Wetter und Pilzwachstum in Mecklenburg
Tagebuch Wetter und Pilze September 2022
Donnerstag, 01. September – Eigentlich ist der Donnerstag, genau wie der Montag, langer Tag im Info – Zentrum. Aber heute habe ich die Tür abgeschlossen. Catrin hatte mich zu einer weiteren Exkursion an die Mecklenburgischen Seenplatte eingeladen. Sie suchte dieses mal einen anderen Wald aus, der ebenfalls reichlich mit Regen bedacht worden sein soll. Mitte August, also noch vor dem letzten großen Regen, in der vergangenen Woche. Grund war vor allen die Suche nach Frischpilzen, da sie an diesem Wochenende nach Teterow fährt. Dort findet, ausgehend vom Landes – Gesundheitsamt, eine Schulungstagung für angehende Pilzsachverständige statt. So wollte sie weitere Pilze von mir erläutert bekommen und bereits erlerntes festigen. Schließlich hatte sie auch vor, Frischpilze als Anschauungsmaterial mit nach Teterow zu nehmen, falls diese dort Mangelware sein sollten.
Zu uns gesellte sich auch noch Katharina aus der Nähe von Rostock, die wir während einer öffentlichen Wanderung vor einigen Wochen im Gespenstwald kennen lernten. Eine begeisterte Pilzfreundin und eine sehr engagierte, international agierende Unternehmerin, mit Firmensitz in den USA. Übrigens lebte sie auch einige Jahre dort und tourte als weiße Soul – Sängerin mit eigenem Orchester. So wurde es heute durchaus auch etwas unterhaltsam bezüglich Gesang. Sie hatte es noch nicht verlernt. Aber unterhaltsam wurde es auch ohne musikalischem Rahmenprogramm.
Catrin konnte so manches neu in ihren Gesichtskreis aufnehmen und bereits gelerntes weiter festigen. Kathi war natürlich in erster Linie auf Speisepilze aus, denn sie hatte von unseren Erfolgen am vergangenen Sonntag gehört. Bereits bei unserer ersten Begegnung im Gespensterwald schwärmte sie von beeindruckenden Steinpilz – Funden vor wenigen Jahren bei Berlin. Das, welches sie heute geboten bekam, stellte das damalige Erlebnis weit in den Schatten. Selten habe ich zwei Frauen erlebt, die sich derart über die herrlichsten Pilze freuten. Insbesondere Kathi konnte es kaum fassen und die Begeisterung kannte keine Grenzen. Es war wirklich märchenhaft! Allerdings dauerte es ein wenig, bis wir auf diese Oasen gestoßen sind. Wir kannten den Wald ja nicht, aber als an einer Waldweg – Kreuzung unter Eichen und Buchen die schönsten Perlpilze auftauchten, war die Freude groß.
Die Freude wurde größer, als uns gleich daneben Sommersteinpilze anlachten. Euphorisch wurde die Umgebung abgesucht und immer neue tauchten gut getarnt im Eichen- und Buchenlaub auf. Wenige Schritte weiter gesellten sich erstklassige Flockenstielige Hexen – Röhrlinge dazu. Eingestreute Kiefern riefen große Scharen von Körnchen – Röhrlingen rechts, links und mittig des Weges auf den Plan. Schließlich schloss sich eine Nadelbaum – Anpflanzung an. Keine Fichten, keine Douglasien, es waren junge Nordmanntannen, also Weihnachtsbäume. Und unter diesen schien das Fest der Liebe voll im Gange zu sein. Kathi hat die Bescherung entdeckt und war außer sich. Sie traute wirklich ihren Augen kaum und drängte uns, dass wir dort mal einen Blick hinein werfen. Ich gebe zu, ich habe ja schon einiges erlebt, aber dieser Märchenwald verschlug auch mir den Atem.
Flockenstielige Hexen – Röhrlinge inselweise wie angesät. Dazu bildschön und im ideal – Zustand. Sommersteinpilze in allen Größen, wo man auch hinblickte. Massenbestände von Perl- und Pantherpilzen. Wo Kiefern dabei waren, Teppiche von Körnchen – Röhrlingen. Ja, es war Weihnachten, keine Frage! Leider hatte ich tags zuvor die Lebkuchen und Stollen ignoriert, die bereits in den Supermärkten angeboten werden. Kerzen hatte wir auch keine dabei. Ist im Walde ja auch nicht unbedingt angebracht. Es war trotz dem ein Fest! Diese Bilder wird niemand von uns mehr aus dem Kopf bekommen und wenn, wir haben es in vielen Fotos fest gehalten. Natürlich gab es nun kein halten. Katharinas bessere Hälfte kommt morgen aus Amerika und die isst für ihr Leben gerne Steinpilze. Diesbezüglich herrschte kein Mangel und auch ich deckte mich ein, um meine Trockenpilz – Bestände endlich ein wenig aufzufüllen, da meine Standorte den ganzen Sommer einfach kein Wasser bekommen haben und somit nichts hervor bringen.
Dieser wunderbare Tag bei Kaiser Wetter wurde dann noch mit einem Besuch in einer Waldgaststätte gekrönt. Es gab unter anderem Pfifferlinge aus der Umgebung, die der Hausherr und Koch höchst persönlich aus den heimischen Wäldern organisiert. Es muss hier also Bereiche geben, in denen tatsächlich auch Pfifferlinge in nennenswerten Mengen zu finden sein sollten. Vielen Dank auch auf diesem Wege noch einmal an Kathi, die uns ganz spontan zum Dinner einlud! Übrigens, Sommersteinpilze unter Nadelbäumen? Wie kann das angehen? Am Rande der Weihnachtsbäume wuchsen größere Eichen und Buchen und das Wurzelwerk, inklusives Pilzgeflecht, kann durchaus 20 – 30 Meter von diesem ausstrahlen. Mich würde interessieren, ob hier später auch Gemeine Steinpilze auftauchen?
Freitag, 02. September – Heute war ich als Ausgleich für gestern ganztägig im Info – Zentrum. Nach dem ich zunächst einige der schönsten Sommersteinpilze und Hexen – Röhrlinge auf der Ausstellungsfläche präsentierte, landeten sie gegen Abend mit den restlichen auf dem Trockner. Zumindest ist nun endlich ein Anfang gemacht bezüglich Trockenpilz – Vorrat. Hoffen wir nun auf baldige Niederschläge, dass es endlich auch allgemein besser wird. Übrigens war und ist der Wachstumsschub an der Seenplatte eindeutig dem Sommer – Aspekt zuzuordnen. Hier wird in einem heftigen Wachstumsschub der gesamte Sommer in geballter Ladung nachgeholt. Ob im laufe der Woche dort bereits der Herbst ausbricht, bleibt abzuwarten. Schließlich sind diese Erträge den Niederschlägen Mitte August zuzuschreiben. Vor einer Woche gab es dort bekanntlich nochmal massive Regenfälle. Diese stützten selbstverständlich den aktuellen Schub ganz hervorragend und gerade auch die Sommersteinpilze profitierten dadurch ganz besonders. Sie konnten sich nun wirklich prächtig und zahlreich und in außergewöhnlich guter Qualität entwickeln. Der Spätsommer – Schub war und ist geprägt von großen Mengen an Filzröhrlingen, Körnchen – Röhrlingen, Dickröhrlingen, allen voran Sommersteinpilze und Hexen – Röhrlinge, Perl- und Pantherpilzen sowie einigen Täublingen wie Camembert- und Widerlicher Täubling.
Sonnabend, 03. September – Heute stand wieder eine öffentliche Lehrwanderung auf dem Programm. Die weitläufigen Wälder und Forste bei Borkow und Schlowe waren vorgesehen. Trotz Presse – Mitteilung fanden sich auch dieses mal nur wenige Interessenten ein. Kein Wunder, die Trockenheit hält in weiten Teilen an, so auch in dem für heute ausgesuchten Gebiet. Auf Anraten unseres Pilzfreundes Phillip Müller, der gerade von seinem Kroatien und Österreich – Urlaub zurück gekehrt war, entschlossen wir uns in das Kaarzer Holz zu fahren. Hier ist am Abend des 18. August ein Gewitter rüber gezogen und vielleicht haben wir hier etwas größere Chancen, dem einen oder anderen Frischpilz habhaft zu werden. Auch im Interesse eines 4 jährigen Pilzsuchers, der zusammen mit seinem Opa und einem großem Korb erschienen war. Auch Phillip war auf der Suche nach dem einen oder anderen Frischpilz, der noch nicht in seiner umfangreichen Sammlung, die er teils aus seinem Urlaub mitgebracht hatte, enthalten ist. Schließlich geht es am Nachmittag nach Rehna. Der dortige Pilzverein lädt zum Grillen und Pilze Bestimmen, mit gemeinsamen Aufbau einer Pilzausstellung ein. Nun, viel war es nicht, welches Phillip an neuen Arten einsammeln konnte. Dafür füllte sich der doch recht große Korb von Enkelsohn und Opa zusehends mit zahlreichen Filzröhrlingen und wenigen Täublingen. Der Gewitterregen hatte hier tatsächlich einen leichten Wachstumsschub ausgelöst, aber in keinem Verhältnis zu dem, welches an der Mecklenburgischen Seenplatte abgeht.
Noch kurz zur Wetterentwicklung. Wie befürchtet, hat inzwischen der trockene Ostwind ganz gut aufgedreht. Gift fürs Frischpilzwachstum! Es herrscht Kräftemessen der Druckgebilde. Das Nordosteuropäische Hoch möchte dem Atlantik – Tief nicht weichen und dadurch verschärft sich der Gradient. Aber der Atlantik dreht in der nächsten Zeit immer mehr auf und im Laufe der kommenden Woche dürfte dieser Sieger im derzeitigen Machtkampf werden. Immer wieder versucht labile Gewitterluft bis in den Nordosten Deutschlands voran zu kommen, wird aber von der trockenen Kontinentalluft unterwandert und ihrer Energie beraubt. Aber Mitte nächster Woche sollte das Eis gebrochen sein. Schauer und Gewitter können über die Elbe springen und endlich eine regnerische Periode einleiten. Zwar werden die Niederschläge zunächst wieder in konvektiver Form niedergehen, also punktuell reichlich, anderswo spärlich. Aber es sollen mehrere Tiefausläufer folgen, so dass doch auch mit flächigerer Überregnung gerechnet werden kann.
Hier die möglichen Regenmengen für Wismar nach dem ECMWF in akkumulierter Form bis zum 18.09. – 2.00 Uhr: minimal 11,4 l/qm, maximal 100,9 l/qm und im Mittel 45,0 Liter.
Sonntag, 04. September – Schönes Spätsommerwetter mit trockenem Ostwind. Nicht das beste Wetter für den derzeitigen Pilzschub in einigen Regionen unseres Bundeslandes. Und bis mindestens Dienstag oder Mittwoch bleibt es auch dabei. Allerdings steigen die Temperaturen nochmals auf sommerliches Niveau an. Spätestens am Donnerstag soll das Hochdruck – Bollwerk gebrochen werden. Mit etwas Glück können in Mecklenburg schon am Mittwoch Nachmittag oder Abend erste Schauer und Gewitter aufziehen. In der 2. Wochenhälfte sollen weitere Folgen und wenn alles gut läuft, kann es auch mal länger am Stück regnen. Für September rechnen die Mittelfrist – Modelle mit überdurchschnittlichen Regenfällen bei uns im Norden. Der erste Herbstmonat soll demnach also zu nass ausfallen. Hoffen wir, dass die Rechnung auch aufgeht und somit vielleicht auch im westlichen Mecklenburg noch ein ordentlicher Pilzherbst möglich wird.
