Wetter und Pilzwachstum in Mecklenburg
Tagebuch Wetter und Pilze im November 2022
Dienstag, 01. November (Allerheiligen) – Wie doch die Zeit verrinnt. Das Jahr geht allmählich auf die Neige und wir starten in die letzte Runde der Pilzsaison 2022. Was wird uns der November noch bringen? Wir lassen uns einfach überraschen. Die Oktoberwärme könnte noch die eine oder andere Überraschung hervor bringen. So tauchten heute in der Pilzberatung wieder frische Fransige Wulstlinge auf. Das sind nun wirklich wärmeliebende Vertreter der Gattung Amanita, die im Spätherbst eigentlich nichts mehr zu suchen haben! Sollte ich vorsorglich nochmals meine Sommersteinpilz – Stellen kontrollieren? Und der November scheint dort anknüpfen zu wollen, wo der Oktober aufgehört hat. Glaubt man den Mittelfrist – Berechnungen der Wettermodelle, bleibt ein großes Tiefdrucksystem über dem Ostatlantik und Westeuropa und wir liegen an seiner Vorderseite, so dass wir nach einer vorübergehenden Abkühlung zum Wochenende hin, wieder in eine straffe Südwest – Strömung geraten, die bis weit in die Mitte des Monats bestand haben soll. Damit werden ab der nächsten Woche neuerlich subtropische Luftmassen nach Mitteleuropa gelenkt, so dass auch der November möglicherweise ein überdurchschnittlich milder werden könnte. Heute wurden an einigen Orten nochmals Temperaturen bis 24 Grad gemessen. Natürlich lässt die Sonneneinstrahlung immer weiter nach, so dass die 20 Grad immer schwieriger werden. Aber Tageswerte um die 15 Grad sind für diesen späten Herbstmonat, der durchaus schon das Potential für tiefwinterliche Witterungsphasen hat, immer noch bemerkenswert. Was fehlt ist mal endlich wieder eine kräftige Überregnung. Der Oktober hatte gerade mal 16,6 Liter in meinen Messbecher gespült. Weit unter dem Durchschnitt. Das war nicht einmal ein Drittel des für Oktober üblichen an Niederschlag für Wismar.
Regen würde vor allem den Streuzersetzern nochmals gut tun und sie könnten noch einmal stärker zulegen. Bei meinem Besuch im Sophienholz am letzten Sonntag besuchte ich beispielsweise einen Standort, der eigentlich um diese Zeit mit einem überaus üppigen Vorkommen von Graukappen und teils auch von Violetten – Rötel – Ritterlingen besticht. Hier liegen um massivem Altholz herum mächtige Laubpackete, in denen die Graukappen in großen Mengen und teils in monströsen Riesenformen auftreten. Nicht die Spur war von ihnen zu sehen. Dass soll nicht heißen, dass diese Art bisher nicht fruktifizierte, aber optimal war es für diese Gruppe von Großpilzen in diesem Herbst bisher nicht.
Mittwoch, 02. November (Allerseelen) – Der 4. und damit letzte Quadrant des Messtischblattes Boltenhagen – 2033/4 – stand heute auf dem Programm. Noch einmal führte die Exkursion an die Wohlenberger Wiek. Wieder ging es an den Campingplatz Beckerwitz, wie bereits schon vor 14 Tagen. Hier traf ich mich gegen 10.00 Uhr mit einem Pilzfreund aus der Ukraine. Er ist vor wenigen Tagen der Gruppe der Pilzfreunde in der Gemeinnützigen Gesellschaft Wismar beigetreten. Bereits im Herbst des vergangenen Jahres war er zwei Mal Gast unserer Mittwochsexkursionen, damals bei Schwerin und Lübeck. Viel Wald gibt es in diesem Quadranten nicht, so dass wieder der Küstenstreifen her halten musste. War es bereits vor zwei Wochen hier nicht besonders gut im Hinblick auf Frischpilze bestellt, war es heute, wie ich befürchtet hatte, noch trostloser. Es ist hier einfach viel zu trocken. Da wird richtig deutlich, wie trocken auch der diesjährige Herbst ist. Außerdem weht hier noch ein permanenter Seewind, der zusätzlich abtrocknet. Einzig auf Rasenflächen oder in den Moospolstern des Kiefernkopfes kann sich Feuchtigkeit halten und hier gab es dann auch die einzigen Frischpilze.
Da mein Gast nun immerhin eine Handvoll Speisepilze zusammensammeln konnte, diese aber für eine Mahlzeit mit seiner Familie nicht ausreichten, schlug ich vor, noch in den nahen Prosekener Grund zu fahren. Aber das ist wirklich nur im Winter oder Frühling eine gute Idee. Der Pflanzenwuchs innerhalb des bewaldeten Bachtals ist hier immer noch viel zu üppig und in den trockeneren Laubwäldern sah es nicht viel anders wie im Küstenwald aus. So gut wie nix!
Dafür bot uns das Wetter wenigstens keine lange Weile. Am Strand ein steifer Wind und am Nachmittag überquerte uns ein Blase mit höhenkalter Luft. Das führte zu teils kräftigen Schauern und Gewittern. April – Wetter wie es im Buche steht und ganz und gar nicht November – Typisch. Dafür ein schnell wechselnder Kontrast am Himmel mit mächtigen und mehr oder weniger dunklen Quellwolken, etwas blauem Himmel und kräftigen Regengüssen. Dazu traumhafte Farbspiele der Regenbögen. Akustisch untermahlt wurde das Naturschauspiel dazu noch mit rollenden Donnerschlägen. Das nenne ich Wetter! Wetter, das einfach Spaß macht. Eine Entschädigung für das armselige Pilzaufkommen.
Donnerstag, 03. November (Hubertustag) – Die Hochsaison liegt nun hinter uns. Heftig, aber kurz! Arbeitsreiche Wochen waren das für mich mal wieder. Ein Termin jagte den Nächsten. Die große Pilzausstellung stand natürlich im Mittelpunkt und war entsprechend zeitaufwendig. Öffentliche Wanderungen wurden sehr gut besucht. Auch individuelle Termine und Pilzexkursionen mit Schülern sowie zeitweise größerer Andrang in der Pilzberatung sorgten für kurze Weile. Diesbezüglich ist es nun ruhiger geworden aber Arbeit steht weiterhin reichlich auf der Agenda. Inzwischen habe ich unsere Ausstellungsflächen abgebaut, bis auf eine, die ständig zu besichtigen bleibt. Sie wurde heute von einem Pilzfreund des NABU besonders bewundert und gewürdigt. Er stammte aus der Region Bingen und machte nur einen kurzen Zwischenstopp in unserer Hansestadt. Dabei stolperte er förmlich über diese ungewöhnliche Einrichtung. Er war auf dem Wege zur diesjährigen Boletus – Tagung, die von der AMMV (Arbeitsgemeinschaft Mykologie Mecklenburg – Vorpommerns) organisiert wird. Sie findet unweit des Kumerower Sees statt und dort wird von heute bis zum Sonntag reichlich Prominenz zu gegen sein. Es wird Vorträge und Exkursionen geben. Eigentlich hätte auch ich daran teilnehmen sollen, aber ich muss mich um mein Info – Zentrum kümmern.
In gut drei Wochen feiern wir bereits den 1. Advent. Kaum zu glauben, aber wir gehen bereits mit großen Schritten auf die Vorweihnachtszeit zu. So hatte und habe ich auch weiterhin alle Hände voll zu tun. In den letzten Tagen groß Reinemachen, vor allem Staub wischen, denn viele Frischpilze in den Ausstellungen produzieren reichlich Sporen, die sich als feiner Staub auf alles erdenkliche niederlegen. Schaufenster umgestalten und vorweihnachtlich herrichten, damit dort wieder unsere Adventsgestecke auf sich aufmerksam machen können. Heute war es schließlich soweit. Das erste ist im Angebot und in den nächsten Tagen und Wochen werden weitere folgen.
Freitag. 04. November – Heute klapperte ich Drogerie-, Bau- und Billigmärkte auf der Suche nach Bastelzubehör ab. Vieles habe ich zwar noch auf Lager, aber Kerzenhalter und die zugehörigen Kerzen müssen natürlich zugekauft werden. Die Preissteigerungen im Vergleich zum Vorjahr sind teils enorm. Die Inflation galoppiert aller Orten und unser Geld wird immer weniger wert. Wer weiß, wo das noch hinführen soll!
Am besten man geht in Wald und Flur und genießt die Ruhe des Spätherbstes. Aber diese Ruhe könnte in den nächsten Tagen und Wochen trügerisch sein. Gestern war Hubertustag und die Zeit der großen Gesellschaftsjagden ist angebrochen. Es wäre nicht das erste Mal, dass ich privat, wie auch mit einer geführten Wanderung, in eine solche gerate. Also Obacht beim Waldbesuch und am besten das Revier wechseln, wenn die hochherrschaftliche Jagdgesellschaft ihrer Leidenschaft frönt. Die vornehmeren Jäger sind ohnehin die Pilzsucher!
Und was gibt es jetzt zu suchen? Hat der zunehmende Mond noch einen zaghaften Abschiedsschub aus dem Waldboden locken können oder eventuell noch in den kommenden Tagen? Sicher, es tut sich etwas! Am Mittwoch frische Wiesen – Champignons, die Fransigen Wulstlinge in der Beratung. Unser Pilzfreund Andreas Herchenbach hat frische Goldröhrlinge und junge Parasole gesichtet! In südlicheren Gefilden sind die Sommersteinpilze wieder durchgestartet. Kein Wunder, bei Temperaturen Ende Oktober bis zu 29 Grad! Die Sommersteinpilze müssen sich aber in den Nächten im Süden Deutschlands jetzt warm anziehen, denn es kann verbreitet zu Bodenfrost, vielleicht sogar Luftfrost kommen. Nicht bei uns im Norden. Hier wird es in der kommenden Nacht zwar auch recht frisch, aber von frostigen Verhältnissen bleiben wir vorerst verschont. Ganz im Gegenteil. Ein Ex – Hurrikan bestimmt nun zunehmend das Wetter in der kommenden Woche. Er kurbelt den Zustrom sehr milder Luftmassen aus den Subtropen erneut an und uns stehen für die Jahreszeit wieder sehr milde Tage und Nächte ins Haus. Viel Regen ist jedoch nicht in Aussicht und der wäre eigentlich wichtig, um in den immer noch viel zu trockenen Buchenwäldern nochmals einige Steinpilze wachsen zu lassen. Dort, wo es aber feucht genug ist, könnte noch etwas möglich sein. Also Augen auf bei den nächsten Waldspaziergängen!
Sonnabend, 05. November – Gegen 07.45 Uhr hieß es bei mir Aufsitzen auf meinen Yamaha – Leichtkraftroller. Gegen 09.00 Uhr hatte ich bei Ratzeburg eine Verabredung mit 19 Pilz- und Naturfreundinnen und Freunden sowie zugehörigen Kindern. Ich hatte also wieder mal einen Termin zu einer individuellen Pilzwanderung im Programm. Treff war auf dem Parkplatz am Garrensee. Kurz vor Erreichen meines Ziels bemerkte ich am Straßenrand Menschen mit zünftiger Kleidung und Gewehr über der Schulter. Natürlich in grüner Tarnkleidung und mit Feder im Hut. Ganz klar, nicht nur wir vornehmen Jägerinnen und Jäger, nein, auch der heilige Hubertus hat hier zum Halali und Weidmanns Heil geblasen. Wie wenn ich es gestern nicht schon geahnt hätte. So musste zunächst geklärt werden, welcher Bereich des Waldes von der Jagd betroffen sein wird und ob wir es wagen können, das Revier um den Garrensee für unsere Lehrwanderung zu nutzen. Wir erhielten grünes Licht und alles konnte wie geplant von statten gehen.
