29. Großpilzausstellung in Wismar
Gemeinnützige Gesellschaft Wismar e.V. – Gruppe der Pilzfreunde
Im Mykologischen Informationszentrum ABC Straße 21
Freitag, dem 30. September bis Montag, dem 03. Oktober 2022 im Mykologischen Informationszentrum Steinpilz – Wismar, ABC Straße 21. Eintritt: 2.00 €
Auch in diesem Jahr gab es wieder eine Großpilzausstellung in Wismar zu sehen. Wie gewohnt in den Räumlichkeiten der ABC Straße 21. Schon die Vortage standen ganz im Zeichen unserer Pilzschau. So waren die Pilzfreunde der Gemeinnützigen Gesellschaft Wismar e. V. mehrere Tage in unterschiedlichsten Wäldern, Parkanlagen, Wiesen, Heiden und Mooren unterwegs, um eine möglichst große Bandbreite einheimischer Pilzarten zusammen zu tragen.
Und der Termin hätte nicht besser festgelegt sein können. Nach monatelanger Trockenheit starteten nun aller Orten die Großpilze richtig durch. Gut an den zahlreichen Parasolen (Macrolepiota procera) zu erahnen, die überall an Straßen- und Waldrändern ihre Schirme aufspannten oder es gerade vor hatten.
Zunächst galt es jedoch reichlich Speisepilze für unser Imbissgeschäft zusammen zu tragen. Wir begannen mit Wiesenpilzen wie diese Acker – Schirmpilze (Macrolepiota excoriata).
Und diesen Gedrungenen Champignons (Agaricus spissicaulis).
Der Anfang ist gemacht. Die Champignons wurden blanchiert und vorübergehend eingefroren.
Die tollen Riesen – Schirmpilze waren dafür zu schade und sie wurden in einem Frischhaltebehälter im Kühlschrank aufbewahrt, um schließlich die Ausstellung zu bereichern.
Schirmpilze und Champignons in Topp Qualität!
Danach besuchten Monika, Viola, Klaus – Peter und Reinhold einen Sonderstandort am Rande eines Kies – Tagebaus. Junge Schmierröhrlinge in Massen, kaum möglich alle einzusammeln. Wir konnten aus dem vollen Schöpfen. Hier sind es Körnchen – Röhrlinge (Suillus granulatus).
Hier Butterpilze (Suillus luteus) vom feinsten.
Und auch den verhältnismäßig seltenen Ringlosen Butterpilz (Suillus collinitus) gab es hier in nahezu unglaublichen Mengen.
Gehen oben gezeigte Arten allesamt eine Lebensgemeinschaft mit Kiefern ein, so fanden sich unter eingestreuten Birken – Gruppen große Trupps von Birkenpilzen.
Unter Eichen gesellten sich noch diese mastigen Fahlen Röhrlinge (Boletus impolitus) hinzu.
Taschen, Beutel und Körbe sind gut gefüllt. Eine lange Nacht des Verarbeitens stand noch bevor.
Da läuft einem doch schon das Wasser im Munde zusammen.
Huthaut abgezogen, zerkleinert, gewaschen und in Töpfe ohne Wasser gefüllt und etwa eine halbe Stunde lang unter häufigem umrühren Köcheln lassen.
In Gefrierbeutel füllen und nach dem Abkühlen ab in den Tiefkühlschrank.
Soweit zu dem Küchengeschäft, aber im Mittelpunkt stand natürlich unsere Ausstellung. Ein möglichst große Bandbreite verschiedenster Großpilze galt es wieder zusammen zu tragen.
Auf kurzgrasigen Wiesen findet sich der essbare Krönchen – Träuschling (Stropharia coronilla).
Auf nährstoffreichen, fetten Böden der Kompost – Champignon (Agaricus vaporarius).
Besonders entlang grasiger Waldwege wächst im Herbst sehr zahlreich der Stink – Schirmling (Lepiota cristata). Vorsicht, die kleineren, echten Schirmlinge, können Knollenblätterpilz – Gifte enthalten!
Oft sehr zahlreich und in Hexenringen kann man dem Gestielten Schütterzahn (Cystotrema confluens) auf nährstoffarmen, sandig – kiesigen Böden unter Kiefern und Zitterpappel begegnen.
Hier sehen wir eine Gruppe Rötlicher Lacktrichterlinge (Laccaria laccata), die sich zwischen Hundsflechten empor schoben. Unten im Bild angeschnitten ist noch ein Nelkenförmiger Warzenpilz zu sehen.