Die Post geht inzwischen ja schon im zentralen Mecklenburg ab. So fand an diesem Wochenende ein Ausbildungskurs für möglichen Pilzsachverständigen – Nachwuchs in Teterow statt. Auch unsere Interessentin aus der näheren Umgebung von Bützow nahm daran teil. Diese Pilztagungen setzen sich aus Theorie und Praxis zusammen. Die Praxis spielt sich natürlich im Wald ab. Diesbezüglich wurde möglicherweise ein besonders interessantes Waldgebiet begangen, in dem im vergangenen Jahr der in Mecklenburg extrem seltene und stark giftige Riesenrötling gefunden wurde. Unser Phillip brachte ihn mir damals sogar noch für meine Ausstellung mit. Einmal im Leben hätte auch ich ihn einmal gerne am Standort gesehen. Das ist Geschichte, aber auch in diesem Jahr zeigte sich der hier nicht näher zu nennende Wald von seiner besten Seite. Nicht nur, dass das Angebot von Steinpilzen die angehenden Pilzberater hoffnungslos überforderte, nein, auch die Raritäten unter den Röhrlingen hielten sich nicht zurück. Herrenpilze waren in Form von Sommer-, Gemeinen- und Schwarzhütigen Steinpilzen vertreten. Besonders zahlreich und in allen Größen zeigte sich der sehr seltene Bronze – Röhrling (Schwarzhütiger Steinpilz) den Teilnehmern. Hexenpilze waren durch Netz- und Flockenstielige vertreten. Vermutlich waren aber auch seltene Trügerische Hexen – Röhrlinge dabei, welches noch nachgeprüft werden soll. Des Weiteren zeigten sich Hainbuchen – Röhrlinge und die wiederum seltenen Gelben Rauhfüße. Alles überragend glänzte der legendäre Satans – Röhrling mit seiner Anwesenheit. Ich durfte am Nachmittag noch einige Exponate in Empfang nehmen, die ab morgen unsere Dauerausstellung beglücken werden. Auch Steinpilze für den Trockner und Champignons (keine Karbol!) für die Tiefkühltruhe waren dabei. Vielen Dank auch an dieser Stelle für unsere angehende Pilzsachverständige aus dem Raum Bützow!
Hier noch die möglichen Regenmengen nach dem ECMWF für Wismar in akkumulierter Form bis zum 19.09.2022: minimal 18,7 l/qm, maximal 97,6 l/qm und im Mittel: 51,0 Liter.
Montag, 05. September – „Die Hitze des Hochsommers ist vorbei und die Nächte werden wieder kälter. Grillfeste und Badevergnügen werden unter freiem Himmel bald nur noch Erinnerung sein. Der Herbst macht seine ersten Gehversuche und wehmütige, gedrückte Stimmung kommt auf. Der September, welcher wegen vergleichbarer Temperaturen auch Mai des Herbstes genannt wird, scheidet am 23. zwischen Sommer und Herbst.“ Soweit ein Auszug aus dem Buch „Abendrot – Schönwetterbot“.
Nun, die Hitze ist bei uns bereits gegangen. Die Temperaturen sind einfach angenehm und so ließe es sich den ganzen Herbst über aushalten. Aber das ist Wunschdenken und wir werden uns der Realität stellen müssen. Die Realität verabschiedet sich nun vom Sommer mit dem Durchstarten des Herbstes im Laufe dieser Woche. Mit anderen Worten, die Westwetterlage wird zunehmend durchbrechen und in feuchter Meeresluft kann es immer häufiger regnen. Erste Tropfen ziehen heute Abend bereits nach Westmecklenburg herein. Aber noch sind es nur die berühmten Tropfen auf dem temperierten Stein. Es dauert, bis sich das blockierende Hoch endlich beiseiteschieben lässt. Aber ab Mittwoch wird es den anlaufenden Tiefdruckwellen nicht mehr stand halten können. Ab dem Nachmittag sollen von Südwesten Schauer und Gewitter aufkommen. Da die subtropischen Luftmassen, die damit heran transportiert werden, reichlich Wasserdampf getankt haben, kann es zunächst örtlich Starkregenfälle bis in den Unwetterbereich geben. Natürlich wieder regional bis örtlich. Also sehr differenziert. Vielleicht hat die Schiene Schwerin – Wismar endlich mal Glück! Im Verlauf sollen die Fronten stärker werden und besonders zum Donnerstag und Freitag werden gerade bei uns im Nordosten hohe Regenmengen berechnet. Zumindest von einigen Wettermodellen. Andere sind hingegen sehr zurückhaltend und lassen die teils starken Regenfälle südlich von M-V nach Osten ziehen. Das amerikanische GFS hat in der Mittelfrist weitere Tiefdruckgebiete auf der Agenda, die uns bis zum letzten September – Drittel mit Regen regelrecht zuschütten sollen. Das ECMWF lässt es ruhiger und zumindest vorübergehend wieder Hochdruck lastiger weitergehen.
Die Pilzsaison läuft unter dessen an der Seenplatte weiter und die Artenvielfalt wird dort nun immer dichter. In anderen Regionen, die erst am Freitag/Sonnabend der letzten Woche ergiebige Niederschläge bekommen haben (Raum Rostock, östlich und südlich davon, Griese Gegend), wird sich ab der 2. Wochenhälfte b. z. w. zum Wochenende Aufbruchstimmung einstellen. Zunächst dürfte sich die trockene Ostwindlage jedoch als Hemmschuh erweisen. Warten wir den Regen ab. Hier können dann auch die Steinpilze frisch loslegen. Immerhin stehen sie an der Spitze eines jeden Wachstumsschubes. Sommersteinpilze haben großen Druck, ist es für sie doch die letzte Chance. Gemeine Steinpilze sind sowieso an der Reihe. Es wird also in geballter Form losgehen. Allerdings spielt der Mond nicht mehr mit. Demnach wäre nicht mit optimalen Ergebnissen zu rechnen? So hoffen wir also auf die angekündigten Regenfälle, die könnten dann das inzwischen Vorbereitete aus dem Boden Kitzeln.
Die Hochsaison startet also in diesem Jahr gestaffelt. Bekommen die bisher noch sehr trockenen Regionen in den nächsten Tagen die vorhergesagten ergiebigen Regenmengen, so geht es ab dem letzten Septemberdrittel auch hier mächtig zur Sache. Der Herbst könnte noch groß werden! Das wäre dann auch absolut klassisch, denn Ende September/Anfang Oktober ist in der Regel der Höhepunkt eines Pilzjahres erreicht. Das könnte in diesem Jahr klappen und die großen Pilzausstellungen, die in der Regel in vielen Region zu diesem Zeitpunkt stattfinden, könnten aus dem vollen schöpfen. So sollte es kommen, bewahrheiten sich die berechneten Regenmengen bis Mitte September der neben stehenden Grafik vom ECMWF. http://www.kachelmannwetter.de
Hier die möglichen Regenmengen nach dem ECMWF für Wismar in akkumulierter Form bis zum 20.09.2022: minimal 10,9 l/qm, maximal 102,0 l/qm und im Mittel 50,0 Liter.
Dienstag, 06. September – Heute Abend fand im Steinpilz – Wismar unser Vorbereitungstreffen für unsere 29. Großpilzausstellung vom 30. 09. – 03.10.2022 statt. Sie stellt den alljährlichen Höhepunkt in unserem Vereinsleben dar. Geplant ist neben der Frischpilzausstellung auch wieder der traditionelle Imbiss. Viele Ideen wurden diskutiert und ich muss am Ende konstatierten: wir haben viel vor! Eine möglichst hohe Artenvielfalt soll auf den Moosflächen präsentiert werden. Es soll Pilzpfanne, Pilzsuppe und Pilzgulasch geben. Frische Waffeln und erfrischende, wie erwärmende Getränke. Aber können die Ideen auch in die Realität umgesetzt werden? Unseren Blick müssen wir deshalb zunächst in den Himmel richten. Wir brauchen nämlich Wasser! Und davon nicht zu knapp. Ohne dem keine sehenswerte Frischpilzausstellung. Ohne dem keine Pilzgerichte aus einheimischer Natur. Der Imbiss müsste durch zugekaufte Zuchtpilze ergänzt werden und die Ausstellung würde kümmerlich ausfallen. Aber es scheint so, als hätte das Wetter Mitleid mit uns. Regen ist im Anmarsch und wahrscheinlich nicht zu knapp.
Tatsächlich steht jedoch immer noch nicht fest, welche Regionen wirklich satt bedient werden. Da gehen die Wettermodelle immer noch auseinander. Das ECMWF rechnet in M-V und Berlin/Brandenburg mit den höchsten Regenmengen, das Super – HD sieht bei uns nur halbherzige Niederschläge. Demnach soll vor allem Schleswig – Holstein gut gewässert werden. Nach einer anderen Variante bekommt Vorpommern und die Seenplatte den meisten Regen und auch die Märkische Schweiz, wo übernächstes Wochenende wieder ein Pilzseminar stattfinden soll, könnte reichlich Wasser bekommen. Die Unterschiede liegen wieder in der Natur der Sache. Die höchsten Regenmengen kommen dort zustande, wo die kräftigsten Schauer und Gewitter niedergehen. Und wo das sein wird, können die Modelle einfach nicht genau eingrenzen. Es wird also wieder Lotto gespielt.
Die akkumulierten Regenmengen für Wismar nach dem ECMWF bis zum 21.09.2022: minimal 27,5 l/qm, maximal 101,1 l/qm und im Mittel 56,4 Liter.
Mittwoch, 07. September – Nach dem ich und einige Pilzfreundinnen und Freunde praktisch den ganzen Sommer über in der staubtrockenen Griesen Gegend zu unseren Mittwochsexkursionen unterwegs waren und leider nur selten auch mal einen Frischpilz sahen, wechselte heute die Region. Der 1. Quadrant der Topographischen Karte 2437 im Maßstab 1: 25 000 = Mestlin war an der Reihe. Dazu traf ich mich mit Catrin am Nachmittag am Forsthof bei Mestlin. Umfangreiche Wälder standen uns zur Auswahl. So der Ochsenkamp, die Torfheide oder „Im großen Holz“. Wir entschieden uns für das Große Holz. Waren also „Im Großen Holz“ unterwegs. Es ist nicht zum ersten Mal, dass dieses Waldgebiet zu einer Mittwochsexkursion ausgewählt wurde. Im Oktober des Dürre – Jahres 2018 war ich hier schon einmal zur Bestandsaufnahme. Allerdings artete diese damals in eine Hallimasch – Ernteaktion aus. Gewaltige Büschel von Honiggelben Hallimasch ohne Ende! Ich rief Irena zur Hilfe, weil ich die Massen nicht abtransportieren konnte. Irena ist tags drauf nochmals hin und hat noch mehrere große Weidenkörbe voll geholt, die blanchiert und für unsere Imbisstage eingefroren wurden. Leider wird es vor unserer Großpilzausstellung sehr wahrscheinlich nichts mit großen Mengen von Hallimasch, so dass wir auf andere Waldpilze in entsprechenden Größenordnungen noch vor Monatswechsel hoffen. Ich hatte damals also kaum Zeit, mir dieses Revier zu erschließen. Irena meinte tags drauf nur zu mir, dass es ein sehr schöner Wald sei. Dieses konnten wir heute nur bestätigen. Ein wirklich tolles Revier! Sollten in den nächsten Wochen beispielsweise die Steinpilze auch bei uns richtig durchstarten, dann auweia! Hallimasch gibt es hier in Massen und ich denke die Herrenpilze dürften in den kommenden Wochen ebenfalls zu einer Herausforderung werden. Aber nicht nur hier, sondern überall an geeigneten Standorten. Ich zumindest habe mich heute in das große Holz regelrecht verliebt! Und das, obwohl es kaum Frischpilze gab. Dürre leider auch hier. Wir gerieten allerdings in einen leichten Aspekt von Wurzel – Rüblingen und Rehbraunen Dachpilzen. Vereinzelt einige Waldfreund – Rüblinge und sehr wenige Filzröhrlinge. Für den Kochtopf waren allerdings schöne und frische Lungen – Seitlinge im Angebot.
