Mittwochsexkursion bei Warnow
Auch für interessierte Pilz- und Naturliebhaber*innen
MTB 2237/2 = Staatsforst Tarnow, Kreuzgrund, Boitiner Steintanz
Der Boitiner Steintanz. Foto: Ulrich Klein.
Info – Tafel am Boitiner Steintanz.
Heute war bereits der 2. Quadrant der Topographischen Karte Warnow an der Reihe. Im Zentrum dieses Kartenausschnittes befindet sich ein umfangreiches Wald- und Forstgebiet, der frühere Staatsforst Tarnow, mit seinem Kreuzgrund und dem Boitiner Steintanz. Buchenwälder wechseln sich mit Nadelforste ab. Das Revier ist außerdem recht eiszeitlich geprägt, mit einigen Hügeln und entsprechend auch feuchten Senken oder gar kleinen Waldseen oder Tümpeln. So gibt es hier den Ladenbarg oder auch den Papenbarg. Gegen 16.15 Uhr traf ich mich hier mit unserem Pilzfreund Michael aus Schwerin. Das Wetter war sonnig und angenehm temperiert. Der Wald war durch vorangegangene Regenfälle gut gewässert worden, aber die Frischpilz – Flora braucht noch ein Weilchen, um den bevorstehenden Sommer – Aspekt sprießen zu lassen.
Nach dem Regen sind auch gleich die Schnecken zur Stelle. Alles haben sie dann doch nicht geschafft. Auf den ersten Blick ein Frauentäubling, der zweite belehrte uns eines besseren.
Die Lamellen des stattlichen Sprödblättlers waren also nicht geschmeidig wie beim Frauen – Täubling. Sie erscheinen zwar noch recht blass, aber ein ockerlicher Unterton ist bereits vorhanden. Es dürfte sich um den Weißstieligen Leder – Täubling (Russula romellii handeln. Ein ganz hervorragender Speisepilz, der natürlich auch den Schnecken ganz vorzüglich mundet.
Natürlich waren wir hier schon mehrmals kartieren oder auch im Zuge von Pilzwanderungen oder sogar im Ramen eines unserer Herbstseminare unterwegs. Ich denke, die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des damaligen Pilzseminars werden noch gerne an eine pilzreiche Exkursion durch dieses Gebiet zurück denken. Besonders auch an die dichten Büschel von Hallimasch und Stockschwämmchen. Unsere gute Seele Irena brachte uns ein vielfältiges Mittagessen direkt in den Wald.
Die feuchten Bedingungen kamen den Pilztieren entgegen. Hier sehen wir höchstwahrscheinlich den Geweihförmigen Schleimpilz (Ceratiomyxa fructiculosa) in seiner poroiden Form.
Links ein Frauen – Täubling (Russula cyanoxantha), rechts der Weißstielige Leder – Täubling (Russula romellii).
Und das Gleiche von unten.
Rotfuß – Röhrlinge (Xerocomus chrysentheron).
Rotbuchenwald im Kreuzgrund.
Waldfreund – Rüblinge (Collybia dryophila). Die bräunlichen Lamellen sind trockenen Winden geschuldet.
Im nun feuchten Staatsforst Tarnow haben wir auch die ersten Halsband – Schwindlinge (Marasmius rotula) entdecken können.
Ich muss zu meiner Schande gestehen, zu diesen Eichenzähnchen, zumindest wuchsen sie an einem toten Eichenstamm, fällt mir bis auf weiteres keine Benennung ein. Ich werde alt!
Ein schöner Fund ist jedoch der Weitlöchrige Porling (Polyporus arcularius).
Die feuchten Verhältnisse im Kreuzgrund haben eine Pilzart auf den Plan gerufen, die so gar nicht in den Sommer hinein zu passen scheint. Eine Charakterart der Wintermonate, nämlich der Goldgegelbe Zitterling (Tremella mesenterica).
Ein interessanter Buchen – Standort.
