Mittwochsexkursion bei Schönberg
Auch für interessierte Pilz- und Naturfreunde
Durch den Wald am Selmsdorfer Traveufer
Heute wurde mit dem ersten Quadranten des Messtischblattes 2131 = Schönberg begonnen. Bereits zwei mal war diese Topographische Karte schon in den Umläufen unserer Mittwochsexkursionen an der Reihe. Im Herbst oder auch im Spätherbst. Nun zur Abwechslung auch mal im Frühling. Im letzten Jahr führte eine öffentliche Wanderung zur gleichen Jahreszeit durch die überwiegend mit Nadelbäumen bestandenen Wälder und Forste am Selmsdorfer Trave – Ufer. Ich wählte sie auch heute zu meinem Ziel aus. Zur Auswahl standen des weiteren das Heidenholz bei Hof Selmsdorf, das Kirchenholz oder der Rupensdorfer Wald, südlich der Schönberger Mülldeponie. Ansonsten gibt es noch zergliederte Waldflächen im nördlichen Bereich des Quadranten, so beispielsweise auch am Pannkaukenbarg. Mischwaldbereiche und vor allem auch Nadelforst auf sandigem Untergrund reizte mich, da hier beispielsweise mit der Mitte April ihren Wachstumshöhepunkt erreichenden Frühjahrs – Lorchel zu rechnen war. Dieser wollte ich zu einem neuen Fundpunkt auf meiner Verbreitungskarte verhelfen, welches mir auch gelang. Was sonst noch so los war, dazu hier eine komprimierte Auswahl.
Zwei Fliegen mit einer Klappe. Dummer Spruch, sind ja Pilze! Zum einen der Fleischroter Zystidenrindenpilz (Peniophora incarnata) und der Angebrannte Rauchporling (Bjerkandera adusta) an Betula.
Warziger Drüsling (Exidia plana) auf dem Wege des Eintrocknens.
Moosreicher Jungfichtenforst, aber für Fliegenpilz und Steinpilz einfach noch zu früh! Ein Wald/Forsttyp, der aus unseren Wäldern immer mehr verschwindet.
Eichen – Zystidenrindenpilz (Peniophora quercina).
Ein Waldtümpel. In diesem Jahr von besonderem Interesse, denn es gilt dem Pilz des Jahres auf die Schliche zu kommen.
Keine Sumpf – Haubenpilze, dafür aber üppiges Frühlingsgrün.
Absolut gemein, aber trotzdem immer mal ein Foto wert, die Schmetterlings – Tramete (Trametes versicolor) auf Laubholz eines scheinbar wahllos zusammen gewürfelten Holzhaufens.
Dieser Haufen von verschiedenen Holzstämmen und Ästen animierte mich dazu, ihn ein wenig näher zu untersuchen und umzukrempeln. Auf der Unterseite eines Kiefernastes fand ich sogleich, was ich erhoffte zu finden, den Weinroten Kiefern – Gloeoporling (Gloeoporus taxicola).
Gleich daneben, beim nächsten Griff eines Laubholzstammes und eher unverhofft, die Großporige Datronie (Datronia mollis).
Und es ging hier Schlag auf Schlag. Auf der Unterseite des nächsten Stammes nur weinige Milimeter große Apothezien kleiner grauer Becherlinge der Gattung Mollisia, eventuell auch Tapesia. Hier gibt es viele, optisch ähnliche Arten, die meist nur mikroskopisch bestimmbar sind. Etwas für Spezialisten.
Uns immer wieder Schichtpilze in unterschiedlichen Färbungen.
Und mitten im Gebälk ein richtiger Pilzhut.
Nein Hutpilz, so ist es richtig. Rehbrauner Dachpilz (Pluteus atricapillus).
Etwas weiter entfernt der nächste Holzstapel. Auch er wurde komplett von Pilzen in Besitz genommen.
Einer der häufigsten Vertreter an totem Nadelholz ist der Gemeine Violettporling (Trichaptum abietinum), hier in seiner resupinaten Wuchsform.
An Kiefern – Stubben findet sich nicht selten der Unförmige Weichporling (Skeletocutis amorpha). Seine Porenschicht neigt zu orange Verfärbungen.
Und dann einige knallrote Farbtupfer im Altkiefern – Mischwald. Haselnuss und andere Laubbäume waren vertreten, aber keine Weiden. Ein Standort eher für die Frühjahrslorchel. Sollte es der seltenere Zinnoberrote Kelchbecherling (Sarcoscypha coccinea) sein?
Ich legte ein einfaches Wasser – Präparat in mein einfaches Schülermikroskop und wir sehen die großen Sporen. Das Innere der Sporen ist von zahlreichen Bläschen ausgefüllt, die sich besonders zu den Enden konzentrieren. Der sehr ähnliche Sarcoscypha austriaca soll nur im Zentrum der Sporen einige Bläschen zeigen. Eigentlich müssten jetzt noch die Härchen am Rande der Apothezien untersucht werden.
Dann dauerte es auch nicht mehr lange und die ersten Frühjahrs – Lorcheln (Gyromitra esculenta) standen vor mir. Hier eine recht hellhütige Kollektion.
Ältere Frühjahrslorcheln (Gyromitra esculenta) wirken auf dem Hut oft wie mit Mehl bestreut. Es handelt sich natürlich um Selbstbestäubung.
Ihre Wuchsform kann durchaus elegant sein.
Aber häufig auch recht kurzstielig und kompakt.
Hier die Artenliste von MTB 2131/1 – Wald am Selmsdofer Trave – Ufer: Brandkrustenpilz, Striegeliger Schichtpilz, Stoppliger Drüsling, Gemeiner Violettporling, Fleischroter Zystidenrindenpilz, Angebrannter Rauchporling, Warziger Drüsling, Birken – Zungenporling, Fichten – Zapfenrübling, Hasen – Stäubling, Duft – Trichterling, Eichen – Wirrling, Eichen – Zystidenrindenpilz, Eichen – Eckenscheibchen, Echter Zunderschwamm, Ampferblatt – Rostpilz, Schmetterlings – Tramete, Weinroter Kiefern – Gloeoporling, Flächiges Eckenscheibchen, Rotbraune Buchen – Kohlenbeere, Rehbrauner Dachpilz, Orangefarbenes Brennnesselbecherchen, Zugepitzter Kugelpilz, Rotrandiger Baumschwamm, Gemeiner Spaltblättling, Striegelige Tramete, Kiefernnadel – Spaltlippe, Frühjahrs – Lorchel, Unförmiger Weichporling, Kelchbecherling, Runzliger Schichtpilz und Großporige Datronie.
Und wir verabschieden uns vom Wald am Selmsdorfer Trave – Ufer am 12. April 2023.
Wann startet die nächste Mittwochsexkursion? – Siehe unter Termine!