Tagebuch Mai 2023

Wetter und Pilze im Raum Mecklenburg

Tagebuch Wetter und Pilze im Mai 2023

Der Mai steht ganz im Zeichen dieses guten und ergiebigen Speisepilzes, des Georgs – Ritterlings, Maipilzes, Mai – Ritterlings oder Mai – Schönkopfes (Calocybe gambosa). Foto am 30. April auf der Insel Poel.

Bevor unsere Pilzfreundin Catrin sich gestern Abend ihren Besen schnappte und zum Blocksberg flog, gab es noch eine zünftige Stärkung: Bandnudeln mit Morchel – Rahmsoße und in Honig und Apfelessig karamellisierten Schuppigen Porling.

Montag, 01. Mai (Maifeiertag) – Jetzt wird es echt gefährlich, denn der Mai ist gekommen und die Bäume schlagen aus! „Mai bedeutet im Germanischen jung, wie junges Mädchen = Maid. Der Mai hat seinen Namen von der Erd- und Wachstumskönigin Maria. Sie wurde von den Griechen auch Mütterchen oder Amme genannt. Der zweite Namenspate ist der Göttervater Luppiter Maius, der Gebieter über Blitz, Donner, Regen und Sonnenschein, der Wachstum bringende Gott. Der Mai ist die Zeit des Lenzes, der Liebe und der Hoffnung auf kommende Fruchtbarkeit. Regnet es am 1. Mai, viel Früchte man erwarten mag. Am ersten Mai soll sich eine Krähe im Roggen verstecken können.“ 

Bittere Zapfenrüblinge (Strobilurus tenacellus) heute am Standort im Naturpark Sternberger Seenland.

Kurzstieliger Weichritterling (Melanoleuca brevipes) heute im Sternberger Seenland.

Und der Wonnemonat gab heute bei uns einen standesgemäßen Einstand mit viel Sonne und angenehmen Temperaturen zwischen der gewohnten Dauerkälte. Morgen schlägt er also wieder um und es geht mit dem Wetter weiter, welches wir vom April zur genüge kennen. Windig und ziemlich unterkühlt. So nutzte ich das schöne Wetter um mich an einem Sonderstandort bei Sternberg umzuschauen. Hier gibt es auch einige Hexenringe von Maipilzen. Sicherheitshalber habe ich einen großen Korb mitgenommen. Den hätte ich auch füllen können. Zwar nicht mit Maipilzen, aber mit Schwarzweißen Becherlorcheln, die in unseren Kreisen ja seit vielen Jahren als Speisepilze gelten. Maipilze sitzen in den Startlöchern, aber lohnen dürfte es hier wohl erst in etwa 10 Tagen, falls das Wetter mitspielt und das Borstenvieh das Revier nicht weiter umgräbt. Fast das gesamte Waldgebiet haben sie verwüstet, inklusive die Standorte der Maipilze. An Frischpilzen waren außer den genannten noch zahlreiche Bittere Zapfenrüblinge vertreten und vereinzelt einige Gilbende Erdritterlinge, Kurzstielige Weichritterlinge, ein Frühlings – Glockenschüppling, Grünblättrige Schwefelköpfe, die ersten frischen Mai – Stielporlinge oder auch eine Hochgerippte Becherlorchel.

Auf den grobkörnigen Sandböden unweit eines Kiestagebaus bei Sternberg und unter Kiefern waren die Schwarzweißen Becherlorcheln (Helvella leucomelaena) heute ein Massenpilz.

Hochgerippte Becherlorchel (Helvella acetabulum) am Kiestagebau unweit von Sternberg am Standort  fotografiert. Essbar.

Gestern erwähnte ich im Zuge der Wetteraussichten für das kommende Wochenende, an dem ja unser diesjähriges Frühlingsseminar am Schweriner See stattfinden soll, dass es sehr kalt mit fast eisigen Winden werden soll. Nach den aktuellen Berechnungen könnten wir Glück haben und die Kälte wird knapp östlich an uns vorbei gehen. Die Tendenz geht heute zu einer scharfen Wettergrenze hin. Einige Modelle, so das Schweizer Modell bei Kachelmannwetter, lässt die subtropische Warmluft, die in der Südwesthälfte Deutschland bereits sicher ist, auch bis zu uns ausgreifen und die Kaltluft wird ausgeräumt. Ja, demnach könnte sogar der Sommer ausbrechen mit Werten bis zu 28 Grad östlich der Elbe. Der Preis dafür wären aber konvektive Regenfälle und Gewitter. Es läuft also auf ein Luftmassengerangel hin, denn das amerikanische GFS will davon nichts wissen. Es möchte uns in der Kaltluft belassen und auch Niederschläge blieben demnach auf Distanz. Es wird spannend und es ist noch alles offen. Wahrscheinlich wird es wohl auf ein Wetter irgendwo zwischen den Extremen hinaus laufen.

Die Maipilze (Calocybe gambosa) sind auch auf einem Sonderstandort bei Sternberg im kommen. Leider treibt hier aber ein schwarzborstiges Wühl-, Grunz – und Rüssel – Kommando sein Unwesen. Wildschweinbraten mit Maipilzen, dass wäre doch mal was!

Hier die möglichen Regenmengen für Wismar nach dem ECMWF in akkumulierter Form bis zum 16.05. – 2.00 Uhr: minimal 1,9 l/qm, maximal 78,9 l/qm und im Mittel 30,7 Liter.

Dienstag, 02. Mai – So wie auch gestern, möchte ich auch heute wieder einiges aus dem Bauernregelbuch „Abendrot – Schönwetterbot“ zitieren. „Der Mai, uns von alters her als Wonne-, Liebes-, und Blumenmonat (für uns auch Pilzmonat) bekannt, weckt in jedem erneut die Lebensgeister. Außerdem ist der Mai der Muttergottes geweiht und er ist der Pfingstmonat, in dem die Kirche Geburtstag hat. Im Übrigen ist jetzt des Bauern Scheune leer. Die Vorräte neigen sich dem Ende, die neue Ernte liegt noch in der ungewissen Zukunft, und die schwere Arbeit in Wiese und Feld hat schon begonnen. Man wünscht sich den Mai eher trübe und nass als trocken, ja sogar kühl darf es mal sein, denn das ist bestes Wachsewetter.“

Zwar mehr bräunlich gefärbt, aber trotzdem nur eine Schwarzweiße Becherlorchel (Helvella leucomelaena) gestern am Kiestagebau bei Sternberg fotografiert.

Aber es geht auch anders. Unterseite weiß, Oberseite schwarz. So soll es eigentlich laut Artnamen sein. 01. Mai 2023 im Sternberger Seenland.

Und dem können wir uns nur anschließen. Kühl geht es in die erste Mai – Woche. Sie schließt damit an den April an, der bekanntlich zu kalt war. Gegen feuchte Kühle, sei sie auch für uns eher ungangenehm, ist nichts einzuwenden. Nicht nur den Feldkulturen, nein, der gesamten Entwicklung in der Natur würde es entgegen kommen. Leider dominierten aber meist trockene Luftmassen polaren Ursprungs die Witterung der letzten Wochen. Zeitweise wehte ein sehr unangenehmer Wind. Das ist natürlich eher suboptimal, insbesondere im Hinblick auf unsere Interessen. Im Vergleich zum letzten Jahr sollten wir uns zwar nicht beklagen, aber es hätte bisher auch weitaus günstiger laufen können. Wir sind in der Entwicklung in deutlichem Rückstand. Seit Wochen zeigen sich die gelben Blüten beim Raps, aber so richtig in die Vollblüte mag er noch nicht gehen. Und so verhält es sich auch an der Pilzfront. Die Zurückhaltung an vielen Stellen mit Maipilzen ist doch schon bemerkenswert, auch wenn örtlich bereits gute Erträge möglich waren und sind. So war auch der heutige Tag einfach kein Tag, der dem ganzen endlich mehr auf die Sprünge hätte helfen konnte. Immer wieder blockieren Hochdruckgebiete wärmere und feuchtere Luftmassen vom Atlantik und führen statt dessen trockene, oft kontinentale und viel zu kalte Luft zu uns. In der kommenden Woche soll es aber zumindest für einige Tage klappen, dass auch bei uns wärmere und feuchtere Luftmassen mit Regenfällen und Gewittern übergreifen können. Vorher wird es am Wochenende einen großen Kampf Hoch und Tief genau über dem Nordosten Deutschlands geben. Überall soll es ab der zweiten Wochenhälfte deutlich wärmer und feuchter werden, nur in M-V nicht. Regenfälle und Gewitter wollen sich bis zu uns vorarbeiten, aber das Hoch wird dieses mit immer stärker auffrischendem Ostwind zur verhindern suchen. Das geht soweit, dass es in Ostsee – Nähe sogar stürmisch werden kann. Starker Ostwind ist so ziemlich das scheußlichste, aber vielleicht schafft es der Regen bis nach Westmecklenburg. Wir sollten uns auf ein wettertechnisch durchwachsenes Seminar – Wochenende einstellen.

Mai – Stielporling (Polyporus lepideus) am 1.05.2023 bei Sternberg.

Und hier noch die möglichen Niederschlagsmengen für Wismar nach dem ECMWF in akkumulierter Form bis zum 17. Mai – 2.00 Uhr: minimal 5,2 l/qm, maximal 79,6 l/qm und im Mittel 32,1 Liter.

Duft – Trichterlinge (Clitocybe fragrans) heute im Rapenhorst.

Mittwoch, 03. Mai – Wie doch die Zeit läuft. Schon war heute der 4. und somit letzte Quadrant der Topographischen Karte von Schönberg zur Mittwochsexkursion an der Reihe. Das Einzugsgebiet ist nicht gerade von Wald gesegnet. Ein kleines Waldgebiet bei Groß Siemz und etwas Wald im Zuge der Maurine, oder der Rapenhorst knapp südlich von Roduchelstorf. Da dieser von der B 104 durchtrennt wird und daher gut erreichbar ist, war der Rapenhorst einmal mehr das Ziel einer Mittwochsexkursion. Auf besseren Böden findet sich hier etwas Buchenwald, Fichtenforste und Erlenbrüche. Auch Mischwaldbereiche mit Eichen, Kirschen, Hainbuchen und Pappeln, umsäumt von Schlehengebüschen und integriert auch viele alte, urwüchsige Haselsträucher. So trafen sich dort gegen 15.00 Uhr unsere Chinesische Pilzfreundin Yibu, Phillip und Reinhold zu einer kleinen Bestandsaufnahme im Frühling. Insgesamt war es doch eher bescheiden, aber einige interessante Arten konnten wir doch entdecken. Vor allem auch kleine Asco` s, die Phillip für Torsten Richter zum Nachprüfen mitnahm. An „vernünftigen“ Großpilzen mit Hut und Stiel gab es einen Grünblättrigen Schwefelkopf, einige Fichten – Zapfenrüblinge, die wunderbar nach Anis riechenden, leider aber giftigen Duft – Trichterlinge und zu guter letzt auch noch eine Handvoll Maipilze. Ein kleiner Bericht folgt in Kürze.

Nicht nur eine Augenweide wegen der Wimpern sind die Vertreter der Schildborstlinge (Scutelinia spec.). Früher hätte ich daraus einfach den Bewimperten Schildborstling gemacht, aber so einfach geht das nicht. Das Mikroskop muss befragt werden. 03.05.2023 am Standort auf einem bemoosten Buchenstubben im Rapenhorst. Torsten Richter aus Rehna hat ihn sich näher betrachtet und bestätigt uns den Bewimperten Schildbostling (Scutellinia crinita).

Viel Regen wird uns in den nächsten 10 Tagen voraus berechnet.  

Zum Wetter: es ist sicher kein Geheimnis, da es ja durch die einschlägigen Medien geisterte, der wärmste Tag des Jahres bisher in einigen Ecken von Mecklenburg – Vorpommern war der 1. Januar! So beispielsweise in Greifswald. Gemeint ist die Tages – Mitteltemperatur aus 24 Stunden. Ich finde, dass ist schon fast ein Fall für das berühmte Guinness – Buch. Immerhin befinden wir uns im Mai und der Neujahrstag im Hochwinter!  All das haben wir der Stratosphären – Erwärmung von Ende Februar zu verdanken. Sie sorgte dafür, dass besonders der Nordosten immer wieder mit kalter Polarluft versorgt wurde. Damit scheint nun aber Schluss zu sein. Die Großwetterlage baut sich um und das Kältehoch soll im Laufe des Wochenendes aus den meisten Teilen Deutschlands abgedrängt werden. So wird es fast überall ab morgen richtig warm, teils mit echten Sommertemperaturen von bis zu 26 Grad. Nicht so bei uns! Das Hoch wehrt sich dagegen und es kommt ein starker und kalter Ostwind auf. Während in weiten Teilen der BRD ab Freitag kräftige Schauer und Gewitter in feuchtwarmer Luft Pilzwetter vom feinsten liefern, bläst uns im Nordosten ein fast schon eisiger Wind um die Ohren. Dazu können Regenfälle an der Luftmassengrenze aufkommen und  den Sonnabend, unserem Hauptexkursionstag im Rahmen des diesjährigen Frühlingsseminars, vermiesen. Erst am Sonntag scheint das Eis dann auch für uns gebrochen zu sein. Die Feuchtwarme Luft ergreift dann endlich auch Besitz über den Nordosten. In der kommenden Woche wird es nicht nur tagsüber wärmer, auch die Nächte werden spürbar milder. Dazu immer wieder Regen, Schauer oder Gewitter. Wir dürfen uns also auch auf ergiebige Regenfälle freuen. Den Morcheln wird es kaum noch nützen, aber Maipilze und Co. sollten dann endlich durch die Decke gehen!

Maipilze (Calocybe gambosa) am 03. Mai 2023 im Rapenhorst.

Hier die möglichen, akkumulierten Regenmengen für Wismar nach dem ECMWF bis zum 18. Mai 2023 – 2.00 Uhr: minimal 17,0 l/qm, maximal 97,8 l/qm und im Mittel 46,5 Liter.

Donnerstag, 04. Mai – Witterungstendenz nach „Abendrot – Schönwetterbot“, also dem Bauernkalender: „Während der ersten 20 Tage im langjährigen Mittel ist mit instabilem, wechselhaften Wetter zu rechnen. Oft mit kalter Luft aus dem Norden, jedoch auch mit Warmfronten. Um den 04.05. ist mit einem drohenden Kälterückfall mit Frostgefahr zu rechnen – der Florian, der Florian, noch einen Schneehut setzen kann! Wenn sich im Mai wiederholt Gewitter bilden, ohne das es regnet, dann gewöhnlich kühler und scharfer Windzug folgt, begleitet vom so genannten Höhenrauch, so ist dies fast ohne Ausnahme das Vorzeichen eines kühlen Sommers.“

Das Insekt des Jahres 2020 haben jetzt die Medien für ihre apokalyptischen Schlagzeilen entdeckt. Schwarzblauer Ölkäfer (Meloe proscarabaeus) gestern im Rapenhorst fotografiert. Der Krabbeler ist natürlich giftig, aber man muss mit ihm ja nicht gerade spielen. Fuchsbandwurm, Zecken, Wölfe, Ölkäfer, die Natur wird bedrohlich. Blos nicht mehr in Wald und Flur gehen – Lebensgefahr!

Ja, dann wird dieser Topf mit Maipilze wohl der letzte gewesen sein, den ich für unseren Pilzimbiss wegefroren habe.

