Sommeraspekt und Beginn der Hochsaison 2010
Nachdem der Sommer zunächst, wie so oft in unseren Breiten, über weite Strecken zu trocken war, gab es ab Anfang August 2010, erstmals seit längerer Zeit, recht verbreitet nennenswerte Regenfälle. Besonders am 1. August fielen stellenweise, durch heftige Gewitter ausgelöst, mehr als 20 Liter auf den Quadratmeter. Nach der großen Hitze und Trockenheit im Juli, stehen die Zeichen nun ab Mitte August sehr gut für einen kräftigen, umfangreichen Wachstumsschub im Nordwestmecklenburger Raum. Es gilt die Faustregelt: Nach längerer Trockenheit und darauf folgenden, ergiebigen Niederschlägen, ist ab etwa 10 – 14 Tagen mit einen plötzlich einsetzenden Wachstumsschub vieler Pilze zu rechen. Nach wenigen Tagen treten aber schon dünnfleischige Kleinarten auf, nach etwa einer Woche kommen oft massenhaft Champignons und nach etwa 10 – 14 Tagen ist meist ein starker Röhrlingsschub zu erwarten. In den darauf folgenden 2 – 3 Wochen entfaltet sich eine größere Artenvielfalt. Bleibt es danach wieder mehr als 14 Tage trocken, flaut alles bald wieder ab. Regnet es immer wieder nach, kann es schon zu einem fließenden Übergang zum Herbstaspekt kommen, bei ständig steigender Artenvielfalt.
An dieser Stelle möchte ich den gerade beginnenden Wachstumsschub mit einigen Fotos belegen.
Essbare, aber geringwertige Waldfreund Rüblinge (Collybia dryophila), eröffnen den Reigen. Standortfoto am 07. August 2010 im Sültener Forst.
An grasigen Standorten tauchen Rissige Ackerlinge (Agrocybe dura) auf. Auch sie sind essbar. Standortfoto am 08. August 2010 in Warin.
Auf geeigneten, kurzgrasigen Wiesen und Viehweiden gibt es momentan einen gewaltigen Schub von Wiesen – Champignons (Agaricus campestris var. squamulosus). Ausgezeichneter Speisepilz. Standortfoto bei Neukloster am 10. August 2010.
Gelegentlich findet man diesen eleganten Feinschuppigen Trichterling (Clitocybe squamulosa) in Kiefern und Fichtenwäldern. Essbar. Standortfoto in einer Kiefernaufforstung bei Neukloster am 10. August 2010.
Fast schon überpünktlich starten die Körnchen – Röhrlinge durch. In den nächsten Tagen werden sie an entsprechenden Stellen fast als Bodendecker fungieren. Standortfoto im Kiefernforst bei Neukloster am 10. August 2010. Guter Speisepilz.
Stellenweise sind sogar schon ansehnliche Butterpilze (Suillus luteus) erschienen. Standortfoto im Kiefernforst bei Neukloster am 10. August 2010. Guter Speisepilz.
Wenn die großen und unübersehbaren Parasole (Macrolepiota procera) ihre Schirme an lichten Stellen wieder aufspannen, signalisieren sie den Beginn eines neuen Wachstumsschubes im Pilzreich. Standortfoto im Wald bei Jülchendorf am Abend des 11. August 2010. Sehr guter Speisepilz!
Da die Kahlen Kremplinge (Paxillus involutus) den Röhrlingen sehr nahe stehen, erscheinen sie oft zeitgleich mit ihnen zu Beginn eines Wachstumsschubes. Standortfoto im Park in Wismar am 13. August 2010.
Der Eichen – Filzröhrling (Xerocomus quercinus) wächst sehr gerne in Parkanlagen unter Eichen. Essbar. Standortaufnahme in Wismar am 13. August 2010.
Sie gehören einfach zusammen, der Mehlpilz (Clitopilus prunulus) und der Echte Steinpilz (Boletus edulis). Trifft man diese bleiweißen, stark nach Mehl riechenden, brüchigen, pfifferlingsförmigen Blätterpilze unter Eichen, Buchen und Fichten an, ist es ein untrügliches Zeichen für einen Steinpilz – Standort. Zu dem soll auch der Mehlpilz ein sehr guter Speisepilz sein! Standortfoto im Forst Farpen am 14. August 2010.