Oder auch dieses Gelände.
Vom Regen aufgefrischte Waldfreund – Rüblinge (Collybia dryophila).
Wir haben die Steinkreise erreicht.
Die Brautlade ist vor allem am Johannistag von Bedeutung.
Diese Linge sind in Wald und Flur unerwünscht. Hinweistafel am Boitiner Steintanz.
Kultstätte der Germanen.
Unweit der Kultstätte, auf dem Mittelstreifen eines Waldweges, diese unscheinbaren Schwarzblauenden Röhrlinge (Boletus pulverulentus).
Und in unmittelbarer Nähe ein weiterer Röhrling, der Eichen – Filzröhrling (Xerocomus quercinus).
Altbuchenbestand in der Abendsonne.
Totholz ist ein einzigartiger Lebensraum für viele Organismen, natürlich auch zahlreicher Pilzarten.
So wie beispielsweise dieser Myxomycet. Wahrschlich ist es ein Fadenfrucht – Schleimpilz (Badhamia utricularis).
Die Fenchel – Tramete (Gloeophyllum odoratum) besiedelt totes Fichtenholz. In der Regel deren Stubben.
Das beliebte Zwergenfeuer (Calocera viscosa) geht nun auch an den Start. Der Klebrige Hörnling wird gerne auch als Ziegenbart von einigen Kochtopf – Mykologen eingesammelt.
Etwas zerzauste Lilablättriger Feserlinge (Psathyrella candolleana).
Wir nähern uns dem Waldrand.
Am Waldrand, schon mehr auf dem Feld, entdeckte Michael diesen Blätterpilz.
Trotz der witterungsbedingten, gerissenen Huthaut, ist es kein Rissiger, sondern ein Voreilender Ackerling (Agrocybe praecox).
Da wir uns mit der Runde im Wald etwas verzettelt hatten, ging es zum Schluss noch eine Runde durchs Kornfeld und durch den Ort Boitin.
Und auf dem grasigen Feldweg, wie es sich gehört, weitere Vertreter aus der Gattung der Ackerlinge.
Und in Boitin selbst begegnete uns dann noch ein alter Förster Graurock.
An und auf grasigen Wegen sind dieser Tage kleine, weiße und runde Bälle erschienen. Sie treten etwa eine Woche nach Regenfällen in Erscheinung. Eierboviste (Bovista nigrescens).
Hier schieben junge Goldmistpilze (Bolbitius vitellinus).
Und hier die Artenliste von MTB: 2237/2 – Staatsforst Tarnow mit Kreuzgrund und Boitiner Steintanz: Goldfell – Schüppling, Brandkrustenpilz, Echter Zunderschwamm, Samtiger Schichtpilz, Striegelige Tramete, Geweihförmiger Schleimpilz, Mai – Stielporling, Schmetterlings – Tramete, Frauen – Täubling, Rotfuß – Röhrling, Dickblättriger Schwarztäubling, Striegeliger Schichtpilz, Waldfreund – Rübling, Halsband – Schwindling, Gemeiner Spaltblättling, Flächiges Eckenscheibchen, Weitlöcheriger Porling, Schlanke Ahorn – Holzkeule, Rotbraune Buchen – Kohlenbeere, Buckel – Tramete, Schwarzblauender Röhrling, Eichenwirrling, Rotrandiger Baumschwamm, Papagei – Täubling, Fenchel – Tramete, Gelbe Lohblüte, Klebriger Hörnling, Lilablättriger Mürbling, Birken – Zungenporling, Eichen -Eckenscheibchen, Eichen – Rindensprenger, Frühlings – Ackerling, Halbkugeliger Ackerling, Schwärzender Eierbovist, Goldmistpilz, Weißstieliger Leder – Täubling und Fadenfrucht – Schleimpilz.
Wir verabschieden uns von der Staatsforst Tarnow.
Wann startet die nächste Mittwochsexkursion? – Siehe unter Termine!