Da liegt der alte Bauernkalender ja gar nicht so schlecht. Instabiles und wechselhaftes Wetter steht in der nächsten Zeit an. Kalte Luft aus dem Norden ist ja seit langem Dauergast bei uns und tatsächlich erfolgt gerade wieder ein neuer, massiver Kaltluftausbruch von Skandinavien her nach Osteuropa. Dieser stützt das Blockadehoch zusätzlich, welches sich also nochmals kräftigt und sich mit starkem Ostwind gegen die von Westen nahende Wetteränderung stemmt. Wir werden es besonders morgen und am Sonnabend zu spüren bekommen. Von Westen rückt die Feuchtwarme Luft morgen mit Pauken und Trompeten, sprich mit kräftigen Schauern und Gewittern über Nordwestdeutschland in Richtung Osten vor. Gegen Abend können diese dann auch Westmecklenburg erreichen, bekommen aber durch den kühlen und starken Ostwind kalte Füße und gehen in länger anhaltenden Landregen über. So kann es bei uns in Mecklenburg in der folgenden Nacht und nach aktuellem Stand bis Sonnabend Mittag verbreitet und teils ergiebig regnen.  Was bedeutet das nun für unser Pilzwochenende in Mecklenburg? Wir werden wahrscheinlich das Programm entsprechend anpassen müssen. Soll bedeuten, dass wir  morgen wohl eine erste, größere Exkursion unternehmen und den Theorieteil mit Vorträgen auf den Sonnabend Vormittag verlegen werden. In der Hoffnung, dass es dann zum Nachmittag des Sonnabends trockner wird und wir zur zweiten Exkursion starten können. Der Sonntag sollte dann wettertechnisch keine Probleme mehr bereiten und wird können unser Frühlingsseminar wie vorgesehen zum Ende bringen.

Giftiges bietet derzeit nicht nur die Welt der Käfer. Auch die Pilze haben gerade einige Büschel des ungenießbar bitteren und obendrein auch noch giftigen Grünblättrigen Schwefelkopfes (Hypholoma fasciculare) im Angebot. 01. Mai 2023 im Naturpark Sternberger Seenland.

Hier die möglichen, akkumulierten Regenmengen für Wismar nach dem ECMWF bis zum 19. Mai 2023 – 2.00 Uhr: minimal 21,8 l/qm, maximal 76,8 l/qm und im Mittel 50,7 Liter!

Heute morgen, wie auch an den Tagen zuvor, spielte für mich zum wach werden die englische Glam – und Hard – Rockband Slade auf.

Freitag, 05. Mai – Am späteren Vormittag holten mich unsere Berliner Pilzfreundin Bea und Pilzfreund Christian vom Info – Zentrum in der ABC Straße ab, um gemeinsam zum unserem Seminarort Gallentin an den Schweriner See zu fahren. Ich hatte einiges mitzunehmen, welches ich auf meinem Zweirad wohl schlecht transportieren hätte können. So brachen wir auf zu Uli` s Kinderland. Einem weitläufigen Areal mit zahlreichen Bungalows. Zugeschnitten in erster Linie für Kindergruppen. Aber auch Sport- und Kulturvereine nutzen dieses Objekt gerne für ihre Aktivitäten oder als Zwischenstopp. Uns standen zwei größere Bungalows zur Übernachtung zur Verfügung und wir durften einen wie auf unser Anliegen zugeschnittenen Seminar – Raum für Vorträge und Pilzbestimmungen nutzen.

Hier hat sich auch mal ein Falter bei Chris ein gemogelt. Er hat für alles ein Auge.

Mit 12 Pilzbegeisterten waren wir eine überschaubare Gruppe, die sich an diesem Wochenende auf Einladung des Steinpilz – Wismar zu einem frühlingshaften „Pilzwochenende in Mecklenburg“ eingefunden hatte. Angereist aus Bützow, Schwerin, Lübeck, Berlin, Hamburg, Ratzeburg und Wismar. Nach der Zimmerbelegung und einer vom Objekt gestellter Kaffee und Kuchen Runde starteten wir am Nachmittag in den Theorie – Tag. Christopfer Engelhardt aus Lübeck brachte uns in einem Beamer – Vortag einige Phytoparasiten etwas näher, von denen wir auf unseren Exkursionen auch welche in natura bewundern durften. Außerdem stellte er uns Flechten vor, die zu etwa 90 % aus Pilzen bestehen. Nach dem Abendbrot gab es von mir einen bebilderten Spaziergang durch den Frühling der Großpilze. Um sich die Beine etwas zu vertreten brachen wir vor dem einsetzten Regen noch zu einer kleinen Exkursion an den praktisch vor der Haustür liegenden Schweriner See auf. Schließlich stellte ich in Wort und Bild noch einige wichtige Waldbäume und ihre Mykorrhiza – Partner vor.

Fotografiert von Catrin Berseck.

Kaum das wir unsere Autos in Wiligrad eingeparkt hatten, entdeckte Catrin den Rhododendron – Knospen – Fresser (Pycnostysanus azaleae). Ein Kleinpilz, der von der Rhododendron – Zikade übertragen wird.

Sonnabend, 07. MaiGestern drehte der Ostwind noch so richtig auf, um sich gegen Regen und Gewittern, die aus Richtung Westen nahten, zu verteidigen. Dazu bezog er immer kühlere Festlandsluft mit ein. Die Gewitter bekamen kalte Füße, aber die Höhenströmung war stark genug, um die Niederschläge in Form von Aufgleitprozessen weiter nach Osten zu steuern. So setzte am Abend Regen ein, der schauerartig verstärkt bis zum morgen ganz Mecklenburg – Vorpommern erfasste. Wir hatten Glück, da der Regen pünktlich zum Beginn unserer Exkursionen aufhörte. So wünscht man es sich eigentlich auch. Regen in der Nacht und schönes Wetter tagsüber. Nun, mit schönem Wetter hatte das aber nichts zu tun, welches uns durch den Sonnabend begleitete. Der Wind war zwar deutlich gemächlicher unterwegs, aber das Dauergrau bei Temperaturen von vielleicht 7/8 Grad hatte mit Mai wenig zu tun. Eher passte der heutige Wettercharakter in den November, statt in den Wonnemonat. Zumindest hatte der Regen durchschlagende Erfolge und die Böden wurden ausgiebig bewässert. So starteten wir nach dem Frühstück mit unseren Fahrzeugen in Richtung Wiligrad, um zu unseren Exkursionen am Ufer des Schweriner Sees und durch die ehemalige Haushalt – Forst aufzubrechen. 

Und auch Großpilze ließen nicht lange auf sich warten. Einige Hexenringe teils kapitaler Maipilze begrüßten uns im Schlosspark.

Maipilz (Calocybe gambosa).

Unser Augenmerk galt natürlich allem pilzlichen, den Großpilzen, genauso wie der Kleinpilzen, den Phytoparasiten. Wer auf Morcheln gehofft hatte, wurde enttäuscht. Sie hielten sich unseren Blicken verborgen. Zum Mittag kehrten wir in das Garten – Kaffee Wiligrad ein. Kaffee, Kuchen oder auch eine Soljanka dienten der Stärkung. Ansonsten hatten wir auch Marschverpflegung von Uli `s Kinderland mitbekommen. Danach ging es zu Runde 2 am Schweriner See. Als Highlight stellte sich schließlich kein Pilz in den Mittelpunkt, sondern ein Ästling des Waldkauzes. Nach dem Abendbrot ging es in gemütlicher Runde bei Pils und Wein an die Auswertung der Exkursionsfunde und unser Berliner Pilzfreund Christian gab noch einen bildreichen und Morchel – lastigen Beamer – Vortrag zum Besten. Wenn schon keine Edel – Schlauchpilze in natura, dann wenigstens auf Bildern. Hier aber wirklich Morcheln satt, fast als Bodendecker von Lokalitäten u. a. in Polen. Das ließ unserer Catrin schließlich keine Ruhe und sie drehte noch eine kleine Abendrunde im und am Objektgelände. Mit zwei Morcheln konnte sie dann doch noch unser „Morchel – Seminar“ retten.

Und in den dicken Humuspaketen von Buchenlaub in der Haushalt Forst einige Becherlinge der Gattung Peziza. Sollten es Buchenwald – Becherlinge sein?

Käppchen – Morchel (Mitrophora semilibera) am Standort im Wald bei Jesendorf/Tarzow am 07.05.2023.

Sonntag, 07. Mai – Wie doch die Zeit vergeht. Der letzte Tag unseres diesjährigen Frühlingsseminars ist bereits angebrochen. Wir Frühstückten ausgiebig und räumten unsere Unterkünfte. Ein gemeinsames Gruppenfoto und los ging es zur Abschlussexkursion. Nach dem wir in den Laubwäldern der Haushalt Forst am Schweriner See den Sonnabend verbrachten, brauchten wir einen Tapetenwechsel. Von den schweren, gehaltvollen Böden am Schweriner See hin zu leichteren, sandigeren Untergründen und  lichteren Nadel- und Laubwäldern im Raum Jesendorf/Tarzow. Das Wetter zeigte sich so, wie wir es uns im Mai wünschen. Reichlich Sonne, wärmer und durch den Regen und die Vielzahl der Blüten für Auge und Nase ein Genuss. Der Vollfrühling ist endlich angekommen. Es war einfach herrlich und das ganze Gegenteil vom trüben Sonnabend am Schweriner See. Und bezüglich Frischpilze war das Angebot hier doch deutlich besser und vielseitiger. Von Lorchel über Morchel bis hin zu Rötling, Ritterling, Fälbling, Ackerling, Zapfenrübling, Tintling, Krempling und Schmierröhrling. Nach dem allgemeinen Aufbruch in alle Himmelsrichtungen gönnte sich ein kleiner Rest um Organisator Reinhold noch einen Kaffee mit Torte und Eisbecher in Warin. Ein wirklich würdiger und schöner Abschluss unseres diesjährigen „Pilzwochenendes in Mecklenburg“ im Frühjahr 2023. Ein ausführlicher Bericht folgt demnächst.

Ein herrlicher Maitag im reich mit Seen ausgestatteten Revier zwischen Jesendorf und Tarzow am 07.05 2023.

Ein letztes mal heute morgen Slade zum Kaffee. Eine meiner absoluten Lieblingsbands in meiner Jugend. Paradox, wenn Slade damals bei mir zu hause lief, musste das Kaffee – Trinken so lange unterbrochen werden.

Montag, 08. Mai (Tag der Befreiung)Hier noch ein Nachtrag zum Regen in der Nacht von Freitag zu Sonnabend. In meinem Regenbecher auf dem Hof des Info – Zentrums in Wismar fand ich gestern Abend 13,5 Liter vor. Eine ganz ordentlich Hausnummer. Es gab eine gute Überregung aller unserer Einzugsgebiete. Slade

Inzwischen hat sich das Nordosteuropäische Blockadehoch aber wieder stark gemacht. Neue Fronten versuchen von Westen zu uns in den Nordosten vorzudringen. Das Spiel beginnt von neuem. Wieder frischt der Ostwind stark auf und möchte es nicht zulassen. Glaubt man den Wettercomputern könnte ein Regengebiet am Mittwoch wieder bis zu uns durchbrechen. Es wird aber, sollte es ihm gelingen, über dem Osten Deutschlands und besonders über M-V stationär und löst sich auf.

Der erste Röhrling der Saison ist nun auch bei uns aufgetaucht. Ein Butterpilz (Suillus luteus) gestern am Standort bei Tarzow von Catrin Berseck fotografiert.

Das Hoch behauptet sich wieder. Anders, wie schon so oft in der Vergangenheit, schaffen es derzeit die Regenfronten zumindest auch mal bis zu uns und bleiben nicht in Höhe der Elbe stecken. Zum Wochenende verstärkt sich das Hoch über Skandinavien und beschert uns meist niederschlagsfreies Wetter. Regnerischer soll es im Süden und Westen der BRD werden. Als Ausgleich soll die Nordhälfte der Bundesrepublik mit recht warmer Luft versorgt werden, während es im Westen und vor allem im Süden ziemlich frisch weitergehen soll. Gut so, denn wir haben lange unter zu kalten Verhältnissen gelitten.

Auch die Kremplinge gehören streng genommen zu den Röhrlingen. Hier sehen wir den Großen Krempling (Paxillus validus). Ebenfalls von Catrin im Wald bei Tarzow fotografiert.

In der Mittelfrist soll sich tiefer Luftdruck über Italien bis zu uns in den Norden ausbreiten. Über Westeuropa bis in das Mittelmeer vorstoßende Kaltluft könnte sogar eine Art 5b – Tief entstehen lassen und starke Regenfälle nach Nordosten und Norden schicken. Zumindest dürfte aber wohl fast Deutschlandweit die Schauer und Gewitteraktivität deutlich zunehmen. Und das scheint auch der weitere Trend bis in den Juni hinein zu sein. So rechnen die Langfristmodelle mit einem eher warmen bis durchschnittlichen Sommer. Der Juni feucht bis zu feucht im langjährigen Mittel, der Juli durchschnittlich bis etwas zu trocken und der August wieder ziemlich regenreich, nur bei uns im Nordosten eher trocken.

Diese frühlingsbunt dekorierten Maipilze vom Seminar – Wochenende habe ich heute ohne Deko zum Konservieren verarbeitet.

Hier die möglichen Regenmengen nach dem ECMWF für Wismar in akkumulierter Form bis zum 23.05. – 2.00 Uhr: minimal 4,3 l/qm, maximal 64,1 l/qm und im Mittel 27,3 Liter. 

Meine Musik am heutigen morgen: Smokie! 1970er Jahre und in der Tradition des Glam – Rock stehend, aber oft ruhiger und gefälliger als die lauten, treibenden Slade. Ein Doppelalbum, also morgen die 2. Scheibe.

Dienstag, 09. Mai – Endlich echtes und wärmeres Frühlingswetter! Die Natur erwacht jetzt auch im so lange unterkühlten Nordosten der Republik. Die Wälder ergrünen und auch der Raps strebt seiner Vollblüte entgegen. Sein schwerer Duft schwängert die Luft. Es riecht nach Mai und seinen Pilzen. Der Duft des Rapses bildet bei mir, in meinem Empfinden, mit dem fast schon aufdringlichen Geruch der Maipilze eine Synthese. Dazu heute viel Sonnenschein, bei allerdings steifem Ostwind. Der Regen vom Wochenende sollte sie nun endlich auch an Stellen aus dem Boden locken, die bisher noch schlummerten. Es ist schon etwas vertrackt in diesem Jahr. Zunächst hatten sie sich die Schönköpfe beeilt, um schon Mitte April durchzustarten, unter dem Motto „Die Norm steht günstig, wer weiß wie es weitergeht“ in Anbetracht der Vorjahres – Trockenheit. Nur ihre Entwicklung stand bisher unter keinem guten Stern. Trockene Luft, noch trockenere Ostwinde, Nachtfröste und intensive Sonneneinstrahlung. Vertrocknen und verwelken war stellenweise angesagt, dann wieder kräftiger Regen und wieder Trockenheit, Sonne und Ostwind. Ein Wechselbad der Befindlichkeiten. Das führte dazu, dass es stellenweise Pilze gibt, die schon einige Wochen stehen, sich aber immer noch nicht richtig entfalten konnten.

Monika und Hans – Peter freuen sich über die schönen Maipilze heute.

Auch die „Mädchen“ freuten sich und zogen in ihnen ein. An geschützteren Stellen, so heute in hohen Gräsern im Schweriner Umland, Maipilze üppig, frisch, in aller bester Qualität. Heute stand nämlich eine Sammelaktion für unseren Gefrierschrank auf dem Programm. Dazu fuhr ich mit Monika und Hans – Peter von der Gemeinnützigen Gesellschaft Wismar e. V., die innerhalb unseres Vereins die „Puppenbühne Firni“ betreiben, in die Sternberger- und Schweriner Region. Der Sternberger Standort brachte leider nicht viel, da das Revier jüngst von einer Rotte Schwarzkittel nahezu komplett beackert wurde. Fleißig, fleißig, ersparte uns Arbeit! Aber im Schweriner Raum füllten sich unsere Sammelbehältnisse doch noch recht ordentlich. Leider mussten wir gegen 14.00 Uhr wieder in Wismar sein, da es die Sprechzeit des Info – Zentrums so verlangte. Ansonsten hätten wir hier noch einiges mehr einbringen können. Aber mit geschätzten 8 Kilo habe ich mir genug Arbeit aufgeladen. Immerhin steht morgen wohl bereits die nächste Ladung in` s Haus.