Zum Wetter: Heute zog schon mal ein kleines Regengebiet durch, dass aber unrelevant für die zukünftige Entwicklung an der Pilzfront war. Der Blick richtet sich auf morgen. Bereits in der Frühe können sich vereinzelt Schauer oder Gewitter bilden. Spätestens ab dem Mittag sollen von Süden her auf breiter Front Gewitter und massive, flächige Regenfälle aufziehen! Für unser gesamtes Bundesland werden zwischen 20 und 50 Liter pro Quadratmeter gerechnet. Örtlich können auch noch höhere Mengen dabei sein. Bis in die Nacht zum Freitag soll es noch regnen. Freitag und Sonnabend folgen dann zahlreiche Schauer und Gewitter. Im Verlauf soll sich das Wetter zumindest vorübergehend beruhigen, der Wind fast vollständig einschlafen und des Nachts kann es einnebeln. Die Feuchtigkeit kann sich also gut entfalten. Dazu könnte es in der nächsten Woche nochmal hochsommerlich warm werden. Fallen die vorhergesagten Regenmengen, so dürfte großes ausgebrütet werden! Wir können auf einen Pilzherbst hoffen, der sich gewaschen hat!
Hier die möglichen Regenmengen nach dem ECMWF in akkumulierter Form für Wismar bis zum 22.09.2022 – 2.00 Uhr: minimal 27,5 l/qm, maximal 108,6 l/qm und im Mittel 67,0 Liter.
Donnerstag, 08. September – Darauf haben wir lange gewartet! Endlich ergiebiger Regen für das Flächenland Mecklenburg – Vorpommern! Auch Berlin – Brandenburg wurde gut bedient. Das ist für den Steinpilz – Wismar insofern von Bedeutung, da am übernächsten Wochenende in der Märkischen Schweiz ein Pilzseminar stattfinden soll. Gerade noch rechtzeitig hat es dort heute auch kräftig geregnet. Zwar nicht in den Mengen, wie beispielsweise in unserem Einzugsgebiet, aber es sollte reichen, um zumindest einige Frischpilze auf den Plan zu rufen.
Aber nun zu uns. Ab heute kann die Zeitschaltuhr gestellt werden! Ab dem übernächsten Wochenende Kleinarten und möglicherweise Champignons im Überfluss. Kurz danach Start von Körnchen Röhrlingen und Co. in entsprechenden Kiefernbereichen. Spätestens ab Mitte übernächster Woche das Winken vieler großer Parasole an Straßenrändern und lichten Wäldern, teils auf Wiesen. Sie signalisieren uns die Explosion an der Front von Steinpilz und Co. Sowohl der Sommersteinpilz, wie auch der Gemeine Steinpilz, werden für unvergessliche Anblicke und gefüllte Körbe sorgen. Den Mondanbetern sei gesagt: Neumond ist am 25. September. Natürlich geht es dann richtig los, aber das Beste könnte euch möglicherweise entgehen! Den zu erwartenden Start aber bitte nicht weiter Sagen an geile Behörden, die nur darauf warten, die Pilzsucher abzukassieren, wenn sie einmal mehr als erlaubt in die Körbe füllen. Die Kriminellen seit nicht ihr, sondern die behördlichen Abzocker! Der Natur wird dadurch kein Schaden zugefügt! Es sind in der Regel Wirtschaftswälder und da fragt kein Forstwirt oder Naturschutzbeauftragter, ob unter den zu fällenden Bäumen Steinpilze wachsen. Bitte nur daran denken. die Schätze sinnvoll zu nutzen und zu verarbeiten! Und den Start bitte nicht verpassen, denn wenn sich erst herum gesprochen hat, dass es viele Pilze gibt, sind auch die Abzocker auf der Matte! Ein jeder Pilzschub wird beispielsweise von Röhrlingen und Champignons eröffnet. Etwas später folgt dann die bunte Artenvielfalt und bald geht es auch in den Vollherbst über. In den kommenden Wochen wird also der verhungerte/verdurstete Sommer nachgeholt und der Herbst startet ebenfalls durch. Das wird beindruckend werden!
Auch ich bekomme nun leider Stress, da ich meine Steinpilze in der Regel in den Sommermonaten einsammle und wegtrockene. Nun kommt alles auf einmal, welches ich nicht zu sehr liebe. Dem entsprechend werde ich auch meine Sprech- und Öffnungszeiten im Info – Zentrum anpassen. Im restlichen September wird also nur noch Montags und Donnerstags geöffnet sein. In der kommenden Woche muss unsere Großpilzausstellung vorbereitet werden. Also es müssen die Ausstellungsflächen aufgebaut und frisches Moos aus dem Wald geholt werden. In der Folgewoche starten Sammelaktionen, um unseren Pilzimbiss abzusichern und ich auch noch meine Trockenpilz – Bestände auffüllen möchte. In der Woche drauf heißt es sich um eine möglichst große Artenvielfalt zu bemühen. Es werden also die Frischpilze für unsere Große Pilzausstellung, die vom 30.09. – bis 03.10.2022 zu sehen sein soll, gesammelt.
Übrigens erreichte mich heute Vormittag, kurz vor Einsetzen des Regens, ein Anruf direkt aus dem Wald. Einem Wald unweit der Hansestadt Wismar. „Ich stehe hier im Wald und um mich herum die schönsten Sommer- und Gemeinen Steinpilze in sehr guter Qualität.“ Das Waldgebiet wird an dieser Stelle nicht verraten, aber es zeigt den jahreszeitlichen Wachstumsdruck, der vorhanden ist. Wo irgendwie etwas möglich ist, dort ist etwas möglich! Aber der allgenmeine Aufbruch wird in Kürze diesem Lotteriespiel ein Ende setzen. Der Fahrplan dazu steht und stellenweise kann es auch gleich direkt nach dem Regen schon zur Sache gehen. Beispielsweise ab sofort in einigen Regionen in der Griesen Gegend!
Hier einige Wasserstandsmeldungen von 20.00 Uhr: Rostock/Warnemünde 15,0 l/qm; Boltenhagen: 21,0 l/qm; Schwerin 22,0 l/qm; Kirchdorf/Poel: 29,0 l/qm.
Um 14.00 Uhr hatte ich in meinem Messbecher in der Altstadt 14,0 Liter und bis 21.45 Uhr waren nochmal gut 26,0 Liter enthalten. Das macht 40 Liter und es regnet noch. Morgen und am Sonnabend können Schauer und Gewitter noch einige Liter dazu liefern!
Pilz -Heil! – Pilzreiche Wochen sind unausweichlich!
Freitag, 09. September – Am 18. August zogen abends, ausgehend vom Parchimer Raum, kräftige Gewitter noch Norden. Sie erreichten gegen Mitternacht die Ostsee. Dabei gab es örtlich, besonders auch nordwestlich von Parchim, sehr heftigen Starkregen, aber auch auf ihrem weiteren Weg legten sie eine ergiebige Regenspur. Die Wälder, die auf dieser Linie liegen, haben also schon mal den umliegenden Regionen einiges voraus und hier konnte sich schon ein leidliches Frischpilzaufkommen entwickeln. Wir hatten deshalb auch am vergangenen Sonnabend von Schlowe zum Kaarzer Holz im Zuge unserer öffentlichen Wanderung umgesetzt. Insbesondere Filzröhrlinge haben auf die Niederschläge heftig reagiert.
Auf der Zug bahn dieser Gewitter lagen auch Teile der Züsower Forst. So begab ich mich heute dorthin und drehte meine Runden. Besagte Filzröhrlinge, allen voran das gemeine Rotfüßchen, waren Aspekt – Bestimmend und in Menge vertreten. Es war keinesfalls vergleichbar mit der Seenplatte, aber hier gab es zumindest Frischpilze. Für die Jahreszeit zwar auch recht dürftig, aber nicht so trostlos wie auf den meisten unserer bisherigen Exkursionen in diesem Jahr. Schließlich wurde mir gestern telefonisch mitgeteilt, dass hier auch Herrenpilze wachsen. So dachte ich an meinen Trockner. Der wartet auf Nachschub. Aber ich hatte Bedenken, ob es dafür reichen würde. Unter dem Motto Mühsam ernährt sich das Eichhörnchen (übrigens habe ich heute eine wunderschöne Postkarte mit Eichhörnchen und Fliegenpilz geschenkt bekommen) läpperte es sich schließlich zusammen. Am Ende hatte ich meine gesamte Tragekapazität ausgelastet und mein großer Weidenkorb wurde immer schwerer. Gut gefüllt mit Flockenstieligen Hexen – Röhrlingen, Sommer – und Gemeinen Steinpilzen.
Herrenpilze gab es in allen Altersstadien und auch junge Köpfe schauten hier und dort noch aus dem Moos oder Buchenlaub. Wie gesagt, es war aber mühselig. Nichts mit dem schnellen Ramschen, sondern Geduld und Glück war gefragt. Die Züsower Forst ist kein unbekanntes Revier. Zahlreiche Standorte von Steinpilzen habe ich abgespeichert, aber nicht einen von denen besucht. Ich ließ mich einfach treiben. Immer wenn Täublinge, Perlpilze oder Graue Wulstlinge auftauchten, hieß es inne halten und Obacht geben. Meist war zumindest ein Steinpilz nicht fern. Ich nenne so etwas Oasen. Kleine Pilzoasen, an denen plötzlich gleich mehrere Arten wachsen und dann ist wieder Schluss und der Wald wirkt wie tot. Allerdings waren diese Oasen heute nicht unbedingt selten. Die Qualität der Steinpilze, mal abgesehen von einigen Trockenschäden, war hervorragend. Fest und madenfrei! Aber die richtige Würze brachten zwei relativ seltene Arten in die Suppe: Anhängsel – Röhrlinge und Weiße Blutchampignons.
Zum Wetter. Das hat also gestern geschafft. 40 Liter in meinem Messbecher in Wismar und unsere Pilzfreundin Angelika hat im wenige Kilometer entfernten Hagebök gar 44 Liter im Becher gehabt! Zwar hat es nicht überall derartige Mengen gegeben (örtlich auch noch mehr), aber es sollte in jedem Fall der Durchbruch zum Pilzherbst 2022 eingeläutet sein. Wollen wir gespannt sein, was uns nach dem heißesten Sommer seit Beginn der Wetteraufzeichnungen in Europa so geboten werden wird.
Heute entwickelten sich stellenweise wieder heftige Schauer und Gewitter. Ein Schwergewittersystem zog beispielsweise über die Griese Gegend. Auch um Rostock herum hat es heftig gewittert und auch dazwischen, möglicherweise auch über der Züsower Forst, gab es starke Gewitterschauer. In Wismar gelangten gerade mal 1 Liter in meinen Messbecher.
