Mittwochsexkursion bei Warnow
Auch für Interessierte Pilz- und Naturfreund*innen
MTB 2237/1 = Staatsforst Tarnow
Blick vom Staatsforst Tarnow auf die L 141 bei Warnow während einer schwülwarmen Mittwochsexkursion am 05.06.2019.
Ein neues Messtischblatt wurde heute in Angriff genommen. Die Topographische Karte im Maßstab 1 : 25 000 von Warnow = 2237. Und der Begriff Warnow scheint besonders im ersten Quadranten, der heute an der Reihe war, Programm zu sein. Wir finden hier nicht nur die Ortschaft Warnow, sondern auch den namensgebenden Flusslauf, der sich im westlichen Bereich in Richtung Nord/Nordost durch den Quadranten mäandert. Eindrucksvolle, teils bewaldete Flusstäler und Feuchtgebiete sind längst der Warnow entstanden. So auch unweit des Silberberges bei Klein Raden. Hier wurde vor Jahren von unserem Vereinsmitglied Christopher Engelhardt beispielsweise die seltene Trollhand entdeckt. Bei gezielter Nachsuche im Winter diesen Jahres konnten wir sie leider nicht wiederfinden. Zielgebiet der heutigen Exkursion war jedoch der westliche Teil der ehemaligen Staatsforst Tarnow. Ein insgesamt recht umfangreiches und überaus interessantes Mischwaldgebiet, welches natürlich auch schon Ziel von Kartierungen oder Pilzwanderungen war. Aber neues kann immer entdeckt werden und für interessierte Gäste ist es ohnehin zweitrangig. Hier geht es darum wissenswertes zu erfahren und vielleicht sogar eine Mahlzeit Speisepilze mit nach hause zu nehmen. Beides war heute der Fall.
Zum Vergleich, selber Standort wie oben, 4 Jahre später.
Gleich eingangs entdeckte Catrin einen schönen Perlpilz (Amanita rubescens). Er profitierte von einem Gewitterschauer zwei Tage vorher.
Frauen – Täublinge (Russula cyanoxantha) unter Rotbuchen. Pilz des Jahres 1997 und einer der wertvollsten Speisepilze.
Die geschmeidigen Lamellen splitterten? Im Hutfleisch waren Maden zu Gange und die Lamellen besaßen keinen halt mehr, brachen weg, wie bei anderen Täublingen auch.
Ein zunächst durch Trockenheitein arg gebeuteltes Hexenei einer Stinkmorchel (Phallus impudicus). Kaum hat es mal geregnet, holen sich auch schon die Schnecken ihren Anteil.
Eine ordnungsgemäße Entwicklung ist unter solchen Bedingungen schwierig.
Die Konvektion am Himmel ist heute gedeckelt. Erst morgen besteht wieder Gewittergefahr.
Ein Büschel bräunlicher Blätterpilze. Sollten das etwa Stockschwämmchen sein?
Weit gefehlt! Es handelt sich um die für Speisezwecke deutlich minderwertigeren Spindeligen Rüblinge (Collybia fusipes).
Ein junger Tintling aus dem Verwandtschaftskreis des Glimmer – oder Haustintlings (Coprinellus spec.). Die bräunlichen Fasern auf dem Hut könnten eventuell von einem Ozonium her rühren.
Ein toter Baumriese zwischen all dem grün.
Und mit Rotrandigen Baumschwämmen (Fomitopsis pinicola) in luftiger Höhe. Eine herausragende Position zum Sporenabwurf.
Am Waldrand.
Und dort finden sich nicht selten die imposantesten Baumriesen. Manschmal mit besonders skurielen Wuchsformen.
Und ein erster liegender Buchenstamm mit zahlreichen Lungen – Seitlingen (Pleurotus pulmonarius). Für Michael ist eine Pilzmahlzeit sicher.
Und manchmal dürfen sie auch zentral gestielt sein.
Und können auch eine rosa Tönung aufweisen.
Aber meist neigen sie eher zum mehr oder weniger starken Gilben.
Eigentlich zu dieser Jahreszeit ein überaus häufiger Blätterpilz in vielen Waldtypen, der Waldfreund – Rübling (Collybia dryophila). Wir freuten uns, dass wir wenigstens dieses Exemplar entdecken konnten.
Blutmilchpilze (Lycogala epidendron).
Catrin freut sich über einen massiven und frischen Flachen Lackporling zum bemalen.
Etwas ungewöhnliche, fast stiellose Wuchsform des Löwengelben Porlings (Polyporus varius) aus der Baumrinde heraus.
Und ein neues Massenvorkommen des Lungen – Seitlings.
Ich entschloss mich sie mit zu nehmen. Es loht sich dann schon mal, den Trockner anzuheizen. Lungen – Seitlinge (Pleurotus pulmonarius).
Kaum hatte es mal geregnet, waren auch gleich frische Fadenstäubchen der Gattung Stemonites zur Stelle.
Wie eine Kompanie Soldaten schob sich aus dem Rindenmulch von Fichten eine Gruppe Rehbrauner Dachpilze (Pluteus atricapillus) empor.
Die noch weißen Lamellen stehen sehr dicht gedrängt.
Der Rotrandige Baumschwamm (Fomitopsis pinicola), hier an seinem ursprünglichem Substrat, denn eine andere Bezeichnung für ihn lautet auch Fichtenporling. Weiter oben sehen wir ihn an Buchen und er kommt auch noch an weiteren Laub- und Nadelbäumen vor.
Ein junger und essbarer Grauer Wulstling (Amanita excelsa) in der Fichtenforst. Gut ist die Riefung auf der Oberfläche seiner Manschette zu erkennen.
Goldmistpilz (Bolbitius vitellinus) gut geschützt zwischen dicken Baumstämmen am Rande des Waldweges.
Er ist nahe mit den Tintlingen verwandt, dessen Lamellen allerdings schwarz werden und meist zerfließen.
Von links: Reinhold, Michael, Christian und Catrin am Sommeranfang in der Staatsforst Tarnow.
Hier die Artenliste von 2237/1 = Staatsforst Tarnow: Schmetterlings – Tramete, Striegelige Tramete, Tintenstrichpilz, Flächiges Eckenscheibchen, Gemeiner Spaltblättling, Birkenblättling, Orangefarbenes Brennnesselbecherchen, Zugespitzter Kugelpilz, Perlpilz, Frauen – Täubling, Rotbraune Buchenkohlenbeere, Wurzelschwamm, Rehbrauner Dachpilz, Sklerotien – Porling, Schuppiger Porling, Gemeine Stinkmorchel, Brandkrustenpilz, Echter Zunderschwamm, Langstielige Ahorn – Holzkeule, Veränderlicher Spaltporling, Judasohr, Rotbrauner Borstenscheibling, Breitblättriger Rübling, Gelbe Lohblüte, Fadenstäubchen, Lungen – Seitling, Rotrandiger Baumschwamm, Laubholz – Harzporling, Blutmilchpilz, Dickblättriger Schwarztäubling, Flacher Lackporling, Papagei – Täubling, Mai – Stielporling, Grauer Wulstling, Ampferblattrost und Goldmistpilz.
Fichtenforst in der Staatsforst Tarnow.
Wann startet die nächste Mittwochsexkursion? – Siehe unter Termine!