Neben den klassisch weißen Mai – Schönköpfen (Calocybe gambosa), war heute auch ihre gelbe Variante dabei.

Hier die weiße Normalform des Maipilzes (Calocybe gambosa) im hohen Gras, die teilweise noch das Wasser des Regens vom Wochenende gespeichert hat. 09.05.2023.

Zum Wetter. Der Regen, der inzwischen den Westen Deutschlands regelrecht zuschüttet, kommt kaum noch nach Osten voran, wird durch den starken Ostwind bei uns im Norden sogar eher wieder nach Westen zurück gedrängt. Wenn alles gut läuft, bleibt es morgen noch tagsüber größtenteils trocken und wir können unsere Mittwochsexkursion wie geplant ab 14.00 Uhr starten. Dann hätte ich aber nichts dagegen, wenn es in der Nacht zum Donnerstag und am Donnerstag selbst noch etwas regnen würde, damit zumindest die Oberflächentrockenheit, die der Ostwind gebracht hat, wieder entschärft wird. Ansonsten wird es wohl erst in der nächsten Woche wieder etwas mit Niederschlägen. Von Süden soll sich über ganz Mitteleuropa und besonders auch über Deutschland eine rege Tiefdrucktätigkeit breit machen. Diese dürfte zeitweise für Schauer- und Gewittertätigkeit sorgen und auch größere Regengebiete könnten über uns kreisen und teils Regenmengen bis in den Unwetterbereich (Vb ähnliche Entwicklung) abladen. Die Luft bleibt dabei zumindest bei uns im Norden eher warm und dazu feucht. Wenn es so kommen sollte, endlich richtiges Pilzwetter! Info zu: Smokie

Wir konnten zufrieden sein.

Hier die möglichen Regenmengen für Wismar nach dem ECMWF in akkumulierter Form bis zum 24.05. – 2.00 Uhr: minimal 2,7 l/qm, maximal 66,1 l/qm und im Mittel 32,3 Liter.

Diese Egerlinge hatte uns Catrin aus der Bützower – Ecke mitgebracht. Sie wuchsen auf einer Wiese. Es handelt sich um den Gedrungenen Champignon (Agaricus spissicaulis).

Mittwoch, 10. Mai – Ein neues Messtischblatt wurde heute in Angriff genommen. Mit anderen Worten, im Ramen unserer Mittwochsexkursionen begonnen. Da gut 80 % der Topographischen Karte von Kaltenhof = 1934 aus Ostsee bestehen, begannen wir bereits mit dem dritten Quadranten. Ein kleiner Zipfel Festland ragt in diesen hinein. Ein Küstenstreifen an der Ostsee, westlich von Schwarzer Busch auf der Insel Poel. Treff war gegen 14.00 Uhr in Schwarzer Busch. Catrin und Hanjo aus Bützow, sowie Christian und Reinhold aus HWI (Hansestadt Wismar) begrüßten sich hier zur heutigen Exkursion am Mittwoch. Zunächst durchquerten wir den dortigen Eichenpark und dann noch ein Stück durch den Strandnahen Ort bis zum Beginn des Reetmoores und des teils bewaldeten Küstenstreifens. Vor fast genau 2 Jahren war dieser Bereich schon einmal Mittwochs an der Reihe. Damals bei pilzfreundlicheren, sprich feuchteren Verhältnissen, durchaus sehr reich an Frischpilzen. Damals nahm ich mir eine Portion von Voreilenden Ackerlingen für eine durchaus positive Verkostung mit. Von ihnen heute keine Spur, aber Frischpilze gab es natürlich auch. Allen voran immer wieder Maipilze. Da hier aber der Ostwind drauf stand und an den ergiebigsten Plätzen dieser Speisepilze auch die Schweine gut gerüsselt haben, hielt sich die Ausbeute sehr in Grenzen. 90 % waren einfach mehr oder weniger windgetrocknet. Ostwind ist nun mal tödlich für Frischpilze, insbesondere wenn sie ihm tagelang ausgesetzt sind. Ein kleiner Bericht folgt später.

Diese Champignons fanden wir in direkter Küstennähe in der Ufer – Vegetation auf Strandsand. Sie rochen würzig und röteten leicht. Die Arten, die ich in Verdacht hatte, scheinen nicht zu passen. Es bleibt leider bei Agaricus spec. Standortfoto.

Dieser schöne Rostpilz auf Krausem Ampfer ist uns mit seinen weißen Aezien besonders aufgefallen. Ich vermute Puccinia fragmidium. Chris Engelhardt hat es inzwischen bestätigt.

Zum Wetter: die Regenfront hat es bis zum Abend dann endlich auch bis Westmecklenburg geschafft. Allerdings ist, bis auf einige Tropfen, die Luft raus. Tröpfeln kann es in der Nacht noch ein wenig und dann wars das für uns. Das hartnäckige Hoch Tina will einfach nicht weichen und drückt die Regenwolken im Verlauf wieder in Richtung Westen zurück. Trockene und relativ warme Festlandsluft bleibt für uns wetterbestimmend. Auch der Ostwind bleibt erhalten und wird zumindest zeitweise zu Spüren sein. Bis auf den Nordosten ist es derzeit in Deutschland ausgesprochen nass. Und in der Mittelfrist wird in vielen Regionen weiteres Wasser von oben erwartet. Ob die sich nun immer deutlicher abzeichnende Vb – artige Wetterlage in der kommenden Woche auch für uns wieder mehr Regen dabei hat, bleibt abzuwarten. Immerhin sind bei dieser Wetterlage im trocknen Nordosten bereits die ersten Waldbrände verzeichnet worden. Geht es nach dem GFS, so soll auch der Osten und Nordosten in der nächsten Zeit mit reichlich Regen bedacht werden. Gebietsweise werden unwetterartige Verhältnisse befürchtet. Besonders in den Regionen, in denen es in den letzten Tagen viel geregnet hat, könnte es sogar zu einer Hochwasser – Situation kommen.

Leider nicht mehr im Kartierungsgebiet an einer alten Weide, diese betagten, aber noch deutlich duftenden Anis – Trameten (Trametes suaveolens). 10. Mai 2023 Schwarzer Busch auf der Insel Poel.

Hier noch die möglichen Regenmengen nach dem ECMWF in akkumulierter Form für Wismar bis zum 25.05. – 2.00 Uhr: im Minimum 4,4 l/qm, Maximum 66,6 l/qm und im Mittel 28,1 Liter.

Meine Musik zum Frühstück heute. Die britischen Rocker kamen leider nie ganz groß raus, haben aber mit Driver` s Seat einen respektablen Hit landen können. Irgendwie toll und vor allem unverwechselbar der Sound dieser Band, heute, wie damals.

Donnerstag, 11. Mai – Ab heute beginnen mit Mamertus die Eisheiligen. Das Wetter ignorierte diese Tatsache und bescherte uns einen warmen Tag zum wohlfühlen. Ob die nächsten Gestrengen ebenfalls vor der Tür bleiben? Morgen wäre Pankratius an der Reihe. Er hat keine Chance, es bleibt angenehm warm. Er wird sich sein Schicksal mit Servatius (13.05.), und Bonifatius (14.05) teilen müssen. Erst die kalte Sophie am 15. Mai hat nach aktuellem Stand kühlere Luft im Gepäck und bei Aufklaren könnte Mitte nächster Woche stellenweise sogar noch mal geringer Bodenfrost auf der Agenda stehen. Eigentlich hat die unterkühlte Tante Sophie, pardon, die heilige Sophie, für unser Wetter keine Bedeutung mehr. Sie soll eher in Süddeutschland ihr Unwesen treiben. Aber darf man so etwas überhaupt einer Heiligen unterstellen? Die Süddeutschen erleben derzeit ja reichlich Nasse und ungemütliche kalte Tage, so dass sie wohl gerne auf ihren Besuch verzichten würden. Info: Sniff `n` the Tears

Maipilze putzen, köcheln und zum Einfrieren vorbereiten stand heute auf dem Programm. Knapp 10 Kilogramm dürften es gewesen sein.

Aber wer weiß, viele dort unten hängen ja dem katholischen Glauben an. Das reale Wetter schert sich nicht um den Aberglauben der Menschen und rührt seine Gerichte so an, wie es sie für richtig hält. So soll sich zum Wochenbeginn ein V – b Tief von Süden auf den Weg nach Norden machen. Intensive Regenfälle sind oft damit verbunden. So kann es am Montag und Dienstag auch bei uns wieder nennenswert Wasser geben. Aus heutiger Sicht sollten wir aber nicht zu viel erwarten. Läuft es gut für uns, können wir Montag/Dienstag mit 10 – 20 Litern rechnen. Kann gut sein, dass es aber nur für etwas Oberflächenfeuchtigkeit reicht. Die Böden sind ja noch gut feucht, nur der Ostwind hat die Oberschicht schon wieder abgetrocknet. Wechselhaft soll es auch mittelfristig weitergehen, so dass große Trockenheit erst einmal nicht zu befürchten ist.

Maipilze wachsen relativ langsam. Dieser hatte noch Frost abbekommen und ist geschädigt. Der Hut etwas deformiert, dass Fleisch glasig, wässrig.

Wer auf Mitte Mai mögliche Dickröhrlinge wie Sommersteinpilz oder Hexen – Röhrling hofft, könnte spätestens ab Pfingsten erfolgreich sein. Großes erwarte ich aber noch nicht, weil es lange Zeit zu kalt war. Hier bräuchten wir nun eine sehr warme und trockene Wetterlage. Zwei/drei Wochen Wärme ohne Regen und dann richtig etwas auf den Deckel. Dann könnte es schon ordentlich rappeln im Karton, denn wir erinnern uns: der letzte Sommer war sehr trocken und gerade die Sommersteinpilze haben einiges nachzuholen. Bleibt es konstanter feucht, können vor allem die Freunde der beliebten Eierschwämme auf einen gelben Sommer hoffen. Traf es sie im letzten Jahr sogar härter, ja sie vielen nahezu aus! Aber noch sind ja Maipilze und zunehmend auch die wunderbaren Schild – Rötlinge, Schuppige Porlinge oder auch Schwefelporlinge angesagt, die unsere Körbe füllen können.

Frost geschädigter Maipilz von innen.

Hier die möglichen Regenmengen nach dem ECMWF in akkumulierter Form für Wismar bis zum 26.05. – 2.00 Uhr: minimal 5,4 l/m, maximal 72,9 l/qm und im Mittel 27,6 Liter.

Meine kleine Morgenmusik heute und auch morgen.

Freitag, 12. Mai (Pankratius) – Angenehm warm und mit viel Sonne kam der heutige Eisheilige daher. Es gab schon Jahre, da wurde von den Heißheiligen gesprochen. Nun, von Hitze sind wir noch ein Stück entfernt und eine solche ist in den Mittelfrist – Modellen auch nicht auszumachen. Allerdings haben meteorologisch studierte Menschen, wie auch die entsprechend programmierten Computer derzeit große Probleme selbst die nahe Mittelfrist einigermaßen zu erfassen. Nichts mit V – b – Tief in der nächsten Woche. Das zieht deutlich östlicher und will von uns nichts wissen. Zumindest was seine ergiebigen Regengebiete betrifft.

Tote Eiche im Abendlicht. Im Hintergrund das Eichholz, das Ziel der morgigen Lehrwanderung.

Aber Einfluss auf unser Wetter nimmt es dennoch. Es lenkt ab Sonntag deutlich feuchtere und labilere Luft zu uns in den Nordosten. In der Folge werden sich Schauer und Gewitter bilden, die zumindest punktuell reichlich Wasser abladen könnten. Unsicher ist außerdem, ob es in der nächsten Woche tatsächlich abkühlen soll. Geht der Kaltluftausbruch über Westeuropa in das Mittelmeer, entsteht dort ein neues, starkes Tief, dass sich nochmals in Richtung Nord/Nordost auf den Weg machen könnte. Kühle Westhälfte der BRD und feuchtwarme Osthälfte mit Regenfällen und Gewittern wäre dann eine Option. Später soll sich ein Ausläufer des Azorenhochs einschleichen und für trocknere Verhältnisse sorgen. Warten wir es ab und hoffen wenigstens auf einige Schauer und Gewitter in den nächsten Tagen. Dann wird es auch endlich dem auch heute wieder spürbaren Ostwind an den Kragen gehen.

Diese Pilzgruppe entdeckten wir am Mittwoch auf der Insel Poel während unserer Kartierungsexkursion. Leider konnten wir die Art nicht näher bestimmen. Sollten es vielleicht Königs – Röhrlinge oder zu boletoid geratene Rotkappen sein?

Am Abend bin ich noch in die Region Neuburg gefahren. Ich wollte klären, wo wir morgen die Autos im oder am Zielwald parken können. Bis zum Wald direkt kommen wir nicht, aber wenige hundert Meter entfernt ist eine geräumige Feldweg – Kreuzung. Von dort aus ist es dann nicht mehr weit zum Eichholz, einem kleineren Mischwaldgebiet bei Tylliberg und auch nicht weit von der Hansestadt Wismar entfernt. Ich wohne nun schon mein ganzes Leben hier, aber ich muss zu meiner Schande gestehen, ich war noch nie in diesem Waldgebiet unterwegs. Meine früheren Stamm – Reviere liegen aber ganz in der Nähe. Die Rohlstorfer Tannen, die Farpener Forst und die Redentiner Tannen, der Kult – Wald meiner Jugend.

Panoramablick auf das Eichholz am Abend des 12. Mai 2023.

Die möglichen Regenmengen bis zum 27. Mai – 2.00 Uhr nach dem ECMWF in akkumulierter Form: minimal 4,7 l/qm, maximal 77,6 l/qm und im Mittel 33,2 Liter.

Unser Pilzfreund Andreas Herchenbach hat sich kürzlich diese Morcheln bei einer Künstlerin bestellt. So werden sie einen würdigen Platz in seinem Naturgarten bekommen und er darf sich das ganze Jahr an ihrem Anblick erfreuen. Täuschend echt, oder?

Sonnabend, 13. Mai (Servatius) „Pankraz und Servaz sind zwei Brüder, was der Frühling gebracht, zerstören sie wieder. Wer seine Schafe schert vor Servaz, dem ist die Wolle lieber als das Schaf. Pankratzi, Servatzi, Bonifazi sind drei frostige Bazi, und zum Schluss fehlt nie die kalte Sophie. Die Eisheiligen sieht kein Gärtner gern, denn sie sind allzu gestrenge Herrn“So zu lesen im Bauernregelbuch „Abendrot – Schönwetterbot“ von Bernhard Michels. Nun, von Eisheiligen fehlt auch weiterhin jede Spur in unseren Breiten. Angenehm warmes und sonniges Frühlingswetter dürfen wir genießen, während die Südhälfte Deutschlands meist in unterkühltem Dauergrau hängt und es regnet, regnet und regnet. In einigen Regionen herrscht an Bächen und Flüssen bereits Hochwassergefahr und im Nordosten der Republik, besonders in Berlin/Brandenburg, teils extreme Waldbrandgefahr! Hier wäre das Vb – Tief sehr willkommen, aber es lädt seine Regenlast wohl östlicher ab. Zu uns in den Nordosten schickt es zunächst weiterhin warme Luft. Diese wird aber nun feuchter und so können sich morgen und am Montag einige Schauer und Gewitter bilden. Gewitterschwerpunkt ab dem Mittag nach heutigem Stand Schleswig – Holstein und Mecklenburg! Zumindest örtlich können so einige Liter zusammen kommen und in Gewitternähe sind aufgrund der recht trockenen Grundschicht starke Böen möglich. 

Das Eichholz am heutigen, wonnigen und sonnigen Maitag. Bis auf einige Fichtenbereiche ein sehr vielseitiger Laubwaldbestand, der uns heute voll und ganz begeisterte.