Sonnabend, 10. September – Traditionell Ende August oder im früheren September ist Treff am Roten See bei Brüel. Mitglieder des einzigen Pilzvereins in Mecklenburg – Vorpommern namens Heinrich Sternberg Rehna e.V. und die Pilzfreunde der Gemeinnützigen Gesellschaft Wismar e.V. treffen sich hier seit vielen Jahren zu gemeinsamen Exkursionen. Eingeladen dazu sind natürlich auch interessierte Gäste, die sich uns gerne Anschließen dürfen. So war es auch heute wieder und es wurde eine sehr nette Truppe, die den frühherbstlichen Großpilzen auf der Spur war. Nun hatte es ja am Donnerstag endlich flächendeckend und ergiebig geregnet, aber vorher war es natürlich auch um den Roten See herum ziemlich trocken und ein großartiges Frischpilzaufkommen war nicht zu erwarten. So entschlossen wir uns in das nur wenige Kilometer entfernte Radebachtal zu fahren. Bachtäler sind geschützter und haben dadurch gerade auch in ungünstigen Zeiten einen Vorteil zu planaren Lagen. Die Entscheidung war richtig, auch wenn es für die Verhältnisse des sehr artenreichen Bachtals und im Hinblick der Jahreszeit auch hier sehr bescheiden zuging. Wir konnten allerdings mit vielen Augenpaaren dies und jenes entdecken und die/der eine oder andere konnte sogar eine Frischpilzmahlzeit mit nach Hause nehmen. Täublinge, Perlpilze, mal eine Krause Glucke oder auch mal ein Steinpilz wären zu nennen. Natürlich auch einige andere Arten, die durchaus begeisterten. So wurde der erste Grüne Knollenblätterpilz der Saison gefunden und auch der wesentlich seltenere Kegelhütige Knollenblätterpilz sorgte für Freude.
Das Wetter hatte ein Einsehen mit uns die dicken Gewitterwolken ließen ihre feuchte Last nicht über dem Roten See und ihrer Blockhütte ab, in der wir zum Mittagstisch einkehrten. Wir durften allerdings romantisches Donnergrollen als Ohrenschmaus vernehmen, während unsere Gaumen delikat zubereitetes vom Team der Blockhütte, genossen. Dazu ein süffiges Bierchen vom Fass. Gebietsweise gab es aber auch heute wieder heftige Regengüsse.
Im Anschluss machten sich noch Catrin, Chris und Reinhold auf dem Weg zum Deichelsee, um eventuell den dort beheimateten Satans – Röhrling zu Gesicht und vor allem vor die Fotolinse zu bekommen. Es glückte leider nicht. Nur einige Laichen waren vorhanden und die sehr ähnlichen Wurzelnden Bitter – Röhrlinge.
Sonntag, 11. September – Ich hatte heute Morgen ganz schön mit mir gehadert. Warum? Es gibt im Info – Zentrum jede Menge zu tun. Die 29. Großpilzausstellung gilt es vorzubereiten. Klar Schiff machen, Fenster Putzen und neu gestalten. Die alte Ausstellungsfläche leer Räumen, damit frisches Moos drauf kommt. Die übrigen Ausstellungsflächen aufbauen und, und , und… Auch die Internetarbeit hinkt hinter her. Aber diese muss in der Hochsaison etwas zurück gesetzt werden, weil einfach nicht zu schaffen. Die Veranstaltungsrückblicke werden also mit Verzögerung aufgearbeitet und Online gestellt. Zumindest versuche ich das Tagebuch möglichst aktuell zu halten. Andererseits wollte ich mich über die Entwicklung an der Frischpilzfront in der Griesen Gegend informieren. Immerhin herrscht hier ein niederschlagstechnischer Vorlauf und entsprechend sollte die, den gesamten Sommer angehaltene Funkstille, gebrochen sein.
Meine Neugier überwog also und ich machte mich auf den langen Weg in den Süden Mecklenburgs. Zunächst besuchte ich ein vielseitigeres Waldgebiet am Buchenberg, dass ich zusammen mit Pilzfreund Michael und im Zuge einer Mittwochsexkursion vor etlichen Wochen abarbeitete. Es gehört zum MTB Eldena. Da hier nicht nur monotoner Kieferforst vorherrscht, hatte ich mir dieses Revier für bessere Zeiten vorgemerkt. Aber es enttäuschte mich. Es gab zwar einige Rotfüßchen, auch vereinzelte Täublinge und Wulstlinge, aber bis auf eine Krause Glucke nichts weltbewegendes. Ich fuhr weiter nach Süden und landete im Messtischblatt Teewswoos, welches in den Folgejahren auch zu unseren Mittwochsexkursionen auf dem Programm steht. Umfangreiche, äußerst arme Kiefernforste sind hier dominant. Sie grenzen an die Lübtheener Heide und dem dortigen Truppenübungsplatz. Auch für Freundinnen und Freunde von Heidelbeeren ein Paradies. Fast wie in der norwegischen Telemark, nur das der felsige Untergrund fehlte. An den Straßenrändern teils Pilze über Pilze! Viele Täublinge und Wulstlinge. Auch Gruppen von Butterpilzen und mit Glück auch der eine oder andere Steinpilz. Hier ist der Damm gebrochen und die Hochsaison ist eröffnet. Es handelt sich natürlich auch in erster Linie um klassische Maronen – Standorte, die hier fast in jedem Herbst die Körbe bis zum Überlaufen füllen. Diesbezüglich herrscht allerdings noch die Ruhe vor dem Sturm. Überhaupt war es im Waldesinneren noch sehr bescheiden. Nur einen trockengeschädigten Maronen – Röhrling konnte ich ausfindig machen und vereinzelt auch mal Täublinge oder Perl- und Pantherpilze. Dominant waren an den Straßenrändern aber sehr viele Graue Scheidenstreiflinge. Ein beeindruckender Aspekt!
Montag, 12. September – Eine grenzwertige Wetterlage braut sich in dieser Woche über Deutschland zusammen. Ein Ex – Hurricane und ein kräftiger, Nordeuropäischer Tiefdruck – Komplex kämpfen um die Vorherrschaft über Mitteleuropa. Der Tropensturm pumpt extrem heiße Luft nach Norden, in Frankreich wurden heute 36 Grad gemessen, und der Tiefkomplex nördlich von uns schickt eine Kaltfront nach Süden. Beide Luftmassen treffen bei uns zusammen und lösen über der Mitte und dem Süden Deutschlands starke Regenfälle und Gewitter aus. Im Südwesten kann es nochmals bis 30 Grad heiß werden, während wir im Norden immer mehr von kühler, ja für die Jahreszeit regelrecht kalter Luft, heimgesucht werden. Diese wird zum Wochenende auch den Sommer im Süden endgültig beenden. Dort wird es wie ein Schock empfunden werden, denn nach monatelangem Hochsommer folgt ein fast schon frühwinterlicher Absturz der Temperaturen. Hochreichend kalte und labil geschichtete Meeresluft wird Mitteleuropa fluten. Bis in die Mittelgebirgslagen können erste Schneeflocken rieseln. Für uns bedeutet das ab der 2. Wochenhälfte und über das kommende Wochenende hinweg unterkühltes Schauerwetter vom feinsten. Regelrechtes April – Wetter mit vielen Regenschauern und Graupel – Gewittern. Dazu zeitweise ein stürmischer Wind. Mögliche Randtiefentwicklungen können sogar ergiebige Regenfälle nach sich ziehen. Es wird also richtig ungemütlich. Erst in der kommenden Woche soll sich das Wetter unter zunehmenden Hochdruck Einfluss beruhigen. Dann könnte oft die Sonne scheinen und der Wind immer weiter abnehmen. In der eingeflossenen Polarluft kann es des Nachts stark auskühlen und erste Bodenfröste sind möglich. Zwar schützt uns das warme Wasser noch vor dem Schlimmsten, aber in den klassischen Kältelöchern und Muldenlagen kann es trotzdem ziemlich frisch werden.
Was wird das für die Entwicklung an der Pilzfront bedeuten? Nun, ich denke, die Fruchtkörperanlagen werden bereits gebildet und diese werden sich auch strecken. Zwar etwas verlangsamt, aber aufhalten kann diese Entwicklung den expandierenden Pilzschub nicht. Auch wärmeliebende Sommerarten, die noch ein Nachholebedürfnis haben, nicht. Sie werden ohnehin nach einem kurzen Wachstums – Piek ihre Aktivitäten herunter fahren b. z. w. einstellen.
Den klassischen Herbstarten mag diese Entwicklung nur recht sein. Auch die Qualität wird davon profitieren. Wer auf einen massiven Schub von Maronen – Röhrlingen hofft, der kann froh über diese Entwicklung sein, denn gerade dieser beliebte Speisepilz mag es ziemlich frisch. Ich erinnere an den Oktober 2016. Er war von Beginn an lausig kalt. Wir schwärmen heute noch von der damaligen Maronen – Schwämme in der Griesen Gegend. Nachzulesen unter dem Oktober – Tagebuch zu Wetter und Pilze des Jahres 2016.
Dienstag, 13. September – Weiter klar Schiff machen im Info – Zentrum und Moos holen für unsere Ausstellungsflächen stand heute im Mittelpunkt meiner Aktivitäten. Bei letzterer unterstützte mich unser Vereinsmitglied Christian Boss. Immerhin galt es 6 Säcke Moos zu füllen und in sein Auto zu verladen. Fündig wurden wir im Revier Weiße Krug. Frischpilze sahen wir dort kaum. Es herrscht die Ruhe vor dem Sturm, der in etwa einer Woche losbrechen dürfte. Bei der Gelegenheit besuchten wir eine weitläufige Wiesen- und Weidefläche im Naturpark Sternberger Seenland. Die Trockenhänge wirkten heute noch trist, mit zaghaftem grün, welches sich nach den Regenfällen allmählich durchsetzt. Frischpilze waren auch hier nicht auszumachen, welches sich aber auch ab nächster Woche schlagartig ändern dürfte. Dann wird der Bereich mit weißen Pilzfruchtkörpern übersät sein, soweit das Auge reicht. Acker – Schirmpilze, Riesen – Schirmpilze und viele, viele Champignons werden die Wiesen in ein Wunderland verzaubern. Vielleicht eine Adresse, um für unseren Pilzimbiss zur Großpilzausstellung zum Monatswechsel vorzusorgen. Hier herrschen Gedrungene Champignons und die seltenen Strohgelben Champignons vor. Letztere sind dort natürlich in manchen Jahren alles andere als selten.
Wir fuhren wieder in Richtung Wismar und drehten auf halber Strecke noch eine Runde in der Forst Weiße Krug, die eigentlich bereits zur Neukloster Forst gehören sollte. Sandige Mischwaldbereiche und eine durchaus beliebte Pilz – Ecke für die Kochtopfmykologen. Christian liebt Krause Glucken und ich wusste, dass es diese hier auch gibt. Tatsächlich fanden wir zwei Küken, die noch am Kiefernstubben bleiben durften. Ansonsten auch hier noch eine fast unheimlich Ruhe vor dem großen Aufbruch. Allerdings wuchsen hin und wieder doch schon einige Frischpilze. Ziegenlippen, Perlpilze, einige Täublinge, Rüblinge, Trichterlinge und der erste Birkenpilz, den wir in dieser Saison zu Gesicht bekamen.
