Öffentliche Pilzlehrwanderung
Pilzwandern im Jahr des Roten Fliegenpilzes
Ziel war das Walkmüllerholz bei Bad Doberan
Zweittreffpunkt war gegen 09.00 Uhr auf dem Parkplatz am Doberaner Münster.
Das Walkmüllerholz war zum 2. mal Ziel einer von Wismar aus geführten Lehrwanderung. Es ist aus mykologischer Sicht ein sehr vielfältiges und artenreiches Waldgebiet. Als wir hier vor vielen Jahren im Oktober eine Kartierungsaktion starteten, kamen wir in eine selten gesehene Artenvielfalt und wir erlebten damals einer der erfolgreichsten Kartierungsexkursionen überhaupt. Nun, es ist noch kein Oktober, sondern wir befinden uns im Hochsommer. Selbstredend ist die große Fülle der hier möglichen Pilzarten noch nicht zu erwarten, aber sollte die Vorwitterung günstige Wachstumsbedingungen ermöglicht haben, kann es auch Anfang August schon sehr vielversprechend werden. Dass war leider nicht der Fall. Es war im Vorfeld einfach viel zu trocken. So brachen wir hier schließlich ab und fuhren noch in das Nienhäger Holz, mit dem integrierten Gespensterwald. Wir, dass waren leider nur Catrin und Reinhold von den Wismarer Pilzfreunden. Aber wie der Zufall es wollte, wir trafen im Gespensterwald noch auf zwei junge Damen, die ebenfalls auf Pilzsuche waren und wir kamen zusammen.
Zur Begrüßung kreuzte eine Weinbergschnecke (Helix pomatia) den Waldweg. Sie gilt ja als Delikatesse und manche Menschen sind der Meinung, sie vertilgt andere, ungebetene Schnecken, im eigenen Garten. Das soll jedoch nicht der Fall.
Ein nicht mehr ganz frischer Zunderschwamm (Fomes fomentarius).
Zu den wenigen Frischpilzen, die uns das Walkmüllerholz heute zu bieten hatte, zählen diese Halsband – Schwindlinge (Marasmius rotula).
Auf der Unterseite eines feucht liegenden Laubholzstückes fanden sich diese Schüsseln. Etwas für unsere Asco – Experten, denn ohne Mikroskop läuft hier nicht viel. Vielleicht ein Weichbecherchen aus der Gattung Mollisia.
Der Dickschalige Kartoffel – Hartbovist (Scleroderma citrinum) ist leicht giftig. Verwandtschaftlich gehört er zu den Röhrlingen.
Die Schlanke Ahorn – Holzkeule (Xylaria longipes) zeichnet für das sogenannte Giraffenholz verantwortlich. Man beachte den winzigen, orange Punkt links – mittig auf dem Holz.
Es handelt sich um einen embryonalen Blätterpilz. Welcher soll es denn werden? – Momentan habe ich leider keine Idee.
Die putzige Jungspinne, die diese Halsband – Schwindlinge (Marasmius rotula) inspiziert, habe ich erst beim Auswerten der Bilder entdeckt.
Catrin hat unter einem Holzstapel die für sie derzeit wichtigsten Pilze entdeckt.
Es waren frische Flache Lackporlinge (Ganoderma lipsiense).
Hier entsteht in kürze sicher eine schöne Motivarbeit, ein Pilzporträt. Flache Lackporlinge künstlerisch zu gestalten, scheint derzeit schwer in Mode zu sein.
Das hat sich gelohnt!
Wir brachen hier nun ab und haben uns entschlossen in das nicht ferne Nienhäger Holz mit dem integrierten Gespensterwald umzusetzen.
Wir erreichen den Wald der Gespenster.
An dem vielen Totholz ein sporenreifer Rehbrauner Dachpilz (Pluteus atricapillus).
Und immer wieder Lungen – Seitlinge (Pleurotus pulmarius) in allen Altersstadien und Farbvariationen.
Von Pilzsuchern kaum beachtet, der Rotbuchen – Rindenkugelpilz (Biscogniauxia nummularia).
Für Catrin neu war der Purpurschwarze Täubling (Russula atropurpurea). Meist unter Eiche, aber auch Buche. Purpurrötlich mit meist schwarzer Hutmitte. Etwas schärflich in den mitunter leicht cremefarbenen Lamellen.