Auch Montag sind wir in dieser labilen, Schauer und Gewitter anfälligen  Luft. Dann aber machen sich die Gestrengen Herrn wohl doch noch auf den Weg zu uns. Arktische Kaltluft soll von Norden her mit viel Wind zu uns hereinbrechen und in den Nächten könnte zumindest noch einmal Bodenfrost ein Thema werden. Nachhaltig sollen die leicht verspäteten Eisheiligen aber nicht ihr Unwesen treiben. Bis zum nächsten Wochenende werden wir wohl wieder das derzeitige Temperatur – Niveau haben. Und die Mittelfrist sieht immer wärmer aus, aber auch immer trockener! Zumindest bei uns im Norden. Freunde von Sommersteinpilz und Co. dürfen sich die Hände reiben. Trockenheit und Wärme sind in Sicht! Die Gesichter der Freunde, und natürlich auch Freundinnen der dottergelben, wie auch blassen Eierschwämme, dürften jedoch immer länger werden.

Der bemerkenswerteste Fund unserer heutigen Wanderung durch das Eichholz waren diese Holzkohlenpilze (Daldinia concentrica) an totem Eschenholz.

Und die sich anbahnende Trockenheit war heute schon im Eichholz während einer öffentlichen Wanderung zu spüren. Die Region um Neuburg steht auf sandigen Böden und die sind hier bereits gut ausgetrocknet. Eine Teilnehmerin von dort hatte beim letzten Regen vor einer Woche 6 Liter in ihrem Becher, während ich im nur etwa 10 Km entfernten Wismar fast das Doppelte registriert habe. Dem entsprechend präsentierte sich uns das  Frischpilzaufkommen heute. Nur am Ufer des Farpener Stausees wuchsen einige Büschel des Schmalsporigen Faltentintlings.

Auch Spitzkegeliger Tintling (Coprinus acuminatus) genannt. Dürfte wohl ähnlich dem Grauen Faltentintling mit Alkohol giftig wirken.

Hier die möglichen Regenmengen für Wismar nach dem ECMWF in akkumulierter Form bis zum 28.05.2023 – 2.00 Uhr: minimal 0,4 l/qm, maximal 66,8 l/qm und im Mittel 21,9 Liter. 

Die CD am Sonntag morgen heute bei mir. Der Zeitgeist der 1960er – 70er Jahre läßt Grüßen.

Sonntag, 14. Mai (Bonifatius)Folgendes habe ich im Bauernregelbuch gefunden: „Die Bodenfrostwahrscheinlichkeit vom 12. – 14. Mai liegt in ganz Deutschland bei 30 %, in ungünstigen Lagen auch bei 50 %. In Höhenlagen sind Kaltlufteinbrüche mit Schneeschauern verbunden. Um den 15.05. sinkt die Bodenfrostwahrscheinlichkeit in Süddeutschland auf 15 – 20 %, ab dem 18.05. sogar auf 5 – 8 %.“ – Während der Eisheiligen, also bis zum 15. Mai, sind Fröste in diesem Jahr ausgeschlossen. Aber dann! Eine Kaltfront bringt Luft aus der Arktis fast auf direktem Wege nach Deutschland. Die Eisheiligen haben sich also in diesem Jahr nicht an ihre Vorgaben gehalten und beehren uns etwas später. Nachtfröste in ungünstigen Lagen und verbreitete Bodenfröste kann es in einigen Nächten der kommende Woche geben. Durch böigen Nordwind wird es sich im Vergleich zu den vergangenen Tagen nochmals fast eisig anfühlen. Info: Sonny and Cher

An geschützten Stellen einige Maipilze (Calocybe gambosa) heute im Wald bei Perniek. Ansonsten ist hier nicht viel los und es ist rascheldürr!

Konvektives Geschehen heute Nachmittag über Perniek.

Pilzfeindliches Wetter ist also weiterhin angesagt. Wenn die Modelle recht behalten, könnte aber am kommenden Sonntag der Sommer anklopfen. Zumindest bei uns im Nordosten soll es mit den Temperaturen steil bergauf gehen und wir könnten in M-V den ersten Sommertag (25 Grad und mehr) des Jahres bekommen. Verantwortlich dafür ist eine weiterhin blockierende Hochdruckzone nördlich von uns und der sicher immer wieder regenerierende Tiefdruck über der Mittelmeer – Region. Auf Umwegen gelangt die mediterrane Sommerluft von Osten her zu uns. Daher dürfte sie nicht kontinental trocken, sondern mit Feuchtigkeit angereichert sein. Schauer und Gewitter wären dann mit dabei. Diese waren auch für heute vorhergesagt und es gab sie auch. Allerdings nur sehr vereinzelt und die Niederschlagsmengen dürfen getrost in den Skat gedrückt werden. Das war nix! Morgen geht es in die nächste Runde. Die Gewitterschauer sollen aber vor allem an der Seenplatte auftreten und dann nach Süden abtrifften. Ein weiterer Komplex westlich von Mecklenburg knickt ebenfalls vor Erreichen unseres westlichen Einzugsgebietes nach Süden ab. So rechnen es zumindest die abendlichen Wettermodelle.

Ein leichter Schauer geht am Abend in Richtung Norden nieder. Aufgenommen unweit von Holdorf bei Brüel.

Mit Sommerhits ging es heute bei mir in den Tag. Allen vorbehalten zum trotz dieser mir geschenkten CD im Dreierpack, durchaus tolle Lieder drauf, die ich eine gefühlte Ewigkeit nicht mehr gehört habe.

Montag, 15. Mai (Kalte Sophie) – Sie ist die einzige Frau unter den Eisheiligen und besonders für Süddeutschland von Bedeutung, da die Kalte Luft von Norden dort etwas später aufschlägt. Dort wird sie gerne Angerufen mit der Bitte um eine gute Ernte im laufe des Jahres. Nun, damit dürften aus heutiger Sicht gerade die Bayern, insbesondere im Süden, kein Problem haben, denn es schüttet dort seit einiger Zeit fast ohne Unterlass. Und in den nächsten Tagen geht das so weiter. Es droht regional Hochwasser, denn es können dort nochmals 50 – 100 Liter pro Quadratmeter zusammen kommen. Dazu wird im Schlepptau der kalten Sophie sogar die Schneefallgrenze bis auf 1000 Metern herunter kommen. Bei uns im Nordosten war es nun warm, ab morgen geht es aber auch bei uns abwärts mit den Temperaturen und in klaren Nächten droht sogar Bodenfrost.

Rissige Ackerlinge (Agrocybe dura) gestern bei Brüel fotografiert.

Regen ist derzeit kaum in Sicht. Obwohl, im Gegensatz zu gestern, hatten es die örtlichen Schauer und Gewitter heute punktuell in sich. Es gab schon einige heftige Platzregen. Besonders am Nachmittag in einem Streifen südlich von Rostock bis hinunter in den Raum Parchim. Am Abend schauert und gewittert es an der Seenplatte. Auch westlich von uns, über Dänemark und Schleswig – Holstein entstanden an einer Konvergenz teils kräftige Schauer und Gewitter. Wenn wir durch das kalte Tal der Wochenmitte durch sind, scheint sich der Trend zu deutlich wärmeren Wetter zu festigen. Feuchtwarme Luft soll sich breit machen, mit ziemlich hohen Taupunkten und damit auch laueren Nächten. Sollten sich dazu auch noch Niederschläge in Form von möglichen Schauern und Gewittern einstellen, so hätten wir günstiges Pilzwetter. Mit großer Wahrscheinlichkeit wird es wohl ab nächstem Wochenwechsel so kommen, aber fraglich bleibt, ob die dann meist konvektiven Niederschläge auch bei uns in Ostseenähe entstehen können, denn das Wasser hält sie oft auf Distanz.

Eine Kiste frischer Maipilze, die heute von einem unserer Pilzfreunde gesammelt und für unseren Imbiss herein gereicht wurde. Ein ganz herzliches Dankeschön!

Hier noch die möglichen Regenmengen nach dem ECMWF für Wismar in akkumulierter Form bis zum 30.05. – 2.00 Uhr: minimal 0,2 l/qm, maximal 55,5 l/qm und im Mittel 14,3 Liter.

Hier noch ein schöner Fund von unserer abschließenden Exkursion zum diesjährigen Frühlingsseminar durch die Wälder zwischen Jesendorf und Tarzow. Weitlöcheriger Stielporling (Polyporus arcularius). 07.05.2023. Nicht häufig in M-V!

Dienstag, 16. Mai„Mai mäßig feucht und kühl, setzt dem Juni ein warmes Ziel; aber übermäßig warmer Mai will, dass der Juni voll nässe sei“. Zitat aus dem Buch „Abendrot – Schönwetterbot“. Von einem übermäßig feuchten Mai kann bei uns in Nordosten nicht die Rede sein. Der gesamte Bereich Deutschlands, der nordöstlich der Elbe liegt, war bisher erheblich zu trocken. Und der Sommer steht ja erst in den Startlöchern. Ich fürchte, es geht so weiter, wie wir es aus den Vorjahren kennen. Als übermäßig kühl wird der Mai wohl in der Bilanz auch nicht ausfallen. Die ersten Tage waren zwar sehr frisch, aber die letzte Woche brachte doch sehr angenehm temperiertes Wetter. Nun kommt zwar ein Temperatur – Knick durch die verspäteten Eisheiligen, aber ab dem Wochenende soll es mit den Temperaturen steil bergauf gehen. Die ersten Sommertage des Jahres stehen in Aussicht. Ein Sommertag definiert sich mit einer Tageshöchsttemperatur von mindestens 25 Grad im Schatten. Diese werden wir wohl ab Sonntag anvisieren. Von Sonntag bis Dienstag wird gerade der Nordosten wieder zur Wärmehochburg Deutschlands mit verbreitet 25 – 28 Grad. Also richtig Sommer! Gut möglich, dass dann aber bereits der nächste Absturz droht. Wieder könnte aus Nordwesten Kaltluft einfließen. Das macht die Lage brisant, denn die aus Südosten einströmende Warmluft kommt aus dem mediterranen Bereich und ist nicht nur durch das Meer, sondern auch durch die seit Tagen im Alpenraum und über Norditalien niedergehenden, unwetterartigen Regenfälle, mit reichlich Wasserdampf angefüllt. Beide Luftmassen können auch gerade bei uns in Küstennähe kollidieren und heftige Gewitter auslösen. Die Cape – Werte für den kommenden Montag für die zur Verfügung stehende Gewitter – Energie werden für Wismar nach dem ECMWF mit bis zu 2 200 J/Kg angegeben. Das ist für die Küstennahen Gebiete ein beachtlicher Wert, der explosive Entwicklungen begünstigen könnte. Da aus heutiger Sicht aber kaum Windscherung in der Höhe berechnet wird, können dort, wo die Gewitter entstehen, regelrechte Wasserbomben niedergehen, da sich die möglichen Zellen kaum verlagern und Ortsfest bleiben können. Aber warten wir es ab. Ich habe mich mit diesen Gedanken sehr weit aus dem Fenster gelehnt, denn es sind noch einige Tage hin und kein seriöser Meteorologe kann bei möglichen Gewitterlagen so weit im Voraus regionale Prognosen geben, auch wenn es die Computer aktuell so berechnen. Fest steht jedoch, dass die frühsommerlichen Temperaturen mit Gewittern einher gehen werden.

Einer der wichtigsten Speisepilze des Frühlings, der roh giftige Schild – Rötlinge (Entoloma clypeatum). Mai und Juni, stets unter Rosengewächsen!

Der aktuelle Abendlauf des GFS lässt die mögliche Abkühlung zu Mitte nächster Woche nur kurz greifen und es soll demnach bis zum Monatswechsel sommerlich warm, mit Schauern und Gewitter, weitergehen. Aber Vorsicht! Bis auf die Gewitter zum Beginn der Woche, könnten diese den Nordosten wieder meiden. Auf die Fläche sieht es in den kommenden Wochen für uns weiterhin zu trocken aus. Auch für den Juni wird für den Nordosten nichts großes an Regen berechnet. Somit steht ein Juni voller Nässe wohl für uns nicht auf der Agenda. Übrigens hat bei den teils heftigen Gewittern von gestern, die örtlich auch mit Hagel einher gingen, Goldberg mit 12 Liter das meiste abbekommen. Es ist aber ein stationärer Messpunkt, soll heißen, örtlich kann es auch mehr gewesen sein. Gut für Maipilz und Co. an den betroffenen Örtlichkeiten.

Am gleichen Standort wie der Schild – Rötling findet sich zur selben Jahreszeit der Blasse Pflaumen- oder Schlehen Rötling (Entoloma sepium). Frieder Gröger schreibt in „Pilze und Wildfrüchte“: Beide Arten sehr schmackhafte Speisepilze, die viel mehr beachtet werden sollten, zumal sie sehr häufig sind“. Dem kann ich mich nur anschließen.

Hier noch die möglichen Regenmengen für Wismar nach dem ECMWF in akkumulierter Form bis zum 31.05.2023 – 2.00 Uhr: minimal 0,6 l/qm, maximal 42,9 l/qm und im Mittel 13,3 Liter.

Haus – Tintling (Coprinus domesticus) auf der Insel Poel am 17.05.2023 am Standort fotografiert.

Mittwoch, 17. MaiWitterungstendenz Bauernregel: „Im letzten Monatsdrittel kommt es in 7 von 10 Jahren zu einer länger anhaltenden Schönwetterphase mit möglichen Temperaturen bis zu 30 Grad; Wärmegewitter möglich (Spätfrühling).“ Gefunden in Abendrot – Schönwetterbot von Bernhard Michels. – Und das scheint in diesem Jahr sogar ganz gut zu klappen. Die derzeit berechnete Tendenz geht so ziemlich genau in diese Richtung. Jedenfalls glaubt man dem Abendlauf des amerikanischen Wettermodells GFS sieht es ganz genau so aus. Die Erwärmung zum Wochenende ist quasi sicher. Der neue „Kaltlufteinbruch“ Mitte kommender Woche wird dem nach nur noch sehr dezent angedeutet und danach soll es recht warme, zum Monatswechsel hin auch hochsommerlich warm weitergehen. Dann könnten durchaus auch schon mal die 30 Grad in Reichweite kommen. Dabei liegen wir zwischen hohem Luftdruck im Norden und Tiefem im Süden. Also zwischen den Stühlen. Es wird angedeutet, dass sich der tiefere Luftdruck aus dem Mittelmeerraum immer wieder bis zu uns ausweiten kann. Damit verbunden sind allerdings aus heutiger Sicht keine größeren Regengebiete oder Wetterfronten, die uns flächige Niederschläge bringen könnten, sondern eher in oft versumpfter Lage die bereits in der Bauernregel angedeuteten Wärmegewitter.

Rehbraune Dachpilze (Pluteus atricapillus) gab es heute auf altem Pappelholz auf der Insel Poel in besonders üppigen Ausführungen.

Aber auch die Maipilze (Calocybe gambosa) ließen sich nicht lumpen. Fett und mastig wie Steinpilze!

Ein erster Höhepunkt bezüglich Wärme und Gewitter deutet sich ab Sonntag an. Von Sonntag bis Dienstag kann es gebietsweise ordentlich krachen. Da wir im sogenannten barometrischen Sumpf liegen, braucht es trotz recht hoher Gewitterenergie in der Luftmasse aber Zündungsimpulse, die in erster Linie durch orographische Gesichtspunkte die Zündschnur zum Glühen bringen können. Also durch das Landschaftsrelief, sprich Hügel und Berge. Die haben wir nicht wirklich bei uns, aber wie kann dann die hohe Gewitterenergie bei uns zur Auslösung gebracht werden? Durch Windkonvergenzen! Das Ostseewasser ist noch ziemlich kalt, von Südosten strömt die schwüle Warmluft heran. Lebt der Seewind ab dem Mittag auf, kann er die inzwischen von der Sonne aufgeheizte feuchtwarme Luft anheben und der Zündfunken ist gelegt. So berechnen es derzeit die Wettermodelle. Dabei besteht, wie gestern schon geschrieben, die Gefahr von wolkenbruchartigem Starkregen und Hagel. Auf Kachelmannwetter wurden heute die Gebiete gezeigt, wo der Sturzflut – Index derzeit besonders anschlägt (Änderungen vorbehalten). Das sind die Küstenregionen an Nord- und Ostsee und auch gesamt Mecklenburg.

