Wetter und Pilze im Raum Nordwestmecklenburg
Tagebuch Wetter und Pilze August 2021
Sonntag, 01. August – Mit einer Vereinsexkursion der Gruppe der Pilzfreunde innerhalb der Gemeinnützigen Gesellschaft Wismar e.V. startete der Steinpilz – Wismar heute in den August. Ab August geht es auch allmählich in die Hochsaison, die in der Regel ab Mitte des Monats beginnen kann. Bis dahin befinden wir uns noch im Sommer – Aspekt und die heutige Tour führte uns durch das Düsterhorn zwischen den Ortschaften Wedendorf und Othensdorf, unweit der Mecklenburgischen Kleinstadt Rehna. Das Mischwaldgebiet gehört zum Naturraum Hügelland mit Stepenitz und Radegast. Neben Buchenwald und Fichtenarealen sind hier auch Walzenseggen Erlen – Bruchwald, Wurmfarn Erlen – Bruchwald und Erlen – Grauweidengebüsche integriert. Wie unschwer zu vernehmen war, fühlen sich hier auch die Kraniche wohl. Uns interessierte natürlich in erster Linie der Bestand an Großpilzen, denn Vereinsexkursionen stehen nicht nur für kulinarische Interessen, sondern sollen in erster Linie der Pilzkartierung dienen. Neun Pilzfreunde und Gäste nahmen daran Teil. Das Aufkommen an Frischpilzen hielt sich jedoch zurück. Wir erlebten vor allem einen Halsband – Schwindlings – Aspekt. Für die Küche war nicht viel zu holen, aber zumindest im Hinblick auf unsere Bestandsaufnahme wurde dies und jenes und auch einiges interessantes gefunden. Wie gewohnt, folgt ein gesonderter Bericht in Kürze.
Am Abend fuhr ich noch nach Keez, da Sohn Jonas von mir eine wichtige Unterschrift zum Beginn des neuen Schuljahres benötigte. Wie die Kinder so sind, erst auf dem letzten Drücker! Als Dankeschön, und das fand ich doch recht bemerkenswert, bot er mir an, noch zu einer kleinen Pilzwanderung in den abendlichen Wald mitzukommen. Bemerkenswert deshalb, da er sonst kaum zu derartigen Aktivitäten überredet werden kann. Das fand ich natürlich richtig toll! Er hatte wohl ein schlechtes Gewissen und wollte mir mal eine Freude machen, da er sonst meist meine diesbezüglichen Angebote dankend ablehnt und sich lieber mit „Kumpels“ am Computer vernetzt. Als Kind hätte ich Freudensprünge gemacht, beim Angebot, mit in den Wald auf Pilzsuche zu kommen. So ändern sich die Zeiten!
Wie dem auch sei. Viel Zeit hatten wir nicht mehr, denn im August geht bereits gegen 21.00 Uhr das Licht im Gehölz aus. Zunächst besuchten wir einen Eichen – Jungwald bei Golchen. Sauer und in manchen Jahren eine gute Adresse für Fans der beliebten Eierschwämme. Oft auch gut für einige Steinpilze und durch eingestreute Birken, für Birkenpilze. Aber nichts der Gleichen. Vereinzelt mal ein Perlpilz, Scheidenstreifling oder Täubling. Meist aber nur Fragmente dieser, da die Schnecken das nasse Wetter richtig toll fanden und ihnen wohl auch sonst ständig der Magen knurrt. Nun, das war eine Luftnummer und für Jonas wenig befriedigend. Gerne hätte er mal wieder Pfifferlinge gegessen und selbst gesammelte schmecken natürlich um so besser. Mir fiel dann noch, die Zeit drängte ja, meine düstere, kalkreiche Buchenwald Stelle im Kaarzer Holz, wo ich im Juli schon einmal eine satte Ernte von Blassen Laubwald – Pfifferlingen einfahren konnte, ein. In der Regel suche ich diese Lokalität nur einmal im Jahr auf und lasse sie dann in Ruhe. Ich dachte mir, vielleicht ist ja doch noch der eine oder andere blasse Eierschwamm nachgewachsen. Jonas kannte die Stelle noch gut, da ich vor Jahren schon einmal mit ihm hier eine reiche Ernte einfahren konnte. Ich hatte jedoch für heute Abend nicht mehr viel Hoffnung. Aber falsch gedacht b . z. w. gehofft. Schon von weitem sah Jonas die gelbe, fette Pracht leuchten. Angeordnet, zum Teil wie auf einem Parademarsch. Das hätte ich nicht gedacht, dass hier noch eine 2. Welle erschienen ist.
Nun, wir hatten in diesem Gebiet über Wochen verteilt mehrere ergiebige Starkregenereignisse und nach den letzten, oft viel zu trockenen Sommern, holen sie in diesem Jahr anscheinend versäumtes nach. Ein Wunder, dass die Schnecken es dazu überhaupt kommen ließen. Die haben hier inzwischen allerdings ein reichhaltigeres Angebot an Frischpilzen und können sich an den riesigen Rotstieligen Leder – Täublingen, Frauen – Täublingen und Stinktäublingen gütlich tun. Die munden sicher auch den Schnecken, wenigstens zum Teil, viel besser. Rohe Pfifferlinge sind jedenfalls nicht gerade der Hit, zubereitet, dass heißt geschmorrt, allerdings schon. Und so gab es am Abend eine Pfifferlings – Pfanne für uns beide und der Rest landet auf dem Dörrgerät, um daraus leckeres Würzpulver herzustellen.
Montag, 02. August – Die Pfifferlings – Pfanne von gestern Abend werde ich natürlich, trotz aller Spontanität, in die Rubrik meiner Pilzverkostungen aufnehmen. Obwohl, Pfifferlinge waren die einzigen Waldpilze, überhaupt die einzigen Pilze, die in meiner Kindheit jemals auf den Tisch kamen. Bei Oma, Tante und Onkel in Demen, bei Crivitz, wurden sie damals gesammelt. Gar nicht weit entfernt vom Kaarzer Holz. Es waren die einzigen Speisepilze, denen man traute und die man sicher kannte. Deshalb war mir klar, dass Pfifferlinge den Geschmack meiner Kindertage zurück bringen und das in der Verkostung bereits vorher der Daumen hoch geht.
Ich hatte in den großen Ferien nicht nur an den umliegenden Seen gerne geangelt, nein, auch der Wald mit seinen Pilzen reizte mich schon damals und zog mich magisch an. Ich erinnere mich noch an einen Hochsommertag, an dem ich in der Getreideernte half. Am Dreschkasten die Strohballen empfangen und auf einen Wagen stapeln. Eine staubige Arbeit und der Duft nach reifem Getreide erinnert mich heute immer noch an glückliche Kindertage. Ich liebe diese Erntewochen und schnuppere gerne die Luft mit ihrem Duft nach reifem Stroh, wenn ich an den Feldern vorbei fahre oder wandere. insbesondere wenn die Mähdrescher ihre staubige Arbeit verrichten. Auch Jonas ist vor einigen Jahren gerne mit dem Mähdrescher als Beisitzer mitgefahren. Später wird er sich sicher gerne an diese schönen, unbeschwerten Kindertage erinnern. Lange Rede, kurzer Sinn. An diesem arbeitsreichen Tage (oh je – Kinderarbeit!) in den 1970er Jahren, bin ich nach getaner Arbeit noch mit dem Fahrrad in den nahen Wald gefahren. In die Barniner Tannen. Dabei fand ich überraschend einen ansehnlichen Trupp Sommersteinpilze. Ich weiß heute noch genau, wo sie standen. Stolz brachte ich sie mit in` s Dorf, aber niemand fand sich bereit, meine Ernte zu verarbeiten, geschweige denn zu probieren. „Was der Bauer nicht kenn, frisst er nicht“, heißt es in einem Sprichwort. Die Steinpilze landeten auf dem Misthaufen! Erst in späteren Jahren, als man gemerkt hatte, dass mein Pilz – Wissen vertrauenswürdig war, konnte ich sie zumindest überzeugen, eine Krause Glucke in den Kochtopf zu befördern. Steinpilze hatten nach wir vor keine Chance!
Zum Wetter: Kühl ist es für hochsommerliche Verhältnisse geworden. Heute herrschte eher schon frühherbstliches Wetter. Windig, mit vielen Wolken und einigen Regentropfen. Gestern gab es verbreitet kräftige Regenschauer und Gewitter. In der Wismarer Altstadt sogar für wenige Minuten einen extremen Platzregen, der 6 Liter in meinen Messbecher einbrachte. In Keez waren es 9 Liter. An den offiziellen Messstationen belegt Schwerin mit 17 Liter in den letzten drei Tagen die Spitzenposition. Vorübergehend wird es nun bei uns trockener und die Regenfälle gehen eher in der Südhälfte Deutschlands nieder. Ab der Wochenmitte schiebt sich die labile und zunehmend feuchtwarme Luft auch wieder in den Norden. Bis zum Anfang der kommenden Woche kann es dann auch bei uns zu vielen Regenschauern und teils kräftigen Gewitter, teils sogar bis in den Unwetterbereich, vor allem durch Starkregen, kommen.
Dienstag, 03. August – Wie immer am ersten Dienstag im Monat, war heute Vormittag Haushaltstag bei mir angesagt. Am Nachmittag ging es wieder in das Info – Zentrum. Neben den täglichen Geschäftsformalitäten mussten die restlichen Pfifferlinge verarbeitet werden. Sie landeten auf dem Trockner. Aber Vorsicht, sie müssen danach zu Pulver gemahlen werden! Trocken – Pfifferlinge am Stück bekommt man nicht mehr richtig weich und sind in dieser Form als Trockenpilze ungeeignet. Rascheldürr getrocknet und in einer Kaffeemühle pulverisiert, sind sie jedoch ein Gedicht. Das Pulver ist richtig schön gelb, wie es sich für Eierschwämme gehört und es duftet wunderbar nach Pfifferlingen. Hervorragend dann an Suppen und Soßen.
Aber wie geht es nun weiter an der Frischpilzfront? Es hat ja überall geregnet und in den nächsten Tagen kann es durchaus noch Nachschlag geben. Von Süden her macht sich Schauer und Gewitteranfällige Luft wieder auf den Weg in Richtung Norden. In der 2. Wochenhälfte und vor allem ab dem Wochenende werden sie zumindest regional wieder so manche, durchaus kräftige Dusche im Gepäck haben. Wieder sind die Niederschläge meist konvektiver Natur und somit wird die Niederschlagsverteilung und damit auch das ab dem Wochenende wieder vielfältiger werdende Frischpilzaufkommen differenziert zu betrachten sein. Die Mond – Theoretiker werden wieder den Kalender zu Rate ziehen. Neumond ist am Sonntag und in der nächsten Woche werden sie los ziehen und ihren Steinpilz – Plätzen eine Aufwartung machen. In den Regionen, die bei der Gewitterlage am vorletzten Wochenende richtig Wasser bekommen haben, dürfte das auch Sinn machen. Vielleicht auch anderswo, aber etwas verhaltener. Ein neuer Röhrlings – Schub ab dem kommenden Wochenende sollte jedenfalls möglich sein. Ob die Sommersteinpilze, die ja im Juli schon ihren großen Auftritt hatten, nochmals kräftig schieben werden, sei dahin gestellt. Sicher wird es wieder welche geben, aber die Temperaturen der letzten Zeit waren ja alles andere als Hochsommerlich. Ich denke, Freunde von Steinpilzen sollten ihre Plätze des gewöhnlichen Steinpilzes ab sofort im Auge behalten. Ansonsten erwarte ich eine zunehmende Artvielfalt in Wald und Flur.
Schaut man sich die Ergebnisse im Pilzticker Deutschland an, so fällt auf, das besonders im Süddeutschen Raum Pfifferlinge in diesem Jahr Hochkonjunktur haben. Aber auch Fichtensteinpilze sind immer mal dabei, wie auch Rotkappen oder die wunderbaren Brätlinge. In Rheinland – Pfalz werden sogar Kaiserlinge geerntet! Das wäre für mich noch ein Traumpilz, aber diesen wunderbaren Knollenblätterpilz werden wir in unseren Breiten wohl nie zu Gesicht bekommen. Warten wir`s ab, vielleicht macht es die Klima – Erwärmung ja noch eines Tages möglich, einem der wertvollsten aller Speisepilze auch mal in unseren Breiten zu begegnen. Wertvoller werden natürlich einige Trüffelarten gehandelt. Das sind für mich aber keine Speisepilze im herkömmlichen Sinne, sondern eher Würzpilze.
Mittwoch, 04. August – Der 2. Quadrant des Messtischblattes 2231 = Carlow war heute im Rahmen unserer Mittwochsexkursionen an der Reihe. Im Kartierungsbereich befinden sich, außer winzigen Waldinseln, nur zwei Waldstücke, die in Frage kamen. Da wäre zunächst das Löwitzer Holz zu nennen. Da aus diesem Holz schon allerhand Daten vorliegen, insbesondere gesammelt und belegt von Torsten Richter und Christopher Engelhardt, fiel die Wahl auf ein Waldgebiet, dass offensichtlich noch keiner Bestandsaufnahme in punkto Großpilze unterzogen wurde und dem wir den Arbeitstitel Lindower Holz verliehen. Es findet sich also unweit der Ortschaft Lindow.
Über die mykologischen Untersuchungen im Löwitzer Holz erschien sogar ein kleines Büchlein von Torsten und Chris, die hier vor wenigen Jahren, insbesondere in feuchten und daher besonders pilzreichen Spätherbst und Wintermonaten unterwegs waren. Da ich mich heute wieder mit Chris traf, haben wir uns daher dem noch unbekannten Wald, dem Lindower Holz gewidmet. Es befindet sich an der Straße zwischen Carlow und Schönberg und ist recht schmal, aber langgezogen. Ein über weite strecken vielversprechendes Revier, mit Weihern, Sümpfen und anderen Feuchtbiotopen. Durchzogen auch von zahlreichen Gräben. Insbesondere die Buchenstandorte dürften zu besseren Zeiten einiges zu bieten haben. Heute war das Gebiet weitgehend Frischpilzfrei, sieht man mal von einigen Schwindlingen, Waldfreund – Rüblingen und Kartoffelbovisten ab. Dennoch war es für uns eine kurzweilige und durchaus interessante Exkursion und wir konnten eine ansehnliche Liste von Großpilzen notieren. Ein gesonderter Beitrag folgt demnächst.