Der Kupferrote Gelbfuß (Chroogomphus rutilus) gilt als guter Speisepilz, der in der Pfanne einen interessanten Farbumschlag zu violett hin erfährt. Irgendwie deutet sich dieses hier bereits am Hutrand an.
Riesen – Kremplinge auf kiesig – sandigem Boden unter Kiefern. Ich hätte ihn als Großen Krempling bestimmt, aber der soll nur unter Laubbäumen vorkommen. Unter Kiefern wird eine weitere Art angegeben namens Paxillus obscurisporus, demnach also Dunkelsporiger Krempling. Er soll eine zugespitzte Stielbasis besitzen.
Echt riesige Teile und den Großen Krempling (Paxillus validus) kenne ich auch nur unter Laubbäumen wie beispielsweise Linden in städtischen Anlagen.
Sehr scharf in den Lamellen ist der Vielfarbige Täubling (Russula versicolor), den wir meist unter Birken antreffen können. Natürlich standen hier auch Kiefern zwischen.
Sandborstlinge der Gattung Geopora.
Nicht nur auf Brandstellen, sondern meist auf grobkörnig – sandigen Böden unter Kiefern findet sich der Kohlen – Trichterling (Clitocybe sinopica). Gut kenntlich an seinen starken Mehlgeruch, der an den Maipilz erinnert. Essbar.
Diese hübschen Edel – Reizker (Lactarius deliciosus) kamen mir für unsere Ausstellung gerade recht.
Diese seltenen Wald – Schnecklinge (Hygrophorus nemoreus) fand ich im Paradies.
Hier sind es Rauchfarbene Milchlinge (Lactarius azonites).
Den Getigerten Sägeblättling (Lentinus tigrinus) auf einer großen Ausstellung zu präsentieren ist keine Selbstverständlichkeit. Das Paradies machte es möglich.
Sehr gefreut habe ich mich auch über diese Strohblassen Schüpplinge (Pholiota gummosa). Schließlich sind diese ungenießbaren Pilze auch nicht allzu oft zu finden.
Auch dieser ungenießbare Massenpilz des Herbstes darf in einer Ausstellung, die etwas auf sich hält, nicht fehlen. Gemeiner oder Tränender Rettich – Fälbling (Hebeloma crustuliniforme).
Den Rosablättrigen Helmling (Mycena gallericulata) hätte sicher kaum jemand vermisst. Eigentlich schade, soll er doch sehr schmackhaft sein und somit würde es sich schon lohnen, ihn etwas näher kennen zu lernen.
Sehr willkommen war mir auch der Rotstielige Rübling (Collybia marasmioides). Ist er doch relativ selten, aber an diesem Standort in der Nähe des ehemaligen Waldhotels bei Neukloster seit vielen Jahren standortstreu.
Auch der Braune Ledertäubling (Russula integra) ist unweit des Waldhotels am Klaasbach mit großer Regelmäßigkeit anzutreffen. Immerhin ein guter Speisepilz.
Schöne Dreiergruppe weißer Gelber Knollenblätterpilze (Amanita citrina f. alba). Natürlich gehen die mit, auch wenn sie als gefährliche Giftpilze eine Nullnummer sind.
Dieser Steinpilz (Boletus edulis) darf so gerade noch in meinen Korb. Jüngere Exemplare wären angebracht, aber sicher ist sicher, denn es wäre wirklich etwas blamabel, wenn es im Steinpilz – Wismar eine große Ausstellung ohne den Chef geben würde.
Ich bin immer noch im Klaasbachtal unterwegs. Will man im Herbst diesem seltenen Milchling begegnen, so ist es hier eine Erfolg versprechende Adresse. Rotgegürtelter Milchling (Lactarius rubrocinctus). Ungenießbar.
Igel – Stäubling (Lycoperdon echinatum). Auch er gehört zum Inventar des Klaasbachtales.
Die kalkreichen Hangterrassen des Klaasbachtals sind auch immer gut für attraktive Cortinarien. Hier sehen wir Grünlings – Klumpfüße (Cortinarius pseudosulphureus).
Hier den Bitteren Schleimkopf (Cortinarius infractus).
Oder auch den variablen Graubräunlichen Dickfuß (Cortinarius anomalus). Alle Arten sind ungenießbar.