Wunderbar frische Lungen – Seitlinge mit leicht beigem Einschlag und zart rosa Schimmer in den Lamellen.
Zum Vergleich dazu komplett weiße Lungen – Seitlinge.
Wie immer an totem Eichenholz wachsend, der Rotbraune Borstenscheibling (Hymenochaete rubiginosa).
Nicht nur, aber auch an Eiche, wächst der jung essbare Sklerotien – Porling (Polyporus tuberaster).
Diese Farbvariante des Lungen – Seitlings (Pleurotus pulmarius) könnte man leicht für einen Austern – Seitling halten. Ist es aber nicht! Der braucht es kalt und kommt im Winterhalbjahr vor. Typisch für Lungen – Seitlinge ist auch das Gilben!
Diesen leckeren Frauen – Täubling (Russula cyanoxantha) haben die Schnecken zu einem ganz eigenen Kunstwerk umgestaltet.
Viel Totholz im Gespensterwald. Ein gefundenes Fressen für einige Holzpilze.
Beispielsweise für diese hier. Wäre das nicht eine schöne Vorlage für unsere Malkünstlerinnen und Künstler? Vollkommen luftgetrocknete Lungen – Seitlinge (Pleurotus pulmarius).
Beim fotografieren obiger Pilztraube sprachen mich zwei junge Damen an, die hier ebenfalls auf Pilzsuche waren und sich durchaus auskannten. Da sie uns noch einige Plätze zeigen wollten, an denen sie teils unbekannte Pilze entdeckt hatten, übernahmen sie sogleich die Führung durch den Gespensterwald.
So hatten sie kurz zuvor eine Stelle mit roten Täublingen entdeckt. Dass es sich um Täublinge handelt, wussten sie, aber nicht um welche Art. Das konnte rasch geklärt werden. Der Harte Zinnobertäubling (Russula rosacea) ist durch seine Farbenpracht, vor allem aber durch seine Festigkeit als Laubwaldart gut charakterisiert. Er schmeckt aber nicht sonderlich gut und kann nur als Mischpilz Verwendung finden.
Gleiches gilt für diesen Sprödblättler, der jedoch bei den Schnecken recht beliebt zu sein scheint.
Es handelt sich um den Blaublättrigen Weißtäubling (Russula delica). Bläulicher Stich in den Lamellen und oft eine deutlicher blaue Zone am oberen Stielansatz lassen ihn recht ansprechbar erscheinen.
An einem toten Eichenstrunk zeigten uns die Damen diese Ochsenzunge, auch Leberpilz (Fistulina hepatica) genannt. Der Pilz durfte weiter wachsen und auch andere Besucher des Gespensterwaldes erfreuen.
Ausgereifte Dünnschalige Kartoffel – Hartboviste (Scleroderma verrucosum).
Am Waldrand und am Fuße einer alten Buche etwas versteckt, präsentierten uns die pilzbegeisterten Damen diesen ganz jungen und weichfleischigen Riesenporling (Meripilus giganteus). Aufgrund der gelben Färbung waren sie sich nicht sicher, ob es vielleicht doch nicht eher ein Schwefelporling wäre.
Ein eleganter Wurzel – Schleimrübling (Xerula radicata) begeisterte ganz am Rande.
Und schließlich erreichten wir eine ihnen bekannte, umgestürzte Rotbuche, die mit zahlreichen Lungen – Seitlingen in allen Altersstadien besetzt war.
Darunter auch diese eingetrockneten Exemplare mit völlig gelb gefärbten Hüten. Lungen – Seitlinge, nichts anderes!
Hitze, Wind und Trockenheit lassen die zarten Pilze schnell trocknen und sie neigen dann zum gilben. Links unter erkennen wir wieder ein junges Exemplar mit ausgesprochen gelbem Hut. Lungen – Seitlinge (Pleurotus pulmarius).
Der Regen hat dieses Judasohr (Hirneola auricula – judae) wieder zum Leben erweckt.
Lungen Seitlinge über Lungen – Seitlinge. Ein frische Traube von Pleurotus pulmarius.
Wir danken einer Urlauberin aus Hamburg dafür, dass sie so freundlich war und uns praktisch im Vorbeigenen zur Erinnerung ablichtete. 06. August 2022 im Nienhäger Holz.
Wann startet die nächste Pilzwanderung? – Siehe unter Termine!