotbuche.
Violettlich durchgefärbtes Fleisch zeigt der Papagei – Täubling beim Abziehen seiner Huthaut.
Zimtbrauner Hautkopf (Cortinarius cinnamomeus).
Eine schöne Gruppe von Gelben Knollenblätterpilzen (Amanita citrina var. alba) in ihrer weißen Variante. Geruch nach Kartoffelkeller beachten! Leicht giftig.
Ein ansehnlicher Steinpilz.
Zwar haben sich die Schnecken schon ein wenig gütlich getan, aber ansonsten noch ganz in Ordnung.
Grünblättrige Schwefelköpfe (Hypholoma fasciculare). Giftig!
An Nadelholz zeigt sich hier der Wilde Hausschwamm (Serpula himantioides).
Ein junger Birkenpilz (Leccinum scabrum) wie aus dem Bilderbuch. Er wird heute ein kleines Abendbrot in Dresden bereichern.
Und das war die bunte Truppe, die in das Umweltzentrum Drei Eichen, in der Märkische Schweiz, zu unserem kleinen Pilzseminar aus nah und fern angereist war. Wir bedanken uns sehr herzlich bei Oliver Justus und dem Team von Drei Eichen, die uns dieses schöne und lehrreiche Wochenende möglich machten. 19. September 2021. Foto: Doreen Justus.
Eine Neuauflage ist für 2022 angedacht. Siehe unter Termine!