Auf der Rinde eines alten Buchenstammes finden sich hier Knotige Schillerporlinge (Inonotus nodulosus) und Buchen – Schleimrüblinge (Oudemansiella mucida).
Ein zarter, aber dafür wunderschöner Vertreter der hellsporigen Freiblättler ist der Gelbflockige Wollstielschirmpilz Schirmpilz (Lepiota ventriosospora). Er wird separat in eine kleinere Frischhaltedose gelegt.
Bitte vorsichtig anfassen, damit der zartwollige Stiel erhalten bleibt.
Inzwischen sind mir im Klaasbachtal Monika und Hans – Peter entgegen gekommen und sie hatten einen Stamm mit prächtigen Ästigen Stachelbärten (Hericium clathroides) entdeckt.
Inzwischen haben wir in die Züsower Forst umgesetzt. Hier wuchsen am Rande eines Erlenbruchs diese Olivbraunen Erlenmilchlinge (Lactarius obscuratus). Auch diese „Zärtlinge“ wurden separat in einer Frischhaltedose verstaut.
In einer moosreichen Fichten – Monokultur junge Rotfuß – Röhrlinge (Xerocomus chrysenteron) praktisch als Bodendecker.
Auch diese Echten Waldchampignons (Agaricus silvaticus) fanden sich dort.
Ein alter Buchenstubben über und über mit diesen bräunlichen Pilzen besetzt. Sollte es sich um Stockschwämmchen handeln?
Aber nein, die Stiele sind weißlich, ohne bräunliche Schüppchen. Es handelt sich um Wässrige Mürblinge, auch Weißstieliges Stockschwämmchen genannt. Auch sie sind essbar, können aber dem Stockschwämmchen nicht das Wasser reichen. Mitunter sollen sie sogar unbekömmlich wirken.
Auch diese Kerbrandigen Trichterlinge (Clitocybe costata) sind willkommen. Jeder Art zählt!
So auch diese duftenden Anis – Zählinge (Lentinellus cochleatus).
Und so sehen sie von unten aus. Schön sind die sägeblattartigen Lamellenschneiden zu erkennen.
Auch die farbenfrohen Flockenstieligen Hexen – Röhrlinge (Boletus luridiformis) dürfen auf einer Ausstellung nicht fehlen.
Inzwischen befinden wir uns in der Höltingsdorfer Forst. Hier geht unter Lärchen richtig die Post ab. Immer wieder finden sich unter ihnen die überaus häufigen Goldgelben – Lärchen – Röhrlinge. Schön, aber nichts besonderes.
Wesentlich besonderer waren da schon die in unseren Breiten seltenen Grauen – Lärchenröhrlinge (Suillus viscidus). Hier gab es sie in für mich nie gesehenen Größenordnungen und Mengen.
Immer wieder schön ist auch der Milde Milchling (Lactarius mitissimus), mit seinen orangen Fruchtkörpern.
Direkt am Ufer eines Waldsees bei Tarzow Unmengen von Welken Milchlingen (Lactarius vietus). Sie sind Birkenbegleiter.
Auch der Pilz des Jahres 2022 geht mit Vorliebe eine Beziehung mit der Birke ein, aber nicht nur!
So wie beispielsweise der Birken – Speitäubling (Russula emetica).
Auf einer Wiese in Jesendorf leuchteten bereits von weitem zahlreiche Weiße Anis – Champignons (Agaricus arvensis). Die mussten natürlich auch mit.
Inzwischen befinden wir uns in den Wäldern und Forsten um Weberin. Hier bereichert der Milde Wachstäubling (Russuala puellaris) das Sammelsurium.
Auch der Weinrote Graustieltäubling (Russula vinosa) und die Rostfleckigen Helmlinge (Mycena zephirus) sind sehr willkommen.
In den Moospolstern immer wieder junge Maronen – Röhrlinge (Xerocomus badius).
Und besonders an den Wegrändern die herrlichsten Steinpilze (Boletus edulis).
Auch diese frischen Sand – Röhrlinge (Suillus varigatus) waren mir sehr willkommen.
Und direkt daneben, ganz unscheinbar, der erste und auch einzige Pfifferling (Cantharellus cibarius), den wir zu unserer Ausstellung auftreiben konnten. Dazu in seiner weißen Tracht ganz untypisch. Es handelt sich um die seltene Albino – Form des ganz normalen Pfifferlings.
Einer der schönsten und imposantesten Sprödblättler der sauren Kiefernforste ist der extrem scharf schmeckende Zedernholz – Täubling (Russula badia).