Das Wetter war traumhaft mit strahlendem Sonnenschein. Nichts mit trüben November. Der Garrensee ist komplett von Wald umsäumt und gehört zum Naturpark Lauenburgische Seen in Schleswig – Holstein, unweit der Landesgrenze zu Mecklenburg – Vorpommern. Das Gebiet ist ein beliebtes Ausflugsziel der Ratzeburger. Das war auch heute bei dem schönen Wetter zu merken. Wir kamen allerdings nicht sehr weit am Ufer des Sess, da ich immer wieder mit dem Vorstellen und Besprechen der Pilzfunde beschäftigt war. Ob Erwachsene oder Kinder, die Wissbegier war hoch und ehe wir uns versahen waren knapp 3 Stunden wie im Fluge vergangen. Das Frischpilzaufkommen war zwar eher bescheiden, aber für eine Lehrveranstaltung durchaus ausreichend. Einige Röhrlinge, Täublinge, Milchlinge, Wulstlinge bis hin zum stark giftigen Pantherpilz. Beeindruckend riechende und hochbeinige Knoblauchschwindlinge, Rüblinge, Helmlinge, Trichterlinge u. s. w. Angedacht wurde eine Neuauflage im nächsten Jahr und dann vielleicht auch etwas früher.
Das Wetter war schön und im Anschluss stattet ich noch kurz dem Woitendorfer Wald einen Besuch ab. Liegt ja fast auf der Strecke. Immerhin suchte ich noch flaches und gut verfilztes Moos, welches sich meist auf alten Stubben und bereits länger liegenden Baumstämmen findet. Ich parkte den Roller am Röggeliner See und wanderte ein Stück weit die sogenannte Betonspur hoch. Hier war ich oft im Rahmen der Tage der Pilze in Rehna mit der mir zugeteilten Truppe zu Pilzwanderungen unterwegs. Und es wimmelte in manchen Jahren hier vor Frischpilzen. Massenhaft Totentrompeten, Hallimasch und viele andere, oft auch sehr interessante Arten, bis hin zu den prächtigsten Herrenpilzen. So trostlos wie heute habe ich den Laubmischwald selten gesehen! Einfach viel zu wenig für Anfang November. Schwerer Boden und hier fehlt die tiefer gehende Feuchtigkeit. Es ist in unseren Buchenwäldern leider viel zu trocken, um noch größeres hervor zu Zaubern.
Sonntag, 06. November (Leonardstag) – „Wie sich der heilige Leonhard stellt, in Nebelung das Wetter hält“. So ein Spruch aus dem Buch „Abendrot – Schönwetterbot“. Weiter heißt es hier in einer Wettertendenz: „Vom 07. – 12.11. mildes, wechselhaftes, windiges und regenreiches Wetter“.
Nun, an beiden Bauern – Weisheiten scheint in diesem Jahr etwas dran zu sein. Zumindest zum Teil. In der kommenden Woche macht sich nämlich ein Hochdruckgebiet über Mitteleuropa breit. Da wir größtenteils auf der westlichen Seite zu liegen kommen, wird im Zusammenspiel mit kräftigem Tiefdruck über dem Ostatlantik sehr milde Luft zu uns gesteuert. Solange der Wind dabei kräftig mitspielt, können sich die hohen Temperaturen auch bei uns am Boden durchsetzen. Schläft er im Zentrum des Hochs jedoch ein, könnte es trüb und nebelgrau bleiben. Dabei würde es am Boden immer weiter abkühlen, während es in höheren Lagen der Gebirge sehr mild bleibt und oft auch sonnig. Es entsteht eine sogenannte Inversionswetterlage, da die Sonne kaum noch die Kraft hat, die Nebelsuppe richtig weg zu heizen und der eingeschlafene Wind kann die Luft nicht mehr entsprechend durchmischen. Das könnte in der nächsten Woche vielfach der Fall sein. Besonders in der Südosthälfte Deutschlands. Wir im großen Nordwesten verbleiben jedoch in der kräftigen Südwestströmung und reichlich Wind ist zunächst auch noch mit dabei. Regen wird allerdings nicht viel zusammen kommen. Heute Nacht zieht wohl etwas Niederschlag durch und einige Tropfen können auch in den nächsten Tagen immer mal dabei sein. Viel zu wenig, um an der Pilzfront nochmals größeres zu ermöglichen. Es wird wohl mehr oder weniger unentschlossen vor sich hin dümpeln. Die Streuzersetzer bräuchten mehr Feuchtigkeit, die letzten Mykorrhiza – Pilze noch deutlich mehr und für ein nennenswertes Durchstarten von Winterarten ist es wohl immer noch viel zu warm.
So hatte ich heute wirklich keine Lust diverse Zeigerstellen aufzusuchen, nur um zu schauen, ob irgendwo vielleicht doch noch ein frischer Steinpilz oder ähnliches das Licht der Welt erblickt. Ich habe sinnvolleres zu tun, denn ich muss mich auf die Adventszeit konzentrieren. So habe ich mich nach einem kurzen Frühschoppen mit drei Bierchen (erstmals nach Monaten) in meiner ehemaligen Stammkneipe, in das Info – Zentrum begeben und mich um weitere Gestecke gekümmert. Das erste Schaufenster füllt sich allmählich.
Montag, 07. November – Oben sehen wir viel Wasser. Ob der Röggeliner See in den letzten Jahren mit den zunehmend trockenen Verhältnissen nennenswerten Wasserverlust hinnehmen musste, vermag ich nicht zu beurteilen. Wasserverlust haben wir aber nach wie vor in den Böden und natürlich auch in unseren Wäldern. Hinter uns liegt wieder ein sehr trockenes Jahr. Viel geregnet hatte es im Winter, insbesondere auch im Februar, aber der Rest war ausgesprochen trocken. Ausnahmen gab es natürlich in Verbindung mit konvektiven Wetterlagen, die örtlich bis regional mal höhere Regenmengen in kurzer Zeit brachten. Insbesondere auch an der Mecklenburgischen Seenplatte bereits im Hochsommer und im Herbst (16.09.) dann auch bei uns in Westmecklenburg, bzw. eigentlich in ganz M-V. Dieser Regen war dann auch für uns Pilzfreundinnen und Freunde ein Segen. Ja, er hat sogar den Bestand des Mykologischen Informationszentrums in Wismar bis zum nächsten Jahr gerettet! Der Regen kam genau rechtzeitig, um unsere diesjährige Großpilzausstellung entsprechend vielseitig und sehenswert zu ermöglichen. Tage vorher konnten wir noch rasch unsere Wildpilzbestände hinsichtlich des traditionellen Pilzimbisses auffüllen.
Wie erwartet gab es eine regelrechte Explosion an der Pilzfront, die dann auch das Interesse der Menschen, die sich für das Pilze Sammeln begeistern können, weckte. Dieser Umstand garantierte eine gut besuchte Ausstellung, viele Pilzberatungen und großen Andrang zu unseren Lehrwanderungen. So konnte in den zurückliegenden Wochen etwas Geld eingenommen werden, mit dem ich versuchen kann, den Steinpilz – Wismar über den kommenden und wahrscheinlich besonders teuren Winter zu retten. Wer am Erhalt dieser Einrichtung interessiert ist, kann auch gerne eine Spende auf das Konto der Pilzfreunde in der Gemeinnützigen Gesellschaft Wismar e.V. überweisen. Die Konto – Daten finden sich ganz oben, über dem Wetter – Widget, unter „Förderer und Sponsoren“.
Apropos Trockenheit. Der Nordosten Deutschlands, speziell auch Mecklenburg – Vorpommern, zählt momentan wieder zu den trockensten Regionen in Deutschland. Bis mindestens Mitte November wird sich daran kaum etwas ändern. Stärkere Regenfälle könnten frühestens ab Mitte kommender Woche möglich sein, wenn der Atlantik mit seinen kräftigen Tiefs es schaffen sollte, dass sich nun bildende, kräftige Hochdruckgebiet, nach Osten hin abzudrängen. Die Wettermodelle tendieren jeden Falls in diese Richtung. Das wird aber nicht mehr viel nützen. Wer noch auf einen abschließenden Schub von Steinpilz und Co. hoffen sollte, der ist gut beraten, die Hoffnungen auf das nächste Jahr zu verschieben. Sicher wird es noch den einen oder anderen Ausrutscher in diese Richtung geben, ganz sicher aber keinen, der den Begriff Schub verdient. Einfach viel zu trocken! Hoffen wir also darauf, dass es mittelfristig kälter wird, damit die Winterpilze an den Start gehen. Aber auch feuchter, denn Spätherstliches ist weiterhin möglich und mit Sicherheit bis in die Weihnachtszeit hinein.
Dienstag, 08. November – Von November war zumindest vom Wetter her heute nichts zu merken. Altgoldener Herbst oder sollte es sogar schon Vorfrühling sein? Sonne und Wolken teilten sich den Himmel und es war für die Jahreszeit wieder einmal sehr mild. Auch die kommende Nacht wird ausgesprochen lau. Über dem Ärmelkanal liegt aber bereits eine Kaltfront mit Schauern und Gewittern. Diese schleift nun recht langsam auch nach Deutschland herein und wird stellenweise auch Regen bringen. Für Mecklenburg steht jedoch nicht viel in Aussicht. Auch den Begriff Kaltfront sollte man nicht so wörtlich nehmen. Es wird in den nächsten Tagen nur unwesentlich kühler. Und das, obwohl heute Schneemond ist. So nennt man den Vollmond im November. Ja, der Mond ist voll und wo bleiben die Steinpilze bei uns? Mag sein, das hier und dort noch einer steht, aber hier sieht man mal wieder, ohne auslösende Niederschläge kann auch der Mond nichts bewirken. Obwohl eigentlich im Spätherbst dieses auslösende Niederschlagsereignis eher eine untergeordnete Rolle spielen sollte, da die Böden eigentlich feucht genug sein sollten.
Blickt man in die Mittelfrist der Wettermodelle, so ist bis über die Monatsmitte hinaus nicht mit nennenswerten Niederschlägen zu rechnen. Das Hoch scheint dem Ansturm der atlantischen Störungen gewachsen zu sein und kann sie wohl bis in die nächste Woche hinein abwehren. Wie so oft eine Wetterlage unter dem meteorologischen Begriff Blocking. Unsicherheiten bietet noch ein Kaltlufttropfen, der in der Atmosphäre über Europa herum eiert. Dort, wo er uns tangiert, kann er für Schauer und Gewitter sorgen. So wie es aussieht aber nicht über M-V. Sollte das Hoch für längere Zeit durchhalten und es aufklaren sowie der Wind einschlafen, werden zumindest die Nächte allmählich kühler und Bodenfrost könnte ein Thema werden.