Vom Wetter her hatten wir Glück. Regen war nicht angesagt und bis auf wenige Tropfen hielt sich das Wetter auch an die Vorgaben. Allerdings nur bis zum Ende der Exkursion gegen 15.00 Uhr. Als ich die Heimfahrt antrat und aus dem Wald heraus fuhr, baute sich direkt vor mir eine beeindruckende Schauer und Gewitterzone auf. Das freute mich natürlich und bei Rehna musste ich dann doch mal einen kurzen Halt machen, um das Schauspiel im Bild festzuhalten. Und ich hatte Glück. Ich kam trocken in Wismar an, zog aber die Gewitterzone immer hinter mir her. Schließlich öffnete der Himmel seine Schleusen und in meinem Messbecher befanden sich nach dem Starkregen 7 Liter. Anderen Ortes ist sicher noch mehr aus den Wolken gefallen. Insbesondere auch zwischen Schwerin und Wismar und in Westmecklenburg. Weitere Schauer und Gewitter werden in den nächsten Tagen folgen.
Donnerstag, 05. August – Bei Kachelmannwetter wurde heute eine Grafik mit den kalibrierten Niederschlags Hott Spots der gestrigen Gewitterlage eingestellt. Die Schauer und Gewitter verteilten sich recht verbreitet, vor allem über dem Westteil von Mecklenburg. Punktuell gab es ganz ordentliche Regensummen, wohingegen nur wenig entfernt kaum ein Tropfen fiel. Typisch für pulsierende und wenig organsierte Konvektion. Zudem zogen die Zellen nur sehr langsam und regneten sich fast an Ort und Stelle, wo sie entstanden sind, ab. Die Unwetterschwelle für Starkregen wurde dabei knapp südwestlich von Wismar gerissen. Hier sind örtlich teils über 30 Liter auf den Quadratmeter gefallen!
Heute hielt sich die labile Gewitterluft meist südlich von M-V. Nur in Richtung Seenplatte hatte sich ein einzelnes Gewitter gebildet. Vielleicht ist jetzt am Abend hier und da noch ein Schauer möglich. Morgen sind dann auch wir wieder an der Reihe. Ab dem Mittag dürfte es anfangen zu Brodeln und zum späteren Nachmittag und Abend können dann von Südwesten verstärkt Schauer und Gewitter aufziehen. Die möglichen Regenmengen können örtlich nochmals bis in den Unwetterbereich gehen, da die Gewitter immer noch relativ langsam ziehen dürften. Mit Schauern und Gewittern geht es dann wohl noch bis mindestens Dienstag weiter. Besonders in Richtung Nordwestmecklenburg können diese auch häufiger und kräftiger ausfallen. Danach soll es kurzzeitig stabilisieren und ein Hauch von Sommer soll sich breit machen, bevor spätestens zum übernächsten Wochenende neue Gewitter dem kurzen Sommer – Intermezzo ein Ende setzen sollen. Die Siebenschläfer – Regel bewahrheitet sich in diesem Sommer auf ganzer Linie.
Wir dürfen uns also auf einen recht vielseitigen und zunehmend interessanten Pilzmonat freuen. Einen großartigen Schub von Sommerpilzen sehe ich eher nicht mehr. Der Juli hat hier bei oft hochsommerlichen Temperaturen und tropischen Nächten einiges zu Tage gefördert. Wir dürfen dann wohl eher mit einer frühherbstlich zunehmenden Artenvielfalt rechnen. In den kommenden Tagen wird sich zeigen, inwieweit Sommersteinpilz und Co. sich noch einmal aus der Reserve locken lassen werden. Allerdings darf ich daran erinnern, dass wir es in manchen Jahren mit einer von mir so bezeichneten Sommer- oder August – Depression zu tun bekommen haben. Trotz einigermaßen guter Wachstumsbedingungen, tat sich nicht viel. Man kann sich in diesem Zusammenhang dann des Gefühls nicht erwehren, dass sich die Natur auf den Herbst und damit auf den Hauptschub des Jahres vorbereitet und alle Kräfte für den großen Auftritt bündelt und zurück hält. Schauen wir mal, was uns die nächsten Wochen bringen.
Freitag, 06. August – Um die Mittagszeit habe ich eine kleine Rundtour in umliegende Wälder unternommen. Ich habe an mehreren Zeigerstellen nachgeschaut, ob sich eventuell erste Anzeichen eines neuen Wachstumsschubes zeigen. Das Ergebnis war sehr ernüchternd. Zunächst Kieferstandort bei Perniek. Tote Hose, nicht die Spur eines Frischpilzes! Danach machte ich Halt in einem kleinen, besonders im Herbst sehr pilzreichen Park bei Warin. Sehr offen und kurzgrasig, mit lockeren Baumgruppen von Birken, Kiefern, Weiden und anderen Gehölzen. Das gleiche Bild, bis auf einen Dünnschaligen Kartoffel – Hartbovist.
Ich fuhr weiter in den Naturpark Sternberger Seenland. Hier blickte ich vom dortigen Aussichtsturm auf die hügelige Landschaft am Mildenitz- und Warnow – Durchbruchstal. Die Wiese, die zeitweise von unzähligen Acker – Schirmpilzen und Champignons bevölkert sein kann, war zwar bevölkert, aber nicht mit Pilzen, sondern von Schafen. Inzwischen drängte die Zeit, denn ich musste ja um 15.00 Uhr das Info – Zentrum öffnen. So steuerte ich nur noch eine Stelle bei Sternberg/Weitendorf an. Eutrophierter Laubwald und gleich daneben ein armer Kiefernstandort, ähnlich wie wir ihn bei Perniek vorfinden. Im Laubwald dann erste Zeichen eines neuen Aufbruchs. Mich erfreute ein Trupp der sehr wohlschmeckenden Lilablättrigen Mürblinge. Sie erscheinen in der Regel bereits etwa 1 Woche nach auslösenden Niederschlägen. Deshalb waren sie auch nicht mehr die Jüngsten. Hier gibt es mitunter viele Champignons und Riesenboviste. Aber von diesen war nichts frisches zu sehen. Statt dessen fand ich eines meiner im Laufe des Lebens unzähligen, verlorenen Messer wieder, dass ich hier im Frühling beim Ernten von Maipilzen verloren hatte. Auch irgendwie schön, dieses unverhoffte Wiedersehen.
Ich wechselte noch kurz in den Kiefernbereich. Hier fand ich zur Erleichterung einige Täublinge und schließlich entdeckte ich auch die ersten Köpfchen der nun zu Schieben beginnenden Körnchen Röhrlinge. Die nächste Röhrlings – Welle steht in den Startlöchern. Allerdings nur dort, wo am vorletzten Wochenende entsprechende Starkniederschläge gefallen sind. Und das war im Raum Sternberg – Crivitz der Fall. Keez ist nicht fern und damals hatten wir 32 Liter im Messbecher. Die Niederschläge waren konvektiv und auch hier differenziert. Es mag an einer Stelle gut werden, an der nächsten, vielleicht nur einige Hundert Meter entfernt, herrscht wieder Tote Hose. Unsere Pilzfreundin Angelika hat derartige Unterschiede auf ihrer heutigen Erkundungstour allein schon in ihrem nicht ganz so kleinen Hauswald festgestellt. Es gehört also bei diesem Schub, wenn ich ihn mit aller Vorsichtig mal so nennen darf, ein großes Glück dazu, ergiebig fündig zu werden. Es wird ein Lotteriespiel! Ein allgemeiner, durchgreifender Wachstumsschub ist nicht in Sicht!
Immerhin gab es zwischenzeitlich weitere, punktuelle Starkregenereignisse, so dass gestaffelt immer mal ein wenig Hoffnung aufkeimen mag. Auch heute Abend haben wieder konvektive Niederschläge auf Mecklenburg übergegriffen und das selbe Spiel hat von neuem begonnen. Besonders östlich von Wismar bildete sich eine Gewitterlinie mit örtlichen Starkniederschlägen. Bis gegen Mitternacht kann es noch weitere Schauer und Gewitter geben.
Sonnabend, 07. August – Die heutige, öffentliche Pilzlehrwanderung, führte durch die Friedrichsthaler Forst, unweit der Landeshauptstadt Schwerin. Die kleine Gruppe von fünf Pilzfreundinnen und Pilzfreunden erlebte eine schöne Wanderung durch urwüchsige Natur. Sie führte über weite Strecken an den steilen Hangterrassen des langgezogenen Neumühler Sees entlang. Das Revier ist nicht nur landschaftlich eine Perle Mecklenburgs, auch im Hinblick des Großpilzaufkommens ein sehr vielseitiges Gebiet. Hier gibt es neben vielen, weiteren Raritäten, auch den in Mecklenburg – Vorpommern bisher kaum nachgewiesenen Semmelporling und interessante Stachelpilze. Davon war heute leider nichts im Angebot. Auch sind hier alle drei gängigen Steinpilzarten zu hause. Also Sommer-, Fichten- und Kiefernsteinpilz. Von ihnen fehlte heute allerdings auch jede Spur. An Röhrlingen gab es nur einige Filzröhrlinge.
Dennoch war die heutige Wanderung alles andere als langweilig und wer wollte, konnte sogar seinen Korb mit Speisepilzen ganz gut füllen. Da bei der heutigen Truppe Röhrlinge ohnehin kaum auf der Fahndungsliste standen und in der Pilzpfanne mehrheitlich unerwünscht waren, kamen die dann doch recht zahlreich auftretenden Täublinge gerade recht. Kein Geschlabber in der Pfanne, sondern schön bissfestes Material. Allerdings mussten neben einigen Edel – Täublingen, auch weniger wertvolle Arten das Sammelsurium komplettieren. So beispielsweise der Dickblättrige Kohlentäubling. Er bleibt schön bissfest und knorpelig, hat aber einen Nachteil, er rötet zunächst und schwärzt schließlich. Auch ich hatte ihn vorwiegend bei einem schmackhaften Pilzessen im letzten Herbst in einem Wariner Hotel auf dem Teller. Alle etwa 20 Sammlerrinnen und Sammler und späteren Tischgenossen fanden das Gericht durchaus in Ordnung. Wir hatten damals eine Pilzwanderung im Radebachtal und kehrten anschließend in das Gasthaus ein, wo das Küchenpersonal unser gemeinsam gesammeltes und gesäubertes Material, überwiegend aus besagten Täublingen, zubereitete und wir uns das Gericht bei einem zünftigen Pils schmecken ließen. Auch damals überwogen Täublinge und Röhrlinge waren zum Glück Mangelware. Das kam mir durchaus entgegen. Kein Schlabberkram auf dem Teller. Übrigens kommt es nicht selten vor, das mir Kinder erzählen, dass sie keine Pilze essen mögen. Kann gut sein, wenn ihre Eltern im Herbst vielleicht nicht mehr ganz junge Maronen, Butterpilze, Rotfüßchen (meist als Ziegenlippe eingesammelt) oder Birkenpilze auf den Tisch bringen. Da würde auch ich energisch protestieren.
Zum Wetter: Bis in die Nacht zogen gestern noch teils kräftige Schauer über Mecklenburg. Auch ich wurde bei der Heimfahrt mit meinem Dienstroller im Platzregen ordentlich nass. In meinem Regenmesser in der ABC Straße fanden sich 7 Liter ein. In der Dahlmannstraße (ca. 1,5 Km Luftlinie entfernt), waren es 5 Liter. In Keez kamen 9 Liter auf den Quadratmeter zusammen. Besonders ab dem heutigen, späteren Nachmittag, am Abend und möglicherweise auch noch bis in die Nacht hinein, zogen und ziehen weitere Gewitterschauer übers Land. Bis gegen 20.00 Uhr brachten sie in meinen Regenmesser in der Wismarer Altstadt 3,5 Liter ein und es regnet noch weiter. Das Schauerwetter soll noch bis mindestens Dienstag weiter gehen, so dass zumindest punktuell noch einiges zusammen kommen kann. Danach versucht sich die Großwetterlage auf den Sommer zu besinnen und es soll trockener und wärmer werden. Von langer Dauer wird dieser Sommerrückfall aber wohl nicht sein, so dass wir weiterhin auf einen interessanten August hinsichtlich der Entwicklung an der Pilzfront setzen können. Ich meine damit zunehmende Artenvielfalt und nicht die bis zum überlaufen gefüllten Körbe mit Steinpilzen und Pfifferlingen!
Sonntag, 08. August – Wie schon am Vorabend, bin ich auch heute bei meiner Heimfahrt vom Hafen in den Stadtteil Wendorf ordentlich nass geworden. Ein noch gut pulsierender Gewittercluster ist über Westmecklenburg hinaus auf die Ostsee gezogen und hatte sich vorübergehend nochmals intensiviert. Und so nahm ich mir einen Stuhl und setzte mich unter die teils überdachte Hafenpromenade und wartete den heftigsten Regenguss ab und genoss Blitz und Donner. Wie immer ein Augen- und Ohrenschmaus! Das Gewitter erbrachte in meinen Messbecher, in der ABC Straße, 7 Liter ein. Auch in Keez kamen bis gestern Nachmittag nochmals 7 Liter zusammen. Richtig viel hat in den letzten drei Tagen, mit 32 Litern, der Hauptort Kirchdorf, auf der Insel Poel abbekommen. Ich denke, im laufe der letzten Zeit ist es wohl nirgendwo in unserem Einzugsgebiet trocken geblieben. Natürlich waren und werden auch die noch folgenden Niederschläge unterschiedlich sein, aber wir dürfen nun wieder hoffnungsvoller zumindest in die kurzfristige Zukunft blicken.
