Vereinsexkursion der Pilzfreunde
Gemeinnützige Gesellschaft Wismar e.V. – Gruppe der Pilzfreunde
Sie führte durch den Brümmersaal
Zweittreffpunkt war gegen 09.00 Uhr am Kloster Rehna. Wehmut kam in mir auf. Wie oft war ich hier im Rahmen der Tage der Pilze zu Gast. Hat Irena für das leibliche Wohl gesorgt und darüber ist Jonas groß geworden. Schön, dass wir Menschen von Erinnerungen zehren können, auch wenn sie manchmal weh tun.
Der Brümmersaal ist ein kleineres, abwechslungsreiches und hügeliges Waldgebiet unweit der mecklenburgischen Kleinstadt Rehna. Sowohl gemeinsam mit den Rehnaer Pilzfreunden, wie auch zu einer öffentlichen Lehrwanderung vom Steinpilz – Wismar aus organisiert, waren wir hier schon unterwegs. So konnten wir dort den Agaricus excelens nachweisen, dem Torsten Richter und Reinhold Krakow damals den deutschen Namen „Vornehmer Champignon“ verpasst haben. Ganz offiziell nennt er sich Schneeweißer Anis – Champignon. Auf einer Lehrwanderung vor einigen Jahren im Oktober füllten viele Hallimasch die Körbe der Sammler. Mal schauen, welches uns der Frühsommer zu bieten hat. Das war leider nicht sonderlich üppig, welches natürlich der frühen Jahreszeit, aber vor allem der Trockenheit geschuldet ist. Auch die Teilnehmerzahl von 3 hat sich dieser Situation angepasst.
Der Brümmersaal bei Rehna am 19. Juni 2022.
Kaum waren wir gestartet, leuchteten uns sogleich die ersten Großpilze entgegen.
Und beim näheren Hinsehen wurden es immer mehr.
Und dazu noch mit äußerst origineller Wuchsform.
Schuppiger Porling (Polyporus squamosus). Er sollte uns ein ständiger Begleiter auf unserem Weg durch den Brümmersaal bleiben.
Hier wird fleißig für den Arterhalt gearbeitet. Die Sporenproduktion läuft auf Hochtouren. Der Echte Zunderschwamm (Fomes fomentarius) ist ein Weißsporer.
Gleich daneben luftgetrocknete Lungen – Seitlinge (Pleurotus pulmarius). Ebenfalls ein Weißsporer.
Ungewöhnlich. Den Weißdorn kennen wir eher als Busch!
Dieses Hexenei einer Gemeinen Stinkmorchel (Phallus impudicus) fanden wir schon enthäutet vor.
Nicht selten, die Ziegelrote Kohlenkruste (Hypoxylon rubiginosum).
Viel Bruchholz im Brümmersaal.
Und da haben wir ihn wieder, unseren Tellerpilz. Herr Ober, es darf serviert werden!
Und wenn der Schuppige Porling (Polyporus squamosus) jung und zartfleischig ist (diese nicht!), darf auch er aufgetellert werden.
Weiter führt uns dieser Weg durch den Brümmersaal.
Und wieder Seitlinge. Jetzt frisch und zart, dass wissen auch die Schnecke zu schätzen.
Sie sind im besten Küchenalter. Sind es nun Austern- oder Lungenseitlinge? Ein anisartiger Duft war nicht wahrnehmbar.
Die Hüte sind eher graubräunlich gefärbt, nicht stahlblau wie beim Austernseitling. Auch sind sie nicht so derbfleischig wir bei diesem. Ein echter, einheimischer Austernseitling wird es nicht sein. Eher eine etwas dunklere Form des Lungen – Seitlings oder ein verwilderter Zuchtstamm des Austernpilzes, die bekanntlich auch in den Sommermonaten Fruchtkörper ausbilden. In jedem Fall aber ein guter Speisepilz.
Kaum warf ich die Bemerkung oder Feststellung in den Raum des Waldes, dass eigentlich auch schon der Graue Wulstling wachsen müsste, so schob er sich doch sogleich, noch gut getarnt, vor unseren Füßen durch das Buchenlaub.
Standortfoto des Grauen Wulstlings (Amanita excelsa) im Brümmersaal. Ein essbarer, aber wenig schmackhafter Knollenblätterpilz.
Aber Vorsicht, der ziemlich stark giftige Pantherpilz sieht sehr ähnlich aus! Man achte, wenn nicht abgewaschen, auf die grauschorfigen Hüllreste auf dem Hut. Beim Pantherpilz sind diese weiß und nicht so schorfartig.
Die Manschette des essbaren Wulstlings muss deutlich gerieft sein. Die Natterung b. z. w. die Zonierung des Stiels und der zerlumpte Hutrand sind der Trockenheit geschuldet und sind keine typischen Merkmale dieser Art.
Monika und Phillip gehen die Merkmale des Grauen Wulstlings durch.
Phillip hat sich durch Sumpf und Geäst gekämpft, um dem nächsten Fund habhaft zu werden.
Und wieder sind es Seitlinge. Ganz frisch und dieses mal mit zartem Anisduft und nahezu weißen Hüten. Ich denke aber, weder die weißliche Hutfarbe, noch der Hauch von Anis – Duft, sind konstante Merkmale dieser Art. Auch die oben zu sehenden werden hier her gehören. Lungen – Seitling (Pleurotus pulmarius).
Weiter geht es mal rechts, mal links des Weges.
Im Zentrum des Brümmersaals ein größeres Feuchtgebiet. Ein Paradies für viele Arten, die es besonders nass mögen.
Einfach wunderbar!
Rotbraune Buchen – Kohlenbeere (Hypoxylon fragiforme).
Und das entsprechende Biotop dazu.
Da darf natürlich der Buchenrindenschorf (Ascodichaena rugosa) nicht fehlen. Eine überaus häufige Schlauchpilzart, die aber meistens nicht beachtet wird.
Oder besser, obiger, schwarzer Schorf auf der Buchenrinde, wird als Pilz gar nicht für voll genommen. Hat er doch keinen Hut und keinen Stiel, so wie dieser essbare Papagei – Täubling (Russula ionochlora).
Und zum Schluss noch ein wenig Botanik und Zoologie. An einer jungen Ulme fielen uns diese Gallen auf den Blättern auf. Der Verursacher dürfte die Ulmen – Blasenlaus (Tetraneurella ulmi) sein.
Zwei Wetterhähne des heiligen Petrus (aber nein, hier feiern ja Protestanten ihren Gottesdienst) auf der Turmspitze der Kirche zu Rehna. Ich hoffe, sie drehen ihre Schnäbel richtig in den Wind, damit wir bald mal wieder Regen bekommen!
Wann findet die nächste Vereinsexkursion statt? – Siehe unter Termine!