Und hier ein Hinweis zur Zubereitung von Speisepilzen. Es gab ja in diesem Herbst Vergiftungen nach Hallimasch – Genuss. Sowohl ich, wie auch Phillip Müller wurde damit konfrontiert. Das machte ihn nachdenklich und er hat einen Handzettel zu diesem Thema entworfen, der auf seiner Homepage zu finden ist und hoch geladen werden kann. https _butterbeidiepilze.de
Mittwoch, 09. November – Es ist gerade einmal zweieinhalb Wochen her, als der Steinpilz – Wismar im kleinen Örtchen Karnin mit seinem diesjährigen Herbstseminar zu Gast war. Heute führte mich mein Weg wieder dorthin. Im Rahmen der Mittwochsexkursionen. Das MTB Boltenhagen wurde abgearbeitet und heute stand der erste Quadrant des Messtischblattes Langen – Brütz auf dem Programm. In ihm findet sich auch das Naturschutzgebiet Warnowtal Karnin. Das 122 ha umfassende, abwechslungsreiche und hügelige Gebiet, mit den teils tief eingeschnittenen Hangterrassen zur Warnow hin, wurde am 22. März 1982 unter Schutz gestellt.
Wer dieses Gebiet durchwandert, kann gut nachvollziehen warum. Wir finden hier eine der schönsten Landschaften unseres Bundeslandes. Bewaldete Hänge mit mächtigen Eichen und Buchen. Moorgebiete mit Moorbirke, umsäumt u. a. von Zitterpappeln, Fichten- und Lärchen Forste, Weiden und Erlenbrüche bis hin zu Ginster – Heide. Hügelige und teils nährstoffarme Wiesen, auf denen u. a. Ellerlinge und Saftlinge zu Hause sind. Einfach eine großartige Landschaft! Der Gebietszustand wird als gut eingestuft. Das Warnowtal Karnin gehört zum Naturpark Sternberger Seenlandschaft und ist vernetzt mit den FFH – Naturräumen.
Heute traf ich mich gegen 10.00 Uhr am Haus der Natur in Karnin mit zwei Ehepaaren aus der Region Pinnow und Godern/Raben – Steinfeld. Das Wetter war herrlich. Für November ausgesprochen mild! Das Frischpilzaufkommen hielt sich jedoch eher in Grenzen. Es ist inzwischen deutlich reduziert und da es seit Wochen kaum noch geregnet hat, für mehr Pilze einfach viel zu trocken. Dennoch gab es gut etwas zu entdecken und zu erläutern. Das Ehepaar aus Pinnow war bereits vor zwei Wochen im Wald bei Thorstorf/Parin Mittwochs mit dabei und hatte damals Stockschwämmchen für sich als Speisepilze neu entdeckt. Sie zählen seit dem zu den leckersten Waldpilzen auf ihrer Speisekarte. So fanden sie es heute ganz wunderbar, dass ich ihnen den gefährlichen Doppelgänger des Stockschwämmchens vorstellen konnte, den Gift – Häubling!
Donnerstag, 10. November – Zitat aus dem Bauernregelbuch „Abendrot – Schönwetterbot“ von Bernhard Michels: „Gibt es im ersten Novemberdrittel viele Frosttage, so ist häufig die Zahl der Regentage im Januar überdurchschnittlich hoch, etwa 80 %, bzw. es gibt sehr wenige Schneefalltage. – Friert im November zeitig das Wasser, wird es im Januar umso nasser.“ Nun, davon sind wir in diesem Jahr meilenweit entfernt. Das erste Novemberdrittel wird eher überdurchschnittlich mild ausfallen. Hoffentlich bedeutet das nicht, dass auch schon der erste Monat des kommenden Jahres viel zu trocken ausfällt. Wenn schon die Sommer immer trockener werden, so sollte doch wenigstens im Winter einiges an Wasser den Erdboden erreichen. Aber warten wir es ab.
Einige Wettermodelle berechneten zuletzt immer mal wieder eine Umstellung der Großwetterlage. Besonders für den Osten und Nordosten Deutschlands könnte das interessant werden. Nordöstlich der Elbe kann demnach die Strömung auf Ost bis Südost drehen und uns Luftmassen von der kalten Seite des Hochdruckgebietes erreichen. Kommt es so, könnte in der zweiten Hälfte der nächsten Woche tatsächlich ein erster Wintergruß möglich sein. Selbst leichter Dauerfrost am Tage scheint im Bereich des Möglichen. Auch eines der führenden Wettermodelle, das amerikanische GFS, hatte solche Lösungen in den letzten Tagen immer mal mit dabei. Der heutige Abendlauf des GFS wollte davon aber nichts mehr wissen. Die Atlantik – Tiefs sollen deutlicher dagegen halten und auch uns im Nordosten weiterhin mit milden Luftmassen versorgen. Die kalte Variante ist damit aber noch nicht vom Tisch, wird aber wieder etwas unwahrscheinlicher. Das dürften wir mit einem lachenden und einem weinenden Auge zur Kenntnis nehmen. Natürlich ist die milde Wetterlage angenehmer und auch hinsichtlich der steigenden Heizkosten die wünschenswertere Option. Im Gegenzug könnte eine deutliche Abkühlung die Winterpilze allmählich aus der Reserve locken. Auch würde frühwinterliche Kälte das Gefühl für die kurz bevorstehende Vorweihnachtszeit beflügeln.
Ehrlich geschrieben, komme ich mir derzeit schon etwas komisch vor, wenn ich mich mit meinen Adventsgestecken beschäftige. Ab heute ist auch das zweite Schaufenster mit ihnen bestückt und auch mit entsprechend stimmungsvoller Beleuchtung ausgestattet. Bei den derzeitigen Temperaturen doch schon ein wenig verwirrend. Aber es nützt nichts. Beim Blick auf den Kalender wird ersichtlich, in gut 2 Wochen zünden wir bereis das erste Lichtlein an!
Freitag, 11. November (Martinstag) – Heute wurde also nicht nur um 11.11 Uhr die Faschings- und Karnevalssaison eröffnet, sondern es wird auch der Gedenktag des heiligen Martin begangen. Ihm zu Ehren werden Laternenumzüge durchgeführt oder es gibt die traditionelle Martinsgans zum Essen. In Asien ist es der Tag der Singles und es beginnt bei uns die dunkelste Zeit des Jahres, die nicht nur vom Fasching geprägt ist, sondern vor allen durch die Advents- und Weihnachtszeit. Diese endet schließlich mit Maria Lichtmess am 02. Februar. St. Martin ist auch ein wichtiger Lostag im Bauernkalender. Ich zitiere einmal mahl mehr aus dem Buch „Abendrot – Schönwetterbot: „Ist die Martinsgans am Brustbein braun, wird man mehr Schnee als Kälte schauen; ist sie aber weiß, so kommt weniger Schnee als Eis.“ Eine Feststellung, die man bei lokal gemästeten und natürlich gehaltenen Gänsen gerne überprüfen kann. Vergleichen Sie die Ergebnisse mit ihren Freunden oder Nachbarn. „Ist es an Martini nicht trocken und kalt, die Winterkälte nicht lange anhält. Zieht an Martini die Spinne ins Gemach, kommt ihr gleich der Winter nach. Wenn um Martini Nebel sind, wird der Winter meist gelind. Ist um Martini der Baum schon kahl, macht der Winter keine Qual; wenn das Laub nicht vor Martini abfällt, sich ein harter Winter lange hält.“
Soweit einige Wettersprüche aus dem Bauernkalender zu Martini. Was davon eventuell zutrifft, oder auch nicht, mag jeder selbst heraus finden. Wie gut, dass es heute eine ausgefeilte Technik für Wettervorhersagen gibt. Dabei versuchen sich einige Computer – Modelle auch mit längerfristigen Trends wie beispielsweise Jahreszeitenvorhersagen. Relativ verlässliche Vorhersagen sind aber höchstens 10 Tage im Voraus möglich. Das amerikanisch GFS rechnet sogar bis zu 16 Tage in die Zukunft. Das grenzt dann manchmal schon eher an die Glaskugel. Trotz dem lasse ich das Modell in der Regel zwei Mal täglich durchlaufen und es ist schon ein recht brauchbarer Trend abzulesen, der allerdings von Lauf zu Lauf recht sprunghaft sein kann. So wird derzeit immer mal angedeutet, dass sich bei uns im Nordosten im Verlauf kältere Luft bemerkbar machen soll. Es wird sogar die Herausbildung eine Luftmassengrenze im Laufe der nächsten Woche berechnet. Frühwinterlich nordöstlich der Elbe und eher weiterhin ziemlich mild südwestlich davon. An dieser Luftmassengrenze werden auch Niederschläge gezeigt und im Mittagslauf war daran sogar der erste Schnee zu sehen.
Sonnabend, 12. November – Die letzte öffentliche Lehrwanderung des Mykologischen Informationszentrums Steinpilz – Wismar in diesem Jahr führte heute durch den Wald am Homberg, unweit unserer Landeshauptstadt Schwerin. Dazu hatten sich 7 Pilzfreundinnen und Freunde eingefunden. Es hätten sicher etwas mehr sein können, aber ich habe die Veranstaltung nicht in den obligatorischen Tageszeitungen wie die Ostsee – Zeitung und die Schweriner Volkszeitung beworben bzw. ankündigen lassen. Wohl bedacht, weil ich mir nicht sicher war, ob wir hier so ohne weiteres öffentlich Wandern dürfen. Vor wenigen Jahren wurde mir dieses nämlich vom Waldbesitzer des benachbarten Paradieses verweigert. Er hatte keine Lust wegen uns vor einem Gericht zu erscheinen. Er führte und führt dort auch weiterhin häufig Holzeinschlag durch und das teils starke Astmaterial bleibt im Wald liegen. Es kann leicht zur Stolperfalle werden. So wollte ich unsere heutige Tour nicht an die große Glocke hängen und verzichtete auf weitere Werbung. Grünes Licht für unsere Lehrwanderungen haben wir jedoch in allen Landesforsten.
Auch im Wald am Homberg wurde vor einigen Jahren viel Holz geschlagen. Aber wie wir heute feststellen konnten, sind immer noch reichlich alte Baumriesen vorhanden. Insbesondere zu den Waldrändern hin. Wir finden hier vorwiegend Buchen und Eichen, in den Senken Erlenbrüche und vereinzelt auch etwas Nadelforst, vor allem Lärchen. Vor einigen Jahren gerieten Sohn Jonas und seine Mama hier in eine kaum vorstellbare Steinpilz – Schwämme, so dass wir damals nahezu das gesamte Imbissgeschäft zu den Tagen der Pilze in Rehna aus Steinpilzen bestehend anbieten konnten.
Nun, Steinpilze waren heute nicht dabei, aber im Vergleich zu anderen Buchenwald – Standorten war hier doch noch einiges an Frischpilzen vertreten. Sicher, nicht überschwänglich, aber es war ja eine Lehrwanderung und diesbezüglich können wir durchaus zufrieden sein. Und es gab auch Speisepilze, so dass bei einigen eine frische Waldpilz – Beilage zum morgigen Sonntagsbraten gesichert ist.
Das Wetter hätte kaum schöner sein können. Angenehm mild, kaum Wind und dazu lachte uns auch noch die Sonne in einem milden Licht. Einfach herrlich! Selten haben wir so eine schöne und freundliche und dazu noch angenehm temperierte Wanderung zum Saison – Abschluss erlebt.