Nachdem ich bis zum Nachmittag noch im Info – Zentrum zu tun hatte, startete ich danach zu einer weiteren Info – Tour in die Naturparke Sternberger Seenland und Nossentiner/Schwinzer Heide. Die Ergebnisse waren unterschiedlich, aber noch nicht wirklich überschwänglich. Ist das die Ruhe vor dem Sturm? Nun, der ganz große Sturm steht mit Sicherheit noch nicht bevor, es wird aber in den nächsten Tagen allgemein einen deutlichen, aber differenzierten Wachstumsschub geben, b. z. w. ist er ja schon im Gange. Dieses mal passt alles wie aufs Auge zusammen. Auslösende Niederschläge vor genau zwei Wochen, zumindest regional, und zu allem Überfluss ist heute auch noch Neumond. Somit sollten alle Glaubensrichtungen und Parameter bezüglich des nun durchstartenden Wachstumsaspektes erfüllt sein.
Zunächst machte ich einen wettertechnischen Halt im Wald bei Holdorf. Es schauerte kräftig und ich wartete den Regenguss, beschirmt, auf einen grasigen Waldweg schlendernd, ab. Frischpilze auf Schritt und Tritt! Waldfreund – Rüblinge und Kerbrandige Trichterlinge satt. Nach der Weiterfahrt ein kurzer Stopp in der kleinen Parkanlage in Schönlage. Eine Gruppe Riesen – Champignons und ein frischer Riesenbovist. Weiter in die Jülchendorfer Buchen zu den Sommersteinpilzen. Ein schöner Pantherpilz begrüßte mich zunächst, den ich im Bild festhalten musste. Und dann standen sie wieder vor mir. Sommersteinpilze vom feinsten! Jung und qualitativ besser als beim Massenschub im Juli unter tropischen Verhältnissen. Fest und kernig und weniger Maden. Dazu einzelne Perlpilze, essbare Täublinge und was mich immer ganz besonders freut, Grüne Knollenblätterpilze. Danach ein kurzer Halt im Kaarzer Holz. Einige Kiefern – Täublinge und ganz vereinzelt mal ein Körnchen – Röhrling oder Butterpilz. Ich fuhr in die Nossentiner/Schwinzer Heide zu einer meiner weiteren, ziemlich verlässlichen Stelle bezüglich Sommersteinpilze. Hier herrschte zu meiner Enttäuschung Funkstille. Nicht die Spur war von ihnen zu sehen. Obwohl, zu trocken kann es hier auch nicht gewesen sein und aktuell war der staubige Sandboden auch tiefergründig durchfeuchtet. Es gab vor allem einige Perl – und Pantherpilze. Ich traf einen Pilzsammler, der hatte im Korb einige, schon recht große Körnchen – Röhrlinge.
Montag, 09. August – Ja, nun ist es amtlich! Der neue Wachstumsschub startet absolut pünktlich und genau nach Fahrplan durch. Regional sprießen die Champignons. Irena hatte heute eine Grundstücksbegehung in Thurow, einem Ortsteil von Brüel. Tolle Anis – Champignons und ein ausgesprochen schöner, geschlossener Hexenring von Nelkenschwindlingen. Im Raum Rehna landen herrliche Wiesen – Champignons in den Körben der glücklichen Finder.
In der Pilzberatung wurden mir heute frische Kornblumen – Röhrlinge vorgelegt. Der begeisterte Finder hatte sie im Raum Grevesmühlen entdeckt und im Vorfeld auch schon selbst bestimmen können. Eine Restunsicherheit bleibt dennoch und er holte sich die Bestätigung zu diesem außergewöhnlichen Fund in der Pilzberatungsstelle. Da die herkömmlichen Fundstücke, bestehend aus vielen, tollen, korbfüllenden Pfifferlingen und einigen Birkenpilzen bereits gestern verspeist wurden, überließ er mir seine Fundstücke. Ich werde sie zusammen, aber trotzdem separat, mit Sommersteinpilzen trocknen. Getrocknete Kornblumen – Röhrlinge hatte ich bisher noch nie im Angebot. Auch weil ich diese relativ seltenen Röhrlinge nicht zum Verspeisen, höchsten als Einzelstücke für meine Ausstellung, einsammle.
So dürfte es jetzt auch zunehmend vielfältiger in Wald und Flur werden und wir können gespannt sein, was uns auf unseren nächsten Exkursionen und Wanderungen geboten wird. Ob das Wetter allerdings mittelfristig mitspielen wird, steht in den Sternen. Zumindest können in der Nacht und morgen noch einige, teils kräftige Schauer und Gewitter durchziehen, bevor es trockener und wärmer werden soll. Manche Wettermodelle rechnen in der Mittelfrist kaum noch mit Niederschlägen. Unklar ist auch, ob der Hochsommer sich nun wieder auch bei uns im Norden richtig festsetzen kann. Das würde eine neue Trockenperiode nach sich ziehen. Die wahrscheinlichste Variante aus heutiger Sicht ist jedoch, dass es bei uns im Norden nur ein kurzes Gastspiel mit der Sommerwärme sein wird. Schnell sollen wir wieder in eine kühlere und feuchtere Westwindstrift gelangen, die dann zumindest etwas Regen im Gepäck haben könnte. Bei Kachelmann – Wetter wurde heute ein Grafik der möglichen, akkumulierten Regenmengen für Deutschland bis zum Wochenende gezeigt. Demnach bekommt M-V noch zwischen 15 und 36 Liter pro Quadratmeter ab. Dieses müssen aber im Wesentlichen die Schauer und Gewitter heute Nacht und morgen bewerkstelligen. Wir werden sehen, was dabei rüber kommt.
Dienstag, 10. August – Vorerst letztmalig zogen heute teils kräftige Schauer und Gewitter über unser Einzugsgebiet hinweg. In meinen Messbecher gelangten bis 19.00 Uhr 4 Liter. Das darf selbstverständlich, es war eine konvektive Geschichte, nicht verallgemeinert werden. Stellenweise dürfte weniger gefallen sein, anderen Ortes auch mehr. Damit können und müssen wir nun erst einmal zufrieden sein. Ergiebige Regenfälle geben die Mittelfristmodelle zunächst nicht mehr her.
Es wird zunehmend trockener und wärmer. Der Sommer meldet sich zurück. Wir haben Mitte August und der Siebenschläfer – Zeitraum endet auch allmählich. Das könnte bedeuten, die Wetterlage stellt sich um, hin zu stabilerem Wetter. Das letzte Wort diesbezüglich ist aber noch längst nicht gesprochen. Aktuell sieht es eher so aus, dass nach dem kurzen Sommervorstoß ab dem Wochenende im Norddeutschen Raum wieder Tiefdruckgebiete das Zepter in die Hand nehmen. Wir geraten wieder in eine westliche bis nordwestliche Anströmung, mit eher kühlen Temperaturen und auch etwas Regen oder einigen Schauern. Große Mengen sollen dabei jedoch nicht runter kommen.
Wie dem auch sei! In den letzten Wochen hat es immer wieder und örtlich auch ergiebig geregnet. Daher geht es jetzt überall an der Pilzfront aufwärts. Das freilich gestaffelt und in unterschiedlicher Intensität. Zumindest in den nächsten zwei bis drei Wochen sollte ein zufrieden stellendes Frischpilzaufkommen gesichert sein. Dabei geht es natürlich nicht in erster Linie um die Handvoll volkstümlicher Speisepilze, die sich größtenteils ohnehin noch zurück halten sollten, sondern um unsere Großpilze ganz allgemein. Von der winzigen Pilzkanone bis hin zu den großen Kanonenkugeln der Marke Riesenbovist. Vom leckeren Pfifferling bis hin zum wunderschönen, tödlich giftigen Grünen Knollenblätterpilz und dem vielen, irgendwo dazwischen. Praktisch alles, was unsere Augen erblicken können. Daher bin ich gespannt, was uns auf der morgigen Mittwochsexkursion geboten wird. Sicher mehr als noch vor einer Woche, denn ganz im Westen Mecklenburgs hat es in der zurückliegenden Zeit regional auch einiges an Wasser gegeben.
Mittwoch, 11. August – Die heutige Mittwochsexkursion führte ganz in den Westen Mecklenburgs. Durch das Lankower Holz. Die namensgebende Ortschaft existiert allerdings seit dem Jahre 1976 nicht mehr. Sie lag unmittelbar an der damaligen Staatsgrenze zwischen der DDR und der BRD. Die Menschen verließen nach der Grenzziehung entweder freiwillig den Ort oder wurden einer Zwangsaussiedlung unterzogen und durften Lankow danach nicht mehr betreten. Schließlich rückten im Jahr 1976 Abbruchmaschinen an und schliffen den Ort. Die Gebäude wurden dem Erdboden gleich gemacht. Danach wurde dieser Grenzabschnitt zu einem der am besten bewachten b. z. w. überwachten Bereiche der damaligen innerdeutschen Grenze ausgebaut. Heute gehört diese Region zum Biosphärenreservat Schaalsee.
Das Lankower Holz existiert zum Glück noch und hat uns heute voll begeistert. Uns, dass waren zwei Pilzfreundinnen und vier Pilzfreunde. Wir erlebten heute die Generalprobe für den bevorstehenden Pilzherbst. Regen ist hier in der letzten Zeit reichlich gefallen und auch heute war das Exkursionsgebiet gut durchfeuchtet, um nicht zu sagen, regelrecht nass. Die gemäßigten Temperaturen der letzten Wochen und die wiederholten Regenfälle animierten unsere Großpilze schließlich zu einem ersten Versuch in Richtung Herbstaspekt.
Tatsächlich haben wir mittlerweile Mitte August. In der Aspekt – Abfolge eines Pilzjahres gilt für den Herbst die Zeitspanne von Mitte August bis Mitte Oktober. So erlebten wir heute die bisher artenreichste Mittwochsexkursion des Jahres. Besonders an den Weg- und Straßenrändern und im moosreichen Fichtenforst kann man mit fug und recht behaupten, es gab Großpilze auf Schritt und Tritt. Viele Wegrand – Trichterlinge, Helmlinge, Schwindlinge, Rüblinge, Nebelinge, Stäublinge und Teuerlinge. Auch Rötlinge, Rißpilze, Mürblinge, aber auch Täublinge, einige Milchlinge und auch Wulstlinge waren vertreten, bis hin zum Grünen Knollenblätterpilz. Hundsruten erfreuten uns und unzählige Teuerlinge am Wegesrand.
Es gab einen ausgesprochenen Filz – Röhrlings – Aspekt. Fans von Rotfüßchen, Eichen – Filzröhrlingen, Blutroten Röhrlingen, aber auch von wunderbar frischen Maronen – Röhrlingen in den Moospolstern des Fichtenforstes, konnten sich glücklich schätzen. Die ersten frischen Erdsterne entfalteten sich. Egerlinge waren durch Weinrötliche Zwerg – Champignons vertreten. Auch verschiedene Becherlinge wuchsen an den Wegrändern. Lange Rede, kurzer Sinn, für uns war es heute eine sehr ergiebige und schöne Tour. Das Lankower Holz hatte heute viel für Hobby- und Feldmykologen und selbst für den Mykophagen zu bieten. Einzig unter den schattigen Laubwaldbereichen sah es meist noch trist aus. Wo grasige Wegränder und lichte, moosige Bereiche dominierten, lebte es an der Pilzfront.
Das Wetter zeigte sich heute ausgesprochen Exkursionsfreundlich. Das wird sich in den nächsten Tagen ändern, denn der Sommer kehrt zurück. Zum Glück können sich die hohen Temperaturen bei uns im Norden wohl nicht lange halten. Spätestens ab dem Wochenende soll es wieder abkühlen. Die Mittelfrist – Modelle sind sich aber nach wie vor nicht einig, wie es ab der nächsten Woche weitergehen soll. Wahrscheinlich kühler und leicht unbeständiger Norden und sommerlich warmer Süden. Die heutige Abendlauf bei Wetter – Online für Profis simulierte eigentlich recht pilzfreundliche Aussichten. Über weite Strecken soll bis gegen Ende August Tiefdruckeinfluss dominieren und wir können immer mal Regen bekommen. Dazu kann es mal sehr warm, aber auch schon mal frühherbstlich kühl werden. Kommt es so, wie der heutige Abendlauf es zeigte, können wir hoffen, dass sich die derzeitige, überaus positive Entwicklung an der Pilzfront festigt.
Donnerstag, 12. August – Das Rätsel des gelben Dachpilzes, der im Tagebucheintrag vom 10. August zu sehen ist, konnte Dank eines aufmerksamen Tagebuchlesers entschlüsselt werden. Es handelt sich um den Gelbberingten Dachpilz. Der Leser schreibt, dass dieser Dachpilz aus dem Bialowieza – Urwald bereits bekannt sei. Bei uns in Deutschland scheint diese auffällige, markante und schöne Art noch nicht gefunden worden zu sein. Jeden Falls habe ich keine Verbreitungskarte bei der DGfM bezüglich Pluteus fenzlii gefunden. Glückwunsch an Johanna Davids nach Berlin. Toller Fund und toller Pilz!
Heute habe ich mal kurz in den Pilzticker hinein geschaut. Die Pilzsaison läuft in einigen Regionen in Süddeutschland auf Hochtouren. Insbesondere Pfifferlinge gibt es in großen, rekordverdächtigen Mengen. Die oft über Wochen nasse, regenreiche Witterung, machte es möglich. Verregnete Sommer sind Pfifferlings – Sommer. Treten, so wie bei uns, eher sporadische Niederschläge auf, tun sie sich schwer. Es sind keine Champignons oder Steinpilze, die viel schneller und heftiger auf plötzlich günstige Bedingungen reagieren können. Pfifferlinge sind haltbare „Lagerpilze“, sonnst würde es keinen Sinn machen, sie in den allgemeinen Handel für den Obst- und Gemüsestand zu bringen. Sie wachsen langsam und brauchen dauerfeuchtes Wetter, damit sie wirklich üppig gedeihen können. Die Bedingungen sind in den letzten Wochen diesbezüglich auch bei uns für Eierschwämme etwas günstiger geworden und regional kann man durchaus gut fündig werden, aber in den Ausmaßen wie im Süden dürfte es bei uns in dieser Saison nicht mehr in punkto Pfifferlinge zur Sache gehen. Auch die nah verwandten Herbsttrompeten und Trompeten – Pfifferlinge sind schon fleißig am wachsen und füllen so manchen Sammlerkorb und so manches Dörrgerät.
