Ein gewittriger Sonntag
Am Sonntag, dem 26. Juni 2022, entschloss ich mich mal wieder zu einer kleinen Wettertour durch Mecklenburg. Es ist viel zu trocken, die Landschaft sieht in vielen Regionen braun aus, dass heißt, die Wiesen, und Rasenflächen, Weg- und Straßenränder sind verdorrt. Entsprechend armselig sieht es an der Frischpilzfront aus, die quasi nicht vorhanden ist. Also begab ich mich an die Wetter- und Gewitterfront. Es soll ein labiler Tag mit zahlreichen Schauern und Gewittern werden. So setzte ich mich auf meinen Kleinkraftroller, um ein wenig auf Sturmjäger zu machen. Um den Königen der Wolken, den gemeinen Gewitterwolken, meine Aufmerksamkeit zu schenken. Das ist nämlich nicht nur bezüglich möglicher Starkniederschläge von Interesse. Nein, konvektive Wetterlagen versprechen viel Spannung und meist auch wunderbare Fotomotive. Sie sind die Krönung allen Wetters, so dass es kaum etwas schöneres gibt, wie ihnen bei ihren Himmelsspielen zu zuschauen und wenn man dann noch einen Volltreffer landen kann, und einem heftigen Gewitter so nahe wie möglich kommen kann, ist es ein wunderbarer Moment und ein echtes Geschenk des Himmels.
Gegen Mittag ist die Auslösetemperatur erreicht. Es brodelt über dem Alten Hafen in Wismar. Zeit zum Aufbruch zu meiner kleinen Sturmjagd.
Die Wolkentürme schrauben sich immer höher in den Himmel.
Erste Gewitterzellen sind im Raum Schwerin entstanden und ziehen in Richtung Norden, in den Großraum Wismar. Das Foto entstand zwischen den Ortschaften Keezer Schmiede und Golchen bei Brüel.
Regenvorhänge bei Brüel. Die verdorrte Vegetation sehnt sich danach.
Aber ich möchte unsere Pilze nicht ganz vergessen. Flechten bestehen ja zum überwiegenden Teil aus Pilzen. Hier sehen wir die gewöhnliche Mauerflechte (Lecanors muralis) auf dem Gehweg eines Gewerbegebietes bei Brüel fotografiert (Siehe oben).
Ich hatte Sternberg und die beiden Kobrows (I und II) hinter mir gelassen und hielt bei diesem Schild inne. Meine Kinder- und Jugendzeit holte mich ein. Bin ich hier doch damals, wenn ich zu meiner Oma, Onkel und Tanten nach Demen fuhr, eingebogen. Der Zug brachte mich bis nach Sternberg und von dort ging es mit dem Fahrrad weiter. Wie freute ich mich, wenn mich an den Rändern dieses Weges die ersten Parasole grüßten.
Hier ist wirklich kein grüner Grashalm mehr ausfindig zu machen. Ob die Wolken wohl gleich für Abhilfe sorgen?
Es braut sich einiges zusammen. Ich überlegte, ob ich in den Demer Sandweg einfahre. Es geht aber durch Wald und Feld, ohne schützende Unterstellmöglichkeit.
Aber ich zog es vor, auf schnellstem Wege zurück nach Sternberg zu fahren. Ich musste ohnehin Tanken. In wenigen Minuten könnte es sehr ungemütlich werden.
Erste große Tropfen fallen in Sternberg. Während der Ortsausgang in Richtung Osten eine kräftige Dusche abbekommen hat, blieb der Westausgang der Kleinstadt, zu dessen Tankstelle ich fuhr, komplett trocken.
Ich fuhr aus der direkten Gewitterzone raus, wieder nach Brüel und dieses Bild entstand kurz vor Golchen.
Schließlich bin ich durch die Hintertür doch noch in Demen gelandet und habe mich dem nun stark entwickelten Gewitter nochmals bis zum Getröpfel und unruhigen Winden genähert. Es war recht blitzreich und der Donner grollte fast ununterbrochen. Nun musste ich erst einmal inne halten.
Zeit, mich ein wenig umzuschauen und in Kindheitserinnerungen zu schwelgen.
Seniorentreff. Ich erinnere mich (Demen war für einige Monate mein Zuhause im Vorschulalter) dass wir Kinder hier damals auch einmal zum Kino gingen. Ein für mich totlangweiliger Film Namens “ Drei Italiener in…?“Ob es wohl in diesem Gebäude war?