Dort, wo die Maipilze (Calocybe gambosa) etwas windgeschützter und tief in der Humusschicht verborgen standen, waren sie eine Freude, fast wie Steinpilze! Am Standort im Küstenwald der Insel Poel.

Aber die möglichen Sturzfluten kommen zumindest für unsere Maipilze meist zu spät, so sie uns denn treffen sollten. So war ich heute zu meiner obligatorischen Mittwochs – Exkursion noch einmal auf die Insel Poel gefahren. Der letzte Quadrant des Messtischblattes Kaltenhof stand auf der Liste. Da ich die Veranstaltung auch schriftlich auf einer Tafel vor dem Info – Zentrum bewerbe, zeigten gestern doch einige Urlauber Interesse für diese Veranstaltung. Ich redete es ihnen aus. Es steht hier nur der schmale, recht unwegsame Küstenwald zur Verfügung und unsere Mittwochs – Exkursion am vergangenen Mittwoch zeigte, dass der Wind fast alles vertrocknet hatte. Ich wollte ihnen also eine Enttäuschung ersparen, kostet ja immerhin 20 € Teilnahmegebühr! So war ich heute ungebunden und konnte noch wichtiges im Info – Zentrum erledigen, fuhr dann mit gemischten Gefühlen erst zum späten Nachmittag und Abend auf die Insel. Hatte ich hier doch noch einige Stellen von Maipilzen im Visier und hoffte auf eine letzte Ernte dieser Schönköpfe. Die meisten Pilze waren drüber bzw., wie erwartet, vertrocknet. Aber es gab zur Entschädigung doch noch Stellen, wo sie wunderbar waren. Ansonsten an Frischpilzen noch Rehbraune Dachpilze und einen Haus – Tintling.

Und hier noch zwei Hinweise zum einen von Phillip Müller: Parfümierter Trichterling und Tobias Fuest: gruener-knollenblaetterpilz-moegliches-gegenmittel-fuer-toedlichsten-pilz-der-welt-gefunden-a-b1860ac7-9153-477f-8397-cf767d2bff4a

Und weil sie so schön und sehenswert sind, noch einmal Maipilze von heute. Es werden wohl die letzten schönen Schönköpfe der Art Calocybe gambosa für mich in dieser Saison gewesen sein. 17. Mai 2023 auf der Insel Poel.

Hier noch die möglichen Regenmengen für Wismar nach dem ECMWF in akkumulierter Form bis zum 01. Juni – 2.00 Uhr: minimal 0,4 l/qm, maximal 73,6 l/qm und im Mittel 19,0 Liter.

So wie es sich für solch hohe Feiertage wie heute gehört, kam bei mir am morgen wieder der Gregorianische Kalender in akustischer Form zum Einsatz.

Donnerstag, 18. Mai (Christi Himmelfahrt) – Die Nacht war noch einmal richtig kalt und örtlich gab es wie erwartet sogar Frost. Damit wird hoffentlich nun bald Schluss sein, obwohl einige Wettermodelle auch in der nächsten Zeit immer wieder Kälterückfälle berechnen. Diese werden aber naturgemäß immer zahmer und Väterchen Frost sollte seinen Kristall – Zepter bis zum nächsten Herbst in seine Tiefkühltruhe zwischenlagern. Dafür wollen wir Hoffen, dass Petrus öfter seinen Duschhahn aufdrehen möge. Das sieht für uns mittelfristig aber gar nicht so gut aus. Einzig konvektive Entwicklungen berechnen die Wettermodelle. Soll heißen, wir müssen uns wieder die Niederschlags – Radarbilder und die Messwerte genauer anschauen.

Heute Vormittag hieß es Leinen los und Segel setzen zu einem Segeltörn zum Herrentag durch die Wismarbucht mit dem Lotsenschoner Atalanta.

Bootsmann Jonas gab seinen Einstand als Seemann und half beim Segel setzen tatkräftig mit.

Dazu sollten wir aber bedenken, dass solche Werte wie kürzlich bei dem Gewitter in Goldberg, mit 12 Litern, keine wirklich relevante Hausnummer sind, da die Verdunstungsraten in den Sommermonaten sehr hoch liegen. Hier müssten dann schon öfters Zellen drüber ziehen, um etwas nennenswertes zu bewirken. Auch wenn es starke Niederschlagsereignisse geben sollte, wir befinden uns nicht im August oder September, wo ein großer Wachstumsdruck nach längerer Trockenzeit auch großes bewirken kann. Also den Ball in den nächsten Wochen und Monaten eher flach halten! Das wichtigste für die Freunde der klassischen Speisepilze im gelben Kleid wären in den nächsten Wochen kontinuierliche, immer wieder kehrende Regenfälle bei gemäßigten Temperaturen. Das würde den Fans der Eierschwämme sehr entgegen kommen und diesbezüglich könnten wir im Hochsommer dann wirklich mehr als üblich erwarten. Impulsive, regionale Starkregen könnten aber auch recht heftige Schübe von Sommersteinpilzen im Gefolge haben. Hier wäre aber ein höheres Temperaturniveau, am besten Hitzewellen, sehr förderlich, da diese Boleten zumindest in Westmecklenburg einiges nachzuholen haben. Aber die Wahrheit wird wohl irgendwo dazwischen liegen. Und noch kurz zur aktuellen Entwicklung. Die schwülwarme Gewitterluft kommt am Wochenende, aber die Schwerpunkte der damit verbundenen Gewittertätigkeit werden immer mehr nach Westen verschoben.

Das erste Segel ist auch dank Jonas seines Einsatzes gesetzt.

Wie groß die Unsicherheiten zu den möglichen Regenfällen sind, kann man auch gut in den Regenmengen für Wismar nach dem ECMWF bis zum 02. Juni erkennen: minimal 0,2 l/qm, maximal 102,3 l/qm und im Mittel 15,7 Liter. Lotsenschoner Atalanta

Die Atalanta unter vollen Segeln am Herrentag 2023. Dank an die fleißige und umsichtige Besatzung und ihren fleißigen Helfern, so dass die heutige Vatertags – Tour nicht zu einem Himmelfahrtskommando wurde!

Mein CD am heutigen Morgen. Eine Wohltat! Sehr entspannende Piano – Klänge mit dezenter Streicher Untermalung.

Freitag, 19. Mai„Maikäferjahr – gutes Jahr. Sind die Maikäfer und Raupen viel, steht eine reiche Ernte am Ziel. Er ist wie der Kuckuck ein Frühlingssymbol und schwärmt nur ca. 2 – 8 Tage, von Mitte bis Ende Mai, zum Teil bis in den Juni hinein. Man kannte früher sogenannte gefürchtete Maikäferjahre, die gemäß der Entwicklungszeit der Larven etwa alle 4 Jahre auftraten. Die Tiere können über Nacht eine große Eiche kahl fressen. Ihre Lieblingsspeise sind die Blätter der Eiche, danach der Pflaume, Rosskastanie, Kirsche, Buche, Ahorn, Apfel und Birne. Außerdem beginnt die Schwarmzeit der Stechmücken.“ Auszug aus „Abendrot – Schönwetterbot“. Nun, richtige Maikäferjahre, so wie früher, gibt es heut zu Tage wohl höchstens nur noch regional. So wurde unsere Pilzfreundin Catrin kürzlich in der Nähe von Bützow von einem Maikäfer besucht. Wenn bei vielen Käfern und Raupen eine gute Ernte ins Haus stehen sollte, waren damit sicher nicht die Pilze gemeint. Aber wir werden sehen, ob der Käfer zumindest Catrin diesbezüglich Glück bringen wird. Mich besuchte heute morgen allenfalls eine Taube vor meinem Wohnzimmerfenster. Ob es die selbe ist, die vor geraumer Zeit täglich auf meiner Fensterbank saß? Wer weiß! Ist sie ein Glücksbringer? Wer weiß!

Morgentlicher Besuch vor meinem Wohnzimmerfenster.

Meine Döschen mit Pilzpulver zum Würzen von Suppen und Soßen sind besonders gefragt, wenn, so wie derzeit, viele Besucher in der Stadt sind. 

Glück hatte heute Sohn Jonas bei einem Waldspaziergang bei Zülow. Eigentlich ist er zum Leidwesen seines Vaters (leidet nicht wirklich) nicht der große Pilz – Freak. Angesichts der Fülle von Maipilzen, in der er sich plötzlich befand, organisierte es sich doch einen Korb und wurde fleißig. Allerdings hatten es sich einige Mädchen in ihnen gemütlich gemacht, bemängelte er telefonisch. Kein Wunder, bei den diesjährigen Wachstumsbedingungen. Zwar hatte es zwischenzeitlich leidlich genug geregnet, aber die oft trockene, zeitweise kalte Luft und vor allem die trockenen Winde machten ihnen gehörig zu schaffen, sie stagnierten immer wieder in ihrer Entwicklung oder vertrockneten gleich vollständig an besonders exponierten Standorten. Und so wie es sich derzeit darstellt, wird richtiges Pilzwetter in unseren Breiten wohl noch länger auf sich warten lassen. Nach einen kurzen Gastspiel des Sommers ab Sonntag, geht es mit den Temperaturen Mitte der nächsten Woche schon wieder bergab. Auch das bis zu 16 Tage im Voraus rechnende amerikanische GFS zeigt immer wieder ein zurück kippen der Großwetterlage in ihr altes Muster. Nach wärmeren Phasen, soll die Strömung bis Anfang Juni immer wieder auf nördliche Richtungen rückdrehen und die kalte Luft aus dem hohen Norden zu uns lenken. Natürlich wird auch diese Kälte immer wärmer, aber mit viel Niederschlag sind diese Anströmungen meist nicht verbunden und oft weht dazu auch noch ein sehr böiger, kontraproduktiver Wind. Auch die schwülwarme Wetterphase der nächsten Tage wird wohl nur punktuelle Regengüsse für uns übrig haben. Aus heutiger Sicht können sich am Sonntag örtliche Schauer und Gewitter bilden. Heftiger soll es dann im Verlauf die Regionen an der Nordsee, um die Deutsche Bucht und Schleswig – Holstein treffen. In Verbindung mit einem kleinen Höhentief über dem Ärmelkanal und eine sich formierenden Kaltfront kann es dort heftig krachen bis in den Unwetterbereich durch hohe Regensummen, Hagel und Sturmböen. Vielleicht bekommt Mecklenburg beim Durchschwenken der dann entstandenen Tiefdruckrinne in der Nacht zum Dienstag noch etwas gröberes davon ab. Wollen wir es hoffen!

Insider wissen was es bedeutet, wenn solche Wolken am Himmel zu sehen sind – Altocumulus floccus – eine der bekanntesten, vorgewittrigen Wolken. Sie kündigen die Gewitterluft an. Heute Vormittag über den Dächern von Wismar fotografiert.

Wolkenkunde: Altocumulus floccus

Hier die möglichen Regenmengen für Wismar in akkumulierter Form bis zum 03.06.2023 – 2.00 Uhr nach dem ECMWF: minimal 0,4 l/qm, maximal 66,4 l/qm und im Mittel 17,5 Liter.

Heute morgen mal wieder richtige Musik zum wach werden. Die Neue deutsche Welle lässt grüßen. Rock `n` Roll aus weißblauen Gefilden und natürlich Kult!

Sonnabend, 20. Mai – (Weltbienentag) – Ob die Bienen in diesem Jahr wirklich viel Lust zum Fliegen und Bestäuben haben? Wollen wir es hoffen, trotz der eher meist unterkühlten Witterung. Und viel wird sich daran zunächst wohl nicht ändern. Im Bauernregelbuch „Abendrot – Schönwetterbot“ habe ich einen Hinweis auf die „Kleinen Eisheiligen“ gefunden. Sie sind auf den 25. und 26. Mai festgeschrieben. Und diesen Termin scheinen sie in diesem Jahr ganz genau wahrnehmen zu wollen. Nach aktuellem Stand erreicht uns zum Freitag ein erneuter Vorstoß arktischer Kaltluft aus dem hohen Norden. Sollte es aufklaren und der Wind einschlafen, steht doch noch einmal Bodenfrost auf der Agenda! Info zu: Spider Murphy Gang

Wenn schon keine Frischpilze, dann wenigstens diese auf den Ostseewellen „reitenden“ Schwäne unweit des Strandes in Wismar – Wendorf. Der Nordost war heute wieder lebhaft unterwegs.

Vom Seeblickwäldchen auf das Wasser der Wismar – Bucht geblickt.

Die Großwetterlage hat mal wieder eine lange Erhaltungsneigung, die mit großer Sicherheit der Stratosphären – Erwärmung von Ende Februar geschuldet ist. So wie sich das Frühjahr darstellt, wurde es voraus gesagt. Es dominieren nördliche bis östliche Winde. Man sagt, dass die Auswirkungen etwa drei Monate zu spüren wären. Dem nach sollte sich im Laufe des Juni das Grundmuster endlich umstellen. Noch sieht es jedoch nicht so aus, auch wenn es nun für zwei Tage einen Vorgeschmack auf den Sommer geben soll. Sonntag und Montag kann es auch bei uns um 25 Grad warm werden, bevor es ab Dienstag bereits wieder abkühlt. Im Laufe der 2. Nachthälfte trifft die schwülwarme Gewitterluft in Mecklenburg ein. In ihr können sich bereits erste Schauer und Gewitter bilden. Also morgen früh aufgepasst und aus dem Fenster geschaut, was sich am Himmel tut. Immerhin steht die erste Vereinsexkursion des Jahres auf dem Programm. Viel wird wohl nach den meisten Wettermodellen nicht passieren.

Wahre Prachtstücke des Schuppigen Porlings (Polyporus squamosus) heute an einem Eschen – Stubben im Seeblickwäldchen.

Der Eschen – Stubben als Gesamtkunstwerk.

Aber das Super HD und vor allem das Europäische ECMWF sind diesbezüglich doch recht offensiv. Besonders letzteres hat morgen Vormittag für Westmecklenburg sogar Schwergewittersignale drin. Auch morgen Nachmittag können sich noch einzelne Schauer oder Gewitter entwickeln. Das wird dann wohl schon alles in punkto Gewitter für uns gewesen sein. Der Schwerpunkt der zunehmend unwetterträchtigen Gewitter zum Montag, bis in die Nacht zum Dienstag soll sich westlich und nordwestlich von Mecklenburg abspielen. Hier schlägt der Sturzflut – Index doch teils kräftig an. So beispielsweise im nördlichen Schleswig – Holstein, aber auch im Großraum Hamburg sehen einige Wettermodelle Land unter. Liebe Hanseaten an der Elbe, macht schon mal eure Schlauchboote startklar! Am ehesten könnte an diese Entwicklung noch der äußerste Westen von Mecklenburg angedockt sein. In einem Wettermodell sah ich heute auch im Westen Mecklenburgs ein „Spiegelei“ (Großraum Gadebusch) mit gelborangem Eigelb und rotem Kern. (20 – 60 l/qm).

Das Seeblickwäldchen in Wismar – Wendorf am 20. Mai 2023.