Aber auch in unseren Breiten lässt der Herbst allmählich grüßen, wie wir gestern im Lankower Holz feststellen konnten. Die Niederschläge waren differenziert und dort wo es für größeres ausreichte, geht nun die Post ab. Kein Wunder, die Witterung der letzten Wochen war wenig hochsommerlich, eher frühherbstlich. Nun hat sich der Sommer kurz mal zurück gemeldet, aber schon bald landen wir wohl wieder bei eher frühherbstlichen Temperaturen. Die geplante Witterungsumstellung zu mehr Hochdruck und sommerlichem Schönwetter scheint nicht zu klappen. Die Großwetterlage fällt in der nächsten Woche wieder in das alte Muster zurück. Tiefdruckgebiete über der Nord- und Ostsee, sowie über Südskandinavien sollen dabei vor allem die Nordhälfte Deutschland unsicher machen. Es kann richtig herbstlich, mit viel Wind und Regen werden. Die Wettermodelle rechnen teils länger anhaltende und flächendeckende und dann durchaus ergiebige Regenfälle in der nächsten Woche für Mecklenburg – Vorpommern. Sollte es so kommen, dürfte es der endgültige Durchbruch zum Pilzherbst 2021 auch in unseren Breiten werden. Eine ungewöhnlich frühe Hauptsaison stünde auch uns dann bevor.
Freitag, 13. August – Heute vor 60 Jahren wurde die Berliner Mauer errichtet, obwohl der Genosse Walter noch Wochen vorher tönte „Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu errichten“, und auch die Grenze in Richtung Westen wurde endgültig dicht gemacht. Da passte es ja ganz gut mit dem Lankower Holz, dass wir zufällig gerade zum richtigen Zeitpunkt in einer so geschichtsträchtigen Region unterwegs waren. Der Zufall wollte es so! Früher, für den DDR – Normalbürger nicht erreichbar, heute muss man schon Suchen, um noch einige Spuren von der damaligen Zeit zu entdecken. Entdeckt haben wir im übrigen am Mittwoch im Lankower Holz auch einen schönen Ascomyceten, der weiter oben zusammen mit dem Gelbstieligen Dachpilz zu sehen ist. Torsten Richter hat ihn uns bestimmt. Siehe Bild oben!
Heute war es nochmal ziemlich warm, aber zeitweise auch durchaus bewölkt. Es brodelte mitunter ganz schön am Himmel, denn eine Kaltfront schleicht sich allmählich heran. Sie ist aber wenig Wetteraktiv. Nur vereinzelt tröpfelte es mal ein wenig und sogar Blitz und Donner waren örtlich mal mit dabei. Der Tiefdruckeinfluss wird in den nächsten Tagen weiter zunehmen und es wird auch wieder windiger. In der nächsten Woche erwartet uns dann ungemütliches Herbstwetter. Die Temperaturen erreichen dann kaum noch die 20 Grad, da aus dem hohen Norden hochreichende Polarluft angezapft wird. Die bringt uns neben zeitweiligen Regenfällen auch richtiges Aprilwetter mit kurzen Schauern und Gewittern mit.
Es wird nun ein erstes mal richtig herbstlich und die Urlauber, die gerne den Strand genießen wollen, müssen sich etwas anderes einfallen lassen. Dafür könnte durchaus ein Waldbesuch zu empfehlen sein, denn ein derartiger Sturm, dass das Betreten der Wälder zu einer Gefahr werden könnte, steht nicht auf der Agenda. Immerhin scheint in letzter Zeit Waldbaden angesagt zu sein. Also anstatt Ostseebaden, einfach mal ein Bad im Wald nehmen. Und wer dann auch schon mal für sich die herbstliche Pilzsaison eröffnen möchte, könnte durchaus Glück haben, fündig zu werden. Zumindest in den Wäldern, die nennenswerte Regenfälle in den zurück liegenden Wochen abbekommen haben. Ob die in den nächsten Tage zu erwartenden Regenfälle nennenswert ausfallen, bleibt abzuwarten. Entgegen den gestrigen Prognosen wurden die zu erwartenden Regenmengen heute wieder zurück gerechnet. Auf jeden Fall besteht die Möglichkeit, dass in den nächsten Tagen noch einiges an Regen zusammen kommen könnte. Das würde zumindest den derzeitigen Aufbruch stützen und verlängern. Ob es dann tatsächlich schon in den eigentlichen Pilzherbst geht, müssen wir noch aussitzen, denn die Wettermodelle rechnen heute ab übernächstes Wochenende wieder mit einer Stabilisierung der Großwetterlage und es soll trockener und sonniger werden. Sprich, es soll sich Hochdruck über Europa etablieren. Aber diese Tendenzen haben wir jüngst auch schon so in den Modellen gehabt, und nun kippt die Wetterlage wieder in Richtung unbeständig. Das darf uns nur recht sein!
Sonnabend, 14. August – Zunächst auf diesem Wege ein ganz großes Dankeschön an den aufmerksamen Tagebuch – Leser, der unserer Berliner Pilz- und Naturfreundin Johanna ihren Top – Fund aus dem Bialowieza – Urwald bestimmen konnte. Darüber hat sie sich riesig gefreut und es war für sie persönlich der Fund des Jahres 2021, der wohl kaum noch zu überbieten sein dürfte. Sie hat sich über den Gelbberingten Dachpilz zwischenzeitlich schlauer gemacht und konnte ermitteln, dass es weltweit bisher nur etwa 50 Nachweise dieses schönen und markanten Holzbewohners gibt. Liebe Johanna, wir freuen uns mit dir!
Heute war ich wieder ein wenig im Naturpark Sternberger Seenland unterwegs. Ich musste zunächst unbedingt meiner aktivsten Sommersteinpilz – Stelle einen Besuch abstatten. Das machte ich mit gemischten Gefühlen, denn ich hatte Mitte der Woche keine Zeit, dort vorbei zu schauen. Ich ahnte nichts gutes, denn bei Steinpilz – Schüben dürfen nicht mehr wie 2 – 3 Tage vergehen, möchte man Pilze im besten Entwicklungsstadium ernten. Fast eine Woche seit dem letzten Besuch ist eine definitiv zu lange Zeitspanne. So sah ich meine Vorahnung sogleich bei meiner Ankunft bestätigt. Die teils gewaltigen Röhrlinge waren schon aus einiger Entfernung zu sehen. Zwar waren auch noch junge Exemplare dabei, aber ein Teil war bereits überständig. In wenigen Minuten war mein ziemlich großer Weidenkorb mit Berg gefüllt und schwer, als hätte ich Steine geladen. Derartiges mag ich nicht so sehr, denn ich wollte nicht gleich nach 10 Minuten die Heimfahrt antreten. So blieb mir nichts weiter übrig, den Korb in einem Gebüsch zu verstecken. Beim letzten mal, im Juli, machten sich bei dieser Praxis sogleich etliche große Nacktschnecken über die Ausbeute her. Das wollte ich unterbinden und umhüllte den Korb mit einem dünnen, luftigen Müllbeutel. Die habe ich immer dabei, damit die Frischpilze mir auf meinen Rollerfahrten nicht durch Fahrtwind vertrocknen. Immerhin sind oftmals Pilze dabei, die hinterher auf meiner Ausstellung noch ein frisches Bild abgeben sollen. Heute war es nur ein ansehnlicher, bereits aufgeschirmter Parasol, der mir bei dem windigen Wetter während der Fahrt nicht nur vertrocknet wäre, er hätte auch die Flucht ergriffen. Die Steinpilze landen ohnehin auf dem Trockner.
Schließlich ging es von den Jülchendorfer Buchen noch kurz in die Venzkower/Kobander Tannen. Auch hier habe ich einige, durchaus ergiebige Stellen mit Sommersteinpilzen. Beispielsweise gehört dazu auch diejenige, die im Juli bei mir den großen Reibach erbrachte. Mein Korb war voll und ich vermied es, diese Stellen aufzusuchen. Statt dessen wollte ich einfach der Information wegen einem sauren Eichen-, Buchen-, Kiefern – Mischwald einen Besuch abstatten. Ich weiß, dass es hier gut Pfifferlinge geben kann, aber auch das dieses Revier wegen seines klassischen Aussehens als attraktiver Speisepilz – Standort, überlaufen sein würde. So war ich auch während meiner etwa halbstündigen Visite nicht allein. Zwei weitere Pilzsucherinnen waren hier bereits unterwegs, b. z. w. schlugen kurz nach meiner Ankunft hier auf. So verwunderte es kaum. dass die begehrten Eierschwämme nur sehr spärlich vertreten waren. Viel mehr hoffte ich allerdings auf den Zigeuner, der hier auch zu hause ist. Aber der hielt sich verborgen. Es ist für ihm dann wohl doch noch etwas früh. Dafür kam ich zur Erkenntnis, dass wir nun doch vom Pilzsommer 2021 Abschied nehmen müssen. Mehrere Wochen mit gemäßigten, für den Hochsommer fast schon kühlen Temperaturen, und häufige Regenschauer muteten nicht nur bei uns Menschen schon ein wenig frühherbstlich an, nein, auch die Pilz – Welt wertete es als Zeichen des verfrühten Aufbruchs. So waren hier die Maronen – Röhrlinge schon gut im Gange und auch Gruppen von Gelben Knollenblätterpilzen signalisierten mir, dass es Herbst wird.
Und das Wetter spielt mit! In der kommenden Woche wird es regnerisch, kühl und stürmisch. Immer wieder können teils kräftige Schauer und Gewitter niedergehen. Mit etwas Glück kann sogar einiges an Regen zusammen kommen. Sieht man sich die Berechnungen des US – Wetterdienstes für die akkumulierten Regenmengen für Wismar bis zum 29. August – 2.00 Uhr, von heute Abend an, dann kann man sich sogar etwas die Augen reiben. Ich habe ja in den zurück liegenden Tagebüchern ziemlich kontinuierlich die möglichen, akkumulierten Regenmengen für Wismar veröffentlich, aber eine solche Rechnung, wie heute Abend, war dort bisher nicht zu sehen. Im Mittel können bis zum genannten Datum 70,4 l/qm, im Minimum 53,0 l/qm und im Maximum 87,8 Liter zusammen kommen. So dicht liegen die Prognosewerte möglicher Regenmengen nur selten beieinander. Ein Zeichen dafür, dass möglicherweise wirklich einiges an Wasser vom Himmel fallen könnte. Insbesondere in den nächsten Tagen, aber einige Modelle rechnen zu Beginn der Übernächsten Woche auch mit einer Schwergewitterlage bei uns im Norden. Zunächst sehen die Modelle aber in Richtung nächstes Wochenende wieder ein sommerliches Hochdruckgebiet und im Zusammenspiel mit einem kräftigen Atlantik – Tief, könnte aus Süden wieder sehr warme bis heiße Subtropikluft einfließen.
Sonntag, 15. August – Heute stand eine Vereinsexkursion der Wismarer Pilzfreunde auf dem Programm. Leider hatten außer meiner Wenigkeit nur zwei jüngere Pilzfreunde Interesse an dieser Tour. Das waren Phillipp und Christian, unsere beiden jüngeren und sehr wissbegierigen Pilzfreunde. Phillipp bereitet sich dadurch praktisch auf eine mögliche Prüfung zum Pilzberater beim Landesgesundheitsamt Mecklenburg – Vorpommerns vor. Christian will einfach tiefer in die Geheimnisvolle Welt der Großpilze eindringen, um in erster Linie seinen vegetarischen Speiseplan zu bereichern. Beide kamen heute auf ihre Kosten und natürlich auch ich, was die Kartierung der Großpilze in Mecklenburg anbelangt. Es war eine recht vielseitige Tour, obwohl das Waldgebiet bei Hindenberg fast noch im Dornröschen Schlaf liegt.
Ziel war der Hindenberger Wald, unweit von Mühlen – Eichsen. Irgendwo zwischen der Hansestadt Wismar und Gadebusch, zwischen den Ortschaften Hindenberg und Webelsfelde. Schwerer Boden herrscht hier vor und das überwiegend von Laubbäumen und Fichten bestandene Gehölz ist über weite Strecken durch landwirtschaftliche Aktivitäten mit einer üppigen Krautschicht und Unterbewuchs ausgestattet. Kleine Sölle und Feuchtstellen werten das Revier auf und es gibt besonders in Waldrand – Nähe auch Altbuchenbereiche und schöne alte Eichen. Ansonsten ist Ahorn recht dominant. Es war, bei anfangs regnerischem Wetter, für uns drei eine kurzweilige und für alle lehrreiche Erkundungstour durch dieses etwas speziellere Gebiet. Am Ende sprang für Christian sogar eine reichhaltige Mischpilzmahlzeit heraus, die überwiegend aus wunderbar frischen Stockschwämmchen und Rotfuß – Röhrlingen bestand.
Der Regen hörte aber alsbald auf und es wurde noch ein recht freundlicher Sonntag. Das ist aber nur die Ruhe vor dem Sturm. Ab heute Nacht geht es dann für die nächsten Tage rund. Nachts kommen erste Schauer und Gewitter auf. Morgen, im Tagesverlauf, zieht eine bei uns in Küstennähe recht markant ausgebildete Kaltfront durch und in der Nacht zum Dienstag folgt dann hochreichend kalte und labil geschichtete Meereskaltluft. Im Zusammenhang mit diesen Systemen lebt die Schauer- und Gewittertätigkeit so richtig auf. Das Wasser der Nord- und Ostsee ist ziemlich warm und das liefert zusätzlichen Treibstoff für hochreichende Konvektion. Die kräftigen Schauer können mit Sturmböen und Hagel einher gehen und bei günstiger Windscherung besteht auch ein gewisses Risiko für Tornados. Alles andere als Strandwetter für unsere Urlauber, aber vielleicht lohnt sich besonders für naturverbundene Menschen in den kommenden Tagen der Blick aufs Meer hinaus. Insbesondere wenn die dunklen Schauerwolken durchziehen. Die Wahrscheinlichkeit ist jedenfalls erhöht, dort das eine oder andere Wasserhöschen tanzen zu sehen. Also Tornados über dem Meer. Hier ist die Tornado – Gefahr am größten.