Themenwechsel: Unser Pilz- und Vereinsfreund Phillip Müller hat im letzten Jahr sowohl beim Landes – Gesundheitsamt in M-V, wie auch bei der Deutschen Gesellschaft für Mykologie die Prüfung zum Pilzberater erfolgreich abgelegt. Innerhalb weniger Jahre konnte er sich ein solides Wissen über die einheimische Großpilzwelt aneignen und ist zu einem der besten Pilzkenner unseres Bundeslandes und sicher auch darüber hinaus geworden. Nun ist Phillip seit einigen Tagen auch Online. Pilzberatungen bietet er beispielsweise in Renzow, bei Schwerin, an. Allerdings sollte vorher mit ihm Kontakt aufgenommen werden, um nicht vor verschlossener Tür zu stehen. Phillip hat auch bereits einige Termine für Lehrwanderung auf seiner Homepage. Wer also unter seiner kompetenten Führung einige Wälder in Nordwestmecklenburg auf der Suche nach allen möglichen Großpilzen durchstreifen möchte, sollte sich ebenfalls bei ihm anmelden. Die Termine finden sich unter: https _butterbeidiepilze.de
Mittwoch, 14. September – Heute wurde mal wieder die Woche geteilt, und was das bedeutet, brauche ich nicht weiter zu erörtern. Es ging hinaus zu einer weiteren Mittwochsexkursion. Der 2. Quadrant der Topographischen Karte Mestlin war an der Reihe. Hier findet sich das Mühlenholz und ein größeres Wald- b. z. w. Forstrevier südlich von Techentin. Ich war mit mir im Zwiespalt, hatte ich doch mal wieder Lust auf das Mühlenholz, weil ich mit diesem Wald schöne Erinnerungen verbinde. Sohn Jonas war noch klein und zusammen mit seiner Mama fuhren wir damals den Zentralweg des Waldes entlang. Irena sagte, hier müssen wir mal schauen, dass sieht gut aus. Es dauerte nicht lange bis ich ihren Freudenschrei vernahm, als die schönsten Sommersteinpilze vor ihr standen. Einige Jahre wurde der Wald fast zum Wallfahrtsort, wenn es um das Sammeln von Steinpilzen ging. Nicht nur der Sommer – Variante, sondern auch des ganz gemeinen Herrenpilzes. Das Mühlenholz steht auf besseren Böden und so gibt es hier auch eine sehr interessante Artenvielfalt zu bewundern bzw. zu kartieren.
Allerdings hatte ich im Jahre 2018 das Mühlenholz im Rahmen einer Mittwochsexkursion im Programm, so dass ich mich heute für das Waldgebiet südlich Techentin entschied. Das kannte ich nur Ansatzweise und wollte es mir heute gründlicher erschließen. Ich konnte meinen Radius hier zwar deutlich erweitern, aber ich habe nach gut drei Stunden abgebrochen, weil auch hier noch die Ruhe vor dem Sturm herrscht. Natürlich waren auch hier die Frischpilze auf dem Vormarsch. Insbesondere entlang der Wege wo es krautig, moosig oder grasig war. Rüblinge, Schwindlinge, Mürblinge, Tintlinge, Teuerlinge usw. Ein kleiner Bericht folgt später.
Danach fuhr ich in Richtung Friedrichsruhe und suchte den dortigen Wald noch zu einer kleineren Runde auf. Hier ein ähnliches Bild, aber schon öfters mal auch größere Mykorrhiza – Arten. Wulstlinge waren durch vereinzelte Perlpilze, Pantherpilze und Gelbe Knollenblätterpilze vertreten. Ganz selten auch mal ein Täubling, dafür punktuell Kahle Kremplinge und ein Massenvorkommen des Erlen – Kremplings. Einige Halskrausen Erdsterne waren gerade frisch am Öffnen. Ansonsten ein ähnliches Spektrum von kleineren Arten, so wie oben bereits erwähnt. Dazu noch einige Rißpilze und Schuppige Träuschlinge. Röhrlinge waren nur durch einige Filzröhrlinge vertreten, die fast alle komplett vom sporenreifen Goldschimmel befallen waren und dadurch ein farbenfrohes Bild abgaben.
Donnerstag, 15. September – Heute habe ich als Langzeitarbeitsloser wieder alle Hände voll zu tun gehabt. Zum Glück hatte ich gestern, wie heute, Hilfe von unserem Vereinsmitglied Christian Boss. Wir bestückten die großen Ausstellungsflächen mit Moos und umrandeten sie mit grüner Stoffverkleidung. Soll ja schließlich einen soliden und ordentlichen Eindruck machen. Zuvor brachte ich noch eine ganze Menge Restpilze aus meinen Frischhaltedosen aus dem Kühlschrank, für einen Tag auf die alte Ausstellungsfläche.
Während dessen besuchten mich Journalisten (weiblich/männlich) von der Schweriner Volkszeitung im Info – Zentrum für ein ausführliches Interview zu gut 7 Jahrzehnte Pilzberatung in der Hansestadt Wismar. Dazu stoß dann tatsächlich auch noch ein Ratsuchender, der mit einer ordentlichen Portion frisch gesammelter Wiesen – Champignons meinen Rat haben wollte, zwecks Bestätigung seiner Vermutung. Optimal zum Thema Pilzberatung für einen Zeitungsartikel! Es geht also los. Die Champignons starten bereits durch! Thema war natürlich auch ganz allgemein das Pilzwachstum in diesem Jahr und in der nächsten Woche haben wir auch noch einen Lokaltermin im Wald. Am Abend wurden die Frischpilze der heute Morgen ausgelegten Ausstellung leider in den Bio – Eimer verfrachtet, da am Wochenende das Info – Zentrum geschlossen bleibt. Es geht in die Märkische Schweiz, in das Umweltzentrum Drei Eichen zum Pilzseminar. Geregnet hatte es auch dort, allerdings nicht so ergiebig wie bei uns. Wir lassen uns überraschen.
Das Wetter wird dazu richtig herbstlich, oder besser, wie im April. In hochreichend kalter Polarluft aus arktischen Regionen wechseln sich Sonne und dicke Quellwolken ab und es kann bei starken Winden immer wieder Schauer geben. Teils werden durch das warme Meerwasser auch Gewitter ausgelöst die an den Küstenregionen entlang schleifen und strichweise sogar recht viel Regen abladen können. Auch im Brandenburgischen können zweitweise Schauer und Gewitter durchziehen, aber auch die Chancen auf sonnige Abschnitte sind nicht schlecht. Hoffen wir es für unsere Exkursionen. Auch soll es in der Nordosthälfte Deutschlands nicht ganz so kalt werden, wie beispielsweise im Süden der Republik.
Freitag, 16. September – Heute morgen setzte ich mich auf meinen Kleinkraftroller und fuhr in Richtung Bützow. Im Vorort Steinhagen stieg ich in das Auto von Catrin um, parkte mein Zweirad und wir starteten in das Nachbarland Berlin/Brandenburg. Genauer in die Märkische Schweiz. Hier fand zum 3. mal ein Pilzseminar im dortigen Umweltzentrum Drei Eichen statt. Oliver Justus organisierte dieses Pilzwochenende wie immer vorbildlich. So wie in den Vorjahren fuhren wir mit gemischten Gefühlen dort hin, weil es hier noch weniger geregnet hatte als bei uns in Mecklenburg. Als wir bei unserer Ankunft direkt vor dem Umweltzentrum einparkten, begrüßten uns, genau wie im Vorjahr, die großen Hüte von Riesen – Champignons. Wir waren erleichtert, es wird also Frischpilze geben. Das Wochenende könnte wieder spannend werden.
Nach der Begrüßung und Belegung der Zimmer starteten wir etwas verspätet mit unseren Vorträgen. Zunächst ging ich in Wort und Bild auf die wichtigsten Vergiftungssyndrome ein und stellte entsprechende Pilzarten vor. Im Anschluss übernahm Phillip Müller und führte in die systematische Pilzbestimmung ein. Das heißt, an die makroskopische Herangehensweise. Nach dem Abendbrot wurden schon mal mitgebrachte Pilzarten sortiert und besprochen.
Sonnabend, 17. September – Heute starteten wir nach dem Frühstück zu einer Tagestour durch die Märkische Schweiz. Oliver Justus hatte dafür eine sehr interessante Route ausgesucht. Wir fuhren in den Ort Buckow und der Ausgangspunkt stellte das Schweizer Haus dar. Dort entspringt auch die Günter – Quelle. Anders als die häufig monotonen Kiefernforste in der Mark Brandenburg, finden sich hier vielfach Laubwälder auf basenreichen, kalkhaltigen Böden. Es dominieren Rotbuchen, Eichen, Hainbuchen, aber auch Robinien, Eschen und Erlen. Das Gelände ist hügelig und darin eingebettet liegt der Kleine und der Große Tornowsee. Südlich dieser Gewässer, mäandert das Flüsschen Stöbber und hat hier ein wildromantisches Bachtal in die Landschaft gegraben.
Es dauerte nicht lange und wir rieben uns die Augen. Vor allem Phillip und meine Wenigkeit. Wollten wir doch den Teilnehmern die frühherbstliche Großpilzwelt etwas näher bringen, so mussten wir schnell feststellen, dass uns dieses Vorhaben in Teilen vor unlösbare Aufgaben stellte. Wir gerieten in ein Raritäten – Kabinett, wie wir es in dieser Artenzusammensetzung in Mecklenburg noch nie gesehen haben. So wurde die Exkursion für uns eine Herausforderung. Natürlich gab es ganz gemeine Arten, aber beispielsweise bei einigen Täublingen mussten wir passen.
Mittag wurde von Olivers Eltern am Großen Tornowsee gereicht. Erbsensuppe mit Bockwurst. Dafür ganz herzlichen Dank! Gestärkt ging es weiter zum Kleinen Tornowsee, an dessen Ufer sich der Kalkberg erhebt. Bis auf einen kurzen Regenschauer hatten wir bestes Exkursionswetter. Am Abend wurden alle Funde auf Pappteller sortiert und auf Bestimmungstischen ausgebreitet. Phillip hatte dazu wunderbare Gattungskarten hergestellt, so dass wir recht schnell eine grundlegende Struktur aufbauen und zuordnen konnten. Bis in die Nacht hinein wurde nun bestimmt, besprochen und vorgestellt. Natürlich beim Pils, Wein oder Sekt.
Sonntag, 18. September – Nach dem Frühstück starteten wir von Drei Eichen aus zu unserer Magischen Wiese, wie Gastgeber Oliver Justus sie genannt hat. Die Trockenwiese begeisterte uns in den Vorjahren durch ihre außergewöhnliche Artenzusammensetzung. Insbesondere Rötlinge, Saftlinge, Ellerlinge oder Erd – Zungen sorgten für Erstaunen. An den Rändern im Vorjahr viele Täublinge und die seltenen Großen Kakao – Fälblinge. Der heutige Besuch der Magischen Wiese fiel deutlich bescheidener aus. Es gab einige Gedrungene Champignons und Acker – Schirmpilze, wenige Täublinge und wir hatten es fast schon aufgegeben, als uns endlich die hübschen Zärtlinge, namens Braungrüner Rötling unter die Augen kamen. Einige Saftlinge erfreuten unsere Augen. Auch der Winzigste Erdstern war, wie in den Vorjahren, auf seinem angestammten Platz. Ein Höhepunkt waren auch die Hochmoor – Glöckchennabelinge aus der Verwandtschaft des meist im Gebirge vorkommenden Geselligen Glöckchennabelings.
Nach dem Mittag, es gab Stampfkartoffeln mit Buletten und selbst gesammelten Waldpilzen vom Vortag, brachen alle zur Heimfahrt auf. Da ich mit Catrin mitfuhr, hielten wir auf der Rücktour noch in der Nossentiner/Schwinzer Heide an. In der integrierten Wooster Heide war noch Funkstille. Nur einen Maronen – Röhrling konnten wir im Buchenwald entdecken. In einem anderen Bereich des Naturparkes sah es schon etwas bunter aus. Im Moos und Gras der Kiefernforst verschiedene Täublinge, die Catrin bisher noch nicht zu Gesicht bekam: Blutrote Täublinge, Zedernholz – Täublinge, Buckel – Täublinge oder auch der Birken – Speitäubling war dabei. Vereinzelt schon eine schöne Marone und am Straßenrand in Büscheln Zweisporige Champignons. Hier wurde vor zwei Jahren die Straße erneuert und neue Erde aufgeschüttet. Das brachte die Wildform unseres Zucht – Champignons auf den Plan. Dabei kamen uns zwei Pilzsucher mit gefülltem Korb entgegen, u. a. mit Krauser Glucke und Pfifferlingen.