Heute Vormittag war ich übrigens kurz im Wismarer Park am Seeblick und angrenzendem Wäldchen unterwegs. Normalerweise sind hier um Christi Himmelfahrt, spätestens zu Pfingsten, erste Sommerpilze zu erwarten. Allen voran Hexen – Röhrlinge, Sommersteinpilze oder auch Täublinge oder Champignons. Absolut nichts! Tote Hose! War mir auch klar, bei der pilzfeindlichen Witterung in diesem Frühjahr. Einzig einige kapitale Schuppige Porlinge konnte ich an Frischpilzen ausmachen. Hier, oder auch an einzelnen Bäumen einer Pflaumen – Allee zwischen Zierow und Wisch, gibt es um diese Zeit die weithin leuchtenden Schwefelporlinge. Auch diesbezüglich Fehlanzeige. Sollte es demnach ein gutes Pilzjahr werden? Langjährige Tagebuch – Leserinnen und Leser wissen, worauf ich hinaus möchte. Wenn ja, dann sollte sich die Witterung in den kommenden Monaten hinreichend umstellen, sonst wird das nix!

Eigentlich prächtige Ausstellungsstücke, aber auf meinem Zweirad hätte ich sie schwerlich transportieren können. Schuppiger Porling (Polyporus squamosus) am 20. Mai 2023 im Seeblickwäldchen Wismar – Wendorf.

Hier die möglichen Regenmengen nach dem ECMWF für Wismar in akkumulierter Form bis zum 04.06. – 2.00 Uhr: minimal 1,0 l/qm, maximal 64,4 l/qm und im Mittel 22,4 Liter.

Zur Einstimmung in den Tag heute Musik der Neuen Deutschen Welle. Spliff, vormals die Band von Nina Hagen.

Sonntag, 21. Mai (Spliff) – Heute stand die erste Vereinsexkursion der Pilzfreunde innerhalb der Gemeinnützigen Gesellschaft Wismar e.V. des Jahres auf dem Programm. Bezüglich der nahezu überbordenden Teilnehmer könnte man meinen, die Gruppe der Pilzfreunde bestünde nur aus unserer Bützower Pilzfreundin Catrin und meiner Wenigkeit. Wir waren also nur 2, die heute den nördlichen Bereich der Everstorfer Forst durchstreiften. Das Wetter war bestens und endlich auch mal angenehm warm. Der Ostwind drehte wieder mächtig auf und mit ihm drückte stabilere Warmluft kontinentalen Ursprungs herein, die auch eine mögliche Schauer- und Gewittertätigkeit unterdrückte. Das wurde vor einigen Tagen noch ganz anders prognostiziert. Diese Ostströmung gelangt morgen in Konfrontation mit einer, von einem kleinen Tief über Dänemark initiierten, West bis Nord – Anströmung über dem Westen und besonders Nordwesten Deutschlands. Eine Konvergenz entsteht und an ihr auch die heftigsten Gewitter. Wir werden davon nicht betroffen sein und dürfen uns auf einen warmen und freundlichen Sommertag „freuen“.

An einem warmen Maitag in der Everstorfer Forst.

Nun wird es ernst für die schuppigen Ausstellungsstücke im Seeblickwäldchen. Catrin hat den denkwürdigen Moment im Bild festgehalten.

Zurück zu unserer heutigen Exkursion. Bereits vor ziemlich genau 2 Jahren waren wir hier zu einer Frühlingswanderung unterwegs und schon damals hatte ich eigentlich vor,  den Bereich nördlich Everstorf zu besuchen, blieben aber doch wieder im klassischen Gebiet, welches schon des Öfteren nicht erfolglos unser Ziel gewesen war. Ich muss mich wirklich fragen, warum ich bisher nicht in diesen Teil der Everstorfer Forst vorgedrungen bin. Uns offenbarte sich ein kleines Paradies! Neben einigen Nadelforsten dominieren teils alte Buchenbestände mit kleinen Sümpfen, Mooren, Waldtümpeln und Seen. Wir waren voll begeistert. Wehe dem, es setzt hier eine Steinpilz – Schwämme ein. Die Körbe sollten dann nicht zu klein gewählt sein. Aber was schreibe ich, wir dürfen ja höchstens 1 Kilo mitnehmen. Von Steinpilz und Co. und den anderen, tollen Großpilzen, die hier mit Sicherheit zu finden sein werden, fehlte bis auf mumifizierte Kohlentäublinge, leider jede Spur. Ohne Frischpilze ging es aber dennoch nicht ab. Neben giftigen Grünblättrigen Schwefelköpfen gab es einen Buchenstubben mit reichlich Stockschwämmchen und Catrin konnte einen Hexenring mit Maipilzen vom aller feinsten entdecken. Mastig, jung und knackig, ohne Maden und ohne Makel. Ihre Pilzmahlzeit hatte sie sicher. Im Anschluss war Catrin noch so lieb und bot mir an, die großen Schuppigen Porlinge vom Seeblick in Wismar zu holen und in ihr Auto zu laden. Sie bereichern nun unsere Ausstellung.

Stockschwämmchen (Kuehneromyces mutabilis) am 21. Mai 2023 in der Everstorfer Forst.

Agiler, sauber gespielter und aggressiver Punk – Rock schallte heute morgen aus den Boxen meiner Anlage zum Morgenkaffee.

Montag, 22. Mai (Tag zur Erhaltung der Artenvielfalt) – Zur Artenvielfalt gehört sicher auch die Stubenfliege. Zwei von ihnen fallen mir seit einigen Tagen mächtig auf den Wecker. Insbesondere wenn ich an meinem PC sitze und dieses Tagebuch schreibe. Ich habe dazu neben dem Bildschirm auch noch eine Schreibtisch – Lampe eingeschaltet, damit sich nicht ganz so viele Schreibfehler einschleichen. Nun Fliegen diese beiden Vertreter ihrer Art immer wieder um mich herum. Setzen sich auf den Bildschirm, laufen über den Schreibtisch, landen auf meinen Kopf, im Gesicht und auf Hände und Arme. Ganz wie es ihnen beliebt. Die Fliegenklatsche hängt griffbereit neben mir. Warum zögere ich, sie einzusetzen? Nun, treffe ich, setze ich einem Wunderwerk der lebenden Natur ein Ende. Mit welchen Recht? Nur weil sie mich nerven, zum Mörder werden? Vielleicht weil sie Bakterien übertragen können? Das wäre zumindest ein legitimer Grund. Ja, manchmal reicht es mir und es klatscht, zwar nicht immer treffsicher, aber oft tödlich. Ich hoffe, dass dadurch nicht noch die gemeine Stubenfliege auf die Rote Liste der vom Aussterben bedrohten Tier- bzw. Insektenarten gelangt. Und außerdem beklagen wir ja auch ein großes Insektensterben.

Frische Stockschwämmchen (Kuhneromyces mutabils) gestern in der Everstorfer Forst.

Den ersten Wurzel – Schleimrübling (Xerula radicata) der Saison entdeckte gestern Catrin im Park am Seeblick.

Aber nun zum eigentlichen Anliegen, dem Wetter und Pilze. Sommerlich warm war es heute nochmals. So warm wie heute wird es wohl für längere Zeit nicht mehr werden. Schon morgen stürzt die Temperatur um 10 Grad ab. Am Mittwoch bringt ein Kaltlufttropfen neben einigen Schauern noch kühlere Luft mit. Der nächste Absturz kündigt sie zum Pfingstwochenende an. Auf direktem Wege aus dem hohen Norden strömt sehr kalte Luft nach Norddeutschland. Sehr kalt bedeutet um diese Jahreszeit Temperaturen um die 15 Grad und sehr kühle Nächte. Zeitweise frischt der Nord- und Ostwind dazu weiterhin spürbar auf. Wird es in dieser Saison auch mal bei uns in M-V eine Witterungsphase mit pilzfreundlichem Wetter geben? In absehbarer Zeit eher nicht und somit sind auch keine größeren Sprünge beim Frischpilzaufkommen zu erwarten. Aber der bevorstehende Juni ist ja meist ein Übergangsmonat vom Frühling zum Sommer und die Erwartungen sollten daher eher flach gehalten werden.

Auch diesen Blasenförmigen Becherling (Peziza vesiculosa) hatte Catrin gestern in der Everstorfer Forst inmitten von Maipilzen auf Holzhäcksel entdeckt.

Heute gab und gibt es ja ziemlich verbreitet in weiten Teile der Westhälfte Deutschlands teils heftige Gewitter mit Starkregen und Hagel. Örtlich sollen in kurzer Zeit 50 – 70 Liter aus den Wolken gebrochen sein. Hamburg wurde bis zum Abend nicht überschwemmt, aber es regnet und gewittert auch dort. Die Gewitter haben inzwischen die Südwestgrenze zu M-V erreicht. Sie laufen in die stabilere und trockenere Luft, die bei uns lagert hinein und verlieren an Energie. Im laufe der Nacht kann es aber noch zu schauerartigen Regenfällen kommen. Möglich sind 5 – 10 Liter. Hoffen wir, dass es wenigstens diese geben möge. Großes werden sie an der Pilzfront nicht bewirken.

Die Maipilze (Calocybe gambosa), die Catrin gestern im Zuge unserer Vereinsexkursion in der Everstorfer Forst entdeckt hatte, waren von erstklassiger Qualität. Am Standort fotografiert.

Hier die möglichen Regenmengen nach dem ECMWF in akkumulierter Form für Wismar bis zum 06.06. – 2.00 Uhr. Minimal 2,7 l/qm, maximal 64,0 l/qm und im Mittel 13,9 Liter.  

Heute morgen klangen sentimentale und verträumte Country – Songs aus meinen Boxen. Fortsetzung (insgesamt 3 CD` s) an den folgenden beiden Tagen.

Dienstag, 23. Mai (Tag des Grundgesetzes) – Heute vor 74 Jahren wurde in der alten Bundesrepublik das Grundgesetz verkündet. Aber darauf möchte ich hier nicht eingehen. Uns interessieren ja vielmehr die Gesetzmäßigkeiten der Natur. Übrigens, das einzige und wahre Gesetz überhaupt, das Naturgesetz, dem auch wir Menschen unterliegen und das wir konsequent im Zeichen von Wachstum und Wohlstand mit den Füßen treten! Aber nun zu den Gesetzmäßigkeiten, die uns interessieren. Wir befinden uns derzeit Mitten im Frühlings – Aspekt (Anfang Mai bis Mitte Juni). Welche Pilzarten sind für diesen Zeitraum nach Michael – Hennig – Kreisel typisch?: Frühlings – Ackerling, Maipilz, Schild – Rötling, Blasser Schlehen – Rötling, Ziegelroter Rißpilz (erscheint in M-V aber meist erst zum Ende dieses Aspektes), Frühlings – Weichritterling (gehört meiner Erfahrung nach eher in den Vorfrühling), Gefalteter Nabeling, Violetter Kronenbecherling, Strahlfüßiger Tintling, Schwefelporling, Getigerter Sägeblättling, Mai – Stielporling und Schuppiger Porling.

Catrin hat für uns hier mal die Sägeblätter des Getigerten Sägeblättlings im Bild festgehalten.

Natürlich können hier noch einige weitere, durchaus wichtige Pilzarten genannt werden. So wachsen fast ganzjährig die schmackhaften Stockschwämmchen und auch erste Röhrlinge können auftreten. So hat unser Bützower Pilzfreund Hanjo nun endlich auch bei uns den ersten Flockenstieligen Hexen – Röhrling entdeckt. Mein persönlicher Stichtag ist von meiner Jugend an der 25. Mai. Es gab Jahre, da waren die ersten Exemplare zu diesem Zeitpunkt fast schon durch und überständig. Aber in diesem Jahr ist mal wieder alles anders. Es ist einfach viel zu kalt gewesen für diese wärmeliebenden Dickröhrlinge. Mit Trockenheit kommen sie hingegen ganz gut zurecht. Und Trockenheit ist auch das Stichwort bis Mitte Juni. Die Modelle, die bis in die erweiterte Mittelfrist sehen, rechnen kaum mit größeren Regenfällen in Deutschland bis dahin. Vor einigen Wochen sahen die selben Modelle einen eher feuchteren Juni! Wir verbleiben demnach wohl im alten Muster. Hoch nördlich von uns und Tief südlich, im Mittelmeerraum. Die haben es dort aber auch bitter nötig, auch wenn es regional bereits mehr als zu viel des Guten war.

Nicht mehr ganz so junge Sklerotien – Porlinge (Polyporus tuberaster) am Sonntag in der Everstorfer Forst.

Und unserer Catrin haben es in diesem Frühling die Champignons angetan.

Morgen tropft über der Westhälfte Deutschlands ein Kaltlufttropfen nach Süden ab. Dadurch setzt bei uns die Zufuhr herum geholter Warmluft ein. Aber nur dezent, keine Sommertemperaturen! Der Abendlauf des GFS lässt es dann gleich kurz nach Pfingsten von Norden her wieder aus Trogen, mit kalter Luft im Gepäck versteht sich. Ob die Kälte dann, so wie heute Abend gerechnet, über Westeuropa zum Mittelmeer durchbricht, bleibt abzuwarten. Das würde bedeuten, dass zu uns in den Osten sehr warme Luft vom östlichen Mittelmeer gelangen würde und mit dieser auch wieder einige Schauer und Gewitter. Das Europäisch ECMWF will von solchen Anwandlungen nichts wissen und belässt es bei uns bis in den Juni hinein meist sonnig und trocken. Es gibt aber auch noch andere Versionen. Demnach könnten in kalter Luft nach Pfingsten von Nordosten her Regenfälle übergreifen. Übrigens hat der nächtliche Regen kaum Entspannung gebracht. Maximal bis 6 Liter wurden in M-V gemessen. So in Wismar oder Parchim (ich hatte heute Abend sogar 7 Liter in meinem Becher!). Die meisten Gebiete haben nicht einmal den berühmten Tropfen auf den heißen Stein, der noch gar nicht so heiß war, abbekommen.

Und die großen Schuppigen Porlinge aus dem Seeblickwäldchen dienen nun als Blickfang und Hinweis auf unsere Ausstellung unter dem Motto: „Unsere Großpilze im Wandel der Jahreszeiten“.

Hier die möglichen Regenmengen für Wismar nach dem ECMWF in akkumulierter Form bis zum 07.06. – 2.00 Uhr: minimal 1,4 l/qm, maximal 42,6 l/qm und im Mittel 13,7 Liter.

„Stand By Your Man“ heute morgen mit anderen Interpreten.

Mittwoch, 24. Mai – Gestern Abend war es gefühlt und wettertechnisch tiefer Oktober mit dunklem Gewölk und einem frischen und böigem Wind. Der Kaltlufttropfen schickte sich an uns in Südwestlicher Richtung zu überqueren. Tatsächlich hat er dann in meinen Regenmesser noch 0,5 Liter hinein tropfen lassen. Bewölkt, aber weniger windig war es dann noch am heutigen Vormittag und am Nachmittag und Abend gab es schließlich wunderbares Wohlfühlwetter. Viel Sonne, schwacher Wind und angenehme Temperaturen. Schönstes Wetter, welches auch auf den Kaltlufttropfen mit rumgeholter, moderater Warmluft, zurück zu führen ist. So stand unserer heutigen Mittwochsexkursion vom Wetter her nichts im Wege. Wir begannen mit einer neuen Topographischen Karte im Maßstab 1 : 25 000 = Neukloster 2136/1. Ausgesucht hatten wir uns das wildromantische Klaasbachtal mit sich daran anschließendem Babster Sack.

Das Klaasbachtal bei Neukloster heute Nachmittag.

Für Radfahrer nicht geeignet und für Fußgänger nur mit guter Kondition, denn umgestürzte Bäume stellen so manche Herausforderung dar.