Montag, 16. August – Etwa zur gleichen Zeit, als ich gestern Abend meinen Tagebucheintrag schrieb und über der Ostsee die Möglichkeit von „Wasserhöschen“ erwähnte, wirbelte bereits ein solches über der Ostsee bei Kiel. Fotos dazu sind unter http://www.wetter-online.de zu sehen. Allerdings handelte es sich um einen ausgewachsenen Tornado und nicht, wie ich verniedlichend schrieb, um ein Höschen. Er hatte sich an einer Superzelle gebildet. Gestern Abend entstanden über Schleswig – Holstein mehrere Superzellen. Superzellen sind die mächtigsten Gewittersysteme auf unserer Erde und sie rufen auch in den USA immer wieder verheerende Tornados hervor. Die Gewitterzellen rotieren wie ein Brummkreisel um sich selbst und können dadurch viel, für sie lebensnotwendige Energie, aufsaugen. Die Windscherung stimmte gestern Abend perfekt und so konnten sich die Gewittertürme in große Höhen schrauben und diese langlebigen Schwergewitter entstehen lassen. Ich schaute mir das Spektakel aus sicherer Entfernung am Ostseestrand des Seebades Wendorf an. Ich setzte mich auf eine Bank und genoss das Blitzfeuerwerk über der inzwischen stockfinsteren und der fast spiegelglatten Ostsee. Man kann sich vorstellen welch wunderbare Lichtspiele dadurch entstehen. Das war Hochsommer – Romantik pur! Allerdings war es trotz des Blitzreichtums für mich eine Herausforderung, für dieses Tagebuch ein stimmungsvolle Foto einzufangen. Ich bin eben nicht auf Blitzfotografie spezialisiert.
Diese Zone zog schließlich über Dänemark ab, aber ab Mitternacht lebte die Gewittertätigkeit vom Hamburger Raum ausgehend in Richtung M-V wieder auf. Teils zogen bis in den frühen Vormittag sehr kräftige Schauer durch. Besonders im Großraum südlich von Schwerin, etwa zwischen Crivitz, Ludwigslust oder Parchim gab es in der Nacht teils unwetterartige Gewitter bis zum Hagelniveau. Tagsüber hat dann die schleifende Kaltfront des nun aufziehenden, für die Jahreszeit kräftigen Sturms, verbreitet schauerartige Regenfälle gebracht. In meinen Messbecher gelangten 13 Liter. Ab der kommenden Nacht folgt nun die Höhenkaltluft und die Schauer und Gewittertätigkeit lebt erneut auf. Das wird auch morgen tagsüber so bleiben, bei einem teils bis Sturmstärke auffrischendem Wind. Besonders in Verbindung mit Gewittern kann es schwere Sturmböen geben! Dort, wo Schauerstraßen immer wieder über die selben Regionen ziehen, können bis morgen Abend stellenweise bis zu 40 Liter auf den Quadratmeter zusammen kommen. Größtenteils wird es aber weniger sein. Schließlich können die Schauer durch Warmluftadvektion sogar in stundenlangen Dauerregen übergehen.
Wir werden also wieder gut mit Wasser versorgt und einer weiteren Verbesserung des allgemeinen Großpilzaufkommens steht zunächst nichts mehr im Wege.
Dienstag, 17. August – Im Auftrag b. z. w. auf Anfrage des Forstamtes Grevesmühlen war ich heute in ein Schüler – Pilotprojekt für einige Stunden in der Forst Jamel eingebunden. Das Forstamt unterhält seit dem Jahre 2004 die Waldschule Gostorf. Ich erinnere mich, dass der Steinpilz – Wismar zur damaligen Eröffnung auch eine kleine Pilzausstellung dort aufgebaut hatte. Sie ist eine waldpädagogische Bildungsstätte für Kinder, Jugendliche und Erwachsene. Das Objekt befindet sich auf dem Forsthof Gostorf, auf dem auch das Forstamt seinen Sitz hat. Unter dem Motto „Wald macht Schule“ werden dort verschiedene Veranstaltungen zum Thema Wald durchgeführt b. z. w. angeboten. Auf dem Gelände befindet sich ein Backhaus mit Steinbackofen, ein Lagerfeuer- und Fußballplatz, eine kleine Holzwerkstadt, sowie eine Wald – Theaterbühne. Auch eine Streuobstwiese und ein Garten mit Hochbeeten ist vorhanden, ebenso wie ein Dammwildgehege. Reichlich Wald findet sich in der Umgebung von Grevesmühlen/Gostorf.
Im Rahmen des Lehrplanorientierten Unterrichtes findet diese Woche ein Pilotprojekt statt. Dazu sind Schüler der Waldorfschule aus Schwerin zu Gast. Eine Woche Leben im Wald. Wie die Nomaden und und ohne die ganz normalen Annehmlichkeiten von zu hause. Gestern starteten die Kinder in Grevesmühlen und wanderten im strömenden Regen 10 Km durch Wald und Flur, bis zu einer Waldlichtung im Forst Jamel. Vollkommen durchnässt galt es dann erst einmal die Behausungen zu errichten. Das sind Jurten, so wie wir diese aus den Steppenregionen in der Mongolei kennen. Das war eine große Leistung und ein Kraftakt unter wirklich harten Bedingungen. Die Kleider mussten am wärmenden Lagerfeuer trocknen. Sicher kein schöner, aber in der Erinnerung bleibender Auftakt einer Waldwoche. Heute stand nun dass Thema Pilze auf der Tagesordnung. Ich hatte einige wichtige Exemplare mitgebracht und erläuterte die Aufgabe der Pilze im Haushalt der Natur. Das sie für uns lebenswichtig sind und ohne Pilze die Natur und auch wir Menschen nicht lebensfähig wären und auch nicht existieren würden. Da horchen dann auch gerne mal die Lehrkräfte auf, weil eigentlich kaum jemand das Pilzreich aus diesem Blickwinkel betrachtet. Es geht nur um essbar oder giftig. Selbstverständlich ging auch ich auf dieses Thema ein und hatte als Vertreter der Speisepilze einen Sommersteinpilz mit dabei und die Giftpilze wurden vertreten vom wichtigsten aller Giftzwerge, dem tödlich giftigen Grünen Knollenblätterpilz. Aber dann ging es gestaffelt in zwei Gruppen auf die Pilzpirsch und im Handumdrehen waren die jeweils dafür angesetzten 90 Minuten vorstrichen, da immer wieder interessante Pilzarten entdeckt wurden und ich sie ausführlich vorstellte.
Mit dem Wetter hatten wir Glück. Nur wenige Tropfen, aber sehr windig. Überhaupt hielten sich die zahlreichen und kräftigen Schauer zurück. Es hätte durchaus eine platschnasse Geschichte werden können, aber die Position des Sturmtiefs, mit seinen Niederschlagsbändern, lag derartig günstig für uns, dass es bis auf wenige Schauer, meist trocken blieb und sich zeitweise sogar die Sonne zeigte. Wir profitierten vom Föhn des Norwegischen Gebirges. Die Berge um Bergen herum sorgten für Wolkenauflösung und durch die hohen Windgeschwindigkeiten reichte dieser Schönwetterstreifen bis nach Westmecklenburg. Übrigens gab es gestern Abend wieder einen Tornado, der dieses mal aber über Land zog und eine Ortschaft in Ostfriesland verwüstete.
Mittwoch, 18. August – Etwas feucht und unangenehm war die Fahrt auf meinem Dienstroller heute Vormittag von HWI bis zum Woitendorfer Wald. Es nieselte zeitweise und es wehte ein steifer Wind. Am Waldabzweig Woitendorf war ich gegen 10.00 Uhr mit Chris aus Lübeck, Phillipp aus Renzow und Egon aus Berlin zur heutigen Mittwochssexkursion verabredet. Der ehemalige Staatsforst Rehna oder landläufig Woitendorfer Wald, ist das größte Waldgebiet im MTB Carlow und liegt komplett im 4. Quadranten. Seit vielen Jahren gibt es hier geführte Pilzwanderungen im Rahmen der Tage der Pilze. Meist bin ich in diesem Zusammenhang mit den mir anvertrauten Menschen im westlichen Bereich, vom Rögeliner See aus, unterwegs und oft kommen wir dann mit gefüllten Körben wieder heraus. So kann hier in manchen Jahren die beliebte Totentrompete, das Logo des einzigen, der Pilzkunde verschriebenen Vereins in Mecklenburg – Vorpommern, zu einer regelrechten Landplage werden. So formulierte es einst ein Mitglied des Pilzvereins Heinrich Sternberg Rehna e.V. Aber auch ganz banale Speisepilze wie Steinpilz, Marone oder Stockschwämmchen und Hallimasch sind hier neben vielen anderen zuhause.
Der Woitendorfer Wald ist aber in erster Linie eine Fundgrube für wirklich mykologisch interessierte Pilz- und Naturfreunde. Er zählt zu den artenreichsten Wäldern Mecklenburgs. Torsten Richter und seine Vereinsmitglieder haben hier im Laufe der Jahre bereits 1543 Großpilzarten nachweisen und kartieren können. Da sind die gut 100 Arten, die wir heute entdecken konnten, nur ein Bruchteil dessen, was der Woitendorfer Wald zu bieten hat. Aber vielleicht sind unter diesen 100 doch noch Erstfunde dabei. Ich werde unsere Fundliste an den Rehnaer Pilzverein weiterreichen, sobald einige Nachbestimmungen geklärt sind oder auch nicht.
Wie man bei dieser Artenanzahl vermuten darf, hat auch hier der Herbstaspekt eingesetzt und es ging heute Schlag auf Schlag. So macht es Spaß durch die Wälder zu streifen. Der Woitendorfer Wald steht auf besseren, teils basenreicheren Böden, aber es gibt auch saure Bereiche in den Buchen- und Fichtenforsten, die von vielen Waldtümpeln und Mooren durchzogen sind. Dadurch ergibt sich auch diese unglaubliche Vielfalt dieses Waldgebietes. Auch hier war das Frischpilzaufkommen vor allem an etwas lichteren Stellen mit Gräsern und Moosen oder um die Feuchtbiotope herum besonders üppig. Teils richtig vielfältig, wie sonst nur Ende September/Anfang Oktober. Teilweise gab es aber auch gute Bereiche, in denen kaum ein Frischpilz zu sehen war. Ein ausführlicher Bericht folgt später.
Donnerstag, 19. August – Wir sind also pilztechnisch im Herbst angekommen. Und nicht nur das. Auch die zurückliegende und die vor uns liegende Witterung war und wird nur wenig sommerlich. Im Prinzip verlief der Hochsommermonat August bisher wie ein durchschnittlicher September. Die Pilzwelt reagiert entsprechend und dort wo die Niederschläge richtig ergiebig waren, hat schon ein recht artenreiches Frischpilzaufkommen eingesetzt. Das sind laut einer gestern bei Kachelmann – Wetter veröffentlichen Grafik vor allem die Gebiete ganz im Westen Mecklenburgs, also dort, wo ich in letzter Zeit unterwegs war, aber auch knapp östlich von Wismar, bis etwa zum Rostocker Raum und dann in einem Streifen nach Süden bis in die Region Parchim. Aber auch die Nossentiner/Schwinzer Heide hat stellenweise gut Regen abbekommen. Am meisten gab es im äußersten Nordwesten von Mecklenburg (Raum Palinger Heide) mit über 150 Liter auf den Quadratmeter.
Auch Regionen mit vergleichsweise eher zurückhaltenden Niederschlägen, so wie der unmittelbare Bereich um Wismar herum, ziehen allmählich nach. In der Beratung werden Karbol – Champignons und Netzstielige Hexen – Röhrlinge aus dem Stadtgebiet vorgelegt. Andere Regionen haben diese Phase bereits hinter sich gelassen und dort hat nun ein vielfältiges Artenwachstum eingesetzt. Da weitere Niederschläge folgen sollen und das Wetter weiterhin mehr auf Herbst macht, wird sich dieser Trend fortsetzen. Da es noch früh im Jahr ist, wird es in Mecklenburg wohl kaum noch Panik – Reaktionen mit übermäßig heftigen Wachstumsschüben, beispielsweise von Steinpilzen, geben. Es hat sich Entspannung breit gemacht und man darf ohne Stress gemütlich auf die Pilzpirsch gehen. Mit etwas Geduld und entsprechender Arten – Kenntnis dürfte es sich auch für den Kochtopf – Mykologen lohnen.
Im Woitendorfer Wald waren beispielsweise neben vereinzelten Steinpilzen und Braunen Filzröhrlingen auch Semmelstoppelpilze und wunderbar frische Stockschwämmchen im Angebot. Vereinzelt mal eine noch taugliche Marone oder Rotfüßchen, aber der Schub war diesbezüglich erst einmal durch. Ansonsten waren verschiedene Täublinge und dies und jenes im Angebot. Ganz anders sieht es in Richtung Vorpommern oder Berlin/Brandenburg aus. Dort hat es über weite Strecken in den zurück liegenden 30 Tagen kaum geregnet und es ist staubtrocken. Je länger dieser Zustand dort anhält, um so größer wird die Wahrscheinlichkeit für einen heftigen Wachstumsschub, je weiter das Jahr voran schreitet. Dort kann es also noch richtig explodieren, während wir ganz gemütlich in die Pilze gehen können und nicht fürchten brauchen, unsere Körbe reichen nicht aus, um die Massen an Steinpilzen und Co. mit nach hause zu bekommen. Natürlich wird es aber auch bei uns Massenwachstum einiger Speisepilze geben, allen voran unserer Stubbenpilze wie Stockschwämmchen und Hallimasch.