Montag, 19. September – Heute war wieder langer Tag im Mykologischen Informationszentrum Steinpilz – Wismar. Für den Rest des Monats habe ich die regulären Sprechzeiten verkürzt und dahin gehend geändert, dass nur noch Montags und Donnerstags nahezu ganztägig geöffnet ist. Grund ist die Vorbereitung unserer Großpilzausstellung. Neben Ausstellungs – Exponaten müssen auch Speisepilze für unseren Imbiss besorgt werden. Noch ist es relativ ruhig in der Beratungsstelle, aber allmählich findet doch schon der eine oder andere den Weg zu mir. So auch heute Pilzsucherinnen aus Rehna. Sie legten mir Maronen – Röhrlinge, Gold – Röhrlinge und Steinpilze vor. Nur die Steinpilze waren recht ordentlich, der Rest bereits meist überständig. Ein anderer Pilzfreund kam freudestrahlend in die Beratungsstelle und fragte mich, ob ich mal kurz mit raus kommen und einen Blick in den Kofferraum seines PKW werfen könne. Er habe eine riesige Krause Glucke gefunden. Im Wald bei Warin. Es war wirklich ein wunderbares Exemplar. Ein echter Glückspilz!
Zur Wetterlage. Am Wochenende und auch heute hatte uns für die Jahreszeit ausgesprochen kalte Polarluft im Griff. Diese war sehr feucht und hochreichend labil geschichtet. Im Zusammenspiel mit der noch warmen Nord- und Ostsee konnte sich ein großer Temperatur – Unterschied aufbauen. Mächtige Konvektion war die Folge. Es kommt ziemlich selten vor, dass diese in Kaltluft so viel Wasserdampf speichern und aufnehmen kann. Fast wie subtropische Luftmassen. Die Folge waren regional teils sehr heftige Regenfälle, Schauer und Gewitter. Gebietsweise gab es hohe Regenmengen. In Wismar ging am Abend noch ein kräftiges Gewitter nieder. Es hatte aber nur 4 Liter in meinen Messbecher gefüllt. An den kommenden Tagen soll sich das Wetter beruhigen und auch der Wind schläft fast gänzlich ein. Sehr ruhige, aber auch sehr frische Nächte mit Bodenfrostgefahr stehen bevor. Das windschwache Wetter wird viel Tau produzieren, so dass die Wachstumsbedingungen nahezu ideal sein dürften. Zumindest was die Qualität der nun immer stärker hervorbrechenden Pilzflora anbelangt. Allerdings geht es auf Kosten der Entfaltung. Es geht also etwas langsamer als bei feuchtwarmer Witterung. Der große Pilzschub wird also höchstens etwas verzögert, aufzuhalten ist er nicht mehr!
Dienstag, 20. September – Heute war ich zunächst kurz in der Parkanlage am Seeblick in Wismar/Wendorf nach dem Rechten schauen. Seit Juni war ich hier nicht mehr unterwegs und der große Sommerschub dürfte hier nahezu komplett ausgefallen sein. Bis auf den kleinen Wachstumsschub Ende Mai/Anfang Juni. Es gab so gut wie nichts! Nur wenige Wiesen – Champignons und einige Waldfreund – Rüblinge. Die Parkanlagen sind zwar über dem Berg, aber dennoch sollte es hier in den kommenden Wochen noch einiges geben. Nun sind Wälder und Wiesen an der Reihe. So hatte ich heute Mittag einen Termin mit der Schweriner Volkszeitung. Dort soll in den nächsten Tagen ein größerer Artikel zum Thema Beratung und Pilzwachstum erscheinen. Das textliche hatten wir bereits in der letzten Woche besprochen und heute sollten entsprechende Bilder in Wald und Flur folgen. Wir suchten das Revier um Perniek auf. Der Zeitplan für einen Journalisten ist meist eng begrenzt, so auch heute.
Es sollte möglichst schnell gehen und dabei kamen uns die Pilze entgegen. So, als hätten sie es gewusst. Kaum hatten wir die ersten Schritte zurückgelegt, eine Gruppe von Olivbraunen Rißpilzen. Nun, die sind nicht gerade Pressetauglich. Aber das sollte sich sogleich ändern, als wir mitten in einem Trupp wunderschöner Birkenpilze standen. Es schien so, als wollten sie auch gerne mal in die Zeitung. Natürlich mit mir zusammen, als glücklichen Finder. Wir drehten eine weitere Runde und stießen auf wunderbar frische Butterpilze. Auch die sind durchaus tauglich für ein Bild für die Zeitung. Schließlich befanden sich genügend Fotos im Kasten und wir verabschiedeten uns. Ich drehte noch einige Runden, aber es war noch nicht sonderlich ergiebig. Die Ruhe vor dem Sturm, denn heute gab es nur inselweise Frischpilze. Es dauert hier wohl noch bis zum Wochenende, bevor der große Pilzsegen losbricht.
Viel Zeit hatte ich nicht mehr, da ich in Wismar noch einen Termin hatte. Ich fuhr aber doch noch kurz in das Klaasbachtal bei Neukloster. Hier herrschte bereits etwas mehr Leben. Immer wieder Kleinarten und stolze Knoblauchschwindlinge. Frische Riesenporlinge. Entlang des Wanderweges wurde ein madenfreier Steinpilz abgeschnitten. Im Gebüsch dazu weitere Herrenpilze, die bereits jenseits von Gut und Böse waren. In flachen Moospolstern leuchteten gelbe Knöpfchen. Es ist amtlich, auch die Pfifferlinge starten jetzt verspätet durch. Im nächsten Moospolster die noch winzigen weißlichen Köpfe junger Steinpilze. In den kommenden drei bis vier Wochen werden sie ihren ganz großen Auftritt hinlegen.
Mittwoch, 21. September – Die für heute geplante Mittwochsexkursion im dritten Quadranten von Mestlin habe ich auf einen späteren Zeitpunkt verschoben. Ich hätte hier sicher nicht so entspannt wie üblich unterwegs sein können und nach allem möglichen, welches im Feld bestimmbar wäre, Ausschau halten können, wenn mir nicht der Druck unserer 29. Pilzausstellung im Nacken säße. Wir brauchen Wald- und Wiesenpilze für unseren Imbiss. Anders als in den Vorjahren ist der Gefrierschrank nur sehr halbherzig gefüllt. Das reicht nicht hinten und vorne. Ich sehe es schon kommen, wir müssen noch Zuchtpilze aus dem Handel dazu kaufen. Das wären vor allem Champignons. Und das ist auch schon das Stichwort des heutigen Tages. Ich startete also mit dem Ziel, Speisepilze zu suchen und für unseren Imbiss zu sammeln. Zunächst schaute ich kurz in einem ehemaligen Kiestagebau bei Klein Warin wegen möglicher Butterpilze nach. Fehlanzeige! Ich steuerte eine Schirmpilz und Champignon – Wiese im Raum Sternberg an. Die steht zeitweise so voll, dass man denken könne, die Pilze wären hier angesät worden. Auf den ersten Blick nichts. Sieht man die weißen Pilze doch sonst schon von der Straße aus. Aber nach einer kleinen Runde im Gelände entdeckte ich den ersten Trupp der dickfleischigen Gedrungenen Champignons.
Weitere Ansammlungen sollten folgen. Dazu auch immer wieder essbare Acker – Schirmpilze und von weitem bereits zu erahnen, ein prächtiger Trupp teils noch geschlossener Riesenschirmpilze. Ein Teil meiner mitgeführten Sammelbehältnisse füllte sich nun. Hier sollte ich/wir in den kommenden Tagen sicher noch einmal vorbei schauen. Ich fuhr weiter zu einer meiner besten und thermophil begünstigten Sommersteinpilz – Plätze. Tote Hose! Einzig ein Riesenschirmpilz beglückte mich. Sonst keinerlei Frischpilze! Ich begab mich schließlich nochmals in die Nossentiner/Schwinzer Heide, um zu schauen, ob sich die Maronen – Röhrlinge auf den Weg machen. Auch eine Nullnummer. Nur einige Zweisporige Champignons konnten mich erfreuen.
Zaghafte Aufbruchstimmung! Erste Signale der diesjährigen Hauptwachstumswelle zeigen sich, aber es zieht sich. Sicher spielt hier die unterkühlte Witterung eine Rolle. Des nachts geht es an ungünstigen Stellen teils in den leichten Frostbereich am Boden. Hätten wir tags beispielsweise 25 Grad und des nachts 10 – 15 Grad, würde sicher der Turbo – Gang eingelegt werden. Aber solche Werte sind nicht auszumachen, obwohl zum Wochenende hin eine pilzfreundlichere Luftmasse aus Südwesten, zumindest vorübergehend, Wetterwirksam werden soll. Die Mond – Theoretiker würden ohnehin sagen, wir müssen noch bis zum 26. September (kommender Montag) warten. Dann ist nämlich Neumond. Sie werden wohl dieses Mal recht behalten.
Donnerstag, 22. September – Das war heute auch auf dem Kalender der letzte Sommertag des Jahres. Der Pilzherbst begann bereits Mitte August und der Meteorologische am 1. September. Wir gehen jetzt also allmählich in den Vollherbst. Und der wird vor allem in den Regionen, die seit Beginn der Pilzsaison, im Frühling, viel zu trocken waren, in geballter Ladung über uns hereinbrechen. Zunächst wird hier noch kurz der Sommer aufflackern, um zügig in den eigentlichen Herbst überzugehen. Es dürfte nicht lange dauern, und der Spätherbst hält Einzug. Mehrere Wachstumsaspekte werden also komprimiert. Es kann gut sein, dass sich die Hochsaison noch bis in den Winter verlängert. Dieser Beginnt laut Aspekt Abfolge ja bereits Mitte November.
Der Startschuss ist in regenreicheren Regionen ja bereits Anfang des Monats gefallen. Bei uns, im Großraum Nordwestmecklenburg, erfolgt er dieser Tage. Die Luft ist heute bereits wieder etwas wärmer geworden und auch die Nächte werden wieder deutlich milder. Dazu stehen besonders in der nächsten Woche auch Regenfälle auf der Agenda. Es wird sogar die Möglichkeit einer 5b – artigen Entwicklung gesehen, die teils hohe Regenmengen bringen kann. Diese Entwicklung sehe ich meist ausgesprochen gerne, aber dieses Mal hoffe ich, dass der Starkregen östlich an uns vorbei zieht. Warum? Weil wir in der kommenden Woche viel unterwegs sein werden, um unsere Großpilzausstellung mit entsprechendem Material zu versorgen. Besonders am Dienstag und Mittwoch werde ich ganztags in Wald und Flur zubringen, um eine möglichst große Bandbreite zusammen zu suchen. Regen wäre dabei suboptimal. Hoffentlich hält mich kein heftiger Steinpilz – Schub davon ab, denn dann gerate ich in einen Zwiespalt. Ausstellungspilze oder Pilze für den Trockner? Ich ahne schon, es wird wohl so kommen. Wenn doch bloß der Sommer nicht so versteppt gewesen wäre, ich hätte meine Ernte längst unter Dach und Fach.
Pilzfreundinnen, die heute im Revier Weiße Krug unterwegs waren, berichteten mir, dass die Maronen – Röhrlinge mit ihren kleinen, kastanienbraunen Köpfchen, an den Start gehen. Schaut man sich derzeit im Pilzticker um, so kann festgestellt werden, dass es auch anderswo in Deutschland kräftig bergauf geht. Besonders Krause Glucken und Steinpilze füllen die Körbe. Und dass, obwohl der Mond doch erst ab Montag wieder grünes Licht geben soll!