Sonntag, 13. November (Volkstrauertag) – Heute gedenken die Völker vor allem den Toten der Weltkriege. Den Soldaten, die ihr Leben dem Willen von Militaristen unterordnen mussten und per Befehl zum Töten gezwungen wurden, aber auch denen, die sich den Aggressoren zur Wehr setzten und ihr Leben dabei verloren. Der zentrale Volkstrauertag der Europäer findet in diesem Jahr in Lettland mit einer Gedenkveranstaltung seine Würdigung. Lettland war eine Unionsrepublik der UdSSR. Seit den Gorbatschow – Reformen wurde das Land wieder in die Freiheit entlassen. Das schon in der Sowjetunion dominante Russland hat seit Februar einen verbrecherischen Überfall (jeder Krieg ist ein Verbrechen, egal von wem und aus welchem Grunde entfacht) gegen die Ukraine entfesselt, in dem wieder viele Menschen ihr Leben ließen und lassen werden. Nicht nur durch Befehl gezwungene russische Soldaten und die sich wehrenden Ukrainischen Soldaten, sondern auch viele Zivilisten sind Opfer des Kriegstreibers aus dem Kreml! Gestern war unser Pilzfreund aus der Ukraine, der schon seit 20 Jahren in Deutschland lebt, mit zur Wanderung und schilderte uns die Rücksichtslosigkeit, mit der die Russen in seiner Heimat wüten. Seine Eltern hätte er gerne nach Deutschland geholt, aber sie wollen im Alter nicht mehr in die Fremde. Sie sehen Putins Raketen über ihren Köpfen fliegen, die derzeit auch gezielt die Infrastruktur der Ukraine zerstören. Schließlich geht es auf den Winter zu. Er ist Verzweifelt und muss jeden Tag um das Leben seiner Eltern fürchten. Ganz zu schweigen von den Familien und deren Kindern, die gerade das Leben für sich entdecken. Sie werden gleich mit dem Scheußlichsten konfrontiert, was Menschen, Menschen antun können. Inzwischen zündet man auch in M-V Ukrainischen Flüchtigen das Dach über dem Kopf an, so geschehen in Groß Strömkendorf, bei Wismar. Ein Bekannter meinerseits hatte das Hotel vor etwa 30 Jahren eröffnet und betrieben, jetzt ist es eine Ruine. Ob es Russen, deutsche oder andere waren, egal. Ich hoffe, die Täter werden zur Rechenschaft gezogen!
Als ich ein Kleinkind war, habe ich zum Glück nicht mitbekommen, dass damals die Welt bereits kurz vor ihrer Auslöschung stand. Die Kuba- Krise hätte vor 60 Jahren um ein Haar einen alles vernichtenden Atom – Krieg nach sich gezogen. Zum Glück haben die USA und die Sowjetunion noch in letzter Minute zur Vernunft zurück gefunden.
Eine andere Katastrophe habe ich im Kindesalter sehr wohl als beängstigend miterlebt. Zum Glück geschützt in der Altstadt von Wismar. Das Heulen der gewaltigen Orkan Böen zwischen den Häusern und die umherfliegenden Dachziegel waren für mich mehr als unheimlich. Es war genau heute vor 50 Jahren, als Quimburga über Deutschland ihr Unwesen trieb. 70 Menschen hatte sie auf dem Gewissen und 10% der Walder in deutschen Landen zu Boden gebracht. Besonders betroffen war Niedersachsen. Auf dem Brocken wurden Spitzenböen von bis zu 245 km/h gemessen! Deshalb wird dieser November Sturm auch Niedersachsenorkan genannt. Ein beeindruckendes Erlebnis für mich damals und ich begann mich für das Wetter zu interessieren, welches mich bis heute nicht los gelassen hat. Ich legte mir einen Tag danach, am 14. November 1972, eine Wettertabelle an und klebte sie bei uns an die Zimmerwand. Jeden Tag trug ich von nun an ein, ob es regnete oder schneite, Nebel war, wie stark der Wind bliess und natürlich auch Höchst- und Tiefsttemperatur des jeweiligen Tages. Und die Auswirkungen des Orkans waren damals auch in meinem Hauswald, den Rohlstorfer Tannen, dramatisch. Schon zu damaliger Zeit hatte mich das Pilzfieber erfasst und ich war erschüttert, dass ein kompletter Fichtenbestand des Waldes, der auf einer Anhöhe stand, entwurzelt oder abgeknickt wurde. Hatte ich hier doch so schöne Filzröhrlinge finden können.
Zur aktuellen Wetterentwicklung. Heute war es hochnebelartig bewölkt und gelegentlich nieselte es daraus auch etwas. Dazu weiterhin recht mild. So wird es bis etwa Mitte der nächsten Woche bleiben. Dann kommt aber Spannung auf. Tiefs wollen von Westen dem Hoch an die Gurgel, dieses möchte aber seine Position halten und mit zunehmend kaltem Südostwind verteidigen. Ausgetragen wird das Kräftemessen, der Wetterkrieg West gegen Ost, möglicherweise direkt über unseren Köpfen. Derzeit läuft es auf eine Luftmassengrenze bei uns hinaus. Ein erster Hauch des kommenden Winters wäre also möglich. Ganz sicher ist dieses Szenario zwar immer noch nicht, aber wenn die Kaltluft Deutschland tangieren sollte, dann hat Mecklenburg – Vorpommern die besten Chancen dafür. Einige Wettermodelle deuten sogar an der sich dann ausbildenden Luftmassengrenze Schneefälle an. Es wäre schon sehr ungewöhnlich, dass der erste Schnee des Winters nicht auf den Gipfeln der Mittelgebirge fallen könnte, sondern im Flachland von M-V.
Dienstag, 14. November – Der November ist ja der Monat der Toten – Gedenktage. Und es hat den Anschein, dass auch gerade zu dieser, immer dunkler werdenden Jahreszeit, mehr Leute sterben, als in anderen, freundlicheren Jahreszeiten. Wir sind ja auch natürliche Wesen und vielleicht wirkt sich der Herbst in der Natur auch auf den Herbst unseres Lebens aus? Wie dem auch sei, auch meine Mutter ist im November des Jahres 2008 an Krebs im Endstadium mit 83 Jahren verstorben. Das sind nun auch schon 14 Jahre her! Kaum zu glauben, aber so ist es. Sie verstarb im Krankenhaus in der Nacht vom 13. zum 14. November 2008. Ich war am Abend vorher noch an ihrem Krankenbett und hielt zum letzten Mal ihre noch warme Hand. Ansprechbar war sie in diesem Stadium nicht mehr, aber ich denke, sie hat es noch gespürt. Ich ahnte, dass es wohl das letzte Mal gewesen ist, die letzten Stunden ihres Lebens! Kein einfaches und in ihrer Jugend von Krieg und Vertreibung gekennzeichnetes Leben ging zu Ende. Auch sie war 1945 Flüchtling und wurde aus ihrer Heimat, dem Hauerland, in der Slowakei, vertrieben. Haus und Hof in Flammen gesetzt. Deutsche waren Nazis und wurden entweder umgebracht oder rausgeschmissen aus dem Dorf in den Karpaten. Eine Generation, der man die Jugend genommen hat, durch deutschen Größenwahn! Aber Größenwahn ist nicht nur eine deutsche „Tugend“. Sie kommt überall dort vor, wo Menschen unterdrückt und verblendet werden von autoritären Regimen. Wann merkt die Menschheit endlich, dass solche Typen wie Hitler, Stalin oder jüngst Trump oder Putin nicht an Spitzenpositionen eines Staates geduldet, geschweige denn erst dorthin gelangen dürfen! Aber ich gleite schon wieder in die Politik ab.
Anmerken möchte ich aber noch, dass ich mich am Abend des 13. November 2008 auf meinen Roller setzte und in der Dunkelheit nach Keez fuhr. Ich weiß noch genau, dass es eine besondere Fahrt für mich war, was mir damals alles im Kopf herum ging, mit der Beklemmung, meine Mutter niemals mehr lebend wieder zu sehen. Damals war Sohn Jonas gerade mal 4 Jahre alt und ich fuhr fast täglich die 40 Kilomater abends zu ihm. Meine Mutter hatte ihn sehr lieb gehabt. Ein Mensch startet in das Leben, der andere geht. So ist der Lauf der Natur. Und im tristen und dunklen November wird uns das Ende bewusster. Und nicht immer blasen dazu auch die entsprechenden Pilze ihren Trauermarsch. Nichts mit Totentrompeten in diesem Jahr, zumindest nicht in M-V. Da hätten wir einen deutlich feuchteren Sommer haben sollen. Aber nicht nur der Sommer war viel zu trocken. Auch der Herbst ist es in diesem Jahr. Dabei hatten wir in den zurück liegenden Wochen von den Temperaturen mehr als optimale Bedingungen, um nach der großen Pilz – Schwämme der ersten Oktoberhälfte auch weiterhin einiges an Frischpilzen, durchaus auch an Wärme liebenden Arten, erwarten zu können. Der Zug scheint nun aber abgefahren zu sein. Der Winter hält bei uns im Nordosten Einzug! Spätesten am Freitag soll er eingetroffen sein. Selbst Schneefälle sind bei uns in M-V an einer Luftmassengrenze möglich!
Dienstag, 15. November – Wichtiger Lostag im Bauerkalender. Ich zitiere mal wieder Bernhard Michels „Abendrot – Schönwetterbot“: „Der heilige Leopold ist dem Altweibersommer hold“. Nun, davon sind wir nun schon ein Stück entfernt! Ferner heißt es dort in einer historischen Wetterbeobachtung vom Anfang des 19. Jahrhunderts: „War der Oktober in seiner ersten Hälfte mäßig kalt und mäßig nass, trat nachher am 24. Oktober der Winterregen ein und folgen nach dem 01. November scharf kalte und heitere Tage, so hat man auf den 15. November als einen ziemlich entscheidenden Wendepunkt zu achten. Dann tritt nämlich an diesem Tage (um diese Zeit herum) leicht der erste bedeutendere Schneefall ein. Ist dieser Schneefall mit Frost verbunden, so ist mit fast völliger Sicherheit auf einen strengen Vorwinter zu rechnen; nicht selten erstreckt sich der mit diesem Tage eintretende Winterfrost bis zum 24. Januar, und in manchen Fällen hat der 15. November unter solchen Umständen auch einen langen, bis in den Februar und März hinein dauernden Winter verkündet. Ist der 15. November milder vorüber gegangen, so ist Frost und Schnee nur selten vor dem 12. Dezember zu erwarten.“
Anfang des 19. Jahrhunderts mag das vielleicht so gewesen sein. Seit dem sind zwei Jahrhunderte ins Land gegangen und wir reden von der Klima – Erwärmung. Der diesjährige 15. November ist mild vorüber gegangen, aber die erste Winterkälte pirscht sich in Richtung Wochenende zu uns in den Nordosten heran. Ob sie sich länger halten kann? Das sieht eher nicht danach aus. Es werden hier aber Tatsachen geschaffen, die für unsere Entwicklung an der Pilzfront entscheidendes bringen dürften. Die dauermilde Witterung findet ihr Ende und der Winter setzt ein erstes Zeichen. Es sollte ein Fingerzeig für die noch in Arbeit befindlichen, normalen Herbstpilze sein, endlich ihre Aktivitäten zu beenden und in die Winterruhe zu gehen. Andererseits dürfte es der entscheidende Startschuss für unsere Winterarten sein. Mehr Feuchtigkeit wäre aber auch hier angebracht. Diese pirscht sich zögerlich bis nach M-V heran. Der Regen könnte sogar in Schnee übergehen und strichweise eine dünne Schneedecke hinterlassen. Gut möglich, dass die Höchsttemperaturen von Sonnabend bis Montag kaum noch über dem Nullpunkt liegen und nachts kann es erhebliche Minusgrade geben. Es wird also durchgegriffen und viele oberirdische Fruchtkörper werden dieses frühwinterliche Intermezzo nicht überleben. Freuen wir uns auf den Winteraspekt, der ab sofort ohnehin auf dem Pilzkalender steht!