Freitag, 20. August – Zu gezeigter Wachskruste aus dem Woitendorfer Wald hat Torsten Richter vom Rehnaer Pilzverein noch eine ganz andere Vermutung. Seiner Meinung nach könnte es sich auch um einen Schlauchpilz handeln. Gut möglich, Fakt ist jedoch, dass der resupinate Pilz hart und brüchig, wie zerlaufenes Kerzenwachs ist und sich auch so anfühlt. Was liegt also näher, ihn erst einmal in dieser Richtung zu verorten. Wir dürfen gespannt sein, ob sich dieses Rätsel noch lüften lässt. Ich werde Torsten eine Probe zukommen lassen. Immerhin geht es um weitere Arten für den Woitendorfer Wald, eines der am besten untersuchten Wälder zum Thema Großpilze in Mecklenburg – Vorpommern. Inzwischen ist dank Torsten Richter die Identität des Pilzes geklärt. Es handelt sich um den Gelben Krustenpilz (Hypocrea citrina). Nichts neues für den Woitendorfer Wald!
Morgen feiern die Rehnaer Pilzfreunde übrigens ihr diesjähriges Sommerfest. In diesem Zusammenhang wird dort auch eine vereinsinterne Pilzausstellung aufgebaut. Die bei dem guten Frischpilzaufkommen im Raum Rehna sicher sehr interessant ausfallen dürfte. Dazu wird auch der Grill angeheizt und ein zünftiges Pils gehoben. Der Steinpilz – Wismar wünscht viel Spaß und ein gutes Gelingen. Derweil startet morgen früh von Wismar aus wieder eine geführte Lehrwanderung. Ziel ist die Höltingsdorfer Forst. Ebenfalls einer der artenreichsten und interessantesten Wälder Mecklenburgs.
Zum Wetter: Wir befinden uns immer noch an der Südseite des abgezogenen Sturmtiefs über Skandinavien und der Ostsee. Der Wind hat zwar nachgelassen, aber es schleifen immer noch Wolkenfelder mit einzelnen Schauern oder etwas Regen über die Küstennahen Regionen entlang. In den letzten drei Tagen sind nochmal 4 Liter in meinen Becher gelangt. Dieses Tief verliert aber nun endgültig den Einfluss auf unser Wetter. Von Westen nähert sich ein schwacher Hochkeil und am Sonntag greift bereits das nächste Tief von Westen her auf Deutschland über. Auch dieses hat es wieder in sich. Weniger mit Wind, eher mit kräftigen Schauern und Gewittern.
In weiten Teilen Deutschlands herrscht also wieder Unwettergefahr am Sonntag und Montag. Es kann zu heftigen Gewittern und Starkregen kommen! Aus heutiger Sicht bleibt zumindest die Nordhälfte von Mecklenburg – Vorpommern davon verschont. Im südlichen Bereich, vor allem auch in Richtung Mecklenburgisches Elbetal und Griese Gegend, kann mit etwas Glück jedoch einiges an Regen vom Himmel prasseln. An der Nordflanke des Tiefs soll sich nämlich eine schmale Starkregenzone bilden, in dessen Bereich bis Montag Abend 40 – 80 Liter auf den Quadratmeter fallen können. Einige Modelle haben sogar bis zu 130 Liter auf der Agenda. Überflutungen sind also wieder vorprogrammiert. Gefährdet von diesem Starkregenunwetter ist aus heutiger Sicht vor allem ein Streifen zwischen Hamburg und Hannover bis rüber nach Sachsen – Anhalt und Berlin/Brandenburg. Gerade Berlin/Brandenburg hat es auch verdient, dass dort mal richtig die Dusche aufgedreht wird. Schließlich trägt der Steinpilz – Wismar Mitte September in der Märkischen Schweiz wieder ein kleines Pilzseminar aus. Siehe unter Termine! Da wäre es schon gut, wenn hier schon mal ein gewisser Grundstein an Feuchtigkeit gelegt würde.
Der ganz große Aufbruch an der Pilzfront wird nach den möglichen Starkniederschlägen in Berlin/Brandenburg zum Zeitpunkt unseres Pilzseminars bereits Geschichte sein, aber falls es die Nachfolgewitterung ermöglicht, sollte sich bis dahin auch dort ein solides Pilzaufkommen entwickelt haben. Der Starkregenstreifen kann aber auch durchaus etwas weiter nach Norden ausgreifen. Einige Wettermodelle berechnen auch für West- und Nordwestmecklenburg hohe Regenmengen. Fest scheint jedoch zu stehen, dass es in Richtung Küste weitgehend trocken bleiben sollte. Da der Starkregen gerade auch die sandigen Heidegebiete und Kiefernforste im nordöstlichen Niedersachsen und dem südwestlichsten Mecklenburg treffen könnte, dürfen dort in diesem Falle tatsächlich noch einmal die Uhren gestellt werden. Freunde von Maronen und Steinpilzen dürfen auf einen üppigen Schub hoffen. Besonders aber in den bis jetzt viel zu trockenen Gebieten im Brandenburgischen.
Sonnabend, 21. August – Eine klare, ruhige, fast schon frühherbstlich frische und neblige Spätsommernacht liegt am Morgen hinter uns. Die Luft konnte gut abkühlen und durch Nebel und Tau war es heute morgen auf den Wiesen und offenen Stellen in unseren Wäldern sehr feucht, um nicht zu sagen nass. Und nass war es in unserem heutigen Zielwald im Rahmen einer öffentlichen Lehrwanderung nicht nur deshalb. Gestern und an der Vortagen hatte es hier noch ordentlich geschüttet. Große Pfützen im Ort Passee und im Wald kündeten davon. So erlebten die vier Teilnehmerrinnen und Teilnehmer eine absolut herrliche Wanderung durch die Höltingsdorfer Forst. Das Wetter hätte kaum schöner sein können. Angenehm temperiert, wohltuende Sonnenstrahlen nach den zurück liegenden, trüben Tagen und Windstille. Es war ein Traum! Und das nicht nur vom Wetter her, sondern auch an der Pilzfront. Auch hier brach gerade der Pilzherbst durch. Ich habe das Gefühl, dass ich in der letzten Zeit mit meinen Terminen genau richtig liege und bei der Differenziertheit der vergangenen, auslösenden Niederschläge, immer gerade in den Wäldern aufschlage, in denen es losgeht. Nicht übermäßig, keine Panik bei den Frischpilzen, sondern ganz gemütlich. Hier und da dies und jenes. So muss es sein und so macht es Spaß.
Neben Stammwanderer Robert waren zwei Damen mit dabei, die am Ende ein buntes Sammelsurium in ihren Sammelbehältnissen hatten, welches ohne fachmännische Begleitung und Beratung so niemals in diese gelangt wäre. Eine der beiden Damen, die gerne im Ventschower Wald unterwegs ist, sammelt gar nur Pfifferlinge. Nun, mit Pfifferlingen konnte uns der Wald heute nicht beglücken und so wurde es am Ende richtig bunt, was heute Abend oder morgen auf dem Essenstisch landen dürfte.
Der Top Fund für mich waren aber die tödlich giftigen Kegelhütigen Knollenblätterpilze. Diese sind in unseren Breiten recht selten und heute gab es sie im Höltingsdorfer Forst sogar in Luxus – Ausgaben. Nicht nur das dieser schöne, elegante Wulstling recht selten ist, nein, das erste Exemplar meines Lebens von dieser Art, fand ich genau in diesem Wald. Das muss etwa drei Jahrzehnte her sein. Damals begannen wir mit unserer systematischen Nordwestmecklenburg – Kartierung. Ich war aus diesem Grunde mit zwei weiteren Pilzfreunden und Hobby – Mykologen in diesem Revier zur Bestandsaufnahme. Wie das meistens so kommt und auch damals kam, geraten wir mitunter etwas auseinander und anschließend wird angesagt, was jeweils der andere Entdeckt hat, um unsere Datenliste zu ergänzen.
Damals habe ich hier allerdings nur ein Bruchstück besagten Kegelhütigen Knollenblätterpilzes gefunden. Der Hut war nahezu komplett von Schnecken abgefressen und ich konnte den Pilz nur anhand seines markanten, zottig – schuppigen Stieles, ansprechen. So gab ich die Art an, aber ein schräger Blick und ein müdes Lächeln sagte alles. „Aber lieber Reinhold, diese Art gibt es bei uns doch gar nicht! Können wir nicht aufschreiben“. Erst nach längerer Zeit, als wir den Pilz bei einer weiteren Kartierungsaktion in einem anderen Buchenwald wieder entdeckten, wurde mir der damalige Fund geglaubt und in den Datenlisten nachgetragen. Insofern freute ich mich heute ganz besonders über ein Wiedersehen mit dem Spitzkegeligen Knollenblätterpilz, an einem, für mich denkwürdigen Ort.
Sonntag, 22. August – Eigentlich hatte ich im Hinterkopf, heute meine noch ausstehende Mittwochsexkursion in der Griesen Gegend nachzuholen. Aber es war Regen angesagt und es macht keine Laune bei derartigem Wetter so weite Strecken mit dem Roller zu fahren. Also wurde dieses Vorhaben auf Eis gelegt und ich drehte am Nachmittag und Abend eine Runde im Raum Neukloster/Bützow. Zunächst machte ich kurz am Waldhotel bei Neukloster halt. Ich schaute mich am Klaasbachtal um. Nach etwa 10 Minuten entschloss ich mich hier abzubrechen. Der an sich Pilz- und artenreiche Bereich, gleich zu Beginn des Klaasbachtals, gab nicht viel her. Bis auf eine ganze Menge junger Pfifferlinge und einem Braunen Leder – Täubling sah ich nichts weiter.
Es ging kurz zum Funkturm im Schlemminer Staatsforst. Auch hier sah ich kaum Frischpilze und brach nach etwa 20 Minuten ab. Nächste Station war das Rühner Holz. Hier ging es gleich auf den ersten Metern mit Eichen – Filzröhrlingen, Mehlpilzen und Gilbenden Erdritterlingen los. Also war das Ziel meiner kleinen Abendexkursion erreicht. Ich durchstreifte vor einigen Jahren durchforstete und ausgelichtete Altbuchen – Bereiche. Schließlich hatte ich sie noch gut von einer länger zurückliegenden, öffentliche Pilzwanderung in Erinnerung. Damals fand ich hier beispielsweise einige Langstielige Pfeffer – Michlinge und sogar einen Eichhasen. Natürlich gab es auch mehr, aber diese beiden Arten blieben im Gedächtnis haften. Heute waren genannte Pilze zwar nicht ausfindig zu machen, Frischpilze gab es aber eine ganze Menge. Aspekt – Bildend waren vor allem Täublinge, insbesondere auch die leckeren Frauen – Täublinge und schwach giftige Gelbe Knollenblätterpilze.
Auch Milchlinge waren dezent vertreten. In erster Linie Buchen – Milchlinge. Außer den erwähnten Eichen – Filzröhrlingen war ansonsten bezüglich Röhrlinge nichts zu holen. Vereinzelte Steinpilze oder Maronen waren nur noch ein Schatten ihrer selbst. Im Vergleich zur Höltingsdorfer Forst von gestern oder dem Woitendorfer Wald, am vergangenen Mittwoch, war es hier doch recht monoton. Aber schließlich wich die ermüdende Monotonie doch noch ein wenig, nämlich beim Anblick von jungen Kegelhütigen Knollenblätterpilzen. Es gibt sie also auch hier und sie haben offensichtlich gerade ihren diesjährigen Wachstumsschub. Ganz zum Schluss wurde ich dann doch noch Ernte – Maschine. Ein großer, alter Buchenstubben, war von Stockschwämmchen überzogen. Ihnen wird inzwischen die Feuchtigkeit entzogen. Sie liegen auf dem Trockner.
Die große Feuchtigkeit kam dann doch nicht vom Himmel. Es fing zwar bereits am Nachmittag, als ich losfuhr, an zu Tröpfeln, aber dabei blieb es auch. Es Tröpfelte vor sich hin, kaum messbare Mengen, eher unter erhöhter Luftfeuchtigkeit abzubuchen. Hoffen wir, dass bis morgen Abend wenigstens Berlin/Brandenburg einiges abbekommt. Stellen- bis Gebietsweise werden nach wir vor hohe Regenmengen berechnet, teils bis zu 130 Liter auf den Quadratmeter. Allerdings wohl eher im südlichen Brandenburg.
Montag, 23. August – Heute enden die Hundstage, die heißeste Zeit des Jahres! Nun, dass war in diesem Jahr wohl eher ein Witz! Die Hundstage fanden zeitweise im Juni und Juli statt und hatten auch einen heftigen Schub von Sommersteinpilzen im Gepäck. Der Monat August machte auf September und in den nächsten Tagen kündigt sich bereits der Oktober an. Keine Angst, ich habe mich nicht im Kalendarium vertan. Die Großwetterlage stellt sich nämlich komplett um. Zwischen einen blockierenden Hoch bei den britischen Inseln, bis weit in den hohen Norden, und einem sich bildenden Tiefkomplex über Skandinavien, der zur Ostsee und nach Polen abtropft und sich im Verlauf auch immer wieder regenerieren kann, wird aus den polaren Regionen hochreichende Kaltluft heran geführt.
Im Gegenzug, auf der warmen Flanke des Hoch, strömt sehr warme Sommerluft bis nach Island. Dort bricht eine für diese hohen Breitengrade regelrechte Hitzewelle los, mit Temperaturen über 25 Grad. Gleichzeitig soll die kalte Luft im Verlauf sogar bis nach Nord – Spanien gelangen. So werden wir uns bis in die erste Septemberhälfte wettertechnisch eher in den Oktober versetzt fühlen. Im Binnenland, besonders ganz im Osten Deutschlands, drohen sogar die ersten Bodenfröste! Hätten wir jetzt Winter, würde uns traumhaftes Winterwetter mit bitterer Kälte und Schnee bevor stehen. Für viel Schnee hätte bei dieser Anströmung schon alleine die Ostsee mit ihrem warmen Wasser gesorgt. Der Ostseestrich käme richtig in Fahrt.