Diesen Standort teil er mit dem leuchtenden Apfel – Täubling (Russula paludosa), welcher hingegen mild schmeckt und als guter Speisepilz gilt.
Ein weiterer Korb füllt sich zusehends.
Auch der Keulenfuß – Trichterling (Clitocybe clavipes) ist willkommen.
Auch die Ziegenlippe (Xerocomus subtomentosus) sollte nach Möglichkeit nicht fehlen.
Diese Grünen Anis – Trichterlinge (Clitocybe odora) können mit ihrem intensiven Duft betören.
Monika, Hans – Peter und Reinhold suchten nun die Jülchendorfer Buchen kurz auf. Hier beglückten uns einige Espen – Rotkappen (Leccinum fulvum), von denen hier dieses wunderschöne Exemplar stellvertretend zu sehen ist.
Und endlich! An einer Böschung unter Eichen, am Sonderstandort Sternberg, von dem schon viele unserer Imbisspilze stammten, der wichtigste Pilz einer jeden Ausstellung. Der Grüne Knollenblätterpilz (Amanita phalloides).
Stets unter Birken findet sich der minderwertige Verblassende Täubling (Russula pulchella).
Auch das hat noch einmal gelohnt. Die Pilze sind nicht komplett gesäubert und natürlich mit erhaltener Stielbasis in den Korb verfrachtet worden. Sie sollen schließlich in voller Schönheit unsere Ausstellung bereichern.
Die Pilze wurden in mehreren Kühlschränken zwischen gelagert, und auf unseren vorbereiteten und mit Moos ausgelegten Ausstellungsflächen ab Freitag zur Schau gestellt.
Das waren die Öffnungszeiten
Freitag, der 30.09. von 14.00 – 18.00 Uhr
Sonnabend, der 01.10 von 10.00 – 18.00 Uhr
Sonntag, der 02.10. von 10.00 – 18.00 Uhr
Montag, der 03.10. von 10.00 – 18.00 Uhr
Auch weitere Pilzfreunde waren unterwegs, so vor allem auch Phillip, der nicht nur reichlich Frischpilze anlieferte, sondern sogar schon im Vorfeld für unseren Imbiss sammelte, und diese bereits eingefrostet mit brachte.
Besonders interessant war auch dieser Maisbeulenbrand (Usdtilago maydis), den Phillip für uns auftrieb.
Und es hatte sich gelohnt. 292 Arten fanden ihren Platz im Info – Zentrum.
Die Arbeit hatte sich auch gelohnt, denn die Ausstellung war in diesem Jahr richtig gut besucht! Dank auch den Medien wie der Presse oder dem NDR, die auf unsere Großpilzschau im Vorfeld aufmerksam machten.
Besonders beliebt war natürlich der Bereich mit den Röhrenpilzen, an denen es in diesem Jahr wirklich keinen Mangel gab. Das heißt, zu Zeiten unserer Ausstellung.
Aber auch die Fetten Hennen zogen die Blicke auf sich.
Auch diese Seitenfläche ist voll ausgelastet.
Fliegenpilze und Parasole sind immer ein Blickfang.
Porlinge, Schichtpilze, Bauchpilze, Korallen und Schlauchpilze finden sich in diesem Bereich.
Die Sprödblättler an der Vorderfront.
Margit und Bernhard aus dem Spreewald bekamen von Monika (links) einen Präsentkorb für die jahrelange Unterstützung unserer Pilzausstellungen, insbesondere des Imbissgeschäftes, überreicht. Sie opfern seit vielen Jahren extra für uns einige Tage ihres alljährlichen Ostsee – Urlaubes. Ein ganz herzliches Dankeschön auch an dieser Stelle nochmals in den Spreewald!
Imbiss gab es am Sonnabend und Sonntag jeweils zwischen 11.00 und 18.00 Uhr.
Herzhafte Waldpilzsuppe, Pilzpfanne und Suppe sowie frische Waffeln.
Von der Pilzberatung wurde rege gebrauch gemacht.
Dank allen, die auch unsere 29. Ausstellung möglich machten. Leider stand der Imbiss in diesem Jahr unter keinen guten Stern. Regen und immer wieder Regen.
Das war die 29. Großpilzausstellung in Wismar im Herbst 2022. 292 Arten!
Wann findet die 30. Großpilzausstellung statt? – Siehe unter Termine!