Dazu trafen sich am Nachmittag Irena, Catrin, Christian, Michael und Reinhold in Höhe des ehemaligen Waldhotels. Während Wismar kürzlich gut 7 Liter Regen bekommen hatte, so reichte es in der Umgebung von Neukloster allenfalls für angefeuchtete Straßen. Entsprechend trocken sah es in den Wäldern aus. Das Klaasbachtal ist besonders zum Herbst hin ein wahres Raritäten – Kabinett, kann aber auch schon im Sommer bei günstigen Bedingungen überzeugen. Aber wir befinden uns im Frühling und nur selten bin ich hier so früh im Jahre unterwegs gewesen. Leider gab es heute keine Frühlingspilze mehr, dafür aber wurde hier schon mal zaghaft der Sommer eingeläutet. Die Lungen – Seitlinge starteten hier bereits richtig durch, so dass der Speisepilzfreund nicht leer ausgehen brauchte. Auch die ersten Täublinge der Saison haben nun auch bei uns das Licht des Frühlings erblickt. Ganz wunderbare Frauen – Täublinge konnte Catrin voller Begeisterung entdecken, um die wichtigsten Frischpilze zu nennen.

Ich fürchte, wer in den kommenden Wochen auf Speisepilze aus ist, sollte sich wieder, so wie im vergangenen Jahr, auf Lungen – Seitlinge (Pleurotus pulmonarius) konzentrieren. Sie starten nun wieder voll durch. 24.05.2023 im Klaasbachtal.

Die Mittelfrist – Aussichten beim Wetter verheißen nichts gutes. Trocken, trocken, trocken, ohne Ende! Vor Mitte Juni ist für uns kaum ein Tropfen Regen in den Wetterkarten auszumachen. Und die Temperaturen bleiben eher moderat. Sommertage von 25 Grad und mehr werden für uns im Norden vorläufig kaum auf der Agenda stehen. Dafür oft sehr frische Nächte.

Wunderbar frische und makellose Frauen – Täublinge (Russula cyanoxantha) heute im Babster Sack. Ohne Schneckenfraß, ohne Maden, ein Gedicht und ohnehin so ziemlich das Beste, welches man bezüglich Speisepilzen den deutschen Wäldern abgewinnen kann. Standortfoto am 24. Mai 2023.

Hier die möglichen Regenmengen nach dem ECMWF für Wismar in akkumulierter Form bis zum 08.06. – 2.00 Uhr: minimal 0,3 l/qm, maximal 29,3 l/qm und im Mittel 5,3 Liter – Solch geringe Mengen habe ich seit dem ich diese Prognose – Reihe verfolge bisher noch nicht gesehen!

Und heute gab es die letzte Runde im 3er – Bunde.

Donnerstag, 25. Mai – Dieses Datum steht für mich persönlich ganz im Zeichen des Flockenstieligen Hexen – Röhrlings. Das geht zurück auf meine Jugend, als ich an einem 25. Mai meinen ersten Hexen – Röhrling dieser Art fand. Seit dem ist der 25. Mai für mich der Stichtag der Flockenstieligen Hexen, aber sie erscheinen ja meist schon einige Tage früher. Unser Bützower Pilzfreund Hanjo hat vor wenigen Tagen den ersten finden können. Das früheste Datum war nach meiner Beobachtung der 09. Mai. Das bezieht sich natürlich vor allen auf den meist im Frühling noch unterkühlten Nordosten Deutschlands. Es gilt die Faustregel, sobald die Buche und Eiche im Laub stehen, erwacht auch das mykorrhizierte Pilzleben dieser Bäume. Gestern wurde es durch erste Frauen – Täublinge im Babster Sack bestätigt.

Junge und kernige Frauen – Täublinge (Russula cyanoxantha) gestern im Babster Sack.

Und auch der zunehmende Mond freute sich gestern Abend darüber. Gilt er doch einigen Mondphasen – Mykologen als Zeichen für zunehmende Erfolge an der (Stein) – Pilzfront. 

Fällt das Laub im Spätherbst, so klingen die letzten Mykorrhiza – Arten Ende November/Anfang Dezember ab. Außerdem ist laut Bauernkalender heute ein wichtiger Los- und Schwendtag. So ist die Bestimmung des Wetters der nächsten Tage wichtig, um Rückschlüsse auf den kommenden Herbst zu gewinnen. Im Bauernregelbuch „Abendrot – Schönwetterbot“ findet sich zu diesem Thema folgendes: „Wie es sich an St. Urban verhält, so ist es noch 20 Tage bestellt“ Und das scheint in diesem Jahr wie die Faust auf` s Auge zutreffen zu wollen. Die blockierenden Beton – Hochs machen keinerlei Anstalten das eingefahrene Witterungsmuster wesentlich zu verändern. Das steuernde Zentralhoch bleibt nordwestlich von uns, dort, wo eigentlich das Island – Tief das Sagen hat und stört weiterhin die für unsere Breiten so typische Westwind – Zirkulation. Die Tiefdruckgebiete müssen entweder weit nach Norden, in die polaren Gefilde ausweichen, oder sorgen im Mittelmeerraum weiterhin für viele Turbolenzen, die sich in starken Regenfällen und Gewittern niederschlagen. Wer also glaubt, sich in den nächsten Tagen oder Wochen an den sonnigen Stränden Südeuropas brutzeln und braten zu lassen, sollte lieber die Regenbekleidung nicht vergessen. Da könnten wohl, trotz recht kühler Temperaturen, aber geballter Sonnenpower, die Strände der Ostsee die bessere Adresse sein. Es wird zwar bis in die erste Juni – Dekade immer wieder, wie bereits seit vielen Wochen, zu Kaltlufteinbrüchen aus der Polarregion kommen, aber bei dem hohen Sonnenstand und mit entsprechendem Windschutz, kann es sich durchaus aushalten lassen.

Viele Pilzfreunde haben so ihre Schwierigkeiten den Rehbraunen Dachpilz (links), mit dichter stehenden und jung weißlichen, später fleischfarbenen Lamellen) vom Breitblättrigen Rübling (rechts) zu unterscheiden. 24.05.2023 im Klaasbachtal.

Weiter heißt es in dem erwähnten Buch: „St. Urban hell und rein, gibt viel Korn und Wein“ Na dann prost! „Danke St. Urban, dem Herrn, er bringt dem Getreide den Kern. Scheint um den 25. Mai viel die Sonne, so wird der September in 2 von 3 Jahren schön werden, oft sogar der ganze Herbst. Scheint die Sonne jedoch wenig, so wird höchstwahrscheinlich auch der Herbst zu wenig Sonne bekommen.“. Nun, gegen einen sonnigen und möglichst warmen Herbst ist nichts einzuwenden, wenn er nicht mit Regen geizt.

Links der Rehbraune Dachpilz (Pluteus atricapillus) und rechts der Breitblättrige Rübling (Megacollybia platyphylla).

Hier die möglichen Regenmengen nach dem ECMWF für Wismar in akkumulierter Form bis zum 09.06. – 2.00 Uhr: minimal 0,0 l/qm, maximal 34,5 l/qm und im Mittel 6,0 Liter. Die meisten anderen Wettermodelle sehen noch geringere Mengen!

Der Morgenkaffee wurde heute akustisch während der ersten CD einer 3er Star – Collection genossen. Musik aus vergangenen Tagen und  verschiedenen Stilrichtungen. Tina Turner ist leider dieser Tage verstorben. Ihre Musik und die Erinnerung an eine tolle Frau, die es nicht immer leicht im leben hatte, wird weiterleben.

Freitag, 26. Mai – Heute war es wieder einmal sehr frisch. Immer wieder führen Kaltfronten aus dem hohen Norden Luftmassen polaren Ursprungs nach Norddeutschland. Die Fronten bringen kaum mal ein Tropfen Regen, lassen den Wind aber immer wieder stark auffrischen. Und so geht es auch munter weiter bis weit in den Juni hinein. Die nächste Kaltfront steht Pfingsten an und etwa ab dem 05. Juni rauscht dann wohl die sogenannte Schafskälte heran. Uns erreichen nochmals für die Jahreszeit sehr kalte Luftmassen. Allerdings hatte der Abendlauf des GFS diesen Kaltlufteinbruch etwas schwächer gerechnet, als noch im Vorlauf von heute Mittag. Das wichtigste bei all dem ist aber der Sachverhalt, dass bis mindestens Mitte Juni kaum ein Tropfen Regen fallen soll, auch wenn sich mal ein kleiner Schauer verirren sollte. Bei Kachelmann – Wetter wurden heute Karten bis gegen Ende Juni gezeigt. Kaum Änderung in Sicht! Zumindest nicht für den Norden.

Ein Frischpilz heute Vormittag auf der Rasenfläche des Seeblickparks in Wismar/ Wendorf.

Es ist ein junger Krempling. Fragt sich nur, ist es der Kahle- oder der Große Krempling, also lieber Paxillus spec.!

Das soll nun aber nicht heißen, dass wir die dicke Winterjacke heraus holen müssen. Die Sonne hat zu dieser Jahreszeit fast schon das maximal für uns mögliche an Strahlungsenergie zu bieten. Schwächt sich der Wind nach jedem neuen Kaltlufteinbruch ab und die Wolken machen der Sonne Platz, kann diese die Luft schnell auf angenehme, manchmal sogar bis auf frühsommerliche Temperaturen um 25 Grad erwärmen. Die Nächte bleiben erfrischend kühl, so dass in der nächsten Zeit wohl einige traumhaft schöne  Wohlfühltage auf der Agenda stehen sollten.

Auf Rindenmulch von Laubbäumen heute und ebenfalls im Park am Seeblick massenhaft Voreilende Ackerlinge (Agrocybe praecox). Die 7 Liter Regen von vor einigen Tagen machten es möglich.

Dort, wo sie im Seewind standen, platzten die Hüte rissig auf. Jetzt sind es zwar aufgerissene Ackerlinge, aber eben keine Rissigen Ackerlinge. Frühlings – Ackerlinge sehen wir hier, wie ein weiterer deutscher Namen lautet.

Auf die südlicheren Landesteile der BRD können jedoch zeitweise feuchtere Luftmassen mit Schauern und Gewittern übergreifen. Es wird nämlich angedeutet, dass im laufe des ersten Sommermonats auf dem Atlantik der Luftdruck fallen soll. Das würde allmählich eine mehr südwestlichere Strömung bewirken, mit der dann wärmere und vor allem Gewitteranfälligere Luftmassen nach Mitteleuropa geführt werden könnten. Aber viel würde ich auf diese Tendenzen zunächst nicht geben. Der Mai und Juni wurden vor Wochen auch feuchter gerechnet. Obwohl, es hat ja für weite Teile Deutschlands gestimmt, nur nicht für den ohnehin trockenen Nordosten, nordöstlich der Elbe. Am meisten Regen gab es in diesem Monat bei uns in M-V in einem schmalen Streifen südlich Güstrow bis hinunter in den Raum Parchim/Lübz. Hier hatten Gewitter einiges an Wasser abladen können. Ob im Zusammenspiel mit dem zunehmenden Mond, trotz der unterkühlten Verhältnisse, hier etwas möglich ist? Wir werden an Pfingsten der Sache auf den Grund gehen.

Auch die Manschette, die wie bei dem mittlerem Exemplar charakteristisch den oberen Bereich des Stieles schmückt, kann unter solchen Bedingungen am Hutrand hängen bleiben und man sucht dieses wichtige Merkmal vergebens an der ihm zugedachten Stelle. Witterung kann das Aussehen der Pilze mitunter stark verändern oder verfälschen. 26. Mai 2023 Wismar – Wendorf.

Hier die möglichen Regenmengen für die Hansestadt Wismar in akkumulierter Form nach dem ECMWF bis zum 10.06. – 2.00 Uhr: minimal 0,0 l/qm, maximal 35,6 l/qm und im Mittel 5,1 Liter.

Da in diesem Monat nichts mehr dazu kommt, sehen wir hier die Niederschlagsverteilung für M-V nach Kachelmannwetter.

Sonnabend, 27. Mai – Witterungsprognose nach dem BauernkalenderIn 6 von 10 Jahren folgt auf einen trockenen Mai ein trockener Juni“. Das Jahr 2023 wird sich bei uns im Nordosten unter den 6 von 10 einordnen. Er war zwar nicht extrem trocken, denn in einigen Regionen kam doch noch leidlich etwas vom Himmel, aber im Vergleich zu durchschnittlichen Jahren und auch zu dem, was in anderen Regionen Deutschlands vom Himmel kam, eindeutig zu trocken. Und der Juni wird weitermachen, wo der Mai aufgehört hat. Auch heute bestätigten es wieder die Wettermodelle. Hochdruck überwiegt, der allenfalls im Verlauf von Norden oder auch von Süden etwas angeknabbert werden könnte. So wie schon das gesamte Frühjahr über, trogt es immer mal von Skandinavien her nach Süden aus und immer wieder gelangt ein neuer Schwall Polarluft zu uns. Diese weht oft sogar aus den östlichen bis nordöstlichen, kontinental geprägten Regionen zu uns und kann sich bei der intensiven Sonneneinstrahlung zeitweise bis auf sommerliches Niveau erwärmen (25 Grad und mehr), aber die immer neuen Einschübe von kalten Luftmassen drücken die Temperaturen zwischen durch auch immer mal nach unten. Das ist natürlich bei nördlichen Windkomponenten bei uns an den Küsten besonders zu spüren.

Flockenstieliger Hexen – Röhrling (Boletus luridiformis) heute am Standort im Mühlenholz.

Unsere Catrin, die es liebt auf dem Besen zum Blocksberg zu fliegen, entdeckte heute standesgemäß die erste Hexe mit einem Freudenschrei.

Die Nächte werden durchweg ziemlich bis sehr frisch. So kühlte es beispielsweise im Raum Rostock letzte Nacht bis auf Null Grad ab! Auch wenn uns von Norden her Fronten streifen, bis auf wenige Tropfen oder auch mal einen schlappen Schauer, haben die nicht viel für uns übrig. Der Süden Deutschlands könnte aber im Verlauf von feuchteren Luftmassen profitieren, die dann auch die Gewitterneigung ansteigen lassen können. Aber es hat auch sein gutes, denn wir haben dadurch oft Wohlfühlwetter vom feinsten! Ganz so toll dürften es die Großpilze nicht empfinden. Zumindest haben wir derzeit keine kräftigen und trockenen Ostwinde mehr. So sind die Frischpilze, die sich nun zunehmend aus den Waldböden trauen, auch von recht ordentlicher Qualität. So auch die Flockenstieligen Hexen – Röhrlinge und Frauen – Täublinge, die wir auf der heutigen öffentlichen Lehrwanderung durch das Mühlenholz zwischen Wismar und Grevesmühlen fanden. Wir waren hier bei schönstem Wetter mit 4 Leuten unterwegs. 2 weiblichen und 2 männlichen Menschen. Außerdem gabe es noch einige Breitblätter, Schwefelköpfe, Schüpplinge und den ersten Waldfreund – Rübling der Saison, auf den sicher alle gewartet haben. Wir legten eine Mittagspause mit Speis und Trank in Grevesmühlen ein und suchten im Anschluss noch die Everstorfer Forst heim. Frischpilze waren hier kaum dabei, aber wiederum haben wir einen herrlichen Altbuchenbestand für uns entdecken können.

So stammt auch dieses Gruppenfoto von Flockenstieligen Hexen (B. luridiformis) aus dem Mühlenholz. Wer es noch nicht mitbekommen hat, er zählt nach ausreichendem Erhitzen zu den Besten aller Röhrlinge! Das wissen sogar die Waldbewohner, wie man sieht. Aber bitte, nicht immer darauf verlassen! 

Hier die möglichen Regenmengen nach dem ECMWF für Wismar in akkumulierter Form bis zum 11. Juni 2023 – 2.00 Uhr: Minimal 0,0 l/qm, maximal 46,8 l/qm und im Mittel 8,0 l/qm.

Wie es sich gehört, ertönte heute morgen mal wieder der Gregorianische Kalender aus meinen Lautsprecherboxen.