Aber auch in den nächsten Tagen dürfte sich der Ostseestrich bemerkbar machen. Die kalte Luft strömt von Nordosten nach Südwesten über das warme Wasser und löst reichlich Konvektion aus. Zahlreiche Schauer und Gewitter werden bis in das Binnenland getragen. Randtröge können sogar ergiebige Regenfälle nach Ostdeutschland ausgreifen lassen. Und das ist gut so, fanden wir hier bis vor kurzem noch die trockensten Böden Deutschlands vor, so hat es seit gestern zumindest teilweise sehr ergiebig zwischen Berlin und Halle Leipzig geregnet. Ob die Region Märkisch Oderland bereits genug abbekommen hat? Wenn nicht, kann hier in der nächsten Zeit noch einiges zusammen kommen. Auf jeden Fall dürfen die Pilzfreunde in den nun gut bedienten Regionen ihre Uhren stellen. In 10 – 14 Tagen könnten sich einige die Augen reiben! Vom 17. – 19. September sind wir im Umweltzentrum DreiEichen, in der Märkischen Schweiz, mit einem Pilzseminar zu Gast. Wer dort mit dabei sein möchte, schaut doch bitte mal unter „Termine“ nach!
In den nun reichlich von Regen bedachten Regionen Ost- und Mitteldeutschlands, die zuvor viel zu trocken waren, sollte es also in 10 – 14 Tagen los gehen. Das kommt dann auch wieder ziemlich genau den Mond – Theoretikern entgegen. Vollmond ist am 07. September. Hoffen wir auf eine günstige Nachfolgewitterung. Hier sind in erster Linie die möglichen Niederschläge des neuen Tiefdruck – Komplexes zu nennen. Die für diese Jahreszeit unterkühlten Temperaturen sollten sich kaum negativ auswirken. Ganz im Gegenteil! Sie könnten das Wachstum von Herbstpilzen erst recht aus der Reserve locken. Besonders im Brandenburgischen haben wir ausgedehnte Kiefernforste, die bei zu großer Sommerwärme und Sonne zu dieser Jahreszeit schnell wieder austrocknen würden. Auch täuscht das niedrige Temperaturniveau eine schon fortgeschrittene Jahreszeit vor.
Dienstag, 24. August – Heute Abend stand eine Pilzwanderung in den Redentiner Tannen auf dem Programm. Unsere diesjährige Abendwanderung. Haben wir sie in früheren Jahren nahezu ausschließlich im Stadtgebiet von Wismar durchgeführt, habe ich seit dem vergangenen Jahr damit begonnen, unseren Aktionsradius ein wenig zu erweitern. Also stadtnahe Waldgebiete mit zu integrieren.
Im August 2020 waren wir am Farpener Stausee unterwegs. Leider war es damals viel zu trocken, so dass wir kaum Frischpilze sahen. Heute standen die Redentiner Tannen auf dem Plan. Es ist der Wald meiner Jugend. Im Sommer und Herbst war ich hier in der Regel zwei mal wöchentlich auf meiner Steinpilz – Route unterwegs. Die bildete sich nach einiger Zeit heraus, nachdem ich das Waldgebiet weitgehend für mich erschlossen hatte. Für die damalige Runde hatte ich im Schnitt 6 bis 8 Stunden benötigt und alle relevanten Stein- und Birkenpilz sowie Pfifferlings – Standorte vernetzt. Legendär war der damalige Steinpilzweg, an dem sowohl Gemeine- wie auch Sommersteinpilze wuchsen. Hier habe ich überhaupt erst gelernt, den Sommersteinpilz vom Echten Steinpilz zu unterscheiden. An beiden Wegrändern und manchmal sogar auf der sandigen Mitte des Weges brachen sie heraus. Angrenzend eine damals fast undurchdringliche Fichtenschonung mit zeitweise unglaublichen Mengen von Fichtensteinpilzen. Ein muss war auch der Steinpilzgraben, an dem es mitunter auch eine ganze Menge Birkenpilze gab. In der Spitze bis zu 130 Stück! Das sitzt noch fest im Gedächtnis. Auch die Steinpilze zählte ich damals. Bei starken Wachstumsschüben waren es bis an die 300!
Schließlich war da noch eine größere Kiefernschonung mit einigen Birken und Jungeichen. Hier gab es mitunter richtig gut Pfifferlinge, aber auch Steinpilze, Butterpilze, Sand – Röhrlinge u. a. Zu guter letzt eine Eichen – Waldkannte mit eingestreuten Birken und Kiefern. Dort konnte man die Gemeinen Steinpilze in allen ihren Erscheinungsformen studieren. Von den ganz herkömmlichen, mit nussbräunlichen Hüten, bis hin zu Formen mit fast violett – schwarzen Köpfen und auch eine grauhütige Form, die in der Nähe von Birken wuchs. Dabei könnte es sich um den relativ seltenen Birken – Steinpilz gehandelt haben. Eichensteinpilze (Sommersteinpilze) traten hier nie auf. Es war offensichtlich ein zu geringer Basenanteile im Boden. Nun, bis auf den Steinpilzweg konnten wir die anderen genannten Bereiche nicht tangieren, denn uns standen ja nur knapp 2 Stunden zu Verfügung und gegen 21.00 Uhr war es bereits dunkel. Es sollte ja keine Nachtwanderung werden, denn die steht erst am kommenden Freitag auf der Agenda. Wir waren heute 7 Leute, inklusive Pilzfreunden aus Schwerin und Rostock.
Ich hatte am Nachmittag eine Pilzberatung mit zwei Leuten, die gerade aus den Redentiner Tannen kamen und keine großen Erfolge verbuchen konnten. Es gäbe dort kaum Pilze und der Wald sei auch viel zu trocken. Wir erlebten das Gegenteil. Reichlich Frischpilze bis hin zum Sommersteinpilz und fetten Pfifferlingen! Und fast alle Pilze waren frisch. Es geht hier gerade los!
Mittwoch, 25. August – Bezüglich unserer Mittwochsexkursionen haben wir heute ein neues Messtischblatt in Angriff genommen: 2132 = Mallentin. Seit Beginn der systematischen Mittwochsexkursionen nach Topographischen Karten im Maßstab 1 : 25 000, im April des Jahres 2016, ist das MTB Mallentin ein zweites mal in die Auslosung gekommen. Insbesondere die Wälder im 1. und 2. Quadranten haben wir darüber hinaus schon des öffteren besucht. Sei es bei länger zurück liegenden Kartierungen, ganz privat oder im Zuge von öffentlichen, sowie individuellen Lehrwanderungen. Heute war es eher eine kombinierte Aktion. Sowohl der Kartierung dienend, aber auch in Form einer individuellen Lehrwanderung. Neben Chris und Phillipp waren noch zwei interessierte Urlauberinnen und ein dazu gehöriger Urlauber aus dem Süddeutschen Raum sowie ein WauWau mit dabei!
Der Holmer Wald liegt direkt an der B 105 und stockt weitgehend auf sauren Sandböden. Entsprechend gibt es hier einen hohen Anteil an Nadelbäumen wie Kiefern, Fichten und Douglasien. Natürlich auch Laubwälder mit Eichen, Buchen oder Birken. Wenn man so will, ein klassisches Revier für den ganz normalen Kochtopfmykologen, der in der Regel nur eine Handvoll gemeiner Röhrlinge und Pfifferlinge sammelt. Diese waren heute natürlich auch vertreten, insbesondere in Form von oft noch jungen, knackigen Maronen, einigen Rotfüßchen und Ziegenlippen. Auch ein Steinpilz war dabei und natürlich Pfifferlinge. Aber unser Blick galt wie immer allen möglichen Großpilzen und so wurde es am Ende wieder eine sehr artenreiche Tour. Auch hier wurde deutlich, dass der Pilzherbst in die Vollen geht. Selten haben wir bisher erlebt, dass es pünktlich zu Beginn des Herbstaspektes gleich entsprechend startet. Dafür aber nicht mit einer Explosion, sondern völlig gelassen und entspannt, denn der Herbst ist ja noch lang und die Witterungsbedingungen sind gut bis optimal.
So gab es auch heute für unseren Neueinsteiger Phillipp viel zu entdecken und es waren auch wieder einige Arten dabei, die er bisher noch nie in freier Wildbahn gesehen hatte b. z. w. sicher ansprechen konnte und die auf seiner Wunschliste standen. So der Keulenfuß – Trichterling oder der Würzige Tellerling. Auch unsere Gäste hatten am Ende ein buntes Sammelsurium in ihrem Korb. Von Pfifferlings – gelb, über Röhrlings braun bis hin zu Täublings – bunt. Ein farbenfroher Anblick, den man ansonsten bei den durchschnittlichen Pilzsammlern so kaum sichten würde. Aber am Ende kam Phillipp auch noch auf seine Kosten, als sich unsere Gäste bereits verabschiedet hatten. Verhalf er ihnen zunächst wieder zu einigen schönen Pfifferlingen, entdeckte er schließlich auch für sich noch ein gelbes Areal für die Pfanne.
Donnerstag, 26. August – Sowohl auf dem Kalender, wie auch meteorologisch befinden wir uns immer noch im Sommer. Von richtigem Sommer war aber schon in den zurück liegenden Wochen kaum noch etwas zu spüren. Nun hat der Herbst aber schon mal ordentlich aufgedreht. Kühles und windiges Schauerwetter, wie im Oktober. Und das wird auch in den nächsten Tagen so bleiben. Immer wieder kann es zu schauerartigen Regenfällen, Schauern und einzelnen Gewittern kommen. Dabei kann das warme Ostseewasser die Schaueraktivität noch verstärken. Diese können strichweise immer wieder über die selben Regionen ziehen. Wo genau, wird immer mal etwas unterschiedlich gerechnet. So sind regional schon in der kommenden Nacht teils über 20 Liter auf den Quadratmeter möglich. Einige Modelle rechnen besonders auch um die Wismar – Bucht mit hohen Regenmengen. Zur Zeit schüttet es geradezu sintflutartig! Auch an den Folgetagen kann noch einiges zusammen kommen. Bis Mitte der nächsten Woche kann M-V mit 20 – 80 Liter auf den Quadratmeter rechnen. Strichweise wird also wieder ordentlich gegossen. Auch im Brandenburgischen sollte in den kommenden Tagen noch so einiges vom Himmel kommen. Es mag durchaus Gebiete geben, in den wieder Überflutungsgefahr herrschen könnte.
Nun soll morgen unsere traditionelle Nachtwanderung starten. In den Vorjahren hatten wir meist Hitzewetter und es war oft auch viel zu trocken. Im letzten Jahr musste ich die Nachtwanderung kurzfristig wegen möglichen Schwergewittern absagen. Diese Gewitter kamen dann aber nicht b. z. w. zündeten am Abend schon direkt im Ostseeumfeld und zogen nach Norden raus. Später, in der abendlichen Dunkelheit, war dann Wetterleuchten westlich von Mecklenburg zu sehen. Es waren nur örtliche, kleinräumige Zellen, aber ich glaube in Niedersachsen war es, wurde von einer dieser Zellen ein ganzes Waldstück platt gemacht. Auf etwa einem Hektar stand danach kaum noch ein Baum! Daher können geplante Wanderungen auch mal kurzfristig abgesagt werden. Nun, mit Gewittern haben wir es auch in dieser kühlen Witterungsphase zu tun. Aber das sind meist kurze Kaltluftgewitter, die nur selten unwetterartige Ausmaße annehmen können.
Nach den aktuellen Berechnungen sollten wir während unserer diesjährigen Wanderung mit dem Wetter Glück haben. Gestern sah es noch so aus, als würde es in der 1. Nachthälfte regnen. Nach heutigem Stand ziehen die teils kräftigen Regenfälle heute Nacht und morgen Vormittag durch, so dass morgen Abend höchstens noch einige Restschauer unterwegs sein könnten. So denke und hoffe ich, wir kommen einigermaßen trocken durch die Nacht und da es auch im Raum Parchim, Ziel sind die dortigen Pfifferlingstannen, immer wieder mehr oder weniger kräftig geregnet hatte, sollte im Lichtkegel unserer Lampen doch einiges an Frischpilzen auftauchen. Vielleicht machen sogar die Pfifferlingstannen ihrem Namen alle Ehre. Näheres dazu siehe unter Termine!
Freitag, 27. August 2021 – Nachtwanderung.
Eigentlich hätten unsere Nachtwanderungen heute Abend einen runden Geburtstag feiern können. Es wäre die 10. gewesen. Im Jahre 2012 waren wir ein erstes mal zu nachtschlafender Zeit auf der Pilzpirsch und im letzten Jahr hatte ich wegen möglichen Unwettern absagen müssen. Das haben wir heute nachgeholt. Damals, 2012, durchstreiften wir das Radebachtal bei Blankenberg, am Vorabend eines sehr heißen Augusttages. Entsprechend schweißtreibend war es auch des nachts. Das Frischpilzaufkommen hielt sich damals in Grenzen, reichte aber durchaus, um Lust auf mehr zu machen. Vor allem war es aber etwas völlig neues und wir waren alle gespant, wie es ausgehen möge und ob es überhaupt funktioniert mit Stirn- oder Taschenlampe in stockfinsterer Nacht den Wald nach Pilzen abzusuchen. Aber es klappte wunderbar. Kaum ein Täubling, Hexen – Röhrling, Sommersteinpilz oder Hainbuchen – Röhrling entging uns im Lichtkegel unserer Scheinwerfer. Es war klar, die Nachtwanderungen werden ein fester Bestandteil unserer Terminplanung. Immer in der zweiten August – Hälfte und damit zu Beginn des Herbstaspektes.