Mittwoch, 16. November (Buß- und Bettag) – Bis 1994 auch in M-V gesetzlicher Feiertag. Heute nur noch in Sachsen. Trotzdem soll dieser Tag zum stillen Gebet genutzt werden. Er soll daran erinnern, das Scheitern zum Leben gehört und Mahnung sein soll, sich immer wieder neu auf das Leben zu besinnen. Mit dem Beten habe ich es leider nicht so doll, aber das Besinnen auf das Leben steht bei mir jeden Tag auf dem Zettel, oder besser im Kopf. Sicher nicht in jungen Jahren, aber im fortgeschrittenen Alter, wo das eigene Ende immer absehbarer wird, sollte es sehr wichtig sein. Eigentlich schon viel früher. Gerne und wehmütig erinnere ich mich an meine Kindheit und bin dankbar dafür, dass ich Kind sein durfte. Straßenkind und mit immer neuen Ideen im Kopf. Verträumt war ich und romantisch veranlagt. Konnte es mir leisten, jede Menge Blödsinn zu machen und wurde von zu Hause nicht auf Gehorsam gegenüber der Obrigkeit oder auch Kariere – Bewusst erzogen. Kleinbürgerliche Verhältnisse, aber nicht in Spießigkeit! Nur Straßenfeger sollte ich nicht werden, welches mir meine Eltern prophezeiten, wenn mein Zeugnis wieder mal zu wünschen übrig ließ. Das aus mir nichts werden würde, war mir schon in jungen Jahren klar. Ich werde es nie zu etwas bringen und man versuchte mich sogar in eine Förderschule zu schieben. Hilfsschule hieß es damals. Kein Wunder, wenn man (ich) im Schulunterricht mit den Gedanken nicht beim Lehrstoff, sondern von Wald und von großen Steinpilzen träumte. Schließlich wurde es sogar mein Berufswunsch, mich mit Pilzen intensiver zu befassen. Nun, dieser Wunsch, dieser Traum, wurde schließlich auch war. Aber es wurde ein steiniger Weg und zum Glück fanden sich auch immer Menschen, die mich auf diesem Weg wohlwollend begleiteten, aber auch sehr viele, die hinter vorgehaltener Hand über mich lachten oder lästerten. Insbesondere als ich die Idee hatte, mich mit der kleinen Ich – Ag „Steinpilz – Wismar“ selbstständig zu machen. Geworden ist aus mir aber trotzdem nichts. Bin ganz unten, bin Bodensatz! Darf mich jetzt auf Bürgergeld freuen. Habe zu wenige Teller gewaschen um Millionär zu werden. So war mir der Sinn des Lebens wichtiger als das große Geld und egoistische Karriere. Aber ich schweife ja schon wieder ab. Es geht hier doch um Wetter und Pilze. Ohne diese Vorgeschichte wäre natürlich auch nicht dieses Tagebuch möglich.
Zu meiner obligatorischen Mittwochs – Exkursion traf ich mich heute Nachmittag in Weberin mit einem Pärchen aus Frankfurt am Main, das bei Warin ein Ferienhaus betreibt: Glammseehaus Ulla a (1), Alisa aus Beidendorf, die ihre Dienste als Begleitung durch Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett anbietet: Doula Alisa E-Mail r.alisa@posteo.de und Chris aus Lübeck. Alisa hatte ich jedoch aus Bobitz abgeholt und wir fuhren in windiger Ungemütlichkeit auf meinem Zweirad zum Zielgebiet. Abhärtung für uns beide! Alisa badet gelegentlich sogar Eis (Eisbaderin), aber die heutige Fahrt war doch ein wenig hart! Zwar war es noch relativ mild, aber der Windchill – Effekt war nicht zu verachten. Der 2. Quadrant des MTB Langen – Brütz war angesagt. Viel Zeit bis zum dunkel werden hatten wir leider nicht. Laub- und Mischwald durchstreiften wir und teils ging es am Ufer eines Waldsees entlang. Alisa ging es in erster Linie um Vital- oder Heilpilze, die Gäste aus dem Süden waren allgemein interessiert, und etwas spezieller beäugten Chris und meine Wenigkeit alles, was irgendwie nach Pilz aussah. An Frischpilzen war nicht mehr viel sehen, aber immerhin genug, um nur langsam unter Erklärungen und Erläuterungen voran zu kommen. Am Ende stand sogar eine kleine Mahlzeit von jungen und wunderbar frischen Stockschwämmchen zu Buche.
Donnerstag, 17. November – Die Vorhut der kalten Frostluft aus Russland hat uns heute schon frösteln lassen. Aber so kalt war sie eigentlich nicht. Es ist der Windchill – Effekt, der es uns gefühlt kälter erscheinen lässt. Das Osteuropa – Hoch wehrt sich gegen die von Westen anlaufenden Tiefausläufer und hält sie vom Nordosten Deutschlands fern. So wie auch schon gestern, laufen die aufziehenden Tiefausläufer mit milderer Luft und Regen gegen eine Wand und kommen kaum über das Elbegebiet weiter nach Nordosten voran. Im Laufe der kommenden Nacht gewinnt nun die Frostluft und die entstandene Luftmassengrenze wird wieder zurück gedrückt. Vielleich gibt es im äußersten Südwesten Mecklenburgs in der Nacht noch etwas Schneeregen oder Schnee. In milderer, aber höhenkalten Luft, gab es heute im Südwesten der BRD sogar kräftige Regengüsse und Gewitter. Im Saarland trat dabei sogar ein Tornado auf. Gebietsweise hat es in vielen Regionen Deutschlands nun auch kräftig geregnet. Nur wir gingen mal wieder leer aus. Vielleicht bekommen die Küstennahen Gebiete ab morgen und am Wochenende noch einige Liter ab, denn über dem relativ warmen Wasser der Ostsee bildet sich ein kleines Tief, dass den sogenannten Ostseestrich in Gange bringen soll. Kräftige Schneeschauer können dabei sogar für eine Winterlandschaft sorgen. Insbesondere nachts könnte der Schnee zumindest abseits des direkten Küstensaums liegen bleiben. Bei Aufklaren kann es mit den Temperaturen im Binnenland sogar runter bis auf Minus 10 Grad gehen. Das sind für Mitte November schon beeindruckende Werte!
Im weiteren Verlauf deutet sich allmählich wieder milderes Wetter an und zum 1. Adventswochenende rechneten die Vorläufe des amerikanischen GFS sogar wieder fast vorfrühlingshafte Temperaturen. Der Abendlauf ruderte aber entschieden zurück. Demnach bleibt bei uns im Nordosten eher die Kaltluft wetterbestimmend und es könnte am 1. Advent sogar Schnee geben. Der Ausbruch des Frühlings wurde auf die ersten Dezember – Tage verschoben.
Freitag, 18. November – Ich wusste kaum noch, wie frische Winterluft duftet! Der erste Schub trockener Kaltluft des Winterhalbjahres hat uns heute erreicht. Es war ein schöner, oft sonniger Tag, bei leichten Plusgraden. Allerdings blies der Ostwind immer noch unangenehm. Da ich auch im Winter bei an geklapptem Fenster schlafe, fiel dieser für mich besonders erholsam aus. Ja, ich hatte sogar einen wunderbaren Traum, aus dem ich am liebsten gar nicht so schnell aufgewacht wäre. Es kommt ja recht selten vor, dass ich mich an meine Träume erinnere. Natürlich meine ich die Schlafträume. Tagträume haben wir alle ja hoffentlich noch reichlich, nur dass sie meist nur selten in Erfüllung gehen (die im Schlaf allerdings noch seltener und manchmal ist das auch gut so). Aber am Vormittag ging dann doch der Alltag weiter und ich fuhr nochmals zum Einkauf bezüglich etwas Bastelmaterial. Insbesondere kleinere Stumpen Kerzen für meine Gestecke fehlten mir noch. Ich hatte Glück und konnte endlich welche zu günstigen Preisen ergattern. Nicht so einfach, denn auch Kerzen sind meist unverschämt teuer geworden, wie vieles andere ja auch.
Zurück zum Wetter: Heute Nacht geht es endgültig in den Frostbereich. Insbesondere im Binnenland und wo der Himmel klar bleibt. Da die Kaltluft direkt über die „warme“ Ostsee herangeführt wird, kann sie reichlich Feuchtigkeit aufnehmen. Teils hochreichende Quellwolken bilden sich und es entsteht der sogenannte Ostsee – Strich. Auch als Lake – Effekt bekannt. Besonders intensiv entsteht dieser im Winter in den USA, an den großen Seen. Auch dieser Tage wieder, analog zu unserem Ostsee – Lake – Effekt. Nur das an den Großen Seen mit 1 – 2 Meter Neuschnee gerechnet wird. Von diesen Dimensionen bleiben wir aber weit entfernt. Obwohl es auch bei uns vorkommen kann, dass in kurzer Zeit bis über ein halber Meter Schnee fallen kann. Schaut man sich das aktuelle Niederschlagsradar an, sieht man gut die zahlreichen Niederschlagsechos, teils sogar örtliche Gewitter über der Ostsee. Erste, teils kräftige Schneeschauer, sind auch schon in Vorpommern unterwegs, verhungern aber über ihren Weg ins Landesinnere zunächst. Aber ein kleines Tief wird für die weitere Intensivierung der Schauer sorgen, so dass es Regional sogar weiß werden kann. 1 – 7 cm werden derzeit berechnet, die regional in M-V liegen bleiben könnten.
Am Sonntag steht ja noch eine Vereins – Exkursion auf dem Programm. Siehe unter „Termine“. Diese kann nur stattfinden, falls die Straßen nicht glatt sein sollten, da ich ansonsten nicht mit meinem Zweirad unterwegs sein werde. Falls jemand doch Lust hat zu einer kleinen Winterexkursion durch den Wald bei Krönkenhagen, sollte er sich vorher bei mir melden. Ansonsten sage ich den Termin schon einmal vorsorglich ab. Allerdings kann eine winterliche Exkursion bei Eis und Schnee auch ihre Reize haben. Siehe unter „Kartieren im Winterwunderwald“ im Jahre 2016.