Sonntag, 28. Mai (Pfingsten) – Zunächst möchte ich mich korrigieren. Gestern schrieb ich im Tagebuch – Eintrag, dass wir bei uns in M-V keinen extrem trockenen Mai in diesem Jahr erlebt haben. Das stimmt nicht! In einem Wetter – Video auf www.kachelmannwetter.de wurde heute mal in die Statistik geblickt und festgestellt, dass es der 2. trockenste Mai seit Beginn der Wetteraufzeichnungen in unserem Bundesland war. Das wir, oder ich, es nicht so wahr genommen haben, liegt vielleicht daran, dass es  im Winter und bis in den Frühling (März/April) hinein immer mal nennenswert Regen gab und somit, nicht wie im letzten Jahr, bereits ab dem März einsetzende Trockenheit vorlag. So haben die etwas tieferen Bodenschichten immer noch genügend Feuchtigkeit, während die Oberböden zusehends austrocknen.

Und gestern war es die 2. CD der Star – Collection.

Leider geht das nun so weiter und die Landwirtschaft muss mal wieder, mit ihren teils gerade frisch bestellten Flächen, um ihre Erträge bangen. Nicht was jetzt schon gut auf dem Halm steht, sondern beispielsweise Mais, der gerade erst ausgepflanzt wurde. Auch für die Wälder könnte es wieder kritisch werden, sollte sich die Großwetterlage in den nächsten Wochen nicht umstellen. Im Abendlauf des GFS war auch nach wie vor kaum ein Tropfen Regen für uns im Norden bis gegen Mitte Juni im Programm. Allenfalls ganz im Süden können im weiteren Verlauf wieder Schauer und Gewitter aufziehen. Und die sind gerade froh darüber, dass die Regenzeit dort zu Ende gegangen ist.

In der Fahrenhorst gibt es auch reichlich Fichtenbestand. Ein Teil davon fiel bereits der Dürre der Vorjahre zum Opfer. Wir brauchen dringend Sommerregen!

So war ich heute mit Irena in dem niederschlagsreicheren Streifen unterwegs, der in der Grafik von gestern zu sehen ist, wo durch Gewitter etwas mehr Regen zusammen kam. Östlich von Lübz in der Fahrenhorst an der Elde – Müritz – Wasserstraße in Höhe vom Bermuda Dreieck

Pfingsten am Bermuda – Dreieck.

Der Wald wirkte trocken wie anderswo auch. Nur auf den Waldwegen standen vereinzelt noch Pfützen. Pilztechnisch war nichts los. Bis auf eine Gruppe Breitblätter kein Frischpilz weit und breit. Dann ging es in Richtung Goldberg, in die Nossentiner/Schwinzer Heide. Dort inspizierten wir eine doch recht zuverlässige Stelle, wo gegen Ende Mai schon mal Sommersteinpilze auftauchen können. Trostlos auch hier, nicht die Spur eines Frischpilzes! Natürlich wird hier und dort der eine oder andere Täubling oder auch ein Hexen – Röhrling vertreten sein, aber einiges an Glück sollte schon dazu gebucht werden.

Breitblättrige Rüblinge heute in der Fahrenhorst am Standort abgelichtet und zusammen gelegt.

Hier noch die möglichen Regenmengen nach dem ECMWF in akkumulierter Form bis zum 12. Juni – 2.00 Uhr für Wismar: minimal 0,1 l/qm, maximal 44,8 l/qm und im Mittel 6,1 Liter.

Und auch heute begleitete mich die Star – Collection ein letztes mal in den Tag. Wirklich schon Uralt – Oldies!

Montag, 29. Mai (Pfingsten) – Nach dem neuerlich eine kaum wetterwirksame Kaltfront von Nordwesten durchgezogen ist, war es heute wieder etwas frischer. Nachts geht es weiterhin gut in den Keller. Die Luft ist sehr trocken und so ähnlich geht es wohl bis mindestens Mitte Juni weiter. Bald wird sich das bisher noch meist satte und frische Grün an den Straßen- und Wegesrändern, und auf vielen Wiesen- und Rasenflächen, in ein vertrocknetes braun verwandeln. Trotz der kalten Nächte steht der Luft wenig Wasser zur Tauablagerung zur Verfügung. Die gesamte Natur wird zunehmend durch diese Verhältnisse leiden. Zumindest der überwiegende Teil. Zur Früchtereifung früher Ostsorten wie Erdbeeren oder Kirschen dürfte es jedoch ideal sein.

Grünblättrige Schwefelköpfe (Hypholoma fasciculare) auf dem Wege zum vertrocknen. 29.05.2023 in den Rohlstorfer Tannen.

Und es verwundert schon ein wenig, dass trotz der trockenen Verhältnisse diese Gelbe Lohblüte (Fuligo septica) heute in den Rohlstorfer Tannen noch ganz gut unterwegs war.

Und es geht nun auch den Pilzen an der Kragen, die nach dem letzten Regen das Tageslicht erblickt haben. Sie zeigen zunehmend Trockenschäden, werden regelrecht luftgetrocknet. Zumindest die dünnfleischigen Arten. So heute Grünblättrige Schwefelköpfe, Frühlings – Ackerlinge oder auch Breitblätter, die alle ziemlich leidend aussahen. Ich besuchte heute meinen Buchenwald – Standort in den Rohlstorfer Tannen, dem ich eigentlich traditionell zum Stichtag des Flockenstieligen Hexen – Röhrlings, am 25. Mai, beehre. Aber irgendwie schaffte ich es nicht. Es waren heute keine auffindbar, nur einige halbvertrocknete Büschel der giftigen Schwefelköpfe.

Die Friedrichswalder Weiche heute. Hier wäre der Treff zu einer öffentlichen Wanderung am 08. Juli. Dieser wird auf Sagsdorf verlegt.

Ich fuhr weiter in die Sültener Forst. Hier steht am 08. Juli eine öffentliche Wanderung auf dem Plan. Da der Treffpunkt an der Friedrichswalder Weiche nur über eine längere Fahrt auf einem Feldweg erreichbar ist, wollte ich prüfen, ob ich diesen Weg unseren Autofahrerinnen und Fahrern zumuten kann. Sie hatten bereits am vergangenen Sonnabend zu kämpfen und zu bangen, die kurze Strecke in das Mühlenholz zu bewältigen. Der dortige Weg wäre um ein vielfaches länger und ich werde es ihnen nicht zumuten, denn falls es vorher tatsächlich mal kräftiger geregnet haben sollte, sind die tief ausgefahrenen Schlaglöcher gut gefüllt und auch sonst wäre die Fahrt sehr schweißtreibend. Das Zielgebiet bleibt, aber der Treff wird auf Sagsdorf verlegt. Dieser Punkt ist asphaltiert erreichbar.

Ein verwelkter Frühlings – Ackerling (Agrocybe praecox) heute in der Sültener Forst.

Hier noch die möglichen Regenmengen für Wismar nach dem ECMWF bis zum 13.06. – 2.00 Uhr in akkumulierter Form: minimal 0,0 l/qm, maximal 41,4 l/qm und im Mittel 5,6 Liter.  

Ein bunter Hit – Mix heute morgen zur Kaffee – Stunde. Ja, den Affen kennen wir doch! Ist das nicht Ronny aus der von Otto Waalkes produzierten Pop Show im ZDF der 1980er Jahre?

Dienstag, 30. Mai (Weltuntergang) – Nun, wie es ausschaut, einige Stunden sind es ja noch bis null Uhr, scheint die Welt, gemeint ist wohl unser blauer Planet, wieder einmal seinem Untergang entkommen zu sein. Warten wir bis nächstes Jahr! Aber am frühen Abend, so etwa gegen 17.45 Uhr, drangen zwei wuchtige, dumpfe Explosionsgeräusche an meine beiden Ohren. Nun scheint es wohl soweit zu sein! Kurz darauf unaufhörliches Sirenengeheule von Feuerwehren, Polizei und Rettungskräften. Durch die ABC Straße zog Brandgeruch. Ich hatte einen Verdacht, der sich inzwischen auch bestätigt hat. Im Holz – Cluster am Hafen hat sich mal wieder eine Staub – Verpuffung ereignet. Nicht das erste mal, kommt immer mal wieder vor. Nach aktuellem Stand 4 Leichtverletzte und ein Vermisster. In Wismar ist eines der größten Holzverarbeitungsunternehmen Europas ansässig. Eigentlich sind es mehrere Firmen. Hier wird jeden Tag ein ganzer Wald verheizt, nein, verarbeitet heißt es wohl richtig. Wer hier arbeitet lebt gefährlich. Da hatte ich noch Glück, denn vor einiger Zeit betreute ich im Foyer des Verwaltungsgebäudes der Egger – Werke, ein Österreichisches Unternehmen, eine kleine Pilzausstellung von holzbewohnenden Arten. Hoffen wir, dass die Vermisste Person noch lebend gefunden wird. Nach so einem Knall muss man leider auch schlimmeres befürchten.

Einen dumpfen Knall gab es auch am 15. Juni 1978 in der Sültener Forst, als ein Bagger, Eichen, Erdreich und reichlich Kies in den Schwarzen See abrutschten. Gut zwei Wochen nach dem 30. Mai des Jahres 1978 herrschte hier Untergangsstimmung. Ich war damals Konditor – Lehrling und weiß noch, wie das Ereignis für Gesprächsstoff in der Wismarer Konsum – Großbäckerei sorgte.

 

Der Schwarze See am 29. Mai 2023.

Ich fürchte unterdessen, dass unsere Wälder wieder zunehmend Arbeit für die Feuerwehr bereit halten könnten. Im Berliner Raum tobt bereits ein größerer Waldbrand. Waldbrände werden immer von Menschen entfacht. In der Regel durch Unvernunft oder vorsätzlicher Brandstiftung. Insbesondere die Kiefernforste auf den leichten Sandböden sind gefährdet. Aktuell gelten in unserem Einzugsgebiet die Waldbrand – Warnstufen 3 und 4. Die höchste Gefahrenstufe 5 ist im Forstamt Mirow ausgerufen worden. Hier ist das Betreten der Wälder untersagt. Die Situation wird sich weiter verschärfen, denn wir erlebten in M-V einen historisch trockenen Mai. In der Gesamt – Bilanz haben wir das 2. trockenste und auch 2. kälteste Frühjahr seit Beginn der Wetteraufzeichnungen hinter uns. Meteorologisch beginnt ja am 01. Juni der Sommer.

Noch immer zeugen Baumlaichen aus dem Wasser heraus ragend von den dramatischen Ereignissen jener Frühsommer – Nacht zwischen Sülten und Sagsdorf. Am 08. Juli führt eine Pilzwanderung hier her.

Und der Sommer macht dort weiter, wo das Frühjahr geendet hat. Unterkühlt, trockene Luft ohne Niederschläge, viel Sonne und zeitweise stark auffrischende Winde. Insbesondere in Verbindung mit den ansonsten kaum wetterwirksamen Kaltfronten, die immer wieder neue Schübe polarer oder arktischer Luftmassen heran führen. Daran wird sich bis Mitte Juni kaum etwas ändern. Niederschlagsreiche Frühjahre und Sommer wird es laut Klimaprognose nordöstlich der Elbe immer seltener geben. Anstatt nach Pilzen in Wald und Flur zu schauen, wird es wohl sinnvoller werden, sich ein sonniges und lauschiges Plätzchen am Ostseestrand zu suchen und auf den Herbst zu hoffen. Ohne Kurtaxe und Strandgebühren versteht sich, am Naturstrand.

Hier sehen wir eine häufige Schlauchpilzart der der Mykophage in der Regel nichts abgewinnen kann, ja die er nicht einmal zu den Pilzen gehörig verorten würde. Der Adlerfarn – Fleckenpilz (Rhopographus filicinus) gestern in der Sültener Forst.

Hier die möglichen Regenmengen für Wismar nach dem ECMWF in akkumulierter Form bis zum 16.06. – 2.00 Uhr: minimal 0,0 l/qm, maximal 35,2 l/qm und im Mittel 6,3 Liter.

Meine heutige CD zum Kaffee – Status Quo. Frühe Stücke dieser Hard- & Boogie – Rock Formation. Mit Gerdundula – der Hammer für Gitarren – Fans! Einfach Kult!

Mittwoch, 31. Mai – Die heutige Mittwochsexkursion führte uns in den 2. Quadranten der Topographischen Karte 2136 = Neukloster. Ziel war die Lübberstorfer Forst. Überwiegend Buchenbestände mit Fichten und Lärchenbereichen eingemischt. Mit vielen, kleinen Sümpfen und Kesselmooren, die teils kaum noch von Wasser gefüllt waren. So hielt sich das Frischpilzaufkommen in Grenzen, war aber nicht gleich null. Breitblätter, Hexen – Röhrlinge, Tintlinge, Stielporlinge oder auch ein wunderbarer Schwarzflockiger Dachpilz als Krönung ganz zum Schluss. An die Getigerten Sägeblättlinge war leider kein rankommen, da an Laubholz im ausnahmsweise zu nassen Waldtümpel. Unterwegs waren heute Catrin aus Bützow, Michael aus Schwerin, Chris aus Lübeck und Reinhold aus Wismar. Status Quo

Catrin hatte gestern die ersten Perlpilze (Amanita rubescens) des Jahres für uns entdeckt und heute zur Exkursion mitgebracht.

 

Nur vereinzelt gab es sie bisher, die Schwefelporlinge (Laetiporus sulphureus). Dieses Foto stammt von unserem Bützower Pilzfreund Hanjo.

Damit geht der 2. Monat der Saison 2023 zu Ende. Ein durchwachsener Mai hinsichtlich des Frischpilzangebotes. Er hätte durchaus etwas besser ausfallen können, wenn die Witterung dies zugelassen hätte. Ich spiele auf die meist trocken – kühlen und oft windigen Wetterlagen an. So wurden viele Maipilze in ihrer Entwicklung gehemmt und vertrockneten. Auch die Morcheln Anfang des Monats litten unter den trocken – windigen Verhältnissen. Im letzten Monatsdrittel tauchten dann erste Sommerarten auf wie Flockenstielige Hexen – Röhrlinge, Frauen – Täublinge, Perlpilze und vor meiner Eingangstür des Info – Zentrums hatte heute Vormittag jemand einen frischen Riesenbovist abgelegt. Champignons waren immer wieder mal dabei. Auffallend war, dass es kaum Schwefelporlinge gab. Lag es an dem meist zu kühlem Wetter? Der Mai 2023 geht als der 2. kühlste und trockenste in M-V in die Geschichte ein. Etwas paradox, denn das Frühjahr (März – Mai) war auf ganz Deutschland gesehen das nasseste seit 10 Jahren! Auch die Mitteltemperaturen waren etwa dem Klimamittel entsprechend. Wohl gemerkt, auf ganz Deutschland gesehen! Sehr nasser und verhältnismäßig warmer Süden, trockener und oft zu kalter Norden.

Schmalsporige- oder Spitzgebuckelte Falten – Tintlinge (Coprinus acuminatus) heute am Standort in der Lübberstorfer Forst.

In der letzten Nacht ging es beispielsweise in Barth, bei Rostock, wieder bis auf 0 Grad runter! Die Nächte werden auch weiter frisch bleiben und die Bodenfrostgefahr ist selbst in den ersten Juni – Tagen noch nicht gebannt. Immer neue Kaltfronten führen immer neue Polarluft heran. Leider ohne Regen. In meinen Messbecher in der historischen Altstadt von Wismar gelangten im ganzen Monat Mai gerade einmal 22 Liter! Normal wären nach der mir vorliegenden Klimatabelle für unsere Hansestadt im Mai 75,7 Liter! Status Quo – Gerdundula

Das Beste, wie es sich gehört, zum Schluss unserer heutigen Mittwochsexkursion. Der Schwarzflockige Dachpilz (Pluteus umbrosus) mit seinen schwarz beflockten Lamellenschneiden und an totem Buchenholz in der Final – Phase der Vermorschung gefunden. Lübberstorfer Forst.

Hier die möglichen Regenmengen für Wismar nach dem ECMWF in akkumulierter Form bis zum 15.06. – 2.00 Uhr: minimal 0,0 l/qm, maximal 41,5 l/qm und im Mittel 8,6 Liter.

Weiter geht es im Tagebuch „Wetter und Pilze Juni 2023“