Oft war es jedoch zu unseren Nachtwanderungen noch viel zu trocken und es wurde tatsächlich eher ein nächtlicher Spaziergang, denn Pilze Suchen und Sammeln. Aber wir hatten durchaus auch Glück, reichlich fündig zu werden. So vor einigen Jahren im Mildenitzgebiet und auch heute Nacht ging die Post ab.
Die Pfifferlingstannen bei Parchim ließen sich nicht lumpen. Das Waldgebiet hat in den zurück liegenden Wochen regentechnisch mächtig was auf den Deckel bekommen und so brach hier heute Nacht der Pilzherbst voll durch. Hier geht es in diesen Tagen steil auf den Jahreshöhepunkt zu. Das Pilzaufkommen glich eigentlich dem, was wir in der Regel Ende September/Anfang Oktober erwarten dürften. Die Waldwege waren gesäumt von vielen, jungen Flaschen – Stäublingen. Gruppenweise Schopf – Tintlinge, Trichterlinge, Stinkschirmlinge, Täublinge und Milchlinge. Natürlich waren auch die namensgebenden Eierschwämme vertreten, genauso so wie Steinpilze, die hier anscheinend gerade loslegen wollen.
Im moosigen Fichtenforst schossen stellenweise die Maronen in edelster Qualität und dicht an dicht aus dem Waldboden. Flatterige Fichtenkorallen erstrahlten im Licht unserer Lampen in einem Ausmaß, wie ich es selbst bei Tageslicht noch niemals sah. Auch herbstliche Fälblinge und Ritterlinge waren dabei. Wulstlinge wurden durch unzählige Gelbe Knollenblätterpilze, einigen Perlpilzen, Scheidenstreiflingen u. a. Arten vertreten. Selbst der recht seltene Kegelhütige Knollenblätterpilz war dabei. Lange Rede, kurzer Sinn, in den Pfifferlingstannen brummte die Hochsaison. Optimaler hätten wir es mit unserer diesjährigen Nachtwanderung kaum treffen können.
Sonnabend, 28. August – Heute fuhr ich von Keez aus mit Irena einige Pilzstandorte zur Information ab. Viel Zeit hatten wir nicht, da ich um 16.00 Uhr die Pilzberatung in Wismar öffnen musste. Zunächst steuerten wir die sandigen Forste bei Loiz an. Sie gehören zum Rosenower Wald, in dem wir etwa vor einem Jahr eine recht erfolgreiche Wanderung mit vielen Leuten hatten. Noch im Ort ist ein kleines, parkartiges Rondell mit Birken, welches gleichzeitig Parkmöglichkeiten für mehrere Autos bietet. Hier wimmelte es von Frischpilzen. Insbesondere Täublinge, Perlpilze und den kleinen, wertvollen Küchen – Schwindlingen. Im angrenzenden Kiefernforst wuchs zum Ausgleich kaum ein Frischpilz. Einzig auf einer Waldwiese ein Trupp frisch auf geschirmter Parasole.
Grund unserer Erkundungstour war ein Waldgebiet zu finden, in der ich eine für morgen geplante individuelle Wanderung durchführen möchte. Hier sind wir jedoch fehl am Platze und bis nach Parchim möchte ich die Truppe nicht Lotsen. Wir versuchten es auf einer anderen Ecke des recht umfangreichen Waldgebietes. Hier dominiert ein etwas stärker strukturierter Baumbestand und insgesamt wuchsen hier auch mehr Frischpilze. Vor allem Gelbe Knollenblätterpilze, einige Täublinge und ansonsten Kleinarten wie Trichterlinge oder Helmlinge. Hier war es auch nicht gerade optimal. Zu guter letzt war noch die Schafwiese bei Sternberger Burg an der Reihe, die mitunter enorme Mengen von Acker – Schirmpilzen und essbaren Champignons beherbergt. Diese gab es auch recht zahlreich. Da hier vor kurzem gerade unzählige Schafe ihre Hinterlassenschaften abgelegt hatten, verzichteten wir auf die Ernte dieser möglicherweise gut gewürzten Wiesenpilze.
Die Zeit drängte nun und ich musste nach Wismar. Irena fuhr im Anschluss noch einmal in die Wälder um Crivitz/Sternberg. Sie suchte dort vergebens nach einem Fichten – Jungbestand, in dem wir vor einigen Jahren Pfifferlinge praktisch als Bodendecker hatten. Tausende gelbe Tupfen im braungünen Fichtendickicht. Den Platz gab es aber nicht mehr. Die Bäume hatten offensichtlich die Trockenjahre 2018/19 nicht überstanden und wurden gerodet. Ziemlich frustriert informierte sie mich telefonisch über diesen deprimierenden Umstand. Aber sie gab nicht auf und fuhr in einen anderen Bereich des sehr umfänglichen Waldgebietes. Hier wurde sie schließlich entschädigt und konnte die Eierschwämme in derartigen Mengen einsammeln, dass sie noch die halbe Nacht mit ihrer Verarbeitung zu tun hatte. Wer sucht, der findet!
Sonntag, 29. August – Um 08.00 Uhr war heute morgen am ZOB in Wismar Treff zu einer individuellen Pilzwanderung mit der Gruppe Perlebach. Hartmut Perlebach ist mein Rechtsanwalt und Pilzfreund zugleich. Seit vielen Jahren organisiert er für seine Freunde und Bekannten eine Pilzwanderung. Im vergangenen Jahr waren wir im Radebachtal bei Blankenberg unterwegs. Heute hatte ich mich für ein Teilstück der ehemaligen Staatsforst Turloff bei Weberin entschieden. Eines unserer Top – Revier für klassische Speisepilze wie Pfifferlinge, Maronen oder auch Steinpilze. Letztere traten heute nicht in Erscheinung und auch in punkto Maronen – Röhrlinge war es recht dürftig. Einzig Pfifferlinge konnten einigermaßen überzeugen. Ansonsten waren verschiedene essbare Täublinge, einige Perlpilze oder auch mal ein Riesenschirmpilz dabei. Am Ende sprang doch für alle Parteien eine ordentliche Mahlzeit selbst gesammelter Waldpilze heraus. Hier lief das allgemeine und auch das spezielle Pilzaufkommen in Bezug auf die volkstümlichen Klassiker noch auf Sparflamme.
In den letzten Tagen, bis einschließlich heute, hat es auch in diesem Revier nochmals ausgiebig geregnet, so dass es mittelfristig auch hier deutlich besser werden sollte. Überhaupt hat es in den letzten Tagen über Mecklenburg – Vorpommer flächendeckend mehr oder weniger ergiebig geregnet. Im allgemeinen zwischen 20 und 80 Litern! Spitzenreiter war in den letzten drei Tagen Groß Lüsewitz mit 82 Liter auf den Quadratmeter. Das meiste kam also östlich Rostock bis zum Darß vom Himmel. In Wismar hatte ich heute noch einmal 31 Liter, einschließlich der Regenmengen von gestern, im Becher! Es gab also ein letztes mal Wasser satt.
Die Großwetterlage soll sich umstellen. Hochdruckgebiete werden nun dominanter. Ob sie es letztendlich schaffen, die aufdringlichen Tiefdruckgebiete auf Dauer von uns fern zu halten und dem Sommer noch einmal eine Chance einräumen, steht jedoch noch nicht fest. Derzeit sieht es aber so aus, dass es zumindest in der kommenden Woche allmählich sonniger und etwas wärmer werden soll. Zumindest ist die Möglichkeit auf einen längeren, spätsommerlichen und trockenen Witterungsabschnitt gestiegen.
Der August machte ja auf September, vielleicht kommt der September nun wie ein August daher. Mit Trockenheit und Sommerwärme. Ganz ungelegen kommt mir dieser Umstand nicht. Denn ginge es mit dem derzeitigen Regenwetter bei gedämpften Temperaturen weiter, wäre spätestens ab Oktober die Luft raus. Vieles, der beliebten Klassiker wäre durch und wir würden uns frühzeitig im Spätherbst wiederfinden. Aber ich habe das Gefühl, es ist sowieso schon zu spät. In einigen Regionen haben wir schon die Spitze des Pilzjahres erreicht. So beispielsweise in den Pfifferlingstannen bei Parchim oder auch in Westmecklenburg. Der Chef des Rehnaer Pilzvereins teilte mir heute mit, dass es im Raum Rehna ein unglaubliches Frischpilzwachstum gibt. In einer Intensität, wie er es bisher kaum erlebt hat. Die Wälder stehen brechend voll. Selbst Steinpilze und Pfifferlinge wachsen prächtig. Letztere sind im Raum Rehna ja nicht gerade der Renner. Ich sehe schon unsere Großen Ausstellungen im Oktober in Gefahr. Zum einen könnte das Wesentliche bereits durch sein, zum anderen würde zu lang anhaltendes, stabiles Hochdruckwetter das Frischpilzwachstum allmählich ausdünnen.
Montag, 30. August – Unser derzeitiges Regentief lässt es in Teilen Ostdeutschlands weiter Plattern. Auch große Teile von Berlin/Brandenburg haben nun in letzter Zeit einiges an Wasser bekommen. Ich denke auch die Märkische Schweiz dürfte gut bedient worden sein. Spätestens ab der nächsten Woche sollte dort die Post abgehen. So kommt bei mir auch Optimismus bezüglich unseres dortigen Pilzseminars in der Umweltbildungsstätte DreiEichen auf. Siehe unter Termine!
Bei uns läuft die Hauptsaison inzwischen auf Hochtouren. Ein allgemeines, wenn auch immer noch differenziertes Pilzwachstum, hat überall eingesetzt. Die eingefleischten Mondanbeter werden aber derzeit kaum auf die Pilzpirsch gehen. Erst im laufe der kommenden Woche werden sie wieder ausschwärmen. Dann greifen auch die jüngsten Regenfälle wieder. Andererseits stehen viele Wälder derzeit voller Pilze. Auch Steinpilze schieben immer wieder frisch. Regional durchaus nennenswert, anderswo ist kaum einer von ihnen zu finden. Um sie stärker aus der Reserve zu locken, muss der Mond dann wohl erst wieder zunehmen. Aber so richtig im Griff hat er die Situation nicht, denn sie wachsen zwar nicht in Massen, schieben aber immer mal hier und mal dort. Sie haben auch keinerlei Veranlassung zu Übertreibungen. Der Herbst ist noch lang und die Vegetationsperiode der Herrenpilze dauert schließlich noch drei Monate an. Es gibt eben Menschen, bei denen Pilze nur über Steinpilze, Pfifferlinge und Maronen definiert werden. Viel wichtiger und interessanter ist aber die gesamte Vielfalt und Fülle, die uns der Herbst bei günstigen Witterungsbedingungen bietet.
Hoffen wir, dass die Saison noch lange mit hoher Artenvielfalt anhalten möge. Ich sehe die Situation aber durchaus zwiespältig. Der septemberhafte August führte zu einem Frühstart. Wichtig und alles entscheidend ist nun die weitere Wetterentwicklung. Die Regentiefs ziehen sich erst einmal zurück und machen Hochdruckgebieten Platz. Die Tage werden sonniger und auch etwas wärmer. Die Frage ist nur, ist das der Anfang von einer länger anhaltenden Schönwetterperiode oder fällt das Ganz in absehbarer Zeit wieder zum alten Muster zurück. Baut sich Dauerhoch auf, könnte die Hochsaison eine Delle bekommen und uns im späteren Herbst dann möglicherweise eine Neuauflage bescheren. Bleiben die Wachstumsbedingungen weiterhin günstig, so könnte es zum Oktober hin schon abflauen, bis auf die Spätherbst – Arten. Die Wettermodelle sind sich noch nicht schlüssig. Sowohl, als auch, ist möglich.
Dienstag, 31. August – Wir feiern Monats – Silvester. Ein zunehmend pilzreicher August geht zu Ende. Zunächst nur sehr regional, entwickelte es sich um laufe des Monats immer besser und auch verbreiteter. Wann haben wir so etwas zum letzten mal erlebt? Das ist schon eine Weile her! Somit befanden wir uns ab Mitte des Monats bereits in der Hochsaison wieder. Ganz nach dem Fahrplan eines durchschnittlichen Pilzjahres, entsprechend der diesbezüglichen Aspekt – Abfolge. Dem nach beginnt der Pilzherbst Mitte August und dauert bis Mitte Oktober an. In den oft zu trockenen Vorjahren starteten wir meist erst ab Oktober so richtig durch.
Auch endet heute der meteorologische Sommer 2021. Er war deutschlandweit der nasseste seit 10 Jahren. Obwohl wir es vielleicht nicht so empfanden, er war trotz allem sogar etwas zu warm im 30 – jährigen Klimamittel. So entsprach er etwa einem ganz normalen Sommer der 1960er Jahre. Auch wenn es regional katastrophale Hochwasser gab, der Natur hat es gut getan. Unsere Wälder brauchen noch viel mehr des kostbaren Nass. Besonders ergiebig hat es in Teilen Westmecklenburgs geregnet. So in einem breiten Streifen von Grevesmühlen, südwestlich ausgreifend, bis hinunter in die Schaalsee – Region. Hier kamen in den letzten drei Monaten mehr als 300 Liter vom Himmel. Kein Wunder, dass es im Raum Rehna, mit den oft schweren Böden, ein für diese Region ungewöhnlich frühen Start in die Hochsaison gab. Meist kommen die artenreichen Wälder dort erst ab Oktober richtig in Fahrt.
Auch für Freunde der Leistenpilze waren die zurückliegenden Wochen genau das Richtige. Nachdem im Süddeutschen Raum schon lange eine Schwämme von Pfifferlingen zu beobachten war, zogen die Eierschwämme ab August auch bei uns richtig nach. Es scheint auch ein gutes Jahr für die beliebten Totentrompeten zu werden. Die brauchen schon im Hochsommer reichlich Feuchtigkeit, sollen sie zur Höchstform auflaufen. Und genau dieses zeichnet sich nun ab. In den nächsten Wochen sollte man seine Bestände mit diesem herrlichen Würzpilz auffüllen, denn die nächste, reiche Ernte von Herbsttrompeten könnte vielleicht bis zu 10 Jahre auf sich warten lassen.
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