Öffentliche Pilzlehrwanderung
Durch die Vierburgwaldung bei Bützow
Am Sonnabend, dem 24. Juli 2010. Treff war um 08.00 Uhr auf dem ZOB in der Wismarer Wasserstraße. Mit einem Auto und vier Pilzfreunden fuhren wir in Richtung Bützow. Hier erwartete uns schon Klaus Warning, der bekannte Pilzberater dieser Kleinstadt im herzen von Mecklenburg. Unser Ziel war heute die ortsnahe Vierburgwaldung. Es handelt sich überwiegend um sandige, abwechslungsreiche Laub – und Nadelwälder. Die wochenlange Hitze und Trockenheit ließ aber kaum Frischpilze sprießen. Wir brauchen dringend ergiebigen Regen!
Klaus Warning ist schon seit geraumer Zeit der stadtbekannte Pilzberater von Bützow. Gemeinsam mit der Stadt richtete er vor etwa 10 Jahren bereits einen Lehrpfad zum Thema Pilze in der Vierburgwaldung ein. Wir ließen uns von ihm sachkundig durch dieses interessante Gebiet führen.
Der Lehrpfad ist gut ausgeschildert.
Los geht auf dem Bützower Pilzlehrpfad.
Immer wieder tauchen informative Schautafeln auf.
Einige wichtige Fakten zum Thema holzbewohnende Pilze.
Gezielt und ausgesucht wurden hier Holzstämme der unterschiedlichsten Baumarten abgelagert. Hier kann man die Vorlieben bestimmter Pilzarten für eine ganz spezielle Holzart beobachten. Eine sehr gute Idee!
Auf Holz wachsen sowohl essbare als auch giftige Arten. Die allermeisten kommen aber zu Speisezwecken nicht in Betracht.
In unmittelbarer Nähe liegt auch das Naturschutzgebiet Peetscher See, ein stark der Verlandung ausgesetzter Flachwassersee, der vor allem für viele Vogelarten von Bedeutung ist, wie man dieser Schautafel entnehmen kann.
Anstatt mit Pilzen, füllte sich mein Exkursionskorb mit Kiefernzapfen, die wir zum Dekorieren und Basteln benötigen.
Zum verschnaufen lädt auf halber Strecke dieses Holzhäuschen ein.
Es gab aber doch noch einige Frischpilze:
Neben wenigen Speise- Täublingen auch dieser ansehnliche Samtfuß – Krempling (Paxillus atrotomentosus). Als Speisepilz ist er allerdings nicht zu empfehlen.
Eine Augenweide war dieser wunderschöne Kiefern – Braunporling (Phaeolus schweinitzii). Der nicht seltene Porling wächst im Sommer und Herbst an Nadelholz. Er besitzt die Eigenschaft, Hindernisse während seines Wachstums mit einzuschließen, so wie hier eine junge Eberesche. Auch Laub und Grashalme werden mit umwachsen. Der Pilz ist ungenießbar und ein bedeutender Forstschädling, der das Kernholz zerstört.
Auf moorigem Untergrund am Ufer des Peetscher Sees traten zahlreiche Dickschalige Kartoffel – Hartboviste (Scleroderma citrinum) in Erscheinung. Sie sind jung schwer und fest wie eine rohe Kartoffel. Schneidet man sie auf, findet man die Mitte meist violettschwärzlich verfärbt. Kartoffelboviste sind giftig!
Auch dieser Schiefe Schillerporling (Inonotus obliquus) macht den Birken nicht selten zu schaffen. Auch er ist ein starker Holzzerstörer. In Form von Tee ist er besonders in Russland und in Ostasien unter der Bezeichnung „Chaga“ ein beliebter Vitalpilz.
Zum Schluss, wie immer, noch ein Gruppenfoto aller Teilnehmer, leider heute nur, wie man sieht, 4 Pilzfreude aus Wismar und Klaus aus Bützow.
Danach wurden wir noch von Frau Warning in den idyllischen Garten direkt am Warnow – Ufer zum Mittagessen eingeladen.
Hier schauten wir uns im Garten etwas um. Aufsehen erregte besonders Klaus seine „Bohnenpyramide“. So etwas gibt es wirklich nicht an jeder Ecke zu sehen!.
Inzwischen hat seine Frau schon liebevoll den Tisch gedeckt. Es gab selbst zubereiteten Kartoffelsalat und Bouletten.
So dann ging es zu Tisch und wir ließen es uns schmecken. Herzlichen Dank für das vorzügliche Gericht an Frau Warning und besten Dank an Klaus, für den gelungenen Ausflug in die Region Bützow.