Die nicht zu übersehenden Schwefelporlinge (Laetiporus sulphureus) setzen zu ihrem 2. Wachstumsschub an. Sie Erscheinen im laufe einer Saison in 2 Wellen: zum einen von Mai – Juni und dann wieder von August – September. Jung wie Schnitzel gebraten ist er sehr schmackhaft, ähnlich Geflügelfleisch. Das Foto entstand in der Nähe von Brüel an einem Pflaumenbaum am 15. August 2010.
Vorsicht beim Sammeln von Perlpilzen. Der hier abgebildete Pantherpilz (Amanita pantherina) hat nie rötliche Tönungen, die Manschette ist ungerieft, die Hüllflocken auf dem Hut sind weiß. Er ist stark giftig! Standortfoto am 18. August 2010 bei Hasenwinkel.
Unter Eichen und Buchen trifft man zur Zeit recht häufig den Sommersteinpilz (Boletus reticulatus) an. Er ist ein sehr guter Speisepilz, aber leider oft stark von Maden befallen. Standortfoto am 18. August 2010 im Revier Weiße Krug.
Auch an Baumstümpfen regt sich zunehmend pilzliches Leben. Das Stockschwämmchen (Kuehneromyces mutabilis) ist ein echter Edelpilz. Vorsicht aber vor dem besonders im Herbst auch an Laubholzstubben wachsenden Gift – Häubling. Er gilt als tödlich giftig! Standortfoto am 18. August 2010 im Revier Weiße Krug.
Nach dem es im Frühling und Frühsommer schon einige Birkenpilze (Leccinum scabrum) gab, melden sie sich gerade wieder zurück. Tendenz: steigend! Standortfoto im Sternberger Seenland am 20. August 2010.
Neben dem Sommersteinpilz gibt es jetzt auch zunehmend Echte Steinpilze (Boletus edulis). Man findet diesen beliebten Speisepilz vorzugsweise unter Fichten, Buchen, Eichen und Kiefern. Standortfoto im Naturpark Sternberger Seenland am 20. August 2010.
In gehaltvollen Buchenwäldern sind jetzt die ersten Herbsttrompeten erschienen. Sie wachsen nicht jedes Jahr, darum sollten Liebhaber dieses sehr würzkräftigen Edelpilzes die nächsten Wochen und Monate nutzen, um einen Trockenvorrat anzulegen. Standortfoto im Haushalt Forst am 21. August 2010.
Den gefährlichsten aller Giftpilz sollte jeder Pilzsammler kennen. Es ist der Grüne Knollenblätterpilz (Amanita phalloides) Er wächst in den nächsten Wochen recht häufig und oft sehr gesellig unter Eichen, Buchen, Linden und Fichten. Tödlich giftig!
Unter Kiefern erscheint jetzt einer unserer wertvollsten und schmackhaftesten Speisepilze, der Edel – Reizker (Lactarius deliciosus). Mit seinem rötlichen Milchsaft ist er höchstens mit anderen, ebenfalls essbaren und rotmilchenden Reizkern zu verwechseln. Standortfoto bei Neukloster am 24. August 2010.
In manchen Laubwäldern stechen jetzt diese gewaltigen Pilzrosetten regelrecht in`s Auge. Es handelt sich um den Riesenporling (Meripilus giganteus). Einer der größten europäischen Pilzfruchtkörper. Wenn er so jung ist, wie auf dem Bild, kann man zumindest die zartfleischigen Ränder zu Speisezwecken verwenden. Er soll sogar recht gut schmecken, wird aber schon bei Berührung schwarz. Standortfoto am 25. August 2010 im Herrenholz.
Ziegenlippen sind jetzt ziemlich häufig. Sie wachsen einzeln oder in kleinen Trupps im Laub- und Nadelwald. Der Hut ist wildlederartig samtig, die Röhren sind leuchtend gelb und der Stiel ist ohne Rottöne. Mittelmäßiger Speisepilz. Standortfoto am 25. August 2010 am Deichelsee.
Der Deichelsee ist ein tief in die Landschaft eingebetteter, klarer, festgründiger Waldsee bei Brüel. Seine bewaldeten Hangterrassen sind kalkhaltig und an der links im Bild erkennbaren, besonnten Nordseite ist eines der wenigen, bekannten Fundorte des sehr seltenen Satans – Röhrlings in Norddeutschland. 25. August 2010.
Soweit einige Fotos zum Start in die Hauptsaison 2010.