Pilzseminar in der Märkischen Schweiz
Im Umweltzentrum Drei Eichen
13. – 15. Oktober 2023
Wie in den Vorjahren auch, hatte auch in diesem wieder Oliver Justus den Hut bei der Organisation auf.
Es ist bereits eine kleine Tradition geworden, im Herbst für drei Tage ein Pilzwochenende in der Märkischen Schweiz durchzuführen. Die Idee keimte während eines vom Steinpilz – Wismar in Mecklenburg veranstalteten Pilzseminars auf. Oliver Justus schlug vor, derartiges vielleicht auch einmal in seiner Heimat, im Kreis Märkisch Oderland auf die Beine zu stellen. Gedacht, getan, schnell wurde daraus Realität und in diesem Jahr geht es sage und schreibe bereits in die fünfte Runde! Zunächst im kleinen Örtchen Worin zogen wir aber bald in das Umweltzentrum Drei Eichen, inmitten der Wälder in der Märkischen Schweiz um. Waren wir hier bisher immer im September zu Gast, so wurde beschlossen, in diesem Jahr mal die spätherbstliche Pilzflora in diesem interessanten Naturraum zu erkunden. So haben wir an den drei Tagen Theorie und Praxis miteinander verbunden. Neben einigen Vorträgen standen vor allem Exkursionen, Fundbesprechungen und Pilzbestimmungen im Mittelpunkt.
Wir haben bereits Mitte Oktober und ich hatte bisher noch keinen einzigen Hallimasch (Armillaria spec.) zu Gesicht bekommen. Auf dem Gelände des Umweltzentrums begrüßte er mich/uns gleich bei der Ankunft.
Bea und Christian aus Berlin versorgten uns gleich zur Begrüßung mit Kaffee und Gebäck.
Hausbackener Kuchen und sehr lecker! Eigentlich wäre es meine Aufgabe gewesen, als gelernter Konditor. Aber meine in die Wiege gelegte Berufung sind die Pilze.
Liebe Bea, ganz herzlichen Dank für Speis und Trank! Bea und ihr Lebenspartner Christian sind über die Jahre so etwas wie die Gute Seele unserer Seminare geworden. Stets umsichtig und hilfsbereit, wo immer es notwendig ist.
Und das ist er, der junge und nette Herr mit Blickrichtung in die Kamera bzw. zu uns. Auch dir ein großes Dankeschön!
Organisator Oliver Justus (rechts) bei der Eröffnung unseres diesjährigen Pilzwochenendes in der Märkischen Schweiz.
Tochter Sarah hält einen dicken und schweren Wälzer hoch in ihren Händen. Alle Achtung!
Sie überreichte mir das gewichtige Werk schließlich als Dankeschön für mein Kommen, obwohl die Vorträge und Exkursionen bzw. Bestimmungsübungen noch gar nicht begonnen haben. Kann ich den damit verbundenen Erwartungen überhaupt gerecht werden?
Dieses umfangreiche und 4,5 Kg schweres Pilzwissen beinhaltende Werk ist brandneu im Schweizer Verlag Haupt, mit Sitz in Bern erschienen. Und es hat auch seinen Preis! Da habt ihr euch aber etwas kosten lassen. Sicher kam unsere Catrin auf diese Idee? Catrin hatte in letzter Zeit überhaupt viel für mich und den Pilzfreunden getan, deshalb auch ihr ein großes Dankeschön! Natürlich auch allen anderen, die ihren Beitrag dazu geleistet haben!
Nach dem ersten Beamer – Vortrag meinerseits ging es nochmals zum Kaffee unter die Überdachung an frischer Luft.
Und es wurden die mitgebrachten oder auf dem Gelände entdeckten Pilze schon mal ausgebreitet.
Hier sind es beispielsweise die auf Kompost wachsenden Gift – Riesenschirmpilze (Macrolepiota venenata).
Auch die Tischdecken im Speiseraum des Umweltzentrums Drei Eichen waren voll auf unser Anliegen ausgelegt.
