Öffentliche Pilzlehrwanderung
Am Sonnabend, dem 15. Mai 2010, lud der „Steinpilz – Wismar“ wieder zu einer Pilzwanderung ein. Treff war um 08.00 Uhr am ZOB Wismar, in der Wasserstraße. Mit dem PKW starteten wir von hier aus zu einer Ostseeküstenwanderung von Brook bis Steinbeck. Diese Frühlingspilzwanderung wird allen vier Teilnehmern wohl für immer im Gedächtnis haften bleiben. So etwas erlebt man wirklich nicht alle Jahre. Eigentlich bestand großes Interesse von vielen, die sich telefonisch nach den Modalitäten dieser Wanderung erkundigten. Aber das so schlecht vorausgesagte Wetter hielt dann doch viele zurück. Entgegen den Erwartungen, war das Wetter aber sehr moderat. Es tröpfelte zwar gelegentlich, aber nichts dramatisches. Der starke Dauerregen begann erst am späteren Nachmittag. So begab sich der „Harte Kern“ der Wismarer Pilzfreunde zu einer der beeindruckensten Pilzwanderungen im Frühling, die wir je erlebt haben. Ich kannte dieses Gebiet überhaupt nicht und habe die Wanderroute von der Karte her geplant. Und das war ein Volltreffer!
Hier am Strand bliess uns der frische Wind kräftig um die Ohren, aber im Windschatten des teils bewaldeten Küstenschutzstreifens kamen wir sogar in´s Schwitzen. 15. Mai 2010.
Hier fotografiert Thomas Harm gleich zu Beginn ein Büschel essbare Rosablättrige Helmlinge.
Wenige Schritte weiter dann diese Fingerhut Verpel (Verpa conica). Ich war aus dem Häuschen! Erst das zweite mal in meiner Pilzsucher – Karriere kam mir diese seltene Schlauchpilzart unter die Augen. Die Pilze sind wie die Morcheln gute Speisepilze, sollten aber in unserer Region wegen ihrer Seltenheit geschont werden.
Fast an der gleichen Stelle dann diese wunderbaren Schild – Rötlinge (Entoloma clypeatum) – einer der schmackhaftesten Frühlingspilze. Immer unter Rosengewächsen wie Pflaumenbäumen, Schlehen und hier wohl unter dem allgegenwärtigen Sanddorn.
Erika Wittenhagen traut diesen Rötlingen wohl noch nicht ganz, wie ihr kritischer Blick vermuten lässt.
Kurze Zeit später entdeckt Thomas Harm den ersten Hexenring Maipilze – Die Pilzmahlzeit ist gesichert!
Unter Weidengebüsch am Wegrand dann diese Rißpilze (Inocybe spec.). Das ist nichts für die Pfanne. Fast alle Vertreter dieser artenreichen Blätterpilzgattung enthalten den Giftstoff Muskarin!
An grasigen Wegrändern ist im Frühling und Sommer oft dieser kleine Halbkugelige Ackerling (Agrocybe semiorbicularis) zu finden. Er ist für Speisezwecke ohne Bedeutung.
Ab März kann man den Frühlings – Mürbling (Psathyrella spadiceogrisea) finden. Er ist häufig in feuchteren Laubwäldern und bei reichlichem Vorkommen kann er als Suppenpilz Verwendung finden.
Ganz in der Nähe wuchsen diese drei Vertreter der artenreichen Gattung der Helmlinge. Es handelt sich Dank der Bestimmungshilfe von Benno Westphal um den Voreilenden Helmling (Mycena abramsii). Ohne Speisewert.
Schön, dieser Erdstern, oder ist es doch eher ein Seestern?
An einem Rastplatz des Ostseeküsten – Fernradweges machten wir eine kleine Pause und breiteten unsere Pilzfunde stolz auf dem Tisch aus. Keiner ahnte in diesem Moment aber, welch für ein toller Fund uns noch bevorstand!
Diese wunderschönen Gold – Mistpilze (Bolbitius vitellinus) sind aber nicht gemeint. Sie sind zwar eine Augenweide, aber sonst höchstens zur Ausstellung für kurze Zeit zu gebrauchen.
Nein, das war der „Hammer“ des Tages! Riesige Monster – Morcheln leuchteten schon von weitem aus der üppigen Vegetation und Thomas entdeckte sie als erster. So etwas hatte keiner von uns je gesehen, geschweige denn träumen lassen!
Es handelt sich um die Dickfuß – Morchel (Morchella esculenta var. crassipes). Sie ist viel seltener als die normale Speisemorchel und kann mehr als 30 cm Höhe erreichen und wohl auch bis zu 1 Kg schwer werden. Unsere wogen im Schnitt 500g.
Ihr Stiel ist besonders am Grund stark verdickt und der Hut ist meist rundlich geformt. Sie soll mit Vorsicht genossen werden, da schon schwache Vergiftungen bekannt wurden. Ich vermute, es wurden aber meist zu alte Exemplare verspeist, denn sie ist keine eigene Art, sondern nur eine besonders große Form der Speisemorchel.
Die viel zierlichere Käppchen – Morchel (Mitrophora semilibera) begleitete uns heute auf der ganzen Wanderung. Sie war immer mal wieder zu finden.
Auf krautigen Abfällen, beim Abernten des nächsten Maipilz – Hexenrings, bemerkte Thomas diese Becherlinge. Es handelt sich um den Blasigen Becherling (Peziza vesiculosa). Er ist nicht empfehlenswert.
Noch ein letzter Blick die Steilküste herunter auf`s Meer und dann endet die wohl erlebnisreichste Frühlingspilzwanderung, die wir je unternommen haben.
Wann startet die nächste Pilzwanderung? – Siehe unter Termine!