Sonnabend, 19. November – Die für morgen geplante Vereinsexkursion habe ich definitiv abgesagt. Heute Morgen war es bereits weiß in Wismar und teils sehr glatt. Kein Schnee, sondern feiner Graupel sorgte für die frühwinterliche Anzuckerung. Der dafür verantwortliche Lake – Effekt, der von der Ostsee ausgelöst wird, hält auch weiterhin an. Immer wieder bilden sich über dem verhältnismäßig warmen Wasser dicke Wolken mit schauerartigen Niederschlägen. Direkt in Ostsee – Nähe fallen sie oft als Regen oder Schneeregen. Im Binnenland gehen sie rasch in die feste Form über. In der Nacht wahrscheinlich auch direkt am Meer. So dürfte auch morgen früh wieder mit Glätte zu rechnen sein. Anders wie bei unserer Winterexkursion im Jahre 2016, stehen vergleichsweise wenige Pilze mit Hut und Stiel im Wald, wegen der zu lange trockenen Witterung, so dass so schöne Bilder wie damals kaum zu erwarten sein dürften. Übrigens hat der Lake – Effekt in den USA im Umfeld der Stadt Buffalo, im Bundesstatt New York, 1,70 m Neuschnee in 24 Stunden gebracht! Mindestens 2 Menschen fanden dabei den Tod durch Erschöpfung beim Schneeräumen. Also werde ich mich morgen in mein Info – Zentrum begebenen und weiter Adventsgestecke anfertigen. Ich fühle mich fast wie in der Werkstadt des Weihnachtsmannes.
Die weitere Wetterentwicklung scheint wieder auf Milderung bedacht zu sein. Allerdings bei uns im Nordosten noch recht zögerlich. Aber der Trend geht in Richtung milderer Westwetterlage. Zum Monatswechsel könnten die Tiefs über dem Atlantik nach dem Abendlauf des GFS immer stärker werden und gegen das Osteuropäische Blockadehoch anlaufen. Dabei können nach jetzigem Stand immer mildere Luftmassen heran transportiert werden und auch ein ausgewachsener Sturm ist möglich. Mit 10 – 15 Grad könnte es in den ersten Dezembertagen ungewöhnlich warm werden. Aber Abwarten, vielleicht kommt es auch anders. Kältere Ost – Luft ist im Verlauf auch möglich.
Sonntag, 20. November (Totensonntag) – Dieser Sonntag trug so ganz und gar nicht Trauer. Jedenfalls vom Wetter her. Der Lake Effekt der Ostsee hatte das Umfeld von Wismar in eine weiße Winterlandschaft verzaubert. Zwischen den Schneeschauern kam zeitweise auch die Sonne heraus und sorgte für wunderbare Winterstimmung, Zwar verwandelte sich der Schnee im Stadtgebiet schnell in Matsch, aber in freieren Lagen wurden uns heute doch tolle Bilder geboten. Und die kleinen Kinder in meinem Wohngebiet waren aus dem Häuschen, im wahrsten Sinne des Wortes. Konnten es kaum erwarten, die weiße Pracht für eine Schneeballschlacht mit ihren Eltern zu nutzen und auch die ersten Schneemänner zu bauen. Aber vielleicht waren es ja auch Schneefrauen?
Die Absage der für heute geplanten Vereinsexkursion kann man mit einem lachenden oder weinenden Auge betrachten. Es wäre sicher eine schöne Tour im verschneiten Winterwald geworden. Andererseits gibt es nicht sehr viele Frischpilze, die man unter der Schneedecke hätte erahnen können, anders als am 13. November 2016. So nutzte ich den Vormittag zu einem Besuch in der Gaststätte „Zum Nikolaiblick“ in Wismar. Fast ein letztes Mal, denn im Dezember ist hier Schluss. Die Lichter gehen aus und Wismar hat eine Traditionsgaststätte weniger. Ein kleiner Frühschoppen mit 4 Bierchen und danach ging es in mein Info – Zentrum und das Basteln von Gestecken nahm die zweite Tageshälfte ein. Außerdem musste ich meine Bio – Tonne vom Hof holen, da Montags bereits sehr früh die Abfuhr in der ABC Straße stattfindet. Beim Blick in meinen Regenmesser, es hatte ja auch schon getaut, fand ich immerhin 14 Liter vor. Damit hätte ich wirklich nicht gerechnet. Es ist der höchste Wert seit dem 16. September. Aber man sollte die Summe nicht verallgemeinern. Es heißt ja Ostsee – Strich und so ziehen die Schneeschauer oft linienartig (strichweise) über immer dieselben Regionen, wobei links und rechts nicht viel passieren muss. Bei Wetter – Online ist heute ein schönes Video zum Lake – Effekt in den USA zu sehen. Dieses mal waren die Schauergebiete bei uns allerdings recht verbreitet unterwegs.
Montag, 21. November – Der Winter hat Mecklenburg voll im Griff. Zumindest heute und auch morgen ist das noch so. Im Verlauf soll es auch bei uns wieder milder werden und der aktuell noch liegende Schnee ist dann bald schon der Schnee von gestern. Immerhin haben die Schneeschauer vom Wochenende wenigstens etwas an Feuchtigkeit für die oberen Humusschichten gebracht. Ob das für einige Spätherbstarten, ich meine hier die Streu zersetzenden, noch rechtzeitig genug war, um in den nächsten Wochen vielleicht noch einmal einen kleinen Anlauf zu wagen? Sicher werden noch hier und dort frische Violette – Rötelritterlinge, Fuchsige Rötel – Trichterlinge und auch Nebelkappen möglich sein. Diese können ohne weiteres bis zum Jahresende und darüber hinaus vorkommen. Für viele andere Arten dürfte das frostige Winterwetter den Schlussstrich gezogen haben. Dafür sollte es die Initialzündung für die echten Winter – Arten gewesen sein. Also in erster Linie dem normalen Austern – Seitling und dem Samtfuß – Winterrübling.
Wie die erweiterte Mittelfrist beim Wettergeschehen aussehen wird, darüber herrscht in den Wettermodellen Uneinigkeit. Das amerikanische GFS favorisierte ja in den letzten Tagen immer den Atlantik mit seinen Tiefdruckgebieten, die zunehmend wieder sehr milde Luftmassen mit Regenfällen nach Mitteleuropa schaufeln sollten. Andere Modelle rechnen eher mit der Rückkehr kälterer Luftmassen aus Osten. Das würde dann nicht nur erneut frostiges Wetter bedeuten, sondern es geht dann auch niederschlagsarm weiter. Bei uns im Nordosten ist auch weiterhin nicht viel Niederschlag zu erwarten. Und je länger sich über Nord- und Osteuropa das blockierende Hoch halten kann, umso mehr Kaltluft kann sich dort ansammeln. Kalte Luft ist bekanntlich schwerer als warme und somit müssten die gegen den Hochdruck – Block anlaufenden Tiefs immer stärker und dynamischer werden. Das heißt, es müssten schwere Stürme die Regie übernehmen. Ein derartiges Exemplar bildet sich derzeit über dem Golf von Genua und wird im gesamten Mittelmeerraum für schwere Unwetter sorgen und in den Alpen wird es massive Schneefälle geben.
Dienstag, 22. November – Auch heute war der Frühwinter in Mecklenburg präsent. In Wismar liegen nach wie vor einige Zentimeter Schnee. Tagsüber stiegen die Temperaturen knapp über 0 Grad, so dass der Schnee allmählich zusammenschnurrt. Die Tiefausläufer aus Westen prallen immer noch an dem Hoch mit seiner kalten Luft ab. Schaffen es klassischer weise mal wieder nicht über die Elbe. Einen schönen Ausdruck gibt es dafür. Sie landen auf dem Frontenfriedhof. Sie verpuffen einfach und die Luft ist raus. Aber wie dem auch sei, die Kaltluft wird in den nächsten Tagen auch bei uns durch mildere Meeresluft ersetzt. Die kurze Tuchfühlung des bevorstehenden Winters wird beendet. Und wie soll es weiter gehen? Hier frage ich mal wieder bei Bernhard Michels in „Abendrot – Schönwetterbot“ nach. So ist hier in einer Witterungsprognose zu lesen „Ist es vom 21. bis 24.11. sehr mild, so sind in den folgenden 14 Tagen keine stärkeren Fröste zu erwarten“. Soweit eine Bauernregel, die für uns höchstens bedingt zutreffen könnte. Denn sehr mild ist es keinesfalls, aber es wird milder. So müssen wir uns doch eher wieder den realen Trends der mittelfristigen Wettermodelle anvertrauen. Und die sind sich weiterhin nicht einig, wie es weiter gehen könnte. Eines scheint jedoch vom Tisch zu sein. Der Ausbruch des Vorfrühlings zum Monatswechsel. Es geht eher moderat weiter, das heißt nicht besonders mild, aber auch nicht besonders kalt. Der letzte Lauf des GFS sieht es eher wechselhaft mit zum Teil nasskaltem Wetter mit zeitweiligen Regen- und Schneefällen. Die grobe Tendenz geht aber eher in Richtung Hochdruck und damit verbunden weiterhin wenig Niederschlag. Im Verlauf könnte sich dann auch wieder Kaltluft aus Russland breit machen. Wir gehen eben mit großen Schritten in Richtung Winter. Damit wird auch die Saison der Winterarten zunehmend Fahrt aufnehmen. Feuchtkühle Witterung wäre hier wohl die besten Variante.
Mittwoch, 23. November – Aufgrund des Adventsgeschäfts hatte ich heute keine Mittwochsexkursion im Programm. Die Woche vor dem 1. Advent habe ich durchgängig das Info – Zentrum geöffnet. Es gibt seit vielen Jahren Stammkunden, die sich jedes Jahr bei uns für die stimmungsvollsten Wochen des Jahres mit entsprechender Dekoration eindecken. Andere stolpern zufällig über meine Weihnachtsstube. Mitunter sind es auch Kurzurlauber oder Tagesgäste aus anderen Regionen, die sich eines meiner einzigartigen, wenn oft auch recht kitschigen Gestecke mit nach Hause nehmen. So heute auch wieder ein Paar aus Niedersachsen. Eine andere Dame kauft gleich 4 an der Zahl. Zwischendurch entstehen immer wieder neue, alles Unikate. Der Steinpilz – Wismar ist in diesen Tagen und Wochen eine Außenstelle der Weihnachtsmann – Werkstadt oder Manufaktur.
Derzeit ist es auch nicht weiter von Bedeutung, dass ich nicht in Feld und Flur unterwegs bin. Es lag ohnehin Schnee. Dieser taut nun zusehends ab und wie geht es dann weiter? Ich blicke mal wieder in mein Büchlein „Abendrot – Schönwetterbot“: „Dem hl. Klemens traue nicht, denn selten hat er ein mildes Gesicht. St. Clemens uns den Winter bringt.“ Nun, mild war er besonders in der Westhälfte Deutschlands und bei uns geht er der Kälte und dem Schnee an den Kragen. Er verscheucht also eher den Winter, als er ihn bringt. Zu lesen ist auch noch folgende Witterungstendenz: „Vom 23. bis zum Ende des Monats überwiegend regnerisches, frostfreies und nebelarmes Wetter mit milder Meeresluft.“ Diese Tendenz scheint ja mal zuzutreffen. Regen kommt allerdings auch weiterhin bei uns im Nordosten nicht sehr viel an. Im Süden der BRD schon eher. Mild soll es jedoch auch bei uns bis zum Monatswechsel bleiben. Wobei zu dieser fortgeschrittenen Jahreszeit schon alles als mild bezeichnet werden kann, welches oberhalb von 5 Grad plus liegt. Wie es ab dem Monatswechsel weitergeht steht immer noch nicht fest. Hier möchte ich mal wieder den Modellauf des GFS erwähnen. Im Mittagslauf ließ er besonders in Richtung Nikolaus und Maria Empfängnis den Frühling mit Temperaturen von 10 Grad und mehr, plus versteht sich, ausbrechen. Der Abendlauf präsentierte das genaue Gegenteil. Immer eisiger und auch der Ostsee – Strich soll wieder an den Start gehen. Dieser Lake Effekt hatte uns am Wochenende ja den Schnee gebracht. Heftiger traf es aber jetzt strichweise Schwedisches Gebiet. Dort fielen bis zu einem halben Meter Schnee und das sorgte dort natürlich für große Behinderungen. Kurz geschrieben, wie es ab dem meteorologischen Winterbeginn weiter gehen soll, steht mal wieder in den Sternen.
