Mittwochsexkursion bei Wittenburg
Auch für wissbegierige Pilz- und Naturfreunde
Im 4. Quadranten des MTB 2432 = Wald bei Dreilützow
Das Zielgebiet war heute ein Forstrevier nordöstlich Dreilützow.
Viel Auswahl an Waldflächen standen im letzten Quadranten der Topographischen Karte von Wittenburg, im Maßstab 1 : 25 000, nicht zur Verfügung. Ganz im Norden, wie auch ganz im Süden reicht jeweils ein kleinerer Waldzipfel in den Quadranten. Diese sollten nicht interessieren. In Frage kam daher nur ein etwas größeres Waldgebiet nordöstlich von Dreilützow, welches von der L 042 durchquert wird. Somit war auch ein ordentlicher Anfahrtsweg in unser Kartierungsgebiet gegeben. Laub- und Nadelwald, so wie ist in der Karte eingezeichnet ist und auch integrierte Feuchtbereiche. Diese waren aber meist trockengefallen und es handelt sich um mit Birken bestandene Moorstandorte. Ansonsten überwogen Kiefern und Fichten, auch ein kleinerer Eichen – Jungforst und natürlich immer mal eingestreute Laubbäume, allen voran Eichen und Buchen. Leider sind hier große Bereiche stark verkrautet, so dass ich mich zeitweise durch einen regelrechten Dschungel kämpfen musste. Als Kontrast dazu fast blitzsaubere Fichtenforste mit Moos und Nadelstreu. Es hatte hier in jüngerer Zeit zwar auch etwas geregnet, aber der sandige Boden ist bereits wieder sehr trocken gefallen. Dem zufolge gab es auch so gut wie keine Frischpilze.
Der gedankliche Startschuss für meine heutige Solo – Exkursion ist gefallen.
Hier war der Förster zu Gange.
Der Eichen – Zystidenrindenpilz (Peniophora quercina). Schön auch rechts oben die Apothezien der Gemeinen Gelbflechte (Xanthorina parietina).
Ein kleiner Höhepunkt ist wie immer der Fund des Zweifarbigen Knorpelporlings (Gloeoporus dichrous). Hier, wie so oft, an totem Eichenast.
Ein junger Eichen – Bestand. In feuchten Sommern sicher gut für einige Pfifferlinge.
Eine der häufigsten und leicht kenntlichsten Morchel – Verwandten finden wir an abgestorbenen, oft noch am Baum hängenden Eichen – Ästchen, die Eichen – Spaltlippe (Colpoma quercinum).
Zu mir, mit allen Flachen Lackporlingen (Ganoderma lipsiense), ließ kürzlich unsere Catrin aus Katelbogen verlauten. Sie bemalt derzeit die Unterseiten dieser Porlinge mit Pilzmotiven. Ich finde, dieser Fruchtkörper hat selbst seine harmonisch/künstlerische Ader entfaltet.
Die Douglasie (Pseudotsuga cf.) ist eine fremdländische Nadelbaumart aus Oregon (USA) und kann bis 60 m hoch werden. Der höchste, jemals auf unserem Platen gewachsene Nadelbaum in der Neuzeit soll eine Douglasie gewesen sein, mit 133 Metern. Der derzeit höchste Nadelbaum steht in Kalifornien (Küsten – Mammutbaum) und misst 116 Meter.
Ein attraktiver Bereich. Wenn es nur nicht so trocken wäre!
An Birke besonders dekorativ, das Flächige Eckenscheibchen (Diatrype sitgma). Der Schlauchpilz kommt auch an anderen Hölzern vor. Beispielsweise an Rotbuche, Weissdorn oder auch Süsskirsche.
Das normale Befallsbild des Breitblättrigen Ampfers vom Ampferblatt – Rostpilz (Ramularia rubella).
Ob er auch für diese Augenweide verantwortlich zeichnet, vermag ich nicht zu beurteilen.
Ramularia rubella?
Und das Ganze nochmal direkt auf der Blatt – Unterseite.
Da sollte der Eichen – Mehltau (Erisyphe alphitoides) vor Scham erröten. Aber er gibt sich mit seinem mehligen, grauweißen Belag zufrieden und verunstaltet die Eichenblätter.
Für die braunen Flecken an den Blättern der Rosskastanie ist bekanntlich kein Kleinpilz verantwortlich. Der Übeltäter ist die Rosskastanienminiermotte (Cameraria chridelia). Der winzige Schmetterling wurde erst 1984 in Mazedonien entdeckt, 1989 von einem Wissenschaftler nach Linz (Österreich) gebracht und hat sich von dort auf nahezu ganz Europa ausgebreitet. Fragt sich nur, wie lange die Bäume diesen Stress noch ertragen können.
Ein Birken – Stangenwald im trockenen Moor.
Eine Jagdliche Einrichtung mit natürlicher Tarnung.
Und siehe da! Im Rasenschnitt tatsächlich mal ein richtiger Pilz mit Hut und Stiel!
Mit Tintlings – Habitus, aber gelbbräunliche Lamellen. Was mag das nur sein?
Da kommt wohl nur ein Vertreter der Gattung Bolbitius in Frage. Der gelbliche Hutscheitel lässt den Goldmistpilz (Bolbitius vitellinus) vermuten.
Ein Märchenhafter Winkel des Waldes.
So macht Wald Spaß! Ob wohl an der zerbrochenen Eiche etwas dran ist?
Die Antwort lautet ja! Allerdings hätte ich nicht unbedingt mit dem Rotrandigen Baumschwamm (Fomitopsis pinicola) gerechnet. Der wächst zwar häufig an Laubhölzern, aber an Eiche ist er schon eher selten zu beobachten.
Nicht weit entfernt ein liegender Fichtenstamm. Auch hier findet sich der Rotrandige Baumschwamm (Fomitopsis pinicola). Und die Fichte sollte eigentlich das gängige Substrat sein, denn ein weiterer, deutscher Name lautet Fichten – Porling. Hier mit Guttationströpfchen.
Dieses Exemplar finde ich besonders schön. Neben dem helleren Zuwachs zeigt sich auch eine schmale, deutlich rote Randzone.
Die Unterseiten dieser Rotrandigen begeistern durch eine gelbbräunliche Umrandung. Ich nahm einige Exemplare zum Adventsbasteln mit.
Am noch stehenden Strunk der umgebrochenen Fichte dieses weißliche Gebilde eines Baumschwamms. Eine Kostprobe des eher weichfleischigen und einjährigen Porlings gab die Bestätigung. Galle – bitter = Herber Saftporling (Oligoporus stypticus).
Großflächig auf der Rinde des Fichtenstammes noch dieser Überzug. Könnte ein Resupinat – Stacheling sein.
Trockenes Birkenmoor. Im Herbst sicher gut für entsprechende Raufüße.
Auch hier dürften die Kochtopf – Mykologen im Herbst wohl auf ihre Kosten kommen.
Ein Himmelsfenster tut sich auf. Was zeigt es uns. Abendliche Quellbewölkung und hohe Schleierwolken durch die beginnende Warmluft – Advektion des in der Nacht aufziehenden Tiefs.
Hier die Artenliste von MTB: 2432/4 – Wald nordöstlich Dreilützow: Striegeliger Schichtpilz, Ampferblatt – Rostpilz, Zugespitzter Kugelpilz, Orangefarbenes Brennnesselbecherchen, Eichen – Eckenscheibchen, Eichen – Zystidenrindenpilz, Zweifarbiger Knorpelporling, Eichen – Spaltlippe, Flacher Lackporling, Flächiges Eckenscheibchen, Striegelige Tramete, Schmetterlings – Tramete, Goldmistpilz, Rotrandiger Baumschwamm, Bovistähnlicher Schleimpilz, Herber Saftporling, Gemeiner Violettporling, Echter Zunderschwamm, Eichen – Wirrling, Eichen – Mehltau und Buckel – Tramete.
Wir verabschieden uns vom Wald- und Forstrevier nordöstlich Dreilützow am 06. Juli 2022.
Wann startet die nächste Mittwochsexkursion? – Siehe unter Termine!