Interessante Farbspiele ergaben sich in der Dunkelheit im Schein einer speziellen Nachtsichtlampe. Hier sind es Grünblättrige Schwefelköpfe.
Am Sonnabend Vormittag startete dann unsere Tagesexkursion wie bereits im vergangenen Jahr am Schweizer Haus in Buckow.
Ein Fest haben auch wir gefeiert, nämlich im Wald zusammen mit den Pilzen.
Oliver Justus gibt noch einige Erläuterungen zum Exkursionsgebiet und zum Ablaufplan der Tageswanderung. Rechts im Vordergrund Olli 2, der zusammen mit Oli 1 für die hervorragende Organisation mit verantwortlich zeichnete.
Noch schnell ein Blick auf die Karte.
Wie schon im letzten Jahr begeisterte uns die Pilzflora entlang des Flüsschen Stöbber ganz besonders. Teils kalkreiche Mischwaldbestände haben hier einiges zu bieten. Hier sind es Vertreter der Schleimfüße aus der Gruppe um den Galligen Schleimfuß.
Möglich wäre der Kristall – Schleimfuß (Cortinarius/Thaxtherogaster barbatus). Hutschleim war sehr bitter!
Schleierlinge bestimmen ist eine sehr anspruchsvolle Aufgabe. Also Cortinarius spec.
Schön sind hier am Stiel die spinnwebartigen Schleierreste durch den sich darin verfangenen, braunen Sporenstaub zu erkennen.
Ein attraktiver Klumpfuß (Cortinarius spec.).
Halskrausen Erdstern (Geastrum triplex).
Hier sehen wir keinen Schleierling, sondern einen Fälbling. Wahrscheinlich ist es der Große Kakao oder Bräunende Fälbling (Hebeloma laterinus).
Hier könnte man der Meinung sein, den Amethystblättrigen Klumpfuß (Cortinarius calochrous) vor sich zu haben. Aber Vorsicht, es gibt sehr ähnliche Arten. Chemie, Mikroskop oder gar Sequenzierung kann mehr Sicherheit bringen.
Da Lob ich mir doch diesen seltenen Sprödblättler. Der Gold – Täubling (Russula aurea) ist auch ohne aufwendige Prozeduren gut makroskopisch anzusprechen. Ein toller Fund!
Der Natternstielige Schleimfuß (Cortinarius trivialis) ist ein Birken – Begleiter.
In trauter Eintracht Stink – Schirmlinge (Lepiota chistata) und Steife Koralle (Ramaria stricta).
Fleischroter Lacktrichterling (Laccaria laccata).
Für mich der Fund des Tages, denn noch nie habe ich diesen hübschen Grünblättrigen Zwergschirmling (Melanophyllum eyrei) in freier Wildbahn entdecken können. Ja, ich hatte ihn nie zu vor in natura zu gesehen.
Hübsch auch dieser junge Schwarzblauende Röhrling (Boletus pulverulentus). Da er arsenähnliche Verbindungen besitzen soll, kann er nicht mehr als Speisepilz empfohlen werden. Zumindest sollte eine Jahresdosis für einen erwachsenen Menschen von mehr als 90g nicht überschritten werden.
Noch ein interessanter Klumpfuß (Cortinarius spec.). Etwas für echte Mykologen.
Und so sieht er von oben aus.
Blick über den Großen Tornowsee auf das Haus am Tornowsee.
In der Nacht zum 29. August war im Mittelteil des Hauses ein Feuer ausgebrochen. Es hat einen Millionenschaden am Gebäude angerichtet.
Am Ufer des Sees haben die Kinder diese schönen Rötlinge entdeckt. Unter Buchen. Ob es sich um den Buchen – Zärtling (Entoloma placidum) handelt, hätte wohl nur unter dem Mikroskop geklärt werden können. Es gibt eine ganze Reihe ähnlich gefärbter Rötlinge, die aber durchaus andere Standorte bevorzugen.
Am Großen Tornowsee eine verdiente Verschnaufpause. Olli hatte uns mit Kartoffelsuppe und Getränken versorgt.