Donnerstag, 24. November – Heute habe ich seit längerem mal wieder kurz den Ticker bei Passion Pilzsammeln durchgeblättert. In einigen Regionen weiter südlich war in den zurückliegenden Novembertagen und Wochen ja noch einiges los. Die herrlichsten Steinpilze oder Rotkappen, auch mal Semmelstoppelpilze, Trompetenpfifferlinge usw. Was aber von einigen Pilzfreunden als Sommersteinpilz verkauft wird, sollte man nicht für bare Münze nehmen. Ich sehe meist nur Gemeine Steinpilze auf den Bildern. Aber nach den frostigen Temperaturen sollte man in unseren Breiten derartige Ambitionen zu den Akten legen. Ich möchte nicht ausschließen, dass hier und dort noch ein Herrenpilz die erste Aktion von Väterchen Frost überlebt hat oder sogar von allem verschont im Erdboden steckt und die kommenden Tage noch für einen Abschiedsgruß nutzten könnte. Ansonsten stehen nun andere Arten in Aussicht, die für den Winter – Aspekt typisch sein sollten. Immerhin gehen die Herrenpilze in 6 Monaten ja wieder an den Start. Dann mit tatsächlichen Sommersteinpilzen, falls es die dann herrschende Witterung zulassen sollte. Vor allem mit dem nötigen Wasser sollte nicht gespart werden. Wir brauchen also im neuen Jahr keine Blockade – Hochs, sondern kräftigere Tiefs, die ihnen deutlicher Paroli bieten können. Allerdings gibt es die heftigsten Schübe von Steinpilzen meist in solchen Blockade – Jahren, mit monatelanger Trockenheit, wie es uns in dieser Saison wieder bewiesen wurde.
Die Großwetterlage bleibt wohl auch in den kommenden Wochen eingefahren. Zwar mogeln sich immer mal schwache Fronten mit etwas Niederschlag bis zu uns durch. Nennenswertes an Wasser ist von ihnen nicht zu erwarten. Sie lassen sich bei uns auf dem Frontenfriedhof bestatten, dank des Osteuropa – Hochs. Und dieses soll sich in der nächsten Zeit immer weiter verstärken, mit einem fast rekordverdächtig hohen Luftdruck. Und nicht nur dieses. Es wird eine riesige Ausbreitung dieser Hochdruckbrücke berechnet. Praktisch von den Britischen Inseln bis nach China, an den Pazifik. Ein gewaltiges Hoch, dass um diese Jahreszeit immer mehr Kälte produziert. Und diese Sibirische Kaltluft könnte unter Umständen im Laufe des Dezembers bis zu uns vorankommen. Steht uns demnach ein Eiswinter bevor? Die Tendenz ist jedenfalls derzeit dahin gehend. Interessant dabei ist, dass die eisigste Luftmasse nicht in den Polarregionen lagern soll, sondern südlicher, auf unseren Längengraden. In den Nordpol nahen Gebieten soll es demnach überdurchschnittlich „warm“ werden. Das könnte nicht nur „lustig“ bezüglich der hohen Energiekosten werden, sondern eine derartige Konstellation kann auch ein gewisses Überraschungspotenzial beinhalten. Vielleicht beschert uns diese mögliche Großwetterlage ja endlich mal wieder Weiße Weihnachten! Obwohl, in Nordwestmecklenburg hatten wir diesbezüglich im letzten Jahr mal wieder Glück. An Heilig Abend schneite es kräftig und der Schnee blieb auch liegen.
Freitag, 25. November – Dichter Nebel in der vergangenen Nacht und auch bis in den Vormittag hinein. Richtig ungemütlich trotz moderater Plusgrade ist es bei der hohen Luftfeuchtigkeit. Aber das ist November wie er klassischer kaum geht. Der Entwicklung unserer Winterarten soll es entgegen kommen. Dazu zog am Nachmittag und am Abend noch etwas Regen durch. Ähnlich soll es auch in den kommenden Tagen weiter gehen. Also nicht richtig mild, aber auch nicht sonderlich kalt. Meist wird es dabei trüb und grau bleiben. Nur selten lässt sich auch mal die Sonne blicken. Mit etwas Glück könnte das morgen der Fall sein.
Stichwort morgen. Am morgigen Sonnabend, dem Vorabend zum 1. Advent, wird nicht nur im Steinpilz – Wismar Großkampftag angesagt sein. Auch im Umfeld der Nikolai – Kirche, der Schweinsbrücke bis zu uns, Ecke ABC Straße. Hier findet nämlich wieder die inzwischen fast schon traditionelle „Steern – Wiehnacht“ statt. Organisiert von Petra Lubiger, der netten jungen Dame vom Brausekontor, gleich schräg gegenüber dem Info – Zentrum. Dazu heißt es in der offiziellen Ankündigung „Kleiner nostalgischer und maritimer Adventsmarkt im historischen Nikolaiviertel. In Kerzenlicht getaucht unter dem Sternenhimmel werden im Schatten der Nikolaikirche und des Schabbel (Stadtgeschichtliches Museum) regionale Köstlichkeiten und Handwerkskunst angeboten.“
Nun, die Kerzen werden wohl nicht ausgepustet, so wie in den Vorjahren, als es oft sehr stürmisch war. Ob der Sternenhimmel soll hell erstrahlt, dass die monumentale Nikolai – Kirche Schatten auf uns wirft, bleibt abzuwarten. Ob es Handwerkskunst ist, wenn ich auf meine oft viel zu kitschigen Gestecke blicke, sei dahingestellt. Ebenfalls dahin gestellt ist, ob die Pilzsuppe köstlich sein wird. Früher hatte wir noch eine gute Seele namens Irena, die in vorzüglicher Weise den Gaumen der Feinschmeckerinnen und Feinschmecker verwöhnte. Jetzt muss ich selber an den Topf. Aber es ist nicht das erste mal. Die Generalprobe vor wenigen Jahren aus Anlass der Stuhlparade in der ABC Straße war durchaus gelungen. Eigenlob stinkt, so sagt man, aber die Pilzsuppe hat nicht nur mir damals vorzüglich gemundet. So hoffe ich, morgen gelingt mir dieses nochmals. Mit Stockschwämmchen und Hallimasch bin ich eigentlich aus der sicheren Seite. Wir werden also wieder einen kleinen Imbissstand vor dem Info – Zentrum aufbauen. Auf der Freifläche gegenüber werden Tische zum Verweilen platziert. Alles wird entsprechend illuminiert. Die Pilzsuppe wird allerdings limitiert sein. Wenn alle, dann alle! Die „Steern – Wiehnacht“ wird in der Zeit zwischen 16.00 und 21.00 Uhr gefeiert.
Sonnabend, 26. November – Etwas Regen am Nachmittag hätte heute nicht sein müssen. Aber ansonsten war das Abendwetter mehr als optimal für die diesjährige „Steern – Wiehnacht„ im Nikolai – Viertel der alt – ehrwürdigen Hansestadt Wismar. In den Vorjahren stand dieser nostalgische Weihnachtsmarkt ja nicht gerade unter einem guten Stern, was das Wetter anbelangte. Insbesondere der erste vor einigen Jahren direkt im Umfeld der großen St. Nikolai Kirche hätte die Organisatorin zum Verzweifeln bringen können. Eisiger Ostwind bei gefühlten minus 10 Grad. Wind ist vielleicht nicht der richtige Ausdruck, Sturm trifft es wohl eher. Bei diesem ungemütlichen Wetter konnte damals beileibe keine gemütliche Adventsstimmung aufkommen. Auch in den Folgejahren war Sturm und Regen ein ständiger Begleiter der Sternen – Weihnacht.
Heute zeigte sich das Wetter versöhnlich. Recht milde Temperaturen und fast windstille. So wurde die diesjährige Steern – Wiehnacht zumindest aus meiner Sicht ein voller Erfolg. Wie bereits oben geschrieben, beteiligte sich auch der Steinpilz – Wismar aktiv daran. Wir bauten vor dem Infozentrum einen kleinen Stand auf und boten herzhafte Waldpilzsuppe feil. Dieses mal wieder traditionell auf dem Dreibock über Grillkohle. Vier große Kochtöpfe hatte ich vorgekocht. Mit Hallimasch als dominante Art, aber auch Wiesen – Champignons und Lungen – Seitlinge waren darin enthalten. Diese steuerte uns Phillip Müller bei. Mit drei Leuten waren wir zwar recht dünn besetzt, aber alles klappte wunderbar. Und durch das Nikolai – Viertel strömten regelrecht Menschenmassen. Es war eine wunderbare und einzigartige Atmosphäre! Ich glaube stimmungsvoller war bisher keiner unserer Imbisstage. Ganz besonders möchte ich mich bei Kerstin Freyer und Christian Boss bedanken, die maßgeblich zum Gelingen dieser vorweihnachtlichen Aktion beigetragen haben. Am Schluss waren wir uns einig, es war einfach toll und wer nicht dabei war hat wirklich etwas verpasst. Ganz großen Dank und Bewunderung auch der Organisatorin des nostalgischen Weihnachtsmannes, Frau Lubiger vom Brausekontor Wismar.
Wir wünschen allen Leserinnen und Lesern des Tagebuches einen schönen 1. Advent!
Sonntag, 27. November (1. Advent) – Na dann ein Prosit auf das neue Jahr! Heute ist nämlich Neujahr im Kirchenkalender. Das Kirchenjahr endet am Totensonntag und der 1. Advent bedeutet so viel wie Ankunft im neuen Jahr oder besser die Vorbereitung auf die Geburt des Jesuskindes in der Heiligen Nacht. Unabhängig davon ist der 27. November auch ein Lostag im Bauernkalender. So findet sich im Buch „Abendrot – Schönwetterbot“ folgendes dazu: „Wenn es friert auf St. Virgil, bringt der März noch Kälte viel“. Nun, bis März ist es noch ein Weilchen hin. Das der erste Frühlingsmonat bei uns nur selten mit Wärme auftrumpft, ist uns ja hinlänglich bekannt. In den zurückliegenden Jahren war er teils kälter als die Hochwintermonate Januar und Februar. Heute hat es nicht gefroren und vielleicht wird der kommende März mal ein echter Frühlingsmonat mit reichlich Niederschlägen in milder Luft. Dann hätten wir durchaus günstige Wachstumsbedingen zum Saisonstart am 01. April. Der 27. November ist darüber hinaus ein ganz wichtiger Tag für die Meteorologen. Vor über 300 Jahren (1701) wurde nämlich Herr Celsius geboren! Wir messen unsere Temperaturen ja in der Regel nach Grad Celsius. Andere Gradeinteilungen wurden ebenfalls nach den Wissenschaftlern benannt, die sie entwickelt haben. So das Grad Kelvin. 0 Grad Celsius entsprechen beispielsweise 273,15 Grad Kelvin. Weitere Messeinheiten wären noch das Grad Fahrenheit, Rankine oder Reaumur.