Im Anschluss fuhren wir gemeinsam wieder nach Wismar. Im Normalfall hätte ich heute Nachmittag von 16.00 – 18.00 Uhr die Pilzberatung, also den „Steinpilz“, geöffnet. Da es im großen und ganzen kaum Pilze gibt, ist die Resonanz und der Bedarf an Pilzberatung zur Zeit leider gering. Die große Hitze ist erst einmal vorbei und das Wetter ist für die nächsten Tage leicht durchwachsen vorhergesagt. Das wird viele Urlauber auch zu einem Stadtbummel anregen und der „Steinpilz“ stößt doch oft auf ein besonderes Interesse, denn so einen „Pilzladen“ haben die allermeisten noch nirgens gesehen. Auch eine ständige Frischpilzausstellung in diesem Umfang dürfte großen Seltenheitswert besitzen. Deshalb entschloß ich mich heute nochmals in den immer noch pilzsicheren Haushalt Forst zu fahren, um noch einen Korb voll Ausstellungspilze zu holen. Tags zuvor habe ich nämlich längst nicht alles abtransportieren können. Kann ich eine attraktive Ausstellung präsentieren, sind auch mehr Menschen bereit, einen Euro dafür auszugeben. Dieser trägt seinerseits wieder dazu bei, dass ich den „Steinpilz“ auch weiterhin bezahlen kann. Und damit sieht es in diesem Jahr nicht besonders gut aus. Anders als die Vierburgwaldung, steht dieses Waldgebiet auf schwerem Boden. Dieser kann die noch vorhandene Feuchtigkeit viel länger speichern. Auch die Schatten spendenden Buchen tragen dazu bei. Außerdem hatte sich am Abend des 12. Juli eine Schwergewitterschiene zwischen Schwerin und Wismar aufgebaut. Das Gebiet liegt genau dazwischen und es dürften ca. 20 Liter Regen auf den Quadratmeter gefallen sein. Anders als viele offenen Landschaften, können Wälder solche Sturzregen viel besser aufnehmen und speichern. Das führte nochmals zu einer deutlichen Verbesserung des Pilzaufkommens.
Am kalkigen Waldwegrand gab es stellenweise zahlreiche Netzstielige Hexen – Röhrlinge (Boletus luridus). Sie sind essbar, müssen aber gut erhitzt werden. Auch sollte nach Möglichkeit Alkohol gemieden werden. Standortfoto am 24. Juli 2010 im Haushalt Forst.
Viele Exemplare standen hier und fast alle makellos und im selben Entwicklungsstadium. Typisch für einen durch Regen neu ausgelösten Wachstumsschub.
Zu den häufigeren Röhrlingen zählen hier zur Zeit diese seltenen Anhängsel – Röhrlinge (Boletus appendiculatus). Gute Speisepilze, aber schonenswert!
In manchen Büchern wird der Anhängsel – Röhrling (Boletus appendiculatus) auch als Gelbfleischiger Steinpilz bezeichnet. Tatsächlich hat er auch wie dieser eine zarte Netzzeichnung auf dem Stiel. Echte Steinpilze besitzen aber immer weißes Fleisch, das nur etwas gelblich oder weinrötlich durch gefärbt sein kann.
Noch immer gibt es hier, wie schon seit etwa drei Wochen, ungewöhnlich viele Pfeffer – Milchlinge (Lactarius pargamenus). Ein Milchling, den man praktisch nur im Hochsommer finden kann. Er kann nur nach besonderer Zubereitung empfohlen werden.
Auch Sommersteinpilze wurden durch den Regen wieder neu aktiviert. Hier kann man einmal deutlich die Farbvariationen bei dieser Art, ausgelöst durch Witterungseinflüsse wie Sonneneinstrahlung, studieren. Von fast weiß bei starker Sonne, bis dunkel- samtig schokoladenbraun im Schatten.
Das gleiche Spiel hier noch einmal bei einem Flockenstieligen Hexen – Röhrling (Boletus luridiformis). Ein unkundiger Pilzbestimmer könnte hier schnell auf die Idee kommen, einen immer hellhütigen Satans – Röhrling gefunden zu haben. Standortfoto.
Der gleiche Fruchtkörper von der sonnenabgewandten Seite. Hier ist die typische, dunkelbraunsamtige Färbung zu erkennen, wie es sich eigentlich für diese Art gehört.
Vereinzelt traten Stink – Täublinge (Russula foetens) auf. Dieser große, geriefte, gelbbräunlich gefärbte und unangenehm riechende Täubling ist nicht empfehlenswert.
Füllten in der Vierburgwaldung Kiefernzapfen aus Mangel an Frischpilzen meinen Korb, waren es im Haushalt Forst die schönsten Pilze die man sich nur Wünschen kann. Genug Material für eine halbwegs ordentliche Pilzausstellung!
Die nächste Pilzwanderung? – siehe unter Termine