Öffentliche Pilzlehrwanderung
Pilzwandern im Jahr des Sumpf – Haubenpilzes
Durch das Westenbrügger Holz
Auch am Zweittreffpunkt, auf dem kleinen Bahnhof in Sandhagen, war niemand auszumachen, der heute Lust auf eine geführte Lehrwanderung hatte.
Das Westenbrügger Holz steht auf sandigen Böden und es gibt hier Kiefern, Fichten und Buchen – Bestände. Natürlich auch mit Birken, Eichen und weiteren Bäumen untermischt. Auch Erlenbrüche und moorige Standorte sowie Wiesenflächen sind integriert bzw. angrenzend. Es ist recht zergliedert und teilt sich in verschiede Ausläufer auf. Womit können wir hier im Frühsommer rechnen? Der Kochtopfmykologe kann bei entsprechender Vorwitterung Täublinge, Perlpilze oder Scheidenstreiflinge erwarten. Von den volkstümlichen Klassikern könnten einige Champignons und Pfifferlinge dabei sein. Röhrlinge können durch Rotfüßchen, Körnchen – Röhrlingen, Birkenpilzen, Sommersteinpilzen oder Hexen – Röhrlingen vertreten sein. Natürlich auch manches mehr. Leider bekam ich heute diese schon mögliche Vielfalt nicht zu Gesicht. Die Trockenheit ist einfach zu groß gewesen, in den zurück liegenden Wochen. Auch haben sich aufgrund intensiver Landwirtschaft auf den Äckern drumherum reichlich Nährstoffe in den ursprünglich armen und sandigen Böden eingefunden, so dass der Krautwuchs in den letzten Jahrzehnten, wie fast überall, deutlich zugenommen hat. Das erfreut Stickstoff liebende Arten wie Champignons und führt zu einer Rückgangstendenz von Pilzarten, die arme Standorte bevorzugen. Als Beispiel sei der beliebte Pfifferling genannt. Der Trockenheit geschuldet, konnte ich heute niemanden begeistern mit mir auf die Pilzpirsch zu gehen. So durchstreifte ich das Waldgebiet alleine und schwelgte in Erinnerungen längst vergangener Tage.
Der Baumbestand ist durchaus vielseitig. Hier dominieren Buchen, Eichen und Birken.
Der Hauptweg, der die Ortschaften Westenbrügge und Detershagen miteinander verbindet.
Hier wächst ein Lärchenbestand in den Himmel.
Mehrstöckiger Mischwald.
An einer trockenen und sonnigen Stelle fühlt sich die Striegelige Tramete (Trametes hirsuta) sehr wohl. Um sich zu schützen ist sie dicht behaart.
Hier schlagen wir gleich zwei Pilzarten mit einer Klappe. Wir sehen den Gemeinen Rindensprenger (Vuilleminia comedens) und die Schmetterlings – Tramete (Trametes versicolor).
Erfreulich, dass hier noch ein intakter Fichtenbestand zu finden ist.
Inselweise dichter Fichten – Jungwuchs. Hoffen wir, das dieser wichtige und pilzreiche Waldbaum auch weiterhin im Bestand unserer Wälder und Forste bleiben möge.
Ein ideales Revier für Freunde von Maronen – Röhrlingen und in feuchteren Sommern können Gallen – Röhrlinge hier für „Begeisterung“ sorgen. Ich dachte mit jedoch, schau mal, ob der Samtfuß – Krempling schon erschienen ist. Kaum zu Ende gedacht, stand er auch schon vor mir.
Der massige und fleischige Großpilz mit den samtig – braunen Stielen ist praktisch kaum zu verwechseln. Er steht den beliebten Röhrlingen nahe und kann auch gegessen werden. Kocht man ihn, färbt sich das Wasser bläulich. Samtfuß – Krempling (Paxillus atrotomentosus).
Ein sauberer und moosreicher Fichtenforst wie ihn die Pilzsucherinnen und Sucher lieben.
Bis auf die Samtfuß – Kremplinge und Stinkmorcheln gab es hier heute keine Frischpilze weiter.
Die Gemeine Stinkmorchel (Phallus impudicus) erlebt derzeit ihren ersten, frühsommerlichen Wachstumsschub.
Ausversehen im Schlaf gestört habe ich die Große Grasbüscheleule (Apamea monoglypha), die unter einem Fichtenstamm dem Sonnenuntergang entgegen fieberte. Dankeschön an Christopher Engelhardt für die Bestimmung dieses Nachtfalters!
Leider sieht man auch hier unerfreuliches von gleichgültigen Zeitgenossen. Noch ist der Waldweg zwischen Westenbrügge und Detershagen auch ein öffentlicher Fahrweg. Angesichts dieser Bilder braucht man sich nicht zu Wundern, wenn die Forstämter die Waldwege dicht machen.
Und es kommt noch schlimmer: Glasscherben! Den Wald können sie nicht in Brand setzen. Waldbrände werden in unseren Breiten nahezu ausschließlich (99 %) durch Menschen, sei es durch Leichtsinn, oder vorsätzlich, entfacht. Auch Altmunition kann dafür nicht in Frage kommen. Aber in den Wäldern ist Wild zu hause. Es kann sich schwer verletzen!
Und das trotz des aufmerksamen Beobachters!?
Lichter, warmer Buchenwald. Gut für Steinpilz und Co. geeignet.
Am Waldwegrand einige, wenige essbare Waldfreund – Rüblinge (Collybia dryophila).
Hoppla, was steht denn hier am Wegesrand? Ein junger Champignon oder gar ein noch weißhütiger Jung – Steinpilz? Aber ich ahnte es bereits, der Pilz war ziemlich fest und holzig. So kann auch mal ein junger Flacher Lackporling (Ganoderma lipsiense) aussehen!
Ein fast aufgeräumter Fichtenforst. Hier lassen sich im Herbst die Maronen – Röhrlinge mühelos entdecken und einsammeln.
In diesem Kiefern – Forst mit Unterwuchs wird ein solches Unterfangen schon nicht mehr ganz so einfach.
Ich sehe sie in Gedanken noch, die wunderbar anzusehenden, aber Frost – geschädigten Steinpilze während einer öffentlichen Wanderung vor vielen Jahren im vorgerückten Oktober, wie sie hier den Wegrand säumten.
Ein fleißiges Völkchen ist hier zuhause.
Eine ausgefingerte Rotbuche, wie man sie wahrlich nicht überall sieht.
Ein Waldbereich mit üppigen Bewuchs von Adlerfarn.
Klar, dass hier auch der Adlerfarn – Fleckenpilz (Ropographus filicinus) zu hause ist und das Herz des Pilzfreundes höher schlagen lässt! Zumindest das des Mykologen im tieferen Sinne, denn der Mykophage kann damit rein gar nichts anfangen, zumal Adlerfarn giftig ist!
Der Blick durch üppige, noch grüne Vegetation, zeigt eine bereits braun verfärbte, gasige Waldlichtung.
Zumindest zum Teil.
Ein noch weißrandiger Rotrandiger Baumschwamm (Fomitopsis pinicola) an totem Hainbuchenstamm!
Das obligatorische „Gruppenbild“!
Bevor es aufsitzen heißt noch schnell ein sonniger Blick in die platte, mecklenburgische Landschaft bei Westenbrügge/Sandhagen.
Wann startet die nächste Pilzwanderung? – Siehe unter Termine!