Hier noch ein Hinweis! Am kommenden Sonnabend findet in der ehemals Großherzoglichen Forst Moidentin eine Lehrwanderung statt. Siehe unter: https _butterbeidiepilze.de
Freitag, 23. September (Herbstanfang) – So, nun sind wir auch ganz allgemein im Herbst angelangt. Der Herbst ist die Hauptpilzzeit und das Gro der Mykophagen durchstreift eigentlich nur zu dieser Jahreszeit Wald und Flur, um der vornehmen Jagd zu frönen. Ja, nicht der Weidmann mit dem Schießgewehr ist gemeint, sondern der Pilzsucher b. z. w. Sammler. Aber von ihrem Selbstverständnis her, fühlen sich die Jäger eher auf dem Hohen Ross und würden Spaziergänger, und vor allem auch Pilzsucher, aus ihrem Revier möglichst fern halten. Dazu lassen sie sich die aberwitzigsten Abschreckungsschilder einfallen. Vorsicht Fuchsbandwurm – Lebensgefahr! Die Wege bitte nicht verlassen und nur mit Handschuhen Früchte oder Pilze ernten, am besten gleich gar nicht. Es wird in teils grotesker Form vor Wildschweinen gewarnt. Und nicht zu vergessen Rotkäppchen und der Wolf. Wölfe sind wieder heimisch geworden, so dass vor diesen Monstern eindringlich gewarnt werden muss. Nun, ich finde, gewarnt werden sollte eher vor solchen Einfaltspinseln, die den Wald am besten nur für sich haben wollen, um ihren Eitelkeiten zu frönen. Davon lassen wir uns natürlich nicht beirren. Aber ich möchte nicht über die Jägerschaft im allgemeinen herfallen. Wie überall im Leben gibt es solche und solche.
So ließen wir uns heute auch nicht beirren und suchten Wiesen- und Waldflächen im Großraum Sternberg auf. Wir, das waren Monika, Viola, Hans – Peter und Reinhold von der Gemeinnützigen Gesellschaft Wismar e.V. und vom Steinpilz – Wismar. Zum kommenden Wochenende (30.09. – 03.10.2022) soll im und vor dem Mykologischen Info – Zentrum, in der ABC Straße 21, wieder unsere alljährliche Großpilzausstellung stattfinden. Nicht nur eine Vielzahl heimischer Großpilze sollen hier vorgestellt werden, sondern wir bieten auch wieder unseren Imbiss an. Pilzgerichte und frische Eierwaffeln und vieles mehr sollen im Angebot sein. Wenn möglich, natürlich nicht aus dem Gemüsemarkt, sondern aus Wald und Flur. Die Feinfrostware im Gefrierschrank ist in diesem Jahr leider sehr dürftig, so dass heute eine große Sammelaktion von Wildpilzen auf dem Programm stand.
Es waren genau 15 Tage nach den auslösenden Niederschlägen vergangen und dass sollte uns die Körbe füllen. Zunächst suchten wir Champignons und Riesenschirmpilze auf einer größeren Weidefläche. Danach ging es zu einem Sonderstandort bei Sternberg. Ein ehemaliges Kiesabbaugebiet. Eutrophierter Niederwald und nähstoffarmer Sand, der mit Kiefern bestanden ist. Junge Riesenboviste füllten im Handumdrehen einen großen Weidenkorb. Die hier in Mengen stehenden Kompost – Champignons waren leider bereits überständig, so dass wir in die Kiefern umsetzten. Hier ging es dann rund. Unsere Pilzfreundin Viola hatte so etwas noch nie gesehen. Butterpilze und Körnchen – Röhrlinge wo hin das Auge blickt. Dazwischen auch mal schöne Birkenpilze und selbst die ersten Edel – Reizker waren erschienen.
Riesenkremplinge (nicht zum Imbiss) und auch weiterhin stolze Parasole waren dabei. Unter Eichen prachtvolle Fahle Röhrlinge vom feinsten. Wirklich stramme Burschen! Korb für Korb füllte sich. Wie gut, dass wir genügend dabei hatten. Aber nicht nur Viola war begeistert. Auch Monika und Hans – Peter hatten eine derartige Schwämme von Schmierröhrlingen noch nie gesehen. Unmöglich, alles ab zu ernten. Die vorausgesagte Pilzexplosion ist eingetreten. Der Pilzherbst läuft zur Hochform auf! So berichtete mit Phillip von einer zunehmenden Artenvielfalt und Catrin konnte sich gut mit Steinpilzen eindecken. Dazu fand sie auch den ersten Glückspilz der Saison. Glückspilze wird es in den nächsten Tagen und Wochen viele geben, mit und ohne rote Kappen mit den weißen Flocken darauf.
Sonnabend, 24. September (Europäischer Pilztag) – Es ist Mitternacht durch. Seit heute Vormittag habe ich ununterbrochen Wald- und Wiesenpilze geputzt, geschnitten und abgekocht. Mehrere große Töpfe voll sind es geworden, die wir gestern von unserer Sammelaktion zusammen bekommen haben. Damit nicht genug, Monika hatte auch noch zwei Körbe mit nach Hause genommen und dort vorbereitet. Wir sollten nun gewappnet sein für unseren Pilzimbiss am nächsten Wochenende. Das war gerade noch rechtzeitig. Die Einlage in meinem Gefrierschrank hätte hinten und vorne nicht gereicht. Wir brauchen also nicht auf handelsübliche Kulturpilze zurück greifen. Mit den bereits vorher eingefroren Wald und Wiesen Bewohnern stehen uns für Pilzpfanne und Pilzsuppe nun folgende Arten in Mischung zur Verfügung: Hallimasch, Nelkenschwindling, Maipilz, Gedrungener Champignon, Kupferroter Gelbfuß, Zweisporiger Champignon, Weißer Anis – Champignon, Birkenpilz, Fahler Röhrling, Krönchen – Träuschling, Riesen– und Acker Schirmpilz, Riesenbovist, Butterpilz, Ringloser Butterpilz und Körnchen Röhrlinge. Den Löwenanteil bilden vor allem Gedrungene Champignons und die erwähnten Schmierröhrlinge. Hoffen wir, letztere werden niemanden auf den Magen schlagen, denn sie können bei einigen Menschen allergische Reaktionen auslösen. Wir sollten versuchen, darauf hinzuweisen. So, dass soll es in aller Kürze gewesen sein, denn ich muss ins Bett. Morgen früh geht es schließlich zeitig aus den Federn. Das Schleswig – Holsteinische Ritzerau steht mal wieder auf dem Plan.
Sonntag, 25. September – Heute morgen starteten Sohn Jonas und meine Wenigkeit bei ungemütlichem Nieselwetter mit meinem Leichtkraftroller in das Nachbarland Schleswig – Holstein. Der BUND im Kreis Herzogtum Lauenburg lud Pilz- und Naturfreunde zum wiederholten Male in die Lübsche Forst nach Ritzerau ein. Ab 10.00 Uhr sollten auch in diesem Jahr wieder geführte Wanderungen durch diesen ganz besonderen Wald stattfinden. Besonders deshalb, da hier ein naturnahes, besonders schonendes Forstkonzept seit Jahrzehnten zum Tragen kommt. Großartig geholzt wird hier nicht mehr und der Nadelholz – Anteil wird schrittweise zurück gedrängt. Ein naturnaher Wald ist hier inzwischen entstanden. Die Fachkompetenz zum Thema Pilze lag heute fast ausschließlich bei den angereisten Mecklenburgern. Neben uns beiden war das noch Phillip Müller aus Renzow. Wie jedes Jahr wurden mehrere Gruppen gebildet, die jeweils in unterschiedliche Bereiche der Lübschen Forst ausstrahlten. Das allgemeine Frischpilzaufkommen war zwar etwas unterschiedlich, aber in dem Bereich, in dem ich mit meiner Truppe unterwegs war, recht beachtlich. Angereist waren etwa 50 Menschen aus dem Großraum Hamburg und Lübeck sowie umliegenden Ortschaften. Neben allerlei Erklär – Arten, fanden sich auch leckere Speisepilze. Hier hat der Herbst bereits Einzug gehalten, denn neben den prächtigsten Steinpilzen gab es auch schon ordentlich Stockschwämmchen und erste Hallimasch. Selbst der Mörder unter den Pilzen, der Grüne Knollenblätterpilz war vertreten. Anschließend wurden die Fundstücke an der Köhlerhütte auf Tischen ausgebreitet und nochmals vorgestellt. Die essbaren durften selbstverständlich mit nach Hause genommen werden.
Nach dem ich Jonas zu Hause in Keez abgesetzt hatte und wir uns bei Mac Donalds gestärkt hatten, besuchte ich noch kurz das Paradies, zumindest was noch davon übrig geblieben ist. Seit Jahren werden hier permanent alte Buchen entnommen. Ein derartiges Treiben wäre im Wald bei Ritzerau nicht möglich. Das Frischpilzaufkommen war in diesem Buchenbestand noch recht differenziert. Es gab durchaus Oasen, mit einer recht ordentlichen und durchaus interessanten Artenvielfalt, aber auch Bereiche, in denen kaum ein Frischpilz zu sehen war. Auch die hier reichlich beheimateten Steinpilze hielten sich noch bedeckt, obwohl ganz frische Mehlpilze ihr baldiges Erscheinen ankündigten. Was Steinpilze anbelangt, befinden wir uns bereits mitten in ihrer Wachstumswelle. Sie zeichnet sich in dieser Saison, zumindest derzeit, durch punktuelle Hott Spots aus. Längst nicht alle Plätze sind besetzt, dafür aber dort wo sie wachsen, sind sie in voller Pracht zu bewundern. Solche herbstlich differenzierten Wachstumsschübe gab es auch in zurück liegenden Jahren. Es liegt wohl immer noch an den unterschiedlichen Regenmengen des Sommers. Derartige Schübe dauern erfahrungsgemäß über Wochen an und die Steinpilze überraschen mal hier und mal dort, ohne überall gleichzeitig zu fruktifizieren. Sehr gut, da hat man länger etwas davon.
Montag, 26. September – Heute war wieder langer Sprechtag im Steinpilz – Wismar. Es macht sich bemerkbar, dass wir uns im Herbst befinden. Die Leute gehen verstärkt in die Natur zum Pilze suchen oder stolpern über sie im Garten, auf dem eigenen Grundstück oder in städtischen Anlagen. Gerade in letzteren tauchen nun klassischer Weise wieder zahlreiche giftige Karbol – Champignons auf. Die werden wohl der Renner in der Pilzberatung in dieser Woche sein. Allerdings ist das Informationszentrum nun wieder für zwei Tage geschlossen, da ich in Wald und Flur unterwegs sein werde, um ausreichend und vielseitig Frischpilze für unsere, am kommenden Wochenende stattfindende 29. Großpilzausstellung, zusammen zu tragen. Auch weitere Mitglieder der Gemeinnützigen Gesellschaft Wismar e.V. werden sich umschauen, um unsere Ausstellung so attraktiv wie möglich zu gestalten. Dazu ist Werbung unverzichtbar, denn so eine Veranstaltung ist mit viel Zeit und Arbeit verbunden. Da bot sich an, dass uns heute Dana Zelck vom NDR besucht hat.