Origineller Wegweiser. Leider war Sonntag, aber die Dorfchronik in schriftlich Form, wollte ich mir schon lange einmal zulegen.
Ob es wohl unsere Wasserpumpe ist, die hier vor dem Gemeindehaus steht? Mein Vaters Familie waren kinderreiche Häusler und Wasser zum Kochen und Waschen wurde aus so einer Pumpe gezogen, die in einer Art kleiner Waschküche zum Hühnerhof hinaus stand. Mindestens noch bis in die 1970er Jahre.
Gedenkstein mit Tafel zur Erinnerung an die Gefallenen zweier Weltkriege in der Fritz – Reuter Straße.
Der Name Krakow ist leider nicht enthalten. Ich weis aber, dass ein Onkel von mir im 2. Weltkrieg blieb und im Wohnzimmer in Demen ein großes Porträtfoto von ihm in Wehrmachtsuniform an der Wand hing. Einzig an den Namen Breetzmann kann ich mich erinnern, da er in Gesprächen gelegentlich erwähnt wurde.
Die alte Backsteinkirche zu Demen hat eine bewegte Geschichte hinter sich. Blitzgott „Namargon“, wie die australischen Ureinwohner es ausdrücken würden, war ihr zwischenzeitlich nicht wohl gesonnen und ließ sie abbrennen oder es wurde ihr in kriegerischen Zeiten die Glocke gestohlen.
Kirche und Ort gehörten einige Jahrhunderte zum Kloster Dobbertin. Hier empfing ich auch meine Taufe.
Diese mächtige Linde hat das denkwürdige Ereignis, im Gegensatz zu mir, sicher noch in Erinnerung.
Zurück zum Wetter. Die Sonne kommt in Demen wieder heraus, aber das Gewitter rumpelt immer noch vor sich hin, nicht weit vom Ortrand entfernt in Blickrichtung Nordosten.
De ol Dörpschaul – die alte Dorfschule. Ob hier mein Vater die Schulbank drückte? Ist anzunehmen!
Auf einen alten Baumstumpf halten Feuerwanzen eine Großversammlung ab.
Den Winkelkrug gab es bereits zu meiner Kindheit. Die Stammkneipe meines Onkels Günter. Manchmal musste ich hier auch Flaschenbier für ihn holen.
Die alte Molkerei ist heute ein Wohnhaus. Von unserem damaligen Grundstück gegenüber, hatte ich sie immer im Blick. Auch hier schlug bei einem heftigen Morgengewitter der Blitz ein. Es war eine denkwürdige Gewitternacht damals. Rein in die Federn und raus aus den Federn und das Gewitter gab den Takt dazu.
Ein altes Foto aus den 1960er Jahren von unserem Grundstück aus fotografiert. Jeweils morgens und abends wurden die Kühe der einzelnen Häusler auf die Weide gebracht. Eine Asphaltstraße gab es damals noch nicht. Im Hintergrund die Molkerei.
Geangelt habe ich damals in Demen und im näheren Umland auch viel. Nicht nur im Tiefen See, auch im Dorfsee und im Faulen See. Manchmal setze ich mich abends, wenn ich hier gerade mal wieder unterwegs bin, auf einen Steg am Dorfsee und schwelge in wehmütigen Erinnerungen an die schönste Zeit, in meinem damals noch jungen Leben.
Reife Getreidefelder speichern an sonnigen und warmen Hochsommertagen besonders viel Wärme. Das kommt möglicher Konvektion sehr entgegen.
Ich fuhr schließlich doch noch in Richtung Dabel. Kurzer Halt am ehemaligen Forsthof Turloff. Der kurz zuvor noch staubtrockene Sandweg ist nun gut gewässert.
Kaum das der Regen aufgehört hat, begann er sogleich wieder zu verdunsten.
Kaum ist ein Gewitter abgezogen, baut sich sogleich das Potenzial für ein weiteres auf.
Die jungen Gewitterschirme verdecken die Sonne.
Am Abend bin ich wieder trocken in Wismar angekommen. Landschaft am südöstlichen Stadtrand.
Eine ganze Menge Graugänse weideten auf einer Wiesenfläche vor den Klußer Fischteichen.
In südöstlicher Blickrichtung steht noch ein Gewitter am Horizont.
Soweit einige Impressionen von meiner kleinen Wetterreise am heutigen Sonntag.