Montag, 28. November – Grau in Grau und zum späten Nachmittag und Abend auch regnerisch zeigte sich dieser vorweihnachtliche Spätherbsttag. Der Regen hängt mit einem Tiefausläufer zusammen, der milde Meeresluft nach Osten schieben möchte. Das Blockade – Hoch wirkt aber entschieden dagegen und weiter bis ins westliche Mecklenburg kommen die Niederschläge nicht voran. Die Front zerfällt und löst sich schließlich auf. Landet mal wieder auf dem Frontenfriedhof. Und damit sind die Atlantik – Tiefs bis auf weiteres abgemeldet.
Eine zunehmend kältere Ostströmung setzt sich in den kommenden Tagen durch. Das passt dann ganz gut zum am Donnerstag beginnenden, meteorologischen Winter. Und erst recht zum Weihnachtsmonat Dezember! Und dieser könnte ein richtiger Wintermonat mit Frost und Schnee werden. Zwar soll die Temperatur zunächst noch im recht „lauen“ Frostbereich verharren. Tags knapp über null, nachts leichter Frost. Aber im weiteren Verlauf soll sich vom Mittelmeer aus Tiefer Luftdruck annähern. Dabei frischt der Ostwind auf und die Luft fühlt sich deutlich kälter an, wie sie eigentlich ist. Dabei könnte es in Richtung Wochenende auch zu Aufgleitniederschlägen kommen, die sowohl in flüssiger, wie auch fester Form fallen können. Ja, es kann sich diagonal über Deutschland mal wieder eine Luftmassengrenze ausbilden. Das amerikanische Wettermodell GFS rechnete heute in einigen Regionen über Mitteldeutschland sogar regional bis zu 40 cm Neuschnee! Das wäre dann schon wieder mal eine zumindest kleine Schnee – Katastrophe. Ob es so dick kommt, steht längst noch nicht fest. Die eventuell davon betroffenen Regionen auch noch nicht. Der Abendlauf des GFS hatte die Schneefälle auch in der Rechnung, teils bis zu uns hoch an die Küste. Im Verlauf soll es dann immer kälter werden. Der Winter scheint sich richtig fest zu setzen. Es wird noch Spannend!
Dienstag, 29. November – Nennenswerter Regen ist gestern auch nicht zusammen gekommen. In meinem Messbecher waren es allenfalls 0,2 Liter. Vielmehr ist zunächst auch nicht zu erwarten. Sogenannte Kaltlufttropfen, die in der Höhe über Mitteleuropa herum eiern, könnten in Richtung Wochenende noch einige Regentropfen oder Schneeflocken liefern. Derweil macht sich aus Richtung Osten immer kühlere Luft auf den Weg zu uns. Es geht in Richtung „Winter – Light“. Also eher nasskaltes Wetter, weder richtig Winter, noch als mild zu bezeichnen. Wie es dann weiter geht, steht in den Sternen. Der derzeit bevorzugte Trend geht eher zu immer kälterem Wetter. Der letzte Lauf des GFS ist aber zunehmend unentschlossen. Da waren in den letzten Tagen deutlich winterlichere Berechnungen zu sehen. Der Abendlauf schwankt nun ziemlich deutlich zwischen Winter und Vorfrühling hin und her. Entscheidendes könnte sich in Richtung Mitte Dezember tun. Entweder es kommt zum großen Arctic – Ausbruch oder von Südwesten her erreichen uns sehr milde Luftmassen. Das wäre der Fall, wenn der mögliche Kälteausbruch über dem Nordatlantik nach Süden verläuft. Bricht die Kaltluft jedoch über Skandinavien und Nordwest Russland nach Süden aus, dürfen wir uns warm anziehen. Dabei wären auch Schneefälle möglich. Einige Wettermodelle berechneten beispielsweise auch bei uns Schneehöhen von über 30 cm.
Wie dem auch sei, es ist Winter und wir müssen es ohnehin nehmen wie es kommt. Den Winterarten dürfte es gut tun, nur dass sie bei Dauerfrost auch konserviert sind. Sollte es ein richtiger Eis- oder Schneewinter werden, könnte der Wachstumsaspekt der Winterarten verzögert und in die Länge gezogen werden. Ich erinnere mich an den Eiswinter 1995/96. Das Eis auf unseren Binnenseen taute erst um Ostern ab und als ich bei frühsommerlichen Temperaturen jenseits der 20 Grad – Marke während einer Exkursion durch den Wald bei Roggow im Monat Mai ins Schwitzen kam, starteten die Austern – Seitlinge endlich durch. Wohlgemerkt Austern- und keine Lungen – Seitlinge! So können die Wachstumsaspekte sich immer mal verschieben, je nach Verlauf der Witterung. Da es im letzten Sommer vielfach viel zu trocken war und der Herbst mit regional mehr Feuchtigkeit und überdurchschnittlich hohen Temperaturen aufwartete, gab es besonders in Süddeutschland bis in den Spätherbst hinein noch Sommerarten, allen voran Sommer – Steinpilze.
Mittwoch, 30. November – Die heutige Mittwochsexkursion führte in den 3. Quadranten des Messtischblattes 2335 = Langen Brütz. Dazu traf ich mich mit Christopher Engelhardt gegen 09.00 Uhr in Wismar und wir fuhren mit dem Auto zum Zielgebiet. Somit brauchte ich bei nur wenigen Grad über null und Nieselregen nicht mit meinem Zweirad die nicht gerade kurze Strecke fahren. Die Topographische Karte Langen – Brütz verfügt über eine Vielzahl landschaftlich höchst interessanter und abwechslungsreicher Gebiete. Gerade auch der dritte Quadrant hält landschaftlich einzigartige und auch pilztechnisch interessante Perlen bereit.
So statteten wir zunächst dem Naturschutzgebiet „Trockenhänge am Petersberg“, unweit des Flughafens Pinnow, einen Besuch ab. Vor einigen Jahren konnten wir hier auch im November noch die exotischen Tintenfischpilze bewundern. Die waren heute leider nicht dabei, aber Frischpilze gab es in dieser heideartigen Landschaft noch reichlich. Allerdings hätte sich der Kochtopf – Mykologe mit einer Handvoll Frostschnecklinge und Schneepilze zufrieden geben müssen. Noch vorhandene Butterpilze und Parasole wiesen leider Frostschäden auf.
Im Anschluss fuhren wir noch an das mit Laubwald bestandene Ufer des Pinnower Sees. Das Frischpilzaufkommen lag hier weit unter dem, des auch Ende November hier noch möglichen. Der trockene Herbst trägt dafür die Verantwortung. Insgesamt konnte wir noch knapp 50 Arten notieren. Damit endet für mich auch die Pilzsaison 2022. Wieder sind damit acht Monate mit ihrer Wetterentwicklung und dem daraus resultierenden Frischpilzaufkommen ausführlich dokumentiert. Unter dem Strich liegt ein bescheidenes Pilzjahr hinter uns. Da ändert der Massenaspekt Ende September bis weit in den Oktober hinein nicht wirklich viel. Natürlich werden viele Mykophagen sehr zufrieden sein, die ohnehin nur im Herbst auf die Pirsch gehen. Aber die Saison geht über acht Monate und ist daher nicht auf nur vier Wochen komprimiert. Reduziert wurde sie vor allem durch die Dauertrockenheit.
Hier sind meine Messwerte des Niederschlags der zurück liegenden 8 Monate. Natürlich nur grobe Werte aus meinem privaten Messbecher, die aber sicher einen recht ordentlich Aussagewert besitzen. Allerdings ist es ein stationärer Becher, der die im Sommer häufig konvektiven Platzregen, die nur wenige Kilometer entfernt niedergehen, nicht erfassen kann. Somit können die Werte in unserem Einzugsgebiet durchaus erheblichen Schwankungen unterliegen und fallen auch in dieser Saison differenziert aus. Hier meine Messwerte und in Klammern dahinter die Durchschnittswerte im Klimamittel für die Hansestadt Wismar: April: 15,5 l/qm (17,9); Mai: 29,00 l/qm (38,2); Juni: 6,2 l/qm (51,7); Juli: 36,8 l/qm (57,0); August: 25,0 l/qm (73,7); September: 52,5 l/qm (26,6); Oktober: 16,6 l/qm (31,4); November 24,7 l/qm (25,3).
Im April fiel zwar fast das übliche an Niederschlag, aber es ist zu bedenken, dass im März so gut wie nix vom Himmel fiel! Der Mai etwas zu trocken und im Juni extrem trocken. Juli etwa die Hälfte des üblichen und der August wieder viel zu trocken. Einzig der September kann mit deutlich mehr Wasser auftrumpfen. Am 16.09. fielen 40 Liter in meinen Becher. Das war die Initialzündung für Westmecklenburg, während diese in der Müritz – Region bis nach Vorpommern teilweise bereits im August gelegt wurde. So brach hier schon Anfang September regional ein Sturm an der Pilzfront los. Im Oktober fiel nicht einmal die Hälfte des üblichen und im November lagen wir etwa im Mittel. Das gilt aber auch nur für die Region um Wismar herum, wo der Ostseestrich durch kräftige Schneeschauer einiges einbrachte. Insgesamt, auf Deutschland gesehen, war der Herbst 2022 zu sonnig, viel zu warm und auch zu nass! Zu nass in Süddeutschland, aber viel zu Trocken in der Nordhälfte. Trotz der in die Daten einfließenden Trockenheit bei uns, war er auf das ganze Land gesehen immer noch zu nass! Das mehr an Regen im Zusammenspiel mit der Wärme hat den südlicheren Regionen noch einen langen und ergiebigen Pilzherbst beschert, in dem einige Sommerarten das nicht mögliche des Sommers nachholen konnten.
Das soll es gewesen sein. Viele, viele Stunden habe ich wieder jeden Abend von April bis November am Computer gesessen und diese Tagebücher geschrieben. Sie sind seit dem Jahre 2009 zu einem Selbstläufer geworden. Ich hoffe, ich habe damit nicht zu sehr gelangweilt und genervt, wenn das Wetter häufig im Vordergrund stand und das pilzliche überlagerte. Aber Wetter ist natürlich das A und O und die Grundvoraussetzung aller Entwicklungen an der Pilzfront.
Übrigens verspricht der Dezember noch sehr spannend werden. Eine Luftmassengrenze könnte sehr viel Schnee bringen, eisige Luft aus der Arktis aber auch brühwarme Luftmassen aus den Subtropen. Der Abendlauf des GFS hatte beides auf der Agenda. Erst teils richtig frostig und um die Monatsmitte den Ausbruch des Vorfrühlings. Aber der für uns relevante Vorfrühling beginnt ja erst im April. Wenn nichts dazwischen kommt startet das Tagebuch wieder am Sonnabend. dem 1. April 2023. Sehr wahrscheinlich wird es aber auch in diesem Winter wieder die Rubrik „Winterimpressionen“ geben. Natürlich nicht mit täglichen Einträgen, aber in loser Folge werde ich mich sicher auch hier bezüglich Wetter und Pilze zu Wort und vor allem zu Bild melden.
Somit wünsche ich allen Leserinnen und Lesern des Tagebuches eine entspannte und stimmungsvolle Advents- und Weihnachtszeit sowie einen gesunden guten Rutsch in das neue Jahr 2023.
Wir startet höchstwahrscheinlich wieder am 01. April 2023!