Frau Zelck ist begeisterte Pilzliebhaberin und wir waren schon gelegentlich für das Fernsehen in Wald und Flur unterwegs. Wie sie mir heute erzählte, spielte sie vor Jahren sogar mit dem Gedanken, sich als Pilzsachverständige ausbilden zu lassen. Auf jeden Fall ist sie pilztechnisch immer auf dem neuesten Stand, nicht zuletzt auch wegen des Tagebuches vom Steinpilz – Wismar. Jedes Jahr möchte sie einen neuen Speisepilz dazu lernen, den sie in ihren Gesichtskreis aufnehmen möchte. So hatte sie auch frisch gesammelte Waldpilze mit dabei. Die Parasole kannte sie und große Riesen – Champignons hatte sie aus Neugier mitgebracht. Aber es ging ihr um Stubbenpilze namens Stockschwämmchen. Die Art soll in diesem Jahr neu in ihren Speisepilz – Katalog aufgenommen werden und ich konnte ihr bestätigen, dass sie Stockschwämmchen gefunden hatte und wies auf die Verwechslungsmöglichkeit mit dem Gift – Häubling hin. Wie der Zufall es wollte, waren auch gerade Monika und Hans – Peter vom Verein im Infozentrum, so dass gleich ein Interview für den Hörfunk angesagt war. Es ging um die aktuelle Entwicklung an der Pilzfront und natürlich auch um die bevorstehende Pilzausstellung. Der Beitrag wird im Frühprogramm von NDR II – Radio Mecklenburg – Vorpommern in den nächsten Tagen ausgestrahlt. Werbung, die wir gut gebrauchen können und ganz herzlichen Dank nochmals an Dana Zelck!
Dienstag, 27. September – Von 10.00 – 19.00 Uhr im Wald. Sammelexkursionen zur Vorbereitung unserer Großpilzausstellung. So fuhr ich zunächst in die Pilzgründe bei Perniek. Frischpilze ziemlich reichlich, Artenvielfalt armselig. Das war auch der Tenor des Tages. Wer Speisepilze sammeln mochte, konnte teils richtig zuschlagen. Bei Perniek vor allem Butterpilze und Körnchen – Röhrlinge. Auch Birkenpilze waren keine Mangelware, teils aber bereits überständig.
Ich setzte um in das nahe Klaasbachtal. Auch dieses Gebiet blieb weit hinter seinen Möglichkeiten. Vor allem Rotfußröhrlinge waren für den Kochtopfmykologen im Angebot. Auch mal eine Krause Glucke oder ein Steinpilz. Ansonsten sehr mühselig. Einfach noch zu früh. Erst in den kommenden Wochen wird es hier viel bunter werden, aber vieles wird nicht mehr kommen, welches dieses Raritäten – Kabinett auszeichnet.
Während ich hier unterwegs war, stießen Monika und Hans – Peter zu mir. Am Nachmittag setzten wir in die Züsower Forst um. Auch hier ein sehr schleppendes Suchen nach Vielfalt. Der Kochtopfmykologe wäre hier bezüglich frischer Rotfuß – Röhrlinge voll auf seine Kosten gekommen. Größtenteils frisch und in bester Qualität. In einem moosigen Fichtenbestand waren sie fast ein Bodendecker. So schön und frisch, dass ich vorübergehend noch für unseren Imbiss zu sammeln begann.
Schließlich fuhren wir noch in die Höltingsdorfer Forst. Auch sehr schwach, was uns hier geboten wurde. Vor allem der Kochtopf- Mykologe konnte sich hier mit Goldröhrlingen eindecken. Dort wo Lärchen standen, immer wieder große Trupps dieser Schmierröhrlinge. Mehlpilze signalisierten immer wieder Steinpilz – Alarm. Bis auf Perniek, in allen aufgesuchten Wäldern. Und es funktionierte auch heute. Inne halten und sich umschauen und oft ist der Steinpilz nicht fern.
Mittwochen, 28. September (Wenzelstag) – Um es vor weck zu nehmen, der heilige Wenzel schickt in der Regel die Hallimasch in die Spur. Und tatsächlich wurden vor eilende Exemplare schon vor Tagen gefunden. Heute und auch gestern konnte ich ihm nicht habhaft werden. Er wird möglicherweise auf unserer Großpilzausstellung fehlen, es sei denn, er wird in den kommenden Tagen noch gefunden. Ich werde nun nicht mehr unterwegs sein. Zweit Tage lang durchstreifte ich mit Monika und Hans – Peter Wald und Flur um Ausstellungsexponate zu ergattern. Heute fuhr ich zunächst alleine in den Wald bei Jesendorf. Hier gibt es einige Seen. Einer von ihnen liegt mitten im Wald und beherbergt eine interessante Pilzflora. Eigentlich fast immer ein Muss zu unseren großen Ausstellungen. Heute war es hinsichtlich der Vielfalt sehr reduziert. Der See hat durch die Trockenheit erheblich an Wasser eingebüßt. Und genau am direkten Ufersaum, der trocken gefallen ist, wimmelte es regelrecht von Frischpilzen. Allen voran einige Täublinge und Milchlinge.
Ich fuhr weiter in Richtung Weberin. Der Ort ist von umfangreichen Forsten auf meist sandigen Böden umgebenen. Klassische Reviere für den Kochtopfmykologen, aber auch sonst für den Hobby – Pilzkundler mit interessanten Bereichen ausgestattet. Ich begab mich in den sauren Kiefern und Fichten – Mischwald, mit moosigem Untergrund. Typische Reviere für Maronen – Röhrlinge und der zugehörigen Täublings – Flora. Es war sehr bescheiden, welches mir auch hier zunächst geboten wurde. Aber ich war trotzdem guter Dinge, denn es gibt hier einen von Natur aus feuchteren, anmoorigen Bereich, der schon in Vorjahren selbst bei sehr großer Trockenheit unsere Ausstellung entscheidend bereichern konnte. Wächst sonst kaum etwas, so hat man dort meist einiges an Frischpilzen. Und dieses bestätigte sich heute wieder eindrucksvoll. Plötzlich tauchte ich in ein Pilzparadies ein.
Gesuchte Täublinge verschönerten mit ihren bunten Farben den Waldboden und auch meinen Sammelkorb. Wäre ich nur auf Speisepilze aus, hier hätte ich zu tun gehabt. Immer wieder Butterpilze und Körnchen – Röhrlinge längst und mittig des Waldweges. Abseits, in den Moospolstern und zwischen Drahtschmiele, kündigten die kleinen, kastanienbraunen Köpfchen der Maronen – Röhrlinge großes an. Das rief Erinnerungen an eines der Vorjahre wach, als es auf einer damaligen Pilzwanderung hier ähnlich war und eine Woche später setzte allgemein eine große Maronen – Schwämme ein. Die Maronen – Röhrlinge haben also großes vor! Neben erwähnten Schmierröhrlingen auch noch eine weitere Art aus dessen Verwandtschaft, nämlich wunderbar frische Sandröhrlinge. Die herrlichsten Fliegenpilz dekorierten ebenfalls das Grün des Waldes, in trauter Eintracht mit Steinpilzen vom feinsten! Dick, mastig und kerngesund! Es war eine Pracht, die ich kaum in Worte fassen kann. Die Steinpilze gingen natürlich mit, aber beim Anblick der vielen Schmierröhrlinge in bester Qualität und auch der vielen jungen Maronen, blutete mir doch schon ein wenig das Herz. Aber ich musste auf Artenvielfalt gehen. Der nächste wird sich freuen.
Am Nachmittag stießen dann wieder Monika und Hans – Peter zu mir und wir setzten in das Kaarzer Holz um. Hier war es über weite Strecken immer noch sehr bescheiden, so dass wir uns entschlossen, nochmals zu dem Sonderstandort bei Sternberg zu fahren, wo wir am Freitag für unseren Imbiss bereits körbeweise geerntet haben. Ich dachte mir, hier ging es vor Tagen schon richtig zur Sache und dass sollte heute nicht anders sein. Möglicherweise hat sich der Artenreichtum hier verbessert. Was soll ich sagen? Am besten nichts, denn das muss man mit eigenen Augen gesehen haben. Welch ein Überfluss und eine Verschwendung! Butterpilze, Körnchen – Röhrlinge zu vielen tausenden, stellenweise, soweit man das Gebiet einsehen kann. Teils kann man kaum den Fuß zwischen all den Fruchtkörpern setzen. Mich begeisterten vor allem auch die vielen Ringlosen Butterpilze in einer hervorragenden Qualität. In der Tat hatte sich die Vielfalt erhöht und mein großer Weidenkorb füllte sich im Handumdrehen. Dort wo Birken eingestreut waren, standen Birkenpilze wie die Soldaten und viele von ihnen noch jung und knackig. Übrigens waren im Kaarzer Holz auch noch wunderschöne Rotkappen mit dabei.
Donnerstag, 29. September – Heute war wieder langer Tag im Info – Zentrum. Auch die kommenden Tage werden es nicht nur für mich sein. Einige Mitglieder der Gemeinnützigen Gesellschaft Wismar e. V. und weitere Helferinnen und Helfer werden alle Hände voll mit der 29. Großpilzausstellung zu tun haben. So habe ich heute begonnen mit dem Aufbau der Präsentation. Bis zum späten Abend liegen 110 Arten auf den Flächen. Morgen geht es weiter und ab 14.00 Uhr kann die Ausstellung besichtigt werden. Aufgebaut und ausgewechselt wird auch an den kommenden Tagen, so dass auch am Sonntag und Montag noch eine aussagekräftige Ausstellung zu sehen sein dürfte. Allerdings werden wir nicht so artenreich und vielseitig daher kommen, wie in einigen anderen Jahren. Grund ist die immer noch recht zurückhaltende Artenvielfalt. Dafür erleben wir derzeit ein Massenwachstum vieler klassischer Speisepilze. Immer wieder wird von großen Steinpilzerfolgen berichtet und in der Pilzberatung ging es heute Schlag auf Schlag. Wie üblich zu Beginn starker Wachstumsschübe dominierten die giftigen Karbol – Champignons die Beratungstätigkeit. Sie sind jetzt allerorten in Massenbeständen zu finden und laden einfach zum Mitnehmen ein. Bei einigen Ratsuchenden landeten sie auch schon im Kochtopf, aber wegen des unangenehmen Geruchs und der Gelb – Verfärbungen werden sie dann doch stutzig und kommen lieber zu mir, um Gewissheit zu erlangen. Auch kontaktierte mich heute ein junge Mutti aus Schleswig – Holstein, weil ihr Kleinkind einen Pilzhut im Mund hatte und dieser gerade noch rechtzeitig vor dem Verschlucken ausgespuckt werden konnte. Ich bat um eine Standortbeschreibung und um aussagekräftige Fotos. Es waren Nelkenschwindlinge und ich konnte Entwarnung geben!
Freitag, 30. September – Gegen 14.00 Uhr öffnete sich die Pforte für unsere 29. Großpilzausstellung im Steinpilz – Wismar. Inzwischen liegen 167 Arten auf den Flächen. Weitere werden in den nächsten Tagen hinzu kommen. Die Frauen waren fleißig und bereiteten schon herzhafte Pilzpfanne und Waldpilzsuppe vor. So gibt es ab morgen Mittag wieder unseren Pilzimbiss. Nur das Wetter spielt wohl nicht so ganz mit. Zunächst überquert uns ein Regengebiet und Nachmittags sollen in höhenkalter Luft noch kräftige Schauer und Gewitter folgen, die auch ordentliche Windböen im Gepäck haben könnten.
Der September liegt nun hinter uns. Er startete vielfach trocken und entsprechend armselig sah es in vielen Regionen hinsichtlich eines nennenswerten Pilzaufkommens aus. Aber ein flächiges Regengebiet Mitte des Monats lies doch Hoffnung auf Besserung aufkommen. Während der erste Herbstmonat in den mit Regen bereits früher gesegneten Regionen an der Seenplatte, zwischen Waren an der Müritz und Neubrandenburg, bereits überwältigend startete, hat sich in vielen Regionen Mecklenburgs erst in den letzten Septembertagen ein gutes Pilzaufkommen eingestellt. Örtlich bis gebietsweise explodierte es regelrecht, während es an anderer Stelle immer noch recht dürftig aussieht. Das wird sich aber im Oktober auch noch ändern. Er dürfte der pilzreichte Monat des Jahres werden.
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