Nach der Stärkung ging es weiter und wir wurden gleich mit dem nächsten Highlight belohnt. Die schwach giftigen Perlhuhn – Egerlinge (Agaricus placomyces) gehören zu den seltenen Vertretern der Sektion um den Karbol – Champignon.
Zwar ungleich häufiger, aber dennoch immer wieder ein schönes Foto – Motiv darstellend, sehen wir hier zwei Spitzschuppige Schirmpilze (Lepiota aspera). Ungenießbar, mit stechendem Geruch.
Auf unserem Weg durch die Märkische Schweiz durften wir den höchsten Feldahorn Brandenburgs bewundern.
Waldblick auf den Kleinen Tornowsee.
Junge Specht – Tintlinge (Coprinus picaceus).
Ein Breitschuppiger Champignon (Agaricus lanipes). Immer im Wald anzutreffen, meist in der Nähe von Eichen.
Und hier schloss sich der Kreis wieder.
Und wieder im Umweltzentrum Drei Eichen angelangt, entdeckte Catrin an Fichtenholz am Objektrand diese tollen Schlauchpilze. Bischofsmütze (Gyromitra infula). Diese große Lorchel sieht man nicht alle Tage, denn sie ist relativ selten. Ein toller Fund und dass gleich direkt an unserer Tagungsstätte.
Und nur wenige Meter vom Objekt entfernt stehen steinalte Ulmen. Hier hatten wir während eines früheren Seminars den ebenfalls seltenen Ulmen – Holzrasling (Hypsizygus ulmarius) entdecken können. Wie war die Freude groß, dass er wieder dort war. Zumindest bei mir.
Nach unserer Ankunft in Drei Eichen wurden die gefundenen Exponate dann auf Pappteller ausgelegt und sortiert.
Wie man an den Fensterscheiben erahnen kann, regnet es jetzt in Strömen. Wir hatten Glück, das wir trocken durch den Wald gekommen waren. Es schauerte jedoch nur wenige Minuten.
Es ist wieder allerhand zusammen gekommen.
Auch spezielle Bestimmungsliteratur ist vorhanden und nach dem Abendessen ging es in gemütlicher Runde ans Werk.
Sonntag Vormittag – Aufbruch zur Abschlussexkursion In Richtung der „Magischen Wiese“.
Wie so oft unter Robinie, aber leider ohne die ansonsten so typisch rosa Lamellen. Der Rosablättrige Krempenritterling (Leucopaxillus rhodoleucus). Sehr ähnlich dem Mehlpilz, aber ohne dessen sehr intensivem Mehlgeruch.
Wir haben die Sanddünen an der Magischen Wiese erreicht.
Ausgesprochen armer Sandstandort unter Kiefern. Genau das Richtige für den Heide – Schleimfuß (Cortinarius mucosus). Ausnahmsweise mal ein essbarer Vertreter der Schleierlinge.
Auch die Kinder sind wieder mit Begeisterung dabei.
Kieferndüne mit Magischer Wiese im Hintergrund.
Und dann haben die Kinder etwas ominöses entdeckt.
Es sind Wurzeltrüffel der Gattung Rhizopogon. Hier der Gelbe Wurzeltrüffel (Rhizopogon obtextus). Sie sind in sandigen Kienfernwälder mitunter recht leicht zu finden, da sie mit ihrem Scheitel den Sandboden durchbrechen können.
Es gibt mehrere Arten unter ihnen. Hier ist es die Rötliche Wurzeltrüffel (Rhizopogon roseolus). Die zu den Bauchpilzen gehörenden (die echten Trüffeln sind Schlauchpilze) Pilze sollen gerne von Reh und Schwein gefressen werden. In Spanien werden sie unter der Bezeichnung Nacidas (La Palma) verspeist, schreibt Karin Montag im „Tintling“.
Trotz des Sandbodens, der recht kalkreich erscheint, sind unter eingestreuten Eichen auch Grüne Knollenblätterpilze (Amanita phalloides) zu finden.
Jetzt geht es auf die Magische Wiese.
Ich denke hier sehen wir den Weißen Schirmpilz (Lepiota alba) mit seinem typisch gelblichen Scheitel. Aber es gibt noch andere, sehr ähnliche Arten!
Und hier sehen wir das Fasermützchen oder auch Wiesen – Haarschwindling (Crinipellis stipitarius).
Stielboviste der Gattung Tulostoma.
Brauner Leder – Täubling (Russula integra). Ein essbarer Täubling mit ockerfarbenen Lamellen und unter Kiefern beheimatet.
Am Waldrand, da Mykorrhiza Partner von Laub- und Nadelbäumen, diese essbaren Gilbenden Erdritterlinge (Tricholoma sculpturatum).
Auch hier war der Große- oder Bräunende Kakao – Fälbling (Hebeloma edurum), wie schon bei einem früheren Besuch, am Rande der Magischen Wiese in großen Mengen vertreten.
Wir sehen 4 giftige Birken – Reizker (Lactarius torminosus) und einen delikaten Edel – Reizker (Lactarius deliciosus).
Edel – Reizker links, Birken – Reizker rechts.
Hier sind es 1 Edel – Reizker (Lactarius deliciosus) und 4 Fichten – Reizker (Lactarius deterrimus).
Pilze über Pilze, aber wo bleiben die magischen Arten. Die Saftlinge, Ellerlinge, Erdzungen oder Rötlinge!
Aber wer genau hinschaut, der findet auch. Der Pilz des Jahres 2007, der Braungrüne Rötling (Entoloma incarnum) mit seinen penetranten Geruch nach Mäuseklo.
Hier sehen wir die blasse Form des Wiesen – Ellerlings (Cuphophyllus pratensis var. pallida). Manche Autoren machen auch eine selbsttständige Art daraus. Ellerlinge, Schnecklinge und Saftlinge gehören zu den Wachsblättlern.
Schön ist auch immer wieder eine Begenung mit dem Rosenroten Schmierling (Gomphidius roseus). Immer auch dort wo es Kuh – Röhrlinge gibt. In armen und sauren Kiefernforsten und Heiden.
Zitronenblättriger Täubling, Tränen – Täubling oder Säufernase, dieser Sprödblättler firmiert unter verschiedenen deutschen Bezeichnungen. Russula sardonia ist sein wissenschaftlicher Name. Kiefernbegleiter im späteren Herbst, der wegen seiner Schärfe ungenießbar ist.
Dieser Steinpilz (Boletus edulis) hat seine besten Zeiten bereits hinter sich. Er ist überständig und bleibt im Wald.
Wie alle Täublinge dieser Sektion neigt auch der essbare Rote Heringstäubling (Russula xerampelina) zum bräunen seines Fleisches.
Kiefern – Täubling (Russula cessans). Relativ kleiner, gebrechlicher und milder Täubling, mit verschieden rötlich gefärbtem Hut und höckerig gerieftem Hutrand.
Hier noch einmal der leicht bestimmbare (Standort unter Kiefern auf armen Sandböden beachten) Heide – Schleimfuß (Cortinarius mucosus). Auch volkstümlich als Brotpilz bezeichnet.
Ein Bewohner von totem Nadelholz, vorzugsweise von Kiefern, ist der ausgesprochen stattliche und farbschöne Purpurfilzige- oder Rötliche Holzritterling (Tricholomopsis rutilans). Praktisch wäre er essbar, soll aber ein eher muffiges Aroma aufweisen. Ich habe aber diesbezüglich auch schon positiveres vernommen.
Ebenfalls an Kiefernholz findet sich gelegentlich der Schwarzschneidige Dachpilz (Pluteus atromarginatus).
Ich hoffe, es hat auch allen anderen so viel Freude und Spaß gemacht wie mir und bedankte mich nochmals bei Oli und Olli aus Berlin für die Organisation dieser erlebnisreichen Pilztage in der Märkischen Schweiz. Vielleicht sehen wir uns ja im nächsten Jahr gesund und munter wieder. 14. Oktober 2023.
Umweltzentrum Drei Eichen