Öffentliche Pilzlehrwanderung
Pilzwandern im Jahr des Roten Fliegenpilzes
Sie führte in die Region Groß Labenz
Der Loofsee bei Groß Labenz am 09. Juli 2022.
Die Forste zwischen Warin – Blankenberg und Labenz gehören zu den beliebtesten Pilzrevieren im Nordwesten Mecklenburgs. Besonders im Herbst sind hier viele Kochtopfmykologen unterwegs, um nach Marone, Butterpilz und Steinpilz Ausschau zu halten. Also nach den Klassikern unter den Speisepilzen. Diese können selbstverständlich auch schon im Sommer gefunden werden. Insbesondere wenn dieser kühl und regnerisch verläuft. Ansonsten ist jetzt die große Zeit der Pfifferlinge angebrochen und es geht auf einer geführten Lehrwanderung durchaus auch darum, neues kennen zu lernen und seinen Gesichtskreis im Hinblick auf die Küchen – Mykologie zu erweitern oder zu festigen. Von all dem waren wir heute aber weit entfernt. Trockenheit prägte die zurückliegenden Wochen, ja Monate. Es hatte zwar etwas geregnet, aber viel hat dieser bisher nicht aus dem Waldboden locken können.
Zur Begrüßung überreichte mir unsere Pilzfreundin Catrin aus Katelbogen diesen Flachen Lackporling, den sie speziell für mich gestaltete. Ganz herzlichen Dank. Er bekommt einen Ehrenplatz in meinem Info – Zentrum.
Interessant und außergewöhnlich die Wachsform dieser Rötenden Tramete (Daedaleopsis confragosa).
Auch diese jungen Lungen – Seitlinge brachte uns Catrin mit.
Am sandigen Waldrand unter Eichen und Birken erfreuten uns richtig tolle Fleischrote Speisetäublinge (Russula vesca). Die ausgezeichneten Speisepilze wuchsen am Rande des Waldweges, auf welchem sich beim letzten, starken Regen, eine große Pfütze gebildet hatte, die noch zu erahnen war.
Ungewöhnlich war jedoch, dass ihre, an sich stets weißen Stiele, rosa überlaufen waren.
Ein zähfleischiger Sklerotienporling (Polyporus tuberaster) auf einem Laubholz – Ast.
Ein wirklich schleimiger Myxomycet. Also ein echter Schleimpilz und kein Sternenrotz, dem Auswurf von Tieren.
Waldfreund – Rübling (Collybia dryophila). In neuerer Zeit werden die Waldfreund – Rüblinge zu mehren Arten zerpflückt. Für den normalen Pilzfreund ist das unwichtig. Überlassen wir diese Spielchen den wahren Mykologen, die brauchen schließlich auch ihre Beschäftigung und ihre Erfolgserlebnisse.
Lilablättriger Mürbling (Psathyrella candolleana) mit Assel – Inspektion.
Besonders jung behangener Hutrand, gelbweißliche Hutfarbe, lilabräunliche Lamellen, truppweises Auftreten an feuchteren Waldstandorten und hier um mulmigen Holzresten herum, große Gebrechlichkeit und vorzüglicher Geschmack kennzeichnen diesen häufigen Suppenpilz namens Lilablättriger- oder Behangener Faserling/Mürbling (Psathyrella candolleana).
Psathyrella candolleana nochmals als Gruppenfoto.
Alle freuen sich, das Klaus Warning (links) heute mal wieder mit dabei ist. Klaus ist amtierender Ansprechpartner zum Thema Pilze in Bützow und rechts sehen wir seine mögliche Nachfolgerin Catrin.
Fast ein Viertel Jahrhundert hat Klaus sich in den Dienst der Pilzaufklärung und Beratung im Raum Bützow gestellt. Viele Jahre war er mir auch eine Hilfestellung bei unzähligen Lehrwanderungen und Exkursion. Nicht nur dafür ganz herzlichen Dank!
Seine Liebe zu den Pilzen und den vielen schönen Momenten, die sie ihm gebracht haben, von denen er nicht wenige auch auch im Bild festhielt, kommt in zwei Bildbänden zum Ausdruck, die er insbesondere für seine Kinder als Erinnerung an ihrem Pilzverliebten Vater in Auftrag gegeben hat.
Während einer kleinen Verschnaufpause blätterte Klaus durch seine beiden Büchlein und gab auch einige Erläuterungen zu den teilweise nicht alltäglichen Funden, die er im Foto festgehalten hat.
An der Frischpilzfront wird es auch weiterhin sehr verhalten bleiben. Zu empfehlen sind jedoch Lungen – Seitlinge (Pleurotus pulmarius) an totem Laubholz. Je heißer der Sommer, um so besser für diesen Speisepilz. Heute am Loofsee an Birke gefunden und aufgenommen.
Eine größere Anzahl überständiger Lungenseitlinge an einem liegenden Birkenstamm. Viel häufiger finden wir ihn jedoch an Rotbuche.
Klaus in Aktion. Wird es einen dritten Bildband geben?
Model stehen hier junge Lungenseitlinge.
Ästchen – Schichtpilz (Stereum rameale). An mehr oder weniger dünnen Laubholzästen, gerne Eiche.
Leicht verwechselt werden kann der Ästchen – Schichtpilz (Stereum rameale) mit dem Striegeligen Schichtpilz, da auch dieser eine haarig – striegelige Konsolenoberfläche aufweist.
Noch recht gut erhaltene, vorjährige Rötende Trameten (Daedaleopsis confragosa).
Was gibt es hier wohl Interessantes?
Farbenfrohe Blutmilchpilze (Lycogala epidendron) erregen die Aufmerksamkeit.
Und dann noch etwas wertvolles für den Freund von Vitalpilzen. An einem toten Birkenstamm ein Fruchtkörper des Schiefen Schillerporlings (Inonotus obliquus), besser bekannt unter der Bezeichnung Chaga.
Ausnehmend häufig an glattrindigen Bäumen, der Silberfleck.
Silberfleck (Phlyctis argena) – eine Flechte.
Schattenspiele.
Der Zunderschwamm erfüllt seine Aufgabe.
Quellwolken kochen in die Höhe. Später gab es auch noch vereinzelte Schauer.
Weiter zieht die kleine Truppe.
Und zum Schluss noch ein kleiner Höhepunkt. An einer alten Birke schlüpft gerade ein Wolliger Scheidling (Volvariella bombycina) aus dem Ei. Zwar essbar, aber wir leiden nicht hungers und er durfte ungestört weiter Schlüpfen.
Und zum Abschied schnell noch ein Erinnerungsfoto.
Wann startet die nächste Pilzwanderung